| Titel: | Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote. Bericht der HHrn. Henry (d. Vaters), Deyeux und Boutron-Charlard. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XXII., S. 117 | 
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                        XXII.
                        Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote.
                           Bericht der HHrn. Henry (d. Vaters), Deyeux und Boutron-Charlard.
                        Im Auszuge aus dem Journal de Pharmacie. Februar 1830.
                              S. 58.
                        Ueber Beimischung mehrerer Metallsalze zum Brote.
                        
                     
                        
                           Die haͤufige Anwendung, welche einige Baͤker in den belgischen
                              Niederlanden seit einigen Jahren vom Kupfer- und ZinkvitriolWir haben von dieser Brotverfaͤlschung oder vielmehr Vergiftung
                                    bereits im vorigen Jahre im Polytechn. Journ.
                                    Bd. XXXI. S. 325., und XXXIV. S. 445. Nachricht gegeben.A. d. R. (schwefelsaurem Kupfer und Zinke) beider Brotbereitung machten, und die mehr
                              oder minder nachtheiligen Folgen, welche unter verschiedenen Umstaͤnden,
                              durch den Genuß eines solchen Brotes entstanden, erregten die Aufmerksamkeit der
                              niederlaͤndischen Regierung, welche, um diesem Verbrechen zu steuern, ein
                              eigenes Gesez erließ, wodurch die Anwendung aller giftiger Koͤrper bei der Brotbereitung auf
                              das Strengste untersagt wird.
                           Nach dem Berichte des Staatsrates de Boisbertrand an den
                              Praͤfecten des Nord-Departements schien, im vorigen Sommer, der
                              Gebrauch dieser Salze sich auch in mehreren Staͤdten des sogenannten
                              franzoͤsischen Flandern verbreitet zu haben. Mehrere Baͤker wurden,
                              dieses Betruges uͤberwiesen, den Gerichtshoͤfen uͤberliefert;
                              man hat aber bald eingesehen, daß Zwangsmittel in den Haͤnden von Magistraten
                              gegen solche Verbrechen nicht ausreichen.
                           Um diesem Magistratsfehler abzuhelfen, hat Hr. de
                                 Boisbertrand den Wunsch geaͤußert, daß die Academie Versuche anstellen moͤchte, durch welche man zu einem
                              sicheren, einfachen und wohlfeilen Verfahren gelangen koͤnnte, die Gegenwart
                              des dem Brote beigemengten Kupfer- und Zinkvitrioles in demselben zu
                              entdeken. Das ministerielle Schreiben war mit einem Memoire des Hrn. Derheims, Apothekers zu St.
                              Omer, begleitet, welches den Titel fuͤhrt: „Considerations chimiques sur l'emploi du deutosulfate de cuivre dans
                                    la panification“ und welches derselbe vor der Société
                                 d'Agriculture dieser Stadt vorgelesen hat: man glaubte, daß man aus
                              demselben einige Winke entnehmen koͤnnte. Diese Papiere wurden der Section de Pharmacie zugetheilt, welche die HHrn. Deyeux, Boutron-Charlard und mich als
                              Commissaͤre ernannte. Wir legen der Academie gegenwaͤrtig die
                              Resultate unserer Versuche vor.
                           Da die Korntheuerung in Frankreich in den Jahren 1828–29 den Preis des Mehles
                              so sehr erhoͤhte, so sah man weniger auf die Guͤte desselben, und
                              kaufte in einigen Departemens Mehl mit Erdapfelmehl, mit Bohnenmehl, mit
                              Erbsen- und mit Faseolenmehl gemengt. Bei so schlechtem Mehle ward das
                              Brotbaken natuͤrlich schwerer; das Brot fiel nicht so weiß aus, wie
                              gewoͤhnlich, es ward schwer, hohlrindig, und die Baͤker nahmen zu
                              allerlei Mitteln Zuflucht diesen Nachtheilen abzuhelfen, uͤber welche die
                              Abnehmer taͤglich mehr und mehr zu klagen gezwungen wurden: sie geriethen auf
                              die Anwendung verschiedener Salze.
                           Wenn man in den Werken nachschlagt, die uͤber Verfaͤlschungen
                              uͤberhaupt handeln, so sieht man, daß das Brot nur zu oft schon ein
                              Gegenstand vielfaͤltiger Betruͤgereien geworden ist. Remer in seiner gerichtlichen
                              pharmaceutisch-chemischen Polizei, Fr. Accum in
                              seiner chemischen Abhandlung uͤber die Baͤkerkunst und in seiner
                              Abhandlung uͤber die Verfaͤlschung der Nahrungsmittel bezeichnen den
                              Alaun, die Bittererde, die Kreide, die basisch kohlensaure Potasche, die Soda,
                              Salmiak und selbst Gyps als Verfaͤlschungsmittel, mittelst welcher man in verschiedenen
                              Laͤndern das Brot weißer, flaumiger und besser zu machen suchte.Mit Schwererde hat man Brot in England verfaͤlscht; zu Wien hat ein
                                    Militaͤrbaͤker Brot ein Mal mit Sand verfaͤlscht, und
                                    wurde dafuͤr gehenkt.A. d. Ue.
                              
                           Schon in fruͤheren Zeiten wurde Kupfervitriol dem Brote beigemengt; indessen
                              entging diese Verfaͤlschung der Aufmerksamkeit der Regierungen, entweder weil
                              man den Betrug sehr geheim hielt, oder weil man so wenig davon nahm, daß dadurch
                              kein Nachtheil fuͤr die Gesundheit entstehen konnte. Heute zu Tage ist es
                              aber etwas anders; die sogenannten Materialisten oder Specereihaͤndler
                              verkaufen Kupfervitriol, so viel man haben will,Es ist wirklich laͤcherlich, wie in manchem Staate medicinische
                                    Polizei gehandhabt wird. Den Apothekern z.B. ist es unter der schwersten
                                    Strafe geboten, die Gifte in einem eigenen Kaͤstchen unter
                                    Schluͤssel zu halten und dieselben nur bei Unterschrift eines Arztes
                                    zu dispensiren; der Specereihaͤndler, der
                                    Gewuͤrzkraͤmer, selbst der Landkraͤmer darf aber alle
                                    Gifte zentnerweise verkaufen jedem der sie verlangt. Dem unendlichen
                                    Unheile, das dadurch so zu sagen taͤglich geschieht, ließe sich auf
                                    die einfachste Weise dadurch abhelfen, daß man zu dem classischen Geiste des
                                    Alterthumes zuruͤkkehrte, und eigene Gifthaͤndler aufstellte,
                                    „Pharmaeopolae,“
                                    die allein befugt sind mit Giften zu handeln. Von diesen
                                    Gifthaͤndlern ist in neueren Zeiten nur mehr der Name uͤbrig
                                    geblieben; sie haben sich nach und nach in Apotheker verwandelt. Unsere Apotheker werden aber, so wie die
                                    Medicin sich nach und nach vereinfachen, und zu dem Geiste des classischen
                                    Alterthumes, zur hippokratischen Medicin, zuruͤkkehren wird, so wie
                                    das Publikum nach und nach aufgeklaͤrter wird, und endlich den
                                    elenden Hocus Pocus der gewoͤhnlichen
                                    Aerzte und Apotheker durchschauen muß, groͤßerntheils zu Grunde gehen
                                    muͤssen: man vergleiche das Volumen der Pharmacopoea Augustana vor 100 Jahren, mit ihrem heutigen, und man
                                    wird sich von der Richtigkeit dieser Bemerkung uͤberzeugen. Man muß
                                    nicht glauben, daß, weil die Leute Jahrhunderte lang dumm gewesen sind, und
                                    gutmuͤthig alles fraßen, was Doktor und Apotheker ihnen einnarrte,
                                    sie immer so einfaͤltig bleiben werden. Wer, gaͤnzlich
                                    unwissend in den ersten Elementen der Geographie, im Herbste nach Melville-Island versezt wuͤrde, und
                                    dort 102 Tage lang nach einander keine Sonne aufgehen sieht, wuͤrde
                                    sehr falsch schließen, wenn er behauptete, es wuͤrde dort nimmer mehr
                                    Tag werden. Ueber Alles auf Erden, mag die Mystik es noch so dicht in Nacht
                                    und Nebel huͤllen, geht nach und nach die Sonne auf, die selbst die
                                    cimerischen Naͤchte und die aͤgyptischen Finsternisse zu
                                    erhellen wußte. Diejenigen Staaten, welche in der Cultur fortschreiten, und
                                    dem alten classischen Ziele zuerst sich naͤhern werden, werden ihre
                                    medicinische Polizei zuerst besser regeln, und nicht zugeben, daß in den
                                    Kraͤmerladen nach alphabetischer Ordnung der Zimmt neben dem Zinkvitriol im
                                    Kramkasten liegt. Sie werden den Verkauf der Gifte nur denjenigen gestatten,
                                    die wissen was Gift ist, und der Baͤker, den man zum
                                    Gifthaͤndler gehen sieht, um dort Materiale fuͤr seine
                                    Bakstube zu holen, wird wenig Zuspruch von seinen Mitbuͤrgern in
                                    seinem Brotladen haben.A. d. Ue. und die Baͤker nehmen so viel davon zum Brote, daß toͤdtliche
                              Folgen dadurch entstehen.
                           Die Abhandlung des Hrn. Derheims, die diesen Papieren
                              beiliegt, ist nicht ohne Interesse, und obschon wir nicht alle Ansichten ihres
                              Verfassers theilen, finden wir es doch fuͤr zwekmaͤßig, eine Idee von
                              derselben hier mitzutheilen. Hr. Derheims ist der
                              Meinung, die einzige Absicht der Baͤker bei Anwendung des blauen oder
                              Kupfervitrioles zum Brotbaken bestehe darin, den Teig staͤrker aufgehen zu
                              machen, und dadurch
                              ein leichteres flaumigeres Brot zu, erhalten. Dieß mag seyn; allein es konnte ihnen
                              auch die Bemerkung nicht entgehen, daß die Schattirung von einem leichten Lichtblau,
                              die der Kupfervitriol dem Brote mittheilt, wenn er nicht zersezt wird, dem Brote die
                              natuͤrliche Farbe nimmt.
                           Er behauptet ferner, daß, wenn das schwefelsaure Kupfer in sehr kleiner Menge
                              zugesezt wird, dasselbe gaͤnzlich zersezt wird, daß es aber nur zum Theile
                              zersezt wird, wenn man mehr davon nimmt. Diese Annahme scheint aber
                              unzulaͤssig, und man wird nicht leicht zugeben, daß, wenn 9,216 Theile Teig 2
                              Theile schwefelsaures Kupfer zersezen, sie nicht auch 6 Theile gleichmaͤßig
                              zersezen.
                           Er geht endlich zur Untersuchung der verschiedenen Hypothesen uͤber, durch
                              welche man die Weise, wie der blaue Vitriol beim Brotbaken wirkt, zu
                              erklaͤren suchte, und glaubt bei der Meinung stehen bleiben zu
                              muͤssen, welche die HHrn. Chevreul und Henry (der Sohn) vor einigen Jahren, und neuerlich noch
                              Hr. Vogel zu Muͤnchen aͤußerten: lezterer
                              behauptet, daß schwefelsaure Verbindungen, wenn sie eine gewisse Zeit uͤber
                              mit organischen Stoffen in Verbindung stehen, immer zersezt werden. Wir
                              muͤssen hier bemerken, daß die Versuche des Hrn. Vogel, welche diese Thatsache erweisen, ganz verschieden von denjenigen
                              sind, mir welchen Hr. Derheims sie vergleicht. Hr. Vogel hatte es mit Aufloͤsungen zu thun, welche zu
                              ihrer Zersezung einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren fordern, waͤhrend das
                              schwefelsaure Kupfer dem Brotteige zugesezt, eine beinahe augenblikliche Zersezung
                              erleidet. Es ist uͤbrigens nicht hinlaͤnglich erwiesen, daß das Gas,
                              welches sich bei lezterer entwikelt, geschwefeltes Wasserstoffgas ist, wie dieß bei
                              dem Versuche des Hrn. Vogel der Fall ist. Hr. Derheims sagt zwar in Hinsicht auf diesen Versuch, daß,
                              wenn man eine Silberplatte in dem Augenblike der Brotgaͤhrung in einen Teig
                              stekt, der Kupfervitriol enthaͤlt, dieselbe sehr bald schwarz wird; da er
                              aber ein paar Zeilen weiter unten sagt, daß beinahe dasselbe Phaͤnomen auch
                              bei dem Teige Statt hat, der kein schwefelsaures Salz enthaͤlt, so glauben
                              wir nicht, daß man die Erzeugung des geschwefelten Wasserstoffgases als ein
                              positives Resultat betrachten kann.
                           Was die Mittel betrifft, welche Hr. Derheims angibt, um
                              das Daseyn des Kupfers im Brote zu entdeken, so finden wir sie zu diesem Zweke nicht
                              scharf genug. Hr. Derheims aͤschert das Brot in
                              kleinen Quantitaͤten in einem Platinnatiegel ein: er nahm 100 Gramm Brot und
                              sezte demselben ein Gran Kupfer zu. Die erhaltene Asche behandelt er mit Wasser, um
                              alles, was aufloͤsbar ist, aus demselben auszuziehen; die filtrirte
                              Fluͤssigkeit pruͤft er dann mit geschwefeltem
                              schwefelwasserstoffsaurem Kali (hydrosulfate sulfuré de potasse), mit
                              Ammonium, mit eisenblausaurem Kali (hydrocyanate
                                 ferruré de potasse), mit Phosphor, welche alle das Daseyn des
                              Kupfers auf eine ziemlich deutliche Weise anzeigen. Der Ruͤkstand der mit
                              Wasser ausgelaugten Asche zeigt, mit Schwefelsaͤure behandelt, wie er sagt,
                              keine Spur mehr von der Gegenwart des Metalles. „Dieß laͤßt
                                 uns,“ sagt er, „annehmen, daß alles Kupferoxyd sich mit der
                                 Essigsaͤure verbunden hat, welche durch die Brotgaͤhrung erzeugt
                                 wurde, und daß das Deutero-Acetat des Kupfers sich gaͤnzlich im
                                 Wasser aufgeloͤst hat.“
                              
                           Diese Stelle scheint uns einen Irrthum zu enthalten, den wir nicht mit Stillschweigen
                              uͤbergehen zu duͤrfen glauben. Wenn man mit Hrn. Derheims annimmt, daß das Oxyd des schwefelsauren Kupfers sich mit der
                              Essigsaͤure verbindet, welche sich waͤhrend der Brotgaͤhrung
                              erzeugt, so kann man diese Ansicht, obschon sie nicht wahrscheinlich ist, allenfalls
                              noch zulassen: wenn man aber annimmt, daß das Kupfer-Deutero-Acetat,
                              welches durch die geringste Hize zersezt wird, durch die Einaͤscherung nicht
                              zersezt wird, so werden alle Chemiker diese Ansicht zuruͤkweisen. Wir glauben
                              auch, daß diese Pruͤfungsart zu mangelhaft ist, als daß wir bei derselben
                              laͤnger verweilen koͤnnten.
                           Wir glauben ferner, daß man Statt der Schwefelsaͤure, mit welcher Hr. Derheims den Ruͤkstand der Asche behandelt, mit
                              Vortheil Salpeter- oder Hydrochlor-Saͤure nehmen konnte, und es
                              ist uns sehr wahrscheinlich, daß, wenn man durch dieses Mittel keine Anzeige von der
                              Gegenwart des Kupfers erhielt, dieß daher ruͤhrt, daß es im Zustande der
                              Concentration angewendet wurde.
                           Die Resultate der Abhandlung des Hrn. Derheims, der
                              uͤbrigens keinen anderen Zwek hatte, als die Kupfersalze aufzusuchen,
                              scheinen uns nicht in aller Strenge genau. Um dem Wunsche des Ministers
                              Genuͤge zu leisten, glaubten wir einige Versuche mit Brot anstellen zu
                              muͤssen, welches schwefelsaures Kupfer und schwelsauren Zink
                              enthaͤlt.
                           Die Entdekung einer geringen Menge dieser Salze im Brote bietet, ohne daß man zur
                              Einaͤscherung seine Zuflucht nimmt, Schwierigkeiten und Hindernisse von mehr
                              als einer Art dar; unter diese gehoͤrt zuvoͤrderst die Eigenschaft des
                              Brotes eine große Menge Wassers zu verschlingen, und die Schwierigkeit, mit welcher
                              diese Fluͤssigkeiten durch die Zwischenraͤume des Papieres
                              durchlaufen. Wenn ferner, wie es sehr wahrscheinlich ist, ein großer Theil des
                              schwefelsauren Kupfers sich waͤhrend der Brotbereitung zersezt und in den
                              Zustand eines Oxydes zuruͤktritt, so wird die geringe Menge des lezteren, in
                              einer großen Menge Brotes vertheilt, nur schwer von den sauren Fluͤssigkeiten
                              angegriffen werden, welche man damit in Beruͤhrung bringt.
                           Diese Betrachtungen veranlagen uns also das Brot, welches wir zu untersuchen hatten,
                              vorlaͤufig zu troknen, zu puͤlvern und einzuaͤschern. Diese
                              Einaͤscherung, die bei dem Brote, welches schwefelsaures Kupfer enthielt,
                              viele Vortheile gewaͤhrte, war aber vielleicht nicht ohne Nachtheile bei dem
                              Brote, welches schwefelsauren Zink enthielt. Das Oxyd des lezteren konnte, bei der
                              Einaͤscherung, zum Theile sich wieder in metallischen Zustand herstellen, und
                              Zink bilden, welcher, im metallischen Zustande, sich verfluͤchtigt. Wir
                              hielten es daher fuͤr unerlaͤßlich, ein anderes Verfahren hier
                              einzuschlagen, und zwar folgendes.
                           Wir nahmen 125 Gramm von einem 500 Gramm schweren Brote, das ein Decigramm
                              schwefelsaures Kupfer enthielt; wir trokneten es, puͤlverten es und brachten
                              es in einen Platinnatiegel mit ungefaͤhr 100 Gramm reiner
                              Salpetersaͤure von 36°. Den auf Kohlen gestellten Tiegel erhizten wir
                              so lang, bis die Masse auf ein kleineres Volumen zuruͤkgebracht wurde, wobei
                              wir sorgfaͤltig Saͤure nachgossen, so wie dieselbe verdampfte. Der
                              Ruͤkstand, der aͤußerst schwarz war, wurde mit einer geringen Menge
                              schwacher Salpetersaͤure behandelt; die Fluͤssigkeit wurde
                              durchgesiehen und derselben Ammonium bis zum Ueberschusse beigesezt, um allen
                              phosphorsauren Kalk und alle phosphorsaure Bittererde abzuscheiden; dann neuerdings
                              filtrirt, wieder mit Salpetersaͤure gesaͤuert und endlich bis auf eine
                              geringe Masse verdampft. In diesem Zustande gab sie, mit Ammonium und mit
                              eisenblausaurem Kali im ersten Falle eine um so mehr gesaͤttigte blaue Farbe,
                              als mehr Kupfer zugegen war, und im zweiten Falle einen kastanienbraunen
                              Niederschlag.
                           Eben dieses Verfahren wurde auch bei dem mir schwefelsaurem Zink bereiteten Brote
                              angewendet, nur mit dem Unterschiede, daß die saure Fluͤssigkeit zuerst mit
                              einem Ueberschusse von kaustischem Kali behandelt wurde, um den phosphorsauren Kalk
                              und die phosphorsaure Bittererde, und das Eisenoxyd zu beseitigen. Nachdem diese
                              Salze durch Filtriren weggeschafft wurden, wurde sie mit Salpetersaͤure
                              leicht gesaͤuert, auf ein Drittel ihres Volumens abgedampft und mit neutralem
                              schwefelwasserstoffsaurem Kali gepruͤft, wodurch ein weißer Niederschlag aus
                              schwefelwasserstoffsaurem Zink entstand, und durch Ammonium und kaustischem Kali ein
                              weißer Niederschlag von Zinkoxyd, der in uͤberschuͤssigem Alkali
                              aufloͤsbar war.
                           Wenn man vorlaͤufig sicher waͤre, daß das Brot nur Kupfervitriol
                              enthielt, koͤnnte man dasselbe einaͤschern, ohne zu einem Zusaze von
                              Salpetersaͤure seine Zuflucht nehmen zu muͤssen, und dann die
                              Einaͤscherung so weit treiben, daß die Asche bis auf ein sehr kleines Volumen
                              zuruͤkgebracht wird, dieses mit Salpetersaͤure behandeln, und
                              uͤbrigens so, wie oben, verfahren. Wir haben aber bemerkt, daß es nothwendig ist, diese Asche in
                              einem Moͤrser aus Achat zu zerreiben, indem der Grad von Hize, welchem sie
                              ausgesezt ist, den Zusammenhang derselben vermehrt, und die Salpetersaͤure
                              schwerer auf dieselben einwirken laͤßt.
                           Mittelst dieser Verfahrungsweisen, welche, mit Ausnahme der verschiedenen Reagentien,
                              nach Belieben angewendet werden koͤnnen, haben wir in 500 Gramm Brot ein
                              Decigramm schwefelsaures Kupfer und ein Decigramm und ein halbes schwefelsauren Zink
                              entdekt. Wenn die Menge dieser Salze geringer ist, so sind die Erscheinungen weniger
                              bemerkbar; allein, es ist sehr wahrscheinlich, daß die Baͤker eine weit
                              groͤßere Menge davon nehmen; denn bei einer so geringen Menge fanden wir
                              nicht, daß der Teig besser aufgeht, was, wie es scheint, der Hauptzwek ist, den die
                              Baͤker dadurch zu erhalten suchen.
                           Da das ministerielle Schreiben wuͤnscht: „daß die Resultate unserer
                                 Versuche in der Folge als deutliche und genaue Anweisung dienen koͤnnen,
                                 welche die Akademie dann abfassen koͤnne,“ so glaubten wir in
                              unserem Beschlusse das von uns befolgte Verfahren wieder zusammenstellen zu
                              muͤssen.
                           
                        
                           Beschluß.
                           Wir sind der Meinung, daß, um zu erkennen, ob ein Brot Kupfer- oder
                              Zink-Vitriol (schwefelsaures Kupfer oder schwefelsauren Zink)
                              enthaͤlt, man bei folgendem Verfahren stehen bleiben kann.
                           
                        
                           Verfahren zur Entdekung des Kupfervitrioles im
                                 Brote.
                           Man nimmt 125 Gramm des Brotes, welches man untersuchen will, pulvert es zu einem
                              groͤblichen Pulver und gibt es mit ungefaͤhr 100 Gramm
                              Salpetersaͤure von 36° in einen Platinnatiegel. Der Tiegel wird auf
                              Kohlen gestellt und so lang gehizt, bis die Masse auf ein kleines Volumen reducirt
                              ist, wobei man die Saͤure, so wie sie verdampft, wieder nachgießt. Man
                              behandelt nun den Ruͤkstand, welcher von ziemlich dunkler Farbe ist, mit
                              schwacher Salpetersaͤure, filtrirt die Fluͤssigkeit, und sezt Ammonium
                              im Ueberschusse zu, um die phosphorsaure Kalkerde und Bittererde und das Eisenoxyd
                              abzuscheiden. Man filtrirt neuerdings und saͤuert wieder mit etwas
                              Salpetersaͤure, worauf Alles bis auf ein sehr kleines Volumen abgedampft
                              wird. Wenn man dann in diesem Zustande diese ruͤckstaͤndige
                              Fluͤssigkeit mit Ammonium und eisenblausaurem Kali pruͤft, wird sie,
                              im ersten Falle, eine blaue Farbe geben, die desto gesaͤttigter ist, je mehr
                              schwefelsaures Kupfer genommen wurde, und, im zweiten Falle, einen kastanienbraunen
                              Niederschlag.
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Entdekung des Zinkvitrioles im
                                 Brote.
                           Um das Daseyn des schwefelsauren Zinkes im Brote zu erkennen, aͤschert man das
                              Brot, wie bei dem vorigen Hersuche, mit Salpetersaͤure ein, und nachdem es
                              bis zu einer kleinen Masse zusammengebrannt wurde, behandelt man es mit schwacher
                              Salpetersaͤure, worauf man der filtrirten Fluͤssigkeit
                              uͤberschuͤssiges kaustisches Kali zusezt, das die phosphorsaure
                              Kalkerde, Talkerde und das Eisenoxyd niederschlagt. Nachdem man hierauf die
                              Fluͤssigkeit von diesem Niederschlage durch Filtriren abgeschieden hat,
                              saͤuert man sie etwas, und dampft sie bis auf ein Drittel ihres Umfanges ein.
                              Diese Fluͤssigkeit wird nun mit neutralem schwefelwasserstoffsaurem Kali
                              gepruͤft, welche einen weißen Niederschlag von schwefelwasserstoffsauren Zink
                              gibt, und mit Ammonium und Kali, welche einen weißen Niederschlag von Zinkoxyd
                              geben, der in einem Ueberschusse dieser Alkalien aufloͤsbar ist.Es ist offenbar, daß, wenn die Baͤker einen zwekmaͤßigen
                                    Unterricht in ihrem Handwerke erhielten; wenn sie wuͤßten, daß
                                    Kupfervitriol und Zinkvitriol Gifte sind, welche, in groͤßerer Menge
                                    genossen, toͤdtlich werden, in den kleinsten Dosen aber Ekel und
                                    Mangel an Eßlust erregen, sie gewiß ihre Kundschaften weder um das Leben,
                                    noch weniger aber um ihren guten Appetit bringen wuͤrden, von welchem
                                    der Ertrag ihres Gewerbes abhaͤngt. Es ist unglaublich, wie sehr die
                                    Kunst des Brotbakens in gewissen Laͤndern selbst unter den
                                    Baͤkermeistern noch zuruͤk ist: namentlich in England und
                                    Frankreich, und noch unglaublicher ist es, wenn man es nicht mit eigenen
                                    Augen gesehen, mit eigenem Gaumen geschmekt hat, wie sehr die Kunst des
                                    Brotbakens auf dem Lande unter den Bauern zuruͤk ist. Wenn man
                                    bedenkt, daß Brot die Hauptnahrung des Landmannes und seiner Familie ist;
                                    und wenn man das schwere, saure, fast immer versaͤuerte, so
                                    haͤufig noch dazu schlecht gebakene, derbe oder rindhohle Brot in den
                                    Huͤtten der Bauern sieht; so wird man in dieser schlechten und
                                    ungesunden Nahrung die Quelle einer Menge von Krankheiten unter dem
                                    Landvolke finden, die sich leicht und sicher verhuͤten ließen, wenn
                                    die Baͤuerinn aus ihrem guten Rokenmehle nur auch gutes Rokenbrot zu
                                    baken wuͤßte. Wenn die Regierungen sehr wohlthaͤtig
                                    fuͤr Verbreitung der Apotheken auf dem platten Lande sorgen, so
                                    waͤre es noch weit mehr zu wuͤnschen, daß sie fuͤr
                                    Verbreitung der Baͤkereien auf dem platten Lande nach dem
                                    schoͤnen Plane des erfahrnen ehemaligen Baͤkermeisters zu
                                    Wien, Hrn. Simon Frank sorgen moͤchten.
                                    Erhaltung der Gesundheit ist weit wichtiger
                                    als Wiederherstellung derselben, wenn sie durch Ursachen verloren ging, die
                                    sich leicht, und selbst zum finanziellen Vortheile des Staates, entfernen
                                    lassen.A. d. Ue.