Titel: Eine neue Art Kolben in Druk- und Saug-Pumpen so wie auch Kolben gegen doppelten Druk. Von A. B. v. Althaus, Hauptmann und Salinen-Inspektor auf der Ludwigs-Saline Dürrheim im Großherzogthum Baden.
Autor: A. B. Althaus
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XIX., S. 81
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XIX. Eine neue Art Kolben in Druk- und Saug-Pumpen so wie auch Kolben gegen doppelten Druk. Von A. B. v. Althaus, Hauptmann und Salinen-Inspektor auf der Ludwigs-Saline Duͤrrheim im Großherzogthum Baden. Mit Abbildungen auf Tab. II. von Althaus, eine neue Art Kolben in Druk- und Saug-Pumpen etc. So lange die Hydraulik besteht, ist die Verbesserung der Kolben fuͤr alle Arten Pumpen ein Gegenstand des Nachdenkens gewesen, und doch ist man noch nicht dahin gekommen, daß man solche nicht tadelnswerth gefunden, – welches also ganz natuͤrlich die große Menge der Arten zur Anwendung brachte. Erst in spaͤterer Zeit wurden die metallenen bei verschiedenen Werken angebracht, welche jedoch einen Stiefel voraussezen, der mit der groͤßten Genauigkeit gearbeitet seyn muß, und daher fuͤr gewoͤhnliche Pumpwerke unanwendbar sind. – Außer diesen gehoͤren die Kappenkolben zu den besten; – allein sie haben drei Hauptfehler: a) Sie sind fuͤr solche Pumpen unbrauchbar, die aus einer betraͤchtlichen Tiefe ihr Wasser holen muͤssen, weil solche nicht mehr aus den Pumpen zu bringen sind, indem sie sich an den Zusammensezungen der Pumproͤhren hineinpressen, so wie der Kolben herausgehoben werden soll; – b) wenn solche nicht bestaͤndig in Thaͤtigkeit oder in der Fluͤssigkeit bleiben, so ziehen sie sich zusammen, und kommen nicht leicht wieder in Ordnung, und c) sie lassen doch immer etwas Wasser fallen, da der Rand bald ungleich wird, und daher nicht uͤberall sich das Leder fest anpreßt. – Die neueste Art Kolben lernen wir von Hrn. Shalder (Dingler's polytechnisches Journal, Bd. XXVIII. Hft. 5.) kennen. Sie sind aber in den meisten Faͤllen unanwendbar, und werden jedem Mechaniker als eine unhaltbare Verbesserung erscheinen. – Es soll daher auch mit diesen Zeilen eine neue Art Kolben gezeigt werden, welche ihre Guͤte bereits zu allen verschiedenen Pumpwerken gezeigt haben, – und in drei verschiedene Abtheilungen zerfaͤllt. – Bevor man zur Beschreibung der einzelnen Abtheilungen schreitet, wird hier im Allgemeinen das Princip dieser Kolben erklaͤrt werden muͤssen. Die Construction besteht darin, daß man den Kolben aus folgenden vier Haupttheilen verfertigt. a, das obere Stuͤk von Metall, an welchem die Kolbenstange befestigt ist, wird an, b, ein Mittelstuͤk von Metall, – welches stark durchloͤchert wurde, – angeschraubt, durch welches von Innen das Wasser auf die Lederung des Kolbens wirkt, und, c, das untere Stuͤk des Kolbens von Metall wird gleichfalls an dieses Mittelstuͤk geschraubt. – Sowohl das obere als das untere Stuͤk hat einen ausgedrehten Rand von 3 bis 5 Linien Laͤnge, uͤber das Mittelstuͤk hervorragend, welche beyde, – d, einen gut zusammengenaͤhten Lederkranz von starkem Sohlenleder, ungefaͤhr 4 bis 6 Zoll lang, der uͤber das Mittelstuͤk gelegt ist, festpaken, und sakmaͤßig durch das Zusammenschrauben des oberen und unteren Stuͤks auseinander dehnen; dieser wird beim Gebrauch, durch den Druk des zu hebenden oder zu druͤkenden Wassers, sich noch mehr ausdehnen, indem der Wasserdruk aus dem inneren Raum des Kolbens durch die Loͤcher im Mittelstuͤk den Lederkranz nach Verhaͤltniß des darauf wirkenden Gewichts (des Druks oder der Last) an den Pumpenstiefel fester anpreßt. – Diese Kolbenart hat nun folgende Vortheile: – 1) Kann die Reibung dieses Kolbens nur in dem Maße zunehmen, als der Druk es erfordert, wodurch nicht nur keine unnoͤthige Reibung entsteht, sondern die moͤglichst geringste Reibung Statt hat. – 2) Da der Druk gegen die Wand des Pumpenstiefels nach dem Druk der darauf wirkenden Wassersaͤule zunimmt, so kann er sowohl bei niederem als bei starkem Druk kein Wasser fallen lassen. 3) Ist derselbe bei langen wie bei kurzen Pumpen mit gleichem Vortheil anzuwenden, und laͤßt sich, unbeschadet des Kolbens, leicht herausnehmen und wieder einsezen. 4) Ist er in seiner neuen Anschaffung und seiner Unterhaltung der am wenigsten kostspielige. 5) Sind beinahe keine Reparaturen der Lederung nothwendig, weil er sich selbst im Verhaͤltniß seiner Abnuzung auch ausdehnen kann, und bei laͤngerem Gebrauch dennoch nicht mehr Wasser fallen laͤßt. 6) Ist derselbe bei unrunden wie bei ungleich gearbeiteten Stiefeln ebensogut, wie bei gut ausgearbeiteten, in Anwendung zu bringen. 7) Kann ihn jeder Schuster leicht repariren, wenn sich je das Leder durchgerieben haben sollte. – Nach der Auseinandersezung der Haupttheile und der Nuͤzlichkeit dieses Kolbens im Allgemeinen, sollen nun hier die drei verschiedenen Abtheilungen naͤher erklaͤrt werden. I. Fuͤr gewoͤhnliche Drukstiefel, z.B. an Feuersprizen-Drukwerken etc. etc. – Diese Kolbenart bekommt kein Ventil und erhaͤlt, a, das obere Stuͤk, an dem die Kolbenstange befestigt wird, aus einer ganzen Platte, welche nach dem gezeichneten Durchschnitt (Fig. 8.) mit dem Gewinde an das Mittelstuͤk angeschraubt wird, und hat einen Rand, um zwischen diesem und dem Mittelstuͤk den starken Sohlenlederkranz, welcher an seinen Raͤndern zugeschaͤrft wird, von oben festzuhalten. – b, das Mittelstuͤk ist an verschiedenen Stellen mit Loͤchern versehen, durch welche das Wasser auf den Lederkranz druͤkt. – c, die untere Platte ist rosettenartig durchlocht, um das Wasser in das Innere des Kolbens eindringen zu lassen, – ist mit dem Gewinde an das Mittelstuͤk angeschraubt, und hat eben denselben ausgedrehten Rand, um den Lederkranz von unten fest zu halten. d, der Lederkranz muß so stark gebraucht seyn, daß er sich kaum in den Stiefel noch einschieben laͤßt, die Nath muß fleißig gearbeitet seyn, um durch diese kein Wasser zu verlieren, und der ganze Kolben muß so groß als moͤglich fuͤr den Stiefel gemacht werden, um den Bauch des Lederkranzes so schwach als moͤglich machen zu duͤrfen. – Diese Art wurde bei einer Feuersprize mit 7 Zoll weiten unrunden, und ungleich weiten Stiefeln angewendet, ließ keinen Tropfen Wasser durch, hatte keine zu uͤberwindende Reibung verursacht, und war die beste unter vier verschiedenen Arten. II. Ein Kolben fuͤr sehr lange Saugpumpen wurde folgender Maßen construirt: – Fig. 9, a, das obere Stuͤk besteht aus einem offenen Kranz, im uͤbrigen wie dasjenige fuͤr Drukwerke, b, das Mittelstuͤk ist gleichfalls wie in jenen, jedoch hat solches unten noch eine Platte eingeschraubt, auf welcher ein Klappen-Ventil steht, das nach oben gegen das Innere des Kolbens aufgeht, wodurch die Wasser beim Saugen durchgehen koͤnnen. c, das untere Stuͤk ist wie das obere, an welchem die Kolbenstange angebracht ist, haͤlt also wie bei dem Drukkolben den Lederkranz fest, und im Heben liegt die ganze Wasserlast im Kolben selbst. d, der Lederkranz 4 bis 6 Zoll hoch, von starkem Sohlenleder, ist wie bei den Drukpumpen. Diese Art Kolben wurde bei einer Sohlenpumpe angewendet, welche 400 Fuß Saughoͤhe, 175 Fuß bis zum Kolbenstiefel, also zusammen 575 Fuß Laͤnge hat, – der Kolbenstiefel war gleichfalls nicht sehr genau ausgearbeitet, ohne deßhalb Wasser fallen zu lassen, und ist jezt schon uͤber 3/4 Jahr gegangen. III. Ein Kolben gegen doppelten Druk, z.B. an einer Wassersaͤulmaschine, die mit einem Stiefel doppelt wirkend ist, wird durch Fig. 10. erklaͤrt, welches sein Durchschnitt ist. a, das obere Stuͤk, besteht aus einem offenen Kranz wie bei langen Saugpumpen. – b, das Mittelstuͤk, ist gleichfalls wie die schon beschriebenen, und hat oben und unten noch eine Platte eingeschraubt, welche in der oberen ein Klappen-Ventil hat, das nach unten aufgeht, in der unteren Platte ist aber ein solches angebracht, welches nach oben sich oͤffnet, so daß wenn der Druk von unten kommt, sich das obere, wenn aber der Druk von oben kommt, sich das untere Ventil schließt. c, das untere Stuͤk ist, wie bei den Kolben fuͤr Saugpumpen, aus einem Kranz bestehend. d, die Lederung ist wie bei den oben beschriebenen Arten. Dieser Kolben wurde an einer doppeltwirkenden Wassersaͤulmaschine mit einem Stiefel angebracht, welche mit einer Fallhoͤhe von 80 Fuß die oben angefuͤhrte Sohlenpumpe treibt, und wurde gleichfalls als der beste unter allen verschiedenen Proben von Kolben erkannt. In diesem Kolben liegt sowohl im Auf- als im Abgehen die ganze Last der Suͤßwassersaͤule, in demselben druͤkt die Lederung fest an, schließt durch den wechselnden Druk das eine oder das andere Ventil, und verliert selbst durch diese Wechselbewegung des Druks ebensowenig Wasser, wie die oben beschriebenen Kolben. Nicht nur die Theorie, sondern auch der praktische Gebrauch haben diese neuen Kolbenarten als hoͤchst vorteilhaft bewahrt, und sie koͤnnen daher mit Recht Jedermann empfohlen werden. Hier moͤge nun auch eine Verbesserung an Saugpumpen noch Plaz finden, die seit mehreren Jahren ganz gute Dienste leistet. – Die Saugpumpen ziehen oͤfters mit der Fluͤssigkeit aus ihrer Tiefe Koth, Sand und andere Unreinigkeiten herauf, die durch zufaͤllig eintretende Ursachen, welche oft in der Natur der Sache liegen, aufgeruͤhrt, oder beigefuͤhrt werden. Diese sezen sich sodann entweder zwischen das Ventil, welches die Saugroͤhren von den Pumproͤhren scheidet, oder zwischen das Ventil oder die Lederung des Kolbens, und hemmen leicht den Gang der Pumpen, was außer der Unannehmlichkeit des Stillstands, zeitraubend, und oͤfters eintretend durch das Auspuzen bei sehr langen Pumpensaͤzen, auch kostspielig wird. Um diesem Uebelstand meistens zu begegnen, wurde nun folgende Einrichtung angebracht. Es wurde Fig. 11. zwischen dem Saugrohr, d, und dem Pumpenstiefel, a, wo das untere Ventil, e, angebracht ist, in denselben noch ein Aufsazstuͤk von 6 Zoll eingesezt, auf dieses sodann erst das untere Kegelventil befestigt, wodurch unter diesem Ventil zwischen dem Aufsaz und dem Kolbenstiefel ein hohler Raum entstand. Wird nun durch die Saugkraft Unrath in den Kolbenstiefel, a, gezogen, der schwerer ist als die zu hebende Fluͤssigkeit, so fallen beim Niedergehen des Kolbens diese hinab, und sezen sich in den Raum, b, hinein, der durch dieses Aufsazstuͤk, c, gebildet wurde, und da die aufsteigenden Wasser in diesem Raum keine Bewegung der zu hebenden Fluͤssigkeit mehr hervorbringen koͤnnen, so bleiben diese Uneinigkeiten ruhig darin liegen, wodurch also die durch solche Unreinlichkeiten entstehende Unordnung in den Ventilen auf lange Zeit verhindert wird. Es kann daher aus der Erfahrung diese Construction mit Recht jedem empfohlen werden, der Saugpumpen zu bauen hat, die dieser Unannehmlichkeit ausgesezt sind. Sowohl diese Kolbenart als diese Aufsazstuͤke in Saugpumpen, koͤnnen auch fuͤr gewoͤhnliche Pumpen von Holz gebraucht werden, indem man solche leicht mit Eisen beschlagen kann. Die Hauptsache bleibt immer bei den Kolben, den Druk der zu uͤberwindenden Wassersaͤule aus dem Innern des Kolbens auf die Lederung wirken zu lassen, was sich mit Modificationen auch auf Kolben in Dampfmaschinen vielleicht mit großem Vortheil anwenden laͤßt. Bekanntlich hat die Lederung der Cylindergeblaͤse viele Schwierigkeiten, weil theils die Cylinder von einem großen Durchmesser keine mathematischen Cylinder sind, also auch nie ganz gut passende Kolben erhalten koͤnnen, wenn sie auch sehr fleißig gearbeitet seyn sollten. Dadurch wird eine große Reibung bei diesen Geblaͤsen verursacht, der Kolben mag eine Lederung haben, welche man will. – Ein groͤßerer Nachtheil bei denselben ist aber immer, daß der Wind, – mag er einfach oder doppelt wirkend im Cylinder gepreßt werden, – beim Wechsel der Kolben, in den ungepreßten Zustand kommt, – und erst durch seine weiter fortgesezte Bewegung sich wieder verdichtet. – Wendete man bei den Cylinder- oder Kasten-Geblaͤsen von einfachem Druk die Kolbenart an, welche fuͤr einfache Drukwerke (z.B. Feuersprizen) angegeben wurde, – und gebrauchte man ebenso, fuͤr solche wo in ein und demselben Cylinder sowohl im Aufsteigen als Niedergehen der Kolben den Wind hinauspreßt, also doppelt wirkend ist, den angegebenen Kolben fuͤr doppelt wirkende Wasserwerke (z.B. wie fuͤr doppelt wirkende Wassersaͤulmaschinen angegeben wurde) – so haͤtten diese Kolben bei den Geblaͤsen die großen Vortheile, daß: 1) die Kolben sich weniger abnuzten, und weit luftdichter waͤren, als die bisher im Gebrauch stehenden. 2) Wuͤrde in dem hohlen Raum dieser Kolben stets eine Masse Luft verdichtet seyn, welche beim Wechsel weit schneller die Schließung der Ventile hervorbraͤchte und sie sogleich fester verschließen wuͤrde, so daß weniger Wind verloren ginge und einen gleichmaͤßigeren Luftstrom verursachte, der bei Geblaͤsen so wichtig ist. Dabei haͤtten sie aber noch alle Vortheile, die bei der Anwendung bei Wasserwerken sich zeigen. –

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