Titel: Ueber die Stämpel an Dampfmaschinen. Von dem Herausgeber des Register of Arts and Patent-Inventions N. 50 u. 51. 20 u. 30. Novemb. S. 19 u. S. 23.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXII., S. 245
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LXXII. Ueber die Staͤmpel an Dampfmaschinen. Von dem Herausgeber des Register of Arts and Patent-Inventions N. 50 u. 51. 20 u. 30. Novemb. S. 19 u. S. 23. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Ueber die Staͤmpel an Dampfmaschinen. Kein Theil einer Dampfmaschine fordert eine richtigere Theorie seines Baues und genauere Ausfuͤhrung in seiner Bearbeitung, wenn die Dampfmaschine gut arbeiten soll, als der Staͤmpel derselben. Es ist nicht genug, daß er an seinem Umfange genau in den Staͤmpel paßt, und jeden Punkt der inneren Oberflaͤche des Cylinders genau beruͤhrt; er muß zugleich auch die Eigenschaft besizen sich auszudehnen, denn sonst wird er nur gar zu bald, bei der Abreibung, die er an seiner Oberflaͤche erleidet, zu klein werden, und einen Zwischenraum zwischen sich und dem Cylinder lassen, durch welchen ein Theil des Dampfes entweicht; dadurch wird der Stoß, welchen der Cylinder erhaͤlt, nicht bloß im Verhaͤltnisse der Menge des Dampfes, der auf diese Weise verloren geht, geschwaͤcht, sondern auch die Wirkung jenes Theiles des Dampfes, welcher nicht entweicht, wird zum Theile durch den Dampf neutralisirt, welcher auf beiden Seiten des Staͤmpels zugleich wirkt. Der Unterschied zwischen der Wirkung eines guten und eines schlechten Staͤmpels betraͤgt nach den bisherigen Erfahrungen nicht selten mehr als die Haͤlfte der Kraft der Maschine, so daß es unmoͤglich wird mit derselben zu arbeiten, und man noch ein Mal so viel Brennmaterial aufopfern muß. Fehler am Staͤmpel haben uͤberdieß auch in anderer Hinsicht hoͤchst traurige Folgen. Da die Staͤmpel bisher gewoͤhnlich aus Metall verfertigt wurden, und folglich sich von innen nicht ausdehnen konnten, so uͤberzog man sie (packte man sie nach dem englischen Kunstausdruke) mit einer Schichte Hanf, den man in Talg traͤnkte, auf die in Fig. 14. dargestellte Weise. a, ist die untere Flaͤche des Staͤmpels, welche an der Staͤmpel-Stange, b, befestigt ist, theils durch ihr kegelfoͤrmiges Ende, theils durch die Schluͤssel. c, ist die obere Flaͤche des Staͤmpels, die an der unteren mittelst Schrauben befestigt ist. e, e, ist die Fassung oder Pakung des Staͤmpels mit Hanf, der in Talg getaucht ist, und den großen Zwischenraum zwischen den beiden Platten ausfuͤllt. Diese Fassung oder Pakung druͤkt gegen die Seiten des Cylinders, und wenn sie sich durch Reibung abnuͤzt, so zieht man die Schrauben, d, d, an, wodurch sie wieder mehr gegen die Seiten des Cylinders hinausgedruͤkt wird. Wenn sich endlich die Fassung ganz abgenuͤzt hat, so wird eine neue angebracht. Staͤmpel dieser Art, in Hanf oder Leder gepakt, waren von Papin's und Savery's Zeiten bis auf den hochwuͤrd. Hrn. Edw. Cartwright, also durch einen Zeitraum von beinahe 100 J., allgemein im Gebrauche. Dieser lezt genannte gelehrte geistliche Herr (ein Bruder des Major Cartwright) wendete zuerst metallene Staͤmpel an, die sich ausdehnen: eine Erfindung von der hoͤchsten Wichtigkeit, die bei Dampfmaschinen von hohem Druke beinahe unerlaͤßlich ist, indem der Hanf und der Talg durch die große Hize des Dampfes bald zerstoͤrt wird. Cartwright's Staͤmpel wurde bereits in den fruͤheren Blaͤttern dieses Journales beschrieben und abgebildet; wir wollen hier also bloß bemerken, daß er aus zwei concentrischen messingenen Ringen besteht, die die volle Groͤße des Cylinders haben, und daß diese Ringe in Segmente geschnitten sind, die durch Federn von einander getrieben werden. Auf diese Weise entstehen nun offene Hoͤhlungen zwischen diesen Segmenten, und damit der Dampf nicht durch dieselben entweicht, sind zwei andere Ringe aus Messing auf eine aͤhnliche Weise zerschnitten, und ihre Segmente so auf jene der vorigen Ringe gestellt, daß die Hoͤhlungen der unteren Segmente oben von der Mitte eines jeden oberen Segmentes geschlossen werden. Folgende Figur (15), die nur wenig Erlaͤuterung mehr bedarf, ist eine Verbesserung des Staͤmpels des Hrn. Cartwright. a, ist die Staͤmpel-Stange, aus welcher nach der Richtung der Halbmesser, eine Menge von Spiral-Federn auslaufen, b, die auf die Segmente, c, c, druͤken. Man wird an diesem Staͤmpel bemerken, daß die Segmente geschlossen sind, bis durch das Abnuͤzen des Cylinders und des Staͤmpels die Fugen sich oͤffnen und durch den Druk der Federn aus einander weichen, folglich die vergroͤßerte Oberflaͤche des Cylinders bilden. Die Spiral-Federn sind, in Hinsicht auf Bau und Lage, so berechnet, daß sie laͤnger dauern und besser wirken, als die Federn des Hrn. Cartwright. Indessen haben auch diese verbesserten Staͤmpel noch mehrere Fehler, die die Anwendung derselben sehr beschraͤnken: folgender ist einer der vorzuͤglichsten. Wenn die aͤußeren Segmente sich abnuͤzen und durch den Druk der Federn von einander weichen, gehen auch die inneren Segmente aus einander; sie nuͤzen sich aber nicht ab. Die inneren Segmente passen also nicht mehr auf die aͤußeren, und lassen Spalte offen, durch welche der Dampf, der bei den Hoͤhlungen der aͤußeren eintritt, leicht seinen Ausweg in das Innerste des Staͤmpels, und von da durch aͤhnliche Canaͤle auf die entgegengesezte Seite des Staͤmpels findet. Diese Oeffnungen lassen auch Sand zwischen sich eindringen, der sich so lang daselbst anhaͤuft, bis sie davon verstopft werden, und die Federn aufhoͤren zu wirken. So unvollkommen auch Cartwright's Staͤmpel waren, so waren sie doch damals die besten, und wurden folglich, unter verschiedenen Modificationen, bei sehr vielen Dampfmaschinen angewendet. Die gluͤkliche Idee eines metallischen Staͤmpels, der sich nach außen ausdehnt, ist auch in einer anderen Hinsicht wichtig, indem sie wahrscheinlich den Erfindungs-Geist des Hrn. Barton in Anspruch nahm, und so eine große Verbesserung an den Staͤmpeln veranlaßte, durch welche nicht bloß die Einwuͤrfe, die man gegen Cartwright's Staͤmpel machen kann, vollkommen beseitigt werden, sondern eine beinahe vollkommene Wirkung hervorgebracht wird. Dieser Staͤmpel wurde in den fruͤheren Blaͤttern unserer Zeitschrift bereits beschriebenAuch im Polyt. Journal schon B. VII. S. 311, u. Bd. XIII. S. 317.; allein die neuen Verbesserungen, die der Erfinder an denselben anbrachte, machen eine neue Beschreibung desselben nothwendig. Fig. 16, stellt den Staͤmpel des Hrn. Barton im Grundrisse dar, mit abgenommener oberen Platte. Fig. 17, ist ein senkrechter Durchschnitt desselben nach der Linie, b, e, d, des Grundrisses. a, a, a, a, sind die vier Metall-Segmente; b, b, b, b, vier rechtwinkelige Keile, die zwischen diesen Segmenten angebracht werden, so zwar, daß ihre Kanten einen Theil der Peripherie des Kreises bilden, c, c, eine duͤnne Stahlfeder, bloß aus einem breiten Reifen gebildet, und in die in der Figur dargestellte wellenfoͤrmige Form gedruͤkt. Die Wirkung derselben auf die Keile ist gleichfoͤrmig genug, und reicht hin, bis endlich im Verlaufe der Zeit Keile und Segmente so abgenuͤzt werden, daß die Feder ihre urspruͤngliche kreisfoͤrmige Form wieder erhaͤlt. d, ist das Gestell oder der Rahmen, der mit der unteren Platte des Staͤmpels aus Einem Stuͤke gegossen ist. e, ist die Staͤmpel-Stange. Die dunkeln Raͤume, die man im Grundrisse innerhalb, d, sieht, sind Hoͤhlungen, um die Schwere des Cylinders zu vermindern: die uͤbrigen schwarzen Stellen zeigen die Hoͤhlung, in welcher die kreisfoͤrmige Feder frei spielt. Um zu verhindern, daß die Segmente nicht aus einander fallen, waͤhrend der Staͤmpel herausgenommen oder in den Cylinder eingeschoben wird, ist der Umfang desselben an seiner oberen und unteren Kante gefurcht, und es sind daselbst zwei leichte Federreifen eingelassen, die in ein gabelfoͤrmiges Gefuͤge quer gespalten sind. Um den Staͤmpel zu schmieren, ist eine dritte Furche zwischen den beiden vorigen zur Aufnahme des Oehles angebracht: diese Theile sind in der Figur nicht gezeichnet. Die Wirkung dieser Einrichtung ist folgende: da Cylinder und Staͤmpel sich durch die Reibung abnuͤzen, treibt die kreisfoͤrmige Feder, c, die Keile, b, hinaus, und diese treiben die Segmente gegen den Cylinder. Nach und nach kommt der Staͤmpel in die in Fig. 18, dargestellte Form: in dieser Form sehen wir den Staͤmpel, nachdem er, ohne irgend einer Ausbesserung zu beduͤrfen, mehrere Jahre lang ununterbrochen gearbeitet hat. Weder der Cylinder noch der Staͤmpel waren auch nur im Mindesten gefurcht oder gekrazt; beide hatten ihre kreisfoͤrmige Form vollkommen wohl erhalten und waren au den Flaͤchen, die sich an einander rieben, außerordentlich fein polirt. Wir sagen dieß bloß, weil man den Staͤmpeln des Hrn. Barton das Gegentheil nachgesagt hat. Das Repertory of Arts enthielt eine hoͤchst unberufene Angabe dieser Art von Seite Dr. Gregorys, Prof. der Mathematik zu Woolwich: Hr. Barton antwortete dem Hrn. Doctor damit, daß er seine Staͤmpel aus einer an der Werfte zu Woolwich arbeitenden Dampfmaschine ausziehen ließ, und dieselben dem Hrn. Doctor zeigte. Es laͤßt sich gewiß leicht erweisen, daß die Keile sich schneller bewegen, als die Segmente, und daß folglich der Druk auf die Keile staͤrker ist, als auf die Segmente: bei einem rechtwinkeligen Keile verhaͤlt sich dieser Unterschied, wie zwei zu Eins. Das Abnuͤzen beider geschieht aber nicht in demselben Verhaͤltnisse. Es zeigt sich in der Anwendung hier kein Unterschied, was, wie wir vermuthen, seinen Grund im Folgenden haben mag. Da der Cylinder aus Gußeisen, und der Staͤmpel aus einem weit weicheren Metalle ist, das sich leichter abnuͤzen laͤßt (einer Kupfer-Composition naͤmlich), so ist die einzige Wirkung des staͤrkeren Drukes auf die Keile diese, daß sie sich schneller abnuͤzen, als die Segmente, wofuͤr der Cylinder, bei seiner weit groͤßeren Haͤrte, kaum empfindlich ist. Der messingene Staͤmpel bleibt daher immer in der kreisfoͤrmigen Figur des Cylinders, bis er ganz abgenuͤzt ist. In Frankreich und in Amerika ist Barton's Staͤmpel nur unter dem Namen von Browne's Staͤmpel bekannt, indem ein amerikanischer Advokat, Namens Browne, denselben als seine Erfindung in England einfuͤhrte, und daselbst patentisiren ließ. Dieser Staͤmpel wird nicht bloß bei uns haͤufig angewendet, sondern in allen Welttheilen, wo man die Dampfmaschine kennt und benuͤzt. Indessen gibt es wenige Erfindungen von großem Nuzen, die nicht mit eben so großem hirnlosen Widerspruche zu kaͤmpfen haͤtten. Um Barton's Patent-Recht zu umgehen, wurden eine Menge unsinniger Abaͤnderungen seines Staͤmpels verfertigt, von welchen allen man, im angeblichen Gegensaze von Barton's Staͤmpel, behauptet, daß sie den Cylinder nicht krazen, nicht schinden. Wir wollen einige dieser Abaͤnderungen hier beschreiben, nicht als ob sie den mindesten inneren Werth besaͤßen, sondern weil sie von Maͤnnern ausgingen, die Einfluß und Talent besizen, und deren Fehler nicht unbemerkt bleiben duͤrfen. Wir muͤssen dieser Beschreibung die Bemerkung vorausschiken, daß Barton's Patent-Recht in der Anwendung von Keilen besteht, die die Segmente, aus welchen die Peripherie des Staͤmpels besteht, nach Auswaͤrts treiben. Diese Keile sollen nun, da sie sich durch einen groͤßeren Raum bewegen, als die Segmente, den Cylinder zerkrazen. Wie nun die Leute diesen angeblichen Nachtheil beseitigen, wird der Leser alsogleich einsehen. Wir wollen zuerst einer Abaͤnderung der HHrn. Hall und Sohn erwaͤhnen, welche eine ausgedehnte Fabrik zu Dartford besizen. Die hier beigefuͤgte Figur 19 zeigt nur einen Theil ihres Staͤmpels, da das Uebrige nur eine Fortsezung dieser Vorrichtung ist. a, a, sind metallene Segmente, deren, zur Vollendung des Kreises, vier vorhanden sind. b, ist ein Cylinder (dergleichen gleichfalls vier vorkommen). Dieser Cylinder ist zwischen den Segmenten. Er wird von einer Spiralfeder getrieben, die die Segmente, durch ihn, aus einander treibt, so wie sie sich allmaͤhlich in dem Cylinder abnuͤzen. Wo diese Segmente von einander weichen, entstehen Oeffnungen oder Kluͤfte, durch welche der Dampf entweichen wuͤrde, wenn nicht aͤhnliche Segmente daruͤber angebracht waͤren, die, mit ihrem mittleren Theile, diese Oeffnungen bedeken. Diese Verbesserung ist, sagt man, keine Beeintraͤchtigung des Patentes des Hrn. Barton, weil Cylinder keine Keile sind. Nun scheint es uns, daß eine geometrische Definition eines Keiles mit dieser Sache nichts zu thun hat, und daß Alles, was man in der Absicht anwendet, daß es wie ein Keil wirkt, wenn es wirklich wie ein Keil wirkt, in der praktischen Mechanik sowohl, als vor dem gesunden Menschenverstande, ein Keil ist. Der Lord Oberrichter (Chief-justice) Tenterden entschied indessen fuͤr das Gegentheil, und wollte nicht zugeben, daß die Jury diesen Umstand beruͤksichtige, sondern Hrn. Barton abwiese, der eine Klage gegen Hrn. Hall wegen Eingriffes in Patent-Rechte einreichte. Der Nachtheil, der durch Anwendung von Keilen mit gekruͤmmten, statt mit geraden, Seiten entsteht, ist, bei einem Blike auf die Figur, zu offenbar, als daß er einer weiteren Eroͤrterung beduͤrfte: wir wollen daher nur bei dem Krazen des Cylinders stehen bleiben. Zugegeben, daß dieses Krazen Statt hat, wenn gewisse Theile des Umfanges des Staͤmpels sich mehr reiben als andere, so wird folgen, daß dieser Staͤmpel der HHrn. Hall Furchen in den Cylinder ziehen, und nicht bloß krazen muß; denn dort, wo die oben erwaͤhnten Oeffnungen oder Kluͤfte an dem Staͤmpel vorkommen, ist er nur halb so dik, als an den uͤbrigen Stellen; folglich wird die verminderte Reibung an diesen Stellen den Cylinder um die Haͤlfte weniger abreiben, als an den uͤbrigen, und hervorstehende Rippen bilden. Wir wollen nun einen Staͤmpel beschreiben, welchen die HHrn. Maudslay und Field verfertigen, und der unter dem Namen sich ausdehnender Ring-Staͤmpel (expanding ring piston) bekannt ist, indem wir bei dieser Gelegenheit zwei Mißgriffe, welche Hr. Tredgold in seinem vortrefflichen Werke uͤber die Dampfmaschine (treatise on the Steam Engine) gemacht hat, berichtigen muͤssen, wobei wir bedauern muͤssen, daß ein so ausgezeichneter Schriftsteller, wie Er, uns Gelegenheit zu Gegenbemerkungen geben konnte. Hr. Tredgold sagt a. a. O. Art. 470 in Bezug auf Hrn. Barton's Erfindung: „Ein Staͤmpel dieser Art und ein gut gebohrter Cylinder arbeitete, wie man sah, einige Jahre lang ohne irgend einer anderen Aufmerksamkeit zu beduͤrfen, als daß er gehoͤrig geschmiert wurde; es laͤßt sich aber leicht beweisen, daß die Keile und die Segmente sich nicht gleichfoͤrmig ausdehnen, und daß er daher bei dieser Einrichtung fuͤr Dampfmaschinen mit hohem Druke nicht anwendbar ist.“ Wir moͤchten hier fragen, was diese kleine Spizfindigkeit uͤber Keile und Segmente hier sagen soll, wenn der Staͤmpel, der dieselben fuͤhrt, ohne alle Ausbesserung Jahre lang gut fort arbeitet? Die Behauptung, daß diese Staͤmpel bei Dampfmaschinen mit hohem Druke unanwendbar sind, weil Keile und Segmente sich ungleichfoͤrmig ausdehnen, wird, wie es allgemein bekannt ist, durch die Erfahrung, durch Thatsachen selbst widerlegt. Wir konnten zwanzig Beispiele, wo Barton's Staͤmpel mehrere Jahre lang mit dem besten Erfolge an Dampfmaschinen mit hohem Druke angewendet wurden, als Gegenbeweis anfuͤhren, begnuͤgen uns aber nur Eine Thatsache hier aufzustellen, die statt eines ganzen Heeres von Beweisen gegen Hrn. Tredgold's Behauptung dienen wird. Hr. Perkins verfertigte im J. 1823 seine Dampfmaschine mit hohem Druke, in welcher er den Dampf unter einem Druke von 800 bis 1000 Pfund auf den Quadratzoll wirken ließ. Der Staͤmpel im Cylinder war der doppelte sich ausdehnende Ring-Staͤmpel (double expanding ring), der in der Figur 20 im Perspektive dargestellt istMan hat uns gesagt, daß ein Hr. Donkin zu Penzance in Cornwall einen Staͤmpel, der genau derselbe ist mit dem obigen, schon im Jahr 1813 erfunden hat; daß diese Erfindung vor mehreren Jahren an dem Bergwerke Wheal Vor Mine wiederholt, aber ohne Erfolg, versucht wurde. Im J. 1818 fuͤhrte Hr. Field dieselbe Erfindung ein, und hat sie zeither an mehreren unter seiner Firma, Maudsley und Comp., verfertigten Dampfmaschinen angewendet. Einer dieser Staͤmpel liegt jezt vor uns, und von diesem machten wir obige Skizze.A. d. O.. Er besteht aus zwei concentrischen messingenen Ringen: der aͤußere Durchmesser ist fuͤnf Zoll. a, ist der innere Ring, an welchen innenwendig ein schief abgedachtes Stuͤk Messing, b, angeschraubt ist, das sich schieben laͤßt, und genau mit dem aͤußeren Ringe, c, zusammenpaßt. Man wird, da die Verhaͤltnisse in der Figur genau beobachtet sind, einsehen, daß diese Ringe bei einer solchen Dike nur wenig Elasticitaͤt besizen koͤnnen, was wir bei einem angestellten Versuche auch wirklich so gefunden haben. Derselbe Ring, den wir hier vor uns haben, kam aus dem Cylinder einer Maschine der HHrn. Maudsley und Comp., in welchem man spaͤter die Anwendung von Barton's Cylinder fuͤr nothwendig befunden hat, obschon der Ring noch nicht abgenuͤzt war. Ein anderer Staͤmpel, genau von derselben Art, wurde von Hrn. Field fuͤr Perkins's Maschine verfertigt. Es zeigte sich bei der Anwendung desselben, daß man nicht einen Tag lang mit demselben arbeiten konnte, und daß der Cylinder so sehr zerkrazt wurde, daß man denselben frisch mußte ausschleifen lassen. Man wendete sich nun an Hrn. Barton, der einen Staͤmpel fuͤr diese Maschine verfertigte, welcher vollkommen gut, ohne allen Lek, unter dem oben erwaͤhnten ungeheueren Druke eine lange Zeit uͤber arbeitete, wie Hr. Perkins selbst damals bezeugte. Hier zeigt sich also eine gelungene Anwendung von Barton's Staͤmpel unter einem Druke von ungefaͤhr 1000 Pf. auf den Quadrat-Zoll und doch fand Hr. Tredgold dessen ungeachtet diesen Staͤmpel bei Maschinen von hohem Druke, die doch gewoͤhnlich nur mit einem Druke von 40 Pfund auf den Quadrat-Zoll arbeiten, unanwendbar! Auf der folgenden Seite, S. 229, sagt Hr. Tredgold: „dadurch, daß Hr. Barton Haͤrte mit Elasticitaͤt verbunden hat, hat er sehr viel beigetragen, die Staͤmpel dampfdicht und dauerhaft zu machen; sie haͤngen indessen vorzuͤglich von der Geschiklichkeit der Arbeiter ab; wenn sie gut gearbeitet sind und der Arbeiter die Sache gehoͤrig versteht, so entsprechen sie ganz zuverlaͤssig ihrem Zweke.“ Diese Bemerkung sagt ungefaͤhr eben so viel, als wenn man sagen wollte: „Messer taugen nicht zum Schneiden; wenn sie aber ein geschikter Messerschmied gut geschliffen hat, so werden sie sicher gut schneiden.“ Hrn. Tredgold's Schwanken uͤber diesen Gegenstand ist in der That merkwuͤrdig. Er gibt zu, daß diese Staͤmpel „dampfdicht und dauerhaft“ sind; daß sie „ihrem Zweke zuverlaͤssig“ „fuͤr Jahre entsprechen“ ohne daß man selbst darauf zu sehen braucht; und doch, mitten unter diesen Zugestaͤndnissen, die ihm wahrscheinlich von Thatsachen abgenoͤthigt wurden, die ihm vor Augen lagen, sagt er in der naͤchstfolgenden Zeile: um die Folgen zu vermeiden, die die ungleichfoͤrmige Ausdehnung der Theile in Barton's Staͤmpel erzeugt, wuͤrde ich die in Fig. 7 vorgeschlagene Vorrichtung empfehlen, wo die keilfoͤrmigen Stuͤke nicht bis an den Umfang des Cylinders reichen: damit bei den Fugen der Segmente keine Oeffnung sich bildet, sollte man zwei Reihen von Keilen und Segmenten anwenden.“ Wir zeichnen diese Figur hier nicht ab, weil sie einerlei mit jener Hall's ist, nur daß hier Barton's Keile statt der laͤcherlichen Cylinder Hall's angebracht sind. Wir muͤssen nun untersuchen, worin die Vortheile von Tredgold's Vorrichtung eigentlich bestehen. Auf keinen Fall ist hier an Einfachheit etwas gewonnen; denn Barton's Staͤmpel hat vier Segmente, vier Keile und Eine Feder = neun Stuͤke. Tredgold's Staͤmpel hat acht Segmente, acht Keile, acht Federn, acht Bolzen = 32 Stuͤke, oder beinahe vier Mal so viel Stuͤke, die in einander passen und sich uͤber einander schieben muͤssen, die die Arbeit und die Auslage vermehren, und uͤberdieß so viele Gelegenheit zu Ausbesserungen geben. Und ferner, um auf die ungerechte Einfluͤsterung, daß Barton's Staͤmpel den Cylinder zerkrazt, zuruͤkzukommen, wie vermeidet Hr. Tredgold die Wirkung der ungleichen Ausdehnung, von der er oben sprach? Offenbar dadurch, daß er an jenen Stellen des Cylinders, die eine doppelte Dike haben, auch eine doppelte Reibung hervorbringt, und folglich dadurch, wo die acht Segmente sich theilen, acht Furchen in dem Cylinder hervorbringt. Statt die Fehler anzudeuten, in welche Barton's Gegner sielen, empfiehlt der gelehrteste Schriftsteller uͤber die Dampfmaschine dieselben der mechanischen Welt als seine eigene Verbesserung und Erfindung! Wenn Barton's Staͤmpel wirklich den Fehler haͤtten, den man ihnen vorwirft, so ließe sich demselben leicht abhelfen, ohne daß man die schoͤne Einfachheit, die in Barton's Erfindung liegt, zu opfern braucht. Ein Mittel ist, die Keile so stumpf als moͤglich zu machen, wodurch die Bewegung derselben gleichfoͤrmiger mit jener der Segmente wird: dieß waͤre indessen nur eine halbe Abhuͤlfe; es gibt noch eine vollkommnere, und diese besteht darin, daß man die Keile, wenn sie rechtwinkelig sind, aus einem solchen Metalle oder aus einer solchen Metall-Composition verfertigt, daß sie sich zwei Mal so schnell abreiben, als die Segmente. Diese beiden Mittel koͤnnen entweder jedes einzeln, oder beide mit einander in Verbindung angebracht werden. Hr. Barton kennt uͤbrigens diese Mittel schon seit langer Zeit, hat es aber fuͤr uͤberfluͤssig gefunden, zu denselben seine Zuflucht zu nehmen. Im J. 1821 ließ sich Hr. E. B. Symes, in Lincoln's Inn, ein Patent auf einen hydrostatischen sich ausdehnenden Staͤmpel mit mehreren Abaͤnderungen ertheilen. Die Staͤmpel fuͤr Dampfmaschinen allein wollen wir hier in Betrachtung ziehen: es bedarf hierzu keiner Figuren. Ein solcher Staͤmpel besteht aus zwei Metall-Platten, die zusammengebolzt sind, so daß zwischen beiden eine Hoͤhlung uͤbrig bleibt. Diese Platten treten an ihrem Umfange etwas weiter von einander, und an diesem Umfange derselben ist ein starkes Band aus Hanf befestigt, welches innenwendig mit Oehlfarbe uͤberzogen und so fest und biegsam ist, wie die Schlaͤuche an Feuer-Sprizen. An der oberen Platte ist eine Oeffnung mit einer abgeschraubten Metall-Kappe, durch welche die schmierende Fluͤssigkeit eingelassen wird, die die ganze innere Hoͤhlung ausfuͤllt, wo dann die Kappe aufgeschraubt wird. Wenn die beiden Platten nun naͤher aneinander geschraubt werden, so tritt das Band in seiner Mitte hervor, druͤkt gegen die Hoͤhlung des Cylinders, und schmiert denselben mit dem durchsikernden Oehle. Der Druk des Dampfes macht gleichfalls, daß die Platten zusammenfallen, und eine aͤhnliche Wirkung hervorbringen. Eine andere Abaͤnderung besteht in einem Staͤmpel aus Gußeisen mit hohler Staͤmpel-Stange, durch welche die Fluͤssigkeit aus einem Behaͤlter am oberen Ende eintritt, und in eine breite Furche gelangt, die oben rings um den Staͤmpel herumlaͤuft, der, wie der vorige, in Canevaß eingehuͤllt ist, und durch welchen die Fluͤssigkeit ausschwizt, um den Cylinder immer schluͤpfrig zu erhalten. Wir haben diese Vorrichtung noch nirgendwo an Dampfmaschinen in Anwendung gesehen, und zweifeln sehr, daß sie, ohne irgend eine andere Fassung, im Stande ist, auch nur die Wirkung einer Dampfmaschine mit niedrigem Druke auszuhalten. Im J. 1822 schloß Hr. Perkins in seinem Patente auch einen neuen sich ausdehnenden Staͤmpel ein, den er an seiner eigenen Maschine anbrachte. So viel wir wissen, entsprach er seiner Erwartung nicht. (Er ist im Register of Arts Vol. III. p. 170. I. Series beschriebenPolyt. Journal B. XII. S. 1 und 129.. Im J. 1823 ließ Hr. Jessop, in Butterby Hall, bei Derby, sich auch ein Patent auf einen sich ausdehnenden metallenen Staͤmpel ertheilen, der allerdings schoͤne Hoffnungen gewaͤhrt, wenn gewisse Verbesserungen an demselben angebracht werden. (Vergl. Register of Arts. Vol. III. p. 184.) Da uns keine anderen metallenen Staͤmpel von einigem Werthe bekannt sind, so schließen wir hiermit.

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