Titel: | Beschreibung einer neuen und höchst vollkommnen Luftpumpe. Von Hrn. Wilh. Stiles. |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXVI., S. 252 |
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LXVI.
Beschreibung einer neuen und hoͤchst
vollkommnen Luftpumpe. Von Hrn. Wilh.
Stiles.
Aus dem London Journal of Arts. II Series. Nr. 1.
April 1828. S. 2.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Stile's Beschreibung einer neuen und hoͤchst vollkommnen
Luftpumpe.
An den gewoͤhnlichen Luftpumpen fehlt es bekanntlich an
den Klappen, so daß sie lange zuvor aufhoͤren zu wirken, ehe sich noch ein
leerer Raum in dem Recipienten gebildet hat. Dieser Nachtheil hat bei der
gegenwaͤrtigen Luftpumpe nicht Statt, welche in einem hohen Grade alle
Vortheile der bisherigen Luftpumpen vereinigt, und dabei noch den wichtigen Dienst
gewahrt, zwei Mahl so viel zu leisten, als eine gewoͤhnliche Luftpumpe mit
zwei Stiefeln.
Fig. 18.
stellt einen Durchschnitt der wichtigsten Theile dieser Luftpumpe dar, die auf die
gewoͤhnliche Weise mittelst einer Kurbel, eines Rades und eines Zahnstokes in
Thaͤtigkeit gesezt wird, was keiner Erklaͤrung bedarf. An dem Ende
eines jeden Zahnstokes sind aber mittelst der messingenen Verbindungsstuͤke,
a, a, die walzenfoͤrmigen Stangen, b, b, befestigt, die durch die ledernen
Halsbaͤnder, c, c, laufen, uͤber welchen
oben Oehlbehaͤlter in Form eines Bechers angebracht sind, damit sie desto
genauer luftdicht schließen. Die Staͤmpel, d, d,
sind dicht, ohne alle Klappen, und bestehen aus Lederscheiden, die in Oehl und Talg
geweicht, und zwischen zwei Schultern festgeschraubt werden, so daß man sie dann in
der Drehebank nach der Weite der Hoͤhlung des Stiefels genau zudrehen
kann.
Man muß auf die Lagen Ruͤksicht nehmen, in welchen diese Staͤmpel gegen
einander gestellt sind. Der eine in dem Cylinder oder Stiefel, A, ist beinahe am Ende seines Zuges nach
aufwaͤrts, waͤhrend der andere in dem Stiefel, B, beinahe am Ende seines Stoßes nach abwaͤrts ist. Das
Stuͤk, C, ist zwischen den Kappen angebracht,
welche die ledernen Halsbaͤnder einschließen, und ist fest angeschraubt. Der
Stiefel, B, ist aus seiner Kappe, E, herausgenommen, um die Art der Verbindung zwischen der Kappe und dem
Stiefel zu zeigen, indem jede Kappe, D, und, E, auf dieselbe Weise mittelst Schrauben befestigt ist,
die in gehoͤrigen Entfernungen von den Vorspruͤngen der Stiefel, A, und, B, angebracht sind.
Die ekigen durchgebohrten Durchgaͤnge, e, e, die
man in dem Stuͤke, C, sieht, stehen mit der
Haupteinlaßroͤhre, oder mit dem Canale des Recipienten in Verbindung: der
eine, der nach dem Stiefel, B, fuͤhrt, ist offen,
und gestattet der Luft freien und ungehinderten Durchgang, um uͤber dem
Staͤmpel, d, einzutreten, wenn dieser, wie der
Pfeil zeigt, niedersteigt, waͤhrend die Luft gleichfalls durch die
Roͤhre, f, hinabsteigt, und durch den
horizontalen Canal laͤuft, der mit dem Staͤmpel, a, communicirt, wie die Buchstaben, f, f, zeigen.
Hier tritt die Luft durch eine geoͤhlte seidene Klappe, die aus einem
messingenen Klappenstuͤke besteht, welches mit einem Loche in dem
Mittelpuncte desselben und einer kleinen Furche, die in dem oberen Theile
eingeschnitten wurde, versehen ist. Ein Stuͤk Seidenzeug, das in Oehl
getraͤnkt wurde, ist uͤber die Oberflaͤche hingespannt, und
mittelst eines Seidenfadens, der in der Furche umgewunden wurde, befestigt. Man
sieht dieses Stuͤk sammt der Klappe am Boden des Stiefels, A, nach oben geoͤffnet, wo es die Luft unter dem
Staͤmpel, waͤhrend derselbe nach dem Pfeile in die Hoͤhe
steigt, eindringen laͤßt. Da wir jezt den Weg, auf welchem die Luft
eingelassen wird, von dem obersten Theile des Stiefels, B, bis an den Boden des Staͤmpels, A,
beschrieben haben, koͤnnen wir jezt den Mechanismus angeben, durch welchen
die oberen Einlaßklappen mit ihren respectiven Stiefeln verbunden sind. Diese
Klappen bestehen aus zwei messingenen Cylindern, F, und,
G, wovon der erstere geschlossen, G, aber offen dargestellt ist. Diese Cylinder oder
Stangen laufen durch die kleinen ledernen Halsbaͤnder, g, g, wovon jeder mit einem Oehlbecher versehen ist, wie die
gekruͤmmten Linien uͤber denselben zeigen. Diese Kappen koͤnnen
fester geschraubt werden, um die ledernen Halsbaͤnder dichter an einander zu
druͤken, und dieselben luftdicht zu machen. Diese cylindrischen Klappen oder
Stangen werden dadurch in einer senkrechten Lage erhalten, daß man sie durch ein
Stuͤk Messing laufen laͤßt, welches mittelst Schrauben an der unteren
Seite des obersten Theiles der Luftpumpe, H, befestigt
ist. An diesem Stuͤke sind zwei Hebel, I, und,
K, angebracht, die sich um die staͤhlernen
Stifte der Niete, h, h, mit geraͤndelten
Knoͤpfen drehen. Die Hebel arbeiten in einem Falze, der zur Aufnahme
derselben in jenem Theile des Stuͤkes, h,
eingeschnitten ist, der hier mit, i, i, bezeichnet ist.
An einem Ende eines jeden dieser Hebel sind die kleinen staͤhlernen
Schrauben, k, k, angebracht. Zwei kleine messingene
Platten, U, (die Vorderplatte einer jeden ist hier im
Durchschnitte zu sehen), deren Enden wieder mittelst Schrauben, m, m, an den Stuͤken, n,
n, befestigt sind, dienen statt Schlaͤuderstangen zur Verbindung der
hier nothwendigen Bewegung, wenn die Staͤmpel oder Klappen abwechselnd auf und nieder
gehoben werden sollen, nach der abwechselnden Bewegung der Hebel, I, und, K. Die
Stuͤke, n, n, sind durchbohrt, und schieben sich
frei auf den Klappen, F, und, G. Die Art, wie hierdurch abwechselnde Bewegung entsteht, laͤßt
sich leicht erklaͤren. An der Hinterseite oder an der entgegengesezten Kante
eines jeden Zahnstokes ist, wie man in Fig. 19 sieht, eine
mittelst kleiner Schrauben befestigte Stahlplatte angebracht, deren Laͤnge
durch den Zug eines jeden Staͤmpels bestimmt wird, und an jener Seite eines
jeden Zahnstokes hervorsteht, auf welcher die Hebel dargestellt sind. Der Hebel, K, ist in jener Lage gezeichnet, in welcher die Klappe,
g, offen steht, um die Luft aus dem Recipienten in
den oberen Theil des Stiefels, B, eindringen zu lassen,
und in den unteren Theil des Stiefels, A, an dem Boden
desselben, wie oben angegeben wurde, waͤhrend der Hebel, I, mit der Klappe, F, als
niedergeschlagen dargestellt ist, so daß der obere Einlaß in den Stiefel, A, geschlossen ist. Man seze nun, daß der
Staͤmpel in dem Stiefel, B, seinen Weg nach
abwaͤrts vollendet, und die unter demselben befindliche Luft durch die
Auslaßklappe, s, ausgetrieben habe, und daß der
Staͤmpel in dem Stiefel, A, bis an den obersten
Theil desselben gelangt sey, so werden die Stangen und die Zahnstoͤke
denselben Raum durchlaufen, und in dem Augenblike, wo die Staͤmpel an ihre
respectiven Graͤnzen gelangt sind, werden die Hebel, I, und, K, an den entgegengesezten Enden von
den Stahlklappen frei, und zwar der Hebel, I, durch die
Einwirkung der Spiralfeder, o, die um die
Cylinderklappe, F, gewunden ist, und zwischen der
gedrehten Schulter, p, und der unteren Seite des
durchbohrten Schieberstuͤkes, n, druͤkt,
und dadurch in die horizontale Lage zuruͤk kommt. Der Hebel, k, schließt auf gleiche Weise, indem die um die
cylindrische Klappe, G, gewundene Feder, g, zwischen dem Messingstuͤke, h, und dem Schulterstuͤke, n, druͤkt, durch seinen Druk die cylindrische Klappe, g, und nimmt folglich eine horizontale Lage. Durch
Verkehrung der Bewegung der Kurbel fuͤr den naͤchsten Zug der
Staͤmpel wird die Lage dieser Hebel durch die Enden der Stahlplatten am
Ruͤken der Kante der Zahnstoͤke, welche damit in Beruͤhrung
kommen, wieder gewechselt. Der Hebel, I, wird in die
Richtung der punctirten Linien aufwaͤrts getrieben, und fuͤhrt die
cylindrische Klappe, F, mit sich, welche folglich
geoͤffnet wird, so daß die Luft frei in den Stiefel, A, eintreten kann, und zwar uͤber dem Staͤmpel, d. Waͤhrend dieser nun niedersteigt, schließt
sich die Klappe, f, an dem Boden, und die durch
denselben eingedrungene Luft wird bei der Klappe, s,
hinaus getrieben, deren Bau jenem der Klappe, F,
aͤhnlich ist, sich aber in diesem Falle nach auswaͤrts oͤffnet.
Waͤhrend
dessen muß der Hebel, k, in Folge der aufsteigenden
Bewegung des Zahnstokes und der Stahlplatte mit dem aͤußersten Ende in
Beruͤhrung kommen, und wird an der Spiralfeder, o, die um die cylindrische Klappe, G, gewunden
ist, niedergeschlagen, wodurch die Klappe noch mehr in ihrer Lage erhalten wird, und
der Ruͤktritt der Luft durch die Bewegung des Staͤmpels nach
aufwaͤrts zugleich gehindert wird. Der Hebel, k,
wird sich nun mehr in der durch Puncte angedeuteten Linie befinden, und die Luft,
die uͤber dem Staͤmpel eindrang, waͤhrend er vorher nach
abwaͤrts stieg, wird nun durch den oberen Auslaß, t, ausgetrieben, und laͤuft nach der Richtung des Pfeiles, durch
die Seiten- oder Ablaßroͤhre, L, die mit
dem allgemeinen Auslasse eben so, wie die unteren Entleerungsklappen, s, s, in Verbindung stehen. Man sieht also, daß,
waͤhrend ein Stiefel die in demselben enthaltene Luft waͤhrend des
Aufsteigens seines Staͤmpels entleert, er sich zugleich wieder fuͤllt,
um bei dem darauf folgenden Niedersteigen des Staͤmpels sich neuerdings zu
entleeren. Eben so fuͤllt sich der andere Stiefel wieder, waͤhrend er
sich durch das Niedersteigen des Staͤmpels entleert; so daß also jeder
Stiefel hier fuͤr zwei arbeitet.
Ueberdieß gewaͤhren die oberen Einlaßklappen mechanisch ein reineres Vacuum,
als man sonst auf keine Weise erhalten kann. Wenn ferner die unteren Einlaßklappen,
f, f, und auch die Auslaßklappen, s, s, einen Lek bekommen, so darf man nur den Hahn, m, drehen, und alle Verbindung zwischen denselben und
dem Recipienten ist aufgehoben: die Pumpe wird dann eine gewoͤhnliche
einfache Luftpumpe. Wenn derselbe Unfall an den oberen Klappen Statt haͤtte,
so darf man, um die Verbindung zu unterbrechen, nur die Centralschrauben, h, h, aus den Hebeln, I,
und, K, herausnehmen, und diese frei an den Seiten der
cylindrischen Klappen herabhaͤngen lassen; die Spiralfedern, g, g, werden dann diese Klappen fest genug uͤber
die ekigen oberen Einlasse niederdruͤcken, und den Eintritt der Luft aus dem
Recipienten uͤber dem Staͤmpel hindern. Wenn man dann den Hahn, M, der im vorigen Falle geschlossen war, oͤffnet,
so kann die Pumpe mit den unteren Klappen allein gehen.