| Titel: | Verbesserte Methode Cibebenwein zu machen. Von Hrn. Arthur Aikin, Secretär der Society of Arts etc. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXIX., S. 300 | 
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                        LXIX.
                        Verbesserte Methode CibebenweinDie Englaͤnder machen ihren Wein und ihr Bier, heillose und hoͤchst
                                 ungesunde Getraͤnke, haͤufig bei Hause: sie haben ihre
                                 „british wine
                                       manufactures“. und ihr „home brewd beer.“ Indessen haben auch wir auf dem
                                 festen Lande Weinfabrikanten, die aus dem Wuͤrzburger Weine, mit Cibeben,
                                 Oedenburger und St.
                                    Goͤrger und andere edle ungrische Weine fabriciren, und zwar so
                                 gluͤklich, daß sie ihren sogenannten Wein wirklich fuͤr Wein
                                 verkaufen. Die Wuͤrzburger Weinhaͤndler sind also in der
                                 Cibebenwein-Fabrikation dem Secretaͤre der Londoner Society of Arts, so viel wir wissen, vielleicht um
                                 ein Jahrhundert voraus. Indessen ist der Cibebenwein so alt, als der uralte und
                                 weltberuͤhmte Tokayer, der bekanntlich nur aus
                                 trokenen Tokayertrauben bereitet wird; aus Tokayer Cibeben. Die Franken glaubten
                                 in ihrem Strohweine den Tokayer nachahmen zu
                                 koͤnnen, indem sie ihre Rebengurken auf Stroh legten, wie man Mispel und
                                 Holzbirnen auf Stroh reifen laͤßt; so wenig aber aus einer Mispel eine
                                 Apricose, und aus einer Holzbirne eine Bergamotte wird, wenn sie auch hundert
                                 Jahre auf Stroh liegt, so wenig wird der Strohwein trinkbarer Wein, oder gar
                                 Tokayer.A. d. Ue. zu machen. Von Hrn. Arthur Aikin, Secretaͤr der Society of Arts
                              etc.
                        Aus dem neuesten Bande der
                              Transact. of the Society for the
                                 Encouragement of Arts etc. In Gill 's technological and microscopic.
                                 Repository. Februar S. 115.
                        Aikin, verbesserte Methode Cibebenwein zu machen.
                        
                     
                        
                           Ich war seit einigen Jahren gewohnt in meinem Hause zum Gebrauche meiner Familie
                              leichten Cibebenwein zu bereiten, und habe die Resultate meiner Versuche aufgezeichnet. Ich erlaube
                              mir dieselben der Gesellschaft zu unterlegen, in der Erwartung, daß dadurch einiges
                              Licht uͤber einen wichtigen Zweig der Hauswirthschaft verbreitet werden
                              kann.
                           Es schien mir, aus einigen vorlaͤufigen Versuchen mit schwarzen
                              Johannisbeeren, und mit anderen inlaͤndischen FruͤchtenEs darf hier nicht befremden, die schwarzen Johannisbeeren als Weinmaterial
                                    aufgefuͤhrt zu sehen, da man in England auch aus Stachelbeeren Wein
                                    bereitet, den Goose-berry-wine,
                                    der unserem Wuͤrzburger nicht viel nachgibt.A. d. Ue., so viel hervorzugehen, daß diese nicht so gut zur Bereitung eines leichten
                              trokenen Weines taugen, als die besseren Arten von Cibeben. Ein Vortheil, den man
                              bei lezteren noch uͤberdieß hat, ist dieser, daß der Wein aus denselben zu
                              einer Jahreszeit bereitet werden kann, die dem Fortschreiten der Gaͤhrung
                              aͤußerst zutraͤglich ist.
                           Die Cibeben, deren ich mich gewoͤhnlich bediene, und die ich allen
                              uͤbrigen vorziehe, sind die Muscatcibeben. Sie kommen zu uns in Kisten von
                              ungefaͤhr 20 Pfd. Schwere, und werden, so wie sie frisch ankommen, als Desert
                              gespeist. In diesem Zustande wuͤrden sie allerdings trefflichen Wein geben;
                              allein ihr hoher Preis hindert uns, sie dazu zu verwenden. Die Cibeben, die den
                              Kaufleuten ein Jahr uͤber liegen bleiben, bilden aus dem Safte, den sie
                              frisch enthielten, zukerartige Excretionen, durch welche sie an einander kleben, und
                              nun nicht mehr als Desert taugen, Sie werden aber dadurch wohlfeiler, kosten das
                              Pfund nur mehr 10 Pence oder 1 Shilling (30-36 kr.), und bei diesem Preise
                              kann der Hauswirth (the domestic wine-maker) Wein
                              aus denselben bereiten.
                           Derjenige Stoff, er mag nun seyn, was er will, durch welchen mittelst der
                              Gaͤhrung eine Zukeraufloͤsung in eine weinige Fluͤssigkeit
                              verwandelt wird, ist in den Cibeben in hinlaͤnglicher Menge vorhanden, um
                              eine noch groͤßere Menge Zuker, als diejenige ist, die in den Cibeben
                              vorkommt, in Wein verwandeln zu koͤnnen; ich habe es, sowohl in Hinsicht auf
                              Preis als auf Guͤte des Weines, vorteilhaft gefunden, jeder Menge Cibeben
                              noch 1/10 bis 1/3 ihres Gewichtes Zuker zuzusezen. Um jedoch dem Weine nicht den
                              Geschmak des Rohrzukers zu geben, nehme ich guten Hutzuker, wovon das Pfd. 10 bis 11
                              Pence (30 bis 33 kr.) kostet.
                           
                           Bei meinen ersten Versuchen goß ich heißes Wasser auf die Cibeben, und ließ sie
                              ungefaͤhr 12 Stunden (laͤnger oder kuͤrzer) in demselben. Sie
                              schwollen auf, und ich preßte sie zwischen gefurchten hoͤlzernen Walzen, um
                              ihre Haut zu zerreißen. Dieses Verfahren entsprach jedoch meinen Wuͤnschen
                              durchaus nicht; die Walzen verlegten sich in ihren Furchen und geriethen in
                              Unordnung, und manche Cibebe, die eine dike zaͤhe Haut hatte, ging ganz durch
                              die Walzen durch. Ich ließ also die Cibeben, ohne sie vorher einzuweichen, klein
                              haken und bediente mich hierzu eines aͤhnlichen Troges und aͤhnlicher
                              Werkzeuge, wie wenn man Fleisch klein hakt. Ich fand keine Ursache von dieser
                              Methode abzuweichen: nur habe ich spaͤter einsehen gelernt, daß es besser
                              ist, wenn ich die Cibeben noch feiner zerhaken lasse, als ich es Anfangs that. Ehe
                              die Cibeben zerhakt werden, liefet man die stiele derselben aus, deren Verwendung
                              weiter unten vorkommen wird.
                           Ich habe mehrere Verhaͤltnisse von Cibeben, Zuker und Wasser versucht; das
                              Verhaͤltniß, das mir die besten Resultate gab, ist, 3 Pfund Trauben, 1 Pfund
                              Zuker, 1 Gallon (10 Pfd.) Wasser.
                           Den Most bereite ich zuweilen durch Meischen, zuweilen durch bloßes Einweichen.
                           Das Meischen geschieht auf folgende Weise. Die zerhakten Cibeben kommen in eine
                              offene Kufe oder in einen irdenen Tiegel; es wird heißes Wasser, im
                              Verhaͤltnisse von 1 Quart (1 Pfd.) auf vier Pfund Cibeben, zugesezt. Mein
                              Zwek bei diesem ersten Meischen ist, den groͤßten Theil des Zukerschleimes,
                              so wenig veraͤndert als moͤglich, auszuziehen. Ich hize daher das
                              Wasser nicht hoͤher als ungefaͤhr 120° F. (+ 39° R.).
                              Das Wasser wird mit den Cibeben gemengt, und, nachdem der Meisch ungefaͤhr
                              eine Viertelstunde lang stand, wird Alles so genau als moͤglich mit der Hand
                              umgeruͤhrt, und alle Klumpen werden geloͤst und zerkleint. Einige
                              Minuten spaͤter bringt man die Masse auf ein Sieb, uͤber eine Kufe,
                              und laͤßt sie eine kurze Zeit uͤber abtroͤpfeln. Die Masse wird
                              dann mit der Hand leicht ausgedruͤkt, und in das Meischgefaͤß
                              zuruͤkgethan.
                           Das zweite Meischen geschieht genau so, wie das erste, und die ausgedruͤkte
                              Masse kommt wieder in den Meischbottich zuruͤk.
                           Man wird finden, daß die Cibeben jezt ihre Klebrigkeit verloren haben, obschon sie
                              noch immer suͤß sind: man kann also annehmen, daß der groͤßte Theil
                              ihres Zukerstoffes ausgezogen ist, und mein Hauptzwek bei dem folgenden Meischen
                              ist, den Weinstein aufzuloͤsen. Zu diesem Ende wird das Wasser bei dem
                              dritten Meischen bis auf 150–160° F. (+ 53 bis 59° R.) erhizt,
                              und die Arbeit, wie vorher, geleitet. Die Fluͤssigkeit, die man hierdurch
                              erhaͤlt, ist bedeutend saͤuerlich, hat Cibebengeschmak, ist aber wenig
                              suͤß. Da nun drei Viertel der Arbeit des Meischens geschehen ist, so
                              kostet man, ob die Fluͤssigkeit herb genug ist, und je nachdem ich den Wein
                              mehr oder minder herb haben will, werfe ich entweder die Stiele weg, oder nehme
                              einige derselben oder alle. Wenn der Wein etwas herber werden soll, so geschieht das
                              lezte Meischen auf folgende Weise. Ich gieße siedendes Wasser auf die Stiele in
                              einer besonderen Kufe, und nachdem sie ungefaͤhr eine Viertelstunde lang in
                              demselben eingeweicht waren, schuͤtte ich die Fluͤssigkeit auf den
                              noch uͤbrigen Meisch, und menge denselben gehoͤrig mit dieser. Eine
                              Viertelstunde spaͤter kommt der Meisch wieder auf das Sieb, und wird wie
                              vorher behandelt und ausgedruͤkt.
                           Waͤhrend der Meisch auf obige Weise behandelt wurde, wird die
                              Fluͤssigkeit, die man durch das dreimalige Meischen erhaͤlt, in das
                              Gaͤhrungsfaß geschuͤttet, und der Zuker in derselben
                              aufgeloͤst. Von dem lezten Meische wird nun so viel zugesezt, als
                              noͤthig ist, um die Bestandtheile des Mostes im gehoͤrigen
                              Verhaͤltnisse zu haben; naͤmlich: 1 Ale Gallon (10 Pfd.) Wasser, 3
                              Pfd. Cibeben, 1 Pfd. Zuker. Obiges Meischen dauert 4 bis 5 Stunden, und die
                              Temperatur des Mostes, wann er in das Gaͤhrungsfaß kommt, ist
                              gewoͤhnlich ungefaͤhr 70° F. (17° R.)
                           Wenn das Wetter warm ist, und es wahrscheinlich warmer als kaͤlter wird, so
                              gieße ich den Most so sacht als moͤglich in das Gaͤhrungsfaß, damit er
                              nicht viel geruͤhrt wird; wenn es aber kuͤhl ist, und wahrscheinlich
                              nicht bald warmer wird, so schlage ich jeden Einguß an die Wand des Fasses an, und
                              schuͤtte so hoch von obenhinein, als moͤglich; auf diese Weise
                              vermengt sich die Fluͤssigkeit mehr mit atmosphaͤrischer Luft, und
                              faͤngt, nach dieser Art behandelt, oft schon in weniger als 12 Stunden an zu
                              gaͤhren. Wenn der Most die Temperatur von 70° F. hat, so faͤngt
                              die Waͤhrung, je nachdem er behandelt wurde, in 12 bis 36 Stunden an
                              einzutreten. Die aufsteigenden Hefen werden zuweilen alle Tage abgenommen, zuweilen
                              laͤßt man sie in der Fluͤssigkeit, bis diese aus dem
                              Gaͤhrungsfasse abgezogen wird. Wenn die Gaͤhrung zu schwach vor sich
                              geht, halte ich den Dekel auf dem Fasse, und stoße den Schaum taͤglich in die
                              Fluͤssigkeit hinab; wenn sie zu schnell geht, lasse ich das Faß offen, und
                              nehme den Schaum ab, so wie er aufsteigt.
                           Die niedrigste Temperatur, bei welcher, nach meiner Beobachtung, Gaͤhrung
                              Statt hat, ist 48° F. (+ 7°R.): der Most war naͤmlich
                              48°F., als er in das Faß gefuͤllt wurde, und die Temperatur war
                              46° F. Am folgenden Morgen war sie 47° F. im Fasse; am Morgen darauf
                              46°F.: die Temperatur des Kellers blieb dieselbe. Am dritten Morgen war der
                              Most im Fasse 45° F., und die Temperatur im Keller war gleichfalls 45°
                              F. (ungefaͤhr 6° R.). Es zeigte sich keine Spur von Gaͤhrung.
                              Als die Fluͤssigkeit in die Naͤhe eines Feuers gebracht wurde, zeigte
                              sich nach einigen
                              Stunden Gaͤhrung. Man brachte sie nun wieder in den Keller, und sie ging in
                              demselben, am vierten Tage ununterbrochen, obschon langsam, bei 48° F. fort.
                              Ich habe nie Wein gemacht, wann die Lufttemperatur uͤber 70° F. (+
                              17° R.) war. Ich ziehe eine Temperatur von 55 bis 60° F. (10 bis
                              12° R.) vor. Nach dem zweiten Tage ist die Fluͤssigkeit
                              ungefaͤhr um 2° F. waͤrmer, als die Luft im Keller, bis zum
                              achten oder neunten Tag hin, wo die Gaͤhrung gewoͤhnlich schwach
                              geworden ist, und die Temperatur der Fluͤssigkeit im Fasse von jener der
                              Kellerluft kaum noch um mehr als Einen Grad verschieden ist.
                           Die Fluͤssigkeit schmekt jezt weinig, aber suͤß. Nachdem ich sie
                              sorgfaͤltig abgeschaͤumt habe, bringe ich sie in glaͤserne
                              Flaschen, die ungefaͤhr 6 bis 7 Gallons (60–70 Pfd.) halten, oder in
                              eben so große Gefaͤße aus SteingutDa Gefaͤße aus Steingut immer mehr oder minder poroͤs sind, so
                                    muß man sie, ehe man den Wein einfuͤllt, an einem Feuer gut
                                    durchwaͤrmen, und dann mit einer Mischung aus Wachs und Terpenthin
                                    (1Theil Terpenthin und 3 Theile Wachs) außen uͤberziehen. Nachdem der
                                    Ueberzug kalt geworden ist, wird er mit einer harten Buͤrste gut
                                    eingerieben. A. d. O. So machten es auch die Alten mit ihren classischen
                                    Amphoren.A. d. Ue.. In die Stoͤpsel seze ich, als Sicherheitsroͤhre, eine
                              „(an ihrem oberen Ende heberfoͤrmig gebogene)“
                              Glasroͤhre ein, und am zweiten Tage gieße ich ein Zoll hoch Queksilber auf,
                              um die Luft auszuschließen. Der Kitt, dessen ich mich bei den Stoͤpseln
                              bediente, ist eine Mischung aus Wachs und Harz.
                           Kohlensaures Gas sprudelt durch das Queksilber in der Sicherheitsroͤhre einige
                              Wochen lang auf, und hoͤrt endlich auf; die Queksilbersaͤule ist aber
                              in dem aͤußeren Schenkel des Hebers immer hoͤher, als in dem inneren.
                              Ich habe nie gesehen, daß aͤußere Luft in das glaͤserne Gefaͤß
                              eingedrungen waͤre.
                           Der Verlust, der in dem Fasse durch die Gaͤhrung entsteht, betraͤgt
                              ungefaͤhr 6 p. C.; es gibt jedoch hierbei Abweichungen, die von der
                              Verschiedenheit der Temperatur der Fluͤssigkeit, von dem einmaligen oder
                              oͤfteren Abschaͤumen, und von dem Umstaͤnde abhaͤngen,
                              ob das Faß geschlossen oder offen bleibt.
                           Nach meiner Ansicht muß der Wein einen ganzen Sommer uͤber in dem
                              glaͤsernen oder irdenen Gefaͤße bleiben, damit die Gaͤhrung so
                              weit fortschreiten kann, daß beinahe aller Zukerstoff in dem Weine zersezt wird. Da
                              ich nun gewoͤhnlich im April und Oktober meinen Wein mache, so wird der im
                              April gemachte Wein im Maͤrz in Flaschen abgezogen, und der
                              Oktober-Wein ungefaͤhr im September: nach Umstaͤnden eine Woche
                              oder vierzehn Tage fruͤher oder spaͤter.
                           Ich klaͤre meinen Wein nie, indem nach meiner Ansicht der leichte trokene
                              Wein, den ich mir machen will, wesentlich leiden wuͤrde, wenn er seines Gerbestoffes durch
                              Hausenblase oder einen aͤhnlichen Koͤrper beraubt wuͤrdeHierin stimmt Hr. Aikin
                                    ganz richtig mit Hrn. François uͤberein, obschon er von den
                                    Versuchen desselben mit Champagner nichts wissen konnte.A. d. Ue..
                           Bei dem Abziehen des Weines in Flaschen habe ich selten bewerkt, daß der Wein einen
                              ausgezeichneten Geschmak besizt, ich verstehe hier unter Geschmak die
                              zusammengesezte Empfindung aus Geruch und Geschmak, die die feineren Weinsorten
                              auszeichnet; wenn er aber ein Jahr uͤber in der Flasche abgezogen ist,
                              erhaͤlt er einen Geschmak, der den Hohlunderbluͤthen stark
                              aͤhnlich ist, und der, meistens, einen Stich von Blausaͤure beigemengt
                              hatMan sieht hieraus, daß man in England nicht weiß, wie man Wein bereitet, und
                                    woher der Geschmak im Weine kommt. Noch deutlicher erhellt dieß aus dem
                                    unten folgenden Nachsaze, in welchem Hr. Aikin der besseren Methode naͤher
                                    kommt, aber dieselbe nicht so gut findet, wie diejenige, die ihm einen Wein
                                    gibt, der nach Hohlunderbluͤthen und etwas
                                    nach Blausaͤure riecht. Wenn er seinen
                                    Wein durchaus lieber brauen als keltern will, so duͤrfte er bei dem
                                    lezten Meischen nur etwas von dem Meische auspressen, und einige Kerne und
                                    Baͤlge in das Gaͤhrungsfaß geben, er wuͤrde dann gewiß
                                    einen Wein bekommen, der nach etwas anderem, als nach Hohlunderbluͤthen und Blausaͤure riecht. Daß man uͤbrigens dem Weine durch
                                    Abziehen auf ein Faß, in welchem eine bestimmte Weinsorte war, einen Theil
                                    des Geruches desselben geben kann, scheint man in England nicht zu
                                    wissen.A. d. Ue..
                           Sobald der Wein aus dem großen glaͤsernen Behaͤlter truͤb
                              abzufließen anfaͤngt, lasse ich den gesammten Ruͤkstand durch ein
                              Filter laufen; allein, obschon ich dafuͤr sorge, daß der Wein, wenn er in die
                              Flasche kommt, vollkommen klar, wenn auch nicht hell ist, so sezt sich doch immer
                              mehr oder weniger flokige Materie ab, weßwegen die Flaschen senkrecht im Keller
                              gestellt, und mit Vorsicht geleert werden muͤssen.
                           Wenn der Wein das erste Mal abgezogen wird, ist er oft ganz blaßgelb,
                              vorzuͤglich wenn er einen hoͤheren Geschmak besizt; allein in einer
                              Stunde oder in ein paar Stunden wird er mehr oder weniger dunkel, bekommt eine
                              Farbe, wie Bucellas, und der Geruch nach Blausaͤure verschwindet.
                           Statt des oben beschriebenen Meischens habe ich mich zuweilen eines einfacheren
                              Verfahrens bedient: des Einweichens oder der Maceration. Ich mengte naͤmlich
                              in dem Gaͤhrungsfasse die gewoͤhnlichen Verhaͤltnisse zerhakter
                              Cibeben, Zuker und kaltes Wasser, und ließ die Cibeben in der ganzen ersten Periode
                              der Gaͤhrung im Fasse. Auf diese Weise erhielt der Wein mehr Farbe; allein
                              die Gaͤhrung ging gewoͤhnlich langsamer vor sich, und dauerte folglich
                              laͤnger: der Wein hatte nicht den Frontignac- oder
                              HohlunderbluͤthengeruchFrontignac- und Hohlunderbluͤthengeruch! Wir haben Frontignac
                                    „à l'heure à
                                          boire“ genippt, und keinen Hohlunderwein an
                                    demselben gefunden.A. d. Ue., den er erhaͤlt, wenn er auf obige Weise behandelt wird, und er bekam einen
                              Geschmak von den Trabern. Zuweilen jedoch gelingt dieses Verfahren sehr gut, und da
                              der Hohlundergeruch nicht jedem behagt, so schwelte dieser Wein den meisten
                              besserWenn Hr. Aikin diesen
                                    lezten Versuch oͤfters wiederholen wird, wird er einen Wein bekommen,
                                    der ihm selbst am Ende besser behagen wird. A. d. Ue. Die
                                    Kunstweinfabrikanten bringen die zerhakten Cibeben, Zuker,
                                    Weinsteinsaͤure, Weingeist, Wasser und Hefen in den erforderlichen
                                    quantitativen Verhaͤltnissen zusammen in Faͤsser und lassen
                                    die Substanzen bei einer kuͤnstlich erhaltenen Temperatur von
                                    18° R. die Weingaͤhrung durchgehen. Die so fort zu Wein
                                    gebildete klare Fluͤssigkeit wird auf Faͤsser, in welchen
                                    vorher natuͤrlicher Wein gewesen ist, gebracht, oder in andern
                                    Faͤssern mit etwas von derjenigen natuͤrlichen Weinsorte
                                    vermengt, nach welcher das Weinfabrikat schmeken soll, der Ruͤkstand
                                    wird darauf noch mit Nuzen auf Essig verarbeitet.A. d. R..
                           Im Mai 1827 machte ich mir einigen Wein auf die lezt beschriebene Weise. Am 3ten
                              wurden die Cibeben, der Zuker und das Wasser zusammengemengt. Die Temperatur der
                              Fluͤssigkeit und des Kellers war 56° F. (ungefaͤhr + 11°
                              R.). Am 5ten des Nachts hatte die Waͤhrung eben angefangen: die Temperatur
                              der Fluͤssigkeit und des Kellers war 57° F. Am 7ten war die
                              Fluͤssigkeit 58° F. Von dieser Zeit an bis zum 19ten ging die
                              Gaͤhrung, wenn gleich langsam, ununterbrochen fort, und die Temperatur der
                              Fluͤssigkeit spielte zwischen 57–58 1/2° F.; die des Kellers
                              zwischen 55 und 57° F. Vom 19ten, bis zum 24sten ward die Witterung warm; die
                              Temperatur stieg im Keller bis auf 59° F. (12° R.) und die der
                              Fluͤssigkeit bis 61° F. Die Gaͤhrung hatte bereits 21 Tage
                              angehalten, und ich zog daher den Wein in die großen glaͤsernen
                              Gefaͤße, obschon er noch etwas zu suͤß war. In 6 Monaten darauf zog
                              ich ihn aus diesen in Flaschen ab. Der Wein ist jezt (im December 1828) stark,
                              fuͤr weißen Wein dunkel gefaͤrbt, aber noch immer etwas zu
                              suͤß, und hat zu sehr Traͤbergeschmak.