Titel: | Englische Industrie in Lankashire französischen Ursprunges. Verfertigung einzelner Theile zu Sak- und Taschen-Uhren zu Preskot. – Englische Spiegel-Glas-Fabrik zu St. Helens und ehemalige Kupferwerke daselbst. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LVIII., S. 203 |
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LVIII.
Englische Industrie in Lankashire
franzoͤsischen Ursprunges. Verfertigung einzelner Theile zu Sak- und
Taschen-Uhren zu Preskot. – Englische
Spiegel-Glas-Fabrik zu St. Helens und ehemalige
Kupferwerke daselbst.
Englishce Industrie in Lankashire franzoͤsischen
Ursprungs.
Herr Gill theilt im
technological
Repository, December 1829, S. 382. folgende Notizen aus Aikin's History of
Manchester mit.
Das Staͤdtchen Preskot in Lankashire ist der
Mittelpunkt der Fabrikanten, die sich mit Verfertigung einzelner zu Sak- und
Taschen-Uhren gehoͤrigen Theile beschaͤftigen. Hier werden die
Raͤder geschnitten, die Draͤthe zu den Triebstoͤken gezogen
(die oft 50 Zuͤge fordern), die Federn, die Zeiger, die Ketten, die
Gehaͤuse etc. verfertigt. Man macht hier auch ganz vortreffliche kleine
Feilen, die besten in
der Welt; sie sind zwar theuer, aber ihr Geld werth, und die Seele der Fabrikation
der oben erwaͤhnten verschiedenen Theile der Uhren. Der Drath zu den Spindeln
und Triebstoͤken ist jezt sehr wohlfeil. Ein einziger Arbeiter
noͤthigte alle uͤbrigen im Preise herab zu gehen. Dieser Mann hat sich
spaͤter zu Islington bei London angesiedelt, und alles um den halben Preis
eben so gut geliefert. Alle Doͤrfer um Preskot und von da an der Straße nach
Liverpool sind voll solcher kleinen Fabrikanten. Es scheint sich aber jezt dieses
Gewerbe mehr nach Liverpool zu ziehen, wo, in dem sogenannten Park, der Drath
gezogen wird. Diese Leute besizen neben ihrer Fabrik noch kleine
Pachtguͤtchen, und treiben Akerbau und diese Handarbeit zugleich, wie die
Weber in der Gegend von ManchesterDieß ist das große Gluͤk eines Landes, wenn der Bauer Geschiklichkeit und Fleiß genug besizt, um in seinen
Nebenstunden sich durch Nebenarbeiten etwas zu verdienen, statt in's
Wirthshaus zu gehen und den Ertrag seiner Aeker zu vertrinken.A. d. U.. Halb Europa wird in seinen Fabrik-Uhren mit der Arbeit dieser Leute
versehen.
Diese Leute kamen urspruͤnglich aus Frankreich, durch die Aufhebung des
Ediktes von Nantes. Sie sind die Ur-Enkel der von den Jesuiten aus Frankreich
vertriebenen und verfolgten Hugenotten. Wir verdanken ihren Urgroßvaͤtern
noch mehr; wir verdanken ihnen viele unserer besten Verfahrungs-Weisen, Stahl
und Eisen zu bearbeiten und zu verarbeiten: viele unserer besten Stahl- und
Eisen-Arbeiter sind ihre Zoͤglinge und ihre SchuͤlerUnd was ist die Stahl- und Eisen-Manufaktur seit dieser
Kezer-Vertreibung aus Frankreich in Frankreich geworden? Sie gerieth
so sehr in Verfall, daß man in dem gereinigten
Frankreich in den lezten beiden Decennien gezwungen war, uͤber 10,000
englische Eisen-Arbeiter nach Frankreich kommen zu lassen; wieder
lauter Kezer! Man hat also nur Teufel getauscht und dabei beinahe zwei
Jahrhunderte verloren.A. d. U.. Wir duͤrfen unsere Leser doch nicht erst erinnern, wie viel unsere
Baumwollen-Manufakturen durch diese aus Frankreich als Kezer verbannten Leute
gewannen; denn das Wichtigste an unseren Spinnmuͤhlen besteht aus
Raͤdern und Triebstoͤken, die wie ihre Uhrwerke eingerichtet sind.
St. Helen's ist seit einigen
Jahren aus einem kleinen Dorfe ein wohlgebautes schoͤnes bevoͤlkertes
Landstaͤdtchen geworden, durch die vielen Manufakturen, die in der
Naͤhe desselben errichtet wurden. Im J. 1773 wurde, in der Naͤhe
dieses damaligen Dorfes, zu Rovenhead, eine Spiegelglas-Fabrik errichtet, die
das Parliament incorporirte, und die 30 Tagwerke Landes (30 Acres) unter Mauer haͤlt. Die Gebaͤude haben beinahe 40,000
Pf. Sterl. gekostet. Zwischen 3 – 400 Arbeiter sind taͤglich in dieser
Fabrik beschaͤftigt. Der Gußtisch, aus Metall, ist 15 Fuß lang, 9 Fuß breit
und 6 Zoll dik. Franzosen haben diese Fabrik eingerichtet und zu ihrer
gegenwaͤrtigen Vollkommenheit gebracht. Man hat Spiegel-Tafeln von 133 Zoll Laͤnge
und 72 Zoll Breite; 139 Zoll Laͤnge und 62 Zoll Breite; 144 Zoll
Laͤnge und 54 Zoll Breite gegossenZu S. Ildefonso verfertigte man indessen Tafeln, die 162 Zoll lang, 93 breit,
und 1 Zoll dik waren. Die Spanier haben es also noch weiter gebracht.A. d. U.. Die Tafeln werden in die Niederlage der Fabrik zu London,
Blackfriars-Bridge, gesendet. Man hatte lang mit dem Feuer-Material,
den Steinkohlen, zu kaͤmpfen, besiegte aber endlich auch dieses Hinderniß. Im
Jahr 1789 errichtete man eine Dampfmaschine, die die Tafeln weit schoͤner
schleift, als es durch Menschenhand nicht moͤglich ist, deren sie nicht
weniger als 160 erspart.
Zu St. Helen's besaßen die
HHrn. Hughes, Williams und Comp. im J. 1780 sehr
große Kupferwerke, auf welchen die Kupfererze von Paris-Mountain in Anglesea
gar gemacht wurden. 20,000 Tonnen wurden hier, und an einer anderen Stelle des
Sankey Canal jaͤhrlich geschmolzen; zu Ravenhead allein woͤchentlich
30 Tonnen Kupfer-Barren, die nicht gar 14 Loth wogen, und von der
Ost-Indischen Comp. nach China, als Geld, ausgefuͤhrt. Diese Barren
wurden aus dem Model in Wasser gethan, wo sie in wenigen Minuten an einem Ende
anfingen aufzubrausen, und dieses Aufbrausen schnell an das andere Ende fortlief.
Dadurch wurde die Barre schoͤn roth, wie Siegellak, dem sie taͤuschend
aͤhnlich war. Thunberg spricht von diesen rothen
Barren in seinen Reisen nach Japan.