Titel: Neue Methode, die Sak- und Stok-Uhren aufzuziehen, und die Zeiger derselben zu stellen, ohne daß ein Schlüssel hierzu nöthig ist, worauf sich, als „Berrolla's Uhren ohne Schlüssel“(Berrolla's Keyless Watch and Clock), Jos. Ant. Berrolla, Sakuhren-Fabrikant zu London, Nelson Street, City-Road, St. Luke, am 13. December 1827 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXX., S. 296
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LXXX. Neue Methode, die Sak- und Stok-Uhren aufzuziehen, und die Zeiger derselben zu stellen, ohne daß ein Schluͤssel hierzu noͤthig ist, worauf sich, als Berrolla's Uhren ohne Schluͤssel(Berrolla's Keyless Watch and Clock), Jos. Ant. Berrolla, Sakuhren-Fabrikant zu London, Nelson Street, City-Road, St. Luke, am 13. December 1827 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Jaͤner 1829. S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Berrolla, neue Methode, die Sak- und Stok-Uhren aufzuziehen etc. Folgende Erklaͤrung und Zeichnung erklaͤrt meine Erfindung. Die Triebkraft der meisten Uhrwerke gibt entweder eine Feder oder ein Gewicht. Bei Sak- oder Taschen-Uhren ist es eine in einem eigenen Gehaͤuse eingeschlossene Feder. Es gibt nun zwei verschiedene Wege, die Kraft dieser Feder mit dem Hauptrade der Uhr in Verbindung zu bringen; die eine Art ist mittelst einer an diesem Rade angebrachten Schneke; die andere, daß man dieses Rad auf dem Feder-Gehaͤuse selbst anbringt; eine von der vorigen ganz verschiedene Einrichtung, die man ein Gang-Gehaͤuse (a going barrel bei uns eine Cylinder-Uhr) nennt. Uhren, die mit solchen Gehaͤusen versehen sind, werden dadurch aufgezogen, daß man die Achsen oder Spindeln dieser Gehaͤuse, und die vorigen, daß man die Spindel der Schneke aufzieht. Meine Erfindung besteht in einer neuen mechanischen Vorrichtung in Bezug auf dieses Aufziehen: zuerst von jener, die an einem sogenannten Gang-Gehaͤuse (Cylinder-Werk) angebracht werden kann. Fig. 20 zeigt eine Uhr mit einem solchen Gehaͤuse, an welcher ein Theil des Zifferblattes als weggebrochen dargestellt ist, um die neue Einrichtung zu zeigen, deren Spiel man nach Beschreibung von Fig. 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31 begreifen wird, in welchen dieselben Gegenstaͤnde durch dieselben Buchstaben bezeichnet werden. Fig. 24 ist das Rad an diesem Gehaͤuse (mit einem Sperrkegel und der Feder), welches die Triebkraft unterhaͤlt. Dieses Rad wird auf der Spindel des Gehaͤuses aufgezogen, welche vierekig ist, und die Platte, auf welcher es ruht, ist eingesenkt. Es liegt auf jener Seite der Platte, die sich unter dem Zifferblatte befindet. Dieses Rad ist, so tief als seine Zaͤhne, ausgedreht oder vertieft, um ein anderes Rad, mit seinem Sperrkegel und mit seiner Feder, a, in Fig. 25 aufzunehmen, welches ich das Ruͤkwinde-Rad (recoiling ratchet) nenne. Dieses Ruͤkwinde-Rad ist an der Rolle des Gehaͤuses, b, befestigt, und die obere Seite dieser Rolle ist vertieft, um eine Feder, c, aufnehmen zu koͤnnen, die man in Fig. 23 und 37 sieht, und die ich die Ruͤkwinde-Feder (recoiling spring) nenne. An der Kante der Rolle des Gehaͤuses (oder des Cylinders) befindet sich eine Furche zur Aufnahme der Kette, d, die man in Fig. 23 und 31 sieht, und die in einem Stifte in dieser Furche eingehaͤkelt ist. Fig. 29 und 30 zeigt zwei Ansichten des Haͤlters, welcher die Rolle des Gehaͤuses fest und dicht an das Rad des Gehaͤuses anhaͤlt. Der Mittelpunkt, e, dieses Haͤlters oder Zapfens ist rund, und der Mittelpunkt der Ruͤkwinde-Feder wird in die Rolle des Gehaͤuses, f, eingehaͤkelt. Fig. 23 und 31 zeigt den Ueberhang (impendent), der aus demselben Metalle, wie das Uhrgehaͤuse, verfertigt ist. Er dreht sich frei auf einem Stuͤke Stahl, g, Fig. 31; diese staͤhlerne Spindel hat an ihrem Ende einen kleinen Knopf, h, den man in Fig. 23 und 31 sieht, und der den Ueberhang abzugleiten hindert: an dem anderen Ende ist sie zur Ausnahme der Kette gespalten, die mittelst eines Stiftes darin befestigt wird. Der Zapfen oder das Gehaͤnge des Uhr-Gehaͤuses ist durchgebohrt zur Aufnahme der Kette. Ich will nun die Art beschreiben, wie diese Vorrichtung spielt, und wie sie auf der Spindel, durch welche die Uhr aufgezogen wird, angebracht werden muß. Wenn das oben erwaͤhnte Rad des Gehaͤuses auf die vierekige Spindel aufgesezt ist, wird die Ruͤkwinde-Feder in die Rolle des Gehaͤuses eingesezt, und uͤber das Rad des Gehaͤuses so gestellt, daß sie auf den Sperrkegel desselben wirkt. Die Kette, die nicht laͤnger ist, als zu Einer Umdrehung der Rolle nothwendig wird, wird durch den Zapfen (durch das Gehaͤnge des Uhr-Gehaͤuses) gezogen, und in die Rolle eingehaͤkelt. Der Haͤlter wird dann in die Ruͤkwinde-Feder eingehaͤkelt mittelst seines Knopfes, und die Ruͤkwinde-Feder ein Mal, mehr oder weniger, umgewunden, worauf der Haͤlter an der Platte aufgeschraubt wird. Um nun die Uhr aufzuziehen, wird der Ueberhang von dem Gehaͤnge so weit weggezogen, als die Kette es erlaubt, und die Ruͤkwinde-Feder fuͤhrt den Ueberhang wieder zu dem Gehaͤnge zuruͤk; diese Operation wird so lang wiederholt, bis der Ueberhang auf dem Gehaͤnge stehen bleibt, und nicht mehr von demselben weggezogen werden kann, was dann anzeigt, daß die Uhr gehoͤrig aufgezogen ist. Wenn die Uhr durch die Schnekenspindel aufgezogen werden soll, ist das Rad, welches die Triebkraft unterhaͤlt, auf der Schneke selbst. Die Spindel der Schneke ist an derselben Seite vierekig, an welcher es die Spindel des Gang-Gehaͤuses (des Cylinders) ist, unter dem Zifferblatts. Das Ruͤkwinde-Rad, Fig. 26, wird oben auf die Spindel der Schneke aufgesezt: der Sperrkegel und die Feder desselben sind auf der Rolle des Gehaͤuses, Fig. 28. Hier muß bemerkt werden, daß, wenn Uhren mittelst einer Schneke aufgezogen werden, die Schneke, mit dem ersten Rade und mit ihrer Spindel, wieder zuruͤk laͤuft, was bei Uhren mit einem Gang-Gehaͤuse (mit einem Cylinder) nicht der Fall ist. K, ist der auslassende Sperrkegel, der eine doppelte Wirkung hat; erstens wirkt er so, wie der Ruͤkwindungs-Sperrkegel bei seiner Wirkung auf das Rad; zweitens wirkt er als Befreier von jenem Sperrkegel. Er ist an der unteren Seite der Rolle des Gehaͤuses, Fig. 28, mit seiner Feder eingepflanzt, und muß in der in der Figur dargestellten Form verfertigt werden. Jener Theil, welcher sich in der Naͤhe der Kante der Rolle des Gehaͤuses befindet, fuͤhrt einen kleinen Stift, der durch eine Oeffnung in der Rolle des Gehaͤuses in die Furche tritt, in welcher die Kette befestigt ist. Wenn das Werk aufgezogen wird, ruht der Ueberhang auf dem Zapfen des Uhrgehaͤuses oder auf dem Gehaͤnge, und die Kette liegt rings um die Rolle, wie bei dem Gang-Gehaͤuse (oder Cylinder). Der Stift des auslassenden Sperrkegels, der in die Furche der Rolle des Gehaͤuses eintritt, erleidet einen Druk von der Kette; dadurch wird der sperrende Theil des Sperrkegels aus den Zaͤhnen des Rades gehoben, und das Rad erhaͤlt freie Wirkung auf die Spindel der Schneke, die ohne alles Hinderniß von Seite des Sperrkegels wieder zuruͤk laufen kann. l, in Fig. 23, ist der Druker (finger touch). Er ist aus Gold oder aus irgend einem nicht rostenden Metalle. Nach der Figur hat er die Gestalt eines kleinen Bechers und ist an der Kante geraͤndelt. An ihm ist der Minuten-Zeiger befestigt. Wenn die Zeiger gestellt werden sollen, so darf man nur mit der Spize des Zeige-Fingers auf denselben druͤken, und die Zeiger werden sich drehen. Wenn man die Sak- oder Stok- Uhr auf Einem Zuge aufziehen will, so darf man nur die Kette oͤfters um die Rolle des Gehaͤuses laufen lassen. Dieß ist nun eine vollstaͤndige „(?)“ Beschreibung der allgemeinen Grundsaͤze meiner Erfindung, insofern sie auf Sak- oder Taschen-Uhren anwendbar ist: bei Stok-Uhren ist bloß eine Abaͤnderung in der Kette und in dem Ueberhange nothwendig, die von dem Uhrgehaͤuse selbst abhaͤngt. Ich will jezt noch meine Verbesserung an meinem neulich erfundenen, und am 28. Jun. 1827 patentisirten Weker, den man an Taschen-Uhren anbringen kannRepertory of Patent-Inventions, present Series, V. Bd. S. 67 (Polytechn. Journ. Bd. XXVI. S. 95.)A. d. O., hier beifuͤgen. Die in Fig. 32 und 33 gezeichneten Buchstaben bezeichnen, der groͤßeren Deutlichkeit wegen, an den Verbesserungen, die diese Figuren darstellen, dieselben Gegenstaͤnde, die sie in dem leztgedachten Patente andeuten. Der Sperrer, E, Fig. 32, ragt aus dem Gehaͤuse hervor, und bleibt daselbst, außer wenn der Stift des Vorfalles in den Ausschnitt des Weker-Rades einfaͤllt. Hier muß man bemerken, daß, waͤhrend zwoͤlf Stunden, der Sperrer eilf Stunden und eine halbe außer dem Gehaͤuse ist, was zuweilen fuͤr denjenigen, der die Uhr bei sich traͤgt, laͤstig seyn mag. Um nun diese Unbequemlichkeit zu beseitigen, den Sperrer immer im Gehaͤuse zu erhalten, und ihn nur dann hervortreten zu lassen, wann der Vorfall in den Ausschnitt des Weker-Rades tritt, habe ich den Stuͤzpunkt des Treibers oder Vorschiebers auf der anderen Seite der schiefen Flaͤche, W, angebracht. Die Feder des Sperrers ließ ich weg, und gab dafuͤr dem Treiber, N, eine Feder. Der Sperrer, O, dessen dikerer Theil nun flach ist, hat zwei Stifte, zwischen welchen der Theil, V, des Treibers wirkt. P, H, der Sperrhebel, ist nun auf die Kante der Platte des Weker-Werkes gebracht, wo er mittelst seines Schweifes die Bewegung erhaͤlt, die ehevor eine Seiten-Wirkung war, und jezt eine gerade ist. Obige neue, einfache, leichte und bequeme Weise Uhren aufzuziehen und die Zeiger zu stellen durch die vereinte Wirkung des Ruͤkwinde-Rades mit seinem Sperrkegel und mit seiner Feder, der Ruͤkwindungs-Feder, der Rolle des Feder-Gehaͤuses (oder Cylinders), des auslassenden Sperrkegels, des Haͤlters, des Ueberhanges mit seiner Feder und des Drukers, so wie die Verbesserung an dem Weker nehme ich als mein Patent-Recht in Anspruch. Bemerkungen des Patent-Traͤgers. Unter allen Erfindungen, die seit JahrhundertenDie Nuͤrnberger Eyer, wie die ersten Taschen-Uhren hießen, sind doch noch nicht viele Jahrhunderte alt.A. d. U. in der Uhrmacherkunst gemacht wurden, ist Berrolla's Taschen-Uhr ohne Schluͤssel vielleicht die nuͤzlichste. Mehrere der ausgezeichnetesten Meister auf dieser Insel, wie auf dem festen Lande, haben sich schon seit vielen Jahren bemuͤht, Uhren zu verfertigen, die man ohne besonderen Schluͤssel aufziehen koͤnnte: alle ihre Muͤhe und Arbeit ist ohne Erfolg geblieben; keiner hat diesen Versuch an einer Taschen-Uhr mit einer Schneke auch nur gewagt; alle hielten dieß an Schneken-Uhren fuͤr unmoͤglich, und ihre Aufmerksamkeit blieb nur auf Cylinder-Uhren oder Uhren mit einem Gang-Gehaͤuse gerichtetEs gibt indessen noch eine Art, Taschen-Uhren ohne Schluͤssel aufzuziehen, die dem Uebersezer, welchem die Geschichte der hundertfaͤltigen Verbesserungen in der Uhrmacherkunst uͤbrigens nicht so genau bekannt ist, wie er wuͤnschte, zufaͤllig vor einigen zwanzig Jahren in den Salzburger Alpen zu Gesicht kam; aber auch bloß zu Gesicht kam: denn der Besizer dieses Meisterstuͤkes, das buchstaͤblich so aussah, wie ein Nuͤrnberger Ey, ließ sich um keinen Preis laͤnger aufhalten, so daß man den Mechanismus haͤtte genauer studieren koͤnnen, und gab auch die Uhr um keinen Preis her. Er zog sie mittelst eines Schiebers (gerade beim Abschiede von dem Uebersezer, dem er als Wegweiser und Traͤger diente, als er zu den Seinigen nach Hause eilte, um noch vor Nachts uͤber die Alpe zu kommen) an der Ruͤkseite des Gehaͤuses auf, indem er den Schieber bloß mit dem Zeigefinger drehte. Der Uebersezer hoͤrt den guten Alten und sieht ihn noch vor sich, wie er ihm sagte: „Da schaut's her, aber halt's mi nid auf, I muß ham. Da schieb I's Blattl, nacher drah' I's allaweil 'rum beim Schwaf, nacher schiab I's wieder mid 'n Schwaf da rein. I brauch kon Schluͤssel, wia Es.“ Es gibt also gewiß alte Uhren, die man ohne Schluͤssel aufziehen koͤnnte, und Hr. Berrolla hat nicht diese alte Vorrichtung, die einfacher scheint als die seinige.A. d. U.. Diese Erfindung laͤßt sich auf beide Arten von Uhren anwenden. Die Rolle des Gehaͤuses (Barrel-Pulley) oder Cylinder-Rolle) mit dem Ruͤkwinde-Rade und seiner Feder ist eine der gluͤklichsten Vorrichtungen, die jemals in der Mechanik der Raͤderwerke gemacht wurden; vor Allem aber ist es der auslassende Sperrkegel, der an der Schneke angebracht ist, der auslaͤßt, nachdem die Uhr aufgezogen wurde, und den die Kette hindert in das Ruͤkwindungs-Rad einzugreifen, so daß die Schneke zuruͤklaufen kann. Die Vorrichtung ist hoͤchst einfach. Die Vortheile bei einer solchen Taschen-Uhr sind einleuchtend; es ist immer unbequem einen Schluͤssel mit sich zu fuͤhren; er wird so oft verdorben, geht so oft verloren, und die Uhr muß entweder hinten oder vorne ein Loch haben. Die Nachtheile, die dadurch entstehen, sind ohne Zahl, und sie sind, durch diese Vorrichtung, alle vermieden, und die Uhr ist in zwei Sekunden ohne die Moͤglichkeit irgend einer Gefahr aufgezogen.

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