Titel: | Ueber die zu Formen geeigneten Erdarten, von Hrn. Ferry, Sohn. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CVII., S. 379 |
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CVII.
Ueber die zu Formen geeigneten Erdarten, von Hrn.
Ferry,
Sohn.
(Aus dem Industriel, Jan. 1829, S. 469.)
Ferry, uͤber die zu Formen geeigneten Erdarten.
Die erdigen Gemenge, woraus die Gießer ihre Formen verfertigen, enthalten als
Hauptbestandtheile Kieselsand und Thon, welcher leztere entweder weiß oder durch
kohlige Substanzen oder Eisenoxyde gefaͤrbt seyn kann. Sie koͤnnen
ohne Nachtheil auch eine sehr geringe Menge kohlensauren Kalk enthalten, der aber
durchaus nicht noͤthig ist. Die Form waͤre nicht weniger gut, wenn
auch die Erdarten, woraus man sie zusammengesezt hat, kein Atom Kalk enthielten.
Die schwefelsauren Salze und die Schwefelmetalle muͤssen sorgfaͤltig
ausgeschlossen werden; man darf daher keine schwefelkieshaltigen Thone anwenden.
Ueberhaupt kann matt nichts besseres thun, als solchen Thon und Sand, oder solche
natuͤrliche Gemenge dieser beiden Substanzen, aussuchen, welche recht
strengfluͤssig (refractaires) und folglich
hinreichend von solchen Substanzen frei sind, die der Thonerde oder Kieselerde zum
Flußmittel dienen koͤnnten oder die in die Formen gegossenen Metalle zu
veraͤndern im Stande waͤren.
Der kohlensaure Kalk wuͤrde, wenn man davon eine etwas betraͤchtliche
Menge dem Gemenge zusezen wuͤrde, auch noch den Uebelstand haben, daß er zwei
seiner Bestandtheile, die Kohlensaͤure und den Kalk, also ungefaͤhr
die Haͤlfte seines Gewichtes verlieren und so eine große Menge elastischer
Fluͤssigkeiten entbinden wuͤrde, selbst wenn die Formen mit der
groͤßten Sorgfalt und bei einer hoͤheren Temperatur, als die der gewoͤhnlichen
Trokenraͤume ist, getroknet worden waͤren.
Wir wollen in dieser Beziehung bemerken, daß eine Erde zum Formen der kleinen
Stuͤke passend und dessen ungeachtet zum Formen großer nicht geeignet seyn
kann. Wenn die Dimensionen oder die Form der gegossenen Stuͤke von der Art
sind, daß die Erkaltung schnell erfolgen kann, so hat die Erde der Form, sie mag
seyn, welche sie wolle, nicht Zeit zu schmelzen oder irgend eine chemische Zersezung
zu erleiden; wenn aber die in der Form enthaltene Metallmasse sehr
betraͤchtlich ist, wenn noch dazu eine kleine obenauf schwimmende Masse
(Kopf) dazu kommt, so erfolgt die Erkaltung sehr langsam und die chemischen
Verwandtschaften haben die zu ihrer Wirkung erforderliche Zeit. Die
moͤglichen Verglasungen und Zersezungen finden also Statt und wenn sich
schnell und in großer Menge elastische Fluͤssigkeiten entbinden, so ist man
mit einer gefaͤhrlichen Explosion bedroht. Ich sage es nochmals, zu dem
erdigen Gemenge der Gießer ist kein kohlensaurer Kalk erforderlich und man wird sehr
gut thun, nur eine fast unmerkliche Menge davon zuzulassen. Diese Vorsicht ist
besonders denn Gießen etwas starker Stuͤke anzuempfehlen.
Diesen Bemerkungen uͤber die chemische Natur der zum Formen anzuwendenden
Erden ist weiter nichts hinzuzusezen; alle anderen Untersuchungen, welche ein
Chemiker damit anstellen koͤnnte, waͤren fuͤr die Kunst des
Gießers ohne Nuzen. Aber die physischen und mechanischen Eigenschaften dieser
Erdarten haben so viel Einfluß auf den guten Erfolg des Gießers, daß sie ein
gruͤndliches Studium verdienen.
Fuͤr's erste muß die Formerde die Kieselerde Und Thonerde im Zustande eines
Gemenges und nicht chemisch mit einander verbunden enthalten! Gewoͤhnlich ist
darin die Kieselerde mit einer sehr großen Menge Thonerde chemisch verbunden; da
diese Verbindung ihr jedoch weder ihre Feinheit noch ihre Geschmeidigkeit benimmt,
so verursacht sie keinen Nachtheil. Was die Farbe betrifft, so kann sie, wenn sie
von bituminoͤsen Substanzen herruͤhrt, eher nuͤzlich als
schaͤdlich seyn. Wenn der Thon durch ein Eisenoxyd gefaͤrbt ist, so
wird dieses weder nuͤzen noch schaden, wenigstens wenn dieses Oxyd nicht in
sehr großer Menge vorhanden ist; wuͤrde es einen betraͤchtlichen Theil
des Ganzen (z.B. ungefaͤhr den fuͤnften) ausmachen, so wuͤrde
der Thon viel von seiner Geschmeidigkeit verlieren und sich schlecht zum Formen
eignen; dieser Gehalt an Eisenoxyd wuͤrde aber nicht wegen seiner chemischen
Eigenschaften den Thon zum Formen unbrauchbar machen, sondern bloß deßwegen, weil er
zu wenig bindend ist.
Der Thon, welcher einige Male zum Gießen gebraucht worden ist, verliert von seiner
bindenden Kraft und wird immer zerreiblicher und weniger consistent. Auch die beste Erde darf also nur
wenige Male angewandt werden; aber diejenige, welche fuͤr sich allein nicht
mehr anwendbar ist, kann mit einem geringen Zusaz roher
Erde neuerdings gebraucht werden. In diesem Falle ersezt sie den Kieselsand und
besizt auch in der That dessen wesentliche Eigenschaften.
Die mageren Erdarten, das heißt diejenigen, welche nur
sehr wenig Thon enthalten, besizen alle diese guten Eigenschaften im
hoͤchsten Grade. Bei uͤbrigens gleichen Umstaͤnden wird man
also gut thun, sie vorzuziehen; aber die Formen muͤssen auch eine gewisse
Festigkeit haben, so daß sie der Arbeit des Formers, den Wirkungen des Austroknens,
und dem Stoß des Metalles, welches man oft von ziemlicher Hoͤhe hineingießt,
widerstehen koͤnnen; nun gibt ihnen aber der Thon allein diese nothwendige
Consistenz. Es muß also ein gewisses Verhaͤltniß zwischen dem Kieselsand und
dem Thone geben, bei dessen Anwendung man die beste Formerde erhaͤlt, welche
bei den eigenthuͤmlichen Eigenschaften der respektiven Substanzen nur immer
entstehen kann. Dieses vorteilhafteste Verhaͤltniß, dieses Maximum, kann
durch Versuche allein nicht gefunden werden, denn bekanntlich kann nur die Theorie
die Graͤnzen der Resultate feststellen; aber die Beobachtung kann sich ihnen
auf eine fuͤr die Beduͤrfnisse der Praxis hinreichende Weise
naͤhern. Man verliert also seine Zeit nicht, wenn man die Versuche
vervielfaͤltigt, die Gemenge abaͤndert, neue Erdarten aufsucht. Wenn
man die Kalksteingebirge ausnimmt, wird es selten einen Ort geben, wo der Gießer
nicht in seiner Nachbarschaft eine gute Formerde oder doch wenigstens die zur
Zusammensezung derselben geeigneten Substanzen vorfindet.
In jeder Beziehung ist ein natuͤrliches Gemenge einem kuͤnstlich
hervorgebrachten vorzuziehen. Wenn man genoͤthigt ist, sich mit lezterem zu
begnuͤgen, muß man sorgfaͤltig alle Manipulationen vornehmen, welche
dazu dienen koͤnnen, das Gemenge recht gleichfoͤrmig zu machen. Der
Sand und der Thon werden zuerst einzeln bearbeitet und auf den erforderlichen Grad
von Feinheit gebracht; worauf man sie dann vermengt. Wenn die Arbeit gut gelingen
soll, muß man beide Substanzen im troknen Zustande mengen; die feuchten Erdarten
vermengen sich fast nie sehr innig und gleichfoͤrmig.
Hingegen kann man durch Schlaͤmmen dem Thone und dem Sande die zur
Hervorbringung eines guten Gemenges erforderliche und gleichfoͤrmige Feinheit
ertheilen. Kurz, die Former wuͤrden wohl thun, wenn sie bei der Zubereitung
ihrer Erden in Allem die Verfahrungsarten nachahmen wuͤrden, welche die
Toͤpfer befolgen. Diese Operationen koͤnnen im Großen sehr schnell
ausgefuͤhrt werden, aber noch besser wuͤrde man thun, wenn man
Versuche mit natuͤrlichen Gemengen anstellen wuͤrde, welche selten
fruchtlos sind, wenn man sie mit Einsicht leitet.
Nur wenn es unumgaͤnglich noͤthig ist, muß man sich also entschließen,
kuͤnstliche Gemenge aus Thon und Sand zu bereiten; die natuͤrlichen
Gemenge muͤssen aber oft erst durch einige Zubereitungen auf den
erforderlichen Grad von Zusammenhang und Feinheit gebracht werden.
1) Wenn man eine Erde findet, welche zwar den Sand in tauglichem Zustande, aber zu
viel Thon enthaͤlt, so schlaͤmmt man sie, um den Ueberschuß der
Thonerde wegzuschaffen; weil aber die Wirkung dieses Schlaͤmmens sich nicht
bloß auf den beabsichtigten Zwek beschraͤnken wird; weil der Sand, welcher
sich zuerst auf dem Boden der Kufe abgesezt hat, fast keinen Thon, hingegen die
obere Oberflaͤche des Absazes viel davon enthalten wird, so wird man dieses
Gemenge stark und lange Zeit umruͤhren muͤssen, um ihm die
Gleichfoͤrmigkeit und Gleichartigkeit zu ertheilen, welche eine der
wesentlichsten Eigenschaften jeder guten Formerde ist.
2) Wenn im Gegentheile der Sand im natuͤrlichen Zustande nicht genug Thon
enthaͤlt, ist es unumgaͤnglich noͤthig, ihm solchen zuzusezen;
dann zerreibt man aber besser troken. Man theilt die Masse der Erde in gleiche,
wenigstens ziemlich gleiche Raumtheile und sezt jedem davon eine angemessene Menge
ausgetrokneten und pulverfoͤrmigen Thones zu. Alle diese thonhaltiger
gemachten Sandtheile nimmt man sodann zusammen und knetet
sie lange Zeit, indem man ein wenig Wasser zusezt, doch nur so viel als
noͤthig ist, damit der ganz feine Thon nicht als Staub verstiegt.
3) Wenn der Sand zu grob ist, schlaͤmmt man ihn und gießt so lange das mit
Thon und feinem Sand beladene Wasser ab, bis nur noch die zu großen und zu schweren
Koͤrner zuruͤkbleiben. Man laͤßt alles dasjenige sich absezen,
was das Schlaͤmmwasser mitgerissen hat und knetet die Masse
sorgfaͤltig, wenn man sich zuvor uͤberzeugt hat, daß die darin
enthaltene Quantitaͤt von Thon die passende ist.
Wenn man einmal eine zum Formen geeignete Erdart in der Natur aufgefunden oder
kuͤnstlich zusammensezen gelernt hat, handelt es sich nur noch darum, sie
nach ihrer Natur und ihren Eigenschaften anzuwenden.
Diese Erdarten sind mehr oder weniger thonhaltig, mehr oder weniger fein. Im
Allgemeinen eignen sich die mehr thonhaltigen zum sogenannten Lehmguß, der Grad ihrer Feinheit mag uͤbrigens welcher immer seyn;
wenn es sich aber darum handelt, Stuͤke aus Bronze oder Kupfer zu gießen, so
muß auch die Erde der Form feiner seyn, als diejenige, welche man zum Eisenguß
anwendet. Da das geschmolzene Kupfer das Wasser selbst bei einer sehr hohen
Temperatur nicht zersezt, so brauchen die Formen, in welche man Kupfer gießt, keine
so offenen Poren zu
haben, wie diejenigen, welche man mit Gußeisen fuͤllen will. Andererseits
dringen das geschmolzene Kupfer und das Zinn in der geschmolzenen Bronze, in die
kleinsten Hoͤhlen der Form hinein, und legen sich zwischen die
Sandkoͤrner, so wenig Fluͤssigkeit auch immer die
Zwischenraͤume zwischen diesen Koͤrnern zulassen koͤnnen. In
diesem Falle muͤssen also die Formen eine groͤßere Dichtigkeit haben
und man muß folglich eine feinere Erde anwenden.
Bei dem sogenannten Sandguß braucht die Erde der Form
nicht so zusammenhaͤngend zu seyn und kann weniger thonhaltig seyn; sie ist
es in der That so wenig, daß sie fast ganz aus Sand besteht. Um Kupfer oder Bronze
in Sand zu gießen, muß man zwischen das Metall und den Rand (Mantel) eine dikere
Schichte Erde bringen, als zum Eisenguß nothwendig ist. Weil die Erde derjenigen
Form, in welche Kupfer gegossen wird, feiner und dichter ist und dem Austreten der
Daͤmpfe und Gasarten mehr Hindernisse in den Weg legt, so ist es
unumgaͤnglich noͤthig, den Oberflaͤchen, durch welche diese
Fluͤssigkeiten austreten, eine groͤßere Ausdehnung zu geben. Nun
befinden sich aber diese Oberflaͤchen bei dem Sandguß in der Richtung der
Dike der von dem Rand eingeschlossenen Erdschichte.
Die Erde, welche zum Gießen kleiner Stuͤke gedient hat, ist durch diesen
Gebrauch fast gar nicht veraͤndert und kann so lange neuerdings angewandt
werden, bis man findet, daß sich ihr Zusammenhang betraͤchtlich vermindert
hat; diejenige Erde aber, welche sehr lange dem Einflusse einer hohen Temperatur
ausgesezt war, darf nicht mehr angewandt werden, es sey zu welchem Ende man sie
puͤlvern und ihr rohen Thon einverleiben
muͤßte, eine Arbeit, welcher man sich ohne Noch nicht unterzieht.
Wenn man die Form von den großen Stuͤken, sie moͤgen nun aus Kupfer
oder Gußeisen seyn, lostrennt, kann man leicht die Erde, welche ihre Beschaffenheit
nicht veraͤndert hat und welche also neuerdings anwendbar ist, abscheiden und
hingegen denjenigen Theil der Form, deren Erde entweder weggeworfen oder wieder
bearbeitet werden muß, um die gegossenen Stuͤke lassen.