Titel: | Maschine zur Verfertigung der Ziegel, nebst einigen Beobachtungen über das Verfahren bei derselben. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XLIX., S. 176 |
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XLIX.
Maschine zur Verfertigung der Ziegel, nebst
einigen Beobachtungen uͤber das Verfahren bei derselben.
Aus dem Recueil industriel, N. 33. S.
297.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Maschine zur Verfertigung der Ziegel.
Der Correspondent, welcher diese kleine Beschreibung mittheilte, sagt, daß er diese
Maschine zu Montreal in Canada arbeiten sah, und daß sie nur in großen Ziegeleien
anwendbar ist, was uns aber nicht so scheint.
Fig. 16.
stellt diese Maschine vor, so wie sie in Canada gebraucht wird.
AB ist ein hoͤlzerner Trog aus Einem
Stuͤke, und 18 Fuß lang. (Die Redaktion des Recueil bemerkt, daß er kuͤrzer seyn koͤnnte.)
DE sind zwei kleine Balken, zwischen welche der
Keil C faͤllt.
FG sind leere Model, in welche man den Thon
bringt.
Wenn der Widder den Keil stoͤßt, treibt er D und
E gegen die in F und G enthaltene Erde mit einer nach dem berechneten Druke
erforderlichen Kraft.
Die Figur zeigt hier nur die Bildung zweier Ziegel. Es ist aber klar, daß man derselben so viel
man will erzeugen kann, wenn man den Trog und den Keil groͤßer macht, und die
Zahl der Balken und Model darnach vervielfaͤltigt. Ein Stoß des Widders kann
dann auf ein Mal einige Duzende Ziegel verfertigen.
Wir muͤssen noch beifuͤgen, daß man Hohl- und Plattziegel und
Thonplatten von allen Formen auf diese Weise verfertigen kann; was man aber in
Canada nicht thut, weil man sie daselbst nicht braucht.
Wir glauben auch, daß man noch andere irdene Waaren auf dieselbe Weise bereiten
koͤnnte, und theilen hier unsere Bemerkungen mit.
Wir wuͤrden FG auf Reibungswalzen sezen, um
sie beweglicher zu machen.
Wir wuͤrden einen Hebel anbringen, um den Keil zu heben und seine inneren
Flaͤchen mit sehr glatten Eisenplatten belegen, die wir bestaͤndig mit
Fett geschmiert erhalten wuͤrden.
Wir wuͤrden auch kleine Reibungswalzen an den Seiten von FG anbringen oder laͤngs den
Scheidewaͤnden zwischen jeder Linie der Model.
Um sie auf den Punkt zuruͤkzufuͤhren, auf welchem sie die Figur zeigt,
nachdem sie die Erde gedruͤkt haben, wuͤrden wir ein kleines
Rollenspiel mit Schnuͤren anbringen, das stark genug ist, um nur eines Kindes
zu beduͤrfen, das dasselbe in Thaͤtigkeit zu versezen vermag.
Da das Ankleben des Thones ein großes Hinderniß ist, so wuͤrden wir zur
Vermeidung desselben die Model aus Gußeisen und mit sehr glatter Oberflaͤche
machen. Dasselbe Kind, welches FG spielen
laͤßt, sie in den Mittelpunkt zuruͤkfuͤhrt und den Keil hebt,
koͤnnte sie von Zeit zu Zeit mit einem schlechten hoͤchst wohlfeilen
Oehle schmieren, oder mit irgend einer Seifenaufloͤsung, oder mit Walkererde,
mit Kreide etc.,Graphit wuͤrde noch besser seyn. A. d. Ue. und sich hierzu einer Art Wedels aus Borsten bedienen, der eben so groß ist
als der innere Hohlraum des Models. Auf diese Weise wuͤrde die Arbeit
aͤußerst schnell gehen.
Wir wuͤrden den Boden der Model in Falzen auf einer eisernen Seitenstange
laufen lassen, die auf derselben entweder in Gemeinden, oder fest und unbeweglich
angebracht sind, wenn man naͤmlich die Boden der Model an den Seiten
herausziehen wollte, um sie auf ein Mal zu entleeren.
Diese Verbesserung ist wichtig, in dem sie dem Ankleben des Thones abhilft. Die
gedrukte Platte, die dann keine Stuͤze mehr hat, wuͤrde nothwendig von
selbst herabfallen, oder wenigstens, um ganz von dem Model frei zu werden, nur eines
sehr leichten Drukes von oben beduͤrfen, wenn man den Dekel der Model
hebt.
Die Ziegel wuͤrden unten auf einem langen mit Sand uͤberstreuten Brette aufgenommen, das
sich auf Walzen uͤber eine Eisenbahn bis zur Trokenstelle bewegt.
Es wuͤrde also bei allen verschiedenen hier noͤthigen Arbeiten die Hand
so zu sagen nur zur Leitung nothwendig seyn.
Um die Arbeiten zu beschleunigen, wuͤrden wir den Thon, welcher gepreßt werden
soll, auf eine sehr ebene Buͤhne legen, die mit Sand uͤberstreut und
mit Leisten eingefaßt ist, welche genau so hoch emporragen, als die Ziegel oder
Platten, welche gepreßt werden sollen, dik werden sollen. Ueber den Thon
wuͤrden wir eine schwere Walze laufen lassen, die ihn in der
gehoͤrigen Dike zusammendruͤkt.
Um die Arbeit noch mehr zu beschleunigen, und die Form der Ziegel oder Platten,
welche gepreßt werden sollen, so regelmaͤßig zu machen, als moͤglich
und wie die Model sie verlangen, wuͤrden wir eine Reihe Schneid- oder
Durchschlageisen anbringen, die auf ein Mal laͤngs der ganzen Laͤnge
der Buͤhne oder nach der Breite derselben so viel vierekige Stuͤke
Thon ausschneidet oder durchschlaͤgt, als die Maschine auf ein Mal Ziegel
oder Platten verfertigt.
Die Buͤhne muͤßte uͤberdieß nahe genug stehen, um den Arbeiter,
der sie mit Thon versieht, seine Arbeit verrichten zu lassen, ohne daß er einen Fuß
von der Stelle zu bewegen braucht. Ein beweglicher Widder auf einem kleinen Wagen
koͤnnte die Durchschlag- oder Schneideisen eintreiben, und man
koͤnnte noch uͤberdieß mehrere kleinere Buͤhnen, die sich auf
Walzen kleinerer Eisenbahnen bewegen, vorrichten.
Wir wuͤrden auch eine Menge kleiner Loͤcher auf diesen Buͤhnen
anbringen, damit, im Falle daß man fuͤr mehrere Tage solche durchgeschlagene
Platten oder Ziegel im Vorrathe haben wollte, dieselben nach unten etwas
abtroͤpfeln koͤnnten.
Es scheint uns, daß bisher noch kein einfacherer, wohlfeilerer, dauerhafter,
schneller arbeitender und mehr im Großen anwendbarer Mechanismus zum Ziegelschlagen,
der weniger Kraft und Haͤnde forderte und weniger Maͤngel und
Unbequemlichkeiten besaͤße, als diese Maschine aus Canada, bekannt gemacht
worden ist, vorausgesezt, daß man obige Verbesserungen an demselben anbringen
wollte.
In dieser Hinsicht hat sie unsere Aufmerksamkeit verdient, und wir glauben, daß sie,
mit unseren Verbesserungen, dem Wunsche der Société d'Encouragement entsprechest koͤnnte: die
Theorie ist hier so klar, daß die Praxis an derselben wenig oder gar nichts
zuzusezen haben wird.
Wir wollen jedoch noch eine andere Maschine hier angeben, welche Hr. Dixon Vallance im November 1827. bekannt machte.Wir liefern die hier gegebene Beschreibung und Abbildung nicht wieder, da sie sich
bereits im XXVIII. Bd. S. 134. des
Polyt. Journ. beschrieben und abgebildet
befindet. A. d. Ue.
Die großen Fehler an dieser Maschine des Hrn. Vallance
ergeben sich bei dem ersten Blike.
1) arbeitet sie aͤußerst langsam.
2) fordert sie eine sehr große Kraft selbst bei einer geringen Menge Arbeit; sie
laͤßt sich nicht in weitem Umfange anwenden.
3) kommt sie an und fuͤr sich und in ihren Ausbesserungen sehr theuer zu
stehen.
4) macht der Druk von oben nach unten den Thon nur noch fester am Boden des Models
kleben.
Indessen kann man nicht laͤugnen, daß diese Maschine bei allen ihren
Maͤngeln sinnreich ist, obschon man sie nicht brauchen kann: denn man will
schnell, wohlfeil und mit wenig Kraft arbeiten. Wir fuͤhrten sie hier bloß
an, um die Vorzuͤge der canadischen Maschine deutlicher zu machen, und die
Einfachheit, Wohlfeilheit und Festigkeit derselben zu zeigen.
Wir haben alle Maschinen zum Ziegelschlagen, die man in England und in anderen
Laͤndern vorschlug und patentisiren ließ, studiert, und gefunden, daß wenn
sie auch sehr sinnreich sind, sie doch zu sehr zusammengesezt, und zu kostbar sind,
auch in dem Unterhalte zu viel kosten, zu viel Kraft fordern; daß der Thon zu sehr
anklebt u. dgl. Wir behaupten dabei nicht, daß die canadische Maschine (die wir,
nach den van uns angebrachten Verbesserungen, die unsrige nennen koͤnnten)
vollkommen fehlerfrei ist; wir glauben aber, daß so, wir sie beschrieben haben, sie
dem groͤßten Theile der Forderungen entspricht, welche die Société d'Encouragement gestellt hat. Wir
koͤnnen nicht nach Frankreich gehen, und den uͤbrigen Forderungen der
Société durch Errichtung einer Fabrik
etc. Genuͤge leisten. England besizt gegenwaͤrtig, wir sind hiervon
uͤberzeugt, keine Ziegelei, die durch Maschinen betrieben wird, und alle
Patente, die man sich daselbst auf solche Maschinenziegeleien geben ließ, beruhen
auf sich selbst.
Da wir uns lange Zeit uͤber mit Ziegelschlagen beschaͤftigten, so
glauben wir noch einige Bemerkungen uͤber die Behandlung des Thones und
uͤber die Materialien, die man demselben (wie wir glauben, mit Unrecht) in
ungeheuerer Menge beimengt, beifuͤgen zu duͤrfen.
Beigemengte Materialien.
Man siebt die Asche der Steinkohlen durch ein Drathsieb mit weiten Mischen, und
bildet mit dieser Asche Zwischenlagen zwischen dem Thone.
Das Verhaͤltniß der Dike dieser Lagen (an der Asche, ehe sie durch die Schwere des Thones
niedergedruͤkt wurde, berechnet) ist wie ungefaͤhr 1 : 3, und, nach
dem Zusammendruͤken, wie 1 : 7 bis 8.
Man haͤuft diese Asche an einer trokenen Stelle, zu ungeheueren Haufen mit dem
Thone an. Wir sehen taͤglich vierekige Haufen von 150 Fuß im Gevierte und
6–8 Fuß Hoͤhe (nachdem die Mischung sich bereits gesezt hat) vor
unseren Augen.
Man fuͤhrt diese Haufen Ende Herbstes auf, und sticht sie im Fruͤhjahre
wieder um, ohne dabei besonders regelmaͤßig zu Werke zu gehen.
Man bringt sie hierauf in eine kreisfoͤrmige mit Wasser gefuͤllte
Grube, in deren Mittelpunkte sich ein senkrechter Wellbaum befindet, welcher von
einem Pferde oder von zwei Pferden getrieben wird, wodurch zwei oder vier Egen umher
gezogen werden, die diesen Thon in allen Richtungen durchschneiden.Dieß ist die hollaͤndische Klaymuͤhle. A. d. Ue.
Diese Vorrichtung ist immer einige Fuß uͤber großen vierekigen Beken von
2–3 Fuß Tiefe, erhoben, welche den zerruͤhrten Thon (den Rahm, der
durch das Umruͤhren mittelst der Egen mit ihren Messern entsteht)
aufnehme.
Damit sich kein Saz und keine Anhaͤufung bildet, bringt man Reihen von
Troͤgen von leichtem Holze an (die etwas hoͤher sind, als die
Raͤnder des Bekens), wodurch die zerruͤhrte Masse uͤberall
gleichfoͤrmig vertheilt wird.
Dieser ersten Mischung sezt man eine gewisse Menge von Kreide zu, welche gleichfalls
in einer kreisfoͤrmigen Grube mittelst einer aͤhnlichen
Roßmuͤhle zerrieben und zerruͤhrt wird, nur daß hier, Statt der Egen,
zwei große Raͤder mit breiten Felgen sich drehen, die die Kreide
zerdruͤken, in dem der Boden Stein oder Gußeisen ist.
Durch die Bewegung dieser Raͤder wird das Wasser, dessen zu viel seyn mag, in
einer Art von Milchstrom durch Troͤge auf alle Punkte des Bekens vertheilt,
waͤhrend in diesem die erste Mischung eingeruͤhrt, und so auch die
Kreide gleichfoͤrmig beigemengt wird.
Nachdem das Beken hinlaͤnglich gefuͤllt ist und sein Wasser durchlaufen
ließ, so daß man auf demselben mittelst langer und breiter Bretter hin und her kann,
dekt man die Oberflaͤche desselben mit einer Lage feiner Steinkohlenasche von
ungefaͤhr 3 Zoll Dike.
Auf diese Weise macht die Waͤrme der Luft keine Spruͤnge in die
darunter befindliche Masse, und man erhaͤlt dieselbe immer so feucht und
teigartig, daß man sich ihrer zu jeder Stunde bedienen kann.
Wenn man sie nun braucht, stuͤrzt man sie in ein Faß, das in seiner Mitte mit
einer senkrechten, mit mehreren Messern bewaffneten, eisernen Achse versehen ist,
welche Messer nach abwaͤrts einen Winkel bilden. Ein Pferd dreht diese
Achse.
Die Erde, die unten aus dem Fasse austritt, wird alsogleich verarbeitet.