Titel: | Tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung (Appareil gazogène ou appareil mobile) ohne Gasometer, nur von 3 Fuß im Gevierte, für Fabrikanten und Handwerker, Theater und Spitäler, Kaffeehäuser, Gewölber, Magazine, Bäder, Wohnzimmer, Büreaux; etc. Von den HHrn. Lépine und Comp., rue d. Faubourg St. Martin N. 97. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. IV., S. 12 |
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IV.
Tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung (Appareil gazogène ou appareil mobile) ohne Gasometer,
nur von 3 Fuß im Gevierte, fuͤr Fabrikanten und Handwerker, Theater und
Spitaͤler, Kaffeehaͤuser, Gewoͤlber, Magazine, Baͤder,
Wohnzimmer, Buͤreaux; etc. Von den HHrn. Lépine und Comp., rue d. Faubourg St.
Martin N. 97.
Aus dem Recueil industriel. N. 33. S.
241.
(Im
Auszuge.)
Lepine, tragbarer Apparat zur Leuchtgaserzeugung etc.
Der Recueil industriel findet sich nuͤzlich, das
Publikum auf diese Anstalt des Hrn. Lépine und
Comp. aufmerksam zu machen, indem sie bei dem Publikum, bei Gelehrten wie bei Layen,
allen Beifall findet, und
selbst aus dem Auslande Bestellungen auf diese Apparate eingegangen sind.
Man hat sich endlich auch in Frankreich von den Vortheilen und Vorzuͤgen der
Gasbeleuchtung uͤberzeugt, und gefunden, daß die Flamme bei derselben
lebhafter und reiner und die Intensitaͤt des Lichtes staͤrker ist als
bei der Beleuchtung mittelst Oehllampen; daß die Gasbeleuchtung weit reinlicher und
wohlfeiler ist, daß endlich das Licht nicht so flattert und flimmert und die Flamme
mehr ruhig, mehr fest ist. Waͤhrend indessen in England jeder Kraͤmer
und jeder Wirth (wir wollen nicht von Fabriken, Wechselstuben etc, sprechen) seine
Botega mit Gas beleuchtet, ist diese Beleuchtung in Frankreich nur auf die drei
Hauptstaͤdte, und in diesen hoͤchstens auf vierzig Fabriken
beschraͤnkt.
„Woher mag dieß kommen? Die Ursache laͤßt sich leicht
erklaͤren. Wir haben dieselbe nicht in der groͤßeren oder
geringeren Scheu vor jeder nuͤzlichen neuen Entdekung, nicht in der
groͤßeren oder geringeren Neigung, Industrie zu schuͤzen und zu
foͤrdern zu suchen; sie liegt einzig und allein in dem Reichthume
Englands und dem hoͤheren Gewinne, den man in England bei großen
Unternehmungen machen kann, um so mehr, als der Englaͤnder eine Ausgabe
fuͤr eine Sache, die ihm Vergnuͤgen gewaͤhrt nicht scheut,
waͤhrend man in Frankreich zunaͤchst nur auf den Nuzen
steht.“
Der Recueil industriel wird uns erlauben, ihm
hieruͤber nicht nur nicht beizustimmen, sondern ihm geradezu zu
widersprechen. Der Englaͤnder ist ein weit groͤßerer, weit
feinerer Rechenmeister, als der Franzose oder gar der Deutsche, der's Hemd
vom Leibe gibt, ehe er einen anderen, wie der Englaͤnder,
„an Schikung Gottes sterben“ d.h.
buchstaͤblich verhungern laͤßt. Wenn Eigennuz und Egoismus die
Erbsuͤnde des ganzen Menschengeschlechtes sind, so muß man gestehen,
daß die Englaͤnder diese Suͤnde am meisten zu hegen und zu
pflegen wußten und daß man noch heute zu Tage, wie zu Augustus Zeiten, vor
beinahe 2000 Jahren, die Englaͤnder im Allgemeinen (einzelne
ehrenvolle Ausnahmen finden sich uͤberall) „Britannos hospitibus feros“
nennen kann und darf. Der Englaͤnder ist der fleißigste,
thaͤtigste, nuͤchternste, genuͤgsamste Mensch
vielleicht auf dem Erdballe; er goͤnnt sich selbst keine Ruhe, keinen
Genuß, wie sollt' er anderen mehr goͤnnen, als sich selbst? Er
unternimmt Alles, woran er nur etwas gewinnen zu koͤnnen erwarten
kann, und wagt fuͤr den kleinsten Gewinn mit Leichtigkeit sein ganzes
Vermoͤgen und selbst sein Leben. So wie die reichen, die vornehmen,
die muͤßigen Englaͤnder unersaͤttlich sind in ihrem
Durste nach Gold; so ist die arbeitende Klasse unersaͤttlich in der
Begierde, alles besser zu machen, als es ehevor war, und jedem Dinge, das
aus ihrer Hand kommt, die moͤglich hoͤchste Vollendung zu
geben. Der Franzose und der Suͤdlaͤnder Europens
uͤberhaupt ist mehr auf Genuß als Gewinn erpicht. Auf dem festen
Lande ruft Alles: „Eh viva! Lebe
hoch!“ Der Englaͤnder kennt nur sein frommes:
„Alles Heil!“ und
wuͤnscht uns hoͤchstens ein „Fare well!“ worunter er ein, vom Zufalle
hoͤchst bedingtes, gutes Gehen, Arbeiten,
Essen und Trinken versteht, Das, was wir Leben nennen, kennt er nicht: er
lebt nur, um zu arbeiten, und geizt mit Minuten, um keine zu
versaͤumen. Seyn ist bei ihm so viel als
thun (to do); die
Gegenwart und die Vergangenheit weiß er in seiner Sprache nur durch das Wort
thun kraͤftig auszudruͤken, und
die Zukunft ist bei ihm ein Sollen oder Wollen (I shall or
will); er kennt kein sich leidend verhaltendes Werden in der Zukunft, nicht einmal in einer
Beugungssylbe seiner Sprache. Seine Sprache kennt kein Supinum, das in der Sprache aller andern 33 Voͤlker eine so
wichtige Rolle spielt, so wie er selbst das faule Liegen auf dem
Ruͤken verschmaͤht. Es ist der Muͤhe werth, die
Sprache, die Grammatik der 33 Voͤlker zu studiren und unter einander
zu vergleichen, wenn man ihren Geist, ihren Charakter kennen lernen und
vergleichen will. Wenn der Englaͤnder sich um das Wohl seines
Freundes bekuͤmmert, so fragt er ihn, „wie er arbeitet? Wie er
thut? (How do You do?); der
Italiaͤner, der in seinem herrlichen Lande das Nichtsthun,
„il dolce, il sacrosanto far
niente“ das Liegen auf dem Ruͤken und
Hinaufschauen in den blauen Himmel fuͤr die hoͤchste Seligkeit
des Lebens haͤlt, fragt seinen Freund, wenn er sich um ihn
kuͤmmert, hoͤchstens, „ob er
das Stehen noch nicht vergessen hat? Wie's ihm mit dem Stehen geht?“ (Come stiamo?) Der Franzose fragt seinen Freund:
„ob er sich noch schleppen kann, und
wie er sich schleppt? (Comment Vous
portez Vous?) Bei dem Deutschen finden wir doch noch einige
Aufmerksamkeit auf Thaͤtigkeit, wenn sie auch mehr auf die
Fuͤße, als auf die Haͤnde oder auf den Kopf beschraͤnkt
ist; er fragt seinen Landsmann: „wie's mit
dem Gehen aussieht; wie geht's? In aͤlteren Zeiten, und
noch heute zu Tage unter der gemeinen Klasse des deutschen Volkes, ist
die Frage um das Befinden eines anderen noch so ziemlich nach der
englischen Form eingekleidet, und man findet eine Spur
gemeinschaftlicher Herkunft und Denkweise mit den Angelsachsen (den
heutigen Englaͤndern) in der Frage: was
machst Du? Einer Frage, die auch noch an den Geist der alten
klassischen Welt, wo leben und etwas thun synonym waren (agere,
πρατιειν,
εὐπραττειν)
erinnert. Gestehen wir es uns nur aufrichtig, es ist unsere Faulheit,
unsere Traͤgheit auf dem festen Lande; es sind die holden Kinder
dieser schoͤnen Muͤtter, Unwissenheit und
Ungeschiklichkeit, die es uns unmoͤglich machen, die Erfindungen
der Englaͤnder bei uns einzufuͤhren und zu
benuͤzen. Gewoͤhnlich (es laͤßt sich durch die
Geschichte unserer Handwerke historisch nachweisen) kommt eine englische
Verfahrungsweise bei uns erst dann in allgemeinen Gebrauch, wenn sie in
England bereits laͤngst wieder aufgegeben und durch eine neuere,
bessere, durch ein Improvement, daselbst
laͤngst ersezt ist. Wir sahen in den gewerbfleißigsten
Staͤdten Deutschlands die Gasbeleuchtung eingefuͤhrt und
wieder aufgegeben, weil sie mit zu vielen Schwierigkeiten, zu vielen
Kosten verbunden war. Es fehlte theils am Materiale, theils an der
Arbeit des nothwendigen Apparates. Unsere Blechschmiede und Bleiarbeiter
koͤnnen uns noch zur Stunde die eisernen oder bleiernen
Roͤhren zur Gasbeleuchtung weder so wohlfeil, noch so fest und
gut, wie die englischen, verfertigen. Die Haͤhne schließen nicht
genau. Was bei uns gut gearbeitet werden soll, kommt zu theuer, und der
Werkfuͤhrer in unseren meisten Werkstaͤtten ist der Herr
„Ist schon gut! Halt
sehen!“ An die gehoͤrige Vollendung einer
Arbeit denkt bei uns Niemand; unsere Arbeiter sind nur froh, wenn sie
eine Sache aus der Hand bringen; sie haben kein Wort in ihrer Sprache
fuͤr das, was der englische Arbeiter to
finish nennt. Die sogenannte lezte
Hand kostet dem Englaͤnder in der Regel mehr Zeit, als
die ganze Arbeit einem Deutschen.
Was das rohe Material betrifft, uͤber dessen Besiz wir die
Englaͤnder so sehr gluͤklich preisen, so sind wir auf dem
festen Lande zuweilen so indolent, daß wir nicht nach demselben greifen,
wenn es uns auch so zu sagen vor die Nase hingelegt wird. Wir haben
hieruͤber folgendes Beispiel erlebt. In einem Lande, dessen
hoͤchster Reichthum und Activhandel in Bau- und Brennholz
besteht, und das noch bis zur Stunde kein Steinkohlenbergwerk von einiger
Bedeutung besizt, brachte vor ungefaͤhr 12 Jahren ein Wolkenbruch an
dem Ufer eines Baches, einige hundert Schritte von einem schiffbaren Flusse,
ein großes Stuͤk Steinkohle von sehr guter Art zum Vorscheine. Die
Bauern die es fanden, brachten dieses Stuͤk in das nur zwei Stunden
davon entlegene Staͤdtchen, in welchem sich damals eine
Universitaͤt befand. Der Hr. Professor der Mineralogie an dieser
Universitaͤt, einer der ausgezeichnetsten Mineralogen und Chemiker
Deutschlands, fand es nicht der Muͤhe werth das Stuͤndchen
Weges hinauszugehen nach diesem Orte, wo dieser herrliche Fund gemacht
wurde, und der Sache weiter nachzuspuͤren. Als die
Universitaͤt von diesem Staͤdtchen verlegt wurde, und ein
Lycaͤum an die Stelle derselben kam, kam ein sehr tuͤchtiger
Mineralog und Chemiker an diese Lehranstalt; und auch dieser, der von dem
Funde genau unterrichtet ist, fand es seit drei Jahren nicht der
Muͤhe werth, einen Spaziergang nur von zwei Stuͤndchen nach
diesem Fundorte zu machen, und daselbst naͤhere Erkundigungen
einzuziehen. Seit diesen 11 oder 12 Jahren ist vielleicht der eine oder der
andere der Finder weggestorben, und die Vortheile dieses Fundes, der dem
Lande vielleicht mehr als ein Goldbergwerk haͤtte tragen
koͤnnen, sind vielleicht fuͤr immer verloren. Wenn
ausgezeichnete Gelehrte auf dem festen Lande, auf welche ihr Land stolz seyn
kann, einen so wichtigen Gegenstand mit einer solchen
Gleichguͤltigkeit behandeln, was soll man von der ungebildeten, bloß
vermoͤglichen, Klasse erwarten?
Es fehlt nicht an Capitalien auf dem festen Lande, und das feste Land ist
seit dem Frieden verhaͤltnismaͤßig weit reicher geworden, als
England, an dessen Wohlstand der Krebs der nie mehr tilgbaren Staatsschuld
nagt. Unsere Capitalien liegen aber theils unbenuͤzt im Staatsschaze
(wir koͤnnten einen Staat nennen, in dessen Schaz uͤber 20
Millionen unbenuͤzt liegen, waͤhrend in demselben so viel noch
zur Foͤrderung seines Wohles, zur Grundlage der ersten
Beduͤrfnisse seines kuͤnftigen Wohlstandes zu thun
waͤre), theils werden sie zu dem gottlosesten aller Spiele, zum
Boͤrsenspiele, verwendet, das gegen Voͤlker und
Fuͤrsten zugleich gespielt wird, und nur, zu oft beide ins Verderben
stuͤrzt. Es fehlt nicht an Capitalien; es fehlt nur an dem Willen und
an den Kenntnissen sie gehoͤrig zu verwenden. Der reiche Capitalist
verachtet, wenigstens in dem Lande, wo dieses geschrieben wird, den
Fabrikanten, den unternehmenden Landwirth; er sieht in beiden nur
Projectanten, Spekulanten, Chevaliers
d'Industrie, und wenn diese Chevaliers
d'Industrie endlich nach einer Reihe von Jahren, die sie im
Schweiße ihres Angesichtes, unter hundertfaͤltigen Gefahren und in
Sorge und Kummer hinbrachten, sich ein Capital errangen, das seinen ererbten
Schaͤzen nahe kommt, so bliken sie mit Schelsucht uͤber ihre
Achsel nach dem Parvenu, der sich unterstand, sich so viel zu erwerben, als
sie von ihrem cher Papa oder von ihrer chere Mama oder einem alten Onkel erhielten. Der
Gelehrte, dem es um Foͤrderung derjenigen Wissenschaften zu thun ist,
auf welchen der Wohlstand und der Reichthum eines Landes, Landwirthschaft
und Kuͤnste und Gewerbe beruhen, der auf Anschaffung von Werken
uͤber Physik und Mathematik, uͤber Mineralogie und Chemie,
uͤber Naturgeschichte in ihren mannigfaltigen Zweigen an
oͤffentlichen Bibliotheken dringt, da jezt das Vermoͤgen eines
Einzelnen nicht mehr zum Ankaufe selbst des aͤußersten Bedarfes
hinreicht, wird als ein gelehrter Phantast, als ein Buͤcherschreiber
zuruͤkgestoßen. „Nur keine Instrumente; nur keine
Buͤcher uͤber Vieher und Kraͤuter!“
sagte neulich ein großer Baͤrenhaͤuter, (den wir nur aus
Achtung fuͤr seine Wuͤrde hier nicht nennen wollen) unter
dessen Einfluß der Buͤcherankauf an zwei Bibliotheken (einer Akademie
und einer Universitaͤt) und die gesammte Cultur eines großen Reiches
steht. An der groͤßeren oder geringeren Neigung, und noch mehr an der
Geschiklichkeit die Industrie in einem Lande zu foͤrdern und zu
naͤhren, liegt mehr als der Recueil zu
glauben scheint. Es gibt Laͤnder, in welchen man die Industrie
absichtlich nicht foͤrdern, in welchen man sie unterdruͤken
will, aus demselben Grunde, aus welchem schlechte Reiter fuͤrchten
ihren Gaul gut zu fuͤttern, indem sie besorgen, es koͤnnte ihn
der Hafer stechen. Solchen Reitern und solchen Staaten ist nicht zu helfen:
beide scheinen nicht zu wissen, daß man auf ausgemergelten und ermatteten
Gaͤulen weit oͤfter und weit gefahrvoller, meistens mit dem
Gaule zugleich, zu Boden stuͤrzt, als mit einem gutgenaͤhrten
und kraftvollen, dem, sollte er zu muthig oder stuͤzig werden, man
nur die Trense anziehen oder die Garte geben darf, um mit demselben sicher
uͤber Graͤben wegzusezen. Es gibt ferner Laͤnder, in
welchen man die Industrie gern foͤrdern moͤchte, aber die
Mittel hierzu scheut; in welchen man glaubt, weil vor 25 Jahren 1000 Thlr.
fuͤr ein Institut hinreichten, so muͤßten sie auch jezt
auslangen, obschon man in manchem derselben heute zu Tage mit 5000 Thlrn.
nicht mehr das zu leisten vermag, was vor 25 Jahren mit 500 Thlrn. erreicht
werden konnte; wo man glaubt, weil das schaulustige Publikum sich mit einer
Kreuzerkomoͤdie begnuͤgt, das technische Publikum
koͤnne und werde sich auch mit einer Art von polytechnischer
Kreuzerkomoͤdie begnuͤgen lassen; wo man nicht zu wissen
scheint, welchen Aufwand die polytechnischen Institute zu Paris, zu Wien
kosteten und welchen Nuzen sie dem Lande gewaͤhren; wo man nicht zu
sehen scheint, was in Berlin, zu Bruͤssel, in Petersburg fuͤr
Technik geschieht; wo man endlich gar nicht zu glauben scheint, daß ein
gutes, ein zwekmaͤßiges polytechnisches Institut heute zu Tage mehr
Aufwand fordert, als ein halbes Duzend ehemaliger Universitaͤten, auf
welchen die Charlataneria Eruditorum ihren
Turnierplaz ehevor fuͤr alle vier sogenannten Facultaͤten
aufschlug. Wenn indessen auch die polytechnischen Schulen nach und nach die
Universitaͤten verdraͤngen werden, so wird es, bis wir zu
jenem Grad von Bildung vorgeruͤkt seyn werden, schwer halten, in
jedem Lande Leute zu finden, die zu Lehrern an einer solchen Anstalt
brauchbar waͤren. Es gibt naͤmlich ein gewisses Land, in
welchem man einen so absurden Schulplan eingefuͤhrt hat, daß, wenn es
diesem Schulplane nicht eben so ergeht, wie seinen aͤlteren
Bruͤdern, daß er naͤmlich bald nach seiner Geburt erstikt, die
kuͤnftige Generation zwar griechische und lateinische Verse machen,
außer diesem aber kaum das Ein Mal Eins koͤnnen wird. Wenn man von
den Lehranstalten, die in diesem Lande seit 20 Jahren bestanden, mit Recht
sagen kann, was der geistreiche Petronius Arbiter
von den Schulen Roms in jenen Zeiten sagte, wo der Mysticismus und der
Graͤculismus die Grundfesten der alten Roma untergraben hatte:
„Ego adolescentulos existimo in scholis
fieri stultissimos, quia nihil ex iis, quae in usu habemus, aut
audiunt aut vident.“
(D.h. auf Deutsch: „Ich glaube, daß unsere
Jungen in unseren Schulen jezt lauter Strohkoͤpfe werden
muͤssen, weil sie nichts von Allem dem, was man im Leben
braucht, weder hoͤren noch sehen) so gilt dieß noch mehr
von den neuesten Schulen dieses Landes.“ Alle Ehrfurcht vor
der Sprache der Griechen und Roͤmer und vor ihren unsterblichen
Werken; allen Beifall, wenn man von Gelehrten
fordert, daß sie Griechisch und Latein, von Theologen noch ins Besondere, daß sie
Hebraͤisch, Syrisch und Chaldaͤisch so gut, wie ihre Muttersprache
sprechen und schreiben; allen Beifall, wenn man die Lehrvortraͤge in
Theologie, Jurisprudenz und in Medicin in lateinischer Sprache gehalten
wissen will; wehe aber dem Lande, in welchem man aus jedem Knaben, der in
die Schule geht, einen Gelehrten, Statt eines brauchbaren Buͤrgers,
machen will; in welchen man die armen Jungen zehn volle Jahre lang mit
Erlernung todter Sprachen hinhaͤlt, und dafuͤr die Erlernung
der lebenden Sprachen, der italiaͤnischen, der franzoͤsischen,
der englischen so sehr vernachlaͤssigt, daß man nicht einmal
fuͤr jede derselben an jedem Gymnasium einen eigenen Sprachmeister
halten will. Ist nicht die Kenntniß dieser Sprachen in den mannigfaltigen
Verhaͤltnissen des Lebens den Kuͤnstlern, den Gewerbsleuten,
und selbst den Landwirthen, tausend Mal nuͤzlicher und notwendiger,
als Griechisch und Latein, in welchen Sprachen beinahe niemals etwas
verhandelt wurde, was sie brauchen koͤnnen, und niemals etwas
verhandelt werden wird? Ist es nicht laͤcherlich, Knaben von
10–12 Jahren, Jungen von 14–18 Jahren die Meisterwerke der
Alten, uͤber deren wahren Sinn oft noch unsere gelehrtesten
Philologen sich zanken, zur Beurtheilung, zur Uebersezung vorzulegen? Knaben
und Jungen die Werke der groͤßten Weisen, wie Platon der
groͤßten Feldherrn, wie Julius Caͤsar, der groͤßten
Staatsmaͤnner und Geschichtsschreiber, wie Sallust und Tacitus, der
groͤßten Redner, wie Demosthenes und Cicero vorzulegen? Ist dieß
nicht eben so viel, als wenn man Kinder in Menagerien fuͤhrte, und
sie die Kolossen der Schoͤpfung, die Elephanten, die Giraffen, die
Rhinocerosse wollte anatomiren lassen, damit sie eine Idee vom Großen bei
Zeiten erhielten? Selbst die niedlichen, noch immer unerreichten
kleinen Meisterstuͤke der Alten, die kleinen Liederchen Anakreons,
die Fabeln des Phaͤdrus, einige Oden und Briefe und Satyren aus Horaz
ließen unseren Vater Gleim, unseren Gellert, unseren unsterblichen Wieland, als diese Koryphaͤen der
deutschen klassischen Literatur bereits Maͤnner und Greise geworden
sind, die Feder oft und viel Mal niederlegen, als sie sich versuchten, diese
kostbaren Reste des klassischen Alterthumes in unserer Sprache nachzubilden.
Und das, was solchen Maͤnnern eine Aufgabe ist, soll Knaben ein Spiel
seyn? Arme, erbaͤrmliche Philologen und Paͤdagogen, die ihr
die Schoͤnheiten des klassischen Alterthumes so wenig fuͤhlt
und die Schwache der menschlichen Natur so wenig schont, daß ihr aus Jungen
Greise machen wollt! Gebt es auf, die Welt mit Genies, mit Dichtern und
Rednern bevoͤlkern zu wollen! Poeta
nascitur
nec pascitur mit Eueren griechischen und
lateinischen Broken, an welchen er hoͤchstens in Gefahr ist zu
erstiken. Ossian und Shakespeare, die groͤßten Dichter der neueren
Zeit sind unsterblich geworden, ohne ein Wort griechisch und lateinisch zu
verstehen, und die beste italiaͤnische Uebersezung Homer's (jene von
Cavaliere Monti) ist von einem Italiaͤner,
der kein Wort Griechisch verstand. Ovid bekam
Schlaͤge von seinem Vater, weil er immer Verse machte, und als er
seinen Vater bat, er moͤchte ihn doch nicht gar so schreklich hauen,
bat er ihn wieder in Versen! Quidquid tentabat
dicere, versus erat. Ihr verkehrt die Natur! Ihr pruͤgelt
unsere Buben jezt zehn Jahrelang, daß sie Verse machen sollen, und werdet es
Troz aller Euerer zerhauenen Ruthen nicht dahin bringen, daß sie weniger
holperige Verse machen, als Ihr selbst. Griechisch und Latein ist von einem
Jungen, der in seinem sechzehnten Jahre, nebst seiner Muttersprache,
Italiaͤnisch, Franzoͤsisch und Englisch kann, in zwei Jahren
voll auf gelernt, um mit demselben zum gruͤndlichen Studium der
Theologie, der Jurisprudenz, der Medicin mit voller Ehre uͤbergehen
zu koͤnnen. Daruͤber hat des großen Arztes Gerard van Swieten's, unsterblicher Sohn, als
Praͤsident des Studienwesens in Oesterreich unter Kaiser Joseph,
Versuche im Großen mit dem gluͤklichsten Erfolge angestellt. Es leben
jezt noch in Oesterreich mehrere angesehene Gelehrte, Theologen, Juristen
und Mediciner, die, im reiferen Alter von 16 bis 18 Jahren (also in 2
Jahren, Statt in 10) Griechisch und Latein so tuͤchtig erlernten, daß
sie in ihren Berufswissenschaften ausgezeichnete Maͤnner geworden
sind. Man darf dem unermuͤdeten Praͤsidenten der Studien,
Baron van Swieten, nicht vorwerfen, daß er klassische Literatur
vernachlaͤssigte; er war vielmehr der Schoͤpfer des Studiums
der griechischen Litteratur in Oesterreich. Niemand kann dieß besser
bezeugen, als einer der Maͤnner, der jezt nicht bloß die Zierde
seines Vaterlandes, sondern selbst eine Perle in den Fundgruben der
Litteratur des Orients und des Occidents geworden ist, der große Orientalist
Hofrath von Hammer. Er soll sagen, die
Haͤnde uͤber seiner treuen Brust faltend, wie der Orientale zu
thun pflegt, wenn er Wahrheit betheuert, ob er ohne Gerard van Swieten, der ihn als Jungen schon so hoch zu
schaͤzen wußte, der große Hammer geworden
waͤre? Ob es nicht die zarte Sorgfalt des seligen
Studienpraͤsidenten van Swieten war, der
bei den Pruͤfungen der Jungen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
sizen blieb unter den Lehrern, den Lehrer wie den Schuͤler gleich
scharf im Auge haltend, der zu dem Hammer mit dem Demantkopfe den goldnen
Stiel gefunden hat? Er soll sagen, ob sein Vaterland ohne Swieten einen Buͤrg, einen Collin gehabt haben wuͤrde, und ob nicht mehrere der
ausgezeichneteren Staatsdiener, Gelehrten und Buͤrger Oesterreichs
Swieten's geistige Kinder sind? Die
gelungenen Versuche eines solchen Studienpraͤsidenten verdienen
Achtung in der Methodik des Unterrichtes. Man ahmt jezt, seit Ende des
vorigen Jahres van Swieten's Versuche in England
nach. Die beruͤhmte Westminster-Schule, die beruͤhmte
Taylor'sche Schule, in welcher den Jungen ehevor 10 Jahre lang nichts, wie
Griechisch und Latein gelehrt wurde, die Universitaͤt zu Edinburgh
beschraͤnkt diesen philologischen Unterricht auf wenigere Jahre in
reiferem Alter, und sezt den Unterricht in den sogenannten lebenden
Sprachen, in der deutschen und franzoͤsischen und italiaͤnischen, nebst Unterricht in Sachkenntnissen, an die Stelle
desselben. Waͤhrend dieß auf der Insel geschieht, thun wir auf dem
festen Lande das Gegentheil, als ob wir die Antipoden der Bewohner dieser
Insel werden wollten. Wenn ein Staat auf tausend Buͤrger drei
Individuen zaͤhlt, die Griechisch und Latein koͤnnen, hat er
genug; wenn aber alle seine Buͤrger noch so gut Griechisch und Latein
verstehen, und nicht mit ihren Nachbarn sprechen koͤnnen; wenn sie,
aus Mangel an den noͤthigen Sachkenntnissen, ihre Kuͤnste,
Gewerbe, ihre Wirtschaft nicht gehoͤrig betreiben koͤnnen und
hinter dem Auslande zuruͤkbleiben muͤssen; dann fehlt es ihm
an Lebensbedarf; er geht als Beute des Auslandes zu Grunde. Es handelt sich
um Sachkenntnisse im Leben des Staates; nicht um leere Floskeln und eitles
Wortgedraͤsch, Ad rem non ad verba!
A. d. Ue.
„Es ist kein Maire, der nicht wuͤßte, daß zur Beleuchtung seines
Staͤdtchens, kein Fabrikant und kein Handwerksmann, der nicht
wuͤßte, daß zur Beleuchtung seiner Fabrik und seiner Werkstaͤtte
Gasbeleuchtung die
wohlfeilste und zwekmaͤßigste Beleuchtung ist. Warum wird sie also nicht
allgemein eingefuͤhrt? Die Kostbarkeit der Apparate schreit die Leute ab.
Eine einzige in Paris errichtete Leuchtgasfabrik hat, ohne die
Vertheilungsroͤhren in den Straßen, 3 Millionen Franken gekostet. Dreißig
Oefen stehen, um nur ein Viertel der guten Stadt Paris zu erleuchten, Tag und
Nacht in Feuer, und destilliren aus eben so vielen Retorten das Leuchtgas aus
Steinkohlen, das, nachdem es in einer zahllosen Menge von Roͤhren, die es
zu durchlaufen hat, gereinigt wurde, endlich in ein ungeheueres Gasometer von
100 Fuß im
Durchmesser und 50 Fuß Hoͤhe gelangt und nur als Vorrath fuͤr
einen Abend hinreicht.“
„Wir wollen nun einen kleineren Apparat betrachten, der nur 50 Lampen
versehen soll. Selbst zu einem so kleinen Apparate sind drei Retorten und ist
ein Ofen mit 3 Schuͤren nothwendig; man braucht ein Gasometer von 10 Fuß
Hoͤhe und eben so viel im Durchmesser, um nur 800 Kubikfuß Gas zu
erhalten, die man in 5 Stunden bei 50 Lampen verbraucht. Hat nun jeder, der 50
Lichter in seinem Hause braucht, wir wollen nicht sagen, das zu einem solchen
Apparate noͤthige Geld, sondern auch nur den zur Aufstellung desselben
noͤthigen Raum? Wer weiß nicht, daß man Gebaͤude auffuͤhren
mußte, um ein anderes Gebaͤude mit Gas beleuchten zu koͤnnen? Es
fehlt bei uns an Geld und an Raum zugleich.“
„Da ein Gasometer nicht ein gefahrloses Ding ist, so erlaubt die Obrigkeit
nicht uͤberall die Errichtung eines solchen, und da das Leuchtgas
geschwefeltes Wasserstoffgas enthaͤlt; so klagt man uͤber den
uͤblen Geruch und uͤber das Anlaufen der Vergoldungen, des
Silbers, der Seilereien etc. in der Naͤhe solcher Beleuchtungsanstalten
und bei dem Gebrauche dieses Gases selbst.“
„Man mußte also auf ein Mittel denken, alle diese Nachtheile zu
beseitigen; auf ein Mittel, einen einfachen Apparat
zu errichten, der wohlfeil zu stehen kommt, kein Gasometer braucht, und keine so
nachtheiligen Stoffe entwikelt; den jedermann sich beilegen kann; der
uͤberall untergebracht werden kann; der gefahrlos und geruchlos
ist.“
„Diesen Vortheil gewaͤhrt nun unser
Leuchtgaserzeugungs-Apparat (appareil
gazogène), den wir hier, nur fuͤr 50 Lampen berechnet,
beschreiben wollen.“
(Der Redacteur des Recueil versichert, diesen Apparat arbeiten gesehen zu haben, und
er erstaunte uͤber die Regelmaͤßigkeit, mit welcher derselbe arbeitet.
Die Zersezung des Oehles geschah vollkommen, denn die Flamme brannte aͤußerst
hell. Damit stimmt auch der Bericht der HHrn. D'Arcet, Payen,
Bréant, Gaultier de Claubry.)
„Nach der bisher gewoͤhnlichen Methode kostet ein Apparat
fuͤr 50 Lampen ungefaͤhr 12,000 Franken.“
„An dem neuen Leuchtgaserzeugungs-Apparate kostet dieselbe
Vorrichtung fuͤr 50 Lampen nur 1,600 Franken.“
„Der Apparat nach der alten Methode fordert zu seiner Aufstellung 20
Fuß.“
„Der neue Leuchtgaserzeugungs-Apparat, der bloß aus einer Retorte
aus Gußeisen besteht, und aus einer kupfernen auf dem Ofen angebrachten
Saͤule mit einem Verdichter in der Naͤhe, nimmt nur einen Raum von
3 Fuß ein.“
(Einer dieser Apparate fuͤr 240 Lampen in einer der ersten Drukereien zu Paris
fordert nur 3 1/2 Fuß Plaz.)
„Der neue Apparat fordert kein Gasometer; denn das Gas wird nur in dem
Maße erzeugt, als es verbraucht wird.“
„Da das Leuchtgas in diesem Apparate aus Oehl erzeugt, also rein erhalten
wird, so darf es nicht gewaschen werden, und aller uͤble Geruch
faͤllt weg.“
„Dieser Apparat gewaͤhrt die vollkommenste Sicherheit.“
„Es kann sich kein Gas mehr erzeugen, so bald alle Lampen
ausgeloͤscht sind, indem das Ausloͤschen allein schon die weitere
Gaserzeugung hindert.“
„Man kann diesen Apparat auf jeden Herd stellen, man mag auf diesem Herde
was immer fuͤr ein Brennmaterial brennen, so daß man keine neue Auslage
fuͤr Erzeugung von Hize machen darf.“
„Dieser Herd kann nebenher, der Apparat mag im Gange seyn oder nicht, zu
jedem anderen urspruͤnglichen Zweke verwendet werden.“
„Man kann diesen Apparat eben so gut auch zur Beheizung, als zur
Beleuchtung des Gebaͤudes benuͤzen.“
„Dieser Apparat ist endlich tragbar, und kann nach Belieben zu jeder
Jahreszeit von einem Orte nach dem anderen gebracht werden.“
„Es ist bei diesem Apparate unmoͤglich, daß alle Lampen auf ein Mal
verloͤschen; ein Nachtheil, der vorzuͤglich an
oͤffentlichen Orten, in Theatern z.B., sehr bedeutend ist.“
„Der Apparat fordert keine besondere Aufmerksamkeit; es ist genug, wenn er
einmal im Gange ist, eine oder mehrere Lampen anzuzuͤnden, wodurch sich
dann das Gas in hinlaͤnglicher Menge fuͤr die uͤbrigen
erzeugt, und man darf nur einige Lampen ausloͤschen, um die Gaserzeugung
zu vermindern, oder alle ausloͤschen, wenn man dieselbe gaͤnzlich
unterdruͤkt wissen will. Der Verbrauch des Oehles steht also immer im
Verhaͤltniß mit dem nothwendigen Verbrauche des Gases.“
„Endlich kann man auch diesen Apparat in den Baumwollenfabriken zum Absengen der
verfertigten Gewebe eben so gut, wie zur Beleuchtung der Gebaͤude,
benuͤzen.“
„Oehlgas gibt bekanntlich, im Verhaͤltnisse zum Steinkohlengase,
ein drei Mal staͤrkeres Licht; d.h., man braucht zur Erzeugung desselben
Grades von Licht drei Mal so viel Steinkohlengas, als man Oehlgas braucht. Die
Schnabel an den Oehlgaslampen brauchen nur 12 Loͤcher von kleinerem
Durchmesser, waͤhrend die der Steinkohlengaslampen 24 Loͤcher
haben.“
„Dieselbe Menge Oehles gibt, als Gas, ein weit besseres Licht, denn als
Oehl. Ein Kaffeehaus, z.B., das jezt 40 Argands hat, wird mit 30 Oehlgaslampen
weit besser beleuchtet seyn, und erspart die Kosten des Unterhaltes derselben,
der Dochte etc.; so daß es bei Oehlgasbeleuchtung um die Haͤlfte
wohlfeiler durchkommt.“
„In Fabriken ist alle Feuersgefahr durch abfallende Funken beim Tragen
oder Puzen der Lichter beseitigt.“
„Die zwoͤlf Lichter in einer Oehlgaslampe gewahren eben so viel
Licht, als neun Kerzen: man darf also bloß die Zahl der Loͤcher der
Intensitaͤt des Lichtes anpassen, welches man fuͤr den Arbeiter
bestimmen will.“
„Manche glauben, daß die Gasbeleuchtung den Nachtheil hat, daß das Licht
dadurch auf einem bestimmten Punkte festgestellt wird, und daß man bei oder mit
demselben nicht dort sehen kann, wo es eben Noch thut. Man kann allerdings mit
der Gaslampe nicht so herumgehen, wie mit einer Kerze oder mit einer Oehllampe;
jeder Arbeiter in seiner Werkstaͤtte oder jeder Schreiber an seinem
Tische kann aber mittelst kleinerer gebrochenen Roͤhren oder mittelst
sogenannter Kniestuͤke an denselben den Leuchtpunkt bequem dort hin
fuͤhren, wo er desselben fuͤr den Augenblik bedarf.“
„Um die Ersparung zu zeigen, welche dieser Apparat gewaͤhrt, wollen
wir hier nur bemerken, daß eine Gaslampe bei diesem Apparate fuͤr die
Stunde 5 Centimen (5/100 oder 1/20 Eines Franken) kostet, wenn das Feuer,
wodurch das Oehl zersezt wird, auch noch zu anderen Zweken benuͤzt wird,
und ungefaͤhr 6 Centime, wenn man den Apparat besonders und einzeln
heizen muß: wir nehmen hierbei an, daß man sich des Kohlsaatoͤhles
„(aus
Brassica
campestris oleifera
Dec.)“ bedient, welches, 70
Centime kostet, obschon man sich des gemeinsten und wohlfeilsten Oehles hierzu
bedienen kann, wenn es nur fluͤssig ist. Je groͤßer die
Beleuchtung ist, desto mehr nimmt die Ausgabe ab, weil die Heizungskosten dann
desto wohlfeiler werden, und zulezt gar nicht mehr in Anschlag
kommen.“
„Wer seine Waͤsche mit Seife waͤscht, kann sich ein
Leuchtgas verschaffen, das beinahe auf Nichts zu stehen kommt; wir werden ein
Mittel angeben,
wodurch man aus der Seife 60 p. C. Oehl erhalten kann.“
Was die Auslagen außerhalb des Apparates betrifft, so ist es schwer hier etwas
Bestimmtes zu sagen, indem so viel von Ortsverhaͤltnissen und von der Eleganz
abhaͤngt, welche man den Lampen geben will.
„Da es jedoch mehr Industrieanstalten als Luxusanstalten gibt, so wollen
wir hier eine Fabrik von zwei Stokwerken, jedes von 100 Fuß Lange und 8 Fuß
Hoͤhe, und 100 Arbeiter annehmen, wovon 25 auf jeder Seite des
Gebaͤudes arbeiten.“
„50 Fuß Roͤhren von 18
Linien im Durchmesser, ganz gelegt,(mit allen Durchstichen,
Befestigungen, Zaͤumen, Halsbaͤndern,Haken,
Vertiefungen und mit der Uebergypsung etc.) „(die
inWerkstaͤtten, meint der Recueil, vielleicht nicht
nothwendig ist)“so daß das Gas nach allen
nothwendigen Punkten durch dieselben geleitet werden kann, gibt, zu
2 Franken 75 Cent
137 Fr.
50 Cent.
400 Fuß Roͤhren von Einem Zoll,
um das Gas nach den vier
Langen des
Gebaͤudes zu leiten, zu 2 Franken
800 –
0
–
300 Fuß halbzoͤllige
Roͤhren, die auf den vorigen eingesezt
sind, und jedem
Arbeiter sein Gas zufuͤhren, zu 1 Fr.
300 –
0
–
100 Lampen mit drei Loͤchern und
ihren Haͤhnen, Aufsaͤzen
etc. zu 8
Franken 50 Cent.
850 –
0
–
100 Galerien zur Stuͤze der
Glaͤser à 75 Cent.
75
–
0
–
100 Glaser zu 35 Cent.
35
–
0
–
Der Ofen
150 –
0
–
Fuͤr unvorhergesehene
Ausgaben
52
–
50 –
–––––––––––––––
Auslagen außerhalb des Apparates
2,400 Fr.
Apparat von 25 Lampen mit 12
Loͤchern
1,100 –
–––––––––––––––
Gesammte Auslage
3,500 Fr.“
„Wenn man also annimmt, daß die bleiernen Roͤhren nach der
Laͤnge des Gebaͤudes verdoppelt werden muͤssen, so kommt
die Gesammtauslage fuͤr Beleuchtung bei 100 Arbeitern nur auf 3,500
Frank., und die taͤgliche Auslage, wenn man jedem so viel Licht gibt, als
2 Kerzen und eine Viertelkerze geben wuͤrde (was fuͤr gewisse
Arbeiten zu viel ist), betruͤge 7 Frank. 50 Cent., unter der
Voraussezung, daß 5 Stunden des Tages uͤber beleuchtet werden muß; denn
so viel betraͤgt der Durchschnitt der jaͤhrlichen Beleuchtung.
Durch Verminderung der Loͤcher kann die Staͤrke des Lichtes nach
Belieben vermindert werden.“
„Was die Luxusanstalten betrifft, die Kaffeehaͤuser,
Kramlaͤden etc. etc., so kann hier den Lampen so wie den Flammen selbst
die hoͤchste Eleganz gegeben werden, und das Gas kann hier ohne alles
Glas brennen.“
„Wenn man einen groͤßeren solchen Apparat besizt, und man bedarf
nicht alles Lichtes, das er gewahrt, so koͤnnte man seinem Nachbarn in Roͤhren
davon zukommen lassen und auf diese Weise den eigenen Bedarf des Lichtes um die
Haͤlfte, und vielleicht noch unter dieser, wohlfeiler
erhalten.“
„Was die Straßenbeleuchtung mittelst dieses Apparates betrifft, so wird
hier diese Unternehmung ungleich leichter, weil sie keines so großen Capitales
bedarf. Der ganze Apparat, der zur Beleuchtung der Stadt Lille (die
ungefaͤhr 64,000 Einwohner zaͤhlt) nothwendig ist, wuͤrde
nicht uͤber 18,000 Franken kosten, die Roͤhren abgerechnet, die
bekanntlich jeder Abnehmer nach einem bestimmten Preise fuͤr den Fuß zu
bezahlen hat.“
„Bei dem bisher gewoͤhnlichen Gaserzeugungsapparate muß die
Gaserzeugungsanstalt nothwendig vor die Stadt hinaus. Es faͤllt ihr
demnach eine ungeheuere Laͤnge von Roͤhren zur Last. Dieser neue
Apparat hingegen kann mitten in der Stadt angebracht werden, indem er weder
gefaͤhrlich noch laͤstig ist. Jeder Hof eines Hauses, jeder
Keller, jede Scheune reicht dazu hin.“
„Man wird sagen, daß dieß zu Lille moͤglich ist, dessen Umfang
nicht sehr groß ist; nicht aber zu Bordeaux oder Lyon, welche beide
Staͤdte sehr weit ausgedehnt sind. Allein, es darf hier nur Statt eines
groͤßeren Apparates im Mittelpunkte der Stadt in jedem Viertel ein
kleinerer solcher Apparat vorgerichtet werden, und das Leuchtgas wird dadurch um
nichts theuerer zu stehen kommen.“
Es ist nun ein Schreibendes Polizeipraͤfectes mitgetheilt, in welchem die
Gaserzeugung mittelst dieses Apparates mitten in der Stadt selbst, und die Abnahme
des Gases aus dieser Anstalt jedem erlaubt ist.
„Tarif dieses neuen Apparates.
Fuͤr
5
gewoͤhnliche Lampen mit 12 Loͤchern
kostet er
600
Franken.
–
10
800
–
–
15
900
–
–
20
1000
–
–
25
1100
–
–
30
1200
–
–
35
1300
–
–
40
1400
–
–
45
1500
–
–
50
1600
–
–
55
1700
–
–
60
1800
–
–
65
1900
–
–
70
2000
–
–
75
2100
–
–
80
2200
–
–
85
2300
–
–
90
2400
–
Fuͤr
95
gewoͤhnliche Lampen mit 12 Loͤchern
kostet er
2500
Franken.
–
100
2600
–
–
105
2650
–
–
110
2700
–
–
115
2750
–
–
120
2800
–
–
125
2850
–
–
130
2900
–
–
135
2950
–
–
140
3000
–
–
145
3050
–
–
150
3100
–
–
155
3150
–
–
160
3200
–
–
165
3250
–
–
170
3300
–
–
175
3350
–
–
180
3400
–
–
185
3450
–
–
190
3500
–
–
195
3550
–
–
200
3600
–
Fuͤr Apparate uͤber obige Anzahl von Lampen kommen 50 Franken
fuͤr jedes 5 Lampen mehr. Pak- und Transportkosten traͤgt
der Abnehmer.“
Preis des Zugehoͤres.
Fuͤr Legen, Loͤthen u.
Befestigen der Ansaze alle Art, Zaͤume,
Halsbaͤnder,Haken etc., Gypsen, Dillen zur Aufnahme der
Lampen etc. fuͤr den Fuß.
Textabbildung Bd. 36, S. 23
Bleierne Roehren im
Durchmesser von 6. Lin., 1. Fr. 9 Linien, 1 Fr. 50 C. 12 Lin., 2 Fr.
15 Linien, 2 Fr. 50 C. 18 Linien, 2 Fr. 75 C.
Lampen mit Haͤhnen und
Ansaͤzen
8
Fr.
0
Cent.
Lampen mit Gabeln mit Haͤhnen und
Ansaͤzen
8
–
50
–
Kniestuͤke von 1 Fuß bis 18 Zoll mit
Haͤhnen
16
–
0
–
Kniestuͤck (einfaches)
9
–
0
–
Kruͤkenlampe oder
gewoͤhnliche Lampe
3
–
20
–
Gabellampe
3
–
70
–
Hahn
3
–
0
–
Ansaz
3
–
75
–
Galerien zur Stuͤze des Glases
3
–
75
–
Glaser von gewoͤhnlicher
Groͤße
3
–
35
–
Fester Arm
6
–
35
–
Luster und verzierte Lampen nach den
Verzierungen.
Zahlung.
Fuͤr Paris wird das erste Drittel bei der
Bestellung, das zweite bei der Ablieferung, das dritte in Papieren auf drei Monate
Frist bezahlt.
Fuͤr die Departemens und fuͤr das Ausland
eben so: nur daß hier die Aufgabe, Statt der Ablieferung,
den zweiten Termin bildet.
Die Nachricht der Aufgabst oder Absendung ist mit einer lithographischen Darstellung
des Apparates begleitet, und mit einer detaillirten Anweisung zur Aufstellung
desselben und zum Baue oder zur Abaͤnderung des Ofens. Wenn man es verlangen
sollte, schikt die Anstalt auch einen Arbeiter ab, der die Aufstellung besorgt.
Man wendet sich in postfreien Briefen an die HHrn. Lépine und Comp., rue du Faubourg St. Martin N. 97.