Titel: | Ueber Beleuchtung der Gallerien zur Darstellung der Werke der Kunst. Von Hrn. J. Wallace, zu Lea Bridge, Birmingham Heath. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXVIII., S. 288 |
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LXXVIII.
Ueber Beleuchtung der Gallerien zur Darstellung
der Werke der Kunst. Von Hrn. J.
Wallace, zu Lea Bridge, Birmingham Heath.
In einem Schreiben an den Herausgeber des Repertory of Patent-Inventions
.
Im Repertory of Patent-Inventions.
November 1828. S. 291.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Wallace, uͤber Beleuchtung der Gallerien zur Darstellung der
Werke der Kunst.
Indem ich eine Methode vorschlage, Gallerien zur Darstellung der Kunstwerke zu
beleuchten, hatte ich einen doppelten Zwek vor Augen, naͤmlich, erstens: alles Licht, das in
die Gallerie faͤllt, auf diese Werke selbst zu werfen; zweitens: dieses Licht
so viel als moͤglich vor dem Auge des Beschauenden zu verbergen: beides ist
gleich nothwendig.
Es ist eine allgemeine Klage unter den Kuͤnstlern, daß keine Gallerie Licht
genug besizt, um ihre Werke in vollem Lichte zeigen zu koͤnnen. Dieß
ruͤhrt von zwei Umstaͤnden her, die mit der gewoͤhnlichen
Aufstellungs- oder Beleuchtungs-Methode unzertrennlich verbunden sind:
naͤmlich von der Entfernung des Lichtes von dem Werke, und von der Stellung
des Fensters, durch welches das Licht eintritt.
Die hier zur Erwaͤgung vorgeschlagene Methode hilft diesen beiden anerkannten
Nachtheilen nicht bloß ab, sondern erfuͤllt auch die beiden obigen als
unerlaͤßlich aufgestellten Bedingungen.
A, C, D, B, (Fig. 4) auf Tab. VII. ist
der Durchschnitt einer kreisfoͤrmigen, oben mit einer Kuppel, A, E, B, versehenen Gallerie. Ich schlage vor eine
Oeffnung anzunehmen, die bei, H, anfaͤngt, und
bei, F, endet, und rings um die ganze Deke umher
laͤuft, so daß sie einen Lichtguͤrtel bildet, der auf die
Waͤnde der Gallerie, oder auf Bildsaͤulen in der Naͤhe
derselben geworfen wird. Das Licht faͤllt durch duͤnnes, vollkommen
durchscheinendes und vollkommen ebenes, Glas ein, das in der Richtung, F, G, gestellt wird, und den Winkel, F, G, H, mit hinzugefuͤgtem, G, H, bildet. Die Fenster werden zwischen den Balken des
Daches so eingesezt, daß alle Feuchtigkeit gehoͤrigen Abzug hat.
Hierzu kann man noch einen Vorhang, F, K, anbringen, der
von dem Grunde des Fensters herabhaͤngt, und um die ganze Gallerie
herumlaͤuft, so daß er einen Schirm oder eine Courtine bildet.
Bei einem auf diese Weise gestellten Fenster fallen die Lichtstrahlen alle beinahe
senkrecht durch das Glas und von diesem unmittelbar auf das Kunstwerk; es geht kein
Licht, weder durch Brechung noch durch Zuruͤkprellung der Lichtstrahlen
verloren: erstere hat bei der gewoͤhnlichen Bauart und bei geschliffenen
Glaͤsern immer Statt; alles Licht, was man auf diese leztere Weise
erhaͤlt, ist gebrochen, und ungefaͤhr drei Viertel der ganzen
Lichtmasse werden durch die ekigen Oberflaͤchen zuruͤkgeworfen und in
der ganzen Atmosphaͤre umher zerstreut. Wenn man sich von der Richtigkeit
dieser Bemerkung uͤberzeugen will, lasse man beide Seiten einer vierekigen
Glastafel einer Fensterscheibe abschleifen, wo man auf jedem Schirme von weißem
Papiere dann sehen kann, daß sieben Achtel der Lichtstrahlen fehlen werden, die
durch eine eben so große Flaͤche vollkommen durchsichtigen Glases
durchgehen.
Wenn ferner das Fenster auf die obige Weise gestellt ist, so wird, waͤhrend alles Licht, das
man erhalten kann, senkrecht durch das Glas desselben durchfaͤllt, kein
Sonnenstrahl, selbst nicht von der Mittag-Seite her, unmittelbar von der
Sonne in die Gallerie gelangen. Dieß verhindert der Schirm, G, H, und die Linie der hoͤchsten Sonnen-Hoͤhe, G, F, die die Linie der Richtung des Glases ist. In
diesem Falle werden also die schiefsten Strahlen unter allen, b, A, und, f, C, seyn, und die Quelle des
Lichtes wird nur dann von dem Beobachter entdekt werden koͤnnen, wenn er auf
dem Punkte, c, steht und in der Richtung, c, G, sieht; und auch hier wird es Anstrengung kosten,
dasselbe zu entdeken.
Es laͤßt sich noch ein besonderer Einwurf gegen das Central-Licht
vorbringen, naͤmlich dieser, daß, da der Einfalls-Winkel des Lichtes
auf das Bild und der Zuruͤkprellungs-Winkel auf den Beobachter in dem
Mittelpunkte der Gallerie oder nahe an demselben gleich ist, der Beobachter wohl den
Glanz des Lichtes, nicht aber das Werk selbst sehen wird. Diesem Nachtheile wird
aber in demselben Maße abgeholfen, als die Quelle des Lichtes sich den
Waͤnden der Gallerie naͤhert.
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Anmerkung. Die beigefuͤgte Figur ist nach der
Groͤße und nach dem Maßstabe des Planes eines neuen Gebaͤudes mit
einem prachtvollen Saͤulen-Gange gezeichnet, das jezt nach dem
Entwurfe der beiden Architekten, Rickmann und Hutchinson, zu Birmingham in der neuen Straße (New-Street) fuͤr die Society of Arts erbaut werden soll. Abdruͤke
hiervon finden sich bei den Katalogen der Ausstellung der Gemaͤhlde alter
Meister (Exhibition of Paintings by the ancient
masters), die jezt so eben geschlossen wurde. Da in Hinsicht auf das
moͤglich beste Licht zu einem solchen Zweke noch eine Verschiedenheit in den
Meinungen obwaltet, so wird eine Eroͤrterung dieses Gegenstandes in dem Repertory of Arts vielleicht zur Annahme derjenigen
Methode fuͤhren, die wirklich in jeder Hinsicht die geeigneteste und beste
ist.
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Folgende Figur, (Taf. VII. Fig. 5) ist ein Umriß des
Dachstuhles, der mir zur Beleuchtung der Gallerien nach dieser neuen Methode am
zwekmaͤßigsten scheint.
B, E, A, O, ist das Mauerstuͤk, von welchem zwei
Hauptbalken auslaufen und Segmente eines Kreises bilden, dessen Halbmesser sich nach
dem Durchschnitte des Aufrisses richtet. a, o, e, i,
sind zwei andere aͤhnliche Balken. Zwischen diesen wird ein Ablauf
fuͤr alle Feuchtigkeit errichtet. C, H, ist der
Halbmesser des Anfanges des Oeffnung, durch welche das Licht eintritt, und, C, F, ist der Halbmesser des Endes derselben. C,
G, ist jener des Schirmes, der beinahe unter einem rechten Winkel auf das
Glas, F, G, steht. F, P, F,
R, ist jener Theil der Kuppel, der in dem Lichtguͤrtel, G, F, F, G, eingeschlossen ist, und der aus Holz oder
aus duͤnnem geschlagenen Eisen verfertigt werden kann, je nachdem man es
besser findet.
Man muß hier nur noch bemerken, daß ein Lichtguͤrtel, der auf diese Weise
durch vollkommen durchsichtiges Glas eintritt, mehr als vier Mal so viel Licht geben
wird, als durch diese ganze Flaͤche, F, P, F, R,
nicht durchgehen wuͤrde, wenn das Glas an einer Seite angeschliffen ist.
Diese Vorrichtung wird nicht die Haͤlfte so viel kosten, und durch die Lage
und Stellung derselben faͤllt auch der Einwurf weg, daß der
Zuruͤkprellungs-Winkel von den Gemaͤhlden auf das Auge des
Beobachters faͤllt.
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Anmerkung. Ein Central-Licht wurde heute am 13ten
October durch Abdekung des Raumes, F, F, des alten
Gebaͤudes, versucht, das denselben Durchmesser hat, den das neue bekommen
soll, und zwar mit jenem Erfolge, den ich erwartete.