| Titel: | Ueber die Ursache, welche das sogenannte Schmer (graisse) im Weine erzeugt, und über die Mittel, demselben vorzubeugen und dasselbe verschwinden zu machen. Von Hrn. François, Apotheker zu Chalons-sur-Marne. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXVIII., S. 289 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die Ursache, welche das sogenannte Schmer (graisse)Der Leser wird im Verlaufe dieser Abhandlung sehr bald wahrnehmen, daß es sich
                                 hier vorzuͤglich um Bereitung des Champagners handelt. Das, was den Champagner hindert, gehoͤrig zu
                                 schaͤumen, nennt man in der Champagne das Schmer, und dieses Schmer ist es auch, was diejenigen, die nicht
                                 wissen, wie man den Most waͤhrend der Gaͤhrung behandeln muß, wenn
                                 er Champagner geben soll, hindert, aus unseren deutschen Weinen Champagner zu
                                 bereiten. Wenn die armen, aber guten, Einwohner der Champagne ihren Most so behandelten, wie die Einwohner Burgunds ihren Burgunder Most, oder die Bewohner
                                 Languedocs ihren Lunel und Frontignan etc., so wuͤrden sie sicher keinen Tropfen.
                                 Champagner außer ihren Doͤrfern verkaufen. Der nicht schaͤumende
                                 Champagner (champagne non mousseux) ist ein elendes
                                 Ding, das wohl, wie Asmus sagt, „sieht aus
                                    wie Wein; ist's aber nicht“ etc., und das in Deutschland keinen
                                 Liebhaber finden wuͤrde, wenn nicht der Name Champagner das Ohr auf Kosten der Zunge betaͤubte. Die
                                 Bereitung des Weines, aus welchem Champagner werden soll, und werden kann, (und
                                 dieser kann aus jedem schlechten, leichten, wenig Zuker als Most, und folglich
                                 wenig Alkohol als Wein haltenden Traubensafte werden) ist so leicht und einfach,
                                 daß es unbegreiflich ist, wie unser gutes deutsches Vaterland dem Auslande so lang zinsbar
                                 fuͤr ein Getraͤnk bleiben konnte, das auf seinem Boden eben so
                                 gut, vielleicht noch besser gedeiht, als auf dm kalten, duͤrren,
                                 kreideweißen Boden der lausigen Champagne (Champagne
                                    pouilleuse). Wer die Traube in der Champagne gekostet hat, aus welcher
                                 der beruͤhmte vin d'Aï, der
                                 koͤstliche Epernay gekeltert wird, wird sie
                                 nicht suͤßer und nicht schmakhafter gefunden haben, als die Traube am
                                 Rheine oder am Maine. Man muß nicht vergessen, daß die Champagne die
                                 noͤrdliche Graͤnze der Rebe im oͤstlichen Frankreich ist,
                                 uͤber welche hinaus keine Traube mehr reif wird; daß das Klima der
                                 Champagne, welche gegen Norden an die Ardennen graͤnzt, weit rauher und
                                 der Rebe weit weniger guͤnstig ist, als das am Rheine und am Maine, daß
                                 die Champagne noͤrdlicher liegt, als das suͤdliche Elsaß, dessen
                                 Weine wohl kein Weinkenner unter die guten Weine rechnen wird; daß die
                                 eigentliche Graͤnzlinie der besseren und der guten franzoͤsischen
                                 Weine von Epernay nach Bourdeaux laͤuft, so daß alle Weine, die westlich
                                 von dieser Graͤnze liegen, nur sehr geringe schlechte Weine sind, was von
                                 der Nachbarschaft des Oceans herruͤhrt, der, wenn er auch den Winter in
                                 jenen Gegenden milder macht, doch die Sommer in eben dem Verhaͤltnisse
                                 kuͤhler und feuchter laͤßt, so daß keine Traube gehoͤrig
                                 ausreifen kannWenn auch der Winter in England, ungeachtet seiner noͤrdlichen
                                       Lage (uͤber 51° N. B.) so mild ist, daß man daselbst
                                       Jasmin, Bignonien, Corchorus an den Waͤnden der Haͤuser
                                       ziehen kann, so vermag doch keine Traube dort zu reifen, und das beste
                                       Obst ist waͤsserig. Feines Obst und Trauben muͤssen in
                                       England unter Glas gezogen werden, wenn sie ausreifen sollen. A. d.
                                       Ue.. Wenn eine Compagnie Franzosen zu London aus englischem Aepfelmost
                                 Champagner fabricirt, der allgemeinen Beifall findet (vergl. Polytechn. Journal
                                 XXXIV. Bd. S. 241.), so wird man doch
                                 auch aus dem Traubenmoste am Rheine und Maine Champagner fabriciren
                                 koͤnnen, wenn man anders die Gaͤhrung zu leiten versteht. Einige
                                 Koͤrbe Champagner aus Rhein-, Mosel- und Mainwein
                                 wuͤrden dem Winzer vielleicht eben so viel tragen, als jezt ein ganzes
                                 Fuder dieses Gurkensaftes, den nur die Schnappsbruͤder und die
                                 Biertrinker die immer ganze Flaschen geleert haben muͤssen, wenn sie
                                 getrunken haben wollen, fuͤr Wein erklaͤren koͤnnen, nie
                                 aber diejenigen, die gewohnt sind hoͤchstens mit Einem Glase edlen Weines
                                 ihren Magen zu warmen und zu staͤrken, und ihr Herz zu erfreuen. Der
                                 Rhein- und Mainwein, der jezt so ungesund ist, und seine Freunde und
                                 Goͤnner mit Gicht und Sand und Stein, mit Unverdaulichkeit und
                                 Leberkrankheiten und Unterleibsbeschwerden aller Art, auch mit Kupfernasen und
                                 Flechten aller Art so reichlich beschert; der ein halbes Jahrhundert liegen muß,
                                 bis er seinen Weinstein dem Fasse oder der Flasche geschenkt hat; wuͤrde,
                                 als Champagner behandelt, und frisch weggetrunken, ein gesunder und angenehmer
                                 Trank seyn, Auch die oͤsterreichischen Weine (mit Ausnahme des einzigen
                                 Pfaffstetters vielleicht bei Gumpoldskirchen, der Burgunderrebe ist, und in der
                                 Nahe von Baden beinahe das Klima von Lyon hat) ließen sich alle recht gut als
                                 Champagner behandeln; vorzuͤglich die in Oesterreich sogenannten rescheren Weine, der Brunner, Maurer, Grinzinger,
                                 selbst noch der Kremser. Der sel. Oberst-Justizhofrath v. Froidvaux zu Wien hat schon vor 40 Jahren aus seinen
                                 Trauben zu Grinzing und in der Gegend Champagner gekeltert, und wenn sein
                                 geistreicher Sohn, der vor dem Vater in das Grab stieg, noch lebte, so
                                 wuͤrde Wien vielleicht auf den Weinhuͤgeln, die es umgeben, Statt
                                 seiner Kratzer Champagner keltern. Man machte auch in Oberungarn, wo die Weine
                                 noch leicht sind, und wenig Alkohol enthalten, gluͤckliche Versuche mit
                                 ChampagnerbereitungDie Versuche, welche Hr. G. C. Keßler, ein geborner Wuͤrtemberger, im J.
                                       1826 in Eßlingen mit Trauben aus der bekannten Weingegend des Remsthales
                                       auf mussirenden Wein machte, sind sehr gut ausgefallen. Hr. Kessler war
                                       lange Zeit in Rheims und zulezt Mitinteressent eines mit mussirendem
                                       Weine handelnden Hauses. Er ließ die Trauben sorgfaͤltig
                                       auslesen, auf die in der Champagne uͤbliche Weise keltern und bis zum
                                       Verlaufe des Weines auch ganz die dort bei der Bereitung des mussirenden
                                       Weines stattfindende Behandlungsart anwenden. Im J. 1827 wurden an
                                       30,000 und im J. 1828 an 50,000 Flaschen mussirender Wein gezogen, und
                                       in der Folge sollen jaͤhrlich an 60 bis 70,000 Flaschen gezogen
                                       werden. Vergl. Correspondenzblatt des wuͤrtembergischen
                                       landwirthschaftlichen Vereins Bd. XV. Januar 1829. S. 26.A. d. R.. Es fehlte nur an Flaschen, die den inneren Druk des kohlensauren
                                 Gases auszuhalten vermochten: wo man sich nicht mit Flaschen versehen kann, die,
                                 wie die Champagner Flaschen, den Druk von ein paar Atmosphaͤren
                                 aushalten, hat es mit der Champagnerbereitung schon vor dem ersten Anfange ein
                                 Ende. Unsere Glashuͤtten muͤßten hier, zugleich mit unseren
                                 Kellern, eine Reforme erleiden. Was die Champagnerbereitung aus unseren
                                 leichten, an Weinstein- und Aepfelsaͤure reichen, an Alkohol armen
                                 Weinen erschwert, ist die leidige Glaiadine, das Schmer, (la graisse) wie es die Bauern in der Champagne nennen: dasselbe liebe
                                 Ding, das sich den guten Freunden und hohen Goͤnnern der Rhein-
                                 und Mainweine so traulich auf die Zunge legt, wenn sie eine Flasche dieser edlen
                                 Weine in sich hineingeschuͤttet haben, daß sie dasselbe am folgenden
                                 Morgen nicht einmal mit Huͤlfe eines Walisisches (dem Fischbeine) von
                                 ihrer Zunge loskriegen koͤnnen, wenn sie dieselbe auch noch so weit
                                 herausstreken und noch so tief in ihr akern; dasselbe liebliche Ding, das im
                                 Rheinweine bald wie Juften und altes Leder, bald wie eine Maus riecht. Mit
                                 diesem Kobolt hat auch der arme Bauer in der Champagne zu kaͤmpfen, und
                                 der Herr Apotheker François versucht hier denselben beschwoͤren zu
                                 helfen.A. d. Ue. im Weine erzeugt, und uͤber die Mittel, demselben vorzubeugen und
                           dasselbe verschwinden zu machen. Von Hrn. François, Apotheker zu
                           Chalons-sur-Marne.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Mars 1830. S.
                              354.
                        François, uͤber die Ursache des Schmers im
                           Weine.
                        
                     
                        
                           Hr. Francois stellte in einer
                              Abhandlung, welche er am 16. November 1828 vor der Société d'Agriculture et du Departement de Marne vorlas, als
                              Thatsachen auf:
                           
                           1) daß das Schmer (graisse) im Weine von der Glaiadine
                              herruͤhrt!
                           2) daß er die Gegenwart dieses Grundstoffes mittelst verschiedenes chemischer
                              Reagentien im Weine gefunden hat;
                           
                           3) daß der Wein mehr oder minder dem Schwere ausgesezt ist, je nachdem derselbe mehr
                              oder minder Gerbestoff enthaͤlt: eine Substanz, die in den weißen Weinen in
                              geringer Menge vorkommt, indem sie nicht lang auf den Kaͤmmen liegen bleiben ;
                           4) daß man dieser Krankheit am Weine vorbeugen, und sie mittelst Gerbestoffes heilen
                              koͤnnte;
                           5) daß der Gerbestoff in den Weinen, welche anfangen zu spinnen (vins filans) einen Niederschlag veranlaͤßt,
                              welche eine Verbindung des Gerbestoffes und der Glaiadine ist;
                           6) daß, um das Ankleben dieses Niederschlages an der Flasche zu verhindern, man
                              zugleich mit dem Gerbestoffe Hausenblase anwenden muͤsse, und zwar im
                              Verhaͤltnisse von Einem Quentchen bis zu drei auf tausend Flaschen Wein;
                           7) daß die Hausenblase nicht bloß den Wein klaͤrt, sondern auch den
                              Faͤrbestoff, der durch den Gerbestoff in denselben gebracht wird,
                              niederschlagen hilft;
                           8) daß der Gerbestoff einzeln angewendet werden muß, damit die Hausenblase denselben
                              nicht niederschlaͤgt, ehe er sich mit der Glaiadine verbunden hat;
                           9) daß die rothen Weine nicht am Schmere leiden, indem sie
                              waͤhrend der Gaͤhrung auf den Kaͤmmen lagenDiese Bemerkung machte auch Hofrath v. Froidvaux schon vor 40 Jahren bei
                                    seinem Wiener Champagner.A. d. Ue., und folglich mehr Gerbestoff enthalten, als die weißen;
                           10) daß man bei fettem Weine 20 Gran (3 Unzen und eine halbe auf 100 Flaschen)
                              noͤthig hat; daß man aber diese Dosis nur dann anwenden darf, wann der Niederschlag
                              bereits herausgeschafft ist; denn wenn man dieselbe fruͤher zusezte,
                              muͤßte man mehr Gerbestoff nehmen. (Hr. François bereitet seinen Gerbestoff,
                              indem er die Gallaͤpfelabkochung mit basisch kohlensaurem Kali niederschlagt,
                              ein Verfahren, das in allen Lehrbuͤchern der Chemie beschrieben ist.)
                           Dieser Abhandlung, die gedrukt wurde, hat Hr. François folgende Bemerkungen und
                              Anweisungen beigefuͤgt.
                           Wenn ich den Stoff, der das Schmer im Weine veranlaͤßt, Glaiadine nenne, so
                              bin ich weit entfernt zu glauben, daß er in diesem Zustande schon in dem Most
                              vorhanden ist, so wie dieser aus der Traube kommt; ich stelle mir diesen Stoff als
                              Kleber enthaltend vor, welcher bekanntlich allgemein im Pflanzenreiche verbreitet
                              ist, wo man auch den Zukerstoff findet. Allein, so wie der Weinstein sich im
                              Traubensafte entwikelt, so bemaͤchtigt sich die uͤberschuͤssige
                              Saͤure des aufloͤslichen Theiles des Klebers (den Taddei Glaiadine nannte, so wie er den in dieser
                              Saͤure und in Alkohol unaufloͤslichen Theil desselben Zymom nennt), und der unaufloͤsbare Theil
                              desselben schlagt sich auf den Boden des Fasses nieder. Diesen lezteren betrachte
                              ich, mit Taddei, als die Ursache der verschiedenen
                              Gaͤhrungen, waͤhrend der andere Theil, der im Weine aufgeloͤst
                              bleibt (die Glaiadine naͤmlich), die Zersezung des Zukerstoffes hindert und
                              aufhaͤlt, wenn sie in demselben vorherrschend ist. Die ganze Welt weiß, daß
                              Weine, die eine Neigung zum Schmer haben, wenig oder gar nicht aufsteigen.
                           Ich will hier meine Erfahrungen umstaͤndlicher entwikeln, als es in meiner
                              Abhandlung nicht geschehen ist. In der Ansicht, daß es erwiesen ist, daß Glaiadine
                              in den Weinen vorkommt, in welchen Schmer enthalten ist, ließ ich vier Flaschen
                              spinnenden Weines bis zur Honigdike abrauchen. Ich troknete das erhaltene Extract in
                              einem Trokenofen vollkommen aus, indem ich dasselbe auf einem Teller
                              ausbreitete.
                           Auf dieses Extract ließ ich, kalt, ungefaͤhr ein Pfund Alkohol von 36°
                              so lang einwirken (40graͤdiger waͤre besser), bis er sich ganz
                              entwikelt hatte. Ich filtrirte hierauf, um alle unaufloͤsbaren Stoffe in
                              dieser Fluͤssigkeit abzuscheiden, unter welchen man leicht die Gegenwart des
                              Weinsteines und des Schleimzukers der Traube erkannte.
                           Die Fluͤssigkeit darf sich nicht mehr truͤben, wenn man neuerdings
                              Alkohol zusezt; wenn dieß geschaͤhe, muͤßte man neuerdings
                              filtriren.
                           Die vollkommen klare Fluͤssigkeit, welche blaue Pflanzenfarben
                              roͤthete, und dadurch anzeigte, daß sie Weinsteinsaͤure enthielt,
                              wurde in drei gleiche Theile getheilt.
                           1) In den ersten Theil goß ich ungefaͤhr zwei Quentchen
                              Gerbestoffaufloͤsung in Alkohol, welche einen Augenblik ehe, als sie
                              zugegossen wurde, filtrirt wurde. Eine Unze Alkohol von 36° loͤst nur
                              einige Gran mittelst des
                              Wassers, welches sie enthaͤlt, von demselben auf. Der Gerbestoff des Catechu
                              (succus Catechu, Cachou) hat allein die Eigenschaft,
                              in Wasser und in Alkohol aufloͤsbar zu seyn; allein dieser Gerbestoff kann
                              bloß schon aus diesem Grunde nicht angewendet werden, weil er die Weine sehr stark
                              faͤrbt.
                           2) In den zweiten Theil gab ich einige Tropfen Aufloͤsung von basisch
                              kohlensaurem Kali (1 Quentchen Salz und Eine Unze destillirten Wassers) mit der
                              Vorsicht spaͤter noch Wasser zuzusezen, um die basisch kohlensaure Verbindung
                              wieder aufzuloͤsen, die der Alkohol niederschlaͤgt.
                           3) durch den dritten Theil ließ ich einen Strom kohlensauren Gases durchziehen.
                           Auf der anderen Seite verschaffte ich mir Glaiadine aus Weizenkleber nach der hierzu
                              noͤthigen Verfahrungsweise, und loͤste diesen Stoff in Alkohol
                              auf.
                           Ich theilte diese Aufloͤsung der Glaiadine in Alkohol in 6 gleiche Theile, und
                              sezte zu drei derselben Weinstein zu. So milchicht sie auch waren, so wurden sie
                              durch Einwirkung dieser Saͤuren vollkommen wasserhell, und befanden sich
                              folglich in demselben Zustande, wie jene, die von dem Ruͤkstande, den man aus
                              den vier Flaschen schmierigen Weines erhielt, herruͤhrten.
                           Die auf die beschriebene Weise bereitete Glaiadineaufloͤsung in Alkohol wurde
                              dem Einfluͤsse der Reagentien ausgesezt, und die nach vier und zwanzig
                              Stunden erhaltenen Resultate waren, wie folgt:
                           Die Niederschlaͤge aus der Aufloͤsung des schmierigen Weines in
                              Alkohol, und jene aus der Aufloͤsung der aus Kleber bereiteten Glaiadine in
                              Alkohol, gesaͤuert und nicht gesaͤuert, waren, nach Einwirkung des
                              Gerbestoffes und des basisch-kohlensauren Kali, alle aͤhnlich; mit der
                              reinen Kohlensaͤure war aber der Niederschlag in der einfachen nicht
                              gesaͤuerten Glaiadineaufloͤsung haͤufig, und in jener, in
                              welcher Weinsteinsaͤure enthalten war, ward die Durchscheinenheit etwas
                              getruͤbt, und der Niederschlag, welcher sich bildete, war weniger bedeutend.
                              Eben dieß war auch der Fall bei der Aufloͤsung des Ruͤkstandes des
                              schmierigen Weines.
                           Als ich in der Folge die verschiedenen durch das kohlensaure Gas erzeugten
                              Niederschlaͤge, die nichts anderes als kohlensaure Glaiadine sind, sowohl
                              jene aus dem schmierigen Weine, als die aus dem Kleber, in kochenden Alkohol gab,
                              konnte ich es nicht dahin bringen, daß sie sich aufloͤsten. Wenn man einige
                              Tropfen aufgeloͤste Weinsteinsaͤure zusezte (die Aufloͤsung
                              enthielt nur wenig von dieser Saͤure), so verschwanden die
                              Niederschlaͤge augenbliklich, und der Alkohol ward vollkommen klar. Wenn man
                              ferner diesem Alkohol, der weinsteinsaure Glaiadine aufgeloͤst enthaͤlt, nur einige
                              Tropfen Gerbestoff in Alkohol aufgeloͤst zusezt, so erhaͤlt man
                              beinahe augenbliklich einen sandigen Niederschlag.
                           Aus diesen Versuchen geht deutlich hervor, daß der Stoff, welcher das Schmer in dem
                              Weine erzeugt, nichts anderes, als der aufloͤsbare Theil des Klebers ist, den
                              man Glaiadine nennt, und welcher, so wie er aus Weizenkleber erhalten wird, folgende
                              charakteristische Eigenschaften besizt.
                           1) Er ist in Alkohol aufloͤsbar.
                           2) Er ist in einer Aufloͤsung von Weinsteinsaͤure vollkommen
                              aufloͤsbar.
                           3) Er wird aus beiden oben erwaͤhnten Aufloͤsungen durch Gerbestoff und
                              durch basische kohlensaure Potasche vollkommen niedergeschlagen: im ersten Falle
                              erhaͤlt man weinsteinsaure, im zweiten kohlensaure Glaiadine.
                           4) Er wird gleichfalls durch kohlensaures Gas niedergeschlagen, obschon
                              haͤufiger aus einer Glaiadineaufloͤsung, als aus einer solchen welche
                              Weinsteinsaͤure enthaͤlt.
                           Nachdem es nun erwiesen zu seyn scheint, daß das Daseyn der Glaiadine im Weine die
                              unmittelbare Ursache des Schweres desselben ist, so wollen wir einen Blik auf
                              dasjenige werfen, was in dem Wein waͤhrend der sechs bis acht Monate vorgeht,
                              waͤhrend welcher man denselben im Fasse haͤlt, ehe er in Flaschen
                              abgezogen wird.
                           Waͤhrend der Wein im Fasse ist, reinigt er sich von allen fremdartigen
                              Koͤrpern, die er enthaͤlt, und die ihn truͤben; man eilt ihn
                              mittelst Hausenblase zu klaͤren, welche mehr oder minder schnell wirkt, je
                              nachdem mehr oder weniger Gerbestoff in der Fluͤssigkeit enthalten ist.
                              Waͤhrend dieser ganzen Zeit befindet der Wein sich auf seinem
                              natuͤrlichen Gaͤhrungsstoffe, dem Zymome, welcher, wie ich bereits
                              sagte, in Weinsteinsaͤure unaufloͤsbar ist, und den untersten Theil
                              des Fasses einnimmt.
                           Wenn nun dieser Wein, ehe er abgezogen wird, eine hinlaͤngliche Menge
                              Gerbestoff enthaͤlt, so wird dieser Stoff sich mit der Glaiadine verbinden,
                              indem es erwiesen ist, daß diese leztere mehr Verwandtschaft zu demselben besizt,
                              als zur Weinsteinsaͤure; und dann schlaͤgt sie sich nieder. Es ist gut
                              diesen Niederschlag durch Anwendung von Hausenblase zu beschleunigen.
                           Unter solchen Umstaͤnden wird der Wein von der Glaiadine, welche er enthielt,
                              vollkommen befreit, und wie man sagt troken (sec), so zwar, daß er selbst dann sehr schaͤumend
                              (très-mousseux) wird, wenn er auch
                              wenig Zuker enthaͤlt, wo er anders durch die gehoͤrige Temperatur
                              beguͤnstigt wird. Die Weine, welche in Jahren gekellert werden, in welchen der Sommer regnerisch
                              und kalt war, liefern uns den besten Beweis dafuͤr. Es ist in solchen Weinen,
                              so lang sie noch gruͤn (verts) sind, sehr viel
                              Gerbestoff, und das Klaren mittelst Haufenblase geht immer, wenigstens großen
                              Theiles, sehr schnell von Statten.
                           Wenn aber, im Gegentheile, bei dem weißen Weine, nur wenig Gerbestoff vorhanden ist,
                              so daß nicht alle Glaiadine oder aller aufloͤsbarer Kleber, der durch die
                              Weinsteinsaͤure in Aufloͤsung erhalten wird, durch diesen
                              adstringirenden Stoff ausgeschieden werden konnte, so wird dieser Wein, nachdem er
                              einen Monat oder zwei Monate lang in der Flasche abgezogen war, wenn er auch bei dem
                              Abziehen sehr klar gewesen waͤre, mehr oder weniger nebelicht, und mehr oder
                              weniger spinnend.
                           Man hat bemerkt, daß Weine, welche von Natur aus mehr Zukerstoff enthalten,
                              gewoͤhnlich mehr dem Schmere ausgesezt sind, als jene, welche weniger davon
                              mit sich fuͤhren. Einige Individuen, welche einer entgegengesezten Ansicht
                              waren, und daher weißen Zuker in Wein aufgeloͤst in die Weine thaten, die
                              anfingen schmierig zu werden, in der Hoffnung, daß der Zuker seinen Einfluß auf das
                              Schmer aͤußern und dieses zerstoͤren wuͤrde, erhielten als
                              Resultat ihrer Zuthat einen nicht schaͤumenden Wein (vin non mousseux), der eben so fett war, als wenn nichts zu demselben
                              zugesezt worden waͤre. Ließ beweist, daß ein Wein, der reich an Zukerstoff
                              ist, an Gerbestoff nicht reich ist. Das Jahr 1825 dient als Beweis desjenigen, was
                              ich hier vorgetragen habe; denn zwei Drittel wenigstens der Weine dieses Jahres
                              waren schmierig und schaͤumten sehr wenigMan sieht hieraus die Richtigkeit unserer Behauptung in der Anmerkung Nr.
                                    567., daß, je herber der Wein, desto leichter Champagner aus demselben zu
                                    machen ist; daß der Champagner unter allen franzoͤsischen Weinen nur
                                    deßwegen Champagner wird, weil er der leichteste und zukerarmste und unseren
                                    herben deutschen Weinen am aͤhnlichsten ist. Wenn die
                                    Champagnertraube in warmen Sommern suͤß wird, gibt sie keinen guten
                                    Champagner.A. d. Ue..
                           Es scheint mir, daß das beste Mittel, welches man in warmen und troknen Jahren
                              anwenden kann, um den Weinen so viel Gerbestoff als moͤglich zu geben, darin
                              besteht, daß man einige Tage fruͤher Weinlese haͤlt, als die Trauben
                              vollkommen reif sind. Dann ist noch nicht aller Gerbestoff vollkommen verschwunden;
                              denn man weiß, daß in dem Maße, als die Traube vollkommen ausreift, der Zukerstoff
                              in derselben haͤufiger wird, und sie zugleich ihre Herbheit und ihr
                              zusammenziehendes Wesen „(ihren Gerbestoff)“ verliert. In jedem
                              Falle kann man vor jedem anderen Mittel zum Gerbestoffe seine Zuflucht nehmen, wenn
                              man der Entwikelung des Schweres vorbeugen will, indem dieser nur auf die Glaiadine
                              wirkt, und diese faͤllt, waͤhrend andere Mittel, welche gleichfalls die
                              Eigenschaften besizen, das Schmer zu fallen oder dasselbe aufzuloͤsen, irgend
                              eine Veraͤnderung im dem Weine erzeugen koͤnnen. Es gibt ein einfaches
                              und leicht anwendbares Mittel, um zu sehen, wann der Gerbestoff in der
                              Fluͤssigkeit in dem gehoͤrigen Grade von Reinheit vorhanden ist, um
                              den Wein gehoͤrig arbeiten zu machen. Wenn man eine sehr geringe Menge davon
                              in ein Glas gewoͤhnlichen Wassers gießt, so faͤrbt es dasselbe
                              augenbliklich braͤunlich, ohne einen Niederschlag zu bilden; wenn aber dieser
                              Gerbestoff einige Salze enthaͤlt, so wird das Wasser alsogleich durch die
                              Beimischung desselben milchicht, und wird nach 24 Stunden einen bedeutenden
                              Niederschlag bilden; ein Niederschlag, der nichts anderes, als schwefelsaurer Kalk,
                              (Gyps) ist. Derselbe Gerbestoff bildet auch in trokenen Weinen gleichfalls einen
                              ungeheueren Niederschlag, wahrscheinlich weil der weinsteinsaure Kalk dieser Weine
                              zersezt und in Gyps verwandelt wird. Man kann annehmen, daß in diesem Falle der Wein
                              in einem seiner Bestandtheile veraͤndert wird. Man muß also bei Bereitung des
                              Gerbestoffes nicht zur Schwefelsaͤure seine Zuflucht nehmen; dieß
                              wuͤrde denselben Nachtheil erzeugen, wie wenn der Gerbestoff ein
                              schwefelsaures Salz enthielte.
                           Aus dem Vorhergehenden erhellt nun, daß der Gerbestoff das beste, und, wie es mir
                              scheint, das natuͤrlichste Mittel ist theils das Schmer im Weine zu
                              zerstoͤren, theils demselben vorzubeugen. Ich denke, daß es nun den
                              Weinhaͤndlern zukommt zu entscheiden, ob das Mittel, welches ich ihnen
                              darbot, noch jener Verbesserungen faͤhig ist, welche die Erfahrung allein
                              ihnen an die Hand geben kann.
                           
                        
                           Unterricht uͤber die Weise, wie man sich der
                                 Aufloͤsung des Gerbestoffes zu bedienen hat, um dem Schmere in dem Weine
                                 vorzubeugen, und dasselbe zu zerstoͤren.
                           Wenn man dem Schmere in dem Weine vorbeugen und den Stoff dieser Krankheit im weißen
                              Weine (er mag mit altem Weine gemischt seyn oder nicht) zerstoͤren will, wenn
                              er in Flaschen abgezogen werden soll, so nimmt man auf jedes Stuͤk von 2
                              HektoliterEin Hektoliter ist kaum ein Seitel mehr als 72 Wiener Maß.A. d. Ue. zwei Bouteillen Gerbestoffaufloͤsung, unmittelbar nach dem Abziehen
                              uͤber die erste Schoͤnung. Man macht auf der Stelle eine zweite
                              Schoͤnung mit zwei Quentchen Hausenblase, und zieht den Wein darauf ab, oder
                              fuͤllt ihn in Flaschen.
                           Wenn man schmierigen Wein troken machen will, der bereits in Flaschen ist, und ihn
                              zugleich will gaͤhren lassen, so befolgt man folgendes Verfahren:
                           
                           Die Flaschen werden auf eine Tafel gestellt, und taͤglich ein oder zwei Mal
                              geruͤttelt, damit Alles, was sich zu Boden sezte, oder wenigstens der
                              groͤßte Theil, bis zum Pfropfen hinaufgelangt.
                           Diese Arbeit fordert, wo sie gehoͤrig geschehen soll, wenigstens 14 Tage.
                           Man macht dann die Flaschen auf, um den Bodensaz aus denselben zu schaffen, und gießt
                              alsogleich zuerst die Gerbestoffaufloͤsung in jede derselben.
                           Ein Hundertel in die spinnenden Weine (vins filans), was
                              so viel ist als 20 Gran trokenen Gerbestoff.
                           Ein halbes Hundertel in die schweren Weine (vins pesans),
                              was so viel ist als 10 Gran trokenen Gerbestoff.
                           Hierauf die Weinschoͤne (liqueur à vin),
                              der man Hausenblase zugesezt hat (1 Quentchen auf 300 Flaschen).
                           Die auf diese Weise zubereitete Flasche muß alsogleich zugestoͤpselt,
                              gebunden, hierauf geschuͤttelt und dann gelegt werden.
                           Nachdem die Flasche 20 Tage lang lag, wird sie wieder auf die Tafel gestellt, und
                              zehn Tage lang werden die Flaschen ein Mal des Tages geschuͤttelt: der
                              Bodensaz wird dann an den Pfropfen hinaufgestiegen seyn.
                           Nun ist es ein Monat, daß der Wein mit dem Gerbestoffe in Beruͤhrung lag. Jezt
                              macht man den Wein zum ersten Male auf, und benuͤzt diese Oeffnung, um jenen
                              Flaschen, die man noch schwer (pesantes) finden sollte
                              (der groͤßte Theil des Weines wird sein Schmer vollkommen verloren haben),
                              noch ein halbes Hundertel Gerbestoffaufloͤsung zuzusezen, so daß man also 30
                              Gran trokenen Gerbestoff brauchen wird, um allen Gerbestoff aus diesen Flaschen zu
                              schaffen.
                           Man wird auch allen diesen Flaschen ohne Unterschied noch eine Schoͤnung
                              geben, und zwar in derselben Dosis (1 Quentchen Hausenblase auf 300 Flaschen); man
                              schuͤttelt sie stark, sobald die Hausenblase in dieselben gethan wurde, und
                              legt sie hierauf wieder auf Einen Monat lang nieder.
                           Diese zweite Schoͤnung mittelst Hausenblase hat den Zwek, sich des
                              uͤberschuͤssigen Gerbestoffes zu bemaͤchtigen, und dem Weine
                              die schwache Bernsteinfarbe zu benehmen (la petite teinte
                                 d'ambre nennt man sie in der Champagne), die man gewoͤhnlich das
                              Repphuhnauge (oeil de perdrix) heißt, und die es durch
                              den Gerbestoff erhaͤlt: man bemerkt auch, daß der Niederschlag, der sich
                              neuerdings bildet, sehr braun ist.
                           Nachdem die Flaschen wieder einen Monat lang gelegen sind, kommen sie neuerdings auf
                              die Tafel, und nach vierzehn Tagen laͤngstens wird der ganze Bodensaz oben am
                              Pfropfen seyn. Man oͤffnet sie jezt zum zweiten und zum lezten Male.
                           Auf diese Weise kann der Wein, wenn er auch noch so schmierig ist, er mag alt oder
                              jung seyn, binnen drei Monaten zum Kaufmannsgute werden. Wenn man mit dem Weine so
                              verfaͤhrt, wird man keinen kranken Wein haben; er wird so klar seyn, daß man
                              ihn nicht klarer wuͤnschen kann.
                           Die trokenen Weine kann man auf dem Bodensaze behandeln; vorausgesezt, daß dieser
                              nicht schmierig ist; dann sezt man der Schoͤne, die auf 500 Flaschen Wein
                              berechnet ist. Eine Flasche Gerbestoffaufloͤsung zu.
                           Diese Aufloͤsung wird mit dem groͤßten Vortheile bei der Arbeit der
                              trokenen Weine angewendet, nicht bloß um die Manipulation mit denselben so viel
                              moͤglich zu erleichtern, sondern auch um einen mehr oder minder bedeutenden
                              Theil des Schweres noch zu zerstoͤren, der das sogenannte Weiß (le blanc) in demselben
                              erzeugt, welches man in vielen Flaschen findet. Dieses Weiß stellt sich nur zu oft
                              als ein spinnengewebeartiger Bodensaz dar, nachdem der Wein bereits expedirt wurde,
                              wenn auch der Kellner alle moͤgliche Aufmerksamkeit an, gewendet hat, um ihn
                              zu schoͤnem Kaufmannsgute zu machen.
                           Wenn man die Hausenblase nicht zugleich mit dem Gerbestoffe einwirken laͤßt,
                              so werden die Weine erst nach zwei oder drei Monaten klar. Der Niederschlag, der
                              sich dann bildet, ist sandig, und haͤngt etwas an den Waͤnden der
                              Flaschen an, von welchen er sich jedoch durch ein leichtes Schuͤtteln leicht
                              los loͤst. Es ist dann noch wendig, um den Wein schnell zu klaren, und um zu
                              hindern, daß der Niederschlag sich nicht an das Glas anlegt, die Hausenblase, und
                              zwar im Verhaͤltnisse von Einem Quentchen auf 300 Flaschen, anzuwenden.
                           Man bereitet die Hausenblase auf folgende Weise. Die Hausenblase (z.B. ein Quentchen)
                              wird auf irgend eine Art, die man zwekmaͤßig erachtet, aufgeloͤst, und
                              mit einer hinlaͤnglichen Menge Weines verduͤnnt, um anderthalb
                              Bouteillen Schoͤne zu erhalten. Eine Bouteille dieser Schoͤne reicht
                              fuͤr 200 Bouteillen Wein hin, oder ein zwei Hundertel auf Eine Bouteille. Man
                              gießt die Gerbestoffaufloͤsung immer allein in den Wein, vor oder nach der
                              Hausenblase, oder auch mit Wein vermischt.
                           Wenn man bei dem Oeffnen der Flaschen, welchen man das Schmer genommen hat, einige
                              derselben findet, die noch schwer sind, so gibt man ihnen auf der Stelle ein halbes
                              Hundertel (d.h. ein Zweihundertel) Gerbestoffaufloͤsung, und eben so viel
                              Hausenblase.
                           Ehe man die Aufloͤsung des Gerbestoffes anwendet, muß man die Flasche oder das Faß
                              schuͤtteln, in welchem dieselbe enthalten ist, indem sie sich, wenn sie
                              einige Tage ruhig gestanden ist, zu Boden sezt.
                           Schmierige Weine, die man auf obige Weise behandelt, werden zuweilen in weniger als
                              vierzehn Tagen, hoͤchstens in einem Monate gut.
                           Die Gerbestoffaufloͤsung gibt dem Weine weder eine bestimmte Farbe noch einen
                              Geruch; sie theilt demselben auch keinen fremdartigen Geschmak mit, und
                              foͤrdert das Schaͤumen auf eine bedeutende Leise, wenn man sie vor dem
                              Abziehen anwendet. Die Weine leiten durch Anwendung derselben durchaus nicht. Man
                              erhaͤlt durch sie gluͤklichere und wohlthaͤtigere Resultate,
                              als man bisher durch die gewoͤhnlich befolgten Verfahrungsarten nicht
                              erhielt.
                           Die Erfahrung hat bisher gezeigt, daß Weine, welchen auf obige Art ihr Schmer ein Mal
                              genommen wurde, nie wieder an demselben krank geworden sind.
                           Die Gerbestoffaufloͤsung laͤßt sich unverdorben aufbewahren, wenn man
                              sie in vollen und gut gestoͤpselten Flaschen haͤlt. Man muß sie gegen
                              Kaͤlte sichernDie Behandlung des Mostes von der Presse her weicht in der Champagne nicht
                                    sehr von dem deutschen Verfahren ab; nur mostet man dort, wie wir sahen, an
                                    der Presse, und nicht im Weingarten, und laͤßt nicht, wie in einigen
                                    Gegenden Deutschlandes, den Wein in Gaͤhrung gerathen, ehe er in die
                                    Presse kommt. Daß der Champagner ehe in die Flasche gezogen wird, ehe er
                                    ausgegohren hat, darf wohl nicht erwaͤhnt werden; indessen haben die
                                    Winzer in der Champagne allerlei Gebrauche bei ihrem Weine, die es der
                                    Muͤhe werth ist, bei ihnen selbst kennen zu lernen, und zu studiren,
                                    ehe man ein Buch uͤber Champagnerbereitung schreiben will. Wir rathen
                                    jedem, der die Sache mit wahrem Erfolge im Großen treiben will, es so zu
                                    machen, wie der sel. Hofrath von
                                       Froidvaux; dieser große Oenolog unternahm noch im 60sten
                                    Jahre seines schoͤnen Lebens eine oͤnologische Reife, um zu
                                    sehen, wie man den Wein macht, den er nachmachen wollte. Il faut voir, sagte der ehrwuͤrdige
                                    Greis; l'oreille ne vois pas.A. d. Ue..