Titel: R. Stein's Patent Distillir-Apparat, worauf derselbe sich im Junius 1828 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XXXII., S. 106
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XXXII. R. Stein's Patent Distillir-Apparat, worauf derselbe sich im Junius 1828 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Register of Arts and Patent-Invent. N. 47. S. 354. Mit Abbildungen auf Tab. II. Stein's Distillir-Apparat. Obschon dieser Distillir-Apparat den franzoͤsischen, nach Woolf's Vorrichtung errichteten, Distillir-Apparaten auf eine auffallende Weise aͤhnlich ist, so ist doch der Grundsaz, auf welchem er beruht, ganz verschieden. Es handelt sich hier naͤmlich nicht um Vermehrung der geistigen Staͤrke des Distillates, sondern um Ersparung des Feuer-Materiales. Die Hize, deren es bedarf, um eine gegebene Gewichts-Menge von Fluͤssigkeit in Dampf zu verwandeln, ist weit groͤßer, als jene, die man braucht, um diese Menge von Fluͤssigkeit bis zum Sieden zu erhizen. Ein Pfund in Dampf verwandeltes Wasser macht sechs Pfund Wasser sieden. Die auf diese Weise entwikelte Hize (der Calor latens) ist in verschiedenen Fluͤssigkeiten verschieden, in jedem Falle aher bedeutend. Bei der gegenwaͤrtig gewoͤhnlichen Weise zu distilliren geht sie nicht nur verloren, sondern erzeugt eine bedeutende Nebenausgabe, indem es einer großen Menge Wassers bedarf, um den Dampf zu verdichten und wieder in tropfbare Gestalt zu bringen. Um diese Hize nun zu benuͤzen, hat der Patent-Traͤger gegenwaͤrtige Vorrichtung ausgedacht, durch welche ein Theil der Fluͤssigkeit einen anderen Theil derselben verdampft, und dieß durch die Hize, die bei der Verdichtung des Dampfes frei wird. Um eine Fluͤssigkeit in Dampf zu verwandeln, ist nicht bloß eine gewisse Menge von Hize nothwendig, sondern auch eine gewisse Intensitaͤt dieser Hize noͤthig. So wird z.B. ein Pfund Dampf von 212° F. sechs Pfund Wasser auf den Siedepunkt bringen, aber nichts von diesen sechs Pfunden Wassers in Dampf verwandeln, indem, in dem Augenblike, als das zu erhizende Wasser in Dampf verwandelt wird, es keine weitere Hize von dem Dampfe mehr aufnehmen kann. Wenn jedoch der Dampf unter einem groͤßeren Druke, als jenem der Atmosphaͤre, gebildet wird, wird, wie das Thermometer zeigt, seine Hize vermehrt; er kann also dann fortfahren, dem Wasser seine Hize mitzutheilen, nachdem dasselbe bereits den Grad der Siedehize erreicht hat, wenn lezteres sich nicht unter demselben Druke, wie der Dampf, befindet. Nach diesem Grundsaze ist nun der hier abgebildete Dampf vorgerichtet. N. 1, 2, 3, 4, Fig. 17. sind vier laͤnglich elliptische Distillir-Blasen, wovon zwei im Durchschnitte dargestellt sind. Ihre unteren Haͤlften sind mit Gehaͤusen umgeben, a, a, die als Dampfkammern, b, b, dienen. Jede Blase hat eine senkrechte Roͤhre, c, c, c, c, die von einem Hahne mit doppeltem Durchgange, d, d, geschlossen wird. Einer dieser Durchgaͤnge oͤffnet sich in die Roͤhre, e, die in die Wurm-Roͤhre fuͤhrt, waͤhrend der andere eine Verbindung zwischen einer Blase und dem Dampfgehaͤuse der naͤchsten Blase mittelst der krummen Roͤhren, f, f, f, herstellt. Von der Blase, 1, zum Dampfgehaͤuse der Blase 2; von der Blase, 2, zum Dampfgehaͤuse der Blase, 3, und von Blase, 3, zum Dampfgehaͤuse der Blase, 4. Die Blasen werden durch die Roͤhre, g, gefuͤllt, und die Menge der Fuͤllung wird durch die Schwimmer, h, regulirt. Jedes Dampfgehaͤuse steht mit der Roͤhre, k, in Verbindung, die aus einem Dampfkessel kommt, und zwar mittelst der Roͤhren, l, l, l, l, die mit Haͤhnen versehen sind. Aus dem unteren Theile des Dampfgehaͤuses steigen Roͤhren, m, m, nieder. Die von der Blase, 1, fuͤhrt zu der Cisterne, die den Dampfkessel mit heißem Wasser versieht, waͤhrend die anderen entweder mit einer gemeinschaftlichen Hauptroͤhre, n, die zu einem gemeinschaftlichen Kuͤhlgefaͤße fuͤhrt, in Verbindung stehen, oder jede einzeln zu einem einzelnen Kuͤhlgefaͤße leitet. Aus dem oberen Theile eines jeden Dampfgehaͤuses entsteht eine Roͤhre, die man bei, 3, und 4, sieht, welche mit einer Eich-Roͤhre, p, p, in Verbindung steht, und sich in ein Hebe-Barometer, q, g, endet. r, r, r, r, sind die Schlief-Loͤcher in jeder Blase zur Reinigung derselben; s, s, s, s, die Abzugs-Roͤhren an den Blasen: die Dampfgehaͤuse werden durch Haͤhne in der Roͤhre, m, m, ausgeleert, die in die Hauptroͤhre, n, fuͤhrt. Die Arbeit geschieht in diesem Apparate auf folgende Weise. Die Blasen werden gefuͤllt, und die Haͤhne, d, nach, e, geoͤffnet. Der Dampf wird folglich durch die Roͤhren, l, l, die von der Dampfroͤhre, k, herleiten, in jedes Dampfgehaͤuse gelangen, und darin schnell verdichtet werden: die Luft entweicht durch eine Roͤhre, die in der Zeichnung nicht dargestellt ist. Wenn die Fluͤssigkeit in den Blasen beinahe den Siedepunkt erreicht hat, wird der Dampf von allen Dampfgehaͤusen abgesperrt, außer von jenen in N. 1, und die Haͤhne, d, werden in die Roͤhren, f, geoͤffnet; nachdem die Hauptroͤhre, n, von dem verdichteten Wasser entleert wurde, werden die Haͤhne von 2, 3, und 4, auf, m, geschlossen. Der Dampf aus den Kesseln (der von bedeutendem Druke ist) faͤhrt fort in das Dampfgehaͤuse N. 1, zu fließen. theilt der Fluͤssigkeit in der Blase, 1, seine Hize mit, und wacht sie sieden. Der Dampf tritt in das Dampfgehaͤuse, N. 2, Ger, und die Fluͤssigkeit in N. 2, verdichtet den Dampf von N. 1, bis zur gewoͤhnlichen Temperatur. Da nun der Dampf aus N. 1, nicht laͤnger mehr verdichtet wird, und nicht entweichen kann, aber immer neue Hize aus dem Dampfkessel erhaͤlt, so nimmt seine Temperatur zu, und er theilt sie der Fluͤssigkeit in N. 2, mit, und bringt dieselbe endlich zum Sieden, und geht in das Dampfgehaͤuse N. 3, uͤber u.s.f., bis er aus, 4, durch die Roͤhre, e, in den Verdichter tritt. Sobald die Fluͤssigkeit in 2, 3, und 4, zu kochen anfaͤngt, muß der Hahn auf, m, zum Theile geoͤffnet werden, um den verdichteten Geist aus der Roͤhre, n, in den Abkuͤhler gehen zu lassen, waͤhrend er immer einen gewissen Theil in dem Dampfgehaͤuse noch zuruͤkhaͤlt, dessen Hoͤhe durch die Eichroͤhre, p, bestimmt wird, indem das Barometer, q, q, den Druk des Dampfes in jedem Dampfgehaͤuse anzeigt. Erfahrung lehrt den gehoͤrigen Druk am besten kennen, da er bei verschiedenen Fluͤssigkeiten verschieden ist. Der Arbeiter muß daher waͤhrend des Distillirens immer genau auf das Barometer sehen, das daher auch zugleich mit den Eich-Roͤhren in der Mitte des Apparates angebracht ist. Bei dieser Distillations-Weise werden drei Viertel des gebundenen Waͤrmestoffes (Calor latens) der verduͤnsteten Fluͤssigkeit benuͤzt, und folglich wird eine bedeutende Menge Verdichtungs-Wasser erspart. Der Haupt-Einwurf, den man gegen diesen Apparat machen kann, ist, die Gefaͤhrlichkeit desselben in Folge des großen Drukes, und die Kostbarkeit desselben bei seinem complicirten Baue. St. Mare's Distillir-ApparatRegister of Arts IV. p. 49. erreicht den Zwek des Patent-Traͤgers auf eine einfachere Weise, und gewaͤhrt zugleich den Vortheil, Brantwein von jeder Staͤrke zu liefern: dieser leztere Apparat wird auch immer haͤufiger angewendet. Er findet sich bereits in der neuen Brantweinbrennerei der HHrn. Nicholson in St. John's Street.

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