Titel: | Ueber das Treiben der Gurken. Von Hrn. Thom. Allen, Mary le Bone Street, Golden-Square. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXVI., S. 140 |
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XXVI.
Ueber das Treiben der Gurken. Von Hrn. Thom. Allen, Mary le Bone Street,
Golden-Square.
Aus den Transactions der
Horticultural-Society. Auch im Repertory of
Patent-Inventions. Maͤrz 1829. S. 173.
(Im
Auszuge.)
Allen, über das Treiben der Gurken.
Hr. Allen bedient sich seit mehr denn 20 Jahren folgender
Methode, Gurken in Treibkaͤsten unter Glaskaͤsten von Maͤrz bis
October zu treiben. Er baut im Großen fuͤr den Londoner Markt, und zog im
vorigen Jahre unter 70 Fenstern 3360 Gurken, oder 4 Duzend unter Einem Fenster. Er
versichert durch sein Verfahren mehr Gurken erhalten zu haben, als man auf keine
andere Weise erhaͤlt.
Er tadelt es als einen Hauptfehler bei dem Treiben der Gurken unter Fenstern, daß man
den Pflanzen zu leichte Erde gibt, die nicht Kraft und Tiefe genug besizt, um eine
Reihe von Ernten in einem Sommer zu geben, vorzuͤglich dann, wenn man viel
Sonne hat; ferner, daß man den Duͤnger nicht gehoͤrig verarbeiten
laͤßt, ehe man ihn mit Erde uͤberzieht, so daß er oͤfters noch
brennend heiß unter derselben bleibt, wo dann die Wuͤrzelchen, wenn sie bis
auf denselben hinabdringen, statt Nahrung zu finden verbrennt werden, und folglich
die Gesundheit der Pflanze leidet, die rothe Spinne und andere Insecten uͤber
dieselben kommen etc.
Er legt sein Mistbeet im December oder Jaͤner vier Fuß hoch an, und wendet den
heißen Roßduͤnger, den er zu demselben nimmt, vier oder fuͤnf Mal um,
ehe er denselben braucht, und waͤssert ihn eben so oft. Er schlaͤgt
den Duͤnger bei der Anlage des Mistbeetes mit der Mistgabel einen Fuß
rings um die Außenseite gehoͤrig fest, in der Mitte aber nur wenig. Nachdem
das Beet angelegt ist, traͤgt er die Fenster auf, bedekt sie mit Streu und
Matten, und bringt außen eine leichte Fuͤtterung an. Sobald das Beet sich
erhizt, werden die Fenster gehoben, um den scharfen Dampf abziehen zu lassen. Drei
Tage darauf hebt er den Kasten und alle Fenster ab, und sticht den Mist
ungefaͤhr einen Fuß tief durch, zerschlaͤgt die Klumpen, liest die
Steine aus, und besprizt das Beet, worauf er die Fenster wieder auftraͤgt.
Dieses Durcharbeiten des Mistes und Besprizen des Beetes wird drei Mal in der Woche
vorgenommen, bis endlich der Duͤnger mild wird, was man daran erkennt, daß
man die Fenster eine Stunde lang schließt, und zusieht, ob die
Wassertroͤpfchen, die sich innen an denselben anlegen, klar und
durchscheinend sind, und der Dampf keinen unangenehmen Geruch mehr aͤußert.
Wenn dieß der Fall ist, ist das Beet zum Auftragen der Erde fertig. Er nimmt die
Fenster nun wieder ab, sticht den Mist Einen Fuß tief um; bringt jenen, der bisher
in der Mitte lag, nach außen; schlaͤgt lezteren fest, und macht ihn
ungefaͤhr vier Zoll hoͤher, als in der Mitte, die etwas vertieft
bleiben muß. Nun begießt er das Beer mit Wasser, und traͤgt den Kasten
auf.
Er nimmt hierauf ein Strohband aus Rokenstroh (das nicht so leicht von Maͤusen
angegangen wird) von Einem Zoll Dike und zehn Fuß Laͤnge, und wikelt es so,
daß es eine runde flache Matte von 15 Zoll im Durchmesser bildet; diese legt er
unter den Mittelpunkt eines jeden Fensters. Auf diese Matte schuͤttet er ein
Bushel zubereitete Erde, die aus gleichen Theilen Lehmen und verfaultem Roß-
oder Kuh-Duͤnger besteht, welche beide gehoͤrig unter einander
gemengt werden. Er legt eine leichte Deke uͤber die Fenster bis an den
anderen Morgen, wo die Erde dann zur Aufnahme der Pflanze hinlaͤnglich warm
seyn wird. Er findet es zutraͤglicher, eine einzige Pflanze unter ein Fenster
zu pflanzen, als deren zwei oder drei, wie es gewoͤhnlich geschieht.
Beim Versezen der Pflanze macht er ein Loch in den auf die Erde
aufgeschuͤtteten Erdhaufen, das weit genug ist, den ganzen Ballen, in welchem
die Erde die Wurzeln derselben umgibt, aufzunehmen, und das so gestellt ist, daß der
obere Theil der Pflanze drei Zoll weit von dem Glase absteht. Die Erde wird dann
rings um diesen Haufen aufgehaͤufelt und fest an die Wurzeln, bis auf einen
Zoll weit von den Wurzelblaͤttern, angedruͤkt; leztere duͤrfen
nie mit Erde bedekt werden, indem dadurch sehr leicht Krebs an denselben entsteht.
Die Erde muß immer innerhalb des Umfanges der Strohmatte gehalten werden, und darf
sich nicht mit dem Duͤnger mengen, indem dadurch die Pflanzen leicht
verbrennen koͤnnten: wenn die Erde selbst durch den Duͤnger
verbrennt wurde, so hat sie alle Faͤhigkeit, der Pflanze zum Wachsthume zu
dienen, verloren, und alles Besprizen derselben nuͤzt nichts. Es bleibt in
diesem Falle kein anderes Mittel, als die Erde wegzuschaffen, den Mist umzustechen
und zu begießen, etwas Rokenstroh aufzustreuen, und frische Erde aufzutragen.
Nach dem Versezen kann man die Fenster Eine Stunde oder ein Paar Stunden lang
geschlossen halten, je nachdem naͤmlich das Mistbeet oder die Witterung
selbst warm ist. Hierauf gibt man am Tage ein Viertel Zoll oder Einen Zoll hoch
Luft; des Nachts nie mehr als ein Viertel Zoll. Auf diese Weise werden die Pflanzen
gesund bleiben, und nie zu weit auslaufen. In den ersten drei oder vier Wochen darf
man die Fenster nur leicht bedeken. Eine der Laͤnge nach uͤber die
Fenster hingebreitete einfache Matte reicht hin; die Enden duͤrfen eben nicht
an den Seiten herabhaͤngen.
Die Hize wird dadurch unterhalten, daß man die
Duͤnger-Fuͤtterung ein Mal in der Woche vermehrt, sie umsticht,
und, wenn die Hize troken geworden ist, begießt. Das Beet innerhalb des Kastens muß
woͤchentlich drei Mal ungefaͤhr 9 Zoll tief umgestochen werden, wobei
man zugleich die Erdhaufen untersucht. Man sticht uͤberdieß ein rundlich
zugespiztes Staͤbchen von der Dike eines Zolles und 1 1/2, Fuß Laͤnge
Einen Fuß tief in den Duͤnger unter der Strohmatte, und macht mittelst
desselben 5 bis 6 Loͤcher in jeden Erdhaufen. In jedes dieser Loͤcher
gießt man aus einer Gießkanne so viel Wasser, als der Zustand des Beetes erfordert,
was sich aus der Leichtigkeit beurtheilen laͤßt, mit welcher obiges
Staͤbchen in das Beet eindringt. Wenn das Beet troken oder brennend ist,
dringt das Staͤbchen nur mit Muͤhe in dasselbe ein, und dann braucht
jeder Erdhaufen eine große Kanne Wassers; wenn aber das Beet im gehoͤrigen
Zustande ist, dringt das Staͤbchen leicht ein, und in diesem Falle darf man
nur mit der Brause sprizen. Durch das wiederholte Umstechen des Duͤngers wird
dieser aufsteigen und uͤber die Strohmatten sich heben, wo man dann, bei dem
wiederholten Umstechen, ungefaͤhr eine Scheibtruhe voll unter jedem Fenster
herausnehmen kann: dadurch wird zugleich die Erde tiefer, und das Anbrennen unter
den Haufen wird vermieden.
Durch das fortwaͤhrende Umstechen des Duͤngers und Begießen wird dieser
Duͤnger zur Aufnahme der Wuͤrzelchen geschikt, so daß, nachdem
dieselben durch die ungefaͤhr 18 Zoll hohe Erdschichte durchgedrungen sind,
nun leicht in denselben eindringen und den ganzen Sommer uͤber Frucht tragen
koͤnnen, ohne daß die Blaͤtter verwelken, oder besonderer Beschattung
beduͤrften. Um den gehoͤrigen Zeitpunkt zu bestimmen, in welchem
frische Erde aufgetragen werden muß, darf man nur sehen, ob die Wuͤrzelchen
an den Seiten des Erdhaufens anfangen hervorzustechen. Sobald man dieß wahrnimmt,
traͤgt man ungefaͤhr drei Zoll hoch frische Erde auf, sticht den
Duͤnger zwei Zoll tief unter der Matte aus, und gibt so der Erde bei jeder
aͤhnlichen Ausbesserung des Beetes eine groͤßere Tiefe. Wenn diese
Arbeit zum lezten Male geschieht, wird die Erde am Hintertheile des Kastens zwanzig
Zoll hoch liegen. So wie die Pflanzen wachsen, muß der Kasten und muͤssen die
Fenster hoͤher gestellt werden.
Nachdem das Beet ganz mit Erde uͤberdekt wurde, muß die Bedekung
verstaͤrkt und die Matte kreuzweise uͤber die Fenster gelegt werden.
Nachts darf dann keine Luft gegeben werden, und am Tage nur dann, wann die Sonne
scheint. Drei Mal in der Woche muß reichlich begossen werden, jedoch nach Maßgabe
der Witterung und der Hize des Beetes, wobei man aber sich huͤten muß, die
Blaͤtter und die Fruͤchte zu benezen. Man darf naͤmlich nicht
mit der Brause gießen, und man muß ruͤkwaͤrts im Kasten, und nicht
vorne, gießen, weil ruͤkwaͤrts die Hize groͤßer ist, und
daselbst auch die Luft eingelassen wird.
Das Einkuͤrzen der Gurken-Pflanzen geschieht am Besten mit dem Daumen
und dem Zeigefinger: nur die abgestorbenen Blaͤtter duͤrfen mit dem
Messer weggeschnitten werden. Die Auslaͤufer duͤrfen nicht
ausgeschnitten werden, sondern man kneipt nur die Spizen derselben ab, und dieß an
jedem ansezenden Gelenke, wenn die Pflanze zwei rauhe Blaͤtter, und das
zweite Blatt bereits einen Zoll im Durchmesser hat. Dadurch wird die Pflanze an
jedem Gelenke nach und nach eine Frucht und einen neuen Auslaͤufer bilden,
und der Stok selbst wird an Staͤrke gewinnen. Die Ranken muͤssen,
sobald sie zum Vorscheine kommen, beseitigt werden; ebenso die maͤnnlichen
Blumen, die man nicht zur Befruchtung braucht, welche leztere in den ersteren
Monaten kuͤnstlich vorgenommen werden muß. Wenn sich eine Frucht angesezt
hat, so legt man ein Stuͤk Glas unter dieselbe, wodurch die Frucht rein
bleibt, eine schoͤne Farbe erhaͤlt und ihren Reif behaͤlt.
Die Gurken-Sorte, die sich nach Hrn. Curtis's
Erfahrungen am Besten treiben laͤßt, und am meisten Fruͤchte
traͤgt, ist die in England sogenannte Southgate-Sorte. Er zieht drei bis vier Jahr alten Saamen dem
frischen vor, welcher Pflanzen bringt, die zu uͤppig wachsen, und nicht so
bald Fruͤchte ansezen.