Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. X., S. 71 |
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X.
Miszellen.
Miszellen.
Beitraͤge zur Geschichte der Erfindungen,
vorzuͤglich zur Geschichte der Baukunst, finden sich
mehrere in einem sehr interessanten Werke zweier jungen Italiener, das vor wenigen
Monaten in Mayland unter dem Titel erschien: Della condizione
economica, morale e politica degli Italiani nei bassi tempi. – Saggio
primo intorno all' architettura simbolica civile e militare usata in Italia nei
secoli VI. VII. e VIII. e intorno all' origine de' Longobardi etc. Opera di
Def. Sacchi
a Gius. Sacchi
etc. 8. Milano 1828 p. A. F. Stella. p. 268.
National-Repository.
Die englischen Zeitschriften, vorzuͤglich das Mechan.
Mag., sind voll von Herzens-Ergießungen uͤber das
Unzwekmaͤßige einer sogenannten Industrie-Ausstellung in England. Das
Mechan. Mag. gibt in N.
292., 14. Maͤrz, eine Anzeige des Kataloges „dieser
Troͤdelbude“, in welchem das aufgestellte
„Spielzeug“ in drei Classen getheilt ist. Die I. Classe begreift die ganz neuen Vorrichtungen, nach neuen
oder wenigstens nach bisher noch niemals ausgefuͤhrten, Grundsaͤzen.
Nach diesem Kataloge waͤren „nur
vierzehn“ solche Neuigkeiten waͤhrend eines ganzen
Jahres in England zur Welt gekommen. Das Mech. Mag.
pruͤft nun diese 14 Nummern einzeln durch, und zeigt, daß die Haͤlfte
derselben zu viel ist, daß man nur sieben davon gelten
lassen kann, und daß selbst unter diesen sieben nur bei zweien die obige Bedingung
der Classification in aller Strenge Statt hat.
Der Nautical-Almanac.
Schon seit mehr denn 20 Jahren haben die Astronomen des festen Landes sich
uͤber das Ungeheuer astronomischer Charlatanerie, das unter dem Titel Nautical Almanac jaͤhrlich von der
Admiralitaͤt in England herausgegeben wird, lustig gemacht, und es ward und
ist ihnen noch unbegreiflich, wie der erste See-Staat des Erdballes sich
einer solchen astronomischen Mißgeburt vor der Welt nicht schaͤmen, und
jaͤhrlich den alten Popanz wieder zu Markte bringen kann.
Endlich und endlich ist selbst ein Englaͤnder, ein Mitglied der Roy. Soc., Hr. Franz Bailly
uͤber diese „Schande Englands“ erwacht, und hat in
einer, nur 24 Seiten starken Broschuͤre unter dem Titel „Farther Remarks on the present defective State of the nautical
Almanac; to which is added an Account of the New Astronomical Ephemeris,
pubblished at Berlin. Extracted from the Appendix to Astronomical Tables and
Formulae. By Franc Baillt, F. R. S. and 8 Lond. 1829 January“ herausgegeben, in welcher er dem nun sanft seligen „Board of Longitude“ und der
Admiralitaͤt die eiserne Larve gelehrter Unverschaͤmtheit (mit welcher
so viele uͤber gut besoldete gelehrte Corporationen ihre hohlen Koͤpfe
zu bepanzern wissen) abgezogen hat. Hr. Bailly nennt den
Nautical Almanac, mit Hrn. Croker, dem Sekretaͤre der Admiralitaͤt das Non plus ultra eines schlechten Machwerkes, mit dessen
Schande der nun aufgehobene Board of Longitude England
bedekt hat. Das Honorar, das die Sine-Curestellen am Board of Longitude bezogen haben, haben indessen die Schreiber sich
beigelegt. Wie sehr in England jezt Astronomie vernachlaͤssigt wird, erhellt
aus dem Umstande allein, daß auf einer der beruͤhmtesten
Universitaͤten Englands, zu Edinburgh die Lehrkanzel der Astronomie schon
seit langer Zeit unbesezt geblieben ist, obgleich verdiente Astronomen sich bisher
um dieselbe bewarben. Wir uͤbergehen hier die Aufzaͤhlung der
Maͤngel des „Nautical
Almanac“, die Hr. Bailly
auffuͤhrt, und die jedem Hamburger Midshipman nur zu einleuchtend sind, und
fuͤgen bloß zwei Bemerkungen desselben bei.
Die eine ist, „daß die amerikanischen Buchhaͤndler, die
Maͤngel des „Nautical
Almanac“ nur zu wohl fuͤhlend, diesen durch deutsche Astronomen corrigiren lassen. Die Folge
davon ist, daß eine einzige amerikanische Buchhandlung von ihrem verbesserten
Nautical Almanac uͤber 12,000 Exemplare
absezt, waͤhrend der gesammte Absaz des Nautical
Almanac in England nie uͤber 7000 Exemplare betrug.“
„Die neuen Berliner astronomischen Ephemeriden von Hrn. Encke muͤssen jeden Englaͤnder, der
sein Vaterland ehrt, mit Schmerz erfuͤllen) denn sie machen England zu
Schanden. (put England tho shame.) Preußen, einer
der kleinsten See-Staaten Europens, hat der Schifffahrt und der
nautischen Astronomie einen Dienst erwiesen, den man bisher vergebens von der
„Beherrscherin der Meere“ erwartete. Der englische
Seemann ward von seinem Schiksale verdammt, den sichersten Wegweiser auf dem
Labyrinthe des Oceans einem Volke zu verdanken, dessen Flagge bisher noch kaum
uͤber seine eigene unbekannten Ufer hinaus geweht hat. Er wird so lang in
dieser traurigen Lage bleiben muͤssen, bis die englische Regierung besser
fuͤr ihn sorgt; bis sie ihm wenigstens erlaubt, selbst fuͤr sich
zu sorgen.“
Der Nautical Almanac ist naͤmlich ein
„privilegirtes Ding“ der Admiralitaͤt, das Niemand
schlechter machen kann, als sie, weil es nicht wohl moͤglich ist, und Niemand
besser, weil Niemand es besser machen darf. (Vergl. Mechanics' Magaz. N. 291. 7. Maͤrz S. 64.)
Gegenwaͤrtiger Zustand des Stahlwaaren-Handels
in England.
So tief ist der Stahlwaaren-Handel gegenwaͤrtig in England gesunken,
daß man gute Barbiermesser das Duzend um 9 Sh. 6 Pence (5
fl. 42 kr.), selbst um 6 Sh. 6 Pence haben kann: ganz ordinaͤre (zum
Verkaufen, nicht zum BarbierenMan sollte nicht glauben, daß das Volk, welches die besten Stahlarbeiten auf
dem Erdballe verfertigt, „Messer zum
Verkaufe, aber nicht zum Schneiden“ macht; es ist
aber wirklich so. Die englischen Messerschmiede arbeiten eine Menge Waaren
bloß, wie man sagt „auf den
Verkauf.“ Wir haben Messer in England gekauft, die, in
Bezug auf Brauchbarkeit der Klinge, weit hinter dem schlechtesten
bayer'schen Taschenveitl. standen, dabei aber voll Eleganz und Spielereien,
und ungeachtet dessen, verhaͤltnißmaͤßig wohlfeiler waren, als
ein bayer. Taschenveitl. Gute Barbiermesser waren aber in England,
wenigstens im J. 1824, so theuer, daß wir unter Einer Guinea (12 fl.) kein
brauchbares fanden. Fuͤr ausgezeichnet gute forderte man uns 2
Guineen fuͤr das Stuͤk. Wir waren nicht bloß bei einem
Messerschmiede: alle, bei welchen wir waren, forderten diese Preise. A. d.
U.); „To sell, not to shave“)
sogar um 4 Sh. (2 fl. 24 kr.) (Herald. Galign. Messeng.
N. 4350.
Wie viel Ein Penny (Ein Groschen)
in 1828 Zinses Zinsen gibt zu 5 p. C.
Ein Gentleman berechnet im Mechanics' Magaz. N. 282. S.
80., daß Ein Penny (Ein Groschen) in 1828 Jahren an
Zinses Zinsen zu 5 p. C. eine Masse Goldes gibt, die 792,105,700 Erdbaͤllen
von reinem Golde gleich ist: den Werth eines Pfundes reinen Goldes
Troy-Gewicht = 50 Pfd. Sterl. 19 Sh. 4 1/4 Penny gerechnet.
Vollkommenheit der englischen Muͤnzkunst.
Man praͤgt jezt die Guineen auf der Muͤnze zu London aus Goldblechen,
die so genau auf dem Walzwerke gestrekt sind, daß, wenn das Stuͤk aus der
Presse kommt, es genau die gesezliche Schwere hat. (Courier.
Galignani Mess. N. 4353.)