Titel: | Clément-Desorme's dritte Vorlesung über die technische Chemie. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LXXIX., S. 357 |
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LXXIX.
Clément-Desorme's
dritte Vorlesung uͤber die technische Chemie.
Aus dem Recueil industr. Febr. 1829. S. 138.
Fortsezung vom polyt. Journal Bd. XXXII. S.
29.
Clément-Desorme's, Vorlesung uͤber technische
Chemie.
Ueber die Waͤrme.
Der Gegenstand, womit wir uns in dieser Vorlesung zu beschaͤftigen haben, ist
fuͤr die Industrie von der hoͤchsten Wichtigkeit; wir werden jedoch
nicht von den sehr scharfsinnigen, aber complicirten Theorien sprechen, welche
einige gelehrte Physiker ersonnen haben, um die Erscheinungen zu erklaͤren,
welche die Entbindung von Waͤrme darbietet, weil der Fabrikant bei den
Anwendungen, welche er von diesem maͤchtigen Agens machen muß, ihrer nicht
als Leitfaden bedarf.
Die einfachste Theorie, von der Kenntniß der Arithmetik und der
Elementar-Geometrie unterstuͤzt, kann dem Techniker hinreichende
Aufklaͤrung verschaffen und ihn gegen Fehler bewahren; und dieß ist auch ein
Gluͤk, denn je leichter eine wissenschaftliche Kenntniß erlernt werden kann
und einer je groͤßeren Anzahl von Personen sie zugaͤnglich ist, desto
schneller werden sich die Verbesserungen, auf welche sie nothwendigerweise bei einer
zwekmaͤßigen Anwendung fuͤhren muß, verbreiten.
Da die Waͤrme, welche man in den Kuͤnsten benuͤzt,
gewoͤhnlich das Resultat der Verbrennung ist, so muͤssen wir vor Allem
diese Erscheinung studiren. Die Verbrennung ist immer das Resultat der Vereinigung
eines Koͤrpers mit Sauerstoff; die theoretischen Chemiker betrachten auch die
Wirkung des Sauerstoffgases auf alle einfachen Koͤrper und auf einige
zusammengesezte Koͤrper, womit es sich vereinigt, als eine Verbrennung, und
nennen alle diese Koͤrper brennbare. In der Praxis versteht man aber unter
Verbrennung nur die Vereinigung des Sauerstoffs mit den gewoͤhnlichen
Brenn-Materialien, die man in den Kuͤnsten anwendet, um Waͤrme
hervorzubringen; wir werden uns also nur mit den Erscheinungen beschaͤftigen,
welche bei der Verbrennung der Holzkohle, des Holzes, der Steinkohle und des Torfes
Statt finden.
Ueber die Holzkohle.
Wenn man Holz in verschlossenen Gefaͤßen stark genug erhizt, verliert es alle
fluͤchtige Substanzen, die es enthaͤlt, und es bleibt nur Kohle
zuruͤk. Man hat lange Zeit geglaubt, daß diese immer eine gewisse Menge
Wasserstoff zuruͤkhaͤlt, welchen man nicht davon abscheiden
koͤnne, dieß war aber ein Irrthum; wenn die Hize waͤhrend der
Verkohlung stark genug ist, erhaͤlt man reine, von allen fremden Substanzen
freie Kohle. Die kaͤufliche Kohle enthaͤlt jedoch immer Wasser,
Wasserstoff, Sauerstoff und andere Gasarten, weil sie nicht hinreichend erhizt
wurde, und weil sie die Eigenschaft hat, die Feuchtigkeit und besonders die
Kohlensaͤure aus der Atmosphaͤre zu absorbiren.
Diese fremden Substanzen betragen oft zehn und sogar fuͤnfzehn Prozent ihres
Gewichtes, wir werden sie aber nicht beruͤksichtigen, weil das Wasser sich
verfluͤchtigt oder zersezt, die Kohlensaͤure sich entbindet, der
Wasserstoff brennt, und der Sauerstoff mit dem Kohlenstoff sich vereinigt und als
Kohlensaͤure oder Kohlenoxyd entweicht. Es bleibt nach der Verbrennung nur
eine geringe Menge Asche als Ruͤkstand.
Ueber das Holz.
Das Holz, welcher Art es auch seyn mag, besteht immer aus denselben Elementen; das
Holz der Eiche enthaͤlt wie das des Kastanienbaums, wenn es vollkommen troken
ist, 52 Theile Kohlenstoff und 48 Theile Sauerstoff nebst so viel Wasserstoff als
noͤthig ist, um mit jenem Wasser zu bilden.
Das Holz, welches man gewoͤhnlich gebraucht, enthaͤlt außerdem viel
Wasser. Wenn es so eben geschlagen ist, enthaͤlt es davon ungefaͤhr 40
Prozent, die es allmaͤhlich durch Austroknen verliert; nach Verlauf eines
Jahres haͤlt es davon ungefaͤhr noch 20 Prozent zuruͤk, und 100
Kilogrammen davon bestehen dann gewoͤhnlich aus:
Kohlenstoff
41,60 Kilogr.
Suaerstoff,Wasserstoff,
38,40 –
Wasser als
Feuchtigkeit,
20, –
–––––––
100 Kilogr.
Das Holz erzeugt um so weniger nuzbare Waͤrme, je feuchter es ist, weil ein
Theil des durch die Verbrennung entbundenen Waͤrmestoffs zur
Verfluͤchtigung des darin enthaltenen Wassers verwandt wird.
Obgleich alle Hoͤlzer aus denselben Elementen bestehen, so sind sie doch in
Hinsicht auf ihre Anwendung als Brenn-Material, sehr von einander
verschieden. Diese Verschiedenheiten beruhen auf ihrer Struktur und auf der
groͤßeren oder geringeren Menge Kohlenstoff, die sie in demselben Volum
enthalten.
Ueber die Steinkohle.
Die Anzahl der Steinkohlenarten ist sehr betraͤchtlich, wie wir dieses schon
bemerkten, als von ihrer Anwendung zur Gasbeleuchtung die Rede war. Daß sie ihre
Bestandtheile auch in sehr verschiedenen Verhaͤltnissen enthalten, kann man
aus folgender Tabelle ersehen, die aus einem wichtigen Werke des Hrn. Karsten entnommen istEs fuͤhrt den Titel: „Untersuchungen uͤber die
kohligen Substanzen des Mineralreichs uͤberhaupt, und
uͤber die Zusammensezung der in der Preußischen Monarchie
vorkommenden Steinkohlen insbesondere; vom Geh. Ober-Bergrath C.
J. B. Karsten. Berlin 1826.“
– A. d. R..
Analysen von Steinkohlen.
Textabbildung Bd. 32, S. 358
Spec. Gew.; Wasser; Kohks;
Kohlenstoff; Wasserstoff; Sauerstoff; Asche; Steinkohle von Newcastle;
Steinkohle von Wellesweiler, Saarbruͤken; Blaͤttrige Steinkohle
aus Westphalen; Canel-Kohle
Man sieht aus dieser Tabelle, daß die Steinkohle gewoͤhnlich 80 bis 90 Prozent
Kohlenstoff enthaͤlt und daß sie, wie die Oehle und Harze, eine
groͤßere Menge Wasserstoff enthaͤlt, als zur Saͤttigung ihres
Sauerstoffs noͤthig waͤre. Der Kohlenstoff- und
Wasserstoffgehalt der Steinkohle macht sie zu einem vortrefflichen
Brenn-Material, und sie wird bei ihrer großen Verbreitung auch immer mehr in
den Werkstaͤtten angewandt. Der Anthracit, welchen man als eine sehr trokne
Steinkohlenart betrachten kann, enthaͤlt keinen
uͤberschuͤssigen Wasserstoff, daher er auch so schwer zu
entzuͤnden ist.
Ueber den Torf.
Der Torf ist ein leichtes Brenn-Material, welches seine Bestandtheile in sehr
wandelbarem Verhaͤltnisse enthaͤlt. Er brennt langsam und gibt nur
wenig Waͤrme; er enthaͤlt uͤbrigens in demselben Volum bei
weitem nicht so viele zur Verbrennung geeignete Substanzen, wie die anderen
Brenn-Materialien.
Wenn man einen der Koͤrper, womit wir uns so eben beschaͤftigt haben,
auf eine gewisse Temperatur erhizt, so entzuͤndet er sich und absorbirt dann
den Sauerstoff aus der Luft; aber die Temperatur, welche erforderlich ist, um dieses
Resultat zu erhalten, ist nach der Natur des Brenn-Materiales und dem
Zustande, worin es sich befindet, verschieden. Der Sauerstoff verbindet sich mit dem
Kohlenstoff und Wasserstoff und bildet Kohlensaͤure und Wasser. Wenn man z.B.
die Temperatur einer Masse Kohlen hinreichend erhoͤht, so durchdringt die
tust dieselbe und ihr Sauerstoff verbindet sich mit dem Kohlenstoff, bildet
Kohlensaͤure, die, obgleich schwerer als die atmosphaͤrische Luft,
durch die erhoͤhte Temperatur leichter gemacht wird, und in die Hoͤhe
steigt. Der Sauerstoff verbindet sich auch mit Wasserstoff und bildet Wasser,
welches in Daͤmpfen entweicht. Der nicht verbrennende Theil der Luft, der
Stikstoff, welcher darin 69 Prozent betraͤgt, steigt auch in die
Hoͤhe, sowohl wegen seines spec. Gew. als wegen der erhoͤhten
Temperatur. Da die verbrannte Luft und die Produkte ihrer Verbrennung, weil sie
leichter sind, emporsteigen, so tritt eine neue Portion Luft an ihre Stelle, zersezt
sich und steigt ebenfalls in die Hoͤhe.
Die Verbrennung entwikelt Waͤrme, wovon ein Theil ausstrahlt und der andere in
der verbrannten Luft zuruͤkbleibt und mit ihr entweicht. Erstere nennt man
strahlende Waͤrme; sie wird durch einen gluͤhenden Koͤrper in
alle Richtungen ausgestrahlt und hat die Eigenschaft, sich mit großer Schnelligkeit
in gerader Linie fortzubewegen und die Luft zu durchstreichen, ohne sie merklich zu
erhizen. Die strahlende Waͤrme, welche sich bei der Verbrennung entwikelt,
ist aber sehr wenig betraͤchtlich und in den technischen Kuͤnsten von
gar keiner Wichtigkeit; fast den ganzen Waͤrmestoff reißt die Luft mit sich
fort. Hingegen wird bei dem Heizen unserer Zimmer bloß der strahlende
Waͤrmestoff benuzt und bei der Einrichtung unserer Kamine, auch nur 1/800 tel
der entwikelten Waͤrme nuͤzlich verwandt.
Wenn man die von einem Feuerherd erzeugte Quantitaͤt nuͤzlicher
Waͤrme erfahren will, muß man hauptsaͤchlich seine Temperatur aus
Mitteln, denn diese ist der entbundenen Waͤrme nicht proportional.
Unter Temperatur versteht man die Kraft, womit der Warmestoff aus dem Koͤrper
oder dem Raume, worin er sich befindet, zu entweichen sucht, und man kann sie mit
nichts besser vergleichen, als mit der Anstrengung, welche ein comprimirtes Gas
macht, um aus dem Gehaͤuse, worin es eingeschlossen ist, zu entweichen; und
so wie das Maß dieser Anstrengung nicht hinreicht, um das Volum des Gases zu
bestimmen, so reicht auch das der Tension, womit der Warmestoff sich zu entbinden
strebt, nicht hin, um seine Quantitaͤt kennen zu lernen.
Durch diese scharfsinnige Vergleichung wird der Unterschied zwischen der Temperatur
und der von einem Brenn-Material entbundenen
Waͤrme-Quantitaͤt vollkommen deutlich.
Die Erhoͤhung der Temperatur bestimmt man durch Instrumente, die man Thermometer oder Pyrometer
nennt; durch diese erfaͤhrt man aber nicht die Waͤrme-Quantitaͤt,
und um diese leztere zu messen, bedient man sich eines unter dem Namen Calorimeter bekannten Apparates. Am haͤufigsten
bedient man sich des von Lavoisier erfundenen, wobei der
entwikelte Warmestoff der Menge des geschmolzenen Eises proportional ist. Das
Schmelzen des Eises eignet sich sehr gut, um ein genaues Maß zu erhalten, weil
dieser Koͤrper immer bei derselben Temperatur schmilzt und unter allen
Umstaͤnden hiezu einer dem Gewichte des hervorgebrachten Wassers
proportionalen Waͤrmemenge bedarf. Wenn man ein Kilogramm Eisen mehrere
Stunden lang in kochendes Wasser legt, welches bekanntlich die Temperatur von
hundert Centestmalgraden bestaͤndig beibehaͤlt, und es dann schnell in
eine hohle Eiskugel oder in den Calorimeter bringt, so wird es allen
Waͤrmestoff verlieren, den es enthaͤlt und der die Temperatur des
Eises uͤbertrifft. Ein gewisser Theil dieses lezteren wird schmelzen und
dadurch das genaue Maß der Waͤrme-Quantitaͤt geben, welche das
Kilogramm Eisen absorbirte, um auf die Temperatur von hundert Centesimalgraden zu
kommen.
Wenn man an Statt eines Kilogrammes Eisen, in den Calorimeter ein Kilogramm kochendes
Wasser bringt, so wird acht Mal mehr Eis, als im vorhergehenden Versuche schmelzen.
Da die Temperatur der beiden Koͤrper dieselbe ist, und die Quantitaͤt
des geschmolzenen Eises sich wie Eins zu Acht verhaͤlt, so kann man daraus
schließen, daß ihre respektive Quantitaͤten fuͤr den
Waͤrmestoff, oder die Quantitaͤt, welche sie von diesem Fluidum
enthalten, wenn sie auf gleicher Temperatur sind, sich auch wie Eins zu Acht
verhaͤlt.
Man darf also die Temperatur mit der Waͤrme-Quantitaͤt nicht
verwechseln; um aber diese leztere zu berechnen, muͤssen wir uns uͤber
eine Einheit verstaͤndigen, wodurch man sie leicht messen kann; denn es gibt
noch keine in dieser Hinsicht allgemein angenommene.
Hr. Clément schlaͤgt vor, zu dieser Einheit
die Waͤrme-Quantitaͤt anzunehmen, welche erforderlich ist, um
die Temperatur eines Kilogrammes Wasser um einen Centesimalgrad zu erhoͤhen
und nennt sie Calorie (Waͤrme-Einheit).
Der Gebrauch dieser Einheit ist außerordentlich bequem und erleichtert die Anwendung
der Theorie der Waͤrme sehr.
Um die absolute Quantitaͤt der Waͤrme-Einheiten, welche in dem
Calorimeter durch die Erkaͤltung oder Verbrennung eines Koͤrpers
erzeugt werden, abzuleiten, muß man die Waͤrme-Quantitaͤt
kennen, welche bei der Schmelzung eines bestimmten Gewichtes Eis absorbirt wird;
nach den von Lavoisier angestellten Versuchen geben Ein
Kilogramm Wasser von 75° (C.) und Ein Kilogr. Eis von 3°, zwei Kilogr.
Wasser von 0°: eine Waͤrme-Einheit kann also 1/75 Kilogr. oder 0,0133 Kilogr. Eis
schmelzen; oder es sind fuͤnf und siebenzig Waͤrme-Einheiten
noͤthig, um Ein Kilogramm Eis zu schmelzen.
Man hat vermittelst des Calorimeters die Quantitaͤt der
Waͤrme-Einheiten bestimmt, welche die Verbrennung der meisten
gewoͤhnlichen Brennmaterialien erzeugt und so ihren relativen Werth bestimmt.
Die Kohle, das Holz und der Torf koͤnnen leicht verbrannt werden; man kann
bei dem Versuche leicht alle Quellen des Irrthums vermeiden, wenn man nur Luft von
0° in den Apparat hinein und sie erst dann entweichen laͤßt, wenn sie
neuerdings diese Temperatur erhalten hat. Die Steinkohle bietet groͤßere
Schwierigkeiten dar, weil sie einer hoͤheren Temperatur bedarf, um sich zu
entzuͤnden; auch hat keiner von den Versuchen, welche so oft mit diesem
Brennmaterial wiederholt worden sind, genuͤgende Resultate gegeben.
Die verschiedenen Arten von Holz gaben immer dieselbe Quantitaͤt
Waͤrme, wie man dieses schon nach ihrer Zusammensezung vermuthen konnte,
obgleich ihre Verbrennung nicht bei gleicher Temperatur Statt fand. Was die
Steinkohle betrifft, so kann man ihre waͤrmeerregende Kraft aus ihrer Analyse
ableiten und man wird sich wenig von der Wahrheit entfernen, wenn man den durch
ihren Gehalt an fremden Koͤrpern entstehenden Waͤrmeverlust dadurch
ausgleicht, daß man die durch den freien Wasserstoff hervorgebrachte Waͤrme
vernachlaͤssigt; es bleibt dann nur noch der Kohlenstoff zuruͤk,
welcher der troknen Holzkohle gleich gestellt werden kann. Der Torf erzeugt
ungefaͤhr nur ein Fuͤnftel der durch die Holzkohle entbundenen
Waͤrme.
Die folgende Tabelle zeigt den relativen Werth der gewoͤhnlichen
Brennmaterialien hinsichtlich ihrer Waͤrmeproduktion und gibt die
Quantitaͤt der durch ihre Verbrennung erzeugten
Waͤrme-Einheiten an. Die erste Zahlenreihe gibt die Quantitaͤt
des in dem Calorimeter geschmolzenen Eises an und aus der zweiten Columne, wo diese
Quantitaͤt mit fuͤnf und siebenzig multiplicirt ist, ersieht man die
Anzahl der Waͤrme-Einheiten.
Textabbildung Bd. 32, S. 361-362
Geschmolzenes Eis;
Waͤrme-Einheiten; 1 Kilogr. Wasserstoff; Kilogr. trokne Holzkohle;
Kilogr. Kohks von 10% Asche; Kilogr. Steinkohle, 1ste Qualitaͤt; dieselbe
schlechtere Qualitaͤt, 20% Asche; Kilogr. Vollkommen ausgetroknetes Holz;
1 Kilogr. Gewoͤhnlich troknes Holz mit 20% Wasser; Kilogr.
Gewoͤhnlicher Torf
Aber die Kenntniß des waͤrmeerzeugenden Werthes der Brennmaterialien reicht
noch nicht hin, um ihren relativen Werth als Brennmaterial zu bestimmen; denn wenn
die entbundene Waͤrme uͤber einen groͤßeren Raum verbreitet
ist, ist die Temperatur nicht so hoch. Das trokne Holz z.B., dessen
waͤrmeerzeugende Kraft halb so groß als die der Steinkohle ist, bringt
dessenungeachtet eine nuzbare Waͤrme hervor, die auf 60 Procent von
derjenigen steigt, welche lezteres Brennmaterial gibt.
Dessenungeachtet kann man sich obiger Tabelle in der Praxis sehr vortheilhaft
bedienen und wir wollen, um dieses deutlicher zu machen, jezt einige Beispiele
anfuͤhren.
Ein Faͤrber hat stuͤndlich 4000 Kilogr. kochendes Wasser
noͤthig, und wuͤnscht zu wissen, wie viel Brennmaterial er anwenden
muß, um diese Quantitaͤt zu erhalten.
Da eine Waͤrme-Einheit diejenige Quantitaͤt Waͤrme ist,
welche erfordert wird, und Ein Kilogramm Wasser und einen (Centesimal-) Grad
zu erhizen, so sind, um 4000 Kilogr. Wasser auf 100 Grade zu erhizen, 400,000
Waͤrme-Einheiten noͤthig; dividirt man diese ganze Summe durch
7050, welches die Anzahl der durch die Verbrennung Eines Kilogrammes Steinkohlen
erzeugten Waͤrme-Einheiten ist, so findet man, daß man davon beinahe
56 Kilogrammen verbrennen muͤßte, wenn alle Waͤrme benuzt
wuͤrde; man verliert aber davon immer wenigstens ein Drittel durch die
Seitenwaͤnde des Herdes und man muß also den 56 Kilogr. noch die
Haͤlfte dieser Quantitaͤt oder 28 Kilogr. zusezen; um daher 4000
Kilogr. kochendes Wasser zu erhalten, muß man in Allem 84 Kilogrammen Steinkohlen
verbrennen.
Wenn man Wasser in Dampf verwandeln will, so ist mehr Waͤrme noͤthig;
denn ein Kilogramm Wasser absorbirt, wenn es bei 100 Grad verdampft, eine
Quantitaͤt Waͤrmestoff, welche hinreichend ist, dieselbe
Quantitaͤt Wasser um 550 Grade zu erhizen; Ein Kilogramm Dampf kostet also
650 Waͤrme-Einheiten.
Wenn man annimmt, daß die Unterhaltung einer Dampfmaschine 600 Kilogrammen
Wasserdampf erfordert, so sind, um diese zu erzeugen, 390,000
Waͤrme-Einheiten noͤthig oder das Produkt von 600 in 650,
dividirt durch 7050; man findet 55 fuͤr die Anzahl von Kilogrammen
Steinkohle, welche erforderlich ist, um das Wasser zu verdampfen, und diese muß man,
wie in dem vorhergehenden Beispiele, noch um die Haͤlfte vermehren, um die
Waͤrme, welche
die Seitenwaͤnde des Herdes entziehen, auszugleichen. Man muß also 87 und ein
halbes Kilogramm Steinkohlen anwenden, um 600 Kilogramm Wasser in Dampf zu
verwandeln. Man koͤnnte auf aͤhnliche Weise alle anderen Wirkungen der
Waͤrme berechnen.
Die Verbrennung der so eben besprochenen Substanzen bringt eine hohe Temperatur
hervor; um sie zu messen, bedient man sich gewoͤhnlich des Pyrometers von Wedgwood. Er gruͤndet sich auf die
Eigenschaft des Thones, sich beim Erhizen zusammenzuziehen; man mißt diese
Zusammenziehung vermittelst der beiden graduirten kupfernen Staͤbe, die einen
Winkel Hilden, in welchen man die calibrirten Thoncylinder, welche dem Feuer
ausgesezt worden sind, hineinbringt. Der Grad, welchen die auf einem der
Staͤbe angebrachte Scale anzeigt, bestimmt die Temperatur des Feuerherdes, in
welchen der Koͤrper gebracht worden ist.
Man hat versucht, die von dem Pyrometer angezeigten Grade auf Thermometergrade zu
reduciren und berechnet, daß die Temperatur eines Herdes sich auf zehn bis
zwoͤlf tausend Centesimalgrade erhoͤhen kann.
Hr. Clément wollte sich von der Richtigkeit dieser
Thatsache uͤberzeugen und hat in dieser Absicht verschiedene Substanzen, wie
Eisen, Platin, Thon, einem heftigen Feuer ausgesezt; er warf sie sodann in den
Calorimeter und berechnete den Temperaturgrad aus der Quantitaͤt der
entbundenen Waͤrme, indem er die specifische Waͤrme der zum Versuche
angewandten Substanzen beruͤksichtigte. Er fand auf diese Art, daß die
Temperatur eines Herdes zwei tausend, bis zweitausend fuͤnfhundert Grade des
hunderttheiligen Thermometers nicht uͤbersteigt.
(Die Fortsezung folgt.)