Titel: | Ueber parallele Bewegung an einer Dampfmaschine. Von Plumb. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXVII., S. 81 |
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XXVII.
Ueber parallele Bewegung an einer Dampfmaschine.
Von Plumb.
Aus dem London Journal of Arts. October 1829. S.
15.
Mit der Abbildung Fig. 24. auf Tab.
III.
Plumb, uͤber parallele Bewegung an einer
Dampfmaschine.
Der brauchbare Aufsaz des Hrn. Aris im vorigen Hefte
veranlaßt mich zu einigen Zeilen uͤber denselben Gegenstand. Die Regeln,
welche ich hier zur Erzeugung einer parallelen Bewegung vorschlage, sind, wie es mir
scheint genauer, als irgend andere, welche bisher im Druke empfohlen und angewendet
norden sind.
Folgende Regel zur Berechnung der gehoͤrigen Laͤnge oder des
Halbmessers der Zaumstange zur parallelen Bewegung fuͤr jeden Halbmesser der
Hinteren Glieder wurde in Hrn. Farey's Abhandlung uͤber
die Dampfmaschine (Farey's
treatise on the steam engine) mitgetheilt. Sie wird Hrn.
Stevenson zu Newcastle zugeschrieben.
Regel. Man erhebe die Entfernung des Mittelpunktes des
großen Hebels, A, von dem Gefuͤge, D, woran die Hinteren Glieder aufgehaͤngt sind,
also AD, in Zollen, zum Quadrate, und theile
dieses Quadrat durch die Laͤnge der parallelen Stangen EC, in Zollen, der Quotient ist der Halbmesser der
Zaumstange, FE, in Zollen.
Beispiel. Der große Hebel AB ist 111 Zoll: Halbmesser. Das Gefuͤge der Hinteren Glieder!) DE
= 66 Zoll: Halbmesser. Die Laͤnge der parallelen
Stangen EC
= 45 Zoll. So wird
66 Zoll quadrirt = 4356 Zoll.
Diese getheilt durch 45, gibt 96,8 Zoll fuͤr den
Halbmesser der Zaumstange FE.
Diese Regel ist fuͤr die meisten praktischen Faͤlle hinlaͤnglich
genau; sie ist aber nicht in aller Strenge richtig, und, obschon der Fehler
innerhalb der Graͤnzen der Verhaͤltnisse der parallelen Bewegung einer
Dampfmaschine nicht merklich ist, so wuͤrde er doch bedeutend werden, wenn
man eine parallele Bewegung darnach berechnen sollte, wo die Hinteren Glieder in
einem weit kuͤrzeren Halbmesser aufgehaͤngt sind, als die
Haͤlfte desjenigen des groͤßeren Hebels.
Folgende Regel laͤßt sich in aͤußersten Faͤllen mit einer
unbedeutenden Abweichung von vollkommener Genauigkeit anwenden:
Wenn die SchwingungDie Schwingung des Endes des großen Hebels oder irgend eines
Gefuͤges, das sich auf aͤhnliche Weise bewegt,
ist der Sinus Versus des halben Bogens, der
durch dieses Gefuͤge beschrieben wird; so ist ab die Schwingung des Endes des großen
Hebels AB, und cd die Schwingung des Punktes D. A. d. O. des Endes des großen Hebels und auch des Gefuͤges, in welchem die Hinteren Glieder
aufgehaͤngt sind; die Laͤnge des Stoßes des Staͤmpels (oder die
Sehne des Bogens, welchen das Ende des großen Hebels beschreibt) und die
Laͤnge des Gefuͤges der Hinteren Glieder gegeben sind; nehme man die
Differenz zwischen der Schwingung, ab, des großen
Hebels, und der Schwingung cd des Gefuͤges
der Hinteren Glieder, als die eigene Schwingung von ef, der Zaumstangen (oder den Sinus Versus des
halben Bogens, welchen ihre beweglichen Enden E
beschreiben wuͤrden); so wird der Sinus
Ef des Bogens Ee
gleich seyn Dc, der halben Laͤnge des
Stoßes der Hinteren Glieder.
Um dann den Halbmesser der Zaumstangen zu finden, dient folgende Regel: Man quadrire die Haͤlfte des Stoßes D c der Hinteren Glieder; addire zu diesem Quadrate das
Quadrat der Schwingung ef Her Zaumstangen, und
dividire die auf diese Weise erhaltene Summe durch die doppelte Schwingung, ef, der Zaumstangen; der Quotient ist der
gehoͤrige Halbmesser fuͤr die Zaumstangen.
I. Beispiel. Da der große Hebel AB 111 Zoll Halbmesser und 6 Zoll Schwingung hat,
so ist die Schwingung, ef, der Zaumstange 3 Zoll,
wenn die Hinteren Glieder bei halbem Stoße aufgehaͤngt sind; und der halbe
Stoß der Hinteren Glieder (als Aequivalent des Sinus des
halben Bogens, welchen die Zaumstangen beschreiben) = 18 Zoll. Also nach der
Regel:
(18 Zoll quadrirt =) 324 Zoll + (3 Zoll quadrirt =) 9 Zoll = 333 Zoll ÷ (3
Zoll × 2) = 55 1/2 Zoll; oder dem halben Halbmesser des großen Hebels
fuͤr den Radius der Zaumstangen.
II. Beispiel. Fuͤr einen aͤußersten Fall, wo die Hinteren Glieder bei
einem Sechstel des Halbmessers des großen Hebels aufgehaͤngt sind, oder bei
Einem Fuß Halbmesser; die Schwingung der Hinteren Glieder = 1 Zoll; die Schwingung
der Zaumstange (6 – 1) = 5 Zoll; der halbe Stoß des Hinteren Gliedes = 6
Zoll.
Also nach der Regel (6 Zoll quadrirt =) 36 Zoll. + (5 Zoll quadrirt) = 25 Zoll = 61
Zoll ÷ (5 Zoll × 2) = 6,1 Zoll fuͤr den Halbmesser der
Zaumstange.
Diese Regel, und Hrn. Stevenson's, wurden in einer Figur
versucht; der große Hebel zu 111 Zoll Halbmesser und 6 Zoll Stoß. Die Schwingung des
Endes des großen Hebels 6 Zoll. Die Hinteren Glieder bei einem Viertelstoße
aufgehaͤngt oder 27 3/4 Zoll Halbmesser.
Der halbe Stoß der Hinteren Glieder war dann 9 Zoll; ihre Schwingung 11/2 Zoll; die
Schwingung der Zaumstangen 4 1/2 Zoll; die parallelen Stangen waren 83 1/4 Zoll
lang. Bei diesen Verhaͤltnissen gibt Hrn. Stevenson's Regel 9 1/4 Zoll fuͤr den Halbmesser der Zaumstangen
und gestattet der Staͤmpelstange eine Abweichung von ungefaͤhr 2,83
Zoll von der senkrechten Linie. Die andere Regel gibt 11 1/4 Zoll, fuͤr den
Halbmesser der Zaumstangen, und gestattet eine Abweichung von 1/2 Zoll von der
Senkrechten fuͤr die Staͤmpelstange.
Wenn die Hinteren Glieder bei einem Drittel Stoß aufgehaͤngt sind, oder 37
Zoll Halbmesser, so gibt Hrn. Stevenson's Regel 18 1/2
Zoll Halbmesser fuͤr die Zaumstaugen, und erlaubt etwas mehr als 1/2 Zoll
Abweichung an der Staͤmpelstange. Die andere Regel gibt 20 Zoll fuͤr
den Halbmesser der Staͤmpelstange, und gestattet ungefaͤhr ein
Sechstel Abweichung fuͤr die Staͤmpelstange.
In aͤußersten Faͤllen im entgegengesezten Sinne, d.h., wenn die
Hinteren Glieder sehr nahe am Ende des großen Hebels aufgehaͤngt sind, geben
die beiden Regeln bedeutend verschiedene Halbmesser fuͤr die Zaumstangen;
allein, bei der großen Laͤnge dieser Halbmesser weichen die Schwingungen der
Hinteren Glieder und der Zaumstangen in ihrem Verhaͤltnisse zur halben
Laͤnge ihrer Stoͤße nur wenig ab, und die Resultate beider Regeln sind
beinahe dieselben. So gibt z.B. bei einem Balken von obiger Groͤße, wenn die
Hinteren Glieder bei 1/3 Stoß oder 74 Zoll Halbmesser aufgehaͤngt sind, Hrn.
Stevenson's Regel 148 Zoll Halbmesser fuͤr die
Zaumstangen, waͤhrend die andere Regel 145 Zoll gibt; bei beiden Halbmessern
werden aber die Zaumstangen die Staͤmpelstange nicht um mehr, als um 1/10
Zoll von der Senkrechten abweichen lassen.
Die Staͤmpelstange einer Dampfmaschine wird sich nur dann in einer vollkommen
senkrechten Linie bewegen, wenn der Halbmesser der Hinteren Glieder der parallelen
Bewegung = ist der Laͤnge der Parallelstangen, indem dann die Zaumstangen und
Hinteren Glieder gleiche Halbmesser und gleiche Stoßlaͤngen haben; sie werden
daher in jedem Punkte der Bogen, welche sie beschreiben, von der senkrechten Linie
genau um dieselbe Groͤße in entgegengesezten Richtungen abweichen, und die
Summe ihrer Schwingungen wird jedes Mal der correspondirenden Schwingung des Endes
des großen Hebels gleich seyn: unter allen anderen Verhaͤltnissen der
parallelen Bewegung aber, d.h., wo immer der Halbmesser der Hinteren Glieder nicht =
ist der Laͤnge der parallelen Stangen, sind die Halbmesser der Hinteren
Glieder und der Zaumstangen von ungleicher Laͤnge, waͤhrend die Sinus der Bogen, die sie beschreiben, von gleicher
Laͤnge sind, und die Summe ihrer Schwingungen wird nicht jedes Mal gleich
seyn der correspondirenden Schwingung des Endes des großen Hebels. Die successiven Abweichungen der
Staͤmpelstange von der Verticalen waͤhrend der ganzen Laͤnge
des Stoßes werden gleich seyn den Unterschieden zwischen den Schwingungen des großen
Hebels und der Summe der Schwingungen der Hinteren Glieder und der Zaumstangen.
Durch Berechnung dieser Unterschiede an verschiedenen Punkten der Laͤnge des
Stoßes kann eine krumme Linie entworfen werden, die die wahre Bahn der
Staͤmpelstange zeigt.