Titel: | Hydrostatische Presse des Hrn. Wilh. Russell. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXII., S. 89 |
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XXII.
Hydrostatische Presse des Hrn. Wilh. Russell.
Aus dem Recueil Industriel. N. 19. S.
53.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Russell's hydrostatische Presse.
Herr Russell, ein Zoͤgling des beruͤhmten Bramah, hatte die
Guͤte einige Proben mit dieser Presse vor unseren Augen anzustellen. Die
Wirkungen sind, bei der geringen Kraft, die ein Paar Menschen an den beiden kleinen
Pumpen anbringen, unglaublich.
In Fig. 19 und
20.
liegen Ballen-Tuͤcher in der Presse, indessen wird sie hierzu am
wenigsten gebraucht.
Die englische Regierung braucht sie zum Pressen der Heubuͤnde, die mit der
Cavallerie eingeschifft werden muͤssen, und die dadurch unendlich verkleinert
werden.
Alle Pfeiler und Alles an dieser Presse ist aus dem besten und zaͤhesten
Eisen.
A, ist ein sehr starker, innenwendig vollkommen runder,
Cylinder aus Guß-Eisen.
B, ein metallner Staͤmpel aus Guß-Eisen,
der den oberen Theil dieses Cylinders vollkommen ausfuͤllt, in dem unteren
Theile desselben aber einigen freien Spielraum hat.
In diesen Zwischenraum wird das Wasser mittelst der kleinen Drukpumpe, C, eingetrieben.
Da das Wasser sich beinahe nicht zusammendruͤken laͤßt, so muß der
Staͤmpel, mag er auch noch so schwer beladen seyn, bei jeder Einsprizung
nothwendig um so viel gehoben werden, als das Verhaͤltnis des Unterschiedes
der beiden Durchmesser des Cylinders und der beiden Staͤmpel betraͤgt,
nach dem Grundsaze, daß der Druk der Fluͤssigkeiten auf verschiedene
Oberflaͤchen sich verhaͤlt, wie der Flaͤcheninhalt derselben,
sie moͤgen was immer fuͤr eine Form haben.
Hieraus laͤßt sich die Kraft dieser Flaͤchen leicht berechnen. Da der
Staͤmpel der Pumpe nur Einen Zoll im Durchmesser, der druͤkende
Staͤmpel aber zehn Zoll im Durchmesser hat, so ist das Verhaͤltniß der
beiden Flaͤchen, im Zustande der Ruhe, wie 100 : 1.
Wenn man aber an dem Ende des Hebels der Pumpe, dessen Kraft wie 20 : 1 ist, eine
Menschenkraft = 300 anbringt, so wirkt diese lezte Kraft auf den Staͤmpel der
Pumpe mit einer Kraft = 6000, und diese leztere gibt, auf jeden Quadratzoll der
Cylinder-Flaͤche wirkend, dem Staͤmpel des Cylinders eine Kraft
von 600,000, die dieser auf die Koͤrper aͤußert, auf welche man ihn
wirken laͤßt.
Das ist das gewoͤhnliche Verhaͤltniß. Wenn man aber die Flaͤche
des Staͤmpels der Pumpe auf 1/4 Zoll im Durchmesser vermindern wuͤrde,
so waͤre das Resultat des Drukes multiplicirt mit 16, = 9,600,000.
Es ist also offenbar, daß die Kraft dieser Presse bis in's Unendliche geht, wenn man
die Verhaͤltnisse der Unterschiede der verschiedenen Theile der Maschine
wachsen laͤßt, oder eine groͤßere Kraft an dem Hebel der Pumpe
anbringt.
Wo kein sehr großer Druk noͤthig ist, beschleunigt man die Wirkung dieser
Presse dadurch, daß man eine andere Pumpe anwendet, deren Durchmesser
gewoͤhnlich zwei Zoll betraͤgt, und mit dieser zuerst, spaͤter
aber und am Ende mit der kleineren Pumpe arbeitet: dadurch wird die Arbeit sehr
beschleunigt.
Herr Russell hat zwei solche Pressen, jede von 600,000, zum Auspressen des
sogenannten Castor-Oil (Ricinus-Oehl) und des
Cocos-Nußoͤhles verfertigt, wo zwischen die auszupressenden Kerne
starke eiserne verzinnte Platten kommen.
Jede Presse hat zwei Pumpen, an welchen Klappen mit Haͤhnen angebracht sind,
so daß, wenn freie Verbindung hergestellt ist, beide zugleich wirken
koͤnnen.Der Redakteur fuͤhrt bloß: Uebersezung a. d.
Engl., als seine Quelle an.