Titel: | Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch verzehren. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXX., S. 425 |
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CXX.
Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch
verzehren.
Aus dem Register of Arts. N. 57. 30. Jaͤner. S.
137. und N. 58. 6. Febr. S. 151.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch verzehren.
Das Register of Arts, das in N. 34 einige Aufsaͤze uͤber diesen Gegenstand geliefert hat,
bemerkt, daß der große Verbesserer der Dampfmaschine (der beruͤhmte sel. Watt) mehr zur Verminderung des Nachtheiles aller Art,
der durch das Aufsteigen ganzer Rauchwolken durch die Schornsteine entsteht,
beigetragen hat, als irgend ein anderer, indem fast alle spaͤteren
Verbesserer in seine Fußstapfen traten. Er fuͤhlt sich daher gedrungen, um
nicht weniger als um beinahe ein halbes Jahrhundert zuruͤkzugehen,
„und den großen Mann“ selbst sprechen zu lassen.
Patent-Ofen zu einem Kessel einer
Dampf-Maschine, auf welchen Jak. Watt, Soho, bei Birmingham, sich am 14.
Jun. 1785 ein Patent ertheilen ließ.
Meine neulich verbesserten Methoden, Oefen und Feuerherde zu bauen, bestehen darin,
daß man sie so baut, daß der Rauch oder die Flamme des frisch nachgeschuͤrten
Feuer-Materiales auf ihrem Wege nach dem Schornsteine zugleich mit einem
Strome frischer Luft durch, uͤber oder zwischen jenem Feuer-Materiale
durchzieht, das bereits aufgehoͤrt hat zu rauchen, oder das bereits in Kohks, Holzkohle oder Asche
(Cinders) verwandelt wurde, und folglich im
hoͤchsten Grade der Erhizung steht, wodurch dann der Rauch und die
groͤberen Theile der Flamme, indem sie mit dem im hoͤchsten Grade
erhizten, fruͤher eingeschuͤrten Feuer-Materiale in
Beruͤhrung, kommen oder demselben naͤher gebracht werden, und indem
ihnen ein neuer Strom frischer und unverbrannter Luft beigemengt wird, verzehrt und
in Hize oder in neue, reine, von allem Rauche befreite Flamme verwandelt werden.
Ich bringe dieß auf folgende Weise zu Stande: 1) verschließe ich alle Zugaͤnge
zu dem Schornsteine oder den Zuͤgen außer denjenigen, die zwischen dem
Feuer-Materiale selbst offen bleiben, indem ich das frische
Feuer-Material uͤber oder naͤher an die aͤußere Luft
bringe, als dasjenige, welches bereits in Kohks oder in Holzkohlen verwandelt wurde,
und 2) den Herd so vorrichte, daß die Flamme und die Luft, die das Feuer belebt,
nach abwaͤrts oder seitwaͤrts oder horizontal durch das brennende
Feuer-Material durchziehen, und von dem unteren Theile, oder von dem inneren
Ende oder von der inneren Seite des Feuerherdes nach den Zuͤgen oder nach dem
Schornsteine gelangen muß.
Die beigefuͤgte Zeichnung Fig. 14. zeigt den
Durchschnitt des Kessels einer Dampfmaschine und des dazu gehoͤrigen Ofens
oder Feuerherdes als Beispiel, wie man das Wasser nach dieser Methode erhizen und in
Dampf verwandeln kann.
Fig. 13, a, ist der Kessel; b, der
Zug, der den Kessel auf die gewoͤhnliche Weise umgibt;
c, der Fang („uptake“)
oder Durchgang von dem Raume unter dem Kessel nach den Zuͤgen. d, ist ein Zug fuͤr die Flamme von dem Feuerherde
zu dem Kessel; e, ist eine Aschengrube, und, f, die Thuͤre, bei welcher die Asche
herausgenommen wird: leztere muß waͤhrend der ganzen Heizung geschlossen
bleiben, g, h, ist der Feuerherd. Das frische
Feuer-Material wird bei, g, nachgeschuͤrt,
und sinkt nach und nach, so wie es sich verzehrt, nieder. Ungefaͤhr in seiner
Mitte ist es außerordentlich heiß, da es vorzuͤglich aus Kohks oder Kohlen
besteht, die bereits aufgehoͤrt haben zu rauchen. Bei, i, ist eine Oeffnung, oder sind mehrere Oeffnungen, durch welche frische
Luft eintritt, und das Feuer regulirt wird. k, ist eine
Thuͤre, die zu dem Raume unter dem Kessel fuͤhrt, und die, wenn sie
geoͤffnet wird, Luft einlaͤßt, und so den Zug nach dem Schornsteine
unterbricht, wenn man mit dem Feuern aufhoͤren will. Das Feuer wird zuerst
auf dem Ziegelgewoͤlbe, l, angezuͤndet,
und, wenn es gehoͤrig angebrannt ist, wird nach und nach mehr
Feuer-Material zugeschuͤrt, bis der ganze Raum bis, g, hinauf voll ist, und es muß Sorge getragen werden,
daß die gehoͤrigen Zwischenraͤume bleiben, durch welche die Luft
durchziehen kann, entweder durch das Brenn-Material selbst, oder zwischen dem
Brenn-Materiale und der vorderen Wand. Durch die Oeffnung, i, muß so viel Luft als moͤglich zugelassen
werden, ohne daß der Rauch dadurch veranlaßt wird senkrecht von, g, aus in die Hoͤhe zu steigen, was geschehen
koͤnnte, wenn zuviel Luft zugelassen wuͤrde. Die
Groͤßen-Verhaͤltnisse der verschiedenen Theile des Herdes
lassen sich nach unserer Zeichnung schaͤzen, die
nach einem Maßstabe von Einem Viertel Zoll auf den Fuß entworfen ist, wornach der
Ofen also von vorne nach ruͤkwaͤrts zehn Fuß halten wird. Hr.
Watt bemerkt, daß diese
Groͤßen-Verhaͤltnisse 84 Pfd. Kohlen in Einer Stunde zum
Verbrennen fordern.
In einigen Faͤllen lasse ich, nachdem die Flamme durch das brennende
Feuer-Material durchzog, dieselbe durch einen sehr heißen Trichter, Zug oder
Ofen laufen, ehe sie an den Boden des Kessels anschlaͤgt, oder an jenen Theil
des Ofens, wo sie Metall schmelzen oder einen anderen Dienst verrichten soll,
wodurch dann der Rauch noch kraͤftiger verzehrt wird. In anderen
Faͤllen lasse ich die Flamme unmittelbar von dem Feuer-Herde in den
Raum unter dem Kessel oder in das Brett eines Schmelz- oder anderen
Ofens.
Die beigefuͤgte Zeichnung Fig. 14. stellt einen
senkrechten Durchschnitt eines Ofens zum Schmelzen des Eisens oder anderer Metalle
vor, der auf eine aͤhnliche Weise, wie der vorige, gebaut ist, und wo
dieselben Theile mit denselben Buchstaben, wie in dem vorigen, bezeichnet sind.
Patent-Ofen zum Schmelzen des Eisens, worauf Jak. Watt,
zu Soho bei Birmingham, sich am 14. Jun. 1785 ein Patent ertheilen
ließ.
In der Patent-Erklaͤrung heißt es: „in einigen Faͤllen
lasse ich den Theil, g, dieser Herde sich lieber
schief abdachen, und aͤndere die Form und die
Groͤßen-Verhaͤltnisse auch auf andere Weise ab; in jedem
Falle aber bleibt derselbe alte Grundsaz, naͤmlich das frische
Brenn-Material zunaͤchst an die aͤußere Luft zu bringen, so
daß die Flamme oder der Rauch uͤber oder durch die verkohlten Theile des
Brenn-Materiales durchzieht. Zuweilen wird die Oeffnung, g, mit einem Dekel bedekt, um die Luft ganz oder
groͤßten Theiles bei, i, eintreten zu
lassen.
Folgende Figur Fig.
15 zeigt eine dritte Vorrichtung, die in demselben Patente erklaͤrt
ist. Der Grundsaz, auf welchem sie beruht, verdient Aufmerksamkeit, indem man
spaͤter sich Patente auf aͤhnliche Vorrichtungen geben ließ, weil
man ihn nicht kannte, und weil jezt jeder sich dieser Vorrichtung bedienen kann und
darf.
Patent-Kessel-Ofen, worauf Jak. Watt, zu Soho
bei Birmingham, sich am 14. Junius 1785 ein Patent ertheilen ließ.
Hr. Watt sagt: „in
einigen Faͤllen bringe ich das frische Brenn-Material, wie
gewoͤhnlich, auf einen Rost, wie bei, a, und
bringe jenseits dieses Rostes, an oder in der Nahe der Stelle, wo die Flamme in
die Zuͤge oder in den Schornstein geht, einen anderen kleineren Rost, b, an, auf welchem ich ein Feuer von Holzkohlen
unterhalte oder von Kohks und Kohlen, die vorlaͤufig schon so lang
brannten, bis sie aufhoͤrten zu rauchen, wodurch dann, indem sie eine
große Hize geben, und frische Luft zutritt, der Rauch des ersten Feuers verzehrt
wird.“
Diese Vorrichtung laͤßt sich bei Oefen aller Art anbringen.
Der zweite Bericht uͤber eine Verrichtung zur Verzehrung des Rauches, der
zunaͤchst auf Hrn. Watt's Patent folgte, ist ein Aufsaz des Hrn. W. Pitt zu Pendeford, bei Wolverhampton, welchen
derselbe im J. 1790 der Society of Arts mittheilte, und
in welchem derselbe ein Verfahren beschreibt, wodurch der Rauch, der aus dem Ofen
einer Dampfmaschine aufsteigt, in Theer verwandelt werden kann, so daß also nicht
bloß die Ungelegenheit, die durch diesen Rauch fuͤr die Nachbarschaft
entsteht, beseitigt, sondern zugleich auch ein sehr brauchbares Material in großer
Menge erzeugt werden kann. Hier folgt ein Auszug aus Hrn. Pitt's Aufsaz uͤber diesen
Gegenstand.
„Die Materialien, die man durch diese Vorrichtung erhalten kann, sind
Steinkohlen-Theer, Pech und Firniß. Es sind bereits drei bedeutende Werke
an den Ufern des Canales in England errichtet, um den Rauch der Steinkohlen in
obige Materialien zu verwandeln; das eine ist jenes der Hrn. Wilkinson zu
Bradley, das zweite zu Tipton, has dritte an den Kohlen- und Eisengruben
zu Dudleywood. Lord Dundonald und Comp. hat sie gegruͤndet, und sie
werden mit Erfolg fortgefuͤhrt.
Diese Theerwerke befinden sich in der Nachbarschaft großer Eisen- und
Kohlen-Gruben. Die Eisen-Meister versehen die Theerwerke mit rohen
Kohlen unentgeldlich und erhalten dafuͤr diese Kohlen in Kohks verwandelt
zuruͤk. Die Besizer dieser Theerwerke erhalten fuͤr ihre Arbeit
bloß den Rauch der Steinkohlen und die Interessen ihres Capitales.
Die Arbeit wird auf folgende Weise geleitet: Es ist eine Reihe von 18 bis 30
Oefen errichtet, in welchen die Kohlen bestaͤndig brennend erhalten werden. Der Rauch
zieht aus denselben durch gehoͤrig gebaute Canaͤle in einen
geraͤumigen geschlossenen Trichter von 100 Yards (300 Fuß) oder mehr in
der Laͤnge. Dieser Trichter ist aus Ziegeln gebaut, wird von
Ziegel-Gewoͤlben gestuͤzt, und oben von einem seichten
Wasser-Sumpfe gedekt, der, so oft es noͤthig ist, mittelst einer
den Kohlen- oder Eisenwerken angehoͤrigen Dampfmaschine mit Wasser
gefuͤllt wird. Die Kaͤlte des Wassers verdikt nach und nach den
Rauch, der in Form von Theer auf den Boden des Trichters hinabfaͤllt, und
durch eigene Roͤhren in einen Behaͤlter geleitet wird, aus welchem
er in einen großen Kessel hinaufgepumpt und in diesem zur gehoͤrigen Dike
eingekocht, oder auf irgend eine andere Weise in Pech verwandelt wird. Im
lezteren Falle werden die fluͤchtigen Theile, welche waͤhrend der
Verdikung aufsteigen, wieder zu Oehl verdichtet, das dann zu Firniß gebraucht
wird.
Auf diese Weise wird aller Rauch zersezt, und es steigt aus dem ganzen Theerwerke
nichts als ein weißer Dampf empor, der durch einige kleine Trichter, die man zur
Unterhaltung des Feuers offen laͤßt, seinen Ausweg findet. Etwas
Wasserdaͤmpfe steigen aus dem Sumpfe auf, der durch die Hize des Rauches
in dem Kessel erwaͤrmt wird.
Die Arbeit selbst fordert wenig Aufmerksamkeit: die Hauptsache ist die
Unterhaltung des Feuers. Jedes dieser Theerwerke brennt taͤglich
ungefaͤhr 20 Tonnen (400 Ztr.) Steinkohlen zu Kohks. Drei Arbeiter und
ein Vormann reichen zu diesem ganzen Geschaͤfte hin. Die Menge des in
einer Woche (zu sechs Tagen) erzeugten Theeres betraͤgt ungefaͤhr
28 Faͤßchen (barrels) zu 2 1/2 Ztr.; den Ztr.
zu 10 Shillings (6 fl.) oder 21 Faͤßchen Pech (von demselben Gewichte),
den Ztr. zu 15 Shilling. Ein sehr verstaͤndiger Arbeiter versicherte nur
an Ort und Stelle, daß einige Kohlen so harzig sind, daß sie ein Achtel ihres
Gewichtes an Theer geben. Obige Angabe ist indessen die
Durchschnitts-Menge.
Wenn diese Vorrichtung an den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen angebracht
werden soll, so darf man dieselben bloß in der Erde, statt uͤber der Erde
anbringen, und wo die Dampfmaschine zum Wasserpumpen verwendet wird, kann man
eine Drukpumpe statt einer Saugpumpe anwenden, oder, wo es die
Ortsverhaͤltnisse gestatten, und Fall genug fuͤr eine
Wasserleitung da ist, auch die Saugpumpe beibehalten. In diesem Falle darf auch
das Wasser weniger hoch gehoben werden, und es wird also weniger Kraft
erfordert; hierdurch werden dann die Kosten der Wasserleitung
hinlaͤnglich gedekt.
Ueberdieß erhaͤlt die Maschine, wenn sie in die Erde hineingebaut wird,
mehr Festigkeit, und dadurch erhaͤlt man Ersaz fuͤr die unbedeutenden Kosten
des Wegschaffens der Erde. Wenn in huͤgeligen Gegenden die Theerwerke am
Fuße des Huͤgels, und die Theertrichter hoͤher oben am
Huͤgel angelegt werden, so kann die Verbindung zwischen beiden ohne
solche Umstaͤndlichkeiten hergestellt werden.
Ich kenne mehrere Berichte gelungener Versuche, Kohks aus den bei Dampfmaschinen
gebrauchten Kohlen zu bereiten; wollte man den Vorrichtungen bei denselben auch
noch jene beifuͤgen, die zur Gewinnung des Theeres aus dem Rauche
nothwendig sind, so wuͤrde nicht bloß die Nachbarschaft derselben von
einer großen Ungelegenheit befreit, sondern jedes Theilchen des Rauches
wuͤrde zur Bereitung eines schaͤzbaren Materiales benuͤzt,
waͤhrend derselbe gegenwaͤrtig entweder bloß zur Vermehrung der
Hize, oder nach der bisherigen Heizungs- und
Kohk-Bereitungs-Methode gar nicht verwendet wird, und doch beide
Zweke sich auf vorteilhafte Weise mit einander vereinigen lassen.
Ich habe an Ort und Stelle erfahren, daß auf den großen Werken des Hrn. Wilkinson zu Bradley
taͤglich 100 Tonnen Steinkohlen gebrannt werden; ungefaͤhr der
fuͤnfte Theil des Rauches wird auf Theer benuͤzt, und der Rest,
oder der Rauch von 80 Tonnen fliegt unbenuͤzt in die Luft. Wenn er
gehoͤrig gesammelt, wuͤrde er mehr als 18 Faͤßchen Theer,
jedes zu 2 1/2 Ztr., geben. Wuͤrde aller Kohlenrauch an den großen Werken
im Koͤnigreiche auf diese Weise gesammelt, welche ungeheuere Menge eines
brauchbaren Materiales, das den auslaͤndischen vegetabilischen Theer, den
wir einfuͤhren, in vielen Faͤllen ersezen koͤnnte,
wuͤrden wir auf diese Weise erhalten.
Die gegenwaͤrtig errichteten Theerwerke sind laͤnglich gebaut.
Vielleicht waͤre es besser, sie auf folgende Weise kreisfoͤrmig zu
bauen.
a, in Fig. 15. Tab. III. Bd. XXXII. ist die
Dampfmaschine, deren Grundflaͤche ich 30 Fuß tief unter der Erde
annehme.
b, b, ist der Theertrichter, gestuͤzt von
Gewoͤlben und mit Wasser bedekt, das 15 Fuß hoch uͤber der
Oberflaͤche der Erde steht.
c, c, c, c, c, eine Grundflaͤche, die beinahe
so tief liegt, als jene des Gebaͤudes, a.
d, ein Gangweg in gleicher Hoͤhe mit der
Oberflaͤche der Erde.
1, 2, 3, 4,Fehlen im Originale.A. d. U. Trichter, die aus dem Haupt-Schornsteine
communiciren.“
Wilh. Pitt
Der Uebers. hat dem sel. Hofagenten v. Reiter
zu Wien, der die Wiener Canal-Gesellschaft und das
Steinkohlen-Bergwerk zu Brennberg leitete, im J. 1800 Bereitung
der Kohks aus den Brennberger Steinkohlen nach Lord Dundonald's
Methode vorgeschlagen. Er erhielt darauf den Bescheid: „daß
dieß ganz unmoͤglich waͤre? daß er lauten
gehoͤrt haben muͤßte, aber nicht schlagen“
etc. Indessen lauten und schlagen die Kohkswerke in England seit 30
Jahren ununterbrochen fort, obschon man nicht uͤberall etwas
davon hoͤren will denn es gibt Leute, die Ohren haben, und doch
nicht hoͤren.A. d. U..
(Die Fortsezung folgt.)