Titel: | Ueber die Mennigbereitung in der Glas- und Krystallfabrik des Hrn. Kemlin bei Lüttich. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXXII., S. 449 |
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CXXXII.
Ueber die Mennigbereitung in der Glas- und
Krystallfabrik des Hrn. Kemlin bei Luͤttich.
Aus dem Industriel. Januar 1829. S.
482.
Kemlin, uͤber die Mennigbereitung.
Man zieht das englische Blei wegen seiner Reinheit vor. Man oxydirt es auf dem
concaven Herd eines Reverberirofens, indem man es einer solchen Hize aussezt, daß
der sich bildende Massicot, welcher eine gelbe Farbe hat, nicht in Fluß kommen kann,
denn sonst wuͤrde er sich in Silberglaͤtte umaͤndern und zur
Mennigbereitung untauglich werdenBekanntlich ist die Silberglaͤtte, welche man beim Abtreiben des
silberhaltigen Bleies in großer Menge erhaͤlt, nichts als
geschmolzenes und dann beim Erkalten krystallisirtes Bleiprotoxyd oder
Massicot.A. d. O.. Waͤhrend der Oxydation schiebt man das gebildete Oxyd auf die Seite,
um neue Schichten des fluͤssigen Bleies der Einwirkung der Luft
auszusezen.
Die zuerst entstandenen Oxydtheile scheidet man ab, weil sie die fremden Metalle mit
sich reißen, zum Beispiel das Kupfer, welches immer in geringer Menge in dem
englischen Bleie enthalten ist.
Man bringt dann den Massicot in kleine auf dem Boden der Werkstaͤtte selbst
aufgebaute steinerne Troͤge und laͤßt ihn darin erkalten. In diesem
Zustande enthaͤlt er viel metallisches Blei und um ihn davon zu trennen,
zerreibt man die Masse zwischen zwei Muͤhlsteinen, welche sich im Wasser
bewegen, gerade wie diejenigen, welche zum Zerreiben des Bleiweißes angewandt
werden. Von hier aus kommt die Masse in eine Reihe stufenfoͤrmig
erhoͤhter Tonnen, wo sie von einer in die andere auslaͤuft. Indem so
die Masse, je nach ihrer mehr oder weniger feinen Zertheilung auf den
Muͤhlsteinen, immer von einem Gefaͤße in das andere auslaͤuft,
kommt die feine Mennige in die Kufen, woraus sie sich durch Ruhe rein absezt,
waͤhrend das Blei und alle groben Theile sich auf dem Boden der Tonnen
absezen. Diese Ruͤkstaͤnde (der After) werden bei neuen Operationen
mit calcinirt.
Der durch Decantiren von der daruͤber stehenden Fluͤssigkeit
abgeschiedene Massicot ist in dem Zustande eines Teiges; man bringt ihn in Kessel
aus Gußeisen, welche man schwach erhizt und ruͤhrt ihn um, um ihn zu troknen.
Hierin nimmt der Massicot durch theilweise Oxydation schon eine roͤthliche
Farbe an. Beim Herausnehmen ist er kluͤmprig und man zerreibt ihn dann auf
einem harten Steine (blauer Kalkstein von Tournay).
Der so zertheilte Massicot wird auf den Herd eines Reverberirofens gebracht, wo man
ihn sieben bis acht Stunden lang erhizt. Hier wird er vollstaͤndig in das
zweite Bleioxyd umgeaͤndert und so zu Mennige; man schuͤttet ihn
sodann in steinerne Troͤge, worin man ihn erkalten laͤßt.