Titel: | Das Auslaugen des Holzes und seine Wirkung nebst einer genauen Beschreibung des Verfahrens, und der vollständigen Abbildung des Dampfkastens, so wie des Troknungsgewölbes. Von Andreas Streicher in Wien. |
Autor: | Andreas Streicher |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XL., S. 199 |
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XL.
Das Auslaugen des Holzes und seine Wirkung nebst
einer genauen Beschreibung des Verfahrens, und der vollstaͤndigen Abbildung des
Dampfkastens, so wie des Troknungsgewoͤlbes. Von Andreas Streicher in Wien.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Streicher, uͤber das Auslaugen des Holzes etc.
Die Erfahrungen, welche man uͤber die Veraͤnderlichkeit des Holzes,
uͤber das Anschwellen, Reißen, Schwinden und Werfen desselben machte,
leiteten von jeher auf viele Versuche, um diesen, bei dem Baue der Haͤuser,
der Fuhrwerke, Bruͤken, Schiffe und Hausgeraͤthe unentbehrlichen Stoff
so zuverlaͤssig und dauerhaft als moͤglich zu machen.
Man glaubte, das einfachste Mittel zur Verbesserung desselben darin zu finden, daß
man solches, bevor es verarbeitet wird, gehoͤrig austroknen laͤßt.
Allein, wie viele Zeit braucht ein Holz, bis man mit Gewißheit sagen kann, es sey
gehoͤrig troken, und was muß unter vollkommener Trokenheit verstanden werden!
–
Eigentlich kann man das Holz nur dann erst fuͤr troken halten, wenn es von
Saͤften und Feuchtigkeiten ganz entleert, und dadurch gegen den Einfluß der
Waͤrme, Kaͤlte und Feuchtigkeit beinahe ganz unempfaͤnglich
gemacht worden ist.
Um nun frisch gefaͤlltes oder uͤberhaupt feuchtes Holz troken zu
machen, sezt man es der freien Luft aus, und laͤßt es einige Jahre so liegen.
Oder man verwahrt es in verschlossenen Raͤumen, wo weder Sonne, noch Regen,
noch ein starker Luftstrom hin gelangen kann. Beide diese Arten des Troknens haben
jedoch ihre bedeutenden Nachtheile, indem in freier Luft, dem Regen, Winde und der
Sonne ausgesezt, das Holz sowohl an den Enden, als in der Mitte sehr starke Risse
bekommt. Dieß hat zwar bei Brettern nicht sehr viel zu bedeuten, indem diese
groͤßten Theils in kleine Stuͤke zerschnitten, wieder zusammen
geleimt, und meistens mit Blaͤttern edlerer Holzgattungen belegt werden;
allein bei diken Bohlen (Pfosten) von Nußbaum, Eichen, Ahorn, Birnbaum etc. etc.,
die fast nie auf obige Weise verarbeitet werden, ist dieß nicht der Fall. Diese
Bohlen (Pfosten) zerreißen schon im ersten Jahre so sehr in freier Luft, daß kaum
zwei Drittheile ganz bleiben, von denen im folgenden Jahre wieder die meisten in der
Mitte sich werfen, und an den Enden sich spalten.
Um dieses zu vermeiden, und einem großen Verluste zu entgehen, sezt man ein so
starkes und theures Holz nicht der freien Luft aus, sondern verwahrt es so, daß
diese davon abgehalten wird. Hierdurch entsteht aber nun ein anderer Nachtheil, der weniger aus
der Langsamkeit, mit welcher ein Holz auf solche Art troknet, als dadurch entsteht,
daß es sehr leicht erstikt, und daß sich die Raupen der das Holz zernagenden
Insekten (die sogenannten Wuͤrmer) in demselben so einnisten koͤnnen,
daß in der Folge die schon fertige Arbeit durch sie zerstoͤrt werden kann,
was besonders bei dem Holze der Kohleiche sehr oft der Fall ist.
Um sehr langen und diken Balken fuͤr den Gebrauch zu Bruͤken,
Haͤusern etc. etc. den Saft zu entziehen, und sie auch zum Biegen
geschmeidiger zu machen, wird noch oft das Mittel angewendet, dieselben eine Zeit
uͤber in fließendes Wasser zu legen. Wenn man aber glaubt, daß drei oder vier
Monate hinreichen, um Holz von nur sechs Zoll Dike vom Wasser vollkommen
durchdrungen zu machen, so befindet man sich in großem Irrthum. – Wer den
Versuch vornehmen will, wird finden, daß in dieser Zeit das Wasser kaum einige Zolle
eingedrungen, und das Innere des Holzes keineswegs durchnaͤßt, sondern eben
so, wie das außer dem Wasser gelassene, seyn wird.
Alle diese Mittel, um das Holz troken, oder biegsam zu machen, lassen noch sehr
vieles zu wuͤnschen uͤbrig. Wenn es noͤthig ist, einem Balken
von 8 bis 12 Zoll im Gevierte (Quadrat) eine gekruͤmmte Form zu geben, so muß
mit aͤußerster Vorsicht verfahren werden, weil es sehr leicht brechen kann,
und dann ein großer Werth verloren ist.
Durch viele Verluste dieser Art wurden die Hollaͤnder bewogen, bei dem Biegen
und Kruͤmmen der Schiffhoͤlzer eine Verfahrungsart zu versuchen,
welche das Holz unfehlbar mit Feuchtigkeit durchdringen, und dasselbe zugleich auch
so erhizen kann, daß nun auf ein Mal erreicht wurde, was vorher durch zwei Mittel,
naͤmlich durch Feuer und Wasser, bewerkstelligt werden mußte.
In der Encyclopaͤdie von Kruͤnitz, in dem
Artikel Holz, ist die Weise beschrieben, wie in Holland schon im Jahr 1740 die zu
biegenden Schiffshoͤlzer in einen Kasten gethan, durch Dampf erhizt, und
nachdem dieses geschehen, auch sogleich in die gehoͤrige Form gebogen wurden.
Man fand, daß keines dieser Hoͤlzer mehr zerbrach.Ueber die Anwendung des Dampfes beim Faßbinden in Holland, s. Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 267.A. d. R.
In England wurde dieses Verfahren sogleich nachgeahmt und eben so bewaͤhrt
gefunden. Allein die Arbeiter fuͤrchteten, daß durch das Erweichen und
Erhizen des Holzes dasselbe seine Kraft verlieren muͤsse, und waren nicht
wenig verwundert, als sie, nachdem das Holz wieder troken geworden war, bei dessen
Umarbeitung wahrnahmen, daß es nun viel haͤrter und fester war, als im
natuͤrlichen Zustande. Ein wichtiger Vortheil, den Niemand erwartete, stellte
sich von selbst ein, naͤmlich der, daß dieses von allem Safte befreite Holz
nun von den Wuͤrmern, welche so vielen Schiffen den Untergang bereiteten,
nicht mehr angegriffen wurde. Man nannte diese Zurichtung des Holzes: Auslohen,
Auslaugen; vermuthlich darum, weil das Wasser, welches von dem Eichenholze abfließt,
die Dike einer starken Lauge, Lohe oder Bruͤhe hat, nur daß es noch
uͤberdieß sehr schwarzblau gefaͤrbt ist.Diese Eichenholzbruͤhe kann allerdings mit Vortheil zum Gerben
verwendet werden.A. d. R.
Hier und da wurde diese Zubereitung auch auf dem festen Lande von Einzelnen versucht,
wie denn in einer Zeitschrift vom Jahr 1753 oder 1754 eines Tischlers (Schreiners)
in Braunschweig erwaͤhnt wird, der eine solche Anstalt im Kleinen errichtete,
und von den verschiedenen Hoͤlzern, die er zu seiner Arbeit auf diese Art
zubereitete, alle wuͤnschenswerthen Vortheile ruͤhmte. Eben so machte
in den lezten zwanzig Jahren ein Wagnermeister in Tirol einen aͤhnlichen
Versuch, um die Felgen zu den Raͤdern aus einem einzigen Stuͤke zu
machen, und versicherte, daß diese eine solche Haͤrte und Zaͤhigkeit
durch das Auslaugen erhalten, daß, wenn auch der eiserne Reif des Rades verloren
ginge, mit voller Sicherheit auf dem jezt nakten Rade noch einige Meilen weit
gefahren werden kann.
Gleiche Vortheile werden auch in Ernst's
Muͤhlenbaukunst geruͤhmt, und dabei nicht nur der Dampfkasten
und Kessel beschrieben, sondern auch durch Abbildungen versinnlicht.
Aber wie sehr wird sich derjenige getauscht sehen, der sich nach der Anweisung in
diesem Buche, oder nach der in dem Werke von Kruͤnitz beschriebenen Methode verfaͤhrt! Wie viele Zeit,
wie vielen Geld- und Muͤhe-Aufwand wird er fruchtlos gemacht
haben, ohne zu seinem Zweke zu gelangen! denn beide Verfasser haben
zuverlaͤssig nicht nach Erfahrungen, sondern nach bloßen Muthmaßungen
gesprochen, und etwas angeruͤhmt, was sie bloß von Hoͤrensagen
kannten. Ein Kasten wie derjenige, der in diesen beiden Buͤchern angegeben
wird, ist nicht geeignet einen nur warmen Dunst so zu halten, daß er nicht
entweichen kann, viel weniger einen Dampf, der weit uͤber dem Siedepunkt
erhizt seyn muß, wenn er Holz, sey dessen Umfang auch noch so klein, vollkommen
durchdringen soll.
In dem Werke: Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens
im oͤsterreichischen Kaiserstaate, Wien 1819, welches Herr Stephan
Edler von Keeß herausgegeben hatte, findet sich im ersten
Bande, Seite 36, eine ziemlich ausfuͤhrliche Nachricht uͤber eine Anstalt zum
Auslaugen des Holzes, welche der Verfasser dieses Aufsazes schon im Jahre 1816 zur
Verbesserung der Pianoforte, die unter der Firma seiner Gattinn, Nannette Streicher, geb. Stein, nach seiner Angabe verfertiget werden, einrichtete, und die, nachdem
obige Firma in Nannette Streicher geb. Stein und Sohn
abgeaͤndert wurde, auch noch heute zu Tage fort besteht: Allein zu der Zeit,
als die Nachricht hieruͤber in das genannte Werk aufgenommen wurde, konnte
diese Anstalt nicht anders als mangelhaft seyn, indem sie nach den
oberflaͤchlichen und fehlerhaften Beschreibungen von Ernst und Kruͤnitz eingerichtet war.
Durch eine eben so kostspielige als zeitraubende Erfahrung belehrt, wurde im Jahre
1817 alles dahin Gehoͤrige ganz neu eingerichtet, ein eigener Bau in dem
Hause des Verfassers aufgefuͤhrt, und es wurden solche Vorkehrungen
getroffen, daß der vorgesezte Zwek erreicht werden mußte.
Damit der Leser die moͤglich klarste Einsicht von der ganzen Sache
erhaͤlt, soll ihm in Folgendem die Wirkung des heißen Dampfes auf das Holz
selbst, dann der Vortheil des ausgelaugten Holzes vor der natuͤrlich
belassenen bei der verschiedenen Anwendung gezeigt; und endlich die
Erklaͤrung der beiliegenden Zeichnung so treu als moͤglich gegeben
werden.
In den ersten drei bis sechs Stunden, in welchen der Dampf in den Kasten
einstroͤmt, fließt das Wasser, oder eigentlich der durch die Kaͤlte
des Holzes sich verdichtende Dampf, nur lauwarm aus der
Abzugsroͤhre, hat aber schon einen sehr starken Holzgeruch und Geschmak.
Erst nach beilaͤufig 12 bis 15 Stunden, wenn das Holz erwaͤrmt ist,
fließt das Wasser heiß ab, und ist jezt etwas truͤbe und schleimig, was aber
nach 20 bis 30 Stunden noch weit mehr der Fall ist.
Von der 30sten bis zur 60sten Stunde wird der Abfluß immer mehr schleimig und
truͤbe, und verbreitet, wenn Tannen-, Fichten- oder
Foͤhren-Holz ausgelaugt wird, einen sehr starken, bei heißer
Witterung, fast unertraͤglichen Geruch. Auch hinterlaͤßt er auf der
Zunge einen scharfen, bittersauren Geschmak, der sich lange nicht verliert.
Von der 60sten bis zur 80sten Stunde wird der Geruch immer scharfer, saͤuerer
und ist so durchdringend, daß er zum Husten reizt. Das abfließende Wasser wird immer
mehr hell, und erscheint zulezt krystallein, obgleich niemals farbenlos. So wie
eingetauchtes Lakmußpapier einmal starkroth davon gefaͤrbt wird, ist das
Auslaugen geendigt, indem man jezt versichert seyn kann, daß alle schleimigen Theile
aus dem Holze entfernt sind.
Die Farbe der ablaufenden Fluͤssigkeit ist eben so verschieden, als die
Holzgattungen, welche dem Dampfe ausgesezt werden.
Von Eichenholz ist sie schwarzblau; von Nußbaumholz rußfarbig; von Mahagony sehr
roth; von Kirschbaum mehr oder minder roͤthlich; von Lindenholz
roͤthlich gelb; von Fichten und Ahorn blaßgelb.Diese Auszuͤge von Nußbaum, Mahagony und Kirschbaumholze
koͤnnen mit Vortheil zum Faͤrben verwendet werden.A. d. R.
Um nun dieses ausgelaugte Holz zu troknen, kann man auf verschiedene Weise verfahren.
Man sezt es entweder wie das natuͤrliche Holz, der freien Luft aus; oder man
bringt es, nachdem es aus dem Dampfkasten genommen worden ist, sogleich in ein
geheiztes Gewoͤlbe.
Im ersten Falle sondert man es durch Unterlagen von einander ab, und, wenn keine
Vorrichtung zum Heizen vorhanden ist, sucht man es so viel als moͤglich vor
Regen zu schuͤzen. Sonne und Winde verursachen beinahe gar keine, oder doch
nur sehr kleine Risse. Um aber bei diken Pfosten auch leztere zu verhuͤten,
bestreicht man die beiden Enden (die sogenannten Hirnseiten) mit starkem
Tischlerleime, und bedekt solche mit Schreibpapier. Das Holz wirft sich nicht, und
wird, wenn die Witterung nicht gar zu anhaltend feucht ist, in einigen Monaten weit
mehr troken, als es, wenn man es nicht ausgelaugt haͤtte, in eben so vielen
Jahren nicht geschehen seyn wuͤrde.
Wenn aber das Holz sogleich in die Troknungskammer gebracht wird, so muß es auf die
hohe Kante gestellt, und durch duͤnne Staͤbchen von einander
abgesondert werden, damit die Waͤrme dasselbe von allen Seiten umgeben kann,
und auch hier ist es nuͤzlich, die Pfosten von hartem Holze mit Papier auf
der Hirnseite zu verleimen, damit keine Risse entstehen, oder die schon
fruͤher gewesenen nicht weiter werden.
Wiederholte Erfahrung hat den Verfasser belehrt, daß wenn man nicht alsogleich
trokenes Holz noͤthig hat, es besser ist, und auch vielen Brennstoff erspart,
wenn das ausgelaugte Holz, gleichviel in welcher Jahreszeit, einige Wochen oder
Monate uͤber in freier Luft liegen bleibt, indem es dann um so schneller in
verschlossenem Raume troknet. In den ersten drei Tagen darf die Waͤrme in der
Trokenkammer nicht uͤber 20 bis 30 Grad Reaumuͤr steigen, und kann
erst in den folgenden allmaͤhlig auf 50 bis 60 Grade gebracht werden.
Daß duͤnnes Holz leichter troken wird, als dikes, versteht sich von selbst; so
wie, daß in der Zeit, welche zum Troknen erfordert wird, ein großer Unterschied
entsteht, wenn das ausgelaugte Holz erst in der Luft etwas abgetroknet ist, oder
wenn es gleich von dem Dampfkasten, oder vom Regen durchnaͤßt, in die
Troknungskammer gebracht wird. Im ersten Falle wird es am schnellsten, und im dritten am langsamsten troken
werden.
Ob alle Feuchtigkeit aus dem Holze entwichen, und dasselbe vollkommen troken ist,
erkennt man:
1) an seiner groͤßeren Leichtigkeit;
2) an dem hellen, reinen Klange, den es bei dem Anstoßen eines
Fingerknoͤchels von sich gibt;
3) daran, daß sich die, nicht gar diken davon abgehobelten
Spaͤne in einer Hand, ohne Beihuͤlfe der anderen, leicht zerreiben
lassen, und endlich
4) daß die Saͤgespaͤne in die untergehaltene Hand
wie feiner Staub gelangen, und wenn man solche von der Hoͤhe herabfallen
laͤßt, nicht schnell, sondern langsam zu Boden sinken.
Die Farbe jeder Holzart wird durch Auslaugen um vieles dunkler. So wird Tannen- und Fichten-Holz braͤunlich gelb, als ob es schon viele Jahre an
der Luft gelegen haͤtte.
Birnbaum, wird roͤthlich braun, und ist dann von
Tuͤrkisch-Haselnußholz schwer zu unterscheiden.
Ahorn sticht ins Roͤthliche.
Mahagony wird tief roth;
Buchen, braun;
Eichen, rußbraun, und
Nußbaum, wird mehr oder minder schwarzbraun.
Kirschbaumholz, wird, nach der Gattung der Frucht, die
der Baum getragen hat, gelbroth oder dunkelroth.
Diese Veraͤnderung der Farbe zeigt sich aber nicht nur auf der
Oberflaͤche, sondern ist durch das ganze Stuͤk, die Dike desselben mag
seyn wie sie wolle, gleichmaͤßig verbreitet. Bei Pfosten von Nußbaum zeigt es
sich am deutlichsten, wie aus den großen Saftroͤhren der Faͤrbestoff
ausgeflossen, und sich allen Fasern mitgetheilt hat, indem nun auch der,
fruͤher ganz weiße, Splint eine schoͤne, braune Farbe erhaͤlt.
Dieser oft 3 bis 5 Zoll breite Splint muß bei den natuͤrlichen Pfosten,
welche nicht ausgelaugt wurden, weggehauen, oder bei der Verarbeitung gebeizt
werden, was dann Verlust an Holz, oder eine unhaltbare Faͤrbung
veranlaͤßt.
Da nun die Verrichtung des Auslaugens und Troknens des Holzes genau und treulich
beschrieben worden ist, so ist es nicht uͤberfluͤssig auch
anzufuͤhren, mit welchem großen Nuzen das auf diese Weise zubereitete Holz
bei den verschiedenen Arbeiten angewendet werden kann.
1) Tischler- oder Schreiner-Arbeit. Der
haͤufige Wechsel unserer Hausgeraͤthe ruͤhrt gewiß weniger von
der Mode, als davon her, daß sie sich so leicht werfen. Risse bekommen, oder aus dem Leime gehen, und
folglich wegen des so oft noͤthigen Ausbesserns dem Besizer endlich so
zuwider werden, daß er, durch Anschaffung anderer neuer, sich seines Verdrusses zu
entledigen sucht. So lang bei einem Stuhle, Tische, Schreibkasten etc. etc. sich
kein Fehler zeigt, wird man sich nicht so leicht entschließen, ihn mit einem neuen
zu vertauschen, sondern schon der Gewohnheit wegen beibehalten. In großen
Staͤdten ist jederman von der geringen Haltbarkeit der neuen
Hausgeraͤthe so sehr uͤberzeugt, daß, besonders bei ganzen
Einrichtungen, dem Schreinermeister allzeit die Verbindlichkeit auferlegt wird,
alles dasjenige, was im ersten Jahre von sich selbst schadhaft geworden ist,
unentgeldlich wieder herzustellen, und man hat vom Gluͤke zu sagen, wenn die
Ausbesserungen ungeuͤbten Augen verborgen werden koͤnnen.
Die Ursache dieser geringen Dauer ist diese, daß dem Holze zu wenig Zeit zum Troknen
gelassen wurde, und noch eine Menge Saͤfte in demselben vorhanden sind.
Leztere erhalten durch jede feuchte Witterung wieder eine Art von Leben, das sich
durch Ausdehnung, durch Zerreißen oder Werfen aͤußert. Der Saft des Holzes
hat auch etwas fettes, welches den Leim nicht gern annimmt; das Zellengewebe (die
Poren) des Holzes ist auch noch nicht so entleert, daß der Leim in die kleinsten
Oeffnungen eindringen, und das Holz auf das Engste verbinden koͤnnte; es wird
vielmehr dadurch leicht erweicht, und kraftlos.
Alle diese Uebelstaͤnde werden durch das Auslaugen und nachherige Troknen des
Holzes vermieden. Jedes Geraͤthe, von der gemeinsten bis zur
kuͤnstlichsten Art, welches seit 12 Jahren aus solchem Holze verfertigt
wurde, ist noch eben so ganz, eben so gerade und fest, und die kleinsten wie die
groͤßten Schiebfaͤcher schließen noch eben so genau, wie zu jener
Zeit, wo sie aus den Haͤnden des Arbeiters gekommen sind.Von dieser Thatsache haben wir uns vor zwei Jahren, bei dem Hrn. Verf. dieser
Abhandlung, in Wien selbst uͤberzeugt.A. d. R.
2) Bei dem Pianoforte, oder bei den Tascheninstrumenten
uͤberhaupt, ist es die groͤßte Nothwendigkeit, den Kasten (Corpus) so fest zu bauen, daß er durch den Zug der
Saiten, – welche bei den mit drei Saiten bezogenen Pianofortes 70 bis 80
Zentner Kraft zu ihrer Spannung erfordern – nicht im geringsten aus seiner
urspruͤnglichen Form gebracht werden kann, indem sonst die reine Stimmung nur
sehr kurze Zeit dauert, und die kleinste Veraͤnderung im Holze die
Veranlassung wird, daß die, auf den Tasten liegenden Anschlaghaͤmmer nicht mehr so genau auf
die Saiten treffen, als zum richtigen Spiele nothwendig ist. Wenn nun zu einem so
theueren Tonwerkzeuge frisches junges Holz genommen wird (worunter sich auch Holz
verstehen laͤßt, das einige Jahre alt ist), so ist dieses noch so biegsam,
daß es bei einem viel geringeren Zuge, als den es jezt auszuhalten hat, nachgibt.
Bei jedesmaligem Stimmen ruͤken die lange Wand und der Stimmstok, an welchen
beiden die Saiten angehaͤngt sind, naͤher zusammen; jeder dieser
Theile hebt sich hoͤher, als es die Lage des Resonnanzbodens erfordert; und
man kann von Gluͤk sagen, wenn nur der Ton schwaͤcher wird, und nicht
der Stimmstok oder die Anhaͤngleiste sich gar los loͤst.
Ferner ist es fuͤr das Aeußere einer so kostspieligen Sache hoͤchst
nothwendig, daß es dem Auge gefalle; daß der Dekel uͤberall gleich aufliege,
und nicht durch Streifen errathen lasse, aus wie viel Stuͤken das Blendholz
zusammengesezt ist.
Man sieht aber bei allen Pianofortes aus natuͤrlichem, nicht ausgelaugtem,
Holze die lange Seite (den Karnieß) durch mehrere sogenannte Guten verunstaltet, die
den Dekel niederzwaͤngen und vor dem Werfen schuͤzen muͤssen;
so wie man auch bei den meisten Instrumenten auf der Oberflaͤche das
Aufwerfen der Fugen des Blendholzes nicht nur sehen, sondern sogar fuͤhlen
kann. Soll dieser Uebelstand vermieden werden, so muß das schon verleimte weiche
Holz recht lang zum Troknen liegen bleiben, oder man muß recht muͤrbes
Eichenholz statt Fichten nehmen. Nur ist bei solchem Eichenholze zu
fuͤrchten, daß die Wuͤrmer darin nisten und alles zerstoͤren.
Beispiele dieser Art finden sich genug! –
Alle hier angezeigten Nachtheile kommen bei dem ausgelaugten Holze nicht vor; denn
weder der Kasten selbst, noch der Stimmstok, noch irgend ein anderer Theil
koͤnnen ihre Lage eben so wenig gleich Anfangs als mit der Zeit
aͤndern, und man braucht nicht mehrere Monate zu warten, bis ein solches
Instrument seine Stimmung gut haͤlt, sondern darf deren Dauer gleich
anfaͤnglich versichert seyn. Eben so wenig sind zur gleichen Auflage des
Dekels Haken noͤthig, und es ist keine Spur von der Zusammensezung zu sehen,
sondern das Ganze bietet dem Auge eine spiegelglatte Oberflaͤche dar.
Welchen Einfluß das Auslaugen des Holzes auf den Klang
oder Ton der Instrumente hat, kann aus Folgendem
entnommen werden:
3) Bei den Geigen, Bratschen, so wie bei allen
Streichinstrumenten, waͤhlt der Verfertiger das Holz mit der
groͤßten Sorgfalt nach zwei Ruͤksichten aus, naͤmlich: daß es
sehr troken, und dann, daß die Jahre (Rippen) so gleichfoͤrmig als
moͤglich, weder zu eng, noch zu weit, weder zu fein noch zu stark sind. Sind beide Erfordernisse auf
das Beste erfuͤllt; hat der Meister nach allen Regeln auf das
sorgfaͤltigste gearbeitet; hat er nach den Mustern von Stainer, Amadi, Straduari und anderen, Boden und Dekel hoͤher oder
niederer gewoͤlbt, staͤrker oder schwaͤcher gelassen: so ist es
dennoch sehr zweifelhaft, ob der Klang auch nur
beilaͤufig der angewendeten Muͤhe entsprechen, und ob die Geige nicht
mehrere Male aufgetrennt und durch Abschaben oder Aufleimen versucht werden muß, ob
den zu schwach oder heiser klingenden Toͤnen nachgeholfen werden kann.
Alle Schuld wird dabei dem Holze, als Mittel des Klanges aufgebuͤrdet, und es
ist wohl selten Jemand auf den Schluß gekommen, daß die ungleiche Vertheilung des
Harzes und Saftes, die wirkliche Ursache der unreinen, oft sehr widerlich lautenden.
Toͤne seyn muͤsse. Daß aber an einer Stelle sich mehr Saft oder Harz,
als an einer anderen, vorfindet, kann man an jedem Holze, am leichtesten aber an
Nuß-, Kirschen-, oder Zwetschgen- und Mahagonyholz wahrnehmen,
und ist auch schon oben bei dem Nußbaumholz angefuͤhrt worden.
Da nun durch den heißen Dampf das Holz von allem entleert wird, was in seinen
Saftroͤhren enthalten ist; da durch die große Hize das Harz zerschmilzt und
sich der kleinsten Faser mittheilt, so ist es nun, wenn es troken geworden, ein viel
haͤrterer, festerer, mehr federartiger (elastischer) Stoff, als im
natuͤrlichen Zustande, folglich auch weit mehr faͤhig,
Erschuͤtterungen aufzunehmen und fortzupflanzen.
Wenn der Geigenmacher die Vorsicht braucht, das Holz diker oder duͤnner zu
lassen, je nachdem der Ton staͤrker oder schwaͤcher werden soll, so
steht es ganz in seiner Gewalt, den Klang nach seinem Wunsche zu erhalten. In keinem
Falle aber darf dieses Holz eben so duͤnn gehalten werden, wie das
natuͤrliche, weil man auf das Schwinden oder Eingehen desselben nicht mehr
rechnen darf.
Auffallend ist es bei den kleinen, so wie bei den großen Streichinstrumenten von
diesem Holze, daß alle Toͤne der ganzen Stufenleiter vollkommen rein klingen;
was zu der Vermuthung berechtiget, daß die Klagen uͤber schlechte, falsche
Saiten gewiß weniger diesen, als dem Umstande zugeschrieben werden muͤssen,
daß die Schwingungen der Toͤne manche Stellen des natuͤrlichen Holzes
treffen, wo mehr Saft oder Harz sich vorfindet, als in anderen.Diese sehr richtige Bemerkung wird sich auch durch Chladni's Figuren nachweisen lassen.A. d. R.
Daß sich diese Ungleichheit bei gewoͤhnlichen Geigen durch die tausendfachen
Erschuͤtterungen, durch den steten Gebrauch waͤhrend vieler Jahre nach
und nach verliert, ist wohl zu glauben, indem der Vorzug sehr alter Geigen doch
nur darin bestehen kann, daß sie nicht nur auf das Zwekmaͤßigste
ausgearbeitet sind, sondern daß auch das beste, trokenste Holz dazu verwendet worden
ist, bei welchem nun durch die Laͤnge der Zeit Saft und Harz nicht nur
voͤllig vertroknet, sondern ersterer ganz verschwunden ist.
Erwaͤgt man den hohen Preis der alten Geigen, der sich oft auf 100 bis 150
Dukaten belaͤuft,Es wurden Violinen in England um 200 Pfd. (2409 fl.) verkauft.A. d. R. und weiß man jezt, daß man sich mit dem Aufwande von einigen Groschen ein
eben so klangfaͤhiges Holz verschaffen kann; so ist die Geduld der
Kuͤnstler und Liebhaber wahrhaft zu bewundern, wenn sie Jahre lang sich mit
einer rauh und heiser klingenden Geige plagen koͤnnen, und das
Vergnuͤgen nicht achten, ein, gleich Anfangs leicht zu spielendes, in allen
Toͤnen reines, und dem zartesten Bogenstriche gehorsames Instrument zu
besizen.
Bei den Guitarren, Floͤten, Fagotten, Orgeln etc. hat sich die groͤßere
Klangfaͤhigkeit dieses Holzes gleichfalls bewiesen.
Bis jezt ist die Nuͤzlichkeit des Auslaugens nur bei solchen Artikeln
beschrieben worden, die Gegenstaͤnde der Bequemlichkeit, des
Vergnuͤgens oder Ueberflusses sind. Fuͤr die Gesellschaft im
Allgemeinen kann es jedoch sehr gleichguͤltig seyn, ob die
Hausgeraͤthe, die Werkzeuge der Tonkunst, besser oder schlechter,
laͤnger oder kuͤrzer dauernd sind, indem kein Menschenwohl dadurch
gefaͤhrdet ist, und sich der Schaden immer wieder verbessern
laͤßt.
Betrachten wir aber die Anwendung eines Holzes das haͤrter, trokner, fester,
folglich auch zuverlaͤssiger, als das natuͤrliche, nicht durch
Auslaugen zubereitete, geblieben ist, bei dem Baue der verschiedenen Fuhrwerke,
denen der Reisende sein Leben, der Kaufmann seine Guͤter, der Krieger sein
Geschuͤz, seine Mund- und Pulvervorraͤthe anvertrauen muß; so
erhaͤlt dieses Zubereiten des Holzes erst hier seine hoͤchste
Wichtigkeit, und verdient hier um so mehr angewendet zu werden, als es von den
allerschlimmsten Folgen ist, wenn das zu Fuhrwerken verarbeitete Holz die
Abwechslungen der Witterung nicht ohne zu reißen oder zu schwinden aushalten, oder
den Lasten, die man es zu tragen fuͤr faͤhig hielt, nicht den
gehoͤrigen Widerstand leisten kann.
Da der Wagen Brauchbarkeit und Nuzen erst durch das Rad erhaͤlt; so wird es
nicht uͤberfluͤssig seyn, bei den Bestandtheilen derselben, der Nabe,
der Speiche, der Felge etwas zu verweilen.
Die Nabe wird meistens von Rusterholz genommen, und es sollte nur solches dazu
gewaͤhlt werden, das keine gerade laufende Faser (Fahre) hat, sondern recht
in einander verwachsen ist. Die Regel schreibt vor, daß das Holz zur Nabe, wenigstens 5 bis 6
Jahre auf dem Speicher, oder zu oberst in der Schupfe aufbewahrt liege, damit es der
Naͤsse entzogen, und von der durchstreichenden Luft recht troken gemacht
werde.
Allein in großen Staͤdten wird man wohl lang vergeblich um ein Holz
fuͤr Naben suchen, das so lange Zeit gelegen haͤtte, indem ein
bedeutender Vorrath nicht nur viele Geldauslagen erfordert, sondern auch ein Theil
des Holzes durch Zerreißen ganz unbrauchbar wird.
Wenn jedoch der Stuͤzpunkt des Rades, die Nabe, nicht vollkommen troken ist,
so schwindet sie in ihrem Umfange; die eisernen Ringe, welche um sie gelegt sind,
werden loker und loͤsen sich ab; die Loͤcher, in denen die Speichen
steken, erweitern sich und geben nicht mehr die noͤthige Haltung; durch die
Sonnenhize, durch scharfe Winde zerspringt die Nabe, die Schmiere laͤuft
heraus, und es wird dann eben sowohl ihrem inneren Theile als der Achse selbst die,
zur leichten Reibung unentbehrliche Nahrung entzogen.Daher hat man in neueren Zeiten so oft eiserne Naben angewendet.A. d. R.
Bei den Speichen, wenn sie nicht vollkommen troken sind,
schwinden die Zapfen, mit denen sie in der Nabe und in der Felge steken, und
verursachen, daß das Rad an seiner Festigkeit verliert. Auch biegen sich diejenigen
Speichen, die noch einige Feuchtigkeit haben, sehr leicht, und es kommt nicht selten
vor, daß eine gesunde Speiche einer schadhaften beigebunden ist.
Die Felge, uͤber welche der Radreif gelegt ist,
wird gewoͤhnlich von der Buche genommen, und sollte eben so troken als hart
seyn, damit sie nicht nur den tausendfachen Stoͤßen kraͤftig
widerstehen kann, und durch ihr Zusammenschwinden nicht so haͤufig das
Lokerwerden des Radreifes veranlaͤßt.
Waͤre aber eine Felge auch von der besten Beschaffenheit, so ist sie dennoch
schon deßwegen nicht verlaͤssig genug, weil ihre Jahre nicht in gleicher
Laͤnge fortlaufen, sondern dadurch, daß sie aus einem geraden Stuͤke
ausgehauen wird, oben im Bogen und an beiden Enden sehr kurz sind. Es ist daher
gewiß besser, die Felge nicht aus vier Stuͤken, wie gewoͤhnlich,
sondern nur aus Einem einzigen zu machen, weil dann alle Fasern oder Jahre eine
gleiche Laͤnge bekommen, und dadurch zum Widerstande tauglicher werden, indem
der Druk nun auf die ganze Felge wirken muß. Auch duͤrfte sie dann in der
hohen Kante, Statt 3 Zoll, nur 2 dik seyn, und dennoch bessere Dienste leisten, als
jezt, wo sie aus mehreren Theilen besteht.
Seit einigen Jahren werden viele Raͤder verfertigt, bei denen die Felge aus
Einem Stuͤke, und von der Zerreiche genommen ist, deren Holz aus zarten, sehr langen
Fasern besteht. Man bereitet eine solche Felge dadurch zur Kruͤmmung, daß man
sie in einer kupfernen Roͤhre in Wasser siedet. Allerdings muß dieses
Verfahren das Holz geschmeidiger machen und demselben auch einen Theil seines Saftes
entziehen. Allein das Auslaugen durch Dampf wuͤrde gewiß wohlfeiler und
sicherer seyn, und noch bessere Dienste leisten. Wasser ist ein zwar
fluͤssiger, aber doch uͤber 1600 Mal dichterer Stoff als der Dampf.
Wasser kann nur auf die Oberflaͤche des Holzes wirken, und nur
aͤußerst langsam in dasselbe eindringen; folglich kann es auch den
vorhandenen Saft nicht aufloͤsen, wie der Dampf. Dieser dringt seiner Hize
und seiner aͤußerst leichten Beschaffenheit wegen mit gleicher Kraft in die
festen Theile des Holzes, wie in das Zellengewebe desselben, und loͤst alles,
was nur fluͤssig gemacht werden kann, so vollkommen auf, daß nur noch der
eigentliche feste Stoff zuruͤk bleibt. Nur auf diese Art ist es
erklaͤrbar, warum 400 bis 500 Pfund schwere Bloͤke, die zwei Schuh im
Gevierte haben, in einigen Tagen durch den Dampf, dieselbe dunklere Farbe, denselben
saueren Geruch, dieselbe Weichheit eben so gut in der Mitte als auf der
Oberflaͤche erhalten. Wollte man dasselbe durch Sieden in Wasser
bewerkstelligen, so wuͤrde es hier so viele Wochen als dort Tage erfordern,
und der Verlust an Geld und Zeit wuͤrde sehr bedeutend seyn.
Wie nuͤzlich das Auslangen des Holzes bei Wagnerarbeiten ist, daruͤber
sollen aus mehreren Beispielen nur zwei hier angefuͤhrt werden.
Im Jahre 1809 wurde ein Wagen verfertigt, bei welchem nicht nur die Raͤder,
sondern alle Theile des Gestelles von ausgelaugtem zubereitetem Holze waren. Zwei
Jahre lang wurde dieser Wagen auf Reisen durch Spanien und Frankreich gebraucht,
ohne daß nur das Mindeste schadhaft geworden waͤre. Nach Verfluß dieser Zeit
wurde er nach Wien zuruͤk gebracht, und erst jezt fand man fuͤr
noͤthig, die Radreife wieder frisch anziehen zu lassen.
In demselben Jahre wurde auch ein Jagdwagen nach Ungarn von aͤhnlichem Holze
verfertigt, uͤber welchen der Meister im folgenden Sommer die Nachricht
erhielt, daß weder die uͤbelste Witterung noch die schlechtesten Waldwege
demselben einigen Schaden gebracht haͤtten. Der Besizer desselben Wagens
versicherte im Jahre 1828 den Verfasser, daß er nach neunjaͤhrigem starken
Gebrauche noch im besten Zustande sey.
Einen weiteren Beweis von der Festigkeit dieses Holzes liefert auch die Arbeit des
Schmides, der die Nabenringe und Radreife auf das
Genaueste nach dem Zirkel ausarbeiten muß, indem er hier nicht mehr auf das
geringste Nachgeben oder Zusammendruͤken mehr zaͤhlen darf. Bei
gewoͤhnlichem Holze braucht er nicht so genau zu verfahren. Er darf Radreife
und Nabenringe viel enger schmieden, und kann dennoch versichert seyn, daß bei dem
Anpassen und Antreiben derselben das Holz wenig Widerstand leisten und sich zusammen
pressen lassen wird.
Um genau zu wissen, wie viel das frische Holz durch das Auslaugen, und dann, nachdem
es eilf Monate lang in dem Magazine der Einwirkung der Luft ausgesezt gewesen ist,
an Gewicht verliert, folgt hier eine Uebersichtstafel von
Geschuͤzhoͤlzern, welche zum Auslaugen eingeliefert wurden.
Unter
a ist Buchenholz zu
Jaͤgerstuzen,
–
b desgleichen,
–
c
Boͤller-Schlaipfen-Plaͤnde von Ruͤstern,
d.h. Ulmenholz,
–
d desgleichen,
–
e desgleichen,
–
f Dippel von
Ruͤstern, und
–
g Hebel von dtto zu
verstehen.
Am 18. Julius wurden die Hoͤlzer in das Geschuͤzholz-Magazin
gebracht, und wogen vor dem Versuche:
a
b
c
d
e
f
g
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
6
20
7
15
443
16
502
–
527
–
14
6
30
16.
Nach 76stuͤndigem Auslaugen war Gewichtsabgang:
a
b
c
d
e
f
g
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
1
–
1
22
27
16
43
–
41
16
3
22
5
23.
–
–
–
–
42
8
70
–
77
–
2
8
4
25.
und die unteren Zahlen zeigen den neuen Verlust an Gewicht,
nachdem die Hoͤlzer 11 Monate der Luft ausgesezt waren. Es verlor also im
Ganzen:
a
b
c
d
e
f
g
Pfd.
Lth
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
1
–
1
22
69
24
113
–
118
16
5
30
10
16.
Welches von 100 Pfunden betraͤgt:
a
b
c
d
e
f
g
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
Pfd.
Lth.
15 1/10
–
22 1/2
–
15 2/3
–
22 1/2
–
22 1/2
–
41 5/8
–
34 1/3
–.
Um die Kraft oder Tragbarkeit des natuͤrlich belassenen Holzes im Vergleiche
gegen das ausgelaugte zu pruͤfen, wurde, von Eichen-, Ahorn-,
Buchen-, Birnbaum-, Linden- und Fichtenholz, immer ein
Stuͤk in vier Theile zerschnitten; zwei Stuͤke wurden ausgelaugt, die
zwei anderen wurden natuͤrlich gelassen, und beide Arten in der Heizkammer
getroknet.
Jedes Stuͤkchen hatte die Laͤnge von 12 Zoll, und einen schwachen Zoll
im Gevierte. Die Auflage auf dem Waggestelle war an jedem Ende ein halber Zoll. Die
Breite des Hakens, an welchem die Gewichtsschale hing, betrug Einen Zoll, und wurde
genau in der Mitte
angebracht. Der Unterschied in der Tragbarkeit, des Biegens vor dem Bruche, und die
Beschaffenheit des Bruches selbst, war genau wie folgt:
brach bei:
bog sich vor dem Bruche:
der Bruch war:
Eichen, natuͤrlich
375 Pfd.
6'''
kurz, scharf.
Eichen, ausgelaugt
475 –
5 1/2'''
splitterig.
Ahorn, natuͤrlich
570 –
5'''
kurz.
Ahorn, ausgelaugt
670 –
5 1/2'''
in Schiefern.
Buchen, natuͤrlich
625 –
7'''
schieferig.
Buchen, ausgelaugt
755 –
6 1/2''
lange, duͤnne Splitter.
Birnbaum, natuͤrlich
350 –
4'''
kurz.
Birnbaum, ausgelaugt
450 –
3 1/2'''
dtto.
Linden, natuͤrlich
345 –
9'''
dtto.
Linden, ausgelaugt
400 –
3'''
dtto.
Fichten, natuͤrlich
375 –
4'''
dtto.
Fichten, ausgelaugt
475 –
5'''
in Splitter.
Diese Probe der Tragbarkeit und Biegsamkeit des natuͤrlichen und zubereiteten
Holzes widerlegt drei Einwuͤrfe, welche von denen, die keine Erfahrung in der
Sache haben, und nur nach Scheingruͤnden urtheilen, meistens vorgebracht
werden.
Der erste und allgemeinste Einwurf ist: das Auslaugen, indem es das Holz von Allem
entfernt, nimmt demselben auch alle Kraft, und es wird nicht mehr so viel aushalten
koͤnnen, als im gewoͤhnlichen Wege. Die Kraft eines Holzes kann jedoch
nur darnach bemessen werden, in wie fern es faͤhig ist, eine Last zu tragen,
oder uͤberhaupt Widerstand zu leisten. Wir sehen aber aus obiger Probe, daß
jedes Stuͤk ausgelaugtes Holz bei der geringen Dike eines nicht
voͤlligen Zolles, schon um 100 bis 150 Pfd. mehr traͤgt, als das
natuͤrlich belassene Stuͤk.
Der zweite Einwurf: es werde sich nicht eben so biegen, wie das natuͤrliche,
folglich koͤnne es auch nicht so zuverlaͤssig, wie dieses, seyn, ist
durch die Aufzeichnung, um wie viel Linien es sich, ehe der Bruch erfolgte, gebogen
habe, hinlaͤnglich widerlegt.
Der dritte Einwurf: das zubereitete Holz muͤsse nur ganz kurz, wie
abgeschnitten, brechen, ist eben so unrichtig wie die zwei vorhergehenden, indem es
bei keiner Gattung kuͤrzer, als das natuͤrliche, brach, sondern sich
im Gegentheile in viele, und bei dem Buchenholze in unzaͤhlige Splitter
theilte.
Um auszumitteln, um wie viel das natuͤrliche und ausgelaugte Holz durch
Feuchtigkeit und Wasser an Gewicht und Ausdehnung zunimmt, wurde folgender Versuch
gemacht:
Von natuͤrlichem und ausgelaugtem Eichen-, Ahorn-, und
Fichtenholze, wuͤrden Stuͤke in eine Form auf das Genaueste eingepaßt,
und sorgfaͤltig
gewogen. Dann wurden solche 23 Stunden lang in den Keller gelegt. Zu gleicher Zeit
verfuhr man mit aͤhnlichen Hoͤlzern auf dieselbe Art, und legte sie 23
Stunden ins Wasser. Der Erfolg war derselbe, wie er sich schon mehrmals erwiesen
hat, naͤmlich:
wog troken:
wog feucht:
wurde schwerer:
wurde groͤßer:
Eichen,
natuͤrlich,
20 6/32 Loth
20 18/32 Loth
12/32
1/8'''
–
gelaugt,
20 24/32 –
21 2/32 –
10/32
1/12'''
Ahorn,
natuͤrlich,
26 12/32 –
26 24/32 –
12/32
1/3'''
–
gelaugt,
26 6/32 –
26 10/32 –
4/32
1/3'''
Fichten,
natuͤrlich,
13 12/32 –
13 26/32 –
14/32
1 1/2'''
–
gelaugt,
14 –
14 10/32 –
10/32
1/3'''
Das 23stuͤndige liegen im Wasser brachte folgende Veraͤnderungen
hervor:
wog troken:
wog naß:
wurde schwerer:
wurde groͤßer:
Eichen,
natuͤrlich,
21 Loth
26 24/32 Loth
5 24/32
3'''
–
gelaugt,
20 10/32 –
22 20/32 –
2 10/32
1/2'''
Ahorn,
natuͤrlich,
26 12/32 –
30 8/32 –
3 28/32
2'''
–
gelaugt,
26 12/32 –
29 8/32 –
2 28/32
1'''
Fichten,
natuͤrlich,
13 14/32 –
15 18/32 –
1 28/32
4'''
–
gelaugt,
13 24/32 –
14 30/32 –
1 6/32
1 1/2'''
Auch bei diesem Versuche zeigte das zubereitete Holz gegen das natuͤrliche den
bedeutenden Vortheil, daß es leichter bleibt; sich nicht so sehr ausdehnt, oder
aufschwillt, als dieses, wenn es der Feuchtigkeit oder dem Wasser ausgesezt wird;
und folglich bei Verarbeitung desselben nur in einem weit geringerem Grade eine
Veraͤnderung Statt finden kann.
Die angefuͤhrten Beispiele und Uebersichtstafeln (Tabellen) werden die
Vorzuͤge des ausgelaugten Holzes vor dem natuͤrlichen wohl
hinlaͤnglich beweisen, und es muß jedem aufmerksamen Leser von selbst
einleuchten, daß eine solche Zurichtung des Holzes die Auslage und den Zins
fuͤr die Summe erspart, die zum Ankaufe von Holz auf mehrere Jahre
noͤthig ist; daß man den noͤthigen Bedarf nur alle sechs Monate
anzuschaffen braucht, und keinen Verlust an zerrissenen oder unbrauchbar gewordenen
Brettern und Pfosten befuͤrchten darf.
Das Gefuͤhl fuͤr Ehre und Rechtlichkeit bei einem
Geschaͤftsmanne wird aber dieses fuͤr den groͤßten Gewinn bei
der Sache anschlagen, daß jede Arbeit, die er liefert, dauerhaft,
zuverlaͤssig und unveraͤnderlich ist. Je groͤßer der Maßstab
ist, nach welchem eine solche Anstalt errichtet wird, desto geringer werden auch die
Kosten der Aufsicht, Unterhaltung und Heizung seyn. Die Auslagen fuͤr leztere
muͤßten sich auf dem Lande, in einer holzreichen Gegend um mehr als die
Haͤlfte vermindern, indem zu dem Troknungsgewoͤlbe, das am meisten
Brennstoff verzehrt, aller Abfall des Waldes verwendet werden koͤnnte.
Den allergroͤßten Nuzen aber muͤßte ein Geschaͤft ziehen, dem
auch die Ausbesserungen seiner Arbeit zur Last fallen, indem diese, wie oben
angefuͤhrt wurde, auch bei Fuhrwerken nur nach langer Zeit noͤthig
sind.
Erklaͤrung der Zeichnung.
Fig. 1. Tab.
V. Grundriß des Grundmauerwerkes.
a Ueber a ist der Eingang zu
dem Dampfkasten.
b Der Keller zum Brennstoffe.
c Die Stiege in den Keller.
dd Der Gang von der Stiege bis zum Feuerherde
fuͤr das Troknungsgewoͤlbe und den Dampfkessel.
eee, Der Feuerherd selbst und der Feuergang fuͤr das
Troknungsgewoͤlbe.
f One Vertiefung in der Mauer, um zu
g dem Herde unter dem Dampfkessel zu gelangen.
hhh Behaͤltnisse zum Aufbewahren des
trokenen Holzes.
Fig. 2. Grundriß zu ebener Erde, und Laͤngendurchschnitt
durchp = q.
a Ist das Vorhaus des Dampfkastens, der durch zwei große
Thuͤren abgesondert werden kann.
b Ist das Vorhaus des Troknungsgewoͤlbes.
c Die Kellerthuͤre.
d Links ein Fenster. e Eine
Thuͤre.
f Der Eingang in das Troknungsgewoͤlbe.
g Der Anfang der eisernen Platten des Feuerganges, mit
Mauerwerk bedekt, welches 4 Zoll hoch uͤber den ersten Platten steht, um
darauf treten zu koͤnnen, wenn geheizt ist.
gg Die eisernen Platten, welche den Feuergang
bedeken, deren zwanzig sind, jede an 100 Pfund schwer. Das Ende des Feuerganges ist
in dem Gewoͤlbe mit einer eisernen Thuͤre, und innerhalb derselben mit
einer Klappe verschlossen, welche leztere sich durch einen Zug, der unten bei der
Heizung Fig.
1. e selbst angebracht ist, mehr oder minder
oͤffnen, oder ganz schließen laͤßt.
h Ist der Dampfkessel, dessen Roͤhre durch die
Mauer und dann bei n, in den Dampfkasten geht.
iii Ist der freie Raum um den Kasten.
k Die Thuͤre in den Rauchfang.
l Ein Behaͤlter von Kupfer, der 6 Eimer faßt, um
den Dampfkessel mit Wasser zu versehen.
m Ist die Leitungsroͤhre, die aus diesem
Behaͤlter an der Mauer und durch dieselbe streicht, um einen kleineren
Behaͤlter, der uͤber dem Dampfkessel steht, mit Wasser zu speisen.
n Ist die mit einem Sperrwechsel versehne Roͤhre,
welche aus dem Dampfkessel durch die Mauer in den Kasten reicht.
ooo Sind Unterlagen von Mauerwerk, auf denen der
Dampflasten ruht.
Fig. 3. Vordere Ansicht des offenen Dampfkastens und des gleichfalls
offenen Troknungsgewoͤlbes.
a und b sind die Heizungen
des Feuerganges und des Dampfkessels. Erstere rechts, die andere links.
c Ist der offene Kasten, in welchem ein Theil des zum
Auslaugen bestimmten Holzes so gezeichnet ist, wie es auf der schmalen Kante liegt.
Dieses Holz wird so nahe als moͤglich an einander gelegt, und braucht nicht
durch Zwischenhoͤlzer abgesondert zu werden, indem der heiße Dampf auch den
kleinsten Theil von der Oberflaͤche desselben unfehlbar trifft. Man sucht den
Kasten gaͤnzlich voll zu machen, damit kein Raum unbenuͤzt bleibt. Die
Schrauben zur Befestigung der Thuͤre sind hier an der Stirnseite des Kastens
angezeigt. Auf diesem Theile ist rings herum ein Geflecht (Zopf) von Hanf oder Werk
befestigt, welches durch das Anschrauben der Thuͤre so gepreßt wird, daß
nicht das Mindeste von dem Dampfe entweichen kann.
Der Kasten selbst ist 12 Schuh 6 Zoll lang; 6 Schuh hoch, 5 Schuh breit, und aus
Pfosten von Foͤhrenholz, jeder 3 Zoll dik, die in Niet und Feder liegen,
zusammengesezt. Die Federn sollen aber nicht nach der Laͤnge des Holzes,
sondern aufrecht genommen werden, damit die Hirnseite oben und unten ansteht, indem
sie auf diese Art viel dauerhafter sind.
Damit der Kasten recht fest zusammen gehalten werde, ist er an fuͤnf Orten mit
starken Baͤndern von Eisen eingefaßt, welche so eingerichtet sind, daß man
durch die daran befindlichen Schrauben denselben nach der Hoͤhe oder Breite
mehr zusammenziehen oder lokerer lassen kann.
d Ist die Sperrklappe (Ventil) um, wenn es
noͤthig waͤre, den Dampf auszulassen.
e Ist ein Waͤrmemesser, dessen Kugel in das
Innere des Kastens reicht, und außerhalb desselben die Hize des Dampfes anzeigt.
f Ist der Dampfkessel, durch eine Mauer von dem Kasten
abgesondert. Ueber demselben ist ein kleiner Behaͤlter angebracht, in welchen
das Wasser des großen Behaͤlters, Fig. 2. 1, einfließt, und, da das
Feuer des Dampfkessels unter jenem wegstreicht, und in die Rauchroͤhre tritt,
das Wasser dieses kleinen Behaͤlters so erwaͤrmt, daß es heiß in den
Kessel gelangt.
Der Kessel ist mit 12 Zoll dikem Mauerwerks umgeben, und der Feuergang, welcher sich
Ein und ein halbes Mal um den Kessel windet, ist 9 Zoll hoch und 6 Zoll breit, damit
er leicht gereinigt werden, und dem Feuer einen lebhaften Zug gewaͤhren
kann.
gg Deuten die Gestelle an, auf welche in der
Troknungskammer das Holz, gleichfalls auf die schmale Kante, gelegt wird. Bretter,
so wie duͤnnes Holz uͤberhaupt, sondert man durch schwache
Staͤbchen von einander ab. Diese muͤssen aber oben mit einer Schnur an
einander gebunden werden, damit keines auf eine eiserne Platte fallen und Brand
veranlassen kann. So wie im gewoͤhnlichen Wege, muß man auch bei der
kuͤnstlichen Troknung darauf sehen, daß jedes Holz abgesondert von dem
anderen zu liegen kommt, weil auf diese Art das Entweichen der Feuchtigkeit am
meisten befoͤrdert wird. Auch gewinnt man sehr viel an Zeit und Brennstoff,
wenn das Gewoͤlbe so voll als moͤglich angefuͤllt, ist, indem
dann ein Theil den anderen erwaͤrmt. Um die feuchten Duͤnste des zu
troknenden Holzes schnell und leicht abzufuͤhren, ist links oben in der Eke
des Gewoͤlbes ein Luftgang, 18 Zoll im Gevierte haltend, angebracht, der sich
in den Rauchfang bei i endet, vorne mit einer Klappe
verschlossen ist, und außen bei f,
Fig. 2.,
geoͤffnet und zugemacht werden kann, ohne daß es noͤthig waͤre,
in das geheizte Gewoͤlbe zu treten.
An den Eingangsthuͤren dieses Gewoͤlbes sind unten zwei Oeffnungen,
durch die, wenn ihre Schieber geoͤffnet sind, und auch die Klappe des
Luftganges aufgezogen ist, die aͤußere, kaͤltere Luft stark
einstroͤmt, und die feuchten Duͤnste sehr schnell abfuͤhrt,
ohne daß die Waͤrme dabei, mehr als einen halben Grad abnimmt.
h Ist die untere Thuͤre des Rauchfanges.
i Eine Oeffnung im Rauchfange mit einem eisernen
Thuͤrchen verschlossen, das aufgemacht wird, wenn die Thuͤren des
Kastens losgeschraubt werden, damit der Dampf in diese Oeffnung eintreten, und durch
den Rauchfang abziehen kann.
Fig. 4. Ansicht des Kastens von oben.
aaaa Stellen die zwei Mauern vor, zwischen denen
der Kasten steht.
bbbb Sind zwei, 6 Zoll dike Baͤume oder
Riegel, welche uͤber dem Kasten liegen. Aus der Deke desselben gehen zwei
starke Schrauben von Kupfer durch jeden dieser Baͤume, um die gerade Lage der
Deke immer gleich zu erhalten.
Fig. 5. Die Laͤngenansicht des Dampfkastens.
Fig. 6. Ist die vordere Ansicht desselben.
Man sieht unten die zwei eisernen Handhaben, mit welchen die, mehrere Zentner schwere
Thuͤre weggehoben wird.
In der Mitte jeder Thuͤre, ist ein 8 Zoll diker Riegel von Buchenholz, der an den
Seitenwaͤnden des Kastens eingehaͤngt, und in der Mitte mit Keilen
gegen die Thuͤre gespannt wird, damit derselbe durch die Gewalt des Dampfes
nicht auswaͤrts gebogen werde.
Nachtrag.
Als vorstehender Aufsaz schon geschrieben war, kam dem Verfasser desselben der
Bericht des Hrn. Tredgold uͤber Joh. Steph. Langton's neue Art Holz zu troknen (siehe Dingler's Polyt. Journal zweites Augustheft 1828), in die
Haͤnde, und er war nicht wenig erfreut, als eine ausfuͤhrliche
Beschreibung des ganzen Verfahrens, begleitet mit einer Zeichnung und Berechnung der
wahrscheinlichen Ersparnisse, im ersten Januarhefte 1829, dieser nuͤzlichen
Zeitschrift erschien.
Demjenigen, der Vergnuͤgen an sehr kostspieligen und zusammengesezten
Vorrichtungen findet, wird diese neue, kuͤnstliche Einrichtung, das Holz
schnell zu troknen, sehr beachtenswerth erscheinen. Wer aber den Bericht des Hrn.
Tredgold, so wie die Aeußerungen des Hrn. Langton recht aufmerksam liest, der muß nothwendig den
Schluß ziehen, daß diese mit einem Aufwande von 7000 L. SS. oder 84,000 fl.
Reichswaͤhrung errichtete Anstalt, die noch uͤberdieß so verwikelt
ist, daß zu ihrer Wartung ein wirklicher Kuͤnstler erfordert wird, eigentlich
weiter nichts leistet, als was mit einem gewoͤhnlichen Bakofen oder einer
Troknungskammer erreicht werden kann, mit dem einzigen Unterschiede jedoch, daß Hr.
Langton die ausduͤnstende Feuchtigkeit in
einer Abkuͤhlungsroͤhre sammelt, wo sie sich verdichtet, und als
Wasser abfließt, waͤhrend solche in dem Bakofen durch das Rauchloch, oder in
dem Gewoͤlbe durch den Luftgang entweicht.Der geehrte Hr. Verfasser wird dieß beinahe an allen englischen Vorrichtungen
finden. Um einen Korkstoͤpsel aus einer Flasche zu ziehen, wendet der
Englaͤnder nicht selten die ganze hoͤhere und niedere Mechanik
an. Vergl. die Anmerk. 68. S. 103.A. d. R
Da es aber unbezweifelt ist, daß bloßes Troknen –
sey es nun auf die gewoͤhnliche oder auf eine kuͤnstliche Art
geschehen, das Holz weder vor Veraͤnderlichkeit noch vor Verderben
schuͤzt, so ist damit nur der kleinste Theil desjenigen gewonnen, was durch
das Auslaugen und durch das hierauf folgende vollkommmene Troknen erreicht werden kann.
Hr. Langton selbst fuͤhrt Seite 31., den Ausspruch
eines englischen Schriftstellers an, welcher mit Recht behauptet, daß, wenn nicht
aller Saft aus den innersten Roͤhren ausgezogen wird, das Holz nicht vor
Trokenmoder geschuͤzt ist.
Nun enthaͤlt aber das Holz, nach dem Ausspruche der Scheidekunst, außer dem
vegetabilischen Faserstoffe, noch Pflanzenschleim, Extractivstoff, verschiedene
Salze, Gerbestoff, Harz, aͤtherisches Oehl, Faͤrbestoff etc., welche durch Troknen nicht
aus dem Holze gezogen und die – (mit Ausnahme des Harzes) – nur durch
heißen Dampf erweicht, und zum Ausfließen gebracht werden koͤnnen. Eben so
lehrt die taͤgliche Erfahrung, daß natuͤrlich belassenes Holz durch
starke Waͤrme nicht nur zerreißt, sondern sich auch dergestalt wirft, daß man
es unzerschnitten gar nicht brauchen kann.
Ob nun das Holz, welches Hr. Langton bloß troknet, und in
welchem alle Saͤfte geblieben sind, zum Schiffsbaue taugt, und den
Trokenmoder (dry rot) verhindert, muß dahingestellt
bleiben.
Dieser Trokenmoder (dry rot), welcher schon so
ungeheueren Schaden an Schiffen verursachte, und von dem so vieles in
oͤffentlichen Blaͤttern und Zeitschriften erwaͤhnt wird,
laͤßt sich leicht aus dem Umstande erklaͤren, daß, wenn Schiffe, deren
Holz nicht vollkommen von Allem entleert und troken ist, mit Kupfer
uͤberzogen werden, dieser Ueberzug weder dem Regen, noch dem Winde, noch der
ruhigen Luft einigen Zugang zu dem Holze gestattet, und seiner Undurchdringlichkeit
wegen jede Moͤglichkeit abschneidet, daß demselben einige Lebenskraft
zugefuͤhrt werde.
Etwas ganz Aehnliches koͤnnen wir sehr oft bei unsern Gebaͤuden
wahrnehmen, wenn zu den Dippelbaͤumen (Bohlen, Diehlen), welche die Deken
unserer Wohnungen bilden, solches Holz genommen wird, das nicht lang genug der Luft
ausgesezt geblieben ist, folglich auch nicht gehoͤrig troken ist. Zuweilen
sind diese Baͤume schon in den ersten Jahren so sehr vermodert, daß man sie
ausheben und durch neue ersezen muß. Sogar Dachstuͤhle, durch welche die Luft
nicht streichen kann, werden von dem Trokenmoder (dry
rot) befallen, und allzeit dort am fruͤhesten, wo das
Gebaͤlke in das Gesimse reicht, und der Luft ganz verschlossen ist.Dieß ist vorzuͤglich in England haͤufig der Fall, wie die
vielen Vorschlaͤge dagegen in unserem Journale erweisen.A. d. R.
Uebrigens laͤßt sich leicht schließen, daß, wenn in einem Holze noch
Saͤfte vorhanden sind, und diese nicht mehr ausduͤnsten
koͤnnen, nothwendig eine faulige Gaͤhrung eintreten, und dann die
Zerstoͤrung des Zellgewebes, so wie der Holzfasern erfolgen muß.
Es waͤre sehr wuͤnschenswerth, zu wissen, warum das Auslaugen des
Holzes, welches beinahe schon ein volles Jahrhundert bekannt ist, bei dem Baue der
Schiffe, von deren Staͤrke und Festigkeit das Leben so vieler Tausende, der
Werth von Millionen an Guͤtern und Waaren abhaͤngt, entweder keine
Anwendung mehr findet, oder wenn dieß dennoch geschieht, warum es auf eine solche
Art ausgefuͤhrt wird, daß Hr. Langton durch Errichtung seiner Anstalt den
Schiffswerften so außerordentlichen Gewinn versprechen kann.Diesen Wunsch kann die Redaction dem vortrefflichen Hrn. Verfasser mit
wenigen Worten erfuͤllen. Es geschah darum, weil 1) das
allerheiligste Nichtsthun (il sacrosanto far
niente), die goͤttliche Faulheit so ziemlich alle Staaten
und alle Haushaltungen und Individuen regiert; 2) weil die
Zwillingsschwester des allerheiligsten Nichtsthuns, die grobe Unwissenheit,
an deren Foͤrderung und allgemeinen Verbreitung man seit Constantin
dem Großen mir dem gluͤklichsten Erfolge Tag und Nacht und mit
Haͤnden und Fuͤßen durch unzaͤhlige Kasten von fréres ignorantins arbeiten ließ,
dasjenige trefflich zu vollenden weiß, was ihr jene an ihrem Meisterwerke
noch zu thun uͤbrig ließ; 3) weil die allmaͤchtige
Bureaukratie nie zugeben kann und wird, daß sie an ihren Sporteln etwas
verliert. Je mehr Holz gebraucht und verdorben wird: desto mehr gewinnt das
Forstbureaukratie-Personal; je mehr und je schneller Schiffe zu
Grunde gehen, desto mehr gewinnt das Marinebureaukratie-Personal etc.
etc. Wenn der Hr. Verfasser in irgend einem Staate, der Marine hat, dem
Seeminister zeigen koͤnnte, wie man Holz mit Nichts, mit gar Nichts, eisenfest
machen kann, so wuͤrde er ihn vielleicht dafuͤr auf die
Galeere schmieden lassen, oder die Werften Inspectoren wuͤrden ihn,
wenn er Gnade bei dem Minister faͤnde, in's Wasser werfen. Man muß
das Burceukraten-Voͤlklein kennen gelernt haben, um zu wissen,
daß es quidquid et facere et pati kann.A. d. R.
Imprimatur:
Vom k. k. C. Vuͤch. Gr. Amt. Wien am g. Maͤrz
1830.
Sartoni.