Titel: | Ueber die Pflanzung der Maulbeerbäume und die Seidenzucht in Deutschland. Von Herrn Amtmann Hout in Mannheim. |
Autor: | Hout |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXXIX., S. 460 |
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CXXXIX.
Ueber die Pflanzung der Maulbeerbaͤume und
die Seidenzucht in DeutschlandHr. Amtmann Hout
beehrte unser Blatt mit der hier abgedrukten Notiz, die wir mit desto
groͤßerem Vergnuͤgen hier unseren Lesern mittheilen, als sie
Bestaͤtigungen fruͤherer, in unseren Blaͤttern schon vor
mehreren Jahren uͤber Seidenzucht gegebenen, Winke enthaͤlt, die
bei uns theils nicht beachtet, theils verlacht, theils im Stillen benuͤzt
wurden, ohne daß man die Quelle nannte, die man sogar laͤcherlich zu
machen suchte. Hr. Hout war so guͤtig, dieser seiner gedrukten Notiz Muster
der weißen chinesischen Seide beizulegen, die er zieht, und die, wie unsere
Leser aus unseren Blaͤttern wissen werden, selbst in Italien und
Frankreich noch selten ist. Diese Muster sind in jeder Hinsicht vortrefflich
ausgefallen, und die Damen am Rhein werden bald das Vergnuͤgen haben,
ganz transparent erscheinen zu koͤnnen, wenn man aus dieser herrlichen
Seide Gaze und Floͤre und Tuͤlls fuͤr sie weben wird; denn
dazu ist eigentlich die chinesische Seide auf der Welt; auch verdanken wir Hrn.
Hout ein Muster
von Sammt aus badischer Seide, das nichts zu wuͤnschen uͤbrig
laͤßt. A. d. R.. Von Herrn Amtmann Hout in Mannheim.
Hout, uͤber die Pflanzung der Maulbeerbaͤume und die
Seidenzucht in Deutschland.
In mehreren Gegenden Deutschlands, besonders in Preußen und Bayern, bemerkt man einen
regen Eifer, Maulbeerbaͤume zu pflanzen, um in der Folge Seide zu ziehen. Da
die Erfahrung in fruͤheren Jahren gelehrt hat, daß die in Deutschland
erzielte Seide nicht bloß brauchbar, sondern selbst den besten italienischen Sorten
an Guͤte und Schoͤnheit gleich ist, so scheint dieser Eifer sehr
zwekmaͤßig zu seyn. Denn es ist auf jeden Fall besser, durch die Gewinnung
dieses kostbaren, schon laͤngst zum Beduͤrfniß gewordenen Stoffes im
Lande selbst, und durch die Bearbeitung desselben lieber unseren duͤrftigen
Mitbuͤrgern Arbeit, folglich Verdienst, zu verschaffen, als jenen in Italien
und Frankreich. Da ich in meiner Jugend die Seidenzucht in der Rheinpfalz, wo sie
bekanntlich sehr weit gediehen war, Jahre lang vor Augen hatte; und vor
ungefaͤhr 15 Jahren selbst eine bedeutende Pflanzung von weißen
Maulbeerbaͤumen anzulegen und alle Zweige dieser Industrie, vom Saͤen
der Baͤume an, bis zur Verfertigung der kuͤnstlichsten Zeuge aus
inlaͤndischer Seide, zu bearbeiten Gelegenheit fand, so glaube ich berechtigt
zu seyn, uͤber diesen Gegenstand auch ein Wort mitzusprechen.
Ich kenne die in Italien und Frankreich uͤbliche Weise, die Seide zu erziehen,
aus den besten Schriften, und hatte Gelegenheit, die Kunstfertigkeit von
Maͤnnern zu benuͤzen, die in Italien und Frankreich sowohl das
Pflanzen der Maulbeerbaͤume, als die Gewinnung der Seide praktisch kennen
lernten. Ich bemerke im Voraus, daß sowohl durch schriftliche Zeugnisse aus
fruͤherer Zeit, als durch eigene Erfahrung, ich mich uͤberzeugt habe,
daß die deutsche Seide, wenigstens die in den hiesigen Gegenden gewonnene, ganz
vorzuͤglich istWir haben schon so oft gesagt, daß die deutsche Seide „ganz vorzuͤglich“
ist, und
es ist eben so gewiß, daß, wenn man in Deutschland gelernt haben wird, sie
zu ziehen, die deutsche Seide um eben so viel besser seyn wird, als die
franzoͤsische und italienische, als die chinesische Seide aus dem
noͤrdlichen China besser ist, als die aus dem suͤdlichen; die
japanische Seide aus dem noͤrdlichen Japan besser als die aus dem
suͤdlichen, und die nord-indische Seide besser als die aus dem
suͤdlichen Indien. Dieß sind Thatsachen, die keine Sophisterei
wegraisonniren wird; und wenn sie es versuchen wird, wird sie sich von der
großen Lehrmeisterin, der Zeit, die fruͤher oder spaͤter die
Wahrheit zu Tage foͤrdert, zu ihrer Schande widerlegt finden. Wir
koͤnnen mit Recht unseren Voreltern den Vorwurf machen, daß sie die
weisen Vorschlaͤge, die der Minister des sanft seligen heil.
roͤmischen Reiches, Graf Zinzendorf, schon vor 130 Jahren Leopold I. machte, so wenig
beachteten, daß wir beinahe anderthalb Jahrhunderte verstreichen ließen, ehe
wir dieselben zu unserer Aufmerksamkeit brachten; sollen unsere Enkel von
uns sagen, daß wir dieselben Thoren waren, wie unsere Voreltern?A. d. R..
Bei den Zeugen, die ich weben ließ, hatte ich das Vergnuͤgen, zu bemerken, daß
die Arbeiter, die doch nur an das Verweben franzoͤsischer und italienischer
Seide gewoͤhnt waren, die unsrige weit vorzogen. Es wuͤrde zwekwidrig
seyn, wenn ich alle Ursachen hier aufzaͤhlen wollte, aus welchen, in den
ersteren Jahren der franzoͤsischen Revolution, die Maulbeerbaͤume in
der Rheinpfalz vernichtet wurden. Aber eine der Hauptursachen muß ich doch
anfuͤhren, weil ich dafuͤr halte, daß die Kenntniß und Vermeidung
derselben zu dem Gedeihen des wieder aufbluͤhenden Gewerbszweiges viel
beitragen kann.
Man befolgte beim Pflanzen der Maulbeerbaͤume das Verfahren der Franzosen und
Italiener. Man pflanzte beinahe nichts, als Hochstaͤmme, und diese in die
Mitte der Felder, die groͤßten Theils zum Getreidebau bestimmt waren. Da die
ganze Sache als ein Monopol behandelt wurde, so zwang man die Feldbesizer,
fuͤr jeden Morgen Feld eine gewisse Anzahl Baͤume von der
bevorrechteten Seidenbaugesellschaft zu kaufen, auf die Aeker zu pflanzen und die
abgehenden immer wieder zu ersezen, ohne die geringste Ruͤksicht darauf zu
nehmen, ob die Grundstuͤke oder ihre Besizer fuͤr diese Cultur paßten.
Dieß war schon Grund genug, die ganze Sache verhaßt zu machenDieß wird immer das Resultat seyn, wo man, auf der einen Seite, Monopole
beguͤnstigt, und auf der anderen Leute Geseze uͤber eine Sache
entwerfen laͤßt, die nicht einmal die ersten Rudimente derselben
gelernt haben. Dieß ist, leider, in jedem Staate der Fall gewesen, und wird
in jedem Staate fortwaͤhrend der Fall seyn, wo man nicht, wie in
Preußen und Oesterreich, einem Rathe sachverstaͤndiger Maͤnner
die Angelegenheiten der Gewerbs- und Handelsleute zur Entscheidung
uͤberlaͤßt, und sie einem oder hoͤchstens ein Paar
Schreibern uͤbertragt, die von Industrie und Handel nicht viel mehr,
als das bloße Wort buchstabiren koͤnnen, das diese beiden
Gegenstaͤnde bezeichnet. A. d. R.. Die groͤßere Waͤrme in Italien und Frankreich verursacht, daß
dort Getreide, Gemuͤse und selbst Wein unter dem Schatten der Baͤume
recht gut gedeiht; ja in manchen Lagen wuͤrden, ohne den Schatten der
Baͤume, die angefuͤhrten Erzeugnisse in heißen Jahren zu Grunde
gehen.
Dieß ist jedoch in Deutschland ganz anders; wir haben der Waͤrme selten zu viel, und selbst in
jenen Gegenden des Rheins, wo Wein von besonderer Guͤte gebaut wird, und
deren Klima sehr viele Aehnlichkeit mit jenem des noͤrdlichen Italiens hat,
muß der Landwirth, der mit Vortheil vorzuͤgliche Erzeugnisse liefern will,
schlechterdings Getreide, Wein und selbst die zum Gemuͤse dienenden
Kohlarten, ganz getrennt, auf besonderen Feldern erbauen. In unserem Klima gedeiht
das Getreide, noch viel weniger Gemuͤse und Wein, nicht in dem Schatten
hoher, dichtbelaubter Baͤume, und wenn man hier und da, in der Naͤhe
der Wohnungen, Gemuͤse, Wein und Getreide auf einem Felde vereint findet, so
ist diese Culturart eigentlich zum Gartenbau zu rechnen, und der gewoͤhnliche
Erfolg ist, daß man mit uͤbertriebenen Kosten schlechten Wein und schlechtes
Gemuͤse erntet; Gartenwein ist bei uns gleich bedeutend mit schlechter
Bruͤhe. Beim Gartenbau treten uͤberdieß besondere Verhaͤltnisse
ein, die nicht zur Richtschnur dienen koͤnnen, und eine gute Feldpolizei
duldet keine Baͤume in den Weinbergen. Dazu koͤmmt noch, daß die in
die Aeker gepflanzten Baͤume die Bearbeitung des Feldes durch
Pfluͤgen, Eggen, Walzen sehr hindern. Die Baͤume werden, besonders in
ihrer Jugend, theils durch die Rohheit der Akerknechte, theils selbst ohne
Verschulden der Arbeiter, haͤufig an den Rinden und Wurzeln verlezt. Die
Maulbeerbaͤume aber koͤnnen die Beschaͤdigungen weniger
vertragen, als unsere gewoͤhnlichen Obstbaͤume; eine geringe Verlezung
verursacht, wie ich mich durch Erfahrung uͤberzeugt habe, oft den Tod des
Baumes, indem aus den Wunden ein brauner Saft ausfließt, wodurch das dem Baume
eigenthuͤmliche Harz verloren geht, und das Absterben des Baumes durch
Vernachlaͤssigung herbeifuͤhrt. Das starke Duͤngen mit
frischen, thierischen Abgaͤngen schadet gewiß auch der Guͤte der
Seide, und mag oft genug auch das Absterben des Baumes nach sich ziehen. Dieß sind
die Nachtheile aber noch nicht alle. Die Maulbeerbaͤume erwachsen in gutem
Boden zu der Groͤße der Kirsch- und Aepfelbaͤume, und ihr
Schatten schadet offenbar, von der Haͤlfte des Mais bis gegen Ende des
Junius, dem Wachsthum der auf das Feld gepflanzten Gewaͤchse. Der
Hauptuͤbelstand ist aber noch zu beruͤhren.
Um die Blaͤtter in dieser Zeit, der einzig schiklichen zur Seidenzucht,
abpfluͤken zu koͤnnen, muß man die Felder betreten. Mehrere Menschen
schleppen hohe Leitern herbei, besteigen die Baͤume, sammeln die
Blaͤtter, und da in jener Zeit das Getreide schon eine bedeutende
Hoͤhe erreicht hat, so wird gewiß eben so viel an dem Ertrag des Getreides
geschadet, als die Seidenernte Nuzen bringen kann. Die Besizer großer Felder
koͤnnen sich selten mit dem Seidenbau abgeben, sondern muͤssen die
Blaͤtter an die aͤrmere Menschenklasse verkaufen, welche das Erziehen
der Seidenraupen, um einen Nebendienst zu haben, besorgen. Wenn denn nun auch, in den zum
Getreidebau bestimmten Feldern, nach einer langen Reihe von Jahren, die
Maulbeerbaͤume aufkommen, so entstehen so viele Uebelstaͤnde und
Zankereien zwischen dem Eigenthuͤmer und dem Arbeiter, daß gar nicht zu
erwarten steht, daß auf diesem Wege der Seidenbau in jener Ausdehnung
eingefuͤhrt wird, in welcher er allein dem Lande Vortheil bringen kann.
Nach meiner Ansicht, die sich auf lange Erfahrung gruͤndet, bleibt, wenn man
die wirklich sehr nuͤzliche Seidenzucht einfuͤhren will, nichts
uͤbrig, als die Maulbeerbaͤume auf besondere Felder zu pflanzen, und
das ganze Grundstuͤk diesem Zweke ausschließend zu widmen. Jeder der Lust
hat, Seide zu ziehen, bepflanze ein groͤßeres oder kleineres Feld, wo
moͤglich in der Naͤhe des zum Fuͤttern der Raupen bestimmten
Gebaͤudes, ganz mit Maulbeerbaͤumen. Der Boden darf nicht sumpfig oder
dem Quellwasser ausgesezt seyn, muß, soviel moͤglich, eine erhoͤhte
Lage haben und die Sonne den groͤßeren Theil des Tages genießen. In Gegenden,
wo Wein und zartere Obstsorten gebaut werden, darf man nur die Maulbeerpflanzungen
den Weinbergen von gutem Ertrage so nahe als moͤglich bringen, und man wird
seinen Zwek gewiß erreichen. Es gibt kaum ein Dorf, wo nicht schlecht, oder gar
nicht benuͤztes Feld genug vorhanden waͤre, um eine Pflanzung
anzulegen, die hinreichend ist, jenen Theil der Gemeinde, der sich mit der
Seidenzucht abgeben kann, hinreichend zu beschaͤftigen. Wollte man bloß
Hochstaͤmme pflanzen, so wuͤrden viele Jahre darauf gehen, ehe man
einen Ertrag erwarten koͤnnte. Ich muß daher aus langer Erfahrung rathen, die
dem Seidenbau gewidmeten Grundstuͤke groͤßten Theils mit Zwerg-
oder Buschbaͤumen zu bepflanzen. Diese gewaͤhren in wenigen Jahren,
selbst im bloßen Sandboden, wo Hochstaͤmme gar nicht aufkommen
wuͤrden, eine reichliche und bequeme, folglich wohlfeile
BlaͤtterernteAuch dieß haben wir unseren Lesern an's Herz gelegt. Pflanzungen von
Maulbeerbaͤumen koͤnnen nur als Zwerg- oder Buschbau
wenn Großen und schnell gedeihen. Wir haben dieß selbst aus dem Beispiele
der Insel Mauritius erwiesen, und man kommt auch in Italien und Frankreich
nach und nach auf diese Methode zuruͤk. Das große Gluͤk beim
Maulbeerbaume ist, daß er auf jedem, auch sehr schlechten, Boden fortkommt,
und als Staude weit besser gedeiht, denn als hochstaͤmmiger Baum. Die
klimatischen Beduͤrfnisse der Italiener, Suͤd-Franzosen
und Spanier zwangen diese Voͤlker den Maulbeerbaum,
hochstaͤmmig zu ziehen. Bei uns wird nur selten ein Grund hierzu
vorhanden seyn, da wir der wuͤsten Gruͤnde genug haben: nur an
Dorfwegen, wie Hr. Hout bemerkt, werden sie mit Vortheil hochstaͤmmig
gezogen werden koͤnnen. A. d. R..
Es ist ein bloßes Vorurtheil, wenn man glaubt, daß die Blaͤtter dieser
Baͤume keine gute Seide gewaͤhren. Die dahier gezogene und zu den
schoͤnsten Zeugen verarbeitete Seide ist bloß das Erzeugniß einer
ungefaͤhr fuͤnf Morgen großen Pflanzung von Zwergbaͤumen, die mit einer Heke
eingefaßt ist. Das Laub dieser Befriedigung, die gleichfalls aus
Maulbeer-Staͤmmchen besteht, dient vorzuͤglich zum Futter in
der ersten Haͤlfte des Lebensalters der Raupen.
Die Baͤume koͤnnen in einem guten Sandboden in einer Entfernung von
acht, und in lehmiger Erde von zehn Fuß gepflanzt werden. Man erzieht einen Schaft
von Ein bis zwei Fuß, und sorgt, daß die Krone ungefaͤhr kelchartig, das ist
hohl von innen, sich ausbilde.
Damit ist jedoch nicht gesagt, daß man gar keine Hochstaͤmme pflanzen soll.
Gemeinden und groͤßere Gutsbesizer thun sehr wohl daran, wenn sie ganze,
bisher wenig benutzte, oder schwer mit, dem Pfluge zu bearbeitende Felder damit
bepflanzen; das Verkaufen des Laubes wird in der Folge den Werth dieser
Grundstuͤke sehr erhoͤhen. In Italien schaͤzt man den Ertrag
eines erwachsenen Maulbeerbaums auf 5–10 Gulden. Bis zur Benuzung der
Baͤume wird der Anbau von Kartoffeln, Heidekorn, oder bloß der Graswuchs
einigen Gewinn abwerfen. Beinahe in allen Gegenden befinden sich Dorf- und
Gemarkungswege, welche wenig befahren werden; auch diese koͤnnen mit Vortheil
mit hochstaͤmmigen Maulbeerbaͤumen besezt werden; an dieser Stelle
thun sie dem Akerbau wenig Schaden, und das Laub kann leicht gepfluͤgt
werden. An viel befahrenen, folglich staubigen Landstraßen sind
Maulbeerbaͤume fuͤr die Seidenzucht beinahe ganz verloren, indem der
Staub den Raupen schaͤdlich ist, und das Waschen und Troknen der
Blaͤtter mehr Unkosten als Gewinn bringt.
Ich halte es fuͤr unnoͤthig, uͤber die Pflanzung der
Maulbeerbaͤume und die Wartung der Seidenraupen etwas zu sagen. Wer im Großen
mit der Seidenzucht sich beschaͤftigen will und keine Kenntniß davon hat,
kann sich am besten durch das „Lehrbuch des Seidenbaues fuͤr
Deutschland von dem Staatsrath von Hazzi. Muͤnchen 1826“
belehren; die darin bezeichnete Behandlung ist jene des Grafen Dandolo in Mailand,
der theoretisch und praktisch in diesem Cultur-Zweige Epoche machte. Sonst
geben eine Menge kleine deutsche Schriften uͤber den Seidenbau hinreichende
Auskunft. Am besten lernt der Landmann die an sich sehr einfache Erziehung der
Raupen, wenn er diese in der Naͤhe sehen oder selbst mit Hand anlegen kann.
Der Landmann liest selten, und hat zu Buͤchern kein Zutrauen. Wenn es also
einer Regierung Ernst ist, den Seidenbau zu befoͤrdern, so waͤre, nach
meiner Ansicht, das zwekmaͤßigste Mittel, durch die landwirthschaftlichen
Vereine, die beinahe in jedem deutschen Lande vorhanden sind, an schiklichen Stellen
Muster-Anstalten zu veranlassen, wo die Landleute, besonders ihre Kinder, das
ganze Verfahren
durch Ansicht und Mithuͤlfe lerken koͤnnenAuch diesen Vorschlag eines Dorf-Unterrichtes, ambulirender Lehrer
fuͤr Doͤrfer etc., haben wir schon so oft wiederholt, und
freuen uns hier denselben von einem Amtmanne gebilligt zu sehen. A. d.
R.. Das Pflanzen und Behandeln der Maulbeerbaͤume selbst ist in nichts
von jenem verschieden, das bei den gewoͤhnlichen Obstbaͤumen Statt
findet.
Sollte Jemand naͤhere Auskunft verlangen, so bin ich bereit, auf freie Briefe
zur besseren Ueberzeugung kleine Muster von Seide und der daraus gewebten Zeuge
unentgeldlich zu uͤbersenden. Diese Muster wurden aus Seide verfertiget, die
bloß durch Laub von Zwergbaͤumen und Heken erzielt wurde. So kann ich auch
Baumschulen nachweisen, wo Maulbeerbaͤume einzeln und in Parthien, im Inlande
gezogen, um billige Preise zu haben sind.