Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CVIII., S. 392 |
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CVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der zu London neu ertheilten Patente.
Dem John Baring,
Kaufmann in Broad Street Buildings, in der City von London: auf eine neue und
verbesserte Methode, Maschinen zu verfertigen, wodurch das Pelzwerk von den
Haͤuten zum Gebrauch der Hutmacher abgeschnitten wird, und die er
„Cant-twist Blades
furcutter“ nennt. – Von einem Auslaͤnder
mitgetheilt. Dd. 2. Juli 1828.
Dem John Johnston
Isaac, Mechaniker in Star Street, Edgeware-Road, in der
Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen im Forttreiben von Schiffen, Bothen und
anderen schwimmenden Koͤrpern, Dd. 5. Juli 1828.
Dem Thomas Revis,
Uhrmacher in Kennington Street, Walworth, in der Grafschaft Surry: auf eine
verbesserte Methode Lasten zu heben. Dd. 10. Juli 1828.
Dem John Hawks,
Eisenhaͤndler in Weymouth Street, Portland-Place, in der
Grafschaft Middlesex: auf eine Verbesserung in der Construction von
Schiffskabeln und Ketten. Dd. 19. Juli 1828.
Dem John Henry Anthony
Gunther, Pianoforte-Verfertiger in Camden Town, in der
Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an Pianofortcs. Dd. 10. Juli
1828.
Dem William
Muͤller, Capitaͤn der deutschen Legion, in Doughty
Street, Bedford Row, in der Grafschaft Middlesex: auf ein Instrument oder einen
Apparat zum Unterricht in der mathematischen Geographie, Astronomie und anderen
Wissenschaften, um Probleme bei der Schifffahrt, der Himmelskunde und anderen
Wissenschaften aufzuloͤsen. Dd. 10. Juli 1828.
Dem Benjamin Rider,
Hutfabrikanten in Redcross, Southwark, in der Grafschaft Surrey: auf gewisse
Verbesserungen in der Hutfabrikation, welche er „Rider's patent Hat Tips“ nennen will.
Dd. 17. Juli
1828.
Dem Joseph Jones,
Gentleman in Amleoch, in der Grafschaft Anglesta in North Wales: auf eine
Verbesserung in gewissen Theilen des Verfahrens, welches zum Ausschmelzen
metallischen Kupfers aus dessen Erzen angewandt wird. Dd. 17. Juli 1828.
Dem Anton Bernhard, Mechaniker in Finsbury Square, Middlesex: auf eine Methode,
Princip oder Apparat, um Wasser oder andere Fluͤssigkeiten in die Hohe zu
heben. Dd. 24.
Juli 1828.
Dem Robert Bornum,
Pianoforte-Verfertiger in Wigmore Street: auf Verbesserungen an
aufrechtstehenden Pianofortes. Dd. 24. Juli 1828. –
(Aus dem Repert. of Patent-Invent. Septbr.
1823. S. 191.)
Verzeichniß von erloschenen Patenten.
Des John Swarbreck
Rogers, Kaufmanns in der City von Ehester: auf eine Methode, eine
Art Wolle zu Garn zu spinnen, entweder fuͤr sich oder in anderes
Material, welches Garn in verschiedenen Manufacturzweigen gute Dienste leistet.
Dd. 14. Dec. 1813. (Man vergl. Repertory Bd. XLV S. 207.)
Des Joseph White,
Muͤhlenarzt in Leeds, in der Grafschaft York: auf Verbesserungen an
Dampfmaschinen. Dd. 14. Dec. 1813.
Des William Allamus
Day, in Poplar, in der Grafschaft Middlesex: auf eine Methode,
alle verunreinigenden oder schleimigen Stoffe aus Finken (oder
groͤnlaͤndischem Wallfischspek) auszuziehen, die beim Verkochen
des Wallfischspeks zu Oehl entstehen, wodurch das so bereitete Oehl nicht nur
von seinem gewoͤhnlichen ranzigen Geruch und Geschmak befreit wird,
sondern sich dann auch leichter entzuͤndet und viel besser brennt. Dd. 20 Dec.
1813. (Vergl. Repertory. Bd. XXVI. S.
90.)
Des William Spratly,
Kohlenhaͤndler auf dem Strand, in der Grafschaft Middlesex: auf
Verbesserungen an den Achsen von Raͤdern verschiedenartiger Fuhrwerke.
Dd. 20. Dec.
1813. (Vergl. Repert. Bd. XXXVII. S.
74.)
Des John Sutherland,
Kupferschmid in Liverpool, in der Grafschaft Lancaster: auf eine Verbesserung im
Bearbeiten des Kupfers und eine neue Methode es zu nieden; deßgleichen auf eine
Verbesserung in der Construction der Oefen oder Feuerstellen fuͤr
kupferne Pfannen und Kessel. Dd. 20. Dec. 1813.
Des Sir Thomas Cochrane, Knt. gewoͤhnlich Lord Cochrane
genannt: auf Verfahrungsweisen, den atmosphaͤrischen Druk in
cylinderfoͤrmigen und kugelfoͤrmigen Lampen und anderen
durchsichtigen Gehaͤusen zu reguliren, um die Verbrennung zu unterhalten
und das Licht der Flamme gleichfoͤrmig intensiv zu erhalten. Dd. 24. Dec.
1813.
Des Ralph Sutton,
Gelbgießers in Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf eine Vorrichtung,
wodurch die zufaͤllige Entladung von Vogelflinten verhuͤtet wird,
welche Vorrichtung mit dem Schloß nicht verbunden und fuͤr alle Arten von
Gewehren anwendbar ist. Dd. 24. Dec. 1813.
Des James Caranah
Murphy, Architekten in Edward Street, Cavendish Square, in der
Grafschaft Middlesex: auf eine arabische Methode, Bauholz und verschiedene
andere Substanzen vor dem Verderben oder Schwinden zu schuͤzen. Dd. 24. Dec.
1813.
Des William Stocker,
Buͤchsenschmids in Mortlock, in der Grafschaft Somerset: auf einen aus
Metall und Holz verfertigten Hahn, um Fluͤssigkeiten aus Faͤssern
abzuziehen, welcher sie besser aufhaͤlt als die gewoͤhnlichen
Haͤhne, und wobei die Fluͤssigkeit nie mit Metallen in
Beruͤhrung kommt, als gerade in dem Augenblik, wo sie abgezogen wird und
aus dem Hahn laͤuft. Dd. 10. Januar 1814.
Des John Duffy, jun.,
Calicodrukers in Ballsbridge, bei Dublin: auf eine Methode, auf Zeugen, die aus
Baumwolle, Leinen oder Wolle verfertigt sind, Dessins so zu erzeugen, daß die
vorlaͤufig schon ausgedrukten Beizen oder Farben geschuͤzt werden,
wenn es noͤthig ist, solche Beizen oder Farben durch Aufloͤsungen
von Sauren, sauren Salzen, Metallsalzen oder Chloralkalien hindurchzuziehen. Dd. 8. Febr.
1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S.
44.)
Des Timothy Harris,
Esq. in Foley Place, Portland Chapel, in der Grafschaft Middlesex: auf eine
Glaͤttmaschine zum Aufdruken der Farben auf Papier, Seide, Leinen, Wolle,
Leder, Kattun und verschiedene andere Artikel. Dd.
8. Febr. 1814.
Des John Balance,
jun., Braͤuers in Brighthelmstone, in der Grafschaft Somerset: auf einen
Apparat, um die Wuͤrze der Braͤuer, Weinessigsabrikanten und
Destillateurs sicher abzukuͤhlen, auszuziehen u.s.w. Dd. 8. Febr.
1814.
Des John Kersyaw,
Baumwollenspinners in Glossop-dale, in der Grafschaft Derby, und
John Wood,
Gentl. in demselben Orte: auf eine Methode, den Flachs zuzubereiten, um ihn auf
derselben Maschine, wie die Baumwolle, spinnen zu koͤnnen, Dd. 10. Febr. 1814. (Vergl. Repertory. Bd. XXV. S. 69.) –
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
September 1828. S. 489.)
Ueber die beruͤhmte Dampfmaschine der HHrn. Vaughan
bemerkt Hr. Burnard im Mech. Mag. N. 258. S. 428, daß der Hauptvortheil, worauf
man bei dieser Maschine Anspruch macht: „daß sie mit dem Druke der
Atmosphaͤre (15 Pf. auf den Zoll) zu ihrem Dienste arbeitet,“
bei derselben nicht Statt hat. „Man seze,“ sagt Hr. Barnard
„einen (Zylinder und einen Staͤmpel nach Watt's Bauart mit einer Flaͤche von 109 Zoll; der
Staͤmpel sey unten auf dem Boden angelangt, und die Verbindung zwischen
dem oberen Theile des Cylinders und dem Verdichter offen, ein leerer Raum
gebildet, und Dampf von 10 Pf. Druk auf den □ Zoll werde unter dem
Staͤmpel eingelassen. Der Staͤmpel wird also mit einer Kraft von
1100 Pf. in die Hoͤhe getrieben.“
„Man seze ferner einen Cylinder und Staͤmpel von eben demselben
Umfange nach der Bauart der HHrn. Vaughan; man nehme
an, daß die Staͤmpel niedergestiegen sind, daß ein leerer Raum sich
zwischen dem unteren und der Scheidewand gebildet hat, und daß eben so starker
Dampf, wie unter der vorigen Voraussezung, eingelassen wurde. Es kommen also
hier drei Druke in Rechnung, naͤmlich:
1) der Druk des Dampfes auf die untere
Oberflaͤche des oberen Staͤmpels nach
aufwaͤrts, 100 × 10
1000 Pf.
2) der Druk der Atmosphaͤre auf
dieselbe Flaͤche, gleichfalls nach aufwaͤrts, und
zwar zu 15 Pf. auf den Zoll, 15 × 100
1500 –
–––––––
Gesammtdruk nach,
aufwaͤrts
2500 Pf.
3) der Druk der Atmosphaͤre auf
die obere Flaͤche des oberen Staͤmpels nach
abwaͤrts, der von obigem Druke nach aufwaͤrts
abzuziehen ist, gibt folglich, 15 × 100 abgezogen von 2500,
Rest
1000 –
Der Staͤmpel wird also in diesem Falle mit einer Kraft von 1000 Pf.
aufwaͤrts getrieben, und wo ist hier der Vorzug vor Watt's Maschine?
Man seze ferner Cylinder und Staͤmpel mit einer Flaͤche von 100
Zoll nach beiden vorigen Bauarten und in derselben Lage, wie vorher; man seze
ferner, daß Dampf mit einem Druke von 4 Pf. auf den Zoll eingelassen werde, so
wird nach der Theorie der HHrn. Vaughan der
Staͤmpel in Watt's Maschine mit einer Kraft
von 400 Pf. in die Hoͤhe gehoben, waͤhrend der ihrige durch
Beihuͤlfe der Atmosphaͤre eine Kraft von 1500 Pf. mehr
erhaͤlt, also mir einer Kraft von 1900 Pf. steigt. Wenn der Druk ferner
nur 1 Pf. auf den Zoll ist, so wird Watt's Cylinder
von einer Kraft von 100 Pf. gehoben, und jener der HHrn. Vaughan mit einer Kraft von 1600 Pf.; leistet also um 16mahl mehr bei
gleichem Dampfaufwande. Ein solcher Anspruch konnte allerdings seine Wirkung,
Unglauben zu foͤrdern, nicht verfehlen. Vielleicht waren auch die Leute,
die sich fuͤr Mechaniker ausgaben, nicht so gar unwissend, als sie
behaupteten, daß die Atmosphaͤre bei der Maschine der HHrn. Vaughan eben so viel nuͤzt, als
schadet.“
Da der Cylinder der HHrn. Vaughan an beiden Enden offen
ist, und bei jedem Stoße auf einen gewissen Grad abgekuͤhlt wird, und dadurch
den eingelassenen Dampf in einem gewissen Maße verdichtet, so ist es sonderbar,
diesen Umstand hier als Vortheil aufgefuͤhrt zu sehen.
Stuart's Anekdoten uͤber Dampfmaschinen.
Wir haben im polytechn. Journal Bd. XXVIII. S. 487 einen Auszug des Hrn. Gill in dessen Repository aus
dem genannten Werke mitgetheilt, worin aber der zweite Saz nicht vollstaͤndig
abgedrukt wurde, welchen wir hier zur Vervollstaͤndigung,
buchstaͤblich nach dem Original uͤbersezt, nachtraͤglich
liefern.
Hr. Gill sagt: „Die eigentliche Geschichte der
Dampfmaschinen faͤngt erst im zweiten Kapitel mit dem: beruͤhmten
Marquis of Worcester an, wo ein merkwuͤrdiger
Bericht uͤber die geistvollen Anstrengungen der Marquisinn von Worcester
gegeben wird, durch welche sie nach dem Tode des Marquis noch bemuͤht
war, den Gebrauch dieser „uͤber die Fluthen gebietenden
Maschine“ zu verbreiten, zugleich aber auch uͤber die
niedertraͤchtigen und verachtungswuͤrdigen Umtriebe eines
roͤmischen Priesters, um die Frau Marquisinn von ihren lobenswerten und
edeln Bemuͤhungen abzuhalten, ganz in dem eingefleischten Geiste seines
Ordens, nach welchem diese Leute, Mitglieder desselben, entweder
oͤffentlich alles Gute und Bessere hindern, oder wo es ihnen an Macht gebricht,
die Fortschritte des menschlichen Geistes aufzuhalten, diese auf eine indirecte
Weise dadurch zu hindern suchen, daß sie die Kraͤfte besserer
Koͤpfe auf solche Abwege leiten, in welchen sie entweder vor Ekel
erstiken, oder sich in einfaͤltigen Taͤndeleien aufreiben
muͤssen: dazu hatte diese Kaste nur zu viel Gelegenheit, indem ihr in
fruͤheren Zeiten das hochwichtige Amt der Erziehung preisgegeben war, und
zwar auf eine hoͤchst ungluͤkliche Weise beinahe
uͤberall“ nicht etwa bloß auf dem festen Lande, sondern selbst
auf dieser Insel, die jezt noch unter den Nachwehen dieses Unheiles zu leiden hat.
(Gill's Reposit. Mai
1828. S. 322.)
Fryer's Waschmaschine.
Das London Journal gibt in seinem Juliushefte S. 252 eine
Abbildung und Beschreibung einer Waschmaschine, welche beide aber so
unvollstaͤndig sind, daß wir die Seit und Aufmerksamkeit unserer Leser
mißbrauchen wuͤrden, wenn wir ihnen dieselbe mittheilen wollten. Wenn
indessen dasjenige wahr ist, was das London Journal und
einige Zeugnisse fuͤr diese Maschine sprechen, so waͤre es sehr der
Muͤhe werth, fuͤr Spitaͤler, Waisenhaͤuser etc. eine
solche Maschine, die nur einen Jungen zur Bedienung fordert, und leicht
transportabel ist, kommen zu lassen, indem sie 400 Hemden, nachdem sie
vorlaͤufig gehoͤrig eingeseift wurden, in einer halben Stunde reiner
waschen soll, als bisher durch keine andere Maschine und auch durch keine Hand
moͤglich war, und die Waͤsche dabei auf alle moͤgliche Weise
geschont werden soll.
Ueber Verbesserungen an Kirchthurmuhren
hat Hr. Wynn einige Bemerkungen
mitgetheilt, auf welche wir seiner Zeit im polyt. Journale aufmerksam machten. Hr.
Jak. Harrison hat in N. 260 des Mechanics' Magazine Bemerkungen uͤber diese Bemerkungen angestellt,
die die Aufmerksamkeit der Uhrmacher verdienen. Hr. Harrison ist der Enkel des großen gekroͤnten Uhrmachers Harrison, und seine Worte haben das hoͤchste
Gewicht in der Uhrmacherkunst durch seine eigenen Meisterwerke, und selbst schon
durch die Arbeiten seines Sohnes. Die Hauptsache, worauf er seine Kunstgenossen
nicht genug aufmerksam machen zu koͤnnen versichert, ist die epicycloidische Form der Zaͤhne. Allein, wie viel
deutsche Uhrmacher wissen auch nur, was eine Epicycloide ist! So lang unsere
Mechaniker nicht einen besseren Unterricht in Mathematik erhalten, werden sie stets
hinter jenen des Auslandes zuruͤkbleiben. Und wie sollen sie diesen erhalten,
da man selbst auf Universitaͤten den Unterricht in Mathematik, zu welchem
heute zu Tage wenigstens ein dreijaͤhriger Cursus gehoͤrt, so sehr
vernachlaͤssiget.
Ueber das Zusammenfuͤgen einzelner Stuͤke in der
Tischlerarbeit
haben wir neulich aus dem Mechanics'
Magazine eine kleine Notiz mitgetheilt. Die neueste Nummer des Mech. Mag. N. 259, liefert einige Berichtigungen und
zugleich einen so gelehrten Aufsaz uͤber die Entwikelung krummer Linien von
Hrn. Jopling, daß wir besorgen muͤssen,
fuͤr unser Publicum unverstaͤndlich zu werden, und diesen Aufsaz
unseren geuͤbteren hoͤheren Mathematikern zur gemeinnuͤzigen
Bearbeitung fuͤr Techniker empfehlen.
Die beweglichen Boden an Bierfaͤssern des Hrn. Franzius,
„eines deutschen Oekonomen,“ welche mit dem Biere, das man
abzapft, zugleich niedersinken, und so das Faß immer voll halten, finden in England
vielen Beifall, und scheinen ihn auch, wenn sie gut
schließen, zu verdienen. (Mech. Mag. a. a. O.
S. 52.)
Verbesserungen der Lithographie.
Die Herren Chevalier und L'Anglumé haben eine wichtige Verbesserung in der Lithographie zu
Stande gebracht, mittelst welcher man im Stande ist nach Belieben an
lithographischen Zeichnungen Veraͤnderungen und Ausbesserungen anzubringen.
(Journ. de Pharm. August 1823. S. 429.)
Ueber Rumford's Preis fuͤr
die beste Abhandlung uͤber Licht und Waͤrme.
Wir haben neulich von diesem Preise im polytechnischen Journale Nachricht gegeben,
und daselbst bemerkt, daß es uns befremdet, wie die Akademie zu Boston Hrn. Bull nicht belohnen konnte fuͤr seine treffliche
im polyt. Journ. B. XXV. S. 102
uͤbersezte Abhandlung. Mit Vergnuͤgen sehen wir, daß Hr. Gill im technological
Repository, Julius 1823, S. 44 unsere Ansicht theilt, und Hrn. M. Bull, mit Kraft und Wuͤrde gegen die
erbaͤrmlichen Insinuationen der Akademie vertheidigt. Wir koͤnnen laut
sagen, daß die Akademie zu Boston, die seit 30 Jahren von der Ehre keinen Gebrauch
machte, die Graf Rumford ihr zuerkannte, in einem
Zeitraͤume, wo so viele und so wichtige Entdekungen uͤber Licht und
Waͤrme gemacht wurden, sich mit Schande bedekt hat, und den Menschenfreunden
ein warnendes Beispiel gibt, nie und nimmermehr einer gelehrten Corporation auch nur
einen Kreuzer zu vermachen, wenn das Wohl der Menschheit dadurch gefoͤrdert
werden soll.
Electricitaͤt der Metalle durch Reibung.
Hr. Becquerel classificirte die Metalle mittelst eines
Galvanometers in Hinsicht der Faͤhigkeit durch Reibung electrisch zu werden
auf folgende Weise: Wißmuth, Nikel, Kobalt, Palladium, Platinna, Blei, Zinn oder
Silber, Kupfer, Zink, Eisen, Kadmium, Spießglas. In dieser Ordnung ist jedes Metall
in Hinsicht auf das vorhergehende positiv, und in Hinsicht auf das nachfolgende
negativ. (Journ. de Pharm. Aug. 1822. S. 427.)
Ueber Guimet's kuͤnstlichen
Ultramarin.
Hr. Guimet vertheidigt sich in den Ann. de Chimie et de Phys. April 1828. S. 414 in einem an Hrn. Gay-Lussac gerichteten Schreiben gegen die
Behauptung des Hrn. Prof. Gmelin (polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 165) vor ihm die
Darstellung einer dem Ultramarin aͤhnlichen Substanz entdekt zu haben. Wir
theilen dieses Schreiben wegen einiger interessanten Bemerkungen hier
vollstaͤndig mit: „Hr. Gmelin bedauert
zwar, daß er so unvorsichtig war, mehreren Chemikern und besonders Ihnen seine
Ueberzeugung mitgetheilt zu haben, daß man den Ultramarin kuͤnstlich
werde darstellen koͤnnen und er selbst damit beschaͤftigt sey,
aber diese Mittheilung hat ihm gewiß keinen Nachtheil gebracht, weil ich im
Fruͤhling von 1827 in Toulouse war, und damals fast schon ein Jahr seit
der Zeit verflossen war, wo es mir zum ersten Mahle gelang, Ultramarin von allen
Sorten darzustellenDie Société d'encouragement hat
ihr Programm uͤber die Fabrikation des kuͤnstlichen
Ultramarins vor vier Jahren bekannt gemacht. A. d. O.. Es brauchte alsdann noch sehr vieler Versuche, um mein Verfahren
oͤkonomisch und technisch anwendbar zu machen; deß ungeachtet wurde mein
Blau seit dem Monat Juli 1827 schon von mehreren ausgezeichneten Mahlern
angewandt, besonders von Hrn. Ingres, welcher sich
desselben fuͤr die Mahlerei einer der schoͤnsten Deken des Museums
von Karl X. bediente. Ich kann sogar noch hinzufuͤgen, daß Hr. Ingres, welcher ein ausgezeichneter Kenner in diesem
Fache ist, mir oͤfters bemerkte, daß mein Ultramarin nichts zu
wuͤnschen uͤbrig laͤßt, und daß er ihn allen im Handel
vorkommenden Sorten vorzieht.“
„Hr. Gmelin behauptet, daß der Schwefel der
Faͤrbestoff des Ultramarins ist, und daß die Analyse der HHrn. Clément und Deformes irre leiten koͤnne; diese Herren haben jedoch in allen
Ultramarinsorten Schwefel gefunden, und schaͤzen seine Quantitaͤt
auf 3 Th. in 92 Th. Ultramarin.“
„Die Bekanntmachung des Verfahrens des Hrn. Gmelin wird gewiß der Wissenschaft foͤrderlich seyn; aber ich
bezweifle, ob man darnach Ultramarin zu einem billigen Preise erhalten
koͤnnen wird; die Folge wird dieses lehren. Ich habe meinerseits das
Vergnuͤgen, taͤglich mein Verfahren zu verbessern, und erhalte mit
geringeren Kosten immer schoͤnere Qualitaͤten von Ultramarin.
Außerdem bin ich im Stande, eine fuͤr das Beduͤrfnis; der
Kuͤnste hinreichende Quantitaͤt zu fabriciren, da ich mich mit
zwekmaͤßigen Apparaten versehen habe, und von meinem jungen Schwager
unterstuͤzt werde, welcher Ihr Zoͤgling in der polytechnischen
Schule warHr. Guimet hat eine Niederlage seines
Ultramarins bei den HHrn. Tardy und Blanchet, rue du
Cimentière Saint-Nicolas N. 7, zu Paris
errichtet. A. d. O. – Er liefert zu Folge einer Notiz im Journ. de Pharm. die Unze Ultramarin
fuͤr 25 Franken, waͤhrend die aus dem Stein ausgezogene 55
Franken kosten wuͤrde. A. d. R..“
Zweifel uͤber Moͤrtel-Bereitung.
Ein Hr. Brittanicus (sollte wohl heißen Britannicus, die heutigen Englaͤnder wissen, wie
ihre neuesten Muͤnzen beurkunden, ungeachtet ihrer philologischen Anstalten,
nicht einmahl ihren Nationalnamen mehr orthographisch richtig zu schreiben) bemerkt
im Register of Arts. N. 40. S. 253 sehr richtig, daß die
bisherigen Angaben und Recepte zur Moͤrtelbereitung die groͤßten
Widerspruͤche enthalten. So empfiehlt der Baumeister G. A. Smeaton (in seinem Builder's
Pocket Manual, Lond. b. Knight and Lacey, S. 90) als das beste
Verhaͤltniß zur guten Moͤrtelbereitung: „3 Theile feinen und
4 Theile groben Sand, 1 Theil frisch geloͤschten Kalk, und so wenig
Wasser als moͤglich;“ in demselben Werke sagt er:
„der Moͤrtel wird gewoͤhnlich aus 1 1/3 Bushel Kalk und
1 Bushel Sand mit so wenig Wasser als moͤglich bereitet.“
Welcher Widerspruch! Dr. Willich empfiehlt 3 Theile Sand
und 4 Theil Kalk; Dr. Higgins 7 Theile Sand und 1 Theil
Kalk, Dr. Hook endlich empfiehlt so viel Wasser als
moͤglich zum Moͤrtel zu nehmen. Wenn die Doctoren sich so sehr
widersprechen, und die Baumeister mit sich selbst so sehr im Widerspruche stehen; so
ist es noͤthig, die Sache von vorne anzufangen und neue Versuche
anzustellen.
Prof. Aldini's unverbrennliche
Leinwand.
Prof. Aldini zu Mayland, Galvani's Neffe, hat ein Verfahren entdekt, Leinwand unverbrennlich zu
machen. In einem neulich vor dem Vicekoͤnige angestellten Versuche wurden die
Feuerloͤscher' in solche Leinwand gekleidet, und hielten mehrere Minuten
lang, ohne im Mindesten zu leiden, in offenen Flammen Feuer aus. (Mech. Mag. N. 260. 2. Aug. S. 16.)
Ueber einige Mittel, die Haare zu schwaͤrzen,
finden sich im Journal de
Pharmacie, Aug. 1828. S. 420 bei Gelegenheit des Berichtes der HHrn. Caventou und Chevallier
uͤber die nicht approbirte Haarschwarze des Hrn. Goudain einige Notizen. Hr. Caventou
erklaͤrt das Phaͤnomen, daß Haare durch Blei-,
Queksilber- und Wißmuthoxyde schwarz werden, durch das Daseyn des Schwefels
in den Haaren, in welchen Vauquelin diesen lezteren
entdekte. Diese Metalloxyde verbrennen und kraͤuseln die Haare,
waͤhrend sie dieselben schwarzen. Baron Larrey
sah, daß die alten Geken in Aegypten, die sich schaͤmen, grau geworden zu
seyn, ihre Haare mit Zink und Wißmuth schwarzen. Das Surmèh, mit welchen die
Weiber und Maͤdchen in Aegypten und Syrien ihre Augenbraunen und Augenwimpern
schwaͤrzen, (wie ehemahls die Hebraͤerinnen zu Zeiten Jobs. Ueb.)
besteht aus Schwefelspießglas. In den alten Kallopaͤdien, wie im Grand Trésor de Beauté, im Miroir de Beauté etc. finden sich viele
aͤhnliche Recepte. Man bedient sich auch der Gallaͤpfel, der
Nuͤsse der (Zypressen, der gruͤnen Schale der Nuͤsse zu diesem
Zweke. In Rußland braucht man zum Farben der Haare Gallaͤpfel, die man in
freiem Feuer destillirt. Man erhaͤlt eine brennzelig oͤhlige
Fluͤssigkeit, die abgedampft und beinahe bis zum festen Zustande verdikt, die
Haare schoͤn schwaͤrzt. Ein Pariser Friseur schwaͤrzt das Haar
mit einem weißen Pulver, in welchem kein Metalloxyd vorkommt.
Neuer und wohlfeiler Duͤnger.
Man wirft einen Haufen Erde auf irgend einem Felde in 8 Fuß Breite und 1 Fuß
Hoͤhe in solcher Laͤnge auf, wie es die Groͤße des Feldes
erfordert. Auf die oberste Schichte dieser Erde legt man eine duͤnne Lage Kalkes, frisch vom
Ofen herauf, und loͤscht sie mit Salzwasser, das man aus der Brause einer
gewoͤhnlichen Gießkanne darauf sprizt. Auf diese Schichte legt man eine neue
Schichte Erde auf, die man eben so mit Kalk uͤberstreut und mit Salzwasser
begießt, und faͤhrt so fort, bis der Haufe die gehoͤrige Hoͤhe
erreicht hat. In einer Woche wird der Haufe umgestuͤrzt, die Klumpen werden
sorgfaͤltig zerschlagen und die Erde des ganzen Haufens so sorgfaͤltig
als moͤglich unter einander gemengt. Dieser Duͤnger, dessen man sich
in Irland bedient, verdoppelte den Ertrag der Erdaͤpfel und
Krautaͤker, und ist auf, fetten schwarzen Gruͤnden dem
Stallduͤnger weit vorzuziehen. (London Journal of
Arts. August. S. 306.)
Bitterkalk, als Duͤnger angewendet,
wirkt aͤußerst verderblich, nach der neuesten Erfahrung
der englischen Landwirthe. Man muß sich also vor Kalk huͤten, der Bittererde
enthaͤlt. (Mechan. Magaz.) a. a. O. S. 22.)
Kuͤnstliche Bebruͤtung der Eier. Warme
Badequellen in Huͤhnerfabriken verwandelt von Darcet.
Der ehrwuͤrdige Greis, Bonnemain, der zuerst Eier
im Großen in Frankreich bebruͤten lehrte, und der der eigentliche Erfinder
der neueren Wasserheizung ist (polyt. Journ. Bd.
XXIX. S. 115), wodurch nach der Bemerkung des Herrn Payen die Pyrotechnik der Fabrikanten, die sich mit
Gaͤhrungsprocessen zu beschaͤftigen haben, so wie unsere Badeanstalten
bald eine gaͤnzliche Umwandlung erleiden muͤssen) ist in einem Alter
von 85 Jahren noch immer thaͤtig, und es hat sich eine Gesellschaft gebildet,
die sein System zu Paris im Großen ausfuͤhren wird. Die Société d'Encouragement hat ihn so eben
mit der silbernen Medaille beehrt. – Hr. Darcet,
der beruͤhmte Chemiker, hatte die gluͤkliche Idee, die warmen
Baͤder Frankreichs, wie jene zu Vichy, Chaudes-Aignes etc., zu solchen
Huͤhnerfabriken vorzuschlagen, indem man daselbst mit der geringsten
Muͤhe und ohne alles Brennmaterial die noͤthige Bruͤtwarme
erhalten und unterhalten kann. Die Badeinhaber koͤnnen auf diese Weise ihre
Badegaͤste im Sommer, und die benachbarten Staͤdte im Winter mit
jungen Huͤhnern versehen. (Bulletin de la
Société d'Encouragement. N. 287. S. 182.) (Unsere
Baͤder zu Pfeffers, Gastein, Baden bei Wien, Aachen, Wiesbaden etc. sind warm
genug, um Huͤhner aus Eiern auszubruͤten, und wir zweifeln nicht, daß
der geistreiche Besizer des Doppelbades zu Baden bei Wien, Baron von Doppelhof, wenn er noch lebt und dieß liest, der Erste
seyn wird, der die Badegaͤste zu Baden, und im Winter d Bewohner der nahen
Hauptstadt, mit jungen Huͤhnern à la Darcet de
bonne versehen lassen wird. Ueb.)
Neues Futterkraut: Pangros.
Die Horticultural Society erhielt aus dem
noͤrdlichen Indien ein neues Futtergewaͤchs, das nach Hrn. Prof. Lindley von Einer Wurzel 1 1/2 Pf. trokenes Futter gibt.
Wenn man auf Eine solche Pflanze 4 Quadratfuß Raum rechnet, so geben drei Viertel
Tagwerk 20 Ztr. trokenes Futter. Diese Pflanze fordert nur einen sehr
mittelmaͤßigen Boden. (Quarterly Journal of Science.
Lond. Journal of Arts. Aug. S. 307. (Es ist sehr zu bedauern, daß hier
nicht einmahl der Gattungsnahme dieses Futtergewaͤchses angegeben ist.
Ueb.)
Ertrag englischer Wiesen.
Auf 100 Acres Wiesen (grazing land) wurden in
Leicestershire zu Oxenden, im vorigen Sommer 97 Ochsen und 200 Schafe
gemaͤstet, (Examiner. Galignani.)
Waldanlegung in England.
Lord Newborough pflanzte im vorigen Jahre nicht weniger
als 3,700,000 Baͤume auf seinen Guͤtern in Caernaͤrvorshire und
Denbigshire, und erhielt dafuͤr von der Society of the
Encouragement of Arts die große goldene Medaille.
Ueber das Versezen großer alter Baͤume
findet sich ein sehr interessanter Aufsaz des Hrn. Jak. Main in London's Garten-Magazin, Junius l. J., und
in Gill's Technological
Repository, August, S. 100, welchen wir wohl bald in dem trefflichen
Garten-Magazine des Weimarer Industrie-Comptoires in Extenso
uͤbersezt lesen werden. Wir muͤssen uns, des beengten Raumes unserer
Blaͤtter wegen, beschraͤnken, unsere Leser bloß auf diesen wichtigen
Gegenstand aufmerksam zu machen, und die Vorurtheile zu beseitigen, die theils
uͤber die Moͤglichkeit des Versezens großer alter Baͤume,
theils uͤber die Art, wie sie versezt werden sollen, bei uns nur zu tief
eingewurzelt sind. Wir scheinen die Lehren vergessen zu haben, die Kaiser Joseph II. uns uͤber die Moͤglichkeit, alte
hochgewachsene Baͤume zu versezen, schon vor 50 Jahren gegeben hat, und es
ist wahres Beduͤrfniß in der schoͤnen, wie in der nuͤzlichen
Gartenkunst, die Sir Henry Stevart, Baronet of
Allanton-House, uns sowohl durch sein neues Meisterwerk, als durch seine
herrlichen Anlagen mit Hrn. Main, daran erinnert. Diese
beiden sehr erfahrnen Maͤnner bekaͤmpfen zugleich das verderbliche
allgemein herrschende Vorurtheil, daß man die Krone alter Baͤume bei dem
Versezen beschneiden muͤsse. Sie erweisen durch ihre vieljaͤhrigen
Erfahrungen, daß dieses Beschneiden der Krone bei dem Versezen alter Baͤume
das sicherste Mittel ist, die ganze Arbeit mißlingen zu machen, und daß man nur dann
auf gluͤklichen Erfolg rechnen kann, wenn man die Krone eben so sehr schont,
als bekanntlich die Wurzeln geschont und mit dem sogenannten Ballen versezt werden
muͤssen, wenn das Versezen gelingen soll.
Mittel gegen Raupen.
Der Wind hatte einen Tuchlappen in eine Stachelbeerenheke getrieben: der Besizer der
Heke fand denselben uͤber und uͤber mit Raupen bedekt, die in
demselben Zuflucht suchten. Er brachte nun mehrere Tuchlappen an seiner Heke an, die
jeden Morgen mit Raupen uͤberdekt waren, und reinigte dadurch seine Heke.
(Mech. Mag. N. 261. 8. Aug. 1828.)
Tragbare Haͤuser in Schottland.
Zu Edinburgh wohnt jezt ein Schuhmacher mit seiner Familie an dem Westende der
Fountain-Bridge in einem artigen tragbaren hoͤlzernen Hause, das zwei
Menschen in einem Tage leicht abbrechen und wieder aufschlagen koͤnnen, und
das ein einzelnes Roß auf einem Karren von einer Stelle zur anderen fahren kann. Der
Schuhmacher ist der Erfinder dieser neuen BauartDie man aber in Schweden und Rußland schon laͤngst kennt nur nicht so
artig ausgefuͤhrt hat. A. d. Ueb.. Jede Seite des Hauses besteht aus drei Theilen, die von der Erde bis an das
Dach reichen. Zwei eiserne Stangen, mit Schrauben und Nieten, laufen durch diese
Seiten, und verbinden sich mit den daran anstoßenden Seiten an den Eken, die dadurch
fest zusammengehalten werden. Die Balken, auf welchen die Bretter des Fußbodens
liegen, sind an den Seiten eingebolzt. Jede Seite des Daches ist aus Einem
Stuͤke, und die vier Seiten desselben sind an den Kanten zusammengebolzt.
Kein Theil dieses Hauses ist groͤßer, als daß zwei Maͤnner ihn leicht
handhaben koͤnnen. Das Haus hat drei Abtheilungen: Zimmer, Kammer,
Kuͤche. Die Vortheile solcher Haͤuser unter bestimmten
Umstaͤnden sind offenbar, und sie sind einer hohen Eleganz faͤhig.
(Sie lassen sich, wenn man ihnen zwei Waͤnde gibt, und die
Zwischenraͤume mit Moos ausfuͤttert, auch im Winter sehr warm halten.)
(Edinburgh observer. Register of Arts. N. 40. S.
254.)
Ueber die Maschinenfabrik des Hrn. John Collier
zu Paris findet sich ein sehr interessanter Bericht des Hrn.
Mallet in N. 287 des Bulletin S. 167. Hr. John Collier, ein Zoͤgling Bréguet's,
und geborner Englaͤnder, errichtete seine Maschinenfabrik unter Napoleon auf
seine Kosten, und brachte sie nach und nach zu einem solchen Umfange, daß er
taͤglich 150 Menschen in derselben (rue Richer N.
20 zu Paris) beschaͤftigt. Er gießt im Durchschnitte woͤchentlich 2000 Kilogramm zu
Maschinen aller Art. Er hat seit einigen Jahren allein uͤber 800
Tuchschermaschinen abgesezt, mit welchen taͤglich 444000 Ellen Tuch geschoren
werden koͤnnen, wozu man sonst 8000 Menschen gebraucht haben wuͤrde,
waͤhrend man jezt nur 1600 zur Bedienung dieser Maschinen noͤthig hat.
Die Kosten des Scherens der obigen Menge Tuches auf diesen Maschinen belaufen sich
des Jahres auf 1,620,000 Franken. Mit Menschenhand wuͤrden sie 10,506,200
Franken kosten. Man erspart also durch diese Maschinen 8,886,200 Franken am Scheren.
Hrn. Collier verdankt Frankreich die in den
Baumwollenfabriken so wichtigen Rauch verzehrenden Oefen, und eine neue Maschine zum
Entfetten der Tuͤcher, die das Koppen erleichtert. Er war Einer der Ersten,
der eine Cachemirefabrik errichtete; er war der Erste, der eine Wollenspinnmaschine
in Frankreich errichtete, und hat neulich einen neuen vortrefflichen Kunstweberstuhl
fuͤr Tuchmacher aufgestellt. In den lezten 8 Jahren gingen aus seiner
Werkstaͤtte uͤber 4 Millionen Franken Maschinen und Werkzeuge aller
Art in alle Departements Frankreichs. Dieser vortreffliche Mann, der kein
Patentreiter ist, unterhaͤlt an seiner Fabrik eine eigene Zeichenschule, in
welcher taͤglich nach der Feierstunde seine Arbeiter mit ihren Kindern von
eigenen von ihm besoldeten Lehrern Unterricht im Zeichnen und auch in Geometrie und
Mechanik erhalten. Die Gesellschaft beehrte ihn mit der goldenen Medaille erster
Classe.
Die aͤlteste bisher in Europa bekannte Canone,
die 8 engl. Meilen von Calais an fuͤnfhundert Jahre
lang im Sande am Meere begraben lag (polyt. Journ. Bd. XXIII. S. 396), findet sich abgebildet und beschrieben im Register of Arts. VII. vol. I.
p. 328, worauf wir die Artillerie-Officiers und Kanonengießer
aufmerksam machen wollen, da der beengte Raum unserer Blaͤtter uns nicht
gestattet, dieselben mit bloßen Beitragen zur Geschichte der Erfindungen, die
zunaͤchst nur fuͤr Maͤnner von Metier Interesse haben, zu
fuͤllen.
Telegraphen in Ostindien.
Die Telegraphen sind in Ostindien in der Praͤsidentschaft Bombay bereits so gut eingerichtet, daß der
Praͤsident aus einer Entfernung von 500 engl. Meilen in 8 Minuten Nachricht
erhaͤlt. (London Weekly Review im Register of Arts. N. 40. S. 256.)
Industrieausstellung in London.
Das Register of arts and Patent-Inventions. 37 u.
f. liefert eine Auswahl der daselbst aufgestellten Gegenstaͤnde, welche eben
nicht viel Interessantes enthaͤlt. Wir finden hier Skene's Ruderrad (das demnaͤchst im polytechn. Journ. Mitgetheilt
wird; – Sharp's Patent-Theeurne (ein so
schlechtes Stuͤk, daß selbst das Register bemerkt, daß damit kein guter Thee
gemacht werden kannDaß der beste Thee nichts taugt, und die Ursache ist, warum in England jeder
achte Mensch einen Bruch hat (man sehe die Akten der Bruchbaͤnder-Gesellschaften, die Bruchbaͤnder
unentgeldlich an arme Leute vertheilen), und warum in Holland, zu Amsterdam,
ein surmanenter Preis fuͤr die
jaͤhrlich erscheinende beste Abhandlung uͤber die
Bruͤche von einem Menschenfreunde gestiftet wurde; davon sagt das
Register nichts. Es ist Pflicht, jeden Menschen vor Thee ebenso, wie vor
geistigen Getraͤnken zu warnen; diese verwuͤsten den Kopf,
jene den Bauch. A. d. Ueb.); – Green's
Patent-Steigbuͤgel, in dem man nicht haͤngen bleiben kann;
– Bright's Patent-Quell-Lampe;
– einen elenden Filtrirapparat zum Filtriren des Wassers mittelst
Capillar-Attraction der Baumwolle von Barton's
Patent-Schmierer entlehnt, der im polytechnischen Journal B. XXVIII. G. 41
beschrieben ist); – ein Modell einer Haͤngebruͤke aus Draht, wo
man sich auf ein paar Drahtfaͤden in einer Art von Wiege von einem Ufer auf
das andere kann ziehen lassen, (vorausgesezt, daß man den Muth der Bewohner der
Faroëinseln hat, die genau dasselbe Manoeuvre bei dem Ausnehmen ihrer
Vogeleier befolgen; Pennant hat diese furchtbare
Seiltaͤnzerei vor beinahe 50 Jahren in feiner Arctic
Zoology abgebildet; das Register bemerkt aber nichts davon), – Ronald's Patent-Instrument zum Zeichnen im Perspektive, (was
fuͤr jeden guten Kuͤnstler uͤberfluͤssig ist; schlechte
sollen das Zeichnen aufgeben); – Bailey's
Vorrichtung, die Fenster in Kirchen zu oͤffnen (die wir im polytechn. Journ.
B. XIII. S. 326 Mitgetheilt haben);
– Tnely's Patent-Drehefenster, (ist im
polytechn. Journ. beschrieben); – Steven's
Patent-Ruderrad (das erst im August im Repertory of
Patent-Inventions vollstaͤndig bekannt gemacht wurde);
– Vazie's Wasserrad oder Kochofen; – Mariott's Haustelegraph (polytechn. Journ. B. XVIII. S. 129). Der unsterbliche Bertuch zu Weimar, gesegneten Andenkens, hatte eine sehr
einfache Vorrichtung dieser Art in seinem herrlichen Industrie-Comptoir zu
Weimar, die wir weit zwekmaͤßiger finden); – eine tragbare
Dampfmaschine mit hohem Druke von Hrn. Partington, im
Modelle (von 1 1/3 – 2 Pferden); – ein glaͤsernes Butterfaß von
Pellatt und Green;
– Elliott's Luftpumpe; – Capt. Cook's Patent-Lebensretter, um das Durchgehen der
Pferde zu verhindern; (er ist im Register so oberflaͤchlich und undeutlich
beschrieben, daß er fuͤr unsere Leser ganz undeutlich seyn wuͤrde;
auch scheint er seinem Zweke nicht zu entsprechen, indem er die Pferde bloß
anhaͤlt, statt sie vom Wagen los zu lassen, was allein bei durchgehenden
Pferden retten kann); – Crosseley's
Patent-Regenmesser (wird im polytechn. Journ. mitgetheilt); – Maudslay's Dampfmaschine von Galloway; im Modelle. (Wird sehr gelobt, aber nicht beschrieben); –
Hrn. Marriott's Patent-Maschine zum Abbeeren des
tuͤrkischen Waizens (Zea mays); –
Gemaͤhlde aus gefaͤrbter Wolle; (die gefaͤrbte Wolle wird in
allen zur Vollendung des Gemaͤhldes noͤthigen Farbentoͤnen auf
Glas nach den gehoͤrigen Umrissen aufgelegt, und gibt so ein
Gemaͤhlde. Das ist also Wollenmosaik. Man lobt die aufgestellten
Wollgemaͤhlde als Meisterwerke der Kunst. Sie sind von der Hand einer Dame);
Marriott's Schlagmesser (eine Vorrichtung, um die
Kraft zu bestimmen, mit welcher ein Mann mit seiner Faust schlagen kann; sie ist im
Register hoͤchst undeutlich beschrieben. Das Register empfiehlt sie den
Boxern und Freunden von Boxereien); – Tait's
Musikglaͤser; (die Glaser werden hier durch den Schliff und nicht durch
Wasser gestimmt); – Thompson's kuͤnstlicher
Brunnen (ein geheim gehaltener Filtrirapparat); – Luken's Patent-Kummt; – Smith's
Hebelkammer zum Legen der Bodenbretter (ist im Register of
arts, N. 39 genau beschrieben und abgebildet, hat aber fuͤr uns
keinen Werth, da unsere Bodenbretter breiter sind); – Wheeler's Patent-Refrigerator; – James's Wasserfiltrirapparat (wir haben viel bessere); – Cluly's Trepan zur Wegnahme gebrochener Knochen; –
Simpson's transparente Fensterblenden; – Welles's Patent-Peripurist; – Luken's verbessertes Pferdegeschirr.
In einer Art von raͤsonnirendem Kataloge fuͤhrt das Register, N. 39 auf: Gespinnste und Gewebe von N. 1–62. (Von Seide bis zum Strohe. Die
aufgestellten Gegenstaͤnde sollen mit auslaͤndischen aͤhnlichen
Fabrikaten theils wetteifern, theils sie uͤbertreffen.) – Glaswaaren:
N. 63–140. – Modelle zu
Gebaͤuden, Kirchen (9 Nummern); Modelle von Maschinen (9 Nummern. –
Die oben angefuͤhrten, und dann noch 3 Dampfmaschinen und eine
Dampfkuͤche.) – Werkstuͤhle und Instrumente fuͤr
Mechaniker. (Darunter sind 3 Weberstuͤhle; eine Drehedank von Holtzapffel (der mehrere herrliche Sachen lieferte, und
seinem Namen nach ein Deutscher oder wenigstens deutscher Abkunft ist) die oben
bereits angefuͤhrten Stuͤke, und viele wahre Erbaͤrmlichkeiten,
uͤber welche das Register sich selbst lustig macht.) – Kupferstiche,
Zeichnungen, Basreliefs (einige 30 Stuͤke). – Messerschmiedwaaren 3,
Nummern von Sheffield). – Drechslerarbeiten (10 Nummern, 3 von Holtzapffel). – Miszellen (44 Nummern).
Wir muͤssen gestehen, daß wir groͤßere Dinge erwarteten von der
englischen Industrie, selbst in der Voraussezung, daß der Charakter des englischen
Volkes durchaus nicht fuͤr Industrieausstellungen geeignet ist.