Titel: | Methode der Perser, Seidenraupen zu ziehen. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XLI., S. 210 |
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XLI.
Methode der Perser, Seidenraupen zu
ziehen.
Aus des sel. Ritters v. Pallas Reisen I. Bd. (auch in Gill's polytechn. and microscop. Repository.
Maͤrz 1829. S. 182.Wir geben hier diesen Artikel, der vor 50 Jahren von dem unsterblichen Pallas geschrieben wurde, und den Hr. Gill mit Recht jezt wieder neu auflegen ließ, als
Bestaͤtigung mehrerer von einem unserer Uebersezer fruͤher und
oͤfters in unseren Blaͤttern mitgetheilten Bemerkungen, und als Beweis, daß,
waͤhrend wir in Europa, vorzuͤglich in Piemont, im Abhaspeln der
Seide den Asiaten weit voraus sind, wir in Erziehung und Wartung und Pflege der
Seidenraupen (die so einfach ist, als die Natur selbst in allen ihren Werken
einfach ist) durch elende Kuͤnsteleien weit hinter den Persern und
Bukaren zuruͤkgeblieben sind. A. d. R.)
Methode der Perser, Seidenraupen zu ziehen.
„Die asiatische Methode, Seidenraupen zu ziehen, ist weit besser als
diejenige, deren man sich ehemals zu Akturba
bediente, wo man bei
dem Fuͤttern der Raupen mittelst abgestreifter Blaͤtter, die bald
verwelkten, und das Uebertragen der Raupen von einem Brette auf das andere
nothwendig machten, viele Zeit und viel Geld verlor. Der Perser und der Bukarer
zieht seine Maulbeerbaͤume nur 6 Fuß hoch; eine Hoͤhe, die der
Baum schon in den ersten vier bis fuͤnf Jahren erhaͤlt. Er
schneidet dann ihre Gipfel und Aeste, und legt sie uͤber die Raupen hin,
sobald diese etwas stark geworden sind. Die Raupen kriechen bald auf die Aeste.
Es ist offenbar, daß das Laub an den Zweigen laͤnger frisch bleibt, als
wenn es abgestreift wird, und die Raupen fressen es an den Zweigen bis auf die
Holzfasern ab, so daß nichts davon verloren geht. Auf die abgefressenen Zweige
werden frische belaubte Zweige aufgelegt, und stuf diese Weise bildet sich eine
Art von Geflecht, durch welches der Unrath dieser Thiere durchfaͤllt, so
daß sie immer rein bleiben, ohne ihrem Fuͤtterer Muͤhe mit ihrer
Reinigung zu machen. Die Raupen werden auf diese Weise staͤrker, und auch
viel schneller stark. Wenn sie endlich, auf diese Weise durch alle
Haͤutungen fort gefuͤttert, anfangen zu spinnen, legt man
uͤber die blattlosen Zweige nach aller Richtungen hin feines Reisig, und
die Raupen spinnen sich in demselben ein. Zwei Menschen, ein Erwachsener, der
die Reste schneidet, und ein Kind, das sie sammelt, koͤnnen eine Menge
Seidenraupen fuͤttern.“
„Der Maulbeerbaum treibt, in unserm Klima „(auch in
Bayern)“ zwei Mal in jedem Sommer. Die Triebe bilden noch in
demselben Jahre Holz „(die zweiten Triebe bei uns nicht immer, außer
wenn der Herbst sehr schoͤn ist)“. In Persien und in der
Bukarei, wo der Sommer laͤnger und waͤrmer, und die Vegetation
staͤrker ist, koͤnnen die Triebe zwei Mal geschnitten werden. Der
Baum wird, auf diese Weise, immer niedergehalten, treibt reichlich junge Zweige
und Triebe, und folglich Aeste und Blaͤtter fuͤr das
naͤchste Jahr.“
„Durch das Abstreifen der Blaͤtter leiden die Zweige, deren Knospen
verdorben werden, leiden die Blaͤtter, die fruͤher verwelken, und
die Raupen bekommen an den zerquetschten, in den Haͤnden herumgezogenen,
Blaͤttern schlechteres und wenigeres Futter. Man hat in der
Seidenraupen-Anstalt zu Akturba bemerkt, daß die Seidenraupen in
Ermanglung ihres natuͤrlichen Futters auch die Blaͤtter von Acer tataricum fressen.“