Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LXXVI., S. 317 |
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LXXVI.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 12. Jaͤnner 1830 bis 21.
Jaͤnner zu London ertheilten Patente.
Dem Wilh. Hale,
Maschinisten zu Colchester in Essex; auf eine Maschine zum Heben oder Treiben
des Wassers, um Schiffe vorwaͤrts zu treiben. Dd. 12. Jaͤnner
1830.
Dem Jak. Carpenter,
zu Willenhall, Pfarre Wolverhampton, Staffordshire, und Joh. Young, ebendaselbst;
beide Schlosser; auf gewisse Verbesserungen an Schloͤssern fuͤr
Thore und zu anderen Zweken. Dd. 18. Jaͤnner.
Dem Wilh. Barr,
Gentleman am Union-Place, City-Road, Middlesex; auf eine neue
Methode abwechselnde Bewegung mittelst umdrehender Bewegung zu erzeugen, welche
Vorrichtung sich an Pumpen, Mangen und allen Maschinen, welche derselben
beduͤrfen, anbringen laͤßt. Dd. 18. Jaͤnner.
Den Edw.
Dakeyne und Jak. Dakeyne, beide Kaufleute zu Darley Dale in Derbyshire; auf eine hydraulische Maschine, um die Kraft oder den Druk des
Wassers, Dampfes oder anderer elastischer Fluͤssigkeiten zum Treiben der
Maschinen und anderen Zweken, bei welchen man Kraft braucht, zu verwenden, auch
zum Heben der Fluͤssigkeiten. Dd. 21. Jaͤnner 1830.
Verfallene Patente.
Dem Jos. Reynolds,
Esq. in Kitley, Pfarre Wilting, Salop; auf gewisse Verbesserungen im Baue der
Wagen und Pfluͤge und anderer Wirthschaftsgeraͤthe, die mittelst
Dampfes, erhizter Luft oder Gasarten bewegt werden. Dd. 9. Jaͤnner
1816.
Dem Edw. Cooper,
Eisenhaͤndler und Maschinisten zu Newington Butts; auf eine Methode
Papier zu Papier-Tapeten zu druken. Dd. 10. Jaͤnner 1816.
Dem Thom. Deakin,
Eisenhaͤndler am Ludgate Hill city of London,
und J. R. Haynes,
Eisenhaͤndler in St. John's Street, Middlesex; auf einen verbesserten
Ofen, Rost oder Herd. Dd. 15. Jaͤnner 1816.
Dem Jak. Barron,
Messinggießer in Wells-Street, Oxford-Street; auf eine
Verbesserung an Laufrollen unter Moͤbeln. Dd.
23. Jaͤnner 1816.
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar. 1830. S. 128.
Mottershead's elastischer Metallkolben (s. Polyt. Journal
Bd. XXXIV. Seite 248) ist nicht seine
Erfindung, sondern ein neues Beispiel eines, von einem Englaͤnder an einem
deutschen Erfinder begangenen Diebstahls.
Wenn manche meiner Landsleute, die meine Aufsaͤze im Dinglerschen Polyt.
Journale gelesen, und mich vielleicht einen zu starken Eiferer gegen die englischen
Maschinenbauer, und parteiischen Zweifler an der Großmuth und Liberalitaͤt
der englischen Nation genannt, vielleicht auch den, in der Note der 22sten Seite des
XXXII. Bandes dieses Journales ausgesprochenen Verdacht gegen meinen Werkmeister,
als ohne gegebene Beweise, ungerecht gefunden haben koͤnnen, so erlaube ich
mir, sie auf den von einem Herrn Mottershead bei der Société of Arts eingegebenen neuen
Metallkolben (s. Polyt. Journal Band XXXIV. Seite
248), angeblich von seiner Erfindung, aufmerksam zu machen und sie zu
ersuchen, selbigen, dem Principe und der Metallmischung nach, aus der er verfertigt
werden soll, mit dem von mir im Polyt. Journale Band XXXII. Seite 161 beschriebenen, zu vergleichen, zugleich aber ihnen
mitzutheilen, daß jener mein Werkmeister R. Mottershead
hieß, und sie zu bitten, wenn noch einige Zweifel uͤber den wahren Erfinder
dieses Kolbens bei ihnen sich regen moͤchten und die Wage zwischen mir und
Mottershead, der von mir mit Guͤte
uͤberhaͤuft worden, dem ich also gewiß keine Veranlassung zur
Kraͤnkung meiner Ehre gegeben habe, schwanken sollte, sie sich bei meinen
Herren Interessenten in London, dem Herrn John Bent, Wilkinson, Porter und Kreeft (Fenchurch-street N. 121) und
wenn dieses nicht moͤglich waͤre, bei dem Herrn
Fabrikencommissionsrathe Weddin in Berlin, und den beiden Bergraͤthen, Herrn von Oehnhausen und Herrn von Decken, die als
Schriftsteller ruͤhmlichst bekannt sind und waͤhrend ihres
Aufenthaltes in London, im Jahre 1826, meine Verhaͤltnisse daselbst in Bezug
auf diesen Kolben genau kannten, erkundigen moͤgen, wer, Mottershead oder ich, der eigentliche Erfinder dieses
Kolbens sey, und wer sich eines schaͤndlichen Diebstahls gegen den andern
schuldig gemacht habe.
Herr Haevel, der in der, im Polyt. Journale, Band XXXIV. Seite 248 gegebenen, Note meiner
Behauptung, daß der Barton'sche oder vielmehr Brown'sche Kolben durch seine Keile den Cylindern schade,
widersprechen will, erwiedere ich, daß ich in England viele Klagen daruͤber
gehoͤrt habe und von Leuten, die Erfahrungen von der Zerstoͤrung der
Dampf- und Pumpencylinder selbst gemacht haben wollten. Ob das plus der Erfahrungen fuͤr eine oder die andere
Behauptung entscheiden solle, uͤberlasse ich meinen Lesern. Wer von diesen
die Theorie zu Huͤlfe nimmt und die Anordnung und Stellung, so wie die Art
des Vordringens der genannten Barton'schen Keile einer
wissenschaftlichen Pruͤfung unterzieht, der duͤrfte vielleicht auf
meiner Seite bleiben. Sollte Herr Haͤvel auch wohl
genau genug untersucht haben? Die Abnuzung des Cylinders ist nach einer kurzen Zeit
der Arbeit des Kolbens fuͤr das menschliche Auge und Gefuͤhl oft sehr
unmerklich, wird aber von dem Dampfe der Hochdrukmaschinen desto schneller
gesunden.
Klein-Wehnendorf im Monate Januar 1830.
Dr. E. Alban.
Neue Haͤngebruͤke uͤber die Seine zu
Paris.
Die neue Haͤngebruͤke uͤber die Seine von den Champs Elysées nach Gros-Caillou wurde den 20. Dec. 1829. eroͤffnet. Sie ist 380
engl. Fuß lang. Hr. Berges leitete den Bau derselben.
(Galignani. a. a. O.)
Preis von 100 Pfd. (1200 Pfd.) auf einen Dampfpflug.
Hr. Heinr. Handley, zu Culverthorpe, Sleaford, bietet im
Scotsman (Galignani
Mess. 4617.) einen Preis von 100 Pfd. fuͤr einen brauchbaren Dampfpflug,
um schweren Thonboden zu pfluͤgen, da die Pfluͤgkosten eines solchen
Bodens in Schottland auf 12–15 Shill. p. Acre kommen. Er berechnet, daß man
mit einer Dampfmaschine am Pfluge diese Arbeit um 3 bis 5 Shill (1 st. 48 kr. bis 3
fl.) leisten koͤnnte.
Ueber Poole's Ruderrad.
Wir haben uͤber dieses Rad im gegenw. Bande des Polyt.
Journal es S. 90. Nachricht gegeben
nach dem London Journal of Arts. Das Mechanics' Mag. N. 335. beruft sich auf eine Notiz
uͤber dasselbe, die Hr. Merryweather im Register of Arts liefert, und bemerkt, daß dieses Rad
ganz demjenigen aͤhnlich ist, welches Chelmeriensis in N. 276. des Mech. Mag. Octbr. 1828. beschrieben hat, und das
spaͤter N. 298. S. 173. einem Hrn. Joel Lean zu Fishponds zugeschrieben wurde. Das Register, und aus diesem das Mechanics' Magazine a. a. O. S. 341. gibt folgende Uebersicht der
Resultate von Poole's Ruderraͤdern an drei auf dem
Flusse Witham fahrenden Dampfbothen, naͤmlich:
Textabbildung Bd. 35, S. 318
Laͤnge; Breite; Pferdekraft
der Dampfmaschinen; Tauchung unbeladen; Gewicht der Maschine sammt
Zugehoͤr; Mittlere Geschwindigkeit; bei den alten Ruderraͤdern;
bei Hrn. Poole's Ruderraͤdern; Kohlenverbrauch; bei Hrn. Poole's
Ruderraͤdern; Favorite, 27. Jul. 1829; Countiß of Warwick, 22. Sept.; The
Witham, 6. Dec.; Fuß; Tonnen; engl. Meil; Bush
Die Ruderraͤder der Herren Steenstrup, Oldham u.a.
haben eine Menge Raͤderwerke, Laufketten, Walzen etc., um die Schaufeln unter
den verlangten Winkel zu bringen: Hr. Poole, der ein
Schmid zu Lincoln ist, machte sein Rad auf die einfachste Weise, und machte es gut.
Hier haben wir endlich einmal den Erfolg eines Patentes.
Ueber Hrn. Winans's
Patent-Rad
theilt das Mechanics' Magazine N.
335. S. 346. eine sehr interessante Rotiz mit, die jedoch fuͤr uns weniger
brauchbar ist, da keine Figur dazu gegeben wurde, und wir auf dem festen Lande mit
dem Baue der Wagen fuͤr Eisenbahnen noch zu wenig bekannt sind. Hr. Winans ließ sich in Amerika ein Patent auf seinen Wagen
fuͤr Eisenbahnen ertheilen, und nahm auf denselben auch ein Patent in
England. Statt die Patent-Erklaͤrung mit Abbildung zu geben, theilt
das Mechanics' Magazine a. a. O. bloß Hrn. Sullivan's Beschreibung dieses Rades aus dem Journal of the Franklin Institute, April 1829. mit, und
fuͤgt demselben den lehrreichen Bericht des Ausschusses der Mechaniker am Franklin Institute bei, der, leider, ohne Abbildung,
nicht deutlich ist. Wir muͤssen uns begnuͤgen unsere Leser, die sich
fuͤr Eisenbahnen interessiren, auf diesen Bericht aufmerksam zu machen, auf
weichen wir zuruͤkkommen werden, wenn wir Winans's
Wagen werden in einer Abbildung liefern koͤnnen.
Vorzuͤge eiserner Bothe vor hoͤlzernen.
Versuche am Forth- und Clyde-Canal haben erwiesen, daß eiserne Bothe
sich im Verhaͤltnisse von 7 : 4 leichter in Canaͤlen ziehen lassen,
als hoͤlzerne. Ein Pferd zieht 70 Tonnen (1,400 Ztr.) in einem eisernen
Bothe, waͤhrend es in einer hoͤlzernen Gabarre kaum 40 zu schleppen vermag.
(Scotsman. Galignani Messeng. 4615.)
Perlins's Dampf-Kanonen.
Das Journal de Commerce, und das United Service Journal, Jaͤnner 1830, und aus diesen das Mech. Mag. N. 335. 9. Jaͤnner 1830. S. 346. berichtet, daß Hrn. Perkins's Versuche mit seinen Dampfkanonen zu Vincennes bei Paris keinen
gluͤklichen Erfolg hatten. Vierpfuͤndige Kugeln blieben auf 40
Schritte auf ein Schiffsgerippe geschossen in demselben steken. Man findet die
Maschine uͤberdieß zu complicirt.
Berstung eines Dampfkessels zu Rouen.
Zu Rouen wurde eine Dampfmaschine mit hohem Druke, die vor
7 Jahren von Hrn. Hall zu London verfertigt wurde, und
deren Kessel aus Gußeisen 1 1/2 Zoll dik war, Baumwollenspinnern uͤberlassen,
die ihre Stuͤhle in der Naͤhe hatten. Am 19. December 1829. barst der
Kessel mit einer furchtbaren Explosion in drei Stuͤke, Ein Seitenstuͤk
flog in einen Saal, in welchem eben gearbeitet wurde, so gluͤklich, daß kein
Arbeiter verlezt wurde. Das zweite Stuͤk flog in einen zweiten Nebensaal, in
welchem gluͤklicher Weise Niemand sich befand, denn Alles ward in demselben
zu Atomen zerschmettert. Der oberste Theil des Kessels aber flog senkrecht in die
Hoͤhe, und schleuderte die Stuͤhle aus dem zweiten Stokwerke in das
dritte hinauf. Drei Arbeiter wurden auf der Stelle getoͤdtet; acht andere
schwer, drei davon toͤdtlich verwundet. (Galignani.
N. 4614.)
Camera lucida, als Stellvertreter des
Storchschnabels.
Ein Hr. J. J. gibt in der neuesten Nummer des Mech. Mag.
N. 336. 16. Jaͤnner 1830. S. 354.
Beschreibung und Abbildung der in Deutschland noch zu wenig von bildenden
Kuͤnstlern benuͤzten Camera lucida. Er
zeigt, wie mittelst derselben nicht bloß Maschinen copirt, sondern auch
Portraͤte verfertigt werden koͤnnen. Als Muster der ersteren gibt er
die amerikanische Luftpumpe mit zwei Stiefeln, welche in Europa noch wenig gekannt,
hoͤchst einfach, dauerhaft und kraͤftig ist, und an welcher die
Klappen sich mechanisch mittelst des Griffes oͤffnen. Sie soll weit besser
seyn, als die Cuthbertson'sche, die mehr zusammengesezt
ist, und daher auch leichter in Unordnung geraͤth. Leider kann jedoch nach
der hier gegebenen Zeichnung kein Instrumentenmacher diese Luftpumpe nachmachen,
indem das Wesentliche, die Klappen, nicht besonders gezeichnet sind. Auch wird
schwerlich ein optischer Instrumentenmacher die Camera
lucida nach der hier gegebenen Zeichnung und Beschreibung verfertigen
koͤnnen. Die beste Beschreibung dieses hoͤchst nuͤzlichen und
noch zu wenig benuͤzten Instrumentes findet sich im „Supplement to the Encyclopedia britanica“
in dem Artikel „Hooke's
Camera lucida“ mit Verbesserungen von dem
unsterblichen „Wollaston.“ Die
beigefuͤgte Zeichnung auf einem Quartblatte ist ein Meisterwerk der
Kunst.
Elias Carter's Dachbedekung.
Wir haben von dieser Dachbedekung aus Eisenplatten, auf welche Hr. E. Carter am 11. Oct. 1827 sich ein Patent ertheilen ließ,
schon im XXVII. Bd. S. 176. des Polytechn. Journales ausfuͤhrliche Nachricht
gegeben. Es freut uns, unser fruͤheres beifaͤlliges Urtheil jezt,
obgleich sehr spaͤt erst, im Repertory of
Patent-Inventions, N. 54. S. 720, bestaͤtigt zu sehen. Der
Porticus der neuen Londoner Universitaͤt, der nach den besten Mustern der
griechischen Baukunst erbaut wurde, hat eine solche Bedekung bekommen. Man machte
gegen diese Daͤcher die Einwendung, daß sie blizgefaͤhrlich sind;
allein, kupferne und bleierne Daͤcher muͤßten es noch weit mehr seyn,
da Kupfer und Blei noch ein besserer Leiter fuͤr Elektricitaͤt ist.
Man hat in England noch kein Beispiel, daß eine eiserne Bruͤke, deren es doch
so viele auf dieser Insel gibt, vom Blize beschaͤdigt worden
waͤre.
Ueber Bestimmung des Verhaͤltnisses der Laͤnge
und Weite der Schornsteine
findet sich unter der Aufschrift: „Mémoire sur la manière de déterminer
les dimensions d'une cheminée“ eine Abhandlung des
Hrn. Achill Penot in dem schaͤzbaren Bulletin de la Société de Mulhausen. N.
12. S. 105–151. Diese Abhandlung zerfaͤllt in drei Abschnitte; sie
betrachtet in dem ersten die gewoͤhnlichen Schornsteine; in dem zweiten
diejenigen, die bloß zur Reinigung der Luft bestimmt sind; im dritten die
Schornsteine fuͤr Trokenstuben. Sie ist, in Jedem dieser Abschnitte, mit
großer Ausfuͤhrlichkeit und in einem rein mathematischen Geiste bearbeitet,
so daß nur Techniker, denen die Algebra sehr gelaͤufig ist, dieselbe
benuͤzen koͤnnen. Nach dem von Hrn. Jos. Koͤchlin im Namen des Ausschusses fuͤr Mechanik erstatteten
Berichte, welcher 30 Seiten einnimmt, ist die Erfahrung nicht immer mit den Formeln,
die Hr. Penot aufgestellt hat, im Einklange, und durch
die Berichtigungen, welche Hrn. Penot's Abhandlung aus
der Hand der Erfahrung empfing, erhielt sie erst fuͤr den Techniker, der nur
dann der Theorie trauen darf, wenn sie mit der Erfahrung uͤbereinstimmt,
wahren Werth. Bei dieser Gelegenheit wird zugleich Hrn. Peclet's Werk, das beste, was wir bisher uͤber den Bau der
Schornsteine besizen, in manchen Faͤllen berichtigt. Es waͤre sehr zu
wuͤnschen, daß der deutsche Uebersezer Peclet's
die Abhandlung des Hrn. Penot und die Berichtigungen des
Hrn. Jos. Koͤchlin seiner Uebersezung so
einverleibte, daß hieraus ein leitendes Ganzes fuͤr den Techniker
hervorginge, welches vermoͤchte, wie der alte Weise sagte, ex fumo clare lucem. Wo, in zwei langen Abhandlungen,
die Widerlegung der Theorie der einen durch die Thatsachen der anderen, 50 und mehr
Seiten weit aus einander liegt, ist die Sache nicht so klar dargestellt, als sie es
zu seyn verdiente. Dieß wird die Arbeit des Uebersezers Peclet's seyn, der sich hierdurch sehr verdient machen wird, wenn es nicht
Hrn. Koͤchlin selbst gefaͤllig seyn sollte,
in einer kuͤnftigen Nummer des trefflichen' Bulletin
de la Société de Mulhausen auf diesen Gegenstand
zuruͤkzukommen, und uns ein Précis succinct de
la méthode de détermines les dimensions d'une cheminée
zu schenken, das aus der Hand der Erfahrung hervorging, und durch den feinsten
Calcul die lezte Feile erhielt.
Sicheres und durch wiederholte Erfahrungen bestaͤtigtes
Mittel, das Feuer zu loͤschen, wenn es bloß im Schornsteine brennt.
Wir beeilen uns aus dem Berichte, den der Gesundheitsrath zu Paris an den
Polizei-Praͤfecten uͤber seine Arbeiten im J. 1828Dieser Bericht findet sich in dem Recueil industriel
T. XII. N. 35. S. 127. unter dem Titel:
Rapport général des travaux du
consil de Salubrié de la ville de Paris pour l'année 1827,
présenté à Mr. le Préfet de Police. Er
ist unterzeichnet von den HHrn. Adelon, Andral,
Barruel, D'Arcet, Deyeur, Dupuytren, Gauthier de
Claubry, Girard, Huzard
pére et fils, J. Juge, Labarraque, Le Roux, Marc, Parent-Duchatelet, Pelletier,
Petit, und vom Polizei-Praͤfect Mangin. Er verdiente in der Polizei-Fama in mehr denn einer Ruͤksicht ganz, wie er ist, uͤbersezt und
fuͤr Deutschland bekannt gemacht zu werden. A. d. Ue. erstattete, den Artikel mitzutheilen, welcher das Loͤschen des Feuers
betrifft, wenn es bloß im Schornsteine brennt. Da nicht selten die verheerendsten
Feuersbruͤnste aus dem Brande im Schornsteine entstehen, so glauben wir
sowohl dem Publicum als den Feuer-Assecuranzanstalten dadurch einen
wesentlichen Dienst zu erweisen. Wir haben auf dieses Mittel schon vor einigen
Jahren in dem Polytechnischen Journale aufmerksam
gemacht, hatten aber damals noch nicht jene Autoritaͤt und Erfahrung, welche
nachstehender Ausspruch einer so achtbaren Commission, wie die des Gesundheitsrathes
zu Paris, gewaͤhrt.
„Anwendung der sogenannten Schwefelbluͤthe zum Loͤschen des
Feuers in den Schornsteinen.“
„Schon vor mehreren Jahren, Hr. Polizei-Praͤfect, hat einer
ihrer Vorgaͤnger den Gesundheitsrath aufgefordert, eine Commission zu
ernennen, welche durch Versuche pruͤfen sollte, ob die Daͤmpfe des
brennenden Schwefels das Feuer im Schornsteine auszuloͤschen
vermoͤgen, wenn es in demselben brennt. Man hat nun vielfaͤltig
wiederholte Versuche in der koͤniglichen Muͤnze mit dem
gluͤklichsten Erfolge hieruͤber angestellt. Man hat sich
uͤberzeugt, daß Ein Pfund sogenannter Schwefelbluͤthe
„(fein gepuͤlverter gewoͤhnlicher Schwefel, wie man
denselben in den Apotheken immer vorraͤthig hat),“ wenn
man es auf das auf dem Herde brennende Holz oder Kohlen wirft, hinreicht um das
Feuer selbst in dem groͤßten Schornsteine in wenigen Minuten zu
loͤschen, selbst wenn die Flamme schon zwei Klafter (3 Meter) hoch
uͤber den Schornstein hinausschlaͤgt. Man laͤßt, wenn man
auf diese Weise loͤschen will, das Feuer auf dem Herde fortbrennen, und
umgibt den Mantel des Herdes bloß mit einem gut durchnaͤßten Tuche. Man
wirft dann handvollweise die Schwefelbluͤthe in das auf dem Herde
brennende Feuer: augenbliklich werden die schwefeligsauren Daͤmpfe in dem
Schornsteine emporsteigen und einen fuͤr die Luft undurchdringlichen
Mantel bilden, so daß das Feuer auf der Stelle geloͤscht ist. Diese Art,
das Feuer in dem Schornsteine zu loͤschen, gewaͤhrt, außer der
Schnelligkeit, mit welcher sie wirkt, auch noch den großen Vortheil, daß sie
sich auf alle Nebenschlaͤuche ausdehnt, die mit dem brennenden
Schornsteine in Verbindung stehen, und selbst auf die Spruͤnge wirkt,
wenn welche vorhanden seyn sollten. Dieses Mittel wirkt so sicher, und ist so
leicht anzuwenden, daß Ein Loͤscher (Pompier)Es ist zu Paris ein eigenes Corps von Loͤschern (Pompiers-Sappeurs) aufgestellt, und
in den Vierteln der Stadt in verschiedenen Gassen vertheilt, um jeden
Augenblik bei der Hand zu seyn. Dieses Corps wird von einem eigenen
Obersten commandirt. A. d. Ue. hinreicht, das Feuer in jedem Schornsteine, mag er auch, noch so groß
seyn, augenbliklich zu loͤschen. Wir waren selbst im vorigen Jahre drei
Mal in dem Falle, uns der Schwefelbluͤthe zum Loͤschen des Feuers
in dem Schornsteine bedienen zu muͤssen, und jedes Mal geschah es mit dem
besten Erfolge. Um eine Idee von der Schnelligkeit zu geben, mit welcher dieses
Mittel wirkt, wollen wir nur folgende Thatsache anfuͤhren. Es kam in dem
Schornsteine einer Kuͤche in der Gasse Taitbout
N. 15. Feuer aus. Man ließ auf der Stelle die
Loͤscher aus der Gasse Chantereine kommen. In
demselben Augenblike schikten wir aber auch um Ein Pfund Schwefelbluͤthe,
und gingen in die Kuͤche, die sich im ersten Stoke befand. Man hatte das
Feuer vom Herde weggeraͤumt, wir ließen es wieder auf denselben werfen.
Das nasse Tuch, das wir um den Mantel des Herdes haͤngen konnten, umgab
denselben nur auf eine sehr unvollkommene Weise. So mangelhaft indessen auch
diese Vorrichtung war, warfen wir doch die Schwefelbluͤthen in das Feuer,
und der Brand im Schornsteine war geloͤscht ehe die Loͤscher
kamen.
Wenn nun solche auffallende Thatsachen schon so lang bekannt sind; wenn Versuche
und Erfahrungen, die in Folge hoͤheren Auftrages angestellt wurden, die
Wirksamkeit eines in seiner Anwendung eben so einfachen, als in seinem Erfolge
sicheren Mittels, beurkundet und erwiesen haben, so muß man mit Recht mit
Erstaunen fragen, warum die Loͤscher (le corps de
Pompiers) noch immer auf ihren altherkoͤmmlichen Schlendrian
angewiesen sind, der, in so vieler Hinsicht, weit hinter der Anwendung der
Schwefelbluͤthen steht, deren Gebrauch uͤbrigens nicht mit der
geringsten Gefahr oder Ungelegenheit verbunden ist.“
Die Anwendung dieses Mittels, der Schwefelbluͤthe, gruͤndet
sich darauf, daß in den Daͤmpfen, welche sich bei dem Verbrennen des
Schwefels entwikeln, naͤmlich in dem schwefeligsauren Gase, keine
Flamme zu brennen vermag und jede brennende Flamme folglich augenbliklich
verlischt. Da es aber in diesem schwefeligsauren Gase auch unmoͤglich
ist zu athmen, so wuͤrde die Commission vielleicht gut gethan haben,
wenn sie den Hrn. Praͤfecten erinnert haͤtte, daß, wenn
Schwefelbluͤthe auf den Herd gestreut wird, kein Loͤscher oder
Schornsteinfeger nach der gewoͤhnlichen Loͤschpraxis, wo es im
Schornsteine brennt, durch denselben herabfahren darf; denn dieser arme
Teufel wuͤrde eben so sicher erstiken, als das Feuer selbst
durch dieses Gas erstikt wird. – Da nun dieses Mittel erprobt ist,
und jeder durch Versuche sich von der Wirksamkeit desselben
uͤberzeugen kann, so waͤre nur zu wuͤnschen, daß jeder
Baͤker, Brauer, Toͤpfer etc. und uͤberhaupt jeder
Gewerbsmann, der ein Feuer gefaͤhrliches Handwerk treibt, sich mit
einem Vorrathe von Schwefelbluͤthe oder fein gestoßenem
gewoͤhnlichem Schwefel zum Loͤschen bei Hause versehe. A. d.
Ue.
Brand-Assecuranzsteuer in England.
Wer in England sein Haus in Brand-Assecuranz stellt, muß dafuͤr der
Regierung eine besondere Steuer bezahlen, daß er so klug und verstaͤndig war
sein Haus assecuriren zu lassen. Diese Steuer trug der Regierung im J. 1829 nicht
weniger als 718,000 Pfd. Sterling (7,360,000 fl.). Sollte man diese Feuer-Assecuranzsteuer (Fire Insurance Duty) nicht Steuer auf Vorsicht
nennen? fragt die Sun (Galignani
Messenger N. 4625). (Es ist so ziemlich allgemein bei den Finanzschreibern
Sitte, daß Fleiß, Thaͤtigkeit, Geschiklichkeit, Verstand etc. besteuert wird;
Faulheit und Dummheit dagegen unbesteuert bleibt, und sogar noch Gratificationen
erhaͤlt.)
Ueber kuͤnstliche Behaͤlter des Regenwassers und
uͤber gebohrte springende Brunnen.
Die Biblioteca italiana gibt in ihrem im Jaͤner
1830 ausgetheilten November-Hefte 1829 einen
weitlaͤuftigen Auszug aus einem Werke, welches so eben zu Turin unter
folgendem Titel erschienen ist:
Serbatoj artificiali d'acque piovane pel regolato
innaffiamento delle campagne prive d'acque correnti, giuntavi un'Appendice sui
pozzi artesiani o saglienti del Prof. GiacintoCarena, Segret. della classe fisicomatematica della
reale Accademia delle scienze di Torino. Prima edizione italiana. 8. Torino
1829. p. Pio. 115. S.
Wenn auch wir in mehreren Gegenden des suͤdlichen Deutschlandes mehr auf
Trokenlegen der Gruͤnde, als auf Bewaͤsserung derselben zu denken
haben, und in dieser Hinsicht ein ganz anderes Interesse bei den Serbatoj artificiali d'acque piovane haben
muͤssen, als der Italiaͤner; so haben wir doch auch mehrere große
Streken, namentlich in der sogenannten bayerischen Pfalz und in einigen Gegenden
Wuͤrtembergs, in welchen Sommer und Winter Wassermangel ist, so daß Akerbau
und Viehzucht dadurch bedeutend leiden. Fuͤr diese Gegenden ist vorliegendes
Werk, insofern man die darin gegebenen Rathschlaͤge daselbst benuͤzen
kann, in doppelter Hinsicht, sowohl in Bezug auf die Anlage kuͤnstlicher
Behaͤlter des Regenwassers, als der sogenannten artesischen Brunnen, ein
wahres Noth- und Huͤlfsbuͤchlein, das allerdings eine deutsche
Uebersezung verdiente.
Hr. Carena hat schon im J. 1811 ein kleineres Werk in
franzoͤsischer Sprache unter dem Titel: „Reservatoirs artificiels, ou manère de retenir l'eau de pluiv
etc.“ herausgegeben, das mit allgemeinem Beifalls
aufgenommen, und von der Gesellschaft des Akerbaues zu Paris mit der goldenen
Medaille belohnt wurde. Da diese Auflage nun laͤngst vergriffen war, so
veranstaltete der Hr. Verfasser eine neue, sehr vermehrte, Ausgabe in
italiaͤnischer Sprache, welcher er einen Anhang uͤber die gebohrten
springenden Brunnen, die unter dem Namen der artesischen
Brunnen bekannt sind, beifuͤgte.
Es ist unmoͤglich in einem bloßen Auszuge aus einem Werke, in welchem das
Detail der Anlagen kuͤnstlicher Wasserbehaͤlter mit so großer
Genauigkeit angegeben ist, und angegeben werden mußte, wenn das Werk von wahrem
Nuzen seyn sollte, auch nur das Wesentlichste aus demselben zu liefern, und wir
muͤssen uns begnuͤgen, unsere Leser auf das Werk selbst zu verweisen.
Sie werden hier finden, daß die Alten, vor welchen wir oft so weit voraus zu seyn
uns einbilden, so wie in vielen Stuͤken, so auch in Hinsicht auf die Anlage
dieser kuͤnstlichen Wasserbehaͤlter, uns weit voraus gewesen sind.
Wenn wir stehen geblieben waͤren, wo sie standen, wuͤrden wir jezt
weiter voran stehen. Es ist nicht immer richtig, daß Stillstehen ein
Ruͤkwaͤrtsschreiten ist: wo Alles ruͤkwaͤrts schreitet,
wird derjenige am weitesten voran stehen, der ruhig und fest auf der Stelle stehen
bleibt, auf welcher er fruͤher stand. Wir bilden uns sehr oft ein,
vorwaͤrts zu schreiten, wo wir mit starken Schritten ruͤkwaͤrts
gehen. Wir finden uns sehr oft bei unseren vermeintlichen Fortschritten in dem Falle
eines Menschen, dem man die Augen verbunden, einige Male auf der Stelle, auf welcher
er steht, im Kreise umhergedreht hat, und den man dann: Marsch! commandirt. Der gute
Mensch wird, je nachdem man ihn naͤmlich bei verbundenen Augen gedreht hat,
sehr oft glauben desto schneller vorwaͤrts zu kommen, je schneller er einher
schreitet, waͤhrend er nur in eben dem Maße wieder schnell dahin
zuruͤkkehrt, wo er ausgegangen ist. So taͤuschen wir uns bei unserem
vermeintlichem Fortschreiten sehr oft selbst und andere, und werden von diesen
wieder getaͤuscht. Dieß ist die Binde des Schiksales, die den Menschen so oft
bei dem besten Willen eine falsche Richtung nehmen laͤßt.
Hr. Carena gibt die mittlere Hoͤhe des
jaͤhrlich zu Turin fallenden Schnees auf 4,02 Meter an, und sezt, daß die
Haͤlfte desselben in tropfbares Wasser verwandelt wird. Der Hr. Verfasser der
Anzeige dieses Werkes in der Biblioteca italiana bemerkt
dagegen, daß man zu Mailand und an drei verschiedenen Orten sehr genaue
Beobachtungen uͤber die Menge des auf ein □ Meter jaͤhrlich
fallenden Schnees anstellt, um hiernach Contracte zur Reinigung der Stadt
abschließen zu koͤnnen, und daß, nach diesen Beobachtungen, der gefallene
Schnee bald 1/4, bald 1/12 der Menge, in welcher er fiel, Wasser gibt) im
Durchschnitte also Ein Kubikmeter Schnee ein Siebentel Kubikmeter Wasser gibt, und
nicht ein Viertel.
Die Geschichte der artesischen Brunnen ist hier mit vieler
Umstaͤndlichkeit behandelt. Der beruͤhmte Cassini, der im J. 1671 Mitglied der Akademie zu Paris war, bemerkte
zuerst, daß in den gewoͤhnlichen Brunnen im Modenesischen der Boden eine
feste klingende Thonlage ist, die, wenn sie mit einem gemeinen Erdbohrer durchbohrt
wird, das Wasser mit einer großen Gewalt durch das Bohrloch emporquellen und
zuweilen so hoch springen laͤßt, daß es selbst uͤber die obere
Oeffnung des Brunnens emporsprizt, und dann immer fort quillt. Eben dieß bemerkte
Cassini auch in der Steyermark. Ein halbes
Jahrhundert spaͤter schrieb der beruͤhmte Arzt Ramazzini uͤber diese Quellen im Herzogthume Modena seine
beruͤhmte Abhandlung: de fontium mutinensium admiranda
scaturigine Genevae. 1717.
Ramazzini beschreibt genau das Verfahren, dessen man sich
im Modenesischen zur Anlage solcher Brunnen bediente; er meinte jedoch, daß mit der
Zeit der Wasserspiegel des unterirdischen Wasserbehaͤlters, wenn viele solche
Brunnen gegraben wuͤrden, niedriger fallen, und folglich das Wasser durch die
Bohrloͤcher nicht mehr so hoch springen koͤnnte. Hr. Carena schrieb daher an Hrn. Lombardi, Secretaͤr der Società
italiana zu Modena, und erkundigte sich uͤber den heutigen Zustand
dieser Brunnen im Modenesischen. Hr. Lombardi antwortete
ihm, nach eingezogenen Erkundigungen bei dem beruͤhmten Chemiker und Physiker
zu Modena, Hrn. Prof. Barani, daß das Wasser in den
Brunnen zu Modena noch so hoch steigt, wie zu Ramazzini's
Zeiten, und daß, wenn es in einigen derselben nicht mehr so hoch empor quillt, dieß
mehr dem Verfalle des Baues des Brunnens, als der Verminderung des Wassers in dem
großen unterirdischen Wasserbehaͤlter zuzuschreiben ist; daß jedoch heute zu
Tage, bei den neu gegrabenen Brunnen, das Wasser nicht mehr mit jener Schnelligkeit
empor steigt, von welcher Ramazzini sprach, als er
schrieb: „illico tanto impetu erumpit aqua, saxa et
arenam eructans, ut temporis fere momento totus putens
impleatur.“
Mit dieser von Ramazzini beschriebenen
Geschwindigkeit stieg vor 20 Jahren noch zu Wien das Wasser in einem
daselbst am Neubau gegrabenen und dann gebohrten Brunnen empor. A. d.
Ue.
Wenige Jahre nach Ramazzini gab Belidor im J. 1729 in seinem Werke: „la
science des Ingenieurs,“ die erste vollstaͤndige
Beschreibung des Baues der artesischen Brunnen, bei welchem in dieser kurzen Zeit
schon wichtige Veraͤnderungen eingetreten sind.
Nach ihm schrieben Milizia, Venturi, Borgnis (in seinem
Traité complet de Mécanique)
uͤber diese Brunnen. Das wichtigste Werk hieruͤber aber ist jenes von
Garnier, der im J. 1821 den Preis der Société d'Encouragement zu Paris erhielt:
Traité sur les puits artésiens ou sur les
différentes espéces de terrains, dans lesquels on doit rechercher
des eaux souterraines.
4. Paris 1822 (auf Kosten d. Ministeriums des Inneren); 2
édit. augm. 4. Paris 1826. ch. Bachelier.Wir haben von Garnier's Versuchen und von seinen
Werken in dem Polytechnischen Journale Nachricht
gegeben. A. d. Ue. Das lezte und neueste Werk uͤber diesen Gegenstand ist von dem Hrn.
Vicomte Héricart de Thury: Considérations géologiques et physique sur le gissement des eaux
souterraines, rélativement au jaillissement des fontaines
artésinnes. Paris 1828. ch. Mad. Huzard. Durch diese beiden Werke
ist die Kunst des Brunnengraͤbers auf einen Grad von Vollkommenheit gebracht
worden, den sie bisher nicht hatte. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß
diese beiden Werke eine gut gearbeitete deutsche Uebersezung erhielten.
Die Natur hat ihre Gaben nicht auf Modena und Steyermark, nicht auf das Departement
von Pas de Calais allein beschraͤnkt. Man graͤbt jezt artesische
Brunnen auch an der Themse und zu Boston in Amerika, und vor wenigen Jahren quoll zu
Florenz bei dem Bohren eines Brunnens daß Wasser mit solcher Heftigkeit empor, daß
es die starke Stange des Bohrers aus Eichenholz brach, und die Arbeiter sich nur mit
hoͤchster Muͤhe und mit der groͤßten Schnelligkeit aus dem
Brunnen retten konnten. Das Brunnenbohren ist zwar auch in Deutschland
laͤngst bekannt) allein, die Art, die Quelle zu fassen, wo die Ader stark
genug ist, daß sie uͤber die Erde emporspringen kann, dieses Verfahren, das
man bei Garnier und Carena lernen kann, ist in
Deutschland noch so wenig bekannt und angewendet, daß es mehrere große
Laͤnder in Deutschland gibt, die noch zur Stunde auch nicht einen einzigen
artesischen Brunnen besizen, wenn die Natur ihnen nicht zufaͤllig einen
schenkte.
Was man in England mit dem Schnee treibt.
Im Herald, und aus diesem im Galignani Messenger. N. 2625. steht folgender Artikel, den wir
woͤrtlich uͤbersezen wollen.
„Gestern Morgens haben viele Einwohner Londons, in Folge eines Versuches,
welchen Hr. Roe in Marlborough-Street
anstellte, den Schnee eingesalzen, und von dem Pflaster vor ihrem Hause
weggeschafft. Das Verfahren, zu welchem Hr. Roe (eine
Magistratsperson) seine Zuflucht nahm, ist folgendes. Er empfiehlt zwei Pfund
gemeines Kochsalz, (was Einen oder hoͤchstens zwei Pence [3–6 kr.]
kostet,) uͤber 6 oder 8 Yards (36 oder 64 □ Fuß) Pflaster zu
streuen, und in weniger denn Einer Stunde wird das Eis so sehr aufgeloͤst
seyn, daß man es mit einem Besen wegkehren kann.“
Das Mechanics' Magazine bemerkt hieruͤber in N. 337., 23. Jaͤnner,
S. 400: „Mancher wird zu sehr von Zweifelsucht besessen seyn, als daß er
diesen Versuch anstellen, oder denselben gar als eine chemische Thatsache
betrachten koͤnnte, die auf der hygrometrischen Eigenschaft dieses und
eines jeden Salzes mit alkalischer Basis beruht. Salze, welche eine
Verwandtschaft mit Feuchtigkeit haben, eine Verwandtschaft, in Folge deren sie
in einer Luft zerfließen, die, unserem Gefuͤhle nach, selbst nicht feucht
zu seyn scheint, und deren Aufloͤsungen den Waͤrmestoff nicht so
leicht fahren lassen, daß ihre waͤsserigen Bestandtheile in einem Klima,
wie das unsrige, frieren koͤnnten, muͤssen, wenn sie im trokenen
krystallinischen Zustande auf das Eis gestreut werden, in Folge der oben
angegebenen Verwandtschaft, einen sehr kraͤftigen Einfluß auf die
gefrornen Wassertheilchen aͤußern; diese Wirkung wird auf das Eis weit
schneller und kraͤftiger seyn, als auf den Schnee, indem die
Porositaͤt des lezteren die Theilchen beider dieser Koͤrper
hindert in genauere Beruͤhrung zu kommen. Salz kann auf niedergetretenem
Schnee Stunden lang liegen, ohne daß das Salz oder der Schnee zergeht; mit dem
Eise hingegen verhaͤlt sich die Sache ganz anders: hier wirkt das Salz
auf eine dichte Masse, und die Oberflaͤche des Eises wird in kurzer Zeit
mit einer starken Salzaufloͤsung bedekt. Wenn Schwefelsaͤure einer
starken Kaͤlte ausgesezt wird, so friert nicht die Saͤure, sondern
das Wasser. Eben dieß gilt auch von dem Eise am Nordpole, oder uͤberhaupt
von gefrornem Seewasser: das Eis des Seewassers, des Meeres, gibt, aufgethaut,
gutes trinkbares Wasser, und wird auch als solches auf Schiffen
benuͤzt.
Wenn Kochsalz auf der Oberflaͤche des Eises sich aufloͤst, so entsteht
ein leichtes Krachen, welches durch die Zusammenziehung des Eises veranlaßt wird,
wenn dieses sich aufloͤst. Wenn obiger Versuch auf einer duͤnnen
Eisrinde oder duͤnnen Rinde von gefrornem Schnee, die flache Pflastersteine
uͤberzieht, gemacht wird, so schmilzt diese Eis- oder Schneedeke sehr
bald, wo immer Salz auf dieselbe hinfiel; dieses Schmelzen verbreitet sich aber
langsam, und das Eis wird dadurch nicht, wie man glauben sollte, los, so daß es sich
in kleinen Schollen wegkehren ließe, sondern nur die aufgeloͤsten Theile
koͤnnen weggekehrt werden, und wenn dieses kuͤnstliche Aufthauen auf
einer großen Streke Statt haben soll, wird viel Salz dazu erfordert.
Ueber Knall-Silber
findet sich folgende Notiz in Hrn. Serullas Beobachtungen uͤber Stikstoff-Joduͤr und
Chloruͤr (in den Annales de Chimie.
XLII. Bd. S. 200.)
„Das Silber-Praͤparat, welches man erhaͤlt, wenn man
Silber-Oxyd und Ammonium in Beruͤhrung bringt, und welches Berthollet entdekte, wurde von dem Entdeker und von
einigen Chemikern als ein Silber-Ammoniuͤr, von anderen als ein Azotuͤr betrachtet; d.h., es sollte, nach der
ersten Ansicht, eine Verbindung des Oxydes mit dem Ammonium Statt haben, nach
der zweiten aber waͤhrend der Bereitung der Wasserstoff des Ammoniums
sich mit dem Sauerstoffe des Oxydes verbinden, und Wasser Hilden,
waͤhrend der Stikstoff sich mit dem reducirten Metalle
vereint.“
„Nach demjenigen, was wir uͤber Stikstoff-Joduͤr und
Chloruͤr wissen, unterliegt es keinem Zweifel, daß diese
Knall-Composition aus Stikstoff und Silber besteht.“
„Ich fuͤhre hier die Versuche an, die ich daruͤber
anstellte.“
1) „Ich goß auf Knall-Silber, das unter Wasser stand, nachdem es
bereits mehrere Tage bereitet war, Hydrochlor-Saͤure im
Ueberschusse; es bildete sich auf der Stelle, ohne Gasentwikelung,
Silber-Chloruͤr und hydrochlorsaures Ammonium.“
2) „Unter verduͤnnter Schwefelsaͤure ließ das
Knall-Silber etwas Stikstoff fahren; der groͤßte Theil verwandelte
sich aber in schwefelsaures Silber und in schwefelsaures Ammonium.“
3) „Geschwefelter Wasserstoff verwandelte es in Schwefel-Silber und
schwefelwasserstoffsaures Ammonium.“
„Alle diese Erscheinungen lassen sich auf zweierlei Art erklaͤren,
je nachdem man das erhaltene Praͤparat als ein Azotuͤr oder als
ein Ammoniuͤr betrachtet; indessen erlaubt die ziemlich bedeutende
Entwikelung von Stikstoff, welche bei Beruͤhrung der
Schwefelsaͤure entsteht, uns nicht anzunehmen, daß das Ammonium unter
Einwirkung dieser Saͤure zersezt werden kann; woraus hervorgeht, daß das
Knall-Silber eine binarische Verbindung von Silber und Stikstoff ist, wie
Hr. Gay-Lussac es bereits vor mehreren Jahren
behauptet hat.“ (Annales de Chimie. T.
XCI. S. 117.
Reduction des salpetersauren Silbers.
Hr. Karl de Filière ließ im J. 1826 von einem
seiner Schuͤler eine ziemlich große Menge Hoͤllenstein (salpetersaures
Silber) bereiten. Die schoͤnsten Krystalle, die er bei dieser Gelegenheit
erhielt, wikelte er in Drukpapier. Sie wurden zufaͤlliger Weise in ein
Kaͤstchen aus Pappendekel geworfen, und waren auf diese Weise gegen allen
Zutritt der atmosphaͤrischen Luft gesichert. Anfangs Novembers 1829 fand man
zufaͤllig diese Krystalle wieder. Das Papier, in welches sie eingewikelt
waren, war, wie gewoͤhnlich, dunkel violett geworden, und die schoͤnen
Krystalle, die uͤbrigens ihre Form nicht verloren hatten, waren nur mehr
– Blaͤtter eines metallischen, sehr haͤmmerbaren Silbers
geworden. (Annales de Chimie. T. 48. S. 335.)
Gutes Aufloͤsungsmittel fuͤr Kautschuk (Gummi elasticum).
Nach dem amerikanischen Journal fuͤr Pharmacie (aus welchem das Journal de Pharmacie de Paris. Octobre 1829. S. 540.
einen Auszug liefert) ist das fluͤchtige Oehl des Copaiva-Balsams ein
treffliches Aufloͤsungsmittel des Kautschuk oder Gummi
elasticum. Da man diesen Koͤrper jezt so haͤufig in
technischer Hinsicht braucht und Copaiva-Balsam in der Medicin immer mehr
uͤberfluͤssig wird, so wird die Kenntniß dieses Solvens fuͤr
einen so schwer aufloͤslichen Koͤrper manchem Techniker vielleicht
nicht unangenehm seyn.
Wink fuͤr deutsche technische Chemiker.
Der Englaͤnder, so reinlich er ist, brennt haͤufig Fischthran in seinen
Lampen. Die englischen Journale sind voll von Anfragen, ob es kein Mittel gibt, dem
Gestanke, Rauche etc. abzuhelfen; sie gestehen offen, daß die Franzosen sogar die
Saamenoͤhle weit besser zu behandeln wissen, als sie. Wenn ein deutscher
Chemiker Versuche uͤber Verbesserung des Fischthranes, als Lampenoͤhl,
anstellen wuͤrde, und eine wohlfeile und sichere Methode hierzu ausmittelte,
koͤnnte er in wenig Jahren ein großes Vermoͤgen damit in England
gewinnen, wenn er sich daselbst ein Patent darauf geben ließe. „Es ist
außerordentlich,“ sagt das Mech. Mag. N.
335. S. 343., „wie wenig wir noch uͤber die chemische Behandlung
unseres Lampenoͤhles wissen.“ (It is
extraordinary we know so little about
chemicising
it.)
Schaͤdlichkeit schimmeliger Nahrung fuͤr
Menschen und Thiere.
In dem trefflichen „Veeartsenykundig
Magazin“ des Directors der Reichsthierarzeneischule, Drs. A. Neeman, einer
Zeitschrift, die wir unseren Thieraͤrzten und Landwirthen nicht dringend
genug empfehlen koͤnnen, finden sich mehrere Faͤlle angefuͤhrt,
aus welchen erhellt, daß Thiere kurz auf den Genuß schimmelig gewordenen Futters
aller Art erkrankten und dahin starben. Daß dieß auch bei Menschen auf den Genuß von
schimmeligem Brote geschieht, weiß jeder erfahrne und richtig beobachtende Arzt, und
diejenigen, die es nicht wissen, koͤnnen es bei den HHrn. Westerhoff (Bydragen etc. door H.
C. van Hall etc. IV. D. 2. St. S. 110) und bei Hrn. Neeman und Marchand lernen. Die Ursache dieser
traurigen Folgen wird selbst dem Nichtarzte klar und einleuchtend seyn, wenn er
weiß, daß der Schimmel nichts anders, als eine eigene Gattung, (oder vielmehr
mehrere Gattungen, eine ganze Familie) kleiner Schwaͤmme oder Pilze ist; also
einer Classe von Gewaͤchsen angehoͤrt, die zu den giftigsten zu
zaͤhlen sind. Moͤchte Unwissenheit und Habsucht, die sogar an Waisen,
an Armen, an Gefangenen wuchert, und diesen oft nur schimmeliges Brot als Nahrung
reicht; die so oft Getreide und Kuͤchen-Abfaͤlle, welche
fuͤr Menschen ungenießbar geworden sind, dem Viehe mit der Bemerkung
vorwirft: „fuͤr's Vieh ist's schon noch gut; fuͤr's Vieh ist
Alles gut;“ durch die traurigen, an den angefuͤhrten Orten
erzaͤhlten, Faͤlle physische und moralische Belehrung uͤber die
ewige Wahrheit finden, „daß bei dem Geizigen nichts gedeihen
kann.“
Lawson, uͤber die Ursachen des Brandes im
Getreide, berichtigt von R. Westerhoff, M. Dr.
Lawson's Ansichten uͤber die
Ursache des Brandes im Getreide finden sich bekanntlich in W. Weißenborn's Neues und Nuzbares aus dem Gebiete der
Haus- und Landwirthschaft Bd. V. N. 93.
August 1828. S. 65 u. ff. in einer deutschen
Uebersezung mitgetheilt. Hr. Dr. Westerhoff unterzieht
nun Lawson's Ideen in den „Bydragen“ Bd. IV. S. 384 auf dem
Pruͤfsteine der Erfahrung einer strengen Untersuchung, und zeigt, daß sie
grundlos sind. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß diese lehrreiche
Abhandlung bald in irgend einer deutschen Zeitschrift fuͤr Landwirthschaft
uͤbersezt wuͤrde. Mit dieser muͤßte dann auch Hrn. Profs. van Hall Anhang (a. a. O. S. 411),
uͤber den Unterschied zwischen dem Brande im Weizen und
dem Brandstaube
verbunden werden. Ersterer ist Uredo
Caries
Dec. Fl. fr. VI. Bd. S. 78, lezterer Uredo Carbo
Dec. a. a. O. S. 77. Spaͤter, im II. Th. S.
229, 230, hat Hr. Decandolle beide unter dem Namen Uredo segetum vereinigt.
Winter-Kohlsaat im Fruͤhjahre gebaut.
Hr. Dr. Westerhoff erzaͤhlt in den „Bydragen“ IV. Bd. S. 414 den Versuch
eines geschikten Landwirthes seiner Gemeinde, Krijn Derks
Bekema, welcher im vorigen Jahre Winter-Kohlsaat (Brassica campestris, var.
oleifera) als Sommerfrucht baute. Ungeachtet des exemplarisch schlechten
und kalten Sommers des Jahres 1829 wurde doch dieser Kohlsaat schon Anfangs
Septembers reif, und uͤbertraf an Menge und Guͤte (Schwere) des Samens
den Sommer-Kohlsaat bei weiten; in Hinsicht auf leztere kam er dem
Winter-Kohlsaat beinahe gleich. Hr. Bekema wird
diesen interessanten Versuch, durch welchen die Landwirtschaft viel gewinnen kann,
wenn er Stich haͤlt, wiederholen. „Ist es gut, so wird's bestehn,
ist es schlecht, wird's untergehn;“ sagt Dr.
Westerhoff mit unserem unsterblichen Dr.
Luther.
Ueber Hrn. S. J. Rienk's
Pflug.
In der Alg. Konst- en Letterbode, April 1829, N. 15, wurde Hrn. S. J. Rienk's, optischen und Physik. Instrumentenmachers zu Leyden, neuer Pflug
beschrieben. Hr. R. Westerhoff, M.
D. zu Warffum, zeigt nun in den „Bydragen“ IV. Bd. 3. D. S. 239,
daß dieser Pflug nichts anderes, als der in Deutschland unter dem Namen Planir-Pflug bekannte Pflug ist, welcher sich in
Putschke's allgemeiner Encyclopaͤdie der gesammten
Land- und Hauswirthschaft der Deutschen, V. Bd. S. 122. T. XIX. Fig. 4–6 beschrieben und abgebildet
findet, und auch dem flammaͤndischen Mollebart
oder Mouldebart sehr aͤhnlich ist, welcher in Relbroeck's
werkdadige Landboeuv-Konstder Vlamingen etc.
Gend. 1823. S. 95 beschrieben ist.
Mittel gegen das furchtbare Unkraut, Flachsseide genannt. (Cuscuta
europaea.)
Bekanntlich wird der Flachs auf den Ackern nicht selten durch ein Unkraut, das seine
Staͤngel umwindet, und ihn aussaugt und erstikt, gaͤnzlich verdorben.
Der vortreffliche Landwirth, Bonafous aus Turin, hat in
einer kleinen Schrift (Note sur un moyen de préserver
les champs de la Cuscute. 8. Paris 1828, 16 S.) ein einfaches und sicheres
Mittel gegen dieses Unkraut fuͤr Aeker, die bisher davon frei geblieben sind,
angegeben. Er empfiehlt naͤmlich den Lein, welcher zur Aussaat bestimmt ist,
in ein Sieb zu schuͤtten, welches mit so feinen Loͤchern versehen ist,
daß kein Leinsaame, wohl aber der kleine Saame der Flachsseide, durch dieselben
durchfallen kann. Auf diese Weise kann man den Lein von diesem Unkraute vollkommen
reinigen. Bydragen a. a. O. S. 208. (Man sollte alle
Saamen, deren Pflanzen den Verheerungen der Cuscuta
ausgesezt sind, auf diese Weise vor der Aussaat reinigen.)
Manufaktur- und Akerbau-Elend in England.
Zu Barnsley sind 3710 Weberstuͤhle. Davon sind 314
voll beschaͤftigt; 1202 haben halbe Arbeit; die uͤbrigen 2194 stehen
ganz still. (Leed's Patriot. Galignani N. 4623.) Zu Sydling-Fair wurden fuͤnf junge, zum ersten
Male traͤchtige Kuͤhe um 15 Pfd. (also das Stuͤk um 36 fl.)
verkauft. (Herald. Galign. 4623.) Zu Norwich, wo erst vor Kurzem ein blutiger Auflauf von
Webern war, haben sich die Bestellungen auf die Stapelwaare dieser Stadt, die
Bombasins, um 50 bis 75 p. C. vermindert. Des Magistrat wollte den Taglohn der Weber
noch tiefer herabsezen; der Mayor widersezte sich aber,
da eine Weberfamilie sich nur mehr taͤglich 2 1/2 Pence (7 1/2 kr., im Werthe
zu den dasigen Lebensmitteln ungefaͤhr so viel als 1 1/2 kr. in Bayern)
verdienen kann. (Atlas. Galignan. N. 4621.) Zu Coventry, wo 26,000 Bandmacher und Seidenzeugweber leben,
hat das Elend einen noch nie erhoͤrten Grad erreicht. Globe Galign. a. a. O.
Kohlenwucher in England.
Durch einen Verband (combination) der
Steinkohlengrubenbesizer in England stiegen die Preise der Steinkohlen zu London vom
September, wo sie zu 34 Shill. der Chaldron standen, bis zum October auf 37 Shill.:
eine Erhoͤhung, die den Herren 500,000 Pfd. trug. (Courier. Galignani. N. 2614.)
Zwekmaͤßige Preise fuͤr Landleute als
Neujahrsgeschenke.
Lady Shelley gab, als Preis, zum Neuen Jahre, den
Unterthanen auf ihrem Gute: 2 Guineen dem Hausvater, der die groͤßte Familie
zu ernaͤhren hat, und dabei am huͤlflosesten ist; 30 Shillings dem
Paͤchter, der seine Wirthschaft am besten bestellte; 30 Shillings der
Paͤchterin, die die reinlichste Huͤtte im Dorfe hat; 30 Shilling
derjenigen, die sich am meisten durch Arbeit außer ihrem Hause, und eben so viel
derjenigen, die sich am meisten durch Arbeit in ihrem Hause verdiente. Hr. Orbel Ray
Oakes, Newton, schlachtete fuͤr die Armen in
seinem Dorfe ein Schaf, das 8 Stane (112 Pfd.) wog. (Observer. Galignani 2628.)
Armen-Colonien in Irland.
Nach dem Traveller (Galignani
Mess. N. 4621) beschaͤftigt man sich gegenwaͤrtig in Irland
mit Errichtung von Armen-Colonien nach Art der hollaͤndischen, wovon wir im Polyt.
Journ. Bd. XXXV. S. 75. Nachricht
gegeben haben.
Gedeihen der Viehzucht in Van Diemen's Land.
Gemaͤstete Ochsen, die noch vor Kurzem um 8–9 Pfd. Sterl. verkauft
wurden, kauft man jezt in Hobart-Town fuͤr 1 1/2 Pfd. (Globe. Galignani N. 4620.)
Fischerei- und Thran-Gewinn in Labrador.
Nach dem Greenock Advertiser (Galignani N. 4624) betrug der Ertrag der Labrador-Fischereien im lezten Jahre 1,100,000 Dollars (Halifax currency), oder mehr als die Ausfuhr der beiden
englischen Canada. Diese Fischerei beschaͤftigt 2108 Schiffe und 24,100
Seeleute, waͤhrend der ganze Handel in Canada nur 9000 Seeleute
unterhaͤlt. Alle Nordamerikanisch-Englischen Colonien zusammengenommen
(und Alt-England mit eingerechnet) hatten im vorigen Jahre nur 608
Fischerschiffe mit 9110 Matrosen bemannt: der Fang betrug 678,000 Ztr. Fisch und
6730 Hogsheads Thran, waͤhrend die Vereinigten Staaten
Nordamerikas 1500 Fischerschiffe mit 15,000 Matrosen bemannt, in diesen
Gewaͤssern hatten, und, unter den druͤkendsten Verhaͤltnissen
(sie duͤrfen ihre Fische nicht am Lande troknen, sich nicht auf eine Meile
weit den Kuͤsten naͤhern, in keinem Hafen einlaufen), 1,100,000 Ztr.
Fische fingen, und 11,000 Hogsheads Thran gewannen.
Berichtigung eines fehlerhaften Citates
uͤber Barker's Muͤhle
(Barker's Mill) in Nicholson's
Operative Mechanic und im Franklin Journal.
Das Franklin Journal citirte in seinem Julius hefte 1828, nach Nicholson's beruͤhmtem Werke (Operative
Mechanic), Barker's Muͤhle in Desaguliers Course of experimental Philosophy, Th. I. S.
453 der dritten Ausgabe. Die daselbst beschriebene Muͤhle, deren Beschreibung
Nicholson und das Franklin
Journal daraus entlehnte, ist aber durchaus nicht Barker's Muͤhle, welche in Desaguliers
a. a. O. erst Seite 459 beschrieben wird. Dieser Irrthum, der in viele andere Werke
uͤberging, wird im Franklin Journal, October
1828. S. 275. von einem Hrn. S. C. berichtigt.