Titel: | Verbesserung im Baue künstlicher Maste und Bogspriete, worauf sich Rich. Green, Schiffsbaumeister zu Blackwell, am 25. Febr. 1829. ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. CIV., S. 436 |
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CIV.
Verbesserung im Baue kuͤnstlicher Maste
und Bogspriete, worauf sich Rich.
Green, Schiffsbaumeister zu Blackwell, am 25. Febr. 1829. ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. N. 54.
S. 714.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Green, Verbesserung kuͤnstlicher Maste etc.
Meine Verbesserung ist in Folgendem beschrieben und abgebildet.
Fig. 25.
stellt dieselbe vor, angewendet auf die Zusammenfuͤgung der Enden zweier
vierekiger starker Balken, AB, so wie man sich
derselben zur Verfertigung der großen kuͤnstlichen Maste bedient. e ist ein vierekiger Zapfen an dem Stuͤke B, sechs bis acht Zoll lang, und vier Zoll im Gevierte,
der genau in eine gleich große in das Ende von A
geschnittene Vertiefung paßt. rr, ss ist ein Band aus geschlagenem Eisen, das in die
Staͤke A und B
eingelassen ist, so daß es nicht uͤber die Oberflaͤchen derselben
emporragt. An der gegenuͤberstehenden Seite der Stuͤke A und B sind
aͤhnliche Baͤnder, und beide Baͤnder sind durch Bolzen, welche
durch das Holz durchlaufen, mit einander verbunden. Man wird bemerken, daß das Band
an den beiden Enden, rr, weiter ist, und auf diese
Weise einen doppelten Schwalbenschweif bildet. Diese Enden, rr, sind zugleich auch diker, als die uͤbrigen Theile
des Bandes, und bilden an der unteren Seite, wo sie folglich tiefer in das Holz
eingelassen sind, eine Schulter. Fig. 25. zeigt dieses
Band im Seitenaufrisse, und im groͤßeren Maßstabe, damit man die
verstaͤrkte Dike der Enden rr desto
deutlicher sieht. Fig. 27. stellt dasselbe Band im Grundrisse dar, wo man bemerken wird,
daß das Metall an jedem Bolzenloche breiter ist, so wie auch an der Stelle, wo die
beiden Balken zusammengefuͤgt sind. Fig. 28. ist ein
Querdurchschnitt von Fig. 25. Die Enden der
Balken werden auf folgende Weise zusammengefuͤgt. Man bekleidet sie zuerst
mit Kohlentheer, oder mit irgend einer aͤhnlichen Mischung, und bringt ein
Stuͤk Canevaß, das in derselben Mischung gehoͤrig eingeweicht wurde,
zwischen diese beiden Enden. Das Herz, der Kern oder die Spindel eines solchen
Mastes wird aus einem vierekigen Stuͤke, oder aus vier vierekigen
Stuͤken, nach dem verschiedenen Durchmesser des Mastes verfertigt. Die
einzelnen Stuͤke rings um die Spindel muͤssen an allen ihren
Flaͤchen durch dazwischen angebrachte Zapfenkeilung (dowels or coakes), die vier Fuß weit von einander stehen, drei Zoll im
Durchmesser halten, und anderthalb Zoll tief in jedes Stuͤk eindringen,
verbunden werden. Ein Bolzen von Einem Zoll im Durchmesser wird dann durch alle
Stuͤke bei jeder zweiten Zapfenkeilung in jeder Flaͤche eingezogen,
und verhuͤtet so das Wakeln dieser Zapfen und das Drehen oder Winden des
Mastes, wann die Rahen aufgezogen sind. Nun wird der Mast zugerundet, und von unten
nach aufwaͤrts verduͤnnt; es werden die Reife aufgetrieben, und
dafuͤr gesorgt, daß auf jedes Gefuͤge ein Reif kommt. Wo man keine
Trieb-Reife anwenden kann, muͤssen Klammer- oder
Keil-Reife gebraucht werden. Man wird begreifen, daß nie zwei Gefuͤge
in derselben Querdurchschnittslinie liegen duͤrfen: sie muͤssen so
abwechseln, daß immer ein Reif zwischen jeden kommt. Fig. 29. ist ein
Querdurchschnitt eines Mastes, der aus vier dreiseitigen Stuͤken besteht: der
Durchschnitt ist hier so genommen, daß gerade ein Gefuͤge an demselben zum
Vorscheine kommt. D und e
e fehlt im Repertory. A. d. Ue. stellt das vierekige Loch zur Ausnahme des Zapfens dar, von welchem oben die
Rede war. Es ist offenbar, daß, wenn man Stuͤke von solcher Form zur Bildung
des Mastes braucht, die beiden Baͤnder, welche hier so gestellt werden
muͤssen, wie in Fig. 30., nicht mit
einander verbolzt werden koͤnnen. Statt derselben muͤssen hier
hoͤlzerne, oder wie man sie nennt, Kutschenschrauben (coach screws) angewendet werden, um sie in ihrer Lage zu halten, wie die
punktirten Linien zeigen. Fig. 30. stellt das
Stuͤk D im Perspektive dar, welches nach meiner Patent-Manier
mit dem Stuͤke, F, vereinigt ist. Das obere Ende
des Stuͤkes D dient zur Aufnahme anderer
aͤhnlicher Baͤnder, und G ist der oben
erwaͤhnte vierekige Zapfen. Man sieht an dieser Figur, daß die dreiseitigen
Stuͤke mittelst Zapfenkeilung (dowels or coakes)
vereinigt sind, die drei Fuß weit von einander stehen, drei Zoll im Durchmesser
halten und anderthalb Zoll tief in jedes Stuͤk eindringen. Sie koͤnnen
noͤthigen Falles zusammengebolzt und mit Trieb- oder
Klammer-Reifen, wie bei den groͤßeren Masten, versehen werden, wobei
man jedoch darauf sehen muß, daß die Gefuͤge, wie oben erwaͤhnt wurde,
mit einem Reife versehen werden. Die Gefuͤge muͤssen zehn Fuß weit von
einander stehen, so daß drei Reife zwischen jedes kommen.
Bemerkungen des Patent-Traͤgers. Der Zwek
dieses Patentes, so wie mehrerer anderer aͤhnlicher, ist die Benuͤzung
des Rigaër oder Danziger Holzes zum Baue der Maste. Besondere Aufmerksamkeit
verdient hier die Sicherheit der einzelnen Gefuͤge, indem die Laͤnge
und Staͤrke der Baͤnder, die man hier brauchen kann, keine
Graͤnzen hat. Die Gefuͤge koͤnnen hier so stark gemacht werden,
daß, wenn eine große Gewalt angewendet wird, das Holz ehe bricht, als das
Gefuͤge von einander weicht. Die Zimmerung ist so einfach, daß sie sehr zu
Gunsten dieser Maste spricht, so wie auch die Verbindung der Flaͤchen der
Balken mittelst Bolzen und Zapfenkeilung. Endlich kommt auch noch die Ersparung am
Holze in Betracht zu ziehen, und die Wohlfeilheit der Arbeit. Es trug sich vor
Kurzem ein Zufall zu, der die Vortheile erweiset, welche man bei Anwendung solcher
Maste haben kann.
Der Ostindien-Fahrer „Carn Brea Castle“ litt im vorigen
Julius Schiffbruch an der Insel Wight. Sein Mast war auf die hier angegebene Weise
aus vier Stuͤken gebaut, und hielt vier und zwanzig Zoll im Durchmesser. Als
das Schiff an das Ufer gebracht ward, hielt man es, zur Erleichterung desselben,
fuͤr nothwendig, den Mast zu kappen. Man haute ihn bis zur Haͤlfte mit
der Achse durch; das Takelwerk, das ihn halten half, war bereits abgeworfen. Obschon
das Schiff damals gewaltig rollte, gab der Mast doch noch nicht im Mindesten nach;
er brach nicht ehe, als bis er auf zwei Drittel seines Durchmessers durchgehauen
war. Dann erst fing er an zu wanken, obschon noch der Topmast und die Rahen auf ihm
saßen: eine große Schwere an seinem obersten Ende. Der Vordermast, der aus einem
einzigen Stuͤke von derselben Dike war, brach am folgenden Tage, als man ihn
nur einige Zoll tief einhieb, und sank, nach abgeworfenem Takelwerke auf den Bord
des Schiffes.