Titel: | Bericht des Hrn. Jos. Koechlin im Namen des Ausschusses für Mechanik und Chemie über obige Mittheilung des Hrn. Risler. |
Autor: | Jos. Koechlin |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XIX., S. 100 |
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XIX.
Bericht des Hrn. Jos. Koechlin im Namen des Ausschusses
fuͤr Mechanik und Chemie uͤber obige Mittheilung des Hrn.
Risler.
Ebendaselbst S. 256.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Koechlin, Bericht uͤber obige Mittheilung des Hrn.
Risler.
Obige interessante Mittheilung des Hrn. Risler
enthaͤlt nicht nur eine Beschreibung einer Maschine zum verbesserten
Walzendruke nach der gegenwaͤrtigen Art, sondern sie umfaßt auch die ganze
Geschichte der verschiedenen Methoden, Kattun mittelst Maschinen zu druken.
Der Hr. Verfasser wird uns uͤber das, was er uͤber den Plattendruk (impression à
planche plate) sagte, eine kleine Bemerkung erlauben. Nach seiner Angabe
sollte es scheinen, daß der Plattendruk die Veranlassung
zum Maschinendruke war, und daß man denselben aufgab, sobald die Maschinen zum
Walzendruke vervollkommnet wurden. Indessen ist dieß doch nicht so ganz der Fall.
Allerdings ging der Plattendruk dem Walzendruke voran; allerdings hat die
Vervollkommnung im Stiche der Drukwalze das fruͤhere Verfahren großen Theils
verdraͤngt; es ist aber Thatsache, daß viele Fabriken in England namentlich
zu London und in der Nachbarschaft, sich noch heute zu Tage der Platten bedienen.
Die zartesten englischen Muster werden noch auf diese Weise gedrukt, und man
erhaͤlt mittelst derselben eine Verschiedenheit von Licht und Schatten, und
eine Zartheit in den Umrissen, die man mittelst des Stiches auf der Walze nur mit
Muͤhe erreichen wuͤrde.
Es gab urspruͤnglich zwei verschiedene Maschinen zum Plattendruke, deren jede
eine verschiedene Bewegung hat.
Mit der aͤltesten konnte man kleine Muster gar nicht abdruken; es war zu
schwer Register zu halten. Die neuere hat diese Schwierigkeit beseitigt. Die
Maschinen ersterer Art hieß man à Camaïeux
oder à meubles.
Der Stich auf die Walze aus freier Hand naͤhert sich dem Verfahren mit den Platten so viel als moͤglich, und wird dieses
leztere vielleicht noch gaͤnzlich verdraͤngen. Der Stich auf die Walze
aus freier Hand hat indessen noch mehrere Unbequemlichkeiten. Erstlich muß man auf
einer Walze eine groͤßere Anzahl von Gegenstaͤnden, als auf einer
Platte, darstellen, um die gehoͤrige Breite und den gehoͤrigen
Durchmesser zu erhalten; und dann laͤßt sich auf eine Flaͤche leichter
und schoͤner zeichnen, als auf einen Cylinder: Aus diesem Grunde wendet man
auch den Walzenstich aus freier Hand gewoͤhnlich nur auf sehr große Muster
an. Wir wollen ferner hier noch beifuͤgen, daß eine der Hauptursachen, warum
der Druk mit Platten zarter und vollkommener ausfaͤllt, in der Art besteht,
wie die Farbe auf dieselbe aufgetragen und abgeschaben wird: diese Art laͤßt
sich bei dem Walzendruke nicht vollkommen nachahmen; der Teig aus geroͤstetem
Staͤrkmehle oder aus Mehl, der sehr dik ist, kann hier nicht so vollkommen in
das feinere Detail des Musters eindringen, und laͤßt sich nicht so nett
wegschaben.
Die Maschine, die Hr. Risler uns mittheilte, ist nach dem
sogenannten englischen Systeme, an welchem er nach und nach mehrere Verbesserungen
anbrachte.
Wir wollen zuerst das reine englische System betrachten,
und mit demjenigen vergleichen, das vor Einfuͤhrung dieser englischen
Maschine bei uns auf dem festen Lande Sitte war.
Um die Sache deutlicher zu machen, glaubten wir uns auch die Zeichnung einer
franzoͤsischen Maschine vorlegen lassen zu muͤssen, die, nach ihrem
Erbauer, unter dem Namen „machine de
Lefèvre“ bekannt sind. Wir wollen damit nicht die
Erfindung unserem Lande zuschreiben; es ist moͤglich, es ist selbst
wahrscheinlich, daß diese Maschine urspruͤnglich in England nach diesem
Systeme erbaut wurde, und daß Lefèvre davon
Kenntniß hatte und somit nur das Verdienst besizt, einige Verbesserungen an
derselben vorgenommen zu haben.
Der Hauptunterschied an diesen beiden Maschinen ist, daß, bei der englischen, zwei
Hebel zu jeder Seite sind; daß die Walze, welche auf die Drukwalze druͤkt,
sich mit dem ersten Hebel in einem Kreisbogen bewegt; daß der Schaber auf zwei
Drehezapfen ruht, und gegen die Drukwalze mittelst Gewichten angedruͤkt wird;
daß das Gestell aus Gußeisen ist: waͤhrend bei der franzoͤsischen
Maschine nur Ein Hebel fuͤr jede Seite da ist; die Walze, welche auf die
Drukwalze druͤkt, obschon sie von dem Hebel gehoben wird, wenn man sie
aufzieht, sich in zwei senkrechten Falzen bewegt; der Schaber flach auf zwei Armen
des Hebels ruht und befestigt ist, deren Mittelpunkt der Umdrehung sich auf jener
Seite des Gestelles befindet, auf welcher das geduckte Stuͤk aus der Maschine
kommt. Das Gestell ist hier von Holz.
Wir wollen nun sehen, welche von beiden Maschinen den Vorzug verdient.
Die Eleganz der englischen Maschine gefallt dem Auge;Es ist gewiß eine jedem Mechaniker und jedem Handwerksmanne auffallende
Erscheinung, daß alle Werkzeuge und Maschinen, ganz dem physischen und
moralischen Charakter der beiden Nationen entgegen, bei dem leichten und
leichtfertigen Franzosen plump und schwerfaͤllig, und bei dem
unbehuͤlflichen und rauhen Englaͤnder leicht und elegant
sind.A. d. Ue. das Gestell derselben aus Gußeisen nimmt weniger Raum ein, und wird den
Arbeitern weniger hinderlich. Hierin hat die englische Maschine den Vorzug. Es
waͤre indessen leicht, das Gestell der franzoͤsischen Maschine
gleichfalls aus Gußeisen zu verfertigen.
Bei der Maschine Lefèvre's muß man, um die
Drukwalze oder den Schaber waschen und auswechseln zu koͤnnen, die Walze,
welche auf die Drukwalze druͤkt, und die Hebel mit ihren Gewichten in die
Hohe heben, was mittelst einer Kurbel und eines Haspels geschieht. Die Last auf der
Kurbel ist sehr bedeutend und selbst gefaͤhrlich, nicht sowohl bei dem
Aufheben der Gewichte, als bei dem Niederlassen derselben; der Arbeiter muß die
groͤßte Sorgfalt tragen, daß ihm die Kurbel nicht auskommt, welche, bei der
außerordentlich beschleunigten Bewegung, die sie erhaͤlt, ihn, wie dieß
bereits geschehen ist, schwer verwunden koͤnnte.
Bei der englischen Maschine laͤßt sich die Walze, welche auf die Drukwalze
druͤkt, sehr leicht und ohne alle Gefahr heben und herablassen.
Die Weise, wie der Schaber eingesezt wird, ist bei der franzoͤsischen Maschine
weit einfacher und leichter fuͤr den Arbeiter, obschon sie vielleicht weniger
gut berechnet ist, als bei der englischen. Bei dieser lezteren hat der
Haͤlter des Schabers zwei Drehezapfen an seinen beiden Enden, die auf zwei
Poͤlstern ruhen; es ist also leichter eine Bewegung hin und her an demselben
anzubringen, die bei einigen Arten von Stichen nothwendig und selbst
unerlaͤssig ist. Diese Art den Schaber anzubringen laͤßt sich aber
auch an den franzoͤsischen Maschinen anwenden, wenn es nicht um die
Bequemlichkeit des alten Herkommens und um die Gewohnheit der Arbeiter zu thun
ist.
Alles, was wir bisher anfuͤhrten, spricht zu Gunsten der englischen Maschine.
Wir haben aber noch einige Bemerkungen hier anzubringen, welche die Sache
ausgleichen.
Diese Bemerkungen sind praktische Bemerkungen, die wir in den Werkstaͤtten
sammelten. Bei der englischen Maschine bleibt, wenn man die Walze aufzieht, die auf
die Drukwalze druͤkt, wenig Raum zwischen ihr und der Drukwalze
uͤbrig, was sich leicht aus dem Grundsaze erklaͤrt, auf welchem die
Maschine beruht; es ist auch, fuͤr vielen Druk, wenig Gewicht am Ende der
Hebel, so daß die Enden der Hebel einen großen Raum durchlaufen muͤssen,
waͤhrend die Walze, welche auf die Drukwalze druͤkt, nur wenig Raum
durchlaͤuft. Dieser wenige Raum hindert bei dem Abwaschen und Abpuzen der
Drukwalze sehr. Aus demselben Grunde muß die Walze, welche auf die Drukwalze
druͤkt, so oft man leztere auswechselt, und eine andere von einem anderen
Durchmesser einsezt, anders gestellt, mittelst der Stellschrauben gehoben oder
gesenkt werden, oder die Stangen mit den Schraubennieten muͤssen
verlaͤngert oder verkuͤrzt werden, wenn die Hebel ihre horizontale
Lage behalten sollen. Dieß kostet aber Zeit, und fordert von Seite des Werkmeisters
eine Genauigkeit, wie man sie nur selten bei irgend jemanden findet.
Die Arbeiter behaupten ferner, daß, außer dem geringen Raume zwischen der Walze, die
auf die Drukwalze druͤkt, und dieser lezteren, auch an den Seiten der
Maschine zu wenig Raum Zwischen ersterer und dem Gestelle vorhanden ist, wodurch das
Ausbessern oder Wechseln der sogenannten Hose (des Ueberzuges aus Tuch oder Kattun
uͤber die Walze, die auf die Drukwalze druͤkt) sehr erschwert
wird.
Der Mechanismus zum Aufziehen und Herablassen des Farbentroges ist an der englischen
Maschine ohne alle Noch, ohne allen wirklichen Vortheil complicirt;Dieser Fehler, naͤmlich Complicirung einer Vorrichtung ohne alle Noth,
findet sich an englischen Maschinen und Arbeiten, leider, nur zu
haͤufig; er ist gewisser Maßen die Erbsuͤnde der
gewoͤhnlichen englischen Mechaniker, uͤber welche der
unsterbliche Hogarth sich schon vor einem
Jahrhunderte lustig machte, als er in einer seiner Carricaturen einige
seiner lieben Landsleute zeichnete, die alle Apparate der damaligen Mechanik
anwendeten, – um einen Stoͤpsel aus einer Flasche Porter
herauszuziehen.A. d. Ue. an der franzoͤsischen Maschine ist die Vorrichtung hierzu
aͤußerst einfach, sie laͤßt sich leicht handhaben und bietet sich bequemer zur Arbeit
mit der Speisungswalze (feeding-roller) dar. Man
muß indessen gestehen, daß diese Vorrichtung sich nicht urspruͤnglich an Lefèvre's Maschine befand, sondern daß sie nach
den englischen Maschinen mit zwei Farben copirt wurde.
Diese Vorrichtung ist in der Zeichnung von Lefèvre's Maschine angedeutet; ehe ich aber dieselbe beschreibe,
will ich von dem Zweke derselben sprechen.
In den fruͤhesten Zeiten des Walzendrukes bediente man sich zur Verdikung
beinahe aller Farben und Beizen des arabischen oder Senegalgummi, eines, verglichen
mit der Staͤrke, sehr kostbaren Materiales: der Staͤrke bediente man
sich damals schon bei dem Druke aus freier Hand.Wir haben schon im Jahre 1809 in einigen Drukereien das Verdiken der Mordants
mittelst Starke mit gutem Erfolge eingefuͤhrt. Bei dem damaligen
hohen Preise der Walzendrukfabrikate zog man es aber vor bei der bequemern
Verdikungsweise mittelst Gummi zu verharren, und nur das Sinken des Werths
dieser Drukfabrikate noͤthigte die Drukfabrikanten auf unsere
Verdikungsweise der Mordants mittelst Staͤrke
zuruͤkzukommen.A. d. R.
Geroͤstete Staͤrke oder Weizenmehl ersezte bei sehr vielen Farben auf
der Drukwalze den Gummi mit großem Vortheile, und einige dieser Farben, z.B., die
rothen Beizen, gerathen, mit derselben zubereitet, in den zarteren Partieen besser,
als wenn sie mit Gummi verdikt werden.
Es gab indessen einige Beizen und einige Muster, bei welchen man den Gebrauch des
Gummi beibehalten mußte. Und hier gerieth man auf die Speisungswalze. Seit man sich
derselben bedient, kann man alle Farben und Beizen (mit Ausnahme einiger wenigen)
und alle Arten von Mustern mit geroͤsteter Staͤrke oder mit Weizenmehl
druken.
Die Wirkung der Speisungswalze beruht vorzuͤglich darauf, daß man mittelst
derselben die dikste Farbe oder den diksten Teig auftragen kann, der, ohne dieselbe,
nie in die zarteren Partieen des Musters eindraͤnge, und daß, ohne dieselbe,
bei gewissen Farben und Mustern die weniger diken Teige floͤssen, und eine
schlechte Wirkung hervorbringen wuͤrden.
Eine hoͤlzerne Walze, D, von 5–6 Zoll im
Durchmesser (Tab. III. Fig. 1–4.), durch
welche eine eiserne Spindel laͤuft, und die mit Tuch uͤberzogen ist,
findet sich auf zwei auf dem Farbentroge I befindlichen
Pfannen befestigt.
Die Spindel dieser Walze hat bei Q eine
Verlaͤngerung zur Aufnahme eines Rades Q. Dieses
Rad greift in ein anderes Rad P ein, welches auf der
Achse der Walze c sich befindet. Der aͤußere Durchmesser dieses
lezteren Rades muß etwas weniges kleiner seyn, als jener der Walze, damit er das
Tuch nicht beruͤhrt und beschmuzt.
Da die Walzen nicht alle gleichen Durchmesser haben, so hat man mehrere Raͤder
zum Auswechseln in Bereitschaft, deren Durchmesser zu jenem der Walzen paßt.
Diese Raͤder haben uͤberall gleiche Dike, und lassen sich leicht auf
der Drukwalze oder auf ihrer Spindel mittelst eines Vorsprunges (prisonnier) in dem Loche des Rades, der in eine
Vertiefung eingreift, befestigen.
Man begreift, daß auf diese Weise das Rad Q der
Speisungswalze immer etwas groͤßer ist, nach dem Verhaͤltnisse der
Durchmesser der hoͤlzernen Walze und der kupfernen, und daß folglich diese
beiden Walzen waͤhrend sie sich auf einander drehen, diese beiden Arten von
Reibung unter sich theilen.
Ein Brett, R, auf welchem der Farbenrahmen ruht, wird von
zwei Hebeln, L, gestuͤzt, an deren Enden sich die
Stellschrauben, N, befinden, die mit Nieten O versehen sind, welche zum Heben der Speisungswalze und
zur Regulirung des Drukes derselben gegen die Drukwalze dienen.
Diese Regulirung ist empfindlicher, als jene mittelst des Zahnrades an der Maschine
des Hrn. Risler, und sehr nuͤzlich, wo man sich
der Speisungswalze bedient.
Die Speisungswalze kann auf jede andere Weise ihre Bewegung erhalten; wir haben hier
diejenige angedeutet, die uns eben so einfach, als sicher zu seyn scheint. Da die
Raͤder zum Auswechseln eine sehr grobe Zaͤhnung besizen, so bedarf man
deren, bei den groͤßten Unterschieden in dem Durchmesser der Walzen,
hoͤchstens 6 oder 7. Das Rad an der Speisungswalze bleibt immer dasselbe. In
vielen Fabriken laͤßt man die Speisungswalzen nur durch die Reibung der
Drukwalze sich bewegen: dieses, allerdings sehr einfache Mittel, haͤngt
indessen etwas von Zufaͤlligkeiten ab. Es scheint aber dann sehr gut zu thun,
wenn man die Speisungswalze so stellt, daß ihre Achse sich außer der senkrechten
Ebene befindet, welche durch die Achse der Drukwalze laͤuft.
Es gibt mehrere Fabriken zu Muͤlhausen, wo beide Arten dieser Maschinen
zugleich im Gange sind. Alle Arbeiter kommen darin uͤberein, und die
Fabrikherren stimmen ihnen bei, daß die Maschine Lefèvre's weit leichter zu handhaben ist, als die englische, und
daß sie eben so gut arbeitet.Dieß ist auch in Augsburg der Fall.A. d. R.
Die Anwendung des Gegenschabers, die in England beinahe allgemein ist, hat
vorzuͤglich den Zwek, die beiden Enden der kupfernen Walze, die uͤber
den Zeug hinausragen, von der denselben anklebenden Farbe zu reinigen, und zu
hindern, daß diese Farbe, wenn sie sich verdikt, den Zeug nicht beschmuzt, und den
Schaber nicht in die Hoͤhe hebt.
Der Gegenschaber sammelt auch die Haare, die von dem Kattun los geworden seyn
koͤnnen, und andere fremde Koͤrper, und hindert sie, sich unter dem
ersten Schaber anzulegen, und den Druk mangelhaft zu machen.
Es scheint, daß in dieser Hinsicht der Gegenschaber in England nothwendiger ist, als
bei uns, weil man daselbst groͤbere Kattune drukt, deren Haare leichter
abgehen.
Der Gegenschaber, der sich an Lefèvre's Maschine
sehr gut anwenden laͤßt, wurde auch in unseren Fabriken versucht. Man fand
aber dabei eine große Ungelegenheit; naͤmlich diese, daß, wenn man die
kupferne Walze auswechselt, und wenn die Walze, die man dafuͤr einsezt, einen
kleineren Durchmesser hat, als diejenige, die man vorher angewendet hat, wenn der
Gegenschaber, der nach dem großen Durchmesser gestellt war, nicht neuerdings genau
gestellt und von dem Arbeiter mit aller Sorgfalt angelegt wird, es haͤufig
geschieht, daß, wenn man den Schaber der Walze naͤhert, und die Ebene
desselben jener der Achse zu nahe kommt, der Schaber auf der Stelle von der Walze
ergriffen und von dieser umgedreht wird, wodurch das auf die Kupferwalze gravirte
Muster leidet.
Dieser Zufall ist nicht eine bloße Hypothese; er hat sich haͤufig zugetragen,
und man ist in vielen Fabriken, um denselben gaͤnzlich zu vermeiden, auf den
Gebrauch der Buͤrste zuruͤkgekommen, die, in Hinsicht auf
Reinlichkeit, beinahe eben so gut arbeitet, nicht mit derselben Gefahr verbunden
ist, und zugleich den Vortheil gewahrt, die Oberflaͤche der Walze nicht
abzunuͤzen. Es ist indessen wahrscheinlich, daß die Wirkung der
Buͤrste nicht so kraͤftig ist, als jene des Schabers.
Die vorzuͤglichsten Verbesserungen und Zusaͤze, welche Hr. Risler an der englischen Drukmaschine anbrachte,
sind:
1) der dritte Hebel, durch welchen das zur Erzeugung des gehoͤrigen Drukes
nothwendige Gewicht um fuͤnf Mal kleiner wird, als wenn nur zwei Hebel
angebracht sind.
Wir haben bereits die Nachtheile bemerkt, welche durch Vervielfaͤltigung der
Hebel entstehen; man muß ihnen naͤmlich eine zu schiefe Stellung geben, oder
man hat zu wenig Raum zwischen der Walze, die auf die Drukwalze druͤkt, und
zwischen dieser lezteren. Man kann die Vermehrung oder Verminderung des Gewichtes, die bei dem Auswechseln
des Musters, oder der Farbe, oder der Groͤße der Walze Statt hat, an der Lefèvre'schen Maschine nicht als einen Nachtheil
betrachten: wenn man die Gewichte in Scheiben von ungefaͤhr 20 Kilogrammen
theilt, wie es in der Zeichnung angedeutet ist, so geschieht diese Arbeit mit der
groͤßten Leichtigkeit. Dasselbe ist aber nicht der Fall bei dem Aufheben der
Gewichte und der Walze, welche auf die Drukwalze druͤkt; einer Arbeit, die
sich oft, und bei jedem fuͤnften oder zehnten Stuͤke, wiederholt,
viele Kraft fordert, und bei Lefèvre's Maschine
selbst gefaͤhrlich ist. Diese Arbeit geht an der eigentlichen englischen
Maschine weit leichter von Statten. Hr. Risler hat durch
das Anbringen eines dritten Hebels diese Arbeit nicht erleichtert, indem er die
Leine oder den Riemen, wodurch das Gewicht gehoben wird, nicht an dem dritten,
sondern an dem zweiten Hebel anbringt, wo die Last dieselbe ist, als wenn gar kein
dritter Hebel vorhanden waͤre.
Die Weise, wie der Hebel an der Maschine des Hrn. Risler
gehoben wird, ist sehr einfach und sinnreich; es liegt aber eine Unbequemlichkeit in
derselben, die uns noͤthigte an der Maschine des Lefèvre den einfachen Haspel zum Heben des Gewichtes
beizubehalten.
Es ist zwar nichts leichter, als mittelst eines Raͤderwerkes aus einigen
Raͤdern, die in einander eingreifen und dazwischen angebracht werden, das
Gewicht an der Kurbel um so viel zu erleichtern, als man will; man hat diese
Vorrichtung auch einige Zeit uͤber in dem Hause der HHrn. Schlumberger, Grosjean und Comp. versucht; man hat aber
gefunden, daß das, was man am Gewichte gewinnt, an der Zeit verloren geht. Man
brauchte lange Zeit, um die Walze, die auf die Drukwalze druͤkt,
herabzulassen, wann die Drukwalze einmal in die Farbe eintauchte.
Da die Farbe in der Drukwalze zuruͤkbleibt, so wird sie in derselben troken,
und der Druk der ersten Ellen an einem Stuͤke wird dadurch fehlerhaft,
obschon man, wie es noch beute zu Tage geschieht, am Anfange des Stuͤkes ein
Stuͤk schlechten Zeuges anbringt, das den fehlerhaften Druk aufnimmt. Dieses
Mittel reichte indessen nicht hin; man mußte das Raͤderwerk abnehmen und
wieder zu dem einfachen Haspel seine Zuflucht nehmen, wie er in Lefèvre's Maschine gezeichnet ist. Es ist gewiß,
daß dieser doppelte Haspel nicht half, weil das Stuͤk schlechten Zeuges, das
man an dem Kattun anbrachte, nicht lang genug war. Derselbe Nachtheil, der dadurch
entsteht, daß die Farbe in dem Muster der Drukwalze troken wird, wenn die Walze, die
auf die Drukwalze druͤkt, zu langsam herabgelassen wird, hat bei allen englischen Maschinen
Statt, bei welchen man, wenn man nicht die ersten Ellen des Stuͤkes Kattun zu
Grunde richten will, dieselbe Vorsicht brauchen muß, die wir oben angezeigt
haben.
Die zweite Verbesserung, die Hr. Risler anbrachte, ist die
Zwischenwalze zwischen der Walze, die auf die Drukwalze druͤkt, und zwischen
dieser lezteren.
Wir glauben, daß die Fabrik der HHrn. Gros-Davillier, Roman und Comp. zu
Wesserling die erste war, die in unserer Gegend diese Vorrichtung anwendete; wir
wissen nicht, wer der Erfinder derselben war.
Sie wurde zeither in mehreren Fabriken eingefuͤhrt. Was wir uͤber die
Vortheile derselben erfahren konnten, besteht in Folgendem.
Wie Hr. Risler sagt, so braucht man bei dieser Walze
weniger Gewicht, und man erhaͤlt bei zarten Mustern, die nicht sehr tief
gestochen sind, mehr Nettigkeit und Genauigkeit. Man begreift leicht, wie bei einem
so kleinen Durchmesser der Druk kraͤftig ausfallen muß. Die ganze Welt ist
uͤber die Eigenschaften dieser Zwischenwalze einig. Indessen ist sie noch
nicht allgemein eingefuͤhrt, und es gibt selbst Fabriken, in welchen man sie
wieder aufgegeben hat. Man behauptet, und es ist wahrscheinlich, daß bei dem
Gebrauche dieser Walze der Zeug zu bald abgenuͤzt wird, und daß bei der
kleinsten Falte, die durchlaͤuft, derselbe an dieser Stelle zerschnitten
wird.
Wir wollen damit indessen nicht behauptet haben, daß man diesem Nachtheile nicht mehr
oder minder vorbeugen, und diese Walze nicht wenigstens bei gewissen Mustern
anwenden koͤnnte, wo der Gebrauch derselben sehr nuͤzlich seyn
muͤßte.
Die dritte Verbesserung, die Hr. Risler anbrachte, ist die
Schraube mit Gaͤngen rechts und links; ein Mittel, welches sicher eine
bessere Wirkung hervorbringt um die Falten auszugleichen, als die Lineale mit
schiefen Furchen, deren man sich bedient.
Wenn uͤbrigens der Kattun sorgfaͤltig aufgerollt wurde, so unterliegt
es keinen großen Schwierigkeiten, denselben ohne Falten durchlaufen zu lassen. Man
muß also auf diese vorlaͤufige Arbeit alle moͤgliche Aufmerksamkeit
richten.
Hr. Risler hat Maschinen zum Druke mit zwei Farben nach
dem Systeme, von welchem er die Zeichnung lieferte, verfertigt, und diese scheinen
uns wesentlich von allen englischen Maschinen zum Druke mit zwei Farben abzuweichen,
welche bisher in unserem Lande angewendet wurden.
Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Systemen besteht, darin, daß in jenem des
Hrn. Risler die Drukwalzen fest sind, und der Druk von
oben durch die Walze kommt, welche auf die Drukwalze druͤkt; waͤhrend
bei den bei uns eingefuͤhrten englischen Maschinen die Walze, welche auf die
Drukwalze druͤkt, fest ist, und die Drukwalzen gegen dieselbe von unten
hinauf druͤken.
Die Maschinen zum Druken mit zwei Farben sind in unseren Fabriken erst seit wenigen
Jahren bekannt; man hat sie bisher noch nicht viel bei uns arbeiten lassen,
wahrscheinlich weil unsere Fabriken es nicht wagen auf ihre Kattune Drukfarben (couleurs d'application) aufzutragen, fuͤr welche
diese Maschinen vorzuͤglich bestimmt sind,Wir sahen indessen zu unserm innigen Bedauern dennoch solche Fabrikate, und
was noch bedauerlicher ist, mit falschen Grundfarben aus einigen
Muͤlhauser Etablissements in unsern Kattunhandlungen, und als wir dem
Reisenden einer sehr ehrenwerthen Muͤlhauser Fabrik unsere
Verwunderung daruͤber ausdruͤkten, erhielten wir die, die
Sache keinesweges entschuldigende Antwort, „daß die Abnehmer jezt
solche Waare wollen.“
A. d. R. und weil diese Maschinen bei festen Farben nur eine geringe Anzahl von
Combinationen gewaͤhren.
Es waͤre also bei dem gegenwaͤrtigen Zustande dieses Zweiges der
Industrie sehr schwer, wenn nicht unmoͤglich, ein bestimmtes Urtheil
uͤber die Vorzuͤge des einen dieser Systeme vor dem anderen zu
faͤllen; wir muͤssen warten, bis Beobachtung und Erfahrung uns in
dieser Hinsicht hinlaͤnglich aufgeklaͤrt haben werden.
Wir muͤssen indessen versichern, daß die englischen Maschinen zum Druke mit
zwei Farben, deren man sich in unserem Lande bedient, bisher sehr schoͤne
Resultate geliefert haben.
Ohne Zweifel gilt dieß auch von der Maschine des Hrn. Risler; da wir indessen noch keine Arbeiten aus derselben sahen, und sie
auch nicht arbeiten sahen, so koͤnnen wir hieruͤber kein bestimmtes
Urtheil aussprechen.
Wir wollen hier noch einige allgemeine Bemerkungen uͤber Drukmaschinen
uͤberhaupt wagen.
Das System des Drukes an der Maschine des Lefèvre
scheint uns, als das einfachere, den Vorzug zu verdienen. Wenn man dieses System
beibehaͤlt, und bei demselben das Gestell aus Gußeisen, die Zwischenwalze,
die Walze zum Ausbreiten des Kattunes, einen Haspel mit vier Raͤdern zum
Heben der Gewichte anwenden wuͤrde, so wuͤrde man, wie es uns
daͤucht, eine Maschine erhalten, die den Vorzug vor der englischen und vor
jener des Lefèvre zu verdienen scheint.
Wenn wir, im Fache der Industrie, von den Englaͤndern viel gelernt haben, so
muͤssen wir auch Patriotismus genug besizen, um nicht aus Gewohnheit
demjenigen den Vorzug zu geben, was beiden Englaͤndern weniger gut ist, als
bei uns.
Hr. Risler schließt seinen Aufsaz damit, daß er ihre
Aufmerksamkeit auf einen Walzendruk lenkt, wo das Muster auf der Walze erhaben gravirt ist, und theilt
hieruͤber Versuche mit, die ihm ziemlich schoͤne Resultate geliefert
zu haben scheinen.Man vergleiche die Anmerkung 65. S. 96.A. d. R.
Allerdings kann man, wie er selbst sehr richtig bemerkt, mit einer solchen Walze
nicht die feinen und zarten Muster nachahmen wollen, die bei der hohl gravirten
Walze allein moͤglich sind. Es gibt in England, und selbst in Frankreich,
mehrere Maschinen dieser Art, von welcher Hr. Risler
spricht, und man braucht sie daselbst zum Druke mit zwei oder drei Farben. Personen,
die sie arbeiten sahen, versichern, daß sie schoͤne Arbeit liefern. Wir
bedauern, daß Hr. Risler, waͤhrend er von seinen
Versuchen sprach, nicht den Unterschied zwischen seinem Verfahren und dem bereits
gebraͤuchlichen genauer angegeben hat: ein Unterschied, der uns in den Stand
gesezt haben wuͤrde uͤber seine Erfindung ein Urtheil zu
faͤllen. Wir bedauern auch, daß er seine Arbeit nicht weiter fortgesezt hat,
durch welche unsere Fabriken ein neues und kraͤftiges Huͤlfsmittel
gefunden haben wuͤrden.
Der Ausschuß stimmt fuͤr Dankerstattung an Hrn. Risler fuͤr eine nuͤzliche und lehrreiche Mittheilung.
Beschreibung der Figuren, welche Lefèvre's
Walzendrukmaschine darstellen, so wie sie in der Fabrik der HHrn. Schlumberger,
Grosjean und Comp. zu Muͤlhausen gebraucht wird.
Fig. 1. Tab.
III. Seitenaufriß.
Fig. 2. Aufriß
von der Vorderseite.
Fig. 3. QuerdurchschnittFig. 4.
Laͤngendurchschnitt der Walze, die auf die Drukwalze druͤkt,
der Drukwalze, auf welche das Muster gestochen ist, der Walze, welche die Farbe
liefert, und des Walzentroges.
Fig. 5.
Grundriß des Schabers oder Streichers.
Fig. 6.
Einzelheiten des Halters des Schabers.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstande.
A Gestell der Maschine aus Holz.
B hohle Walze aus Gußeisen, welche auf die Drukwalze
druͤkt.
C Drukwalze, auf welche das Muster gestochen ist, aus
Messing oder aus Kupfer.
D Speisungswalze.
E der Halter des Schabers.
F Schaber.
G Hebel, welcher auf die Walze B druͤkt.
H Gewicht, welches aus Scheiben aus Gußeisen von
ungefaͤhr 20 Pfund besteht.
I Farbentrog.
K Brett, auf welchem der Farbentrog ruht und befestigt
ist.
LL Hebel aus geschlagenem Eisen, die das Brett K stuͤzen.
NN Stangen mit Schraubennieten, um die zwei Hebel
LL zu stellen.
OO weibliche Schrauben mit Fluͤgeln.
P Rad, welches auf der Spindel der Walze befestigt
ist.
Q Rad, welches auf der Spindel der Speisungswalze
befestigt ist, und in das Rad P eingreift.
R Lineal mit schiefen Furchen, um den Kattun der Breite
nach auszubreiten und die Falten auszugleichen.