Titel: | Ueber Kunst-Drechslerei von Shuttleworth. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXIII., S. 218 |
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LXIII.
Ueber Kunst-Drechslerei von Shuttleworth.
Aus dem London Journal of Arts. Octobr. 1828. S.
4.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Fortsezung von Bd. XXXI. S. 15.
Shuttleworth, uͤber Kunst-Drechslerei.
Ich spreche jezt von der schiebbaren Ruhe, einem einfachen, aber hier nothwendigen,
Instrumente, das man bisher nur bei der sogenannten Kunst-Drechslerei (engineturning) in den Uhr-Fabriken anwendete; wo man aber dasselbe zum
Drechseln der Schrauben, Kegel, und, wie in der vortrefflichen Anstalt des Hrn.
Brunel zu Portsmouth, zur
Verfertigung der Kloben fuͤr die k. Flotte anwendet, wo kugelfoͤrmige
und elliptische Koͤrper gedreht werden, wird es zusammengesezter, und ist in
mehreren trefflichen mechanischen Werken, auf welche ich meine Leser verweise,
beschrieben.
Es ist einleuchtend, daß nur wenige Arbeiter eine so staͤte Hand besizen, daß
sie ein so zartes Werkzeug, wie eine feine Stahl-Spize, fuͤhren
koͤnnen, die, außer dem, daß sie unverruͤkbar staͤt gehalten
werden soll, auch noch von der Arbeit zuruͤkgezogen werden muß, sobald jeder
Kreis vollendet ist. Die mindeste Veraͤnderung in der Lage derselben
stoͤrt alle Symmetrie, und verdirbt die Arbeit gaͤnzlich. Wenige
Kuͤnstler haben ein so scharfes Auge, daß sie, selbst mit Huͤlfe der
geraden Schneide, einen Cylinder vollkommen regelrecht außen oder innen abdrehen,
oder die Oberflaͤche, die verziert werden soll, vollkommen eben richten
koͤnnen, was doch hoͤchst nothwendig und sogar unerlaͤßlich
ist, wenn die Zeichnung schoͤn ausfallen soll, indem sie sonst ungleich und
oͤfters ganz verfehlt wird. Alle diese Schwierigkeiten sind durch die
schiebbare Ruhe, selbst in ihrer einfachsten Form, vollkommen beseitigt, wie man in
der Folge sehen wird.
Meine Ruhe besteht aus folgenden Theilen in Fig. 1 und 2.
a, ist der Koͤrper der Ruhe. b, die Parallele oder der untere Schieber. c, der Fuß an dem unteren Schieber.
d, das Querstuͤck oder der obere Schieber, an
welchem der Haͤlter, oder das Stuͤk, welches den Meißel aufnimmt, e, befestigt ist. f, ist der
gedrukte Meißel, oder das Stich- oder Schneid-Eisen. Die Anwendung
desselben wird aus der perspectivischen Darstellung in Fig. 2 deutlich, die nur
einer kurzen Erklaͤrung bedarf.
Die Drehebank hat die gewoͤhnliche Einrichtung, und eine excentrische Pfanne,
z, die auf oben beschriebene Weise vorgerichtet ist.
y, ist die hoͤlzerne Pfanne, die den Dekel
einer Tabak-Dose, x fuͤhrt, oder irgend
ein Stuͤk, das kunstmaͤßig gedreht werden soll. An dieser
hoͤlzernen Pfanne ist das Zahnrad, w, angebracht,
und mittelst seines Zapfens auf dem Schieber der Pfanne, z, aufgezogen.
Der Fuß, c, der Ruhe muß genau in den Untersaz derselben
passen, und mittelst einer Schraube auf die gewoͤhnliche Weise darin befestigt seyn. Der
Koͤrper, a, hat zwei Furchen, die unter rechten
Winkeln auf einander stehen, und in welchen die Schieber, b, und, d, mittelst der Schrauben, i, und, h, vorwaͤrts
und ruͤkwaͤrts sich bewegen. Diese Schrauben koͤnnen mittelst
eines Schraubenziehers, oder, was noch besser ist, obschon es mehr kostet, mittelst
kleiner Kurbeln bewegt werden.
Da sich nun, b, parallel mit der Vorderseite der Pfanne
bewegt, oder mit der Flaͤche, auf welcher gravirt werden soll, so stellt es,
mittelst der Schraube, i, die Entfernung des Punktes,
f, von dem Mittelpunkte der Pfanne oder der auf
derselben befestigten Flaͤche, und bestimmt folglich dadurch die
Groͤße der Kreise. Wenn, f, ein Mal
gehoͤrig gestellt ist, so ist keine Veraͤnderung mehr noͤthig.
Um aber den Meißel, f, gegen das Stuͤk, welches
bearbeitet werden soll, vorzuschieben, muß die Schraube, h, gedreht werden, und, wenn jeder Kreis vollendet ist, muß dieser Meißel
solang zuruͤkgezogen werden, bis die Pfanne umgedreht und fuͤr die
Zeichnung neu gestellt ist. Dann wird der Meißel wieder vorgelassen, und man
verfaͤhrt auf obige Weise, bis die Zeichnung vollendet ist, die aus so vielen
Kreisen bestehen wird, als Zaͤhne in dem Zahnrade, k, sind, welches bei jedem Kreise um einen Zahn gedreht werden muß. Man
kann auch irgend eine Anzahl von Zaͤhnen nehmen, wodurch das Ganze ohne
Bruchrest getheilt wird. Geschiklichkeit und Geschmak koͤnnen auf diese Weise
eine Menge von Verzierungen hervorbringen.
Die Anwendung der Ruhe beim Drehen der Cylinder, sowohl innen als außen, laͤßt
sich leicht begreifen. Der Meißel, f, oder das Werkzeug,
mit welchem man dreht, wird in dem Haͤlter befestigt, und laͤngs dem
Stuͤke, welches man abdrehen soll, mittelst der Schraube, h, hinbewegt. Der Haͤlter hat naͤmlich
zwei Canaͤle, die unter rechten Winkeln auf einander stehen, wodurch der
Meißel, so wie Fig.
1 zeigt geleitet wird. Fig. 1 zeigt den Meißel,
wie er bei der Kunst-Drechslerei oder zum Drechseln auf einer ebenen
Flaͤche gestellt ist; Fig. 2, wie er zum
Abdrehen der Cylinder gestellt ist. Wenn man einen Cylinder bohrt, und der
Durchmesser zu enge ist, als daß man den Schieber, d,
brauchen koͤnnte, muß man sich einen eigenen Meißel hierzu verfertigen, oder
aus einer Fabrik, welche Drehe-Werkzeuge liefert, kommen lassen. Wenn der
Meißel ein Mal gehoͤrig befestigt ist, so kann er nicht wanken und falsch
laufen, wie es fuͤr sich klar ist.