Titel: | Ueber verschiedene Gegenstände der Garten-Cultur. Aus den Papieren der Londoner Horticultural-Society. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XLI., S. 140 |
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XLI.
Ueber verschiedene Gegenstaͤnde der
Garten-Cultur. Aus den Papieren der Londoner
Horticultural-Society.
Im Repertory of Patent-Inventions.
Jaͤnner S. 53.
Im Auszuge.
Ueber verschiedene Gegenstaͤnde der
Garten-Cultur.
Feigenbaͤume gegen Frost zu
schuͤzen.
Der hochw. Hr. Georg Swayne zu
Dyrham bei Bach theilte der Gesellschaft folgende Methode mit, Feigenbaͤume
gegen den Frost zu schuͤzen. Er bemerkte, daß, wo immer eine Fruchtknospe
eines Feigenbaumes zufaͤllig von dem wollenen Bande bedekt war, mit welchem
die Zweige des Baumes an der Wand angebunden wurden, die Feige, die sich in der
Folge aus dieser Knospe entwikelte, schneller heranwuchs und groͤßer wurde,
als andere Feigen desselben Astes, deren Knospen nicht bedekt waren. Hieraus schloß
er, daß, wenn man den ganzen Theil eines Astes, der im naͤchsten Jahre
Fruͤchte tragen soll, auf aͤhnliche Weise mit einer leichten Deke
schuͤzen koͤnnte, dasselbe bei allen Fruͤchten Statt haben
wuͤrde. Er nahm daher altes bedruktes Papier, das noch einiges Licht durchlaͤßt
(was er fuͤr wichtig hielt) und doch zugleich ein schlechter
Waͤrmeleiter ist, das zugleich auch weniger Naͤsse durchlaͤßt,
als unbedruktes Papier, und umwikelte den fruchttragenden Theil der Aeste mit langen
Streifen desselben Anfangs Winters, wo bereits Frost zu befuͤrchten stand:
nicht fruͤher, damit das Holz vollkommen ausreifen konnte. Den mit den
Papier-Streifen ganz nach chirurgischer Praxis gefatschten Ast befestigte er
dann mittelst zweier Wollenbaͤnder, damit das Papier fest haͤlt, am
Anfange und Ende des Verbandes an der Wand. Ende Aprils, wo man bereits vor Reifen
sicher ist, und die Knospen schwellen, nahm er den Verband an einem milden
truͤben Tag behutsam ab, und sah den besten Erfolg.
Mittel, Baͤume die an der Wand gezogen werden, vor dem
Erfrieren zu schuͤzen.
Der hochw. Hr. Wilh. Phelps, in
Mellifont Abbey, bei Wels, Somersetshire, schuͤzte seine an der Wand
gezogenen Baͤume mittelst breiter Leitern, die hoch genug waren, um
uͤber die obersten Zweige der Baͤume emporzureichen, wenn sie am
Grunde der Mauer drei Fuß weit von derselben abstanden, und in dieser Richtung an
der Wand angelehnt waren. Er gab einer Leiter 6 Fuß Breite, und ließ die Sprießel
anderthalb Fuß weit von einander. Diese Sprießel umwikelte er mit Heu und Stroh,
das, bei der schiefen Stellung der Leitern, in Buͤndeln so uͤber
einander hing, daß die kalten Winde abgehalten wurden, und doch noch Luft genug
unter dieser Bedekung war. Diese Leitern stellte er im Fruͤhjahre vor, wenn
die Baͤume anfingen zu bluͤhen, und ließ sie solang vor denselben bis
sich bereits die Frucht angesezt hatte. Die Leitern sind sehr leicht gebaut. Er
bedient sich dieser Methode bereits vier Jahre lang mit dem besten Erfolge.
Ananas-Beete ohne kuͤnstliche Hize und
Duͤnger zu treiben.
Hr. J. Dall, Gaͤrtner
bei dem Earl of Hardwicke zu Wienpole, Cambridgeshire,
benuͤzte Hrn. Mav-Phial's Plan bei den Ananas-Beeten, um sie ohne
kuͤnstliche Hize und Duͤnger zu treiben. Er umgab das Beet vorne mit
einem 5 Fuß, ruͤkwaͤrts mit einem 7 Fuß hohen und uͤberall 5
1/2 Fuß diken Blaͤtter-Walle, und that immer frische Blaͤtter
zu, so wie die alten sich sezten. Ein solcher Wall dauert, ohne daß man ihn
umzustuͤrzen braucht. Ein Jahr lang: nach dieser Zeit koͤnnen die
Blaͤtter noch zum Treiben des Spargels, Seekohles etc. verwendet werden und
im dritten Jahre geben sie die beste Pflanzenerde. Die Laͤnge seines
Ananas-Beetes betrug 160 Fuß, wozu er jaͤhrlich 700
einspaͤnnige Pferde-Karren voll Blaͤtter braucht, die 300
Kubik-Yards (1 Yard = 3 Fuß) Pflanzen-Erde geben. Von den 5 – 600
Stoͤken Ananas, die er in diesem Beete zieht, schneidet er jaͤhrlich
an 150 Fruͤchte. Er bedient sich dieser Methode seit vier Jahren mit dem
besten Erfolge.
Rhabarber zu treiben.
Hr. J. Smith, Gaͤrtner
bei dem Earl of Hopetown zu Hopetown, in Schottland,
treibt die Rhabarber auf folgende Weise. In der lezten Woche des Decembers nimmt er
Wurzeln von Rheum
hybridum, deren Fasern er soviel moͤglich schont,
und pflanzt sie in leichter Erde in Kisten von 3 Fuß Laͤnge, 1 Fuß 8 Zoll
Breite, und eben solcher Tiefe. Er stellt diese Kisten in einen
Champignon-Keller oder in ein dunkles Ort, und begießt die Erde von Zeit zu
Zeit. Wenn die Temperatur in diesem Gewoͤlbe 55 bis 65° (F.; + 10 bis
14° R.) ist, werden die Wurzeln treiben, und die Schoͤßlinge im
Februar schoͤn weiß geschnitten werden koͤnnen. Wenn man alle drei
Wochen eine frische Kiste einsezt, so wird man fuͤr eine gewoͤhnliche
Familie immer genug von diesem Gemuͤse bis in April haben, wo man die Wurzeln
dann in den Garten verpflanzt, und auf aͤhnliche Weise weiter
benuͤztMan kennt in Deutschland dieses wohlschmekende und gesunde fruͤhe
Gemuͤse noch viel zu wenig, so wie man uͤberhaupt den
Rhabarber-Bau fuͤr Faͤrber und fuͤr Apotheker
auf eine schaͤndliche Weise bei uns vernachlaͤssigt. Unsere
Alpenlaͤnder koͤnnten viel mit dieser Pflanze gewinnen.A. d. U..
Buda-Kohl wie Seekohl gebleicht.
Hr. J. Wedgewood, Esqu., sandte
der Horticultural Society Proben, von Buda-Kohl, (Buda-Kale), den er, wie Seekohl, mittelst
daruͤbergestuͤrzter Garten-Toͤpfe bleichte. (Es wird
nicht gesagt, was dieser Buda-Kale ist. Sea-Kale ist Crambe
maritima, die in England haͤufig als
Gemuͤse genossen wird. Ist Buda-Kale
vielleicht Crambe
tatarica, die in Ungarn, und auch in Maͤhren wild
waͤchst, und deren Wurzeln von den Landleuten genossen werden? Haben
vielleicht reisende Englaͤnder diese Crambe
maritima aus Ungarn nach England gebracht, und nach der Hauptstadt Ungarns,
Ofen, (Buda), Buda-Kale genannt?)
Mistbeeten- und Treibhaͤuser-Fenster
einzukitten.
Bei der gewoͤhnlichen Weise, die Glastafeln in die Mistbeeten- und
Treibhaͤuser-Fenster einzukitten, ist der Kitt der Sonne und der
Witterung zu sehr ausgesezt, verliert nur zu bald seine Zaͤhigkeit,
loͤst sich ab, und das Wasser verdirbt nicht bloß die Rahmen, sondern
troͤpfelt auch in die Beete und Haͤuser, und verdirbt die Pflanzen.
Hr. J. Read, in Newington
Causeway, Southwark, hat diesem Nachtheile dadurch abgeholfen, daß er der
Fensterleisten zu jeder Seite mit einer tiefen Furche versieht, in welche die Kitt
uͤber das
eingesezte Glas eingestrichen wird, und die Leiste sich oben zu beiden Seiten schief
abdacht. Wenn frische Glastafeln eingesezt werden muͤssen, nimmt man den Kitt
mittelst eines Hohl-Meißels aus der Furche heraus.
Bau der Teltower Ruͤben.
Hr. J. Hunneman sandte der
Gesellschaft mehrere Wurzeln der Teltower Ruͤbe,
einer kleinen, kostbar schmekenden, spindelfoͤrmigen Ruͤbe von der
Groͤße der kleinen langen Rettige, die vorzuͤglich um Teltow im
Brandenburgischen gebaut wird, und begleitete sie mit folgender Notiz uͤber
die Art dieselben zu bauen. Man saͤet sie zwei Mal des Jahres; ein Mal im
April, wo sie dann im Julius, oder noch fruͤher geerntet werden
koͤnnen; dann im August, wo sie in das umgestuͤrzte Kornfeld, oder in
einen fruͤhen Erdaͤpfel-Aker gebaut werden. Diese lezteren
werden erst spaͤt im Herbste ausgezogen, und nachdem man sie von den Kronen
und Fasern gereinigt hat, in Kellern im trokenen Sande aufbewahrt. Sie gedeihen nur
in dem sandigen Boden der Gegend von Teltow gut, und arten auf besserem Boden
schnell aus. Sie vertragen durchaus keinen Duͤnger. Sie werden haͤufig
als koͤstliches Gemuͤse auf verschiedene Weise zugerichtet genossen,
vorzuͤglich aber gedaͤmpftDiese Teltower Ruͤben sind die bayer'schen Ruͤberln,
Scheer-Ruͤberln, Pfada-Ruͤberln, die in
Bayern aber nur im Herbste gebaut werden, in die Stoppeln, und die um Pfada
bei Regensburg am besten gedeihen. Der Uebersezer hat der Londoner Horticultural-Society im Jahr 1825 eine
Schachtel voll bayer'schen Ruͤbchen und Samen derselben auf
ministeriellem Wege zugesandt; die Gesellschaft scheint sie aber nicht
erhalten zu haben. Der vortreffliche Hr. Hunneman, ein Preuße zu London, (ein
wahrhaft goldenes Glied in der aurea catena, die
England mit dem festen Lande verbindet) hat England und Deutschland durch
seine anspruchslose und unermuͤdete Thaͤtigkeit mehr
genuͤzt, als 6 Duzende muͤssiger Diplomaten.A. d. U..
Mittel gegen Wuͤrmer in
Garten-Toͤpfen.
Baronet Ch. Miles Lambert Monck bemerkte, daß Tuberosen,
die er in Toͤpfen zog und die freudig bluͤhten, ploͤzlich
anfingen zu kraͤnkeln. Er fand eine Menge kleiner Wuͤrmer auf der
Oberflaͤche der Erde in diesen Toͤpfen, und vermuthete, daß diese die
Ursache des kranken Zustandes der Tuberosen waͤren. Er ließ daher einen
Aufguß von Nußblaͤttern bereiten, und die Toͤpfe mit demselben
begießen. Dieß trieb die Wuͤrmer aus der Erde an die Oberflaͤche
derselben, wo man sie leicht wegschaffen konnte. Auf diese Weise wurde 14 Tage lang
fortgefahren, bis kein Wurm mehr zum Vorscheine kam. Die Tuberosen erholten sich.
Der Hr. Baron wiederholte diesen Versuch auch an anderen Toͤpfen mit dem
besten Erfolge. Der Aufguß dient nicht bloß als Mittel gegen die Waͤrmer,
sondern zugleich auch als Duͤnger. Man nimmt frische Nußblaͤtter,
uͤbergießt sie
mit siedend heißem Wasser, und laͤßt sie so lang bedekt stehen, bis der
Aufguß erkaltet.
Sproßen-Kohl.
Hr. Peregr. Day,
Gaͤrtner bei der Graͤfinn Dysart zu Ham-House, sandte der Society einen Sproßen-Kohl (Tree-Gabbage, Brassica sempervirens) von 12 Fuß
Hoͤhe und sehr vielen Aesten. Er bluͤhte weiß.
Zwiebel fruͤhe so zu treiben, daß sie reichlich
Zwiebelbrut (Kindel) ansezen.
Hr. J. Smith, Gaͤrtner
bei Esq. Hammond zu Potter's Bar, bei Barnet, behandelt die Zwiebeln in dieser
Hinsicht auf folgende Weise. Er saͤet den Samen in einem Garten-Beete
sehr dik Ende Aprils aus, und verduͤnnt die Saͤmlinge nicht, wodurch
sie also sehr klein bleiben.
Ein Theil davon wird spaͤter zum Poͤkeln verbraucht und der Ueberrest,
der ungefaͤhr die Groͤße einer Nuß haben wird, im Jaͤnner oder
Hornung nur so tief in die Erde gestekt, daß sie kaum davon bedekt werden. Wenn sich
nun die Bluͤthen-Schaͤfte zeigen, bricht er dieselben ab, und
nun wird die Zwiebel, statt wieder einen Bluͤthen-Schaft zu treiben,
junge Zwiebeln um die alte Zwiebel ansezen (sogenannte Kindel bilden). Auf diese
Weise erhielt er Zwiebel-Stoͤke von 2 – 3 Zoll im Durchmesser
im fruͤhsten Fruͤhjahre, zu einer Zeit, wo die frischen Zwiebeln kaum
so dik wie eine Federspule zu seyn pflegen. Bis Ende Junius sind diese Zwiebeln ganz
ausgewachsen, lassen sich aber nicht gut aufbewahren.
Birnen auf Mispel zu pfropfen.
Capitaͤn Rainier pfropfte Birnen auf Mispel. Die
Schoͤßlinge waren sehr stark und 3 Fuß lang, trugen im zweiten Jahre, gaben
aber immer nur Zwergbaͤume.