Titel: | Ueber Dampfmaschinen-Kolben mit Metallliederung, nebst Beschreibung eines neuen Kolben der Art von meiner Erfindung. Von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXVIII., S. 154 |
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XXVIII.
Ueber Dampfmaschinen-Kolben mit
Metallliederung, nebst Beschreibung eines neuen Kolben der Art von meiner Erfindung. Von
Dr. Ernst
Alban.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Alban, über Dampfmaschinen-Kolben mit
Metallliederung.
In der in Bd. XXVIII. S. 337 dieses Journ.
enthaltenen Darstellung der Grundzuͤge meines neuen
Dampfentwikelungs-Princips habe ich auf der 375sten Seite in einer Note meine
Gruͤnde angegeben, warum ich fuͤr Dampfmaschinen von sehr hohem Druke
Kolben mit Metallfuͤtterung in allen Faͤllen fuͤr
voͤllig unzulaͤssig erachte, und zugleich meine Meinung unverholen
daruͤber abgegeben, daß ich in der Anwendung solcher Kolben eine Hauptursache
des Mißlingens der Perkins'schen Maschinen zu finden mich berechtigt glaube.
Obgleich meine Gruͤnde fuͤr diese Behauptung sich auf laͤngst
bekannte Erfahrungen stuͤzen und das Gewicht derselben jedem praktischen
Mechaniker einleuchten duͤrfte, so habe ich doch zu meinem Erstaunen
gefunden, daß auch in Deutschland noch jezt praktische Leute fuͤr eine
Dampfmaschine von sehr hohem Druke einen solchen Kolben fuͤr einen besonders
nothwendigen Apparat halten. Ein Mechaniker dieser Art ist der Hr. Uthe in Dresden, der in einem neuem, in diesem Journale,
im XXIX. Band, S. 177 enthaltenen Aufsaze uͤber Hr. Perkins Dampfmaschine
woͤrtlich behauptet: ein guter Metallkolben sey bei hohem Dampfe eine
unerlaͤßliche Bedingung.
Ich fuͤr mein Theil dagegen bin durch die Beobachtung so vieler Dampfmaschinen
mit Metallkolben, sowohl gewoͤhnlicher niedrig druͤkender, als hoch
pressender, in Deutschland und England, mehr vom Gegentheile dieser Behauptung
uͤberzeugt worden, indem ich gefunden habe, daß bei allen diesen Kolben ein
mehr oder minder großer Dampfverlust Statt finde; so daß ich sogar die Ursache des
geringen Nuzeffectes so vieler neuern Hochdrukmaschinen in der Anwendung derselben,
vorzuͤglich aber in dem Gebrauche unzwekmaͤßiger und fehlerhaft
construirter suchen mochte. Fehlerhaft und unzwekmaͤßig construirt ist leider
aber der groͤßte Theil der bisherigen Metallkolben, vorzuͤglich
fuͤr Hochdrukmaschinen, theils schon aus demjenigen allgemeinen
Gesichtspunkte betrachtet, den ich in obiger Note aufgestellt habe, theils in
Betracht der Anordnung ihrer verschiedenen Theile, ihrer Ringe oder Segmente, theils
endlich in Betreff der
Metalle, die man zu diesen Segmenten oder Ringen gewaͤhlt hat. Wenn ich diese
meine Behauptung in den folgenden Zeilen dadurch zu bewahrheiten streben werde, daß
ich auf die Hauptfehler jedes der bisherigen Metallkolben speciell aufmerksam zu
machen mich bemuͤhe, so sey es mir vorerst noch vergoͤnnt, einige der
Hauptschwierigkeiten im Allgemeinen aufzufuͤhren, die einer
zwekmaͤßigen Anwendung solcher Kolben uͤberhaupt im Wege stehen, und
in denen die vorzuͤglichste Ursache ihrer Unzwekmaͤßigkeit, d.h. ihrer
Undichtheit zu suchen ist.
1) Es gibt wenige Werkstaͤtten, die so vollkommene
Cylinderbohrwerkzeuge vorzuͤglich fuͤr Cylinder von
groͤßerm Durchmesser, besizen, daß sie diese von so erstaunlich
genauer Bohrung als sie fuͤr Metallkolben unumgaͤnglich
noͤthig sind, zu liefern vermoͤgen. Wer aus der Erfahrung
weiß, wie schwer schon kleinere Metallflaͤchen auf einander so
dampfdicht zu schleifen sind, daß sie das Durchdringen
hochdruͤkender, hoͤchst duͤnner und elastischer
Daͤmpfe vollkommen verhindern, und was die Hauptschwierigkeit ist,
bei steter Bewegung auf und uͤber einander verhuͤten, der wird
es, selbst wenn er nicht Eingeweihter ist, begreiflich finden, daß es
uͤberaus schwer sey, eine so große Flaͤche, als die
Waͤnde eines groͤßern Cylinders sind, mit den vielen
verschiedenen Theilen eines Metallkolben bei seiner Bewegung darin in stetem
genauen Contacte zu erhalten. Er wird gestehen muͤssen, daß eine
außerordentliche Genauigkeit in der Bohrung noͤthig sey, um hier zu
einem erfreulichen Ziele zu gelangen, und ein langes Ausschleifen und
Ausschmirgeln und nachheriges Einschleifen des Kolben in den Cylinder, wobei
der Kolben nicht selten durch das Eindringen des Schleifmittels in seine
Gefuͤge leidet und wieder undicht gemacht wird, zu verhuͤten,
vorzuͤglich wenn er nicht vergißt, daß durch ein solches Aus-
und Einschleifen doch nur immer kleinere Fehler in der Bohrung verbessert
werden koͤnnen, waͤhrend die groͤßern und
schaͤdlichem bleiben. Wie leicht aber auch ein gut und dicht
gegossener Cylinder auf einem vorzuͤglichen Bohrwerke durch das
Einfressen der Bohrschneiden, durch das Wechseln der leztern, durch ihre
Abnuzung, (alles oft gar nicht zu vermeidende Zufaͤlligkeiten und
Unvollkommenheiten eines jeden solchen Werkzeuges,) verdorben werden
koͤnnen, beweiset die Erfahrung leider taͤglich demjenigen,
der Maschinenbau viel unter Haͤnden hat, und mit allen dabei
vorkommenden Maͤngeln bekannt ist.
Daß alle diese großen Schwierigkeiten mit dem Durchmesser der Cylinder
wachsen, halte ich fast fuͤr uͤberfluͤssig zu
bemerken.
2) Die Fabrikation guter Metallkolben ist mit eben so großen
Schwierigkeiten verknuͤpft, als die der dazu noͤthigen Dampfcylinder. Diese
wachsen um so mehr, je complicirter der Kolben ist, und je mehr Theile daran
unter einander dampfdicht und zugleich beweglich zu verbinden sind. Die
Verfertigung guter Metallkolben gehoͤrt nur den
vorzuͤglichsten Werkstaͤtten an, die mit allen den vielen
Apparaten versehen sind, durch deren Anwendung die gehoͤrige
Genauigkeit und Sicherheit bei der Construction derselben erreicht wird,
ohne großen Zeit- und Kostenaufwand zu veranlassen. Ein Metallkolben
darf nicht einmal mittelmaͤßig, viel weniger schlecht gearbeitet
seyn, erfordert daher ganz ausgesuchte Arbeiter, und diese sind eben so
selten, als alles vollkommene in der zeitlichen Welt nur in dem Felde der
frommen Wuͤnsche zu finden ist.
3) Ein kalt in den Dampfcylinder eingeschliffener
Metallkolben verhaͤlt sich zu diesem ganz anders in der Hize der
Daͤmpfe und bei ihrem Druke, als bei dem kalten Einschleifen selbst.
Die Hize dehnt beide Theile aus, und zwar in einem nicht ganz
guͤnstigen Verhaͤltnisse. Der Cylinder wird in dem Grade
weiter, daß die Segmente nicht ganz genau centrisch mehr mit seinen
Waͤnden bleiben, auch veraͤndern die einzelnen Theile des
Kolbens und sein Koͤrper ihre Verhaͤltnisse einiger Maßen zu
einander. Diese Maͤngel werden um so fuͤhlbarer, je
groͤßer die Hize ist, welcher die Cylinder und Kolben ausgesezt
werden. Bei Hochdrukmaschinen, bei denen sonst der kleinere Durchmesser der
Dampfcylinder guͤnstigere Resultate verheißt, wird die Anwendung der
Metallkolben daher immer unvollkommener werden, je mehr mit der, der
Dichtheit des Kolben Gefahr bringenden, groͤßern Hize das andringende
Fluidum zugleich einen immer hoͤhern Druk und eine groͤßere
Elasticitaͤt gewinnt.
4) Die Metallkolben schleifen sich bei der Arbeit nicht, wie
man gewoͤhnlich anzunehmen pflegt, immer dichter ein, sondern
verlieren haͤufig dadurch an Vollkommenheit, daß ihre an dem Cylinder
reibenden Flaͤchen mehr oder weniger zerstoͤrt werden,
vorzuͤglich wenn das Fett fehlt oder unzwekmaͤßige Metalle
gewaͤhlt sind. Ist aber erst ein geringer Grad von Zerstoͤrung
eingetreten, so ist die Zernichtung beider Theile um so schneller und
unvermeidlicher. Haͤufig befoͤrdern Rost im Cylinder nach
einem laͤngern Stillstande der Maschine, oder ein schlechtes Wasser,
die Zerstoͤrung eines der beiden Theile, oder beider zugleich.
Ich komme nun zur naͤhern Betrachtung der verschiedenen Metallkolben, die
bisher vorzuͤglich in Anwendung kamen, und werde mich bemuͤhen, zu
zeigen, worin die Hauptfehler in ihrer Construction liegen, und aus welchen Ursachen
von allen kein langer, immer vollkommen dampfdichter Gang zu erwarten sey. Um mich
dabei kuͤrzer fassen zu koͤnnen, will ich diese Hauptfehler in der
Construction zuvor im Allgemeinen angeben.
a) An keinem einzigen derselben ist
dafuͤr gesorgt, daß bei allmaͤhligem Abschleifen der Segmente
oder Ringe an den Cylinderwaͤnden, die Stellung derselben in einem
solchen guͤnstigen Verhaͤltnisse zu einander bleibe, daß zu
allen Zeiten, selbst bei der groͤßten Abnuzung der Segmente oder
Ringe, die Dampfdichtigkeit des ganzen Kolben und seiner einzelnen Theile
unter einander erhalten werde.
b) Viele der Metallkolben bestehen
aus zu vielen einzelnen Theilen, Segmenten oder Ringen, deren Dichtung unter
einander, unbeschadet ihrer freien Beweglichkeit, mit unendlich vielen
Schwierigkeiten verbunden ist, so daß sie weder anfangs bei der Verfertigung
ganz vollkommen herzustellen sind, noch sich lange in einem sichern Zustande
erhalten koͤnnen.
c) Bei mehreren Kolben verhindert
die Art der Stellung der Segmente oder Ringe die gehoͤrige
Beweglichkeit derselben unter einander, so daß sie sich nicht in jedem
Verhaͤltnisse gleich leicht ausdehnen und den Schluß mit den
Cylinder-Waͤnden behalten koͤnnen.
d) Manche veraͤndern bei
Abnuzung ihrer Segmente die Lage dieser unter einander so unguͤnstig,
daß die Cylinder-Waͤnde dadurch Nachtheil erfahren und
stellenweise ausgeschliffen und verdorben werden.
e) Bei manchen werden einzelne
Theile zu stark gegen die Cylinder-Waͤnde, und zwar durch die
wirkenden Daͤmpfe, angedruͤkt, so daß sie und der Cylinder
dadurch leiden.
f) Zuweilen werden Metallkolben auch
von unzwekmaͤßigen Metallen, z.B. von Stahl construirt. Diese
Anordnung habe ich vorzuͤglich nachtheilig in Hochdrukmaschinen mit
hoͤherm Druke gefunden. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß
Stahlkolben immer bald den gußeisernen Dampfcylinder zerstoͤren,
indem sie ganze Stuͤke aus demselben ausschleifen und ihn schnell
voller Furchen graben.
Man wird diese einzelnen Unvollkommenheiten der bisherigen Metallkolben lebhafter
fuͤhlen, wenn ich sie speciell an den verschiedenen Kolben selbst
ruͤge. Bei einer genauern Beurtheilung derselben werde ich zugleich
Gelegenheit finden, einzelne kleinere Maͤngel aufzudeken, die gerade nicht in
obige 6 Hauptnummern hinein zu bringen seyn mochten. Ich beginne mit der
Beurtheilung
1) Des aͤltesten und zuerst wohl von Cartwright erfundenen Metallkolben, der aus 2
Lagen Quadranten unter und hinter einander besteht, wovon die
Hintere die Fugen der vordern und die untere die der obern schließt.
Beschreibungen und Abbildungen davon findet man in Christ. traité de Mechan. ind., in Bernouilli's Dampfmaschinenlehre und im polytechn. Journale, Bd.i. S. 155.
Dieser Kolben verfaͤllt vorzuͤglich in den unter, a, geruͤgten Fehler, auch ist er so
complicirt, und besteht aus so vielen einzelnen unter einander zu dichtenden
beweglichen Theilen, daß er wohl fuͤr einen der unvollkommensten
Metallkolben gelten kann. Um ersteres zu beweisen, habe ich in Fig.
28 einen solchen Kolben und zwar die eine Lage seiner Quadranten
nach bedeutender Abnuzung seiner aͤußern Peripherie an den
Cylinder-Waͤnden vorgestellt. Man sieht hier, daß die Fugen
zwischen allen verschiedenen Quadranten viel groͤßer geworden sind,
und daß leztere nicht mehr genau centrisch mit den
Cylinder-Waͤnden liegen, folglich ihre vortheilhafte Lage
sowohl gegen die Cylinder-Waͤnde als unter einander
voͤllig verloren. Eine natuͤrliche Folge hievon ist, daß die
Fugen der aͤußern Quadranten durch die Hintere Lage nicht so sicher
und dicht mehr geschlossen werden koͤnnen, indem die Quadranten
dieser Lage unter einander zu viel Spielraum gewonnen haben, um nicht oft zu
wakeln und mehr oder weniger, theilweise oder im Ganzen, aus ihrer richtigen
Stellung zu kommen. Anstatt, daß die hintern Quadranten die Fugen der vordem
mit Flaͤchen deken sollen, schließen sie nur allein noch an die Eken
derselben scharf an, wie bei, a, b, c, und d, zu sehen ist. Welcher Nachtheil fuͤr
den Gang des Kolben wird in diesem Falle daraus erwachsen, wenn
Daͤmpfe durch die weit geoͤffneten und schlecht nach hinten
geschlossenen Fugen hinter seine Quadranten dringen und diese nun mit großer
Gewalt gegen die Cylinder-Waͤnde draͤngen, zumal wenn
selbige dicht an solche anschließen sollten?
2) Aber auch den so weit und breit beruͤhmten
Barton'schen KolbenBeschreibungen und Abbildungen davon siehe im polytechn. Journal,
Bd. XIII. S. 317, so wie
in Olivier Evans Manuel und Bernoulli's Dampfmaschinenlehre., der eigentlich die Erfindung eines Hr. Brown, eines
nord-amerikanischen Advokaten seyn soll, treffen in Bezug auf Num.
a, große Vorwuͤrfe, die Hr. Reed zu
Petersburg mit Recht geruͤgt hat, und die durch die prahlerischen
ZeugnisseMechan. Magaz. N. 256, 6. Julius, S.
390. u.s.f. der englischen Fabriken-Besizer, die ihn anwenden, aber nach
laͤngern Gebrauch desselben schwerlich selbst in ihre Dampfcylinder
hineingesehen haben, keinesweges entkraͤftet oder gar aufgehoben
werden. Schon der kalt pruͤfende Blik jedes unbefangenen Kenners wird
die Construction des Barton'schen in Fig. 29
abgebildeten, freilich sehr einfachen, Kolbens mit Recht tadeln
muͤssen, wenn er die Anordnung der Keile desselben genau betrachtet.
Hier wird er naͤmlich sogleich finden, daß diese Keile bei dem,
waͤhrend eines laͤngern Gebrauchs, unausbleiblichen
Abschleifen der Segmente und ihrem daraus folgenden Nachaußentreten, in
einem weit groͤßern Verhaͤltnisse hervordringen, als diese, so
daß sie die in Fig. 30
abgebildete Stellung gegen die Segmente einnehmen muͤssen. Dem wird
es ferner einleuchten, daß selbige mit ihren, sich nicht in dem
Verhaͤltnisse ihres Hervortretens nach Außen abschleifenden, Winkeln,
a, b, c, Furchen in die Cylinder arbeiten
muͤssen, ehe sie dieß aber thun, den Schluß der Segmente an die
Cylinder-Waͤnde stoͤren werden, anstatt ihn zu
befoͤrdern, auch den andringenden Daͤmpfen wohl Spielraum
zwischen sich und den Segmenten zum durchdringen verstatten koͤnnen.
Daß dem wirklich so sey, habe ich aus dem Munde vieler englischen Engineer
und Maschinenwaͤrter gehoͤrt, und diese haben mir es
groͤßten Theils ohne alle Aufforderung vertraut, weßhalb ich in ihre
Behauptung um so weniger Zweifel zu sezen mich berechtigt glaube.
Wenn Hr. Perkins anfangs prahlte, daß derjenige Barton'sche Kolben, den er in
seiner ersten Maschine anwandte, und von Stahl hatte arbeiten lassen, nach
laͤngerm Gebrauche und selbst bei einem Hizegrade, der ihn blau hatte
anlaufen lassen, wie polirt befunden sey,Polytechn. Journal, Bd. XII. S.
103. so haben dieser seiner oͤffentlichen Aussage die Berichte
seiner Arbeiter voͤllig widersprochen, indem diese Arbeiter mir oft
erzaͤhlt haben, daß alle Perkins'schen Cylinder mit Barton'schen
Stahlkolben sogleich voller Furchen befunden worden seyen.
3) Denjenigen Metallkolben, den die HHrn. Taylor und
Martineau in London anwenden, und der aus einem aͤußern und einem
innern, an einer Seite aufgeschnittenen, elastischen Ringe besteht, wovon
der innere Ring die Fuge des aͤußern dekt, trifft ohne Zweifel der
Vorwurf einer zu großen Unbeweglichkeit dieser Ringe. Der Druk derselben auf
einander, wobei beider Flaͤchen sich in ihrem ganzen Umfange
beruͤhren, und so eine bedeutende, und in der Hize nach
fuͤhlbarer werdende, Reibung verursachen, verhindert beinahe ganz die
Biegsamkeit des aͤußern Ringes und sein dichtes Anschmiegen an die
Cylinder-Waͤnde, daher dieser Kolben, wie die Erfahrung auch
lehrt, viel Dampf unbenuzt entschluͤpfen laͤßt, und so den
Effect der Maschine bedeutend vermindert. Zudem trifft diesen Metallkolben
noch ein anderer Vorwurf, der naͤmlich, daß er bei einer laͤngern
Arbeit auch bald allen Schluß verliert, weil die Elasticitaͤt seiner
Ringe nur sehr begrenzt und also das Maximum ihrer Ausdehnung bald erreicht
ist. Wenn naͤmlich dieses Maximum den Ringen durch die Groͤße
des Durchmessers aufgedrungen wird, den man ihnen beim Abdrehen in der
Drehbank vor dem Durchschnitte gibt, so kann dasselbe nicht weit den
Durchmesser des Cylinders uͤbertreffen. Bei einem Cylinder von 6 Zoll
Durchmesser wird dem aͤußern Ringe vor dem Aufscheiden kaum 1/8 Zoll
zugegeben. Dieser 1/8 Zoll stellt dem Ringe bei seinem Einklemmen in den
Cylinder, wobei er zusammengedraͤngt und sein Durchmesser verkleinert
wird, die Grenze, bis zu welcher er wieder aufzuspringen vermag, wenn er aus
dem Cylinder herausgenommen wird. Ist dieser 1/8 Zoll also bei seiner Arbeit
im Cylinder abgeschliffen, so hat seine Elasticitaͤt oder vielmehr
sein Druk gegen die Waͤnde des Cylinders das Ende erreicht und der
Kolben ist unbrauchbar. Ein gleicher Vorwurf trifft
4) den Metallkolben des Hrn. PerkinsAbbildung und Beschreibung davon im polytechn, Journal Bd. XIII. S. 305. der seiner Struktur nach sonst ohne Widerrede der einfachste und
zwekmaͤßigste unter allen Kolben dieser Art ist, indem derselbe nur
aus Einem elastischen, an einem Ende aufgeschnittenen, Ringe und zwei
unelastischen besteht, welche leztere einer nach oben, einer nach unten, die
durch den Durchschnitt des mittlern elastischen Ringes entstehende Fuge oder
Luͤke deken, indem sie uͤber und unter selbiger durch eine
innere Spiralfeder gegen die Cylinder-Wand angedruͤkt werden.
Der mittlere elastische Ring hat naͤmlich ebenfalls bald das Maximum
seiner Ausdehnung erreicht und wird deßhalb mit der Zeit unbrauchbar. Zudem
ist bei diesem Kolben noch der Druk der Daͤmpfe auf die beiden
unelastischen Ringe, die, außer der Stelle, wo sie die Fuge des elastischen
Ringes deken, die Cylinder-Waͤnde gar nicht beruͤhren,
sehr zu beachten, vorzuͤglich bei sehr hohem Druke der
Daͤmpfe. Und ob nun gleich der Grad dieses Anpressens der Ringe an
die Cylinder-Waͤnde nur der Groͤße derjenigen
Oberflaͤche der Ringe entspricht, die wirklich mit dem Cylinder in
Contakt steht und zum Zweke der Fugenschließung nicht groß zu seyn braucht,
so ist derselbe doch von großer Bedeutung, wo die Maschine mit einer
Dampfkraft von mehreren hundert Pfunden auf dem Quadratzoll arbeiten soll.
Ob in solchem Falle durch dieses heftige Anpressen der Ringe der Cylinder an
der betheiligten Stelle nicht eher weggeschliffen und verdorben werden
koͤnne als an seinem uͤbrigen Umfange, steht sehr zu
bedenken.
Was den
Perkins'schen Kolben empfiehlt, ist seine große Einfachheit, die seinen Bau
sehr erleichtert und dabei wenige Apparate und Werkzeuge noͤthig
macht. Auch duͤrften Reparaturen desselben mit sehr wenigen
Umstaͤnden verknuͤpft seyn. Gerne raͤume ich ein, daß
mein spaͤter zu beschreibender Kolben in allen diesen Punkten dem
Perkins'schen nachstehe, indessen hat man bei seinem Bau weniger
Schwierigkeit zu bekaͤmpfen, als die bloße Ansicht desselben glaubend
machen moͤchte, wenn man diejenige Methode bei seiner Fabrikation
befolgt, die ich nachher angeben werde.
5) Hrn. Jessops MetallkolbenBeschreibung und Abbildung davon im polytechn. Journ. Bd. XII. S. 56, so wie in
Bernouilli's Dampfmaschinenlehre., der aus einem spiralfoͤrmig gewundenen und auf einem Polster
von Werg oder Hanf ruhenden Ringe besteht, scheint mir ein sehr
unvollkommener Kolben zu seyn, indem daran theils das Durchdringen der
Daͤmpfe zwischen den Windungen des Ringes, die nicht gut auf einander
geschliffen werden koͤnnen, sehr beguͤnstigt wird, theils aber
auch die Spirale bei ihrer Ausdehnung, wobei ihre beiden Enden sich
zuruͤkziehen, zwischen den Dekplatten des Kolbenkoͤrpers loker
werden muß, theils endlich, weil wegen der Anwendung des Hanfpolsters der
Kolben eben so bald vergaͤnglich als ein gewoͤhnlicher
Hanfkolben wird, dieß Hanfpolster aber auch, wenn es dicht an die Spirale
anschließen soll, zu stark gegen selbige druͤken und diese gegen die
Cylinder-Waͤnde pressen muß. Findet Hrn. Jessops Kolben wirklich Anwendung, so moͤchte sich diese
wohl nur auf Maschinen mit niederm Druke beschraͤnken, da er
fuͤr Hochdrukmaschinen in jedem Falle zu undicht, unsicher und
vergaͤnglich seyn wuͤrde.
Nachdem ich nun auf die Maͤngel der bisherigen Kolben mit
Metallfuͤtterung aufmerksam gemacht habe, gehe ich zur Beschreibung meines
neuen Metallkolben uͤber. Seine Vortheile werden durch das Voraufgeschikte
erst recht in die Augen springen, und sein Werth dadurch bestimmt und
gewuͤrdigt, zugleich aber auch die Stunden, die ich seiner Erfindung widmete,
als nuͤzlich gerechtfertigt werden.
Ich erfand denselben waͤhrend meines Aufenthaltes in England, und wandte ihn
in einer Hochdrukmaschine an, die mit 200 Pfund Dampfdruk auf den Quadratzoll in
Thaͤtigkeit gesezt wurde. Der Kolben bestand eine Probe mit 300 Pfund
Dampfdruk fuͤr den Quadratzoll und zeigte sich dabei voͤllig dicht. Er
arbeitete in einem gußeisernen Dampfcylinder von 6 Zoll Durchmesser, der mit einem
halbrunden, schon fruͤher von mir in diesem Journale beschriebenen, Bohrer
gebohrt war. Der Koͤrper des Kolben sowohl, als seine Segmente bestanden aus einer Composition
von 7 Theilen Kupfer und 1 Theil Zinn, welches Metall in großer Hize am besten auf
Gußeisen arbeitet.
Wenn ich diesen Kolben als einen vorzuͤglichen Metallkolben empfehle, so gilt
diese Empfehlung nur fuͤr seine Anwendung auf Maschinen mit niederm Druke und
gewoͤhnliche Hochdrukmaschinen von 3 bis zu 10 Atmosphaͤren Druk.
Warum ich fuͤr hoͤhern Druk den Gebrauch der Metallkolben fuͤr
unzulaͤnglich und schaͤdlich erachte, habe ich fruͤher schon
gruͤndlich aus einander gesezt.
Man sieht den Kolben in Fig. 31 und 32 von außen,
in Fig. 33 im
senkrechten Durchschnitte, in Fig. 7 in einem
horizontalen Querdurchschnitte durch die obere Lage der Segmente, und in Fig. 8 in einem
gleichen Durchschnitte durch die untere Lage derselben abgebildet. Ich habe
denselben fuͤr einen Cylinder von 0 Zoll Durchmesser gezeichnet, und den
Maßstab dabei gesezt, um die Groͤßen-Verhaͤltnisse seiner
einzelnen Theile genauer beurtheilen zu koͤnnen.
Sein Koͤrper ist cylindrisch und besteht aus zwei gleichen Haͤlften,
die durch mehrere Schraubenbolzen zusammengezogen werden. Jede Haͤlfte hat
eine Dekplatte fuͤr die Segmente. Diese Dekplatten und der Koͤrper
schließen den Raum ein, welchen die Segmente mit ihren Federn einnehmen. In Fig. 4 und 5 bezeichnen,
a, und b, die beiden
Dekplatten, in Fig.
6 sieht man den ganzen Koͤrper im perpendikulaͤren
Durchschnitte, a, a, ist der Koͤrper und zwar die
obere Halste mit seiner Dekplatte, b, b, c, c, ist die
untere Haͤlfte mit ihrer Dekplatte, d, d, e, e,
sind 2 der, zur Vereinigung beider bestimmten, Schraubenbolzen. Die Kolbenstange,
f, ist immer nur an der einen, der obern oder
untern, Haͤlfte befestigt. Sie durchdringt naͤmlich die Achse
derselben mit ihrem Ende. Dieses Ende ist so weit, als es im Kolbenkoͤrper
stekt, etwas schwaͤcher gearbeitet, (d.h. um 1/4 oder 1/3) als die
uͤbrige Stange. Da wo der schwaͤchere Theil angeht, laͤuft der
staͤrkere Theil kegelfoͤrmig ab und ist mit dem so entstehenden, einem
Kegelventile gleich sehenden, Ablaufe in eine correspondirende Vertiefung des
Kolbenkoͤrpers dampfdicht eingeschliffen. Durch diese Anordnung wird das
Eindringen der Daͤmpfe in den Kolbenkoͤrper verhuͤtet. Das
aͤußerste Ende der Kolbenstange tritt auf der entgegengesezten Seite der
Kolbenkoͤrperhaͤlfte hervor und enthaͤlt hier ein Gewinde, auf
welches eine Mutter, g, geschraubt wird, um beide Theile
mit einander zu verbinden. Die andere Haͤlfte des Kolbenkoͤrpers hat
fuͤr das Ende der Kolbenstange und seine Mutter einen Ausschnitt. In diesem
liegen beide Theile frei, ohne das genaue durch die Schraubenbolzen, c, c, zu bewirkende Anziehen der einen
Kolbenhaͤlfte au die andere zu hindern.
Anmerkung. Es moͤchte manchem Mechaniker
unzwekmaͤßig duͤnken, daß ich das Kolbenstangenende nicht zugleich
durch die zweite Kolbenkoͤrperhaͤlfte habe treten lassen. Durch das
Vorschrauben der Mutter wuͤrde ich dann, mit der Befestigung der Kolbenstange
am Kolbenkoͤrper, zugleich das Anziehen beider
Kolbenkoͤrperhaͤlften verbunden, und dadurch dem Kolben mehr
Einfachheit gegeben haben. Mein Zwek bei der angegebenen Einrichtung entschuldigt
aber unstreitig diese kleine Umstaͤndlichkeit. Ich wollte naͤmlich das
Andruͤken der Dekplatten an die Segmente voͤllig unabhaͤngig
machen von der Befestigung der Kolbenstange am Kolben, um zu jeder Zeit nach
Willkuͤhr oder Beduͤrfniß den Druk auf die Segmente reguliren zu
koͤnnen, was in dem Falle, wo der Kolben in verschiedenen Temperaturen
arbeiten soll, mit großen Vortheilen verbunden ist, auch bei einer Reparatur seine
Auseinandernahme und Wiederzusammensezung sehr erleichtert.
Die Anordnung der Segmente meines Kolben und ihrer Stellung neben und uͤber
einander ersieht man am deutlichsten aus Fig. 34 und 35. Ich habe
beide Lagen derselben, sowohl die obere als untere, abgebildet, um einen recht
deutlichen Begriff zu geben von dem Verhaͤltnisse beider Lagen zu einander,
und dem dadurch bewirkten vollkommenen Schlusse des Kolben.
Beide Lagen bestehen aus 2 unbeweglichen Kreisabschnitten, a und b, die in ihrer Mitte am
Kolbenkoͤrper befestigt (festgeschraubt) sind, und zu Fuͤhrern der
beiden beweglichen Segmente, c, und d, dienen, welche zwischen ihnen nach Außen gegen die
Cylinder-Waͤnde und wieder zuruͤk, nach dem
Kolbenkoͤrper hin geschoben werden koͤnnen. Theilt man die
aͤußere Peripherie der ganzen Lage in 4 gleiche Theile, so muß der Bogen, den
a und b beschreiben,
kleiner als der vierte Theil des Kreises seyn. Den Grund hievon weiter unten. Die
Verbindung zwischen a und c,
und d und b, und c und d, wird dampfdicht
gemacht, so daß waͤhrend der Bewegung zwischen beiden Theilen keine
Daͤmpfe in die Fugen dringen koͤnnen. Wie dieß leicht zu
bewerkstelligen sey, werde ich spaͤter angeben.
Die Befestigung von a und b,
an dem Kolbenkoͤrper e, geschieht durch
Schrauben. Damit die Daͤmpfe beide Theile nicht nach dem Kolbenkoͤrper
hin zusammen druͤken, und so die Beweglichkeit der dazwischen geleitenden
beweglichen Segmente, c, und d, aufheben koͤnnen, sind zwischen ihnen und dem
Kolbenkoͤrper kleine Stuͤzen, f,
angebracht, die zugleich durch jene Schrauben mit angezogen und befestigt werden,
indem selbige sie durchbohren. Die Schraubenkoͤpfe liegen in, a und b, konisch versenkt,
und sind in der Versenkung dampfdicht eingeschliffen, damit kein Dampf bei den Schrauben ins
Innere des Kolben dringen koͤnne.
Die Kreisabschnitte a und b,
brauchen den Dampfcylinder nicht dampfdicht zu beruͤhren, wohl aber
muͤssen die beweglichen Segmente, c und d, genau an selbigen anschließen. Sie werden durch die
einfachen Federn, g und h,
an die Cylinder-Waͤnde angedruͤkt erhalten. Selbige Federn
liegen in dem Zwischenraume zwischen Segmenten und Kolbenkoͤrper, und sind an
leztere angeschraubt. Die Form der Federn ist aus der Zeichnung deutlich. Durch
jedes der beiden beweglichen Segmente wird mehr als der zweite Theil der Peripherie
des Kolben gedichtet, waͤhrend a und b ihm die Fuͤhrung im Cylinder nach zwei
entgegengesezten Seiten sichern. Zur Schließung der uͤbrigen 2/4 der
Kolbenperipherie dient die zweite Lage, die daher auch quer unter der obern liegt,
so daß ihre beweglichen Segmente unter, a und b, der obern zu stehen kommen. Ihre Einrichtung ist
uͤbrigens ganz die der obern. Da jedes bewegliche Segment mit seiner
Peripherie etwas mehr als den vierten Theil der Kolbenperipherie dichtet, so wird
begreiflich, daß da, wo die beweglichen Segmente der obern und untern Lage
zusammenstoßen, auf eine kleine Streke der Schluß von beiden zugleich besorgt wird,
folglich keine Daͤmpfe von der obern nach der untern Lage und umgekehrt
durchdringen koͤnnen. Bei Betrachtung von Fig. 31 und 32 wird dieß
anschaulicher werden. c ist eins der beweglichen
Segmente der obern Lage, d eines der untern Lage, a und b sind die
unbeweglichen Segmente beider Lagen der Seite, a dichtet
hier den Gang des Kolben bis zu der Fuge g, d denselben
bis zur Fuge h, die Kolbenperipherie ist also auf die
Breite von g bis h durch
beide Lagen gedichtet, folglich kann kein Dampf von c
nach d, und umgekehrt von d
nach c.
i und k, sind in Fig. 5,
diejenigen Schrauben, wodurch die unbeweglichen Segmente an dem Kolbenkoͤrper
befestigt sind.
Die Wirkung dieses Kolbens und die Art seines Schlusses hoffe ich hiemit
verstaͤndlich angegeben zu haben es sey mir nun noch erlaubt, seine Vortheile
vor den bisher bekannt gewordenen Metallkolben naͤher zu betrachten, und
hiebei zugleich uͤber die zwekmaͤßigste Art feiner Verfertigung etwas
zu sagen.
1) Wenn mein Kolben auch nicht so einfach und kunstlos in
seinem Baue, als der Barton'sche und Perkins'sche erscheint, so ist er doch unstreitig
nicht so kuͤnstlich als der Cartwright'sche zu nennen; denn in der That ist seine Verfertigung
mit weit weniger Schwierigkeiten verbunden, als man bei seinem ersten
Anblike glauben sollte, wenigstens steht er in dieser Einfachheit bei der
Fabrikation dem Barton'schen nichts nach.
2) Dafuͤr uͤbertrifft er aber alle bisherigen
Metallkolben in Hinsicht seiner laͤngern Brauchbarkeit und Sicherheit
bei der Anwendung, so daß aͤußerst selten Reparaturen bei demselben
vorkommen und er mit der Laͤnge der Zeit, wegen der
zwekmaͤßigen Anordnung seiner einzelnen Theile, nichts an seiner
fruͤhern Dichtheit verliert, sondern eher gewinnt, indem bei wirklich
erfolgender Abnuzung seiner beweglichen, und seinen Gang dichtenden
Segmente, diese nie in eine unguͤnstige Stellung unter einander oder
zu den uͤbrigen Theilen desselben treten koͤnnen, wodurch
nachtheilige Luͤken entstaͤnden. Wenn man naͤmlich die
siebente und achte Figur naͤher betrachtet, und hier die Art und
Weise genau erwaͤgt, wie die beweglichen Segmente zwischen den
unbeweglichen gleiten, so wird jedem klar werden, daß bei einem mehrern oder
mindern Heraustreten der erstem ihre, an den unbeweglichen gleitenden
Flaͤchen stets genau in Verbindung mit jenen bleiben, folglich
durchaus keine Luͤken entstehen werden, selbst wenn die Abnuzung der
aͤußern Peripherie der beweglichen Segmente am Cylinder in dem Grade
zugenommen haͤtte, daß diese Segmente um einen halben Zoll sich
weiter vom Centrum des Kolben haͤtten entfernen muͤssen, als
sie anfangs bei der ersten Ingangsezung des Kolben standen. Um die
Unschaͤdlichkeit eines solchen Heraustritts der beweglichen Segmente
recht vor Augen zu stellen habe ich in Fig. 9 eine Lage
derselben vorgestellt, die bedeutend uͤber den regelmaͤßigen
Stand im Cylinder hinausgewichen ist, wie es gewoͤhnlich geschieht,
wenn der Kolben aus dem Cylinder genommen wird. Man sieht hier die Fugen,
a, b, c, und d,
vollkommen geschlossen und in Ordnung, so daß selbst ein noch weiteres
Heraustreten der Segmente ohne Nachtheil fuͤr den genauen Schluß des
Kolben gedacht werden kann. Ich glaube nicht, daß irgend jemand diesen
außerordentlichen Vortheil meines Kolben vor den bisherigen Metallkolben
verkennen und nach Beherzigung des oben Gesagten das Lob, was ich demselben
beilege, grundlos finden wird.
3) Wegen der vollkommenen Beruͤhrung der
Cylinder-Waͤnde durch meinen Kolben und seine Segmente, wobei,
selbst nach einer groͤßern Abnuzung, kein Theil desselben
widergesezlich hervortritt und gegen die Cylinder-Waͤnde
draͤngt, wird der Cylinder beim Gebrauche meines Kolben stets in
einem sehr vollkommenen Zustande erhalten werden, und so auch von dieser
Seite nie eine Ursache zu einer spaͤtern Undichtheit des Kolbenganges
oder zur noͤthigen Umtauschung des Cylinders mit einem neuen, bei
Anschaffung eines andern Kolbens, gegeben werden. Der neue Kolben wird
vielmehr nach einem kurzen Einschmirgeln sogleich in den Cylinder wieder passen und lange
gangfertig und dicht bleiben. Mein Kolben hat außer den 4 beweglichen
Segmenten keine Theile, die gegen die Cylinder-Waͤnde
draͤngen, und an denselben arbeiten; die Peripherie selbiger hat aber
genau die Form der Cylinder-Waͤnde, beide Theile
koͤnnen durch Verschiedenheit der Form also nicht schaͤdlich
auf einander einwirken. Das naͤmliche gilt von der Form der
unbeweglichen Segmente. Hier sind keine scharfen Winkel, wie an den Barton'schen Keilen; keine Ringe, die nur
stellenweise und noch dazu mit der ganzen Kraft eines sehr
hochdruͤkenden Dampfes gegen ihn draͤngen und reiben.
4) Die beweglichen Segmente meines Kolbens behalten ferner
unter allen Umstaͤnden gehoͤrige Beweglichkeit, indem die
unbeweglichen Segmente gegen den Kolbenkoͤrper gestuͤzt sind,
folglich durch den Druk der Daͤmpfe nicht gegen die beweglichen
gedruͤkt werden koͤnnen.
5) Der Kolben behaͤlt, wenn er aus dem Cylinder
genommen wird, seinen Zusammenhang, ohne daß es noͤthig waͤre,
einen Ring um denselben zu legen. Die Federn wirken naͤmlich nicht so
stark gegen die beweglichen Segmente, daß diese ganz hervortreten. Beim
Einsezen des Kolben in den Cylinder braucht man nur die Segmente nach und
nach einzudruͤken und er wird ungehindert in denselben gleiten.
6) Der Kolben hat außerordentlich wenig Friktion. Diese
betrug bei einem sechszoͤlligen Kolben keine 6 Pfund, d.h. kalt
gemessen. Der Druk der beweglichen Segmente gegen die
Cylinder-Waͤnde ist naͤmlich sehr sanft und
gleichmaͤßig.
7) Mein Kolben, wenn er von der oben angegebenen
Metallmischung gebauet und genau genug gearbeitet wird, schließt selbst bei
hoͤherm Dampfdruke vollkommen dicht, und leidet durch die dabei Statt
findende große Hize nicht, so daß weder er, noch die
Cylinder-Waͤnde schaͤdlich angegriffen werden. Dieß hat
die Erfahrung bestaͤtigt.
An demjenigen Kolben, den ich zulezt in London bauete, war auch der
Koͤrper desselben von oben angegebener Metallcomposition. Auf diese
Weise war die Ausdehnung aller seiner Theile durch die Hize gleich stark.
Die Dekplatten waren so groß, daß sie genau in den Cylinder paßten. Diese
Maßregel ist bei hohem Dampfdruke durchaus anzurathen, um den
schaͤdlichen Druk der Daͤmpfe auf denjenigen Vorsprung, den
die Segmente gewoͤhnlicher Metallkolben vor den Dekplatten machen, zu
verhuͤten.
Was die zwekmaͤßigste Methode zur Verfertigung meines Kolben betrifft, so
spricht sie sich in der Reihefolge folgender Arbeiten aus:
a) Zuerst wird der
Kolbenkoͤrper genau auf der Drehbank zugerichtet, und zwar
werden beide Haͤlften gut auf einander gepaßt und ihre
gegenseitigen Beruͤhrungsflaͤchen auf einander
geschliffen.
b) Dann werden 3 Ringe
abgedreht, 2 von der Breite der beweglichen, und einer von der
Breite der unbeweglichen Segmente. Aus lezterm werden diese Segmente
herausgeschnitten, von ersteren zwei wird aber auf 2 Seiten so viel
abgefeilt, daß die unbeweglichen Segmente angepaßt werden
koͤnnen. In Fig. 37
sieht man den schmaͤlern Ring. Die Form der 4 daraus zu
schneidenden unbeweglichen Segmente ist durch Punkte angegeben. Fig.
38 zeigt einen der breiten Ringe. Bei, a und b,
sind Kreisabschnitte von demselben abgefeilt, um die dunkler
bezeichneten unbeweglichen Segmente, c,
und d, aufzunehmen.
c) Leztere werden nun auf
die Abschnittsflaͤche dicht aufgeschliffen und dann mit Zinn
darauf geloͤthet, so daß sie die, von dem breitern Ringe
abgeschnittenen, Kreisabschnitte ersezen, und diese Ringe wieder
voll erscheinen.
d) Beide breitern Ringe
werden nun mit den daran geloͤtheten unbeweglichen Segmenten
von neuem in die Drehbank gebracht, und zusammen, auf allen ihren
Flaͤchen, genau abgedreht und in den Cylinder eingepaßt.
e) Dann auf einander, und
gegen die Dekplatte des Kolbenkoͤrpers dicht geschliffen.
f) Darauf die
Zinnloͤthung zwischen dem Ringe und den unbeweglichen
Segmenten aufgehoben, beide Theile von neuem auf einander
geschliffen und zulezt beide Ringe durchschnitten und jeder in seine
2 Segmente getheilt.
g) Endlich die
Stuͤzen fuͤr die unbeweglichen Segmente gemacht, und
leztere an den Koͤrper des Kolben befestigt, und
h) zu allerlezt die Federn
fuͤr die beweglichen Segmente vollendet und auf ihren Plaz
festgeschraubt.
Man kann meine neue Metallliederung auch auf Stopfbuͤchsen anwenden, um den
Gang von Staͤmpeln oder Kolbenstangen zu dichten. Die Stellung der Segmente
ist dann dieselbe. Man sieht in Fig. 39 die eine Lage
derselben abgebildet. Die beweglichen, a und b, werden hier durch den Federn, c und d, von Außen nach Innen gegen die
Kolbenstange oder den Staͤmpel, e,
gedruͤkt, dichten also seinen Gang mit ihrem innern Rande. Die unbeweglichen
Segmente, f und g, sind aber
vermittelst Schrauben an die innern Waͤnde der Stopfbuͤchse
geschraubt. Zwischen denselben und diesen Waͤnden sind die Stuͤzen, h und i, angebracht, um das
Abdraͤngen dieser Segmente von den beweglichen (durch die Daͤmpfe) zu
verhuͤten. Daß auch hier beide Lagen quer uͤber einander gelegt werden
muͤssen, ist wohl uͤberfluͤssig zu bemerken.
Ich habe diese Metallliederung fuͤr Staͤmpel und Kolbenstangen bloß der
Vollstaͤndigkeit wegen hier angefuͤhrt. Ein Versuch, den ich damit in
England machte, fiel nicht so befriedigend aus, daß ich sie besonders empfehlen
koͤnnte. Es war bisher aber noch immer das Resultat aller Metallliederungen
ungenuͤgend, sobald man sie auf Kolbenstangen anzuwenden versucht hat.
Stubbendorf im Monate November 1828.