Titel: | Aëromechanische Presse. Erfunden und beschrieben von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LVIII., S. 242 |
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LVIII.
Aëromechanische Presse. Erfunden und
beschrieben von Dr. Ernst
Alban.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI. (Fig. 1.)
Alban's aëromechanische Presse.
In meiner, in diesem JournaleSiehe den XXVIII. Bd. die 81. Seite
dieses Journales. gelieferten Vertheidigung des Hochdrukdampfmaschinen-Princips und
Wuͤrdigung seiner Vortheile, habe ich als einen Hauptgewinn bei Anwendung
dieses vortrefflichen Princips und der darnach construirten Maschinen
angefuͤhrt,Siehe die 107. Seite desselben Bandes. daß der in lezteren gewirkt habende Dampf, der alle seine Waͤrme mit
sich fuͤhrt, noch zu mannichfachen, nuͤzlichen, technischen Zweken
verwandt werden koͤnne. Hier will ich eine Methode mittheilen, wie dieser
Dampf, der sich bei Ausstroͤmen aus der Maschine bis zum Druke der
Atmosphaͤre herunter ausdehnt, benuzt werden kann, um sehr maͤchtige
Pressen in Bewegung zu sezen, die ohne allen Kraftaufwand von Seiten irgend einer
bewegenden Maschine, oder irgend eines menschlichen Individuums eine Kraft zu
aͤußern im Stande sind, welche der vollkommen an die Seite gesezt werden
kann, die die beruͤhmten sogenannten Wasser- oder hydromechanischen
Pressen hervorbringen, eine Kraft, die, was diese neue Art von Pressen vor den
hydromechanischen noch auszeichnet, nicht, wie in diesen, nur allmaͤhlich und
sehr langsam bis zu ihrem Maximum gesteigert wird, sondern, wo es erforderlich ist,
in einem sehr kurzen Zeitraume, oft sogar fast augenbliklich bis zum
hoͤchsten Grade erhoben werden kann, und dieß durch eine sehr einfache
Zusammenstellung, von Apparaten, die durch ein Kind in Thaͤtigkeit gesezt und
erhalten, und ohne Sachkenntniß bei ihrer Arbeit bedient werden koͤnnen.
Die Idee zu diesen vorteilhaften Pressen entwarf ich im Jahre 1813, als ich
beschaͤftigt war, eine Oehlmuͤhle durch eine Hochdrukdampfmaschine in
Arbeit zu sezen, jedoch kam ich mit meinen Plaͤnen zu spaͤt zu Stande,
um noch eine wirkliche praktische Anwendung davon machen zu koͤnnen. Eine
Abhandlung, die ich im Jahre 1821. daruͤber schrieb, theilte ich meinem
wuͤrdigen Freunde, dem Herrn Professor Floͤrke mit, der meine Idee
fuͤr sehr leicht ausfuͤhrbar hielt, und der Erfindung ein großes
Gewicht beilegte. Bei meinem Hingange nach England nahm ich Beschreibung und Zeichnung davon
mit, habe aber daselbst keine Gelegenheit gefunden, die Sache in's Werk zu sezen,
auch mußte ich sie spaͤter daselbst ganz aufgeben, als ein gewisser Herr Hall
waͤhrend meiner Anwesenheit in England ein Patent auf eine aͤhnliche
Vorrichtung nahm. Sie ist im Dingler'schen Journale im XVI. Bd. auf der 439. S.
beschrieben, wo man sie mit der meinigen vergleichen kann. Obgleich Hr. Hall nicht
den aus Hochdrukmaschinen kommenden Dampf dabei besonders anzuwenden beabsichtigt
haben mag, und auch die Uebertragung der Kraft auf die zu pressenden Koͤrper,
namentlich auf Oehlsaamenkuchen auf eine von der meinigen verschiedene Weise
beschikt, so ist doch die Sache dem Wesen nach nicht weit von der meinigen
verschieden zu nennen, und Hr. Hall steht in Hinsicht des aus dieser Erfindung
erwachsenden Verdienstes nur in so fern mir nach, als er erst mehrere Jahre
spaͤter dieselbe entwarf und in Anwendung zu bringen versuchte.
Ich will jezt eine Presse dieser Art so beschreiben, wie ich sie Anfangs zum Pressen
des Oehls anzuwenden beabsichtigte, und zu diesem Zweke in meiner vorher
angefuͤhrten Abhandlung beschrieb und abbildete. Nach Auffassung des Princips
derselben wird jeder Mechaniker leicht ihre Anwendung fuͤr andere technische
Zweke zu modificiren verstehen. In meinen Plaͤnen, die ich mit nach England
nahm, hatte ich verschiedene Methoden angegeben, die gewonnene Kraft vortheilhaft
auf die zu pressenden Gegenstaͤnde zu appliciren und hierzu unter andern mich
eines Systems combinirter Hebel bedient. Vielleicht daß ich spaͤter in diesem
Journale auch noch einiges uͤber diese Plaͤne mittheile. Der jezt zu
liefernde Abriß meiner Presse zum Pressen des Oehls ist vorzuͤglich darum
empfehlenswerth, weil er sich durch besondere Einfachheit auszeichnet, und die
Moͤglichkeit in sich schließt, an jedem gewoͤhnlichen Oehlpreßbloke
leicht in Ausfuͤhrung gebracht werden zu koͤnnen. Auch moͤchte
dessen Princip fuͤr viele andere Faͤlle anwendbar seyn, wo man
Koͤrper in engern Behaͤltern zusammenpressen soll, und darum
namentlich bei der Auspressung des Runkelruͤbensaftes aus den
Runkelruͤben mit Nuzen gebraucht werden koͤnnen.
Meine Presse muß durchaus nicht mit der Romershausen'schen Dampfpresse verwechselt
werden, die nur zur Ausziehung wirksamer Bestandtheile aus vegetabilischen und
animalischen Stoffen dient, und wobei die in einem Gefaͤße eingeschlossenen
und comprimirten Daͤmpfe durch ihre Elasticitaͤt und Temperatur auf
die auszuziehenden Stoffe wirken. Bei meiner Vorrichtung brauchen die
Wasserdaͤmpfe den Druk der Atmosphaͤre um nichts zu
uͤbertreffen; sie wirken in meinem Apparate nur dadurch, daß durch ihre
Huͤlfe ein luftleerer Raum gebildet wird, den die atmosphaͤrische Luft
auszufuͤllen strebt und dabei auf die Maschine einen Druk aͤußert, der zur
Pressung der zu pressenden Gegenstaͤnde verwendet wird. Bei dieser
Einrichtung vermag man durch eine geringe Menge Dampf den staͤrksten Druk
hervorzubringen, und hat dabei die Schnelligkeit, das Erneuern und Nachlassen
desselben ganz in seiner Gewalt, ohne irgend eine erhebliche Kraft, als die zum
Drehen kleiner Haͤhne noͤthige anzuwenden, weßhalb die Kraͤfte,
wie gesagt, eines nicht zu kleinen Kindes zur Leitung des Preßgeschaͤftes
ausreichen.
Eine Preßvorrichtung dieser Art ist da allenthalben anzubringen, wo man
Daͤmpfe zu ihrem Betriebe auf irgend eine einfache und billige Weise gewinnen
oder als Nebenprodukt erhalten kann. Wo dieß nicht der Fall ist, wird es auch
Vortheile gewaͤhren, sie durch einen eigenen Kessel mit Dampf versorgen zu
lassen, der in einer Oehlmuͤhle allenfalls durch das die Saamenwaͤrmer
heizende Feuer mit in Thaͤtigkeit gesezt werden kann, ohne daß deßhalb viel
mehr Brennmaterial aufgeopfert wird, als zur Heizung solcher Saamenwaͤrmer
gewoͤhnlich erforderlich ist.
Die Haupteinrichtung dieser Preßvorrichtung, so wie ich sie zum Pressen des Oehles
anwenden moͤchte, besteht in einem Cylinder von
groͤßerm Durchmesser, Tab. VI., A, der aus Gußeisen, gleich den groͤßern
Dampfcylindern, gearbeitet werden kann, und gut gebohrt und polirt seyn muß. In
demselben bewegt sich ein Kolben, c, mit seiner Stange,
b, der ganz wie an Dampfmaschinen eingerichtet und
mit Hanfflechten geliedert ist, und uͤber welchen man zur Verhuͤtung
des Vorbeidringens von Luft etwas geschmolzenen Talg, c,
gießen kann, der sich waͤhrend der Arbeit des Cylinders, wobei er immer warm
bleibt, stets im fluͤssigen Zustand erhalten wird. Dieser Talg dient zugleich
als Schmiere fuͤr den Kolben, weßhalb man dahin sehen muß, daß er immer rein
bleibe. Da der Cylinder unter dem Preßbloke befestigt ist, und dieser seinen innern
Raum gleich einem Dekel vor Verunreinigung schuͤzt, so duͤrfte der
Talg leicht in einem reinen Zustande erhalten werden koͤnnen.
Der Cylinder ist unten mit einem Boden, d, versehen, der
genau luftdicht angeschroben wird. In diesen Boden dringen von unten vier
Roͤhren.
Die erste ist die Dampfroͤhre, e, die den Dampf aus dem Exhaustionsrohr der
Hochdrukmaschine, oder irgend einem Kessel in den Cylinder unter den Kolben
fuͤhrt, und mit einem Hahne, f, versehen ist, den
der Arbeiter regieren kann. Sie ragt im Cylinder gegen 1 1/2 bis 2 Zoll hoch
uͤber den Boden desselben hervor.
Die zweite, die Injectionsroͤhre, g, ist gleichfalls mit einem, von dem Arbeiter zu
regulirenden Hahne, h, versehen, kommt von irgend einem
Behaͤlter mit kaltem Wasser, und ihre gegen 1 1/2 bis 2 Zoll hoch
uͤber den Boden des Cylinders erhabene Oeffnung ist nur klein, so daß das aus
derselben stroͤmende Wasser den Dampf im Cylinder nur langsam verdichten
kann.
Die dritte ist die Abflußroͤhre, i, fuͤr das in den Cylinder gesprizte und
erwaͤrmte Wasser. Diese Roͤhre geht 1 bis 2 Fuß tief nach unten,
kruͤmmt sich dann beinahe eben so hoch wieder nach oben, und ist hier mit
einem leichten Kegelventile, k, versehen, was dem Wasser
aus dem Cylinder den Abfluß verstattet, waͤhrend der Gegenwart des luftleeren
Raums im Cylinder aber keine Luft in denselben dringen laͤßt.
Die vierte ist die Ausblaseroͤhre, l. Sie ist, wie die beiden ersten, mit einem Hahne, m, versehen, ragt auch wie sie, uͤber dem Boden
des Cylinders hervor, und fuͤhrt in's Freie.
Der Kolben des Cylinders wirkt durch seine Stange, die die Form eines einfachen
Keiles hat, entweder auf zwei Preßladen im Preßkloze zugleich, oder auch nur auf
eine, je nachdem man die Anlage der Oehlmuͤhle mehr oder weniger groß
beabsichtigt.
In der doppelten Oehlpresse, wie sie in der gegebenen Figur abgebildet ist, ist ein
Cylinder von 2 Fuß Durchmesser im Lichten, und 2 1/2 bis 3 Fuß Kolbenhub, unter dem
Preßbloke B durch mehrere Schraubenbolzen, n, befestigt, die durch seinen oberen Kranz, o, gehen. Dieser Kranz darf nicht zu schmal seyn, damit
er beim Anliegen an den Preßblok, in dem Acte der Pressung, wo er mit der ganzen
Kraft des niedersteigenden Kolben gegen diesen angedruͤkt wird, selbigem
Flaͤche genug darbiete, und sich nicht in das Holz desselben
eindruͤke. Der Cylinder liegt in einer ausgemauerten Grube C, unter dem Fußboden und ist hier vor jeder
Beschaͤdigung gesichert. Diese Grube muß tief und geraͤumig genug
seyn, damit man gut an den Cylinder kommen koͤnne, wenn bei einer neu
vorzunehmenden Liederung des Kolbens der untere Dekel des Cylinders abgeschraubt
werden muß. Die Kolbenstange operirt in einem Kanale p,
der senkrecht durch den Preßkloz geht. Sie ist von Gußeisen oder, noch besser, von
geschmiedetem Eisen, und ihre keilfoͤrmigen Seitenflaͤchen q und r sind glatt
befeilt.
Oben an der Kolbenstange ist ein starkes Seil, s,
befestigt, das an der Deke der Muͤhle oder des Maschinengebaͤudes
uͤber eine große Rolle geht, und woran ein Gewicht haͤngt, dessen
Schwere groß genug ist das Gewicht der Kolbenstange und des Kolbens nicht allein im
Gleichgewichte zu erhalten, sondern es sammt der Friktion des Kolbens im Cylinder
noch zu uͤberwaͤltigen. Beim Nachlassen der Pressung hebt dieses den
Kolben und befoͤrdert dadurch die Fuͤllung des Cylinders durch
Daͤmpfe.
In dem Preßkloze sind zwei Preßladen D und E mit Naͤpfen und Kernen oder zwei
gewoͤhnlichen Preßplatten t und u, von denen zu beiden Seiten der Kolbenstange eine
steht, angebracht. Auf den Kern oder die innere Preßplatte druͤkt ein
Drukkloz v, der durch die Kolbenstange seitwaͤrts
gegen selbige gedraͤngt wird. Er bewegt sich genau in der Preßlade und
rutscht auf dem Grunde derselben mit messingenen Schienen w,
w, w, w auf eisernen Fuͤhrern xx.
Nach oben ist er durch eine starke eichene Platte y
gegen das Ausweichen gesichert. Diese liegt quer uͤber der Preßlade und ist
zu beiden Seiten derselben auf den Preßkloz fest angeschraubt. Nach der Kolbenstange
hin ist jeder Drukkloz mit einer starken Friktionsrolle z von hartem Gußeisen versehen, deren Stellung aus der Zeichnung deutlich
wird.
Um die in die Preßlade eingesezten Oehlsaamenkuchen zwischen den beiden Preßplatten
gleich nach dem Einsezen so fest als moͤglich einzuengen, sind die beiden
Beikeile 1 und 2 angebracht, die nach dem Einsezen der Kuchen und Platten
eingeschoben und mit einem hoͤlzernen Hammer eingetrieben werden
koͤnnen, ehe man die Presse in Thaͤtigkeit sezt. Auf diese Weise kann
die Presse beim Anlassen sogleich ihre Wirksamkeit auf die Kuchen aͤußern,
und braucht nicht Raum und Zeit zu verlieren durch Hebung der Zwischenraͤume
zwischen Platten und Kuchen. Dieses Beisezen und Antreiben der Keile ist auch in der
Hinsicht empfehlenswerth, als eine moͤgliche Ungleichheit in der Dike der
Kuchen dadurch fuͤr die Presse unschaͤdlich gemacht wird. Wenn
naͤmlich die Keile mit gleicher Kraft eingetrieben werden, so ist die Folge,
daß beide Kuchen, einer mag diker als der andere seyn oder nicht, gleich stark gegen
die Drukkloͤze, und diese dadurch gegen die Kolbenstange des Cylinders
angedraͤngt werden, und daß dann die Kolbenstange bei ihrem Niedergange auf
beiden Seiten immer gleichen Widerstand findet, und so genau senkrecht niedersteigen
kann, ohne durch groͤßere Nachgiebigkeit der Kuchen auf der einen oder der
andern Seite abgelenkt zu werden, was fuͤr den exakten Gang des Kolbens im
Cylinder von Nachtheil seyn wuͤrde.
Die keilfoͤrmigen Flaͤchen q und r der Kolbenstange muͤssen eine Curve
beschreiben, um den ungleichen Widerstand der Oehlsaamenkuchen waͤhrend ihrer
Zusammenpressung zwekmaͤßig zu besiegen, und zwar in der Art, daß, was im
Anfange der Pressung bei groͤßerer Nachgiebigkeit der Kuchen an Kraft der
Presse uͤberschuͤssig ist, benuzt wird, das Fortschreiten der Pressung
in dem Grade zu beschleunigen, als der Widerstand geringe erscheint, hingegen die
Geschwindigkeit der Bewegung des Drukklozes gegen die Laden immer mehr zu
verzoͤgern in dem Verhaͤltnisse, als der Widerstand mit der immer
groͤßern Zusammendruͤkung des Kuchens waͤchst. Auf diese Weise
wird bei voͤllig gleichfoͤrmiger Abwaͤrtsbewegung des Kolbens die Geschwindigkeit in
der die Kuchen zusammendruͤkenden Bewegung der Druͤkkloͤze
stets gegen den Widerstand der Kuchen so abgemessen, daß die Kraft des Kolbens
fuͤr die lezten Momente der Pressung auf einen außerordentlichen Grad
gesteigert wird.
Soll die Maschine wirken, so ist folgendes Verfahren noͤthig: Man treibt den
Kolben bis auf zwei Zoll Entfernung von dem Boden des Cylinders hinunter, was leicht
geschehen wird, wenn man das am Seile haͤngende Gegengewicht etwa durch einen
kleinen Flaschenzug aufwaͤrts zieht, und so die Last der schweren
Kolbenstange auf den Kolben zur Besiegung seiner Friktion wirken laͤßt;
laͤßt dann Daͤmpfe durch die Dampfroͤhre e in den Cylinder stroͤmen, und oͤffnet die
Ausblaseroͤhre l. Aus dieser laͤßt man die
Daͤmpfe einige Zeit ausstroͤmen, damit die Luft aus dem innern Raume
des Cylinders vollkommen ausgetrieben werde. Ist dieß geschehen, so schließt man
dieselbe und bringt den Kolben zum Steigen, indem man das Gegengewicht wieder
niederlaͤßt. Hierauf versorgt man die Preßladen mit Saamenkuchen, wie
gewoͤhnlich, schließt nun den Dampfhahn f und
oͤffnet den Injectionshahn h. Das durch die enge
Oeffnung in einem feinen Strahle 3 in den Cylinder einsprizende Wasser verdichtet
darauf allmaͤhlich die Daͤmpfe in demselben, worauf der Kolben von der
Atmosphaͤre nach und nach und mit immer steigendem Druke, so wie der
luftleere Raum unter ihm immer vollkommener wird, gegen den Boden des Cylinders oder
wenigstens so weit niedergedruͤkt wird, als es die zu pressenden Oehlkuchen
erlauben. Die keilfoͤrmige Kolbenstange wirkt durch die Friktionsrollen auf
die Druͤkkloͤze und diese auf die Kerne oder Preßplatten und Kuchen.
Je langsamer das Sinken des Kolbens und die darauf folgende Pressung der Kuchen
geschehen soll, um so schwaͤcher muß die Einsprizung erfolgen. Man kann
dieselbe durch den Injectionshahn h nach Gefallen
modificiren. Sinkt der Kolben nicht mehr, so schließt man den Injectionshahn h, und laͤßt nun einige Zeit die Maschine in
diesem Zustande, damit das Oehl gehoͤrig ablaufen koͤnne. Darauf
oͤffnet man den Dampfhahn f, worauf der Kolben
allmaͤhlich wieder steigt und das eingesprizte Wasser durch den Druk der
Daͤmpfe und durch seine eigene Schwere aus der Abflußroͤhre i so lange ausgetrieben wird, bis es in beiden Schenkeln
derselben beinahe wieder in gleicher Hoͤhe steht. Dieses erwaͤrmte
Wasser kann man bei etwaniger Anwendung einer Dampfmaschine in der Oehlmuͤhle
zur Speisung des Kessels derselben anwenden, und es durch Kanaͤle ihrer
Drukpumpe zuleiten. Um die Haͤhne bequem regieren zu koͤnnen, sind
kleine Hebel und Zugstangen an denselben angebracht, welche leztere oberhalb der
Presse mit kleinen Handgriffen versehen werden koͤnnen. Sollte sich nach und nach
etwas Luft in den Cylinder einschließen, so kann man diese von Zeit zu Zeit, bei
gehemmtem Steigen des Kolbens, durch die Daͤmpfe aus dem Ausblaserohre
austreiben lassen.
Die Methode der Einsprizung in den Cylinder ohne besondern Condensator hat zwar bei
Dampfmaschinen ihre großen Maͤngel, hier aber, wo die Auf- und
Niederbewegung des Kolbens nur alle drei bis vier Minuten einmal Statt findet, kommt
die kleine Portion Dampf, die sich im Dampfcylinder, nach erfolgter
Abkuͤhlung desselben, durch die Einsprizung des kalten Wassers, Anfangs, bis
zu seiner voͤlligen Wiedererhizung durch die einstroͤmenden
Daͤmpfe verdichtet, nicht in Betracht, zumal wenn man eine
Hochdrukdampfmaschine in der Oehlmuͤhle anwendet, die Daͤmpfe im
Ueberflusse liefert, und deren Daͤmpfe gewoͤhnlich doch nur in die
Luft geblasen werden.
Die Kraft einer solchen Presse ist bedeutend. Auf einen Kolben von 2 Fuß Durchmesser
druͤkt die Atmosphaͤre mit einem Gewichte von beinahe 7000 Pfunden,
welches Gewicht indessen durch die Unvollkommenheit des Vacuums unter dem Kolben und
dessen Friktion wohl auf 5000 reducirt wird. Wenn dieser Druk durch den
keilfoͤrmigen Kolben gegen das Ende seines Hubes, wo sein Keil immer mehr an
Hoͤhe abnimmt, und einen immer mehr steigenden Druk ausuͤbt, nur um
das Zwanzigfache vermehrt wird, so betraͤgt der Druk auf die beiden Kuchen
gegen 100,000 Pfund, ein Druk der bei den gewoͤhnlichen Keilpressen wohl
schwerlich so hoch steigen duͤrfte. Zur Fuͤllung des Cylinders von den
genannten Dimensionen ist, da diese Fuͤllung nur alle drei bis vier Minuten
Statt hat und ganz langsam geschieht, wenig Dampf erforderlich, indem die Menge
desselben nicht drei Kubikfuß fuͤr die Minute uͤbersteigen wird, eine
Quantitaͤt, die bei Anwendung eines eigenen Kessels fuͤr diese Presse,
nur eine Feuerberuͤhrungsflaͤche von einem einzigen Quadratfuße an
demselben, und hoͤchstens anderthalb bis zwei Pfund Steinkohlen fuͤr
die Stunde zum Brennmateriale fordert.
Will man eine Presse mit Einer Preßlade haben, so bedarf man nur eines Cylinders von
kleinern Dimensionen, da die Kolbenstange dann nur Eine keilfoͤrmige
Seitenflaͤche zu haben braucht und daher die Laͤnge des Keils in
Verhaͤltniß zur Hoͤhe desselben um das Doppelte gewinnt, die durch ihn
hervorgebrachte Wirkung also in eben dem Verhaͤltnisse erwaͤchst. Der
Keil muß auch bei einer solchen Presse zwischen zwei Friktionsrollen spielen, deren
eine jedoch in dem Preßkloze angebracht wird. Die dieser Rolle zugewandte
Flaͤche des Kolbens steht senkrecht und gibt dem Kolben die noͤthige
Leitung in dieser Richtung.
Wo man diese Pressen bei einer Hochdrukmaschine anwenden will, wird es, um dem Dampf im
Exhaustionsrohre Antrieb nach der Presse hin zu geben, noͤthig seyn, dieses
Rohr oberhalb der, von demselben nach der Presse abgehenden Roͤhre mit einer
Klappe zu versehen, die mit 1/8 bis 1/4 Pfund fuͤr den Quadratzoll belastet
wird. Ohne diese Vorkehrung wird der Dampf gern den kuͤrzern und leichtern
Weg waͤhlen und zum Exhaustionsrohre ohne Wirkung auf die Presse heraus
entweichen. Ich machte diese Erfahrung, als ich einmal den Dampf des
Exhaustionsrohres einer Hochdrukmaschine zu Dampfwaͤrmern fuͤr
Oehlsaamen leiten wollte. Das geringe Gewicht der Klappe wird durch Hemmung der
Exhaustion fuͤr die Hochdrukmaschine von so aͤußerst unbedeutendem
Einflusse seyn, daß es nicht in Rechnung gebracht zu werden verdient, indem es bei
einer mit hundert Pfund Druk auf den Quadratzoll arbeitenden Maschine kaum den
vierhundertsten Theil ihrer Leistung verschlingen moͤchte.
In den meisten Faͤllen duͤrfte es sehr zwekmaͤßig seyn, den aus
der Hochdrukmaschine kommenden Dampf, vor seiner Hinleitung zur Presse, zuerst in
einen Recipienten von groͤßerem kubischen Inhalte zu fuͤhren, worin er
sich gehoͤrig ausdehnen kann, um gleichmaͤßiger zu dem Preßcylinder zu
stroͤmen, als er aus der Maschine, die ihn in abgesehen Stoͤßen von
sich gibt, kommt. Einen solchen Recipienten koͤnnte man dann mit jener oben
genannten Klappe versehen, und ihn allenfalls von Holz construiren. Ein
gewoͤhnliches hoͤlzernes Faß wuͤrde seine Stelle gewiß
genuͤgend ersezen.
Wollte man diese Art Pressen bei einer Dampfmaschine mit niederem Druke anwenden, so
koͤnnte man das Dampfrohr derselben mit dem Kessel in Verbindung bringen,
waͤhrend man zur Verdichtung der Daͤmpfe im Cylinder diese in den
Condensator der Maschine allmaͤhlich uͤberfuͤhrte, und auf
diese Weise die Einsprizung in den Cylinder selbst ganz aufgaͤbe. Die
Behandlung der Vorrichtung wuͤrde dann ganz dieselbe bleiben.
Daß man beim Betrieb einer Hochdrukmaschine mehrere solcher Pressen durch den aus der
Maschine kommenden Dampf in Thaͤtigkeit sezen koͤnne, halte ich
fuͤr uͤberfluͤssig zu bemerken. Eine Hochdrukmaschine von zwei
Pferdeskraͤften wird fuͤglich fuͤnfzehn solcher Pressen mit
doppelten Preßladen nebenher in Thaͤtigkeit sezen und so eine ungeheuere
Wirkung hervorbringen koͤnnen durch ein Mittel, das man fuͤr
gewoͤhnlich ungenuͤzt – in die Luft blasen laͤßt.
Ich hoffe, daß diese Beschreibung in Verbindung mit den gelieferten Abbildungen
genuͤgen wird, um das Princip einer solchen aeromechanischen Presse,Dieser Name scheint mir bezeichnend, da der Druk der Luft das eigentliche Agens in
dieser Presse ist. Der Dampf wirkt nur negativ darin, indem er benuzt wird,
durch seine Zernichtung ein Vacuum zu formiren, und dadurch die Luft zur
Wirkung aufzurufen. wie ich sie zum Unterschiede von den hydromechanischen Pressen genannt habe, aufzufassen und
sie darnach wirklich in's Leben einzufuͤhren.
Klein-Wehnendorf im Monate October 1829.