Titel: | Analyse verschiedener Arten von Gußeisen und Stahl. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XXVIII., S. 134 |
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XXVIII.
Analyse verschiedener Arten von Gußeisen und
Stahl.
Aus dem Bulletin des Sciences technol. N. 11. S.
238.
Analyse verschiedener Arten von Gußeisen und Stahl.
„Dieser durchaus neue Artikel ist ein Auszug aus Hrn. Lassaigne's Traité de
Chimie. Er beruht auf Analysen, welche die HHrn.
Gay-Lussac und Wilson in der Maschinenmanufaktur zu
Charenton anstellten, und welche sie spaͤter bekannt machen werden. Auf
die Beschreibung der verschiedenen Zustaͤnde und Eigenschaften, in und
mit welchen das Gußeisen vorkommt, laͤßt er folgende Tabelle angestellter
Analysen mit auslaͤndischen und franzoͤsischen Gußeisensorten
folgen:
Tabelle
A.
Textabbildung Bd. 36, S. 134
Namen und Fabriksorte der
Gußeisensorten. Kohlenstoff: Silicium: Phosphor: Braunstein: Eisen: in 1,00000
Bemerkungen. Graues Gußeisen aus Wales (pays de Galles) Dtto ebendaher Dtto
dtto. Dtto aus der Franche-Comté. Dtto von Creusot. Dtto aus der
Champagne. Dtto aus Berry. Dtto aus dem Nivernais. 0,02450. 0,02550. 0,01666.
0,02800. 0,02021. 0,02100. 0,02319. 0,02254. 0,01620. 0,01200. 0,03000. 0,01160.
0,03490. 0,01060. 0,01920. 0,01030. 0,00780. 0,00440. 0,00492. 0,00351. 0,00604.
0,00869. 0,00188. 0,01043. Spuren. do. do. do. do. do. do. do. 0,95150. 0,95310.
0,94842. 0,95689. 0,93385. 0,95971. 0,95573. 0,95673. Mit Kohks bearbeit. Dtto.
Dtto. Dtto. Dtto. Mit Holzkohlen. Mit Holzkohlen und mit Kohks. Mit
Holzkohlen.
Textabbildung Bd. 36, S. 135
Namen und Fabriksorte der
Gußeisensorten. Kohlenstoff: Silicium: Phosphor: Braunstein: Eisen: in 4,00000.
Bemerkungen. Weißes Gußeisen aus der Champagne. Dtto aus der Isère. Dtto
deutsches aus Siegen. Dtto dtto von Coblenz. 0,02324. 0,02636. 0,02690. 0,02441.
0,00840. 0,00260. 0,00230. 0,00230. 0,00703. 0,00284. 0,00162. 0,00185. Spuren.
0,02137. 0,02590. 0,02490. 0,96133. 0,94687. 0,94338. 0,94654. Mit Holzkohlen.
Dtto. Dtto.
Der Hr. Verfasser erklaͤrt hierauf das Anfrischen (Affinage) nach dem alten und nach dem neuen Verfahren „(hier puddlage genannt, wahrscheinlich nach dem englischen
puddling).“ Um zu sehen, welche
Veraͤnderungen das Eisen waͤhrend dieser Arbeit erleidet, mußte
dasselbe in verschiedenen Perioden der lezteren analysirt werden. Dieser Arbeit
unterzogen sich die HHrn. Gay-Lussac und Wilson mit dem Eisen von Creusot.
TabelleB.
Textabbildung Bd. 36, S. 135
Zeit, zu welcher man die Proben
nahm. Kohlenstoff: Silicium: Phosphor: auf 1,00000. I. Probe um 12 Uhr 26 Min.;
das Gußeisen in vollkommenem Flusse. II. Probe um 12 Uhr 32 Min.; Anfang der
Verwandlung in Eisen. III. Probe um 12 Uhr 40 Min.; die Masse troken und
staubig. IV. Probe um 12 Uhr 55 Min.; Periode der Kugelbildung. V. Probe um 1
Uhr; nach dem Haͤmmern der Kugeln unter dem großen Hammer. VI. Probe um 1
Uhr 5 Min.; nach dem Streken unter der ersten Strek- oder Grobwalze.
0,00809. 0,00425. 0,00252. 0,00195. 0,00208. 0,00159. 0,00380. 0,00320. 0,00240.
0,00280. 0,00060. 0,00040. 0,00710. 0,00558. 0,00388. 0,00376. 0,00350.
0,00360.
Bemerkungen. Anfang der Arbeit: 11 Uhr 45 Min.; Ende
derselben: 1 Uhr 20 Min. Kohlenstoff in der Gans: 0,01866. Silicium in derselben:
0,0147. Gewicht der Gans im Puddle-Ofen: 180 Kilogr.; Gewicht des Ein Mal in
dem Walzwerke gestrekten Eisens: 162 Kilogramm.
Das im Handel vorkommende Eisen bietet, im Allgemeinen, eben so viel Unterschied in
seiner Mischung dar; diejenigen Sorten, welche fuͤr weich und hammerbar
gelten, sind reiner als die uͤbrigen, die noch geringe Quantitaͤten
Phosphor und Kieselerde enthalten.
TabelleC.
Analyse verschiedener im Handel vorkommender
Eisensorten.
Textabbildung Bd. 36, S. 136
Namen und Fabrikort der
Eisensorten. Kohlenstoff: Silicium: Phosphor: Braunstein: auf 1,00000.
Schwedisches Eisen erster Qualität. Schwedisches Eisen erster Qualitaͤt
(sic!) Eisen aus Creusot. Eisen aus der Champagne. Eisen aus altem Eisen zu
Paris. Eisen aus Berry. Brüchiges Eisen von der Mosel. 0,00293. 0,00240.
0,00159. 0,00193. 0,00245. 0,00162. 0,00144. Spuren. 0,00025. Spuren. 0,00015.
0,00020. Spuren. 0,00070. 0,00077. Spuren. 0,00412. 0,00210. 0,00160. 0,00177.
0,00510. Spuren do. do. do. do. do. do.
Man sieht aus dieser Tabelle, daß das im Handel vorkommende Eisen nie frei von
Kohlenstoff ist, welcher vielleicht auf die physischen Eigenschaften dieses Metalles
wesentlichen Einfluß hat; denn, nach einem Versuche des Hrn. Lassaigne, laͤßt Eisen, welches aus seinem Oxyde durch reinen
Wasserstoff hergestellt wird, und folglich von allem Kohlenstoffe frei ist, sich
weder loͤthen noch schmieden.
Der Kohlenstoff scheint nicht faͤhig sich mit dem Eisen in genau bestimmten
Verhaͤltnissen zu verbinden; wenigstens scheinen die mit demselben
angestellten Versuche dieses zu erweisen: denn das Metall kann sich mit Kohlenstoff
von 0,0025 bis zu 0,03 seines Gewichtes verbinden. Ein Versuch, den man indem
englischen Eisengußwerke zu Charenton anstellte, hat gezeigt, daß ein Stuͤk
Stahl, dessen Bestandtheile durch Analyse bestimmt wurden, nachdem es 24 Stunden
lang in einem mit Kienruß gefuͤllten Tiegel der hoͤchsten Temperatur
ausgesezt war, die man in einer gewoͤhnlichen guten Schmiedeesse mittelst
Kohks zu erzeugen im Stande gewesen ist, 497/1000 Kohlenstoff enthielt. Wenn dieser
Versuch, der mit aller Sorgfalt angestellt wurde, zeigt, daß dieses
Verhaͤltniß das Maximum von Kohlenstoff ist, welches sich mit dem Eisen
verbinden kann, so muͤßte man daraus schließen, daß diese Verbindung ziemlich
mit Einem Atom Kohlenstoff und acht Atomen Eisen correspondirt.
Wenn eine binaͤre Verbindung, in diesem Verhaͤltnisse gebildet, sich zu
sehr von jenen Verhaͤltnissen entfernt, in welchen Koͤrper
uͤberhaupt sich vereinigen koͤnnen, als daß man denselben als eine
reine Kohlenstoffverbindung (carbure pur) in bestimmten
Verhaͤltnissen betrachten koͤnnte, so ist es weit wahrscheinlicher
anzunehmen, daß sie eine Verbindung von Eisen und gekohlstofftem Eisen ist, in
welcher die Elemente in einem anderen Verhaͤltnisse, als demjenigen, sich
befinden, welches sich aus der unmittelbaren Analyse dieser Verbindung ergibt.
Die Leichtigkeit, mit welcher die Kohlenstoffverbindung durch Einwirkung selbst
schwacher Saͤuren zerstoͤrt wird, hindert ohne Zweifel die Absonderung
desselben von dem Eisen, und die genaue Bestimmung des Verhaͤltnisses der
Zusammensezung.
Ohne Zweifel bildet sich eine solche Verbindung, wenn man das Eisenoxyd mittelst
Kohle bei einer hohen Temperatur reducirt, oder wenn man dieses Metall in reinem
Zustande mit diesem brennbaren Koͤrper erhizt. Die verschiedenen
Eigenschaften, welche uns die verschiedenen Stahlarten und Gußeisenarten darbieten,
sind der Gegenwart der groͤßeren oder geringeren Menge gekohlstofften Eisens
zuzuschreiben, welche in denselben enthalten ist.
Man unterscheidet im Handel drei verschiedene Arten von Gußeisen nach der
verschiedenen Farbe und nach den uͤbrigen verschiedenen chemischen und
physischen Eigenschaften desselben: den weißen, grauen und schwarzen Guß. Die oben
gegebene Uebersicht der Analysen dieserVon dem schwarzen kommt keine Analyse vor.A. d. Ue. verschiedenen Arten von Gußeisen weichen nur durch die Gegenwart, oder durch
die mehr oder minder kleinen Verhaͤltnisse fremder Stoffe, oder durch die
Abwesenheit derselben von einander ab. Diese Abweichung allein soll nun hinreichen,
um die Verschiedenheiten zu erklaͤren, welche z.B. weißes Gußeisen von dem
grauen unterscheiden? So scheint es dem Verfasser, der indessen auch die Meinung Klaproth's annimmt, welcher glaubt, daß der Zustand,
worin der Kohlenstoff sich in dem Gußeisen befindet, auf die Eigenschaften desselben
Einfluß hat. So wuͤrde der weiße Guß, der so hart ist und so leicht von den
Saͤuren angegriffen wird, den Kohlenstoff mit der ganzen Masse vereint
enthalten, waͤhrend bei dem grauen Gusse sich ein Theil waͤhrend des
Erkaltens ausscheidet. Was fuͤr diese Annahme zu sprechen scheint, ist der
Umstand, daß graues Gußeisen weiß, hart und sehr bruͤchig wird, wenn man es
in Wasser laufen und ploͤzlich erkalten laͤßt, und daß es seine
vorigen Eigenschaften wieder erhaͤlt, wenn man es neuerdings schmilzt und
langsam erkalten laͤßt, wo dann ein Theil des Kohlenstoffes sich abscheiden
kann. Wenn der erste Fall eine zulaͤssige Analogie gestattet, so
zerstoͤrt der zweite sie dagegen gaͤnzlich; denn wenn man
urspruͤnglich weißes Gußeisen wieder umschmilzt und langsam erkalten
laͤßt, so behaͤlt es alle seine Eigenschaften. Man kann dann nicht
umhin, diese Wirkung der geringeren Menge Silicium, welche das weiße Gußeisen
meistens enthaͤlt, und der groͤßeren Menge Braunstein in demselben
zuzuschreiben.
Die freiwillige Ausscheidung eines Theiles Kohlenstoffes bei dem grauen Gußeisen,
wenn es wieder geschmolzen wird und langsam erkaͤltet,
Im Original heißt es „refondue
lentement“ es wird aber „refroidie“ heißen sollen, da refondue lentement keinen Sinn gibt.A. d. Ue. zeigt sich besonders dann deutlich, wenn man irgend eine groͤßere
Masse Gusses genau untersucht. Nach einem Versuche, den man in dem Gußwerke zu
Charenton anstellte, unter den Augen des Hrn. Wilson und
in seinem Laboratorium, erhellt, daß ein Cylinder eines Strekwerkes von 16 Zoll im
Durchmesser, der in einem Model aus Gußeisen gegossen wurde, auf verschiedenen
Punkten in seinem Mittelpunkte und an seiner Oberflaͤche folgende Mengen von
Kohlenstoff in p. C. gab. Ein Stuͤk Gußeisen aus dem Mittelpunkte enthielt
3,20 Kohlenstoff; ein anderes Stuͤk, 2 Zoll von diesem Punkte entfernt, gab
3,65; 2 Zoll vom Ende weg ein anderes 2,80; ein Stuͤk von der aͤußeren
Oberflaͤche endlich 2,14. Scheint dieses Resultat nicht zu erweisen, daß ein
Theil des Kohlenstoffes die Oberflachen verließ, die zuerst erkalteten, um sich mehr
gegen den Mittelpunkt zu ziehen?
Die mehr oder minder schnelle Abkuͤhlung, welche Gußeisenwaaren in ihren
Modeln erleiden, ist die Hauptursache ihrer Haͤrte und ihrer
Sproͤdigkeit; bekanntlich werden dieselben weicher, und lassen sich leichter
bearbeiten, wenn man sie roth gluͤht und dann langsam erkalten
laͤßt.
Die verschiedenen Eigenschaften verschiedener Stahlarten, welche im Handel vorkommen,
haͤngen nicht bloß von dem Verfahren ab, welches man zur Bereitung derselben
anwendet, sondern auch von den Eigenschaften des Eisens, aus welchem man dieselben
verfertigt. Diese lezte Ruͤksicht scheint von der hoͤchsten
Wichtigkeit, wo man guten Stahl erhalten will, und der Vorzug, welchen gewisse
auslaͤndische Stahlarten noch heute zu Tage besizen, ruͤhrt von der
Reinheit des Eisens her, aus welchem dieselben verfertigt werden.
Analyse verschiedener Stahlarten.
Textabbildung Bd. 36, S. 138
Namen. Kohlenstoff: Silicium:
Braunstein: auf 1,00000. Bemerkungen. Englischer Gußstahl erster Qualität.
Gußstahl der l'Isère. Gußstahl erster Qualität. Dtto zweiter dtto.
0,00625. 0,00631. 0,00654. 0,00936. 0,00030. Spuren. 0,00040. 0,00080. Spuren
do. do. do. Aus schwedischem Eisen. Isère-Eisen. Aus
franzoͤsischem Eisen. Dtto.
Eine Art Stahles, die man seit langer Zeit zu Bombay in Indien verfertigt, und die
man mit dem indischen Namen, Wootzstahl, (sprich Wutz) bezeichnet, wird vorzuͤglich seiner
Guͤte und der Damascirung wegen geschaͤzt, die sich auf seiner
Oberflaͤche durch Saͤuren entwikelt. Nach der Analyse, die Faraday mit demselben vornahm, scheinen die Eigenschaften
desselben von einer gewissen Menge Aluminium abzuhaͤngen, die sich in dem
besten englischen Stahle nicht findet. Es gelang diesem Chemiker denselben
nachzuahmen, indem er vorlaͤufig einen Zuschlag aus Aluminium und Eisen durch
Calcinirung der Alaunerde mit gekohlstofftem Eisen bereitete, und durch Schmelzung
Einen Theil dieses Zuschlages mit 18 Theilen guten, Stahles vereinigte. Er erhielt
auf diese Weise einen Stahl, der alle Eigenschaften des Wootz zeigte.
Im Anfange des Jahres 1828 ließ Hr. Wilson, Director des
Gußwerkes zu Charenton, unmittelbar aus England zwei Muster von Wootzstahl kommen:
das eine roh, das andere gehaͤmmert. Die Analyse bewies, daß ersteres
wirklich eine ziemlich große Menge Aluminium enthielt, waͤhrend das zweite
nichts mehr davon besaß.
Die Resultate dieser Analysen waren folgende:
Roher Wootzstahl.
Gehaͤmmerter und gestrekter Wootzstahl.
Kohlenstoff
1,407
0,957
Silicium
0,120
0,000
Aluminium
0,948
0,000
Eisen
97,525
99,643
––––––––
––––––––
100,000.
100,000.
Aus diesen lezteren Versuchen laͤßt sich schließen, daß, waͤhrend der
Wootz gluͤhend gehaͤmmert und gestrekt wird, das Aluminium, welches er
fruͤher enthielt, beseitigt wird, sey es nun, daß dasselbe in der Luft
verbrannt wird, oder daß die Molekeln des Eisens sich mehr einander naͤhern,
indem er, nach der Bearbeitung, kein Aluminium mehr enthaͤlt; daß also die
Eigenschaften dieses Stahles nicht ausschließlich vom Aluminium abhaͤngen,
das nach der Bearbeitung nicht mehr in demselben vorkommt, sondern von der großen
Reinheit und vorzuͤglich von der Gleichartigkeit aller seiner Theile.
Aus der Tabelle, welche wir oben uͤber die Analysen verschiedener Stahlarten
aufgestellt haben, erhellt, wie wandelbar und verschieden das Verhaͤltniß des
Kohlenstoffes ist. Wie groß ist aber die Menge dieses brennbaren Koͤrpers,
die genau nothwendig ist um einen guten Stahl zu bilden? Dieß ist das, was man noch
nicht weiß. Stuͤke Stahles, sowohl englischen als franzoͤsischen
Stahles, die dieselben Eigenschaften besizen, enthalten den Kohlenstoff in
verschiedenem Verhaͤltnisse. Es ist weit wahrscheinlicher, daß die Gegenwart
einiger Tausendtheile Phosphor und, Silicium die Ursache der schlechten
Eigenschaften gewisser Stahlarten sind, und daß folglich die sorgfaͤltigste
Auswahl des Eisens von der hoͤchsten Wichtigkeit bei der Stahlerzeugung
ist.