Titel: | Beschreibung zweier sehr einfachen Bohrmaschinen von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XLVI., S. 246 |
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XLVI.
Beschreibung zweier sehr einfachen Bohrmaschinen
von Dr. Ernst Alban.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Alban, Beschreibung zweier sehr einfachen
Bohrmaschinen.
Ich habe in London in den verschiedenen Werkstaͤtten der Mechaniker eine Menge
Bohrmaschinen gesehen, von denen ich zwei der einfachsten und zwekmaͤßigsten
mittheilen will. Die eine diente zum Bohren mit der Hand, und die Maschine hatte
weiter keinen Zwek, als den Bohrer senkrecht auf den zu bohrenden Gegenstand
niederzudruͤken. Diejenige Einrichtung indessen, die die, zum
Andruͤken des eigentlichen (ganz gewoͤhnlichen) Handbohrers bestimmte,
Schraube in allen moͤglichen Richtungen uͤber den zu bohrenden
Koͤrper hin und her, auf und nieder zu bewegen, und sie in der ihr gegebenen
Stellung zu befestigen verstattete, das war das eigentlich Bemerkenswerthe dieser
Maschine. Selbige war in meiner eigenen Werkstaͤtte aufgestellt und von Hrn.
Engineer Cogger in London verfertigt.
Die andere Bohrmaschine, die den Bohrer ebenfalls gegen den zu bohrenden Gegenstand
von oben nach unten andruͤkte, zugleich aber selbigen umdrehte, ohne jedoch
mit ihm in verschiedene Stellungen uͤber jenen Gegenstand gebracht werden zu
koͤnnen, sah ich in der Werkstaͤtte des Hrn. Maudslai in London in Arbeit. Sie wurde durch Elementarkraft, und zwar am
besagten Orte durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesezt.
I. Erstere Bohrmaschine.
Man sieht in Fig.
31 einen Aufriß derselben. Sie bestand fast ganz aus Gußeisen, wenige
Theile ausgenommen. Der Haupttheil derselben war die aufrechtstehende, und an der
Wand sich in zwei Lagern drehende, gußeiserne Bohrstange A, an welcher sich derjenige senkrechte Arm B
auf und nieder schieben ließ, der die zum Andruͤken des Bohrers bestimmte
Schraubenspindel trug. Die Bohrstange war 5 Zoll breit und 2 Zoll dik, und
allenthalben moͤglichst von gleicher Dike und Breite gegossen. Sie war nur
mit groben Sandsteinen vom Gußsande befreit und uͤbrigens weder besonders
abgerichtet noch sah man
einen Feilstrich daran. Ihre ganze Laͤnge betrug 8 Fuß. Auf das obere Ende
derselben war ein geschmiedet eiserner runder Zapfen a
befestigt, womit sie sich in dem, an der Wand befestigten Lager C drehte. Dieser Zapfen griff mit 2 Lappen uͤber
das obere Ende und wurde dadurch fest mit demselben verbunden, daß einige Niete
durch Lappen und Bohrstange gezogen waren. In Fig. 32 und 33 sieht man
das obere Ende der Bohrstange besonders vorgestellt, und zwar in Fig. 32 von vorne und in
Fig. 33
von der Seite. In lezterer Figur sieht man bei a und b die Lappen des Zapfens, wie sie gabelfoͤrmig
die Bohrstange C umfassen. Fig. 32 stellt bei a einen der Lappen und bei b
und d die, beide Lappen mit der Bohrstange verbindenden,
Nieten dar. Das zur Aufnahme des Zapfens bestimmte und an die Wand geschraubte Lager
C war aus einem Stuͤke gegossen. Man sieht es
in Fig. 31
von vorne, und in Fig. 34 von oben dargestellt. Es besteht aus dem eigentlichen Lager b fuͤr den Zapfen, und aus der Platte c, vermittelst welcher es an die Wand angeschraubt
wird.
An dem unteren Theil der Bohrstange war ein runder Teller angegossen, der sich in
einer Buͤchse d drehte, welche auf dem Fußboden
der Werkstaͤtte festgeschraubt war. Der Teller war 1 1/2 Zoll dik und hatte 6
1/2 Zoll Durchmesser. Er paßte genau in die Buͤchse, war aber weder
abgedreht, noch in selbige eingeschliffen. Man konnte ihn, jedoch mit einer nicht
unbedeutenden Reibung, in der Buͤchse drehen. Eine zu große Gelenkigkeit
waͤre hier auch unfehlbar mehr zum Schaden als Vortheil gewesen, weil durch
selbige das Feststellen der Bohrstange in irgend einer gegebenen Lage, vermittelst
des Tellers in der Buͤchse, schwierig geworden waͤre. Bei dieser
Einrichtung, die noch dazu die Verfertigung der Bohrmaschine sehr vereinfachte,
stand aber der Teller in der Buͤchse beim Anschrauben der Stellschraube e ganz fest und unverruͤkbar, da die Reibung die
Festigkeit seiner Stellung bedeutend befoͤrderte.
Ich habe zur mehrern Deutlichkeit das untere Ende der Bohrstange mit dem Teller und
der Buͤchse in Fig. 35 und 36 noch
besonders vorgestellt. Man sieht alle 3 Theile in Fig. 35 von oben und in
Fig. 36
im perpendikulaͤren Laͤngsdurchschnitte. In beiden Figuren bezeichnet
a das untere Ende der Bohrstange, b den Teller, c die
Buͤchse, d die Platte, worauf die Buͤchse
steht, und vermittelst welcher sie auf den Fußboden festgeschraubt ist. Fig. 35 ist
die Stellschraube, die durch die Wand der Buͤchse dringt, und den Teller in
der ihm gegebenen Lage befestigt.
Der horizontale Arm dieser Bohrmaschine bestand aus verschiedenen Stuͤken. Die
Einrichtung derselben bezwekte theils eine Verstellbarkeit des Arms an der Bohrstange,
wonach er auf derselben auf und nieder geschoben und in verschiedenen Hoͤhen
befestigt werden konnte, theils eine moͤgliche Verlaͤngerung oder
Verkuͤrzung desselben. Zu ersterm Zweke war er da, wo er sich auf der
Bohrstange auf und nieder schob, mit einem staͤrkern Theile f
Fig. 31
versehen. Dieser Theil war 5 1/4 Zoll hoch und 4 Zoll breit und durch selbigen ging
von oben nach unten ein laͤnglich vierekiger Canal, durch welchen die
Bohrstange drang. Dieser Canal war so weit, daß die Bohrstange genau in denselben
paßte, daß er aber dennoch verstattete, den Theil d des
Arms ohne Schwierigkeit auf der Bohrstange auf und nieder zu schieben. Bei g war eine Stellschraube angebracht, die fest gegen die
Bohrstange geschraubt wurde, und sie in der ihr gegebenen Stellung festhielt.
Der uͤbrige Theil des Armes bestand aus 2 Stuͤken, von dem eins mit dem
Theile f verbunden war, das andere aber an seinem
aͤußersten Ende mit einem cylindrischen Kopfe h
versehen war, der die messingene Mutter fuͤr die zum Andruͤken des
Bohrers bestimmte Schraubenspindel i enthielt. In Fig. 37 und
38 sieht
man besondere Abbildungen des Armes. Fig. 38 stellt ihn von
der Seite, und Fig.
37 von oben vor. In Fig. 37 sind beide
besondere Stuͤken des Armes bei a und b am deutlichsten zu sehen. Sie liegen neben einander
und lassen sich an einander verschieben. Um b nach unten
in seiner Lage zu sichern, hat das mit dem Theile f
verbundene Stuͤk an seinem untern Rande eine vorspringende Leiste c
Fig. 38 von
der Breite des andern Stuͤks. Auf selbiger ruht lezteres. Damit es aber bei
seiner Lage auf dieser Leiste nicht oben vor dem andern Stuͤke hoͤher
vorstehe, ist es weniger hoch gegossen, so daß es erst in Vereinigung mit der Leiste
c die Hoͤhe des andern Stuͤkes
erreicht.
Zur mehrern Befestigung beider Stuͤken an einander dienen ferner noch die
Theile d und e. Elfterer
Theil ist bloß eine Art Klammer, die auf den obern Rand des Stuͤkes a aufgeschraubt ist, und uͤber den vordem Rand
des Ruͤkens b mit seinem umgebogenen Rande
greift. Man lernt seine Einrichtung am besten aus Fig. 39 kennen, die einen
perpendikulaͤren Querdurchschnitt dieses Theils mit den beiden Stuͤken
a und b darstellt. d ist hier der bezeichnete Theil. Man sieht, wie es bei
e an dem Stuͤke a
befestigt ist, und bei d mit seinem umgebogenen Rande
uͤber b greift. Aus dieser Abbildung wird
zugleich sein Zwek klar, wie er naͤmlich bestimmt ist, beim Verschieben der
beiden Stuͤken a und b an einander, b fest an a zu halten, daß es nicht von der Leiste f desselben seitwaͤrts herunter gleite. Er ist
von geschmiedetem Eisen und ungefaͤhr auf der Haͤlfte zwischen dem
Theile f
Fig. 31 des
Arms, und dem cylindrischen Ansaze h befestigt (d.h.
wenn der Arm nicht ausgeschoben oder verlaͤngert worden ist).
Der andere zur mehrern Befestigung beider Stuͤke an einander bestimmte Theil
besteht aus einer vierekigen geschmiedet eisernen Huͤlse Fig. 37 und 38, e, die uͤber die Stuͤke a und b des Armes geschoben
wird, wenn beide an einander gelegt sind. Sein Zwek ist: neben der mehrern Sicherung
der Lage beider Stuͤken gegen einander, auch zugleich Feststellung selbiger
in derjenigen Stellung, die man ihnen waͤhrend der Arbeit des Bohrers zu
geben fuͤr noͤthig findet, zu bewirken. Zu diesem Ende ist die
Huͤlse am obern Theile mit einer Stellschraube g
versehen, die beim Anschrauben gegen beide Stuͤke druͤkt und sie
festhaͤlt. In Fig. 40 habe ich zur
mehrern Deutlichkeit einen perpendikulaͤren Querdurchschnitt des Armes, in
der Gegend der Huͤlse gemacht, vorgestellt. c
bezeichnet hier die Huͤlse, a und b sind die beiden Stuͤke des Armes, d ist die Leiste des Stuͤks, e die Stellschraube der Huͤlse. Die
Groͤßenverhaͤltnisse aller dieser verschiedenen Theile sind aus dem
beigefuͤgten Maßstabe zu ersehen, daher ich durch Aufzaͤhlung
derselben die Beschreibung dieser Maschine nicht unnoͤthig verlaͤngern
will.
Der cylindrische, zur Aufnahme der messingenen Mutter fuͤr die
Schraubenspindel bestimmte Kopf h ist senkrecht
durchbohrt. In den dadurch entstehenden Canal wird diese Mutter auf ganz
gewoͤhnliche Weise eingesezt und gut befestigt, so daß sie weder nach oben,
noch nach unten durch die Schraubenspindel aus dem Canal herausgedraͤngt
werden kann.
Die Schraubenspindel Fig. 38, i ist von 11 bis 12 Zoll
Laͤnge und 1 Zoll Durchmesser. Sie hat auf dem einen Ende einen Kopf k, der quer durchbohrt ist, und den Schluͤssel
l, zum Drehen der Spindel mit der Hand bestimmt,
aufnimmt, zugleich aber auch bei m im Centrum eine
konische Vertiefung enthaͤlt, in welcher die Gegenspize des Bohrers sich
dreht. Das andere Ende der Spindel spizt sich konisch zu. Dieses Ende sowohl, als
die tonische Vertiefung in dem Kopfe der Spindel, sind von Stahl und bis zur
strohgelben Hize temperirt.
Man kann die Spindel sowohl von oben als von unten in den cylindrischen Kopf des
Armes einschrauben. In lezterem Falle befindet sie sich in Fig. 1, wo der Bohrer
zugleich vorgestellt ist, wie er sich mit seiner staͤhlernen Gegenspize m in der konischen Vertiefung des Schraubenspindelkopfes
dreht.
Der Bohrer ist von gewoͤhnlicher Einrichtung. Bei n befindet sich auf dem Handgriffe desselben eine drehbare Huͤlse,
die sich beim Angreifen mit der Hand nicht mit dreht, und so die arbeitende Hand vor der Reibung des
Handgriffs und der dadurch entstehenden Hize sichert. Bei o ist der Bohrer mit einem vierekigen, nach oben sich verengernden, Canale
versehen, in welchen die verschiedenen Bohrspindeln eingesezt werden.
Die ganze Bohrmaschine steht neben oder hinter einem Tische p, auf den die zu bohrenden Gegenstaͤnde gelegt und auf irgend eine
schikliche Weise befestigt werden. Hie und da habe ich solche Tische auch eigends
zum Zweke der Befestigung zu bohrender Maschinentheile eingerichtet gesehen. Sie
bestanden dann, wenigstens ihre obere Platte, aus Gußeisen, und hatten viele
Loͤcher und Schlizen, durch welche Bolzen und Klammer gestekt und
angeschraubt werden koͤnnten. Eine Tischplatte der Art habe ich in Fig. 41 von
oben vorgestellt.
Die Art des Gebrauches dieser Bohrmaschine ist aus der gegebenen Beschreibung und
Abbildung derselben leicht erklaͤrlich. Man befestigt naͤmlich den zu
bohrenden Gegenstand auf dem Tische, (in den meisten Faͤllen reicht seine
Schwere und der Druk des Bohrers gegen ihn allein schon hin, um feine Lage auf dem
Tische sattsam zu sichern,) stellt dann den Arm der Maschine an der Bohrstange in
diejenige Hoͤhe, daß nach Aufsezung des Bohrers auf die zu bohrende Stelle,
dessen Gegenspize, nach beinahe voͤlligem Einschrauben der Spindel in den
Kopf des Armes, genau in die Vertiefung des Spindelkopfes trifft. Damit diese
Vertiefung genau senkrecht uͤber der zu bohrenden Stelle zu stehen komme,
verlaͤngert oder verkuͤrzt man den Arm der Maschine in dem Maße, und
dreht die Bohrstange in diejenige Richtung, daß ein angewandtes Loth Gewißheit
uͤber jene senkrechte Stellung gibt. Nun befestigt man alle Theile der
Bohrmaschine in der ihnen gegebenen Lage, und dreht den Bohrer mit der rechten Hand,
waͤhrend man mit der linken Hand selbigen, durch Drehung der
Schraubenspindel, immer stark gegen den zu bohrenden Koͤrper
andraͤngt.
Da, wo die zu bohrenden Gegenstaͤnde von keinem bedeutenden Gewichte und
leicht auf der Tischplatte hin und her zu schieben sind, verfaͤhrt man
schneller, wenn man die Lage derselben nach der Stellung der Bohrmaschine und
namentlich der Schraubenspindel accomodirt.
II. Zweite Art der
Bohrmaschine.
Sie ist in Fig.
42 abgebildet, und zwar im Aufrisse. Ihre Construktion ist sehr einfach,
indem sie nur aus einer aufrecht stehenden Bohrwelle a
besteht, die sich bei b und c in Lagern dreht. Diese Lager sind an gußeisernen Traͤgern
angebracht, die an die Wand der Werkstaͤtte angeschraubt, 18'' bis 2 Fuß vor
derselben vorstehen, so daß die Bohlwelle in gehoͤriger Entfernung von der
Wand umlaͤuft. Diese Einrichtung ist noͤthig, damit bei der Unverruͤkbarkeit der
Bohrwellenachse bei groͤßern zu bohrenden Gegenstaͤnden, z.B. großer
Platten, es nicht an Raum gebreche.
Die Bohrwelle ist ganz cylindrisch abgedreht, so daß sie nicht allein in den Lagern
rund laufen, sondern auch auf und nieder bewegt werden kann, um gegen den zu
bohrenden Koͤrper anzudringen. Sie hat am untern Ende, bei d, einen starken Ansaz, der mit einem vierekigen, sich
nach oben verjuͤngenden, Canale zur Aufnahme der einzelnen Bohrer versehen
ist, deren einer in der Abbildung bei e vorgestellt
ist.
Bei f sieht man auf der Welle eine Huͤlse von
Rothguß befestigt, die ganz denen Huͤlsen gleicht, die man an den
Gouverneuren der Dampfmaschinen sieht, jedoch mit dem Unterschiede, daß selbige
nicht verschiebbar auf der Welle ist, sondern unzertrennlich mit ihr verbunden wird.
In dem Einschnitte g derselben arbeitet ein starker
Hebel von geschmiedetem Eisen, der selbige gabelfoͤrmig umfaßt. In Fig. 43 sieht
man einen horizontalen Querdurchschnitt der Huͤlse mit dem Hebel von oben
vorgestellt, wo seine gabelfoͤrmige Gestalt bei aa deutlicher in die Augen faͤllt. Da wo die beiden Schenkel der
Gabel des Hebels auf dem untern Rande des Einschnitts der Huͤlse reiben, sind
selbige in der, in der Zeichnung bei h (Fig. 42) bezeichneten
Form gearbeitet. Die kreisfoͤrmig gebildeten Raͤnder i und k fuͤllen immer
genau den Einschnitt der Huͤlse, der Hebel mag in einer aufgehobenen oder
gesenkten Lage gebraucht werden.
Zu beiden Seiten der Gabel des Hebels verlaͤngert sich derselbe. Bei l wendet er sich um einen Zapfen, der gleichfalls von
einem an die Wand der Werkstaͤtte angeschraubten gußeisernen Traͤger
unterstuͤzt wird. Dieser Zapfen bildet das Hypomochlion des Hebels, so daß
lezterer also als ein Hebel der zweiten Ordnung erscheint. Die Kraft wirkt an
demselben bei m, naͤmlich an der, auf der
entgegengesezten Seite seines gabelfoͤrmigen Theils sich befindenden,
Verlaͤngerung, und wird durch ein schweres Gewicht n gebildet, das an der Verlaͤngerung aufgehaͤngt wird. Diese
hat fuͤr die Aufnahme desselben eine Menge Einschnitte oooo, so daß das Gewicht, jenachdem es in die, dem
Hypomochlion des Hebels naͤher oder entfernter liegenden Einschnitte gebracht
wird, einen schwaͤchern oder staͤrkem Druk auf die Huͤlse und
durch diese auf die Bohrwelle ausuͤbt. Da dieser Theil des Hebels, der die
Einschnitte enthaͤlt, eine bedeutende Laͤnge hat, so kann der Druk auf
die Bohrwelle und den Bohrer in einem hohen Grade gesteigert werden.
Um den Druk des Gewichtes auf den Hebel, wenn der Zwek des Bohrens erreicht ist,
wieder aufheben zu koͤnnen, ist am Ende des Hebels eine Stange p
eingelenkt, die mit dem kuͤrzern Arme q eines
andern langen Hebels r beweglich in Verbindung steht.
Dieser Hebel ist an der Deke der Werkstaͤtte bei 5 aufgehaͤngt, und
hat an dem Ende seines entgegengesezten laͤngern Armes einen langen Strik t, der bis an den Bohrtisch u herunter haͤngt. Beim Anziehen dieses Striks wird der Hebelarm
r niedergezogen, worauf der andere steigende
kuͤrzere Arm q desselben, durch die
Verbindungsstange p, den Drukhebel der Bohrmaschine mit
seinem Gewichte n, der Huͤlse f, der Bohrwelle und dem daran befestigten Bohrer hebt.
Da der Hebelarm q so viel kuͤrzen als der
entgegengesezte r ist, so reicht eine maͤßige
Zugkraft an dem Strike hin, die Luͤftung des Drukhebels mit dem Gewichte zu
bewerkstelligen.
Will man den Druk des Gewichts bedeutend mildern, was wohl zuweilen noͤthig
ist, wenn man vom Bohren groͤßerer Loͤcher zu kleinem
uͤbergeht, so braucht man den Hebel mit keinem andern Gewichte zu versehen,
sondern kann nur an den Strik t ein dem Zweke
entsprechendes Gegengewicht haͤngen, dessen Gegenwirkung gegen den Druk des
Gewichts n sich leicht aus der Laͤnge der
verschiedenen Hebelarme, und dem jedesmaligen Aufhaͤngungspunkte des
Gewichtes n am Drukhebel berechnen laͤßt.
Zur Umdrehung der Bohrwelle dient eine große Schnurscheibe v, die durch eine starke Schnur w von dem
großen Moteur der Werkstaͤtte in Bewegung gesezt wird. Die Scheibe hat
mehrere Nuthen oder Einschnitte von verschiedenem Durchmesser, um verschiedene
Geschwindigkeiten im Umlaufe der Bohrwelle hervorbringen zu koͤnnen. Die
Ruthen stehen in umgekehrter Ordnung mit denen der am Moteur befindlichen
Schnurschreibe, um den Strik immer zu allen verschiedenen Bewegungen und den diesen
entsprechenden Ruthen passend zu machen.
Damit die Schnurscheibe beim Heben und Senken der Bohrwelle immer an ihrem Plaze
bleibe, ist sie auf jener verschiebbar, so daß sie durch ihre Schwere stets
uͤber dem obern Lager der Welle gehalten wird, die Welle selbst mag so viel
und so oft auf- und niedersteigen, als sie will. Daß sich die Scheibe auf der
Welle aber nicht rund drehe, verhuͤtet eine vorstehende, an dem obern Theile
der Welle eingelassene Leiste x, die sich in einer Ruth
der Schnurscheibe bewegt, wenn die Welle steigt und faͤllt.
Die ganze Maschine ist uͤber einem Tische u
angebracht, auf den die zu bohrenden Gegenstaͤnde entweder bloß hin gelegt,
oder noch besonders befestigt werden, jenachdem es das Gewicht derselben fordert.
Daß die Bohrwelle senkrecht uͤber dem zu bohrenden Punkte stehe, wird durch
ein Loth bestimmt und abgemessen.
Diese Maschine verbindet mit ihrer großen Einfachheit eine ganz vorzuͤgliche
Bequemlichkeit in der Anwendung. Sie bohrt sehr leicht und schnell und dabei genau,
und ihr Spiel kann ohne große Kraftaufwendung und ohne Zeitverlust in allen
moͤglichen Graden modificirt und regulirt, schnell aufgehoben und wieder
erneuert werden, jenachdem es die Forderungen des Geschaͤftes erheischen.
––––––––––
Es sey mir nun noch erlaubt, dieser Beschreibung zweier Bohrmaschinen die einer
dritten anzuhaͤngen, die man in England da vorzuͤglich gebraucht, wo
ein beschraͤnkter Raum die Anwendung der eben beschriebenen nicht erlaubt,
z.B. an Maschinengestellen, wenn Loͤcher zwischen den verschiedenen nahe
liegenden Theilen desselben gebohrt werden sollen. Sie ist Fig. 44 von der Seite und
Fig. 45
von oben vorgestellt, und besteht aus einer runden Welle a mit einem duͤnnern Halse, uͤber welchen die beiden Baken
Fig. 45
b und c fassen. Diese Baken
sind durch ein paar Schrauben d und e so weit an einander gezogen, daß der Hals der Welle
sich fleißig darin rund bewegen kann. Die eine der Baken hat einen langen runden
Stiel f, der als Handhabe dient, um das Instrument
dadurch in Arbeit zu sezen.
Unterhalb der Baken befindet sich an der Bohrwelle ein Sperrrad g, in das ein Sperrkegel greift, der an dem, mit dem
Handgriffe versehenen, Baken eingelenkt ist. Gegen denselben druͤkt eine
Feder, die neben dem Sperrkegel festgeschraubt ist.
Unterhalb des Sperrrades nimmt die Bohrwelle a wieder an
Staͤrke zu und hat in ihrem Koͤrper einen vierekigen, fuͤr das
Einsezen der Bohrer bestimmten Canal h.
In den obern cylindrischen Theil ist eine Schraubenspindel i bis beinahe zum Halse herunter eingeschraubt. Sie hat auf ihrem obern
Ende einen runden starken Kopf k, durch den die, zum
Umdrehen der Schraubenspindel dienende, Stange e geht.
Nach oben verliert der Kopf sich in eine staͤhlerne, gehaͤrtete und
bis zur strohgelben Hize temperirte konische Spize m.
In Fig. 46 ist
die Bohrwelle ohne Baken vorgestellt. Man sieht daran bei x den duͤnnern Hals, der an den andern beiden Figuren durch die
Baken verfielt wird, deutlich.
Die Wirkung dieses Bohrwerkzeuges ist leicht aus seiner Form zu erklaͤren. Man
sezt dasselbe so an, daß fuͤr die konische Spize irgend ein Stuͤzpunkt
an dem zu bohrenden Koͤrper gefunden wird, und dreht nun die ganze
Vorrichtung an dem Handgriffe in derjenigen Richtung herum, daß der Sperrkegel in
das Sperrrad greift und solches und mit ihm die Bohrwelle umtreibt. Ist der Raum so
eng, daß man die Vorrichtung durch den Handgriff nicht ganz um ihre Achse drehen
kann, so fuͤhrt
man diesen Handgriff in die erste Stellung zuruͤk, wobei der Sperrkegel
uͤber die Zaͤhne des Sperrrades weggleitet, und macht eine neue
Drehung in der ersten Richtung, bei welcher, durch wieder erfolgenden Eingriff des
Sperrkegels ins Sperrrad, der Bohrer von Neuem herum bewegt wird. Bei Wiederholung
dieser Operation zieht man mit der linken Hand nach und nach die Schraubenspindel
i immer mehr an, damit der Bohrer bei seinem
Eindringen in den zu bohrenden Koͤrper stets fest angedruͤkt
bleibt.
Der beigefuͤgte Maßstab gibt die Groͤßenverhaͤltnisse der
verschiedenen Theile des Instrumentes genau an. Man findet selbiges fast in jeder
bedeutenden Maschinen-Werkstaͤtte Englands und kann wirklich auch
nicht in Abrede seyn, daß sein Gebrauch fuͤr manche Faͤlle
unerlaͤßlich noͤthig ist. Ich muß bekennen, daß, obgleich das
Instrument viel langsamer als die bisher beschriebenen Bohrmaschinen arbeitet, ich
in manchen verwikelten Faͤllen, wo alle uͤbrigen Bohrinstrumente mich
verließen, doch sehr zufrieden war, eine sichere Huͤlfe dadurch zu gewinnen,
weßhalb ich seine Anschaffung fuͤr alle Maschinen-Werkstaͤtten
nicht genug empfehlen kann.
Stubbendorf im Monate December 1828.