Titel: | Darstellung der auf Geheiß der Académie royale des Sciences angestellten Untersuchungen zur Bestimmung der elastischen Kräfte des Wasserdampfes bei hohen Temperaturen. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXIII., S. 338 |
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LXXIII.
Darstellung der auf Geheiß der
Académie royale des Sciences angestellten Untersuchungen
zur Bestimmung der elastischen Kraͤfte des Wasserdampfes bei hohen
TemperaturenWir liefern hier die Uebersezung des „ Exposé des recherches faites par
l'ordre de l'Académie royale des Sciences, pour
déterminer les forces élastiques de la vapeur d'eau á
des hautes températures. 4. Paris. 1830 chez Firm. Didot, rue
Jacob N. 24. 40 S. und 3 Kupfert. (welche uns guͤtigst von einem Manne
mitgetheilt wurden, dem nicht bloß unser Institut, sondern die Industrie und der
Handel von ganz Deutschland unendlich viel Dank schuldig ist, und den wir hier
einstweilen unseren Dank oͤffentlich zu genehmigen bitten) aus einem
doppelten Grunde: 1) um unseren Theil zur Verminderung der Gefahren bei dem
Gebrauche einer der wohltaͤtigsten Maschinen fuͤr die arbeitende
Classe, der Dampfmaschine, beizutragen;*) 2) um eben dadurch das Vorurtheil zu
heben, das sich gegen diese Maschine noch immer erhaͤlt, und das sogar
von Maͤnnern, denen der Zufall Einfluß auf Menschenwohl und Elend
ertheilte, verbreitet und auf das gesammte Maschinenwesen, als Quelle, des
Ungluͤkes fuͤr ganze Laͤnder, ausgedehnt wird. So schrieb
neulich der Herzog von
Wellington im englischen Parliamente das Elend, in welches das
englische Volk unter seinem Ministerium versank, obschon er dasselbe zu
beschoͤnigen suchte, dem Maschinenwesen zu!**) A. d. Ue.*) Erst vor wenigen Wochen (in der ersten Haͤlfte des Februars) sprang,
zwei oder drei Tage nach seiner lezteren Ausbesserung, der große Dampfkessel an
dem englischen Bergwerke „the Unired-Hills,“ und
toͤdtete 9 Personen, die um denselben standen um sich zu warmen, auf eine
schrekliche Weise. Ihre naͤchsten Anverwandten erkannten sie nicht mehr:
einige waren so verbrannt vom Dampfe, daß die ganze Haut von ihnen abging, wie.
Handschuhleder. Der Kessel barst an seinem scheinbar staͤrkeren Theile,
ohne daß man eine veranlassende Ursache hiervon entdeken konnte. Vergl. Falmouth Packet. Galign. Mess. N. 4658. Man erlaube
uns eine Bemerkung, und die Bitte, dieselbe durch Versuche, die wir jezt nicht
anstellen koͤnnen, die sich aber ohne allen hoͤheren Kostenaufwand
leicht anstellen lassen, zu bestaͤtigen oder zu widerlegen. Wir haben gesehen, daß Tafeln aus Gußeisen in der Mitte entzwei
sprangen, wie Glas, wenn sie sehr stark erhizt waren, und kaltes Wasser
uͤber einen Theil derselben ausgegossen wurde. Hat dieß auch bei der Form
eines Dampfkessels Statt? Wir wagen diese Frage, weil wir in der
Erzaͤhlung dieser traurigen Begebenheit lasen, daß die Armen, die
zerschmettert wurden, am Kessel sich waͤrmten, also leicht Schnee oder
Eis von ihren Kleidern auf denselben kommen konnte.A. d. Ue.**) Es sey uns hier erlaubt, die Worte des Sir Fr. Burdett, eines der angesehensten
Maͤnner Großbritanniens, anzufuͤhren, in welchen er den Herzog zu
Recht wies. Wir entlehnen sie, da wir sie in keiner deutschen Zeitung fanden,
aus Galignani Messenger N. 4657, wo sie also lauten:
„Wir haben alle in diesem Hause die Erklaͤrungen
gehoͤrt, welche der Premierminister Englands uns gegeben hat. Wenn ich ihn
so schaͤndlich unempfindlich gegen das Leiden und das Elend finde,
welches auf eine schmerzliche Weise uͤber das ganze Land verbreitet
ist, wenn er, Statt dem alles uͤberwaͤltigenden Druke einer
allgemeinen Roth mit irgend einem Erleichterungsmittel Abhuͤlfe zu
leisten, Statt denselben auch nur in etwas zu lindern, jede Klage zu
erstiken, jede Untersuchung verursachen desselben zu unterdruͤken
sucht? wenn er das ein theilweise vorhandenes, ein voruͤbergehendes
Uebel nennt, was unter ihm bereits alt geworden ist und sich allgemein
uͤber das ganze Land verbreitet hat so kann ich wenigstens eine so
jammervolle Krisis nicht ertragen, in welcher allgemeines Elend durch
ministerielle Apathie verhoͤhnt wird, ohne die Stunde zu segnen,
welche Hoffnung zur Veraͤnderung in einem Systeme gewahrt, das diesen
Jammer herbeifuͤhrte. „(Lauter Beifall!)“ Wenn
die Gleichguͤltigkeit eines Ministers solche Schwielen an seinem
Herzen erzeugen konnte; was soll ich erst von der Unwissenheit desselben
sagen, mit welcher er unser Elend der
Einfuͤhrung der Maschinen zurechnet; der Maschinen, durch
welche die herrlichsten Erfindungen des menschlichen Geistes
ausgefuͤhrt und in Anwendung gebracht wurden, der Maschinen, welchen
alle wissenschaftlich gebildete Maͤnner, alle Menschen die Verstand
besizen, einstimmig unseren ehemaligen Wohlstand zuschreiben!
(Hoͤrt!) Ich fuͤhle ungeheuchelte Hochachtung fuͤr die
Feldherrntalente Sr. Herrlichkeit, denke jedoch, daß Se. Herrlichkeit Ihr
Selbst alle Gerechtigkeit widerfahren ließ, als Sie, ungefaͤhr einen
Monat vor dem Antritte Ihres gegenwaͤrtigen Amtes sagte:
„sie muͤßte eine Candidatinn fuͤr jedes
Irrenhaus seyn, wenn sie sich verleiten ließe, eine solche Buͤrde
auf Ihre Schultern zu laden.“ (Gelaͤchter.) Ich bin
beinahe geneigt Sr. Herrlichkeit in dieser Hinsicht beizustimmen.
(Gelaͤchter und Beifall.)
.
Mit Abbildungen aus Tab.
VIII.
Ueber Bestimmung der elastischen Kraͤfte des
Wasserdampfes.
Nachdem die Regierung beschlossen hatte, die Dampfmaschinen vorlaͤufigen
Pruͤfungen zu unterziehen und die Anwendung derselben gewissen Sicherheitsmaßregeln zu
unterwerfen, berathschlagte sie sich mit der Akademie der Wissenschaften
uͤber die Mittel, welche, ohne die Entwikelung der Industrie und des Handels
zu fesseln, am geeignetesten waͤren, den traurigen Unfaͤllen
vorzubeugen, welche das Zerspringen der Dampfkessel veranlassen kann.
Diese wichtige Frage wurde von einer Specialcommission untersucht, deren Bericht, vor
der Akademie eroͤrtert und von dieser gut geheißen, Sr. Exc. dem Hrn.
Minister des Innern uͤberreicht wurde.
Einige Monate spaͤter (d. 29. October 1823. Bulletin
des Lois N. 637.) erschien eine k. Ordonnanz, welche den von der Akademie
vorgeschlagenen Maßregeln Gesezeskraft ertheilteSie findet sich im Polyt. Journ. Bd. XI. S. 466. u. Bd. XV. S. 362.: d.h., der vorlaͤufigen Pruͤfung des Widerstandes aller
Kessel, welche von innen einen Druk von mehr als zwei Atmosphaͤren zu
ertragen haben; der Anwendung einer Gitterklappe, die mit einem gehoͤrig
bestimmten Gewichte versehen ist, welches nicht vermehrt werden kann; endlich, der
Einfangsmauer, durch welche die Wirkungen eines Zerspringens des Kessels, das
unvermeidlich war, wenigstens geschwaͤcht werden konnten. Man schrieb darin
aber noch uͤberdieß die Anwendung von Metallplatten aus leicht schmelzbarem
Metalle vor, welches bei einer Temperatur von 10 bis 20 Graden uͤber
derjenigen, die mit der Elasticitaͤt des Dampfes bei der gewoͤhnlichen
Arbeit einer jeden Maschine correspondirt, schmilzt.
Die HHrn. Ingenieurs des Bruͤken- und Straßen-Baues und der Bergwerke, welche
mit der Ausfuͤhrung obiger Ordonnanz vorzuͤglich beauftragt waren,
fuͤhlten sehr bald die Unmoͤglichkeit, diesem Auftrage in Hinsicht auf
seine leztere Bestimmung bei der Ungewißheit der Daten uͤber die Kraft des
Dampfes zu entsprechen. Man besaß auch noch wirklich keine Tabelle von allgemein
anerkannter Genauigkeit, durch welche man im Stande waͤre, ohne Anstand die
Temperaturen anzugeben, die mit hoͤheren Spannungen des Dampfes, als jene des
Drukes der Atmosphaͤre, correspondiren. Da die Ordonnanz, mit Recht, der
elastischen Kraft, die bei Maschinen angewendet werden koͤnnte, keine
Graͤnze sezen wollte, so wuͤrde man, ohne die Schranken der
gewoͤhnlichen Praxis zu uͤberschreiten, auf Bedingungen gestoßen seyn,
die ganz und gar außerhalb des Bereiches der bis jezt angestellten Versuche
liegen.
Die Administration, uͤberrascht von diesem Hindernisse, das sie nicht
voraussah, wandte sich neuerdings au die Akademie, um die von den Ingenieurs
verlangten Daten zu erhalten; die Wissenschaft hatte aber damals nur sehr von
einander abweichende Maße fuͤr Druke unter acht Atmosphaͤren, und
fuͤr hoͤhere Druke durchaus kein Resultat unmittelbarer VersucheZu der Zeit, als diese Darstellung geschrieben wurde, kannten wir noch nicht
die Abhandlung des Hrn. Arzberger, die weiter unten angefuͤhrt werden
wird.A. d. O., und auch keine Theorie, welche dieselben haͤtte ersezen
koͤnnen.
Unter diesen Umstanden wurde ein provisorischer Bericht erstattet, in welchem man der
Akademie eine Tabelle mittheilteAnnal. d. Chim. et de Phys. T. 27. p. 95 A. d. O. (Vergl. Polyt. Journ. Bd. XV. S.
368.), die bis auf acht Atmosphaͤren reichte, und die durch Interpolation
aus allen jenen Versuchen und Erfahrungen abgeleitet wurde, welche theils durch die
Geschiklichkeit der Beobachter, theils durch die Natur der Methode, nach welcher die
Beobachtung angestellt wurde, am meisten Zutrauen zu verdienen schienen. Um noch
weiter gehen, und selbst um jeden Zweifel uͤber die noch innerhalb dieser
Glaͤnzen begriffenen Zahlen beseitigen zu koͤnnen, mußte man sich
langwierigen, muͤhevollen und kostspieligen Versuchen unterziehen. Die
Regierung veranlaͤßte die Akademie zur Unternehmung dieser Arbeit, welche
einer Commission uͤbertragen wurde, deren Zusammensezung waͤhrend
ihrer langen Dauer einige Veraͤnderungen erlitt. Sie bildete sich endlich aus
den HHrn. de Prony, Arago, Ampère, Girard und mir;
mir ward besonders die Errichtung und Aufstellung der nothwendigen Apparate
aufgetragen. Wir unterlegen nun die Resultate unserer Untersuchungen der Akademie
zur Pruͤfung und zur Bestaͤtigung.
Es hat uns geschienen, daß, um den Absichten der Regierung zu entsprechen, die
Beobachtungen sich bis auf einen Druk von 20 Atmosphaͤren erstreken
muͤßten. Kein Physiker ging uͤber den Druk von acht
Atmosphaͤren hinaus, weil diese Art von Untersuchungen nicht bloß
aͤußerst schwierig, sondern auch gefaͤhrlich ist.
Wenn man sich mit einigen Beobachtern, unter anderen auch mit Robison, bloß darauf beschrankte, das Gewicht zu bestimmen, mit welchem
eine Klappe beladen seyn muß, um der Kraft des Dampfes zu widerstehen, so
wuͤrden alle Schwierigkeiten in der Ausfuͤhrung verschwinden, und der
Apparat wuͤrde hoͤchst einfach werden; man weiß aber welche Fehler und
Irrthuͤmer eine solche Art von Maßstab veranlassen kann. Die Commission
wollte ihrer Arbeit alle jene Vollkommenheit ertheilen, deren der
gegenwaͤrtige Zustand der Wissenschaft faͤhig ist, und entschloß sich
daher, in der Voraussezung, daß man sobald nicht wieder Gelegenheit finden
wuͤrde aͤhnliche Beobachtungen von vorne anzufangen und so weit zu
verfolgen, zu dem muͤhevollsten, aber auch zu dem genauesten Mittel ihre
Zuflucht zu nehmen: zur unmittelbaren Messung der Queksilbersaͤule, welche im
Stande ist mit der Elasticitaͤt des Dampfes Gleichgewicht zu halten.
Wenn diese Kraft nicht eine geringe Anzahl von Atmosphaͤren
uͤbersteigt, so ist die unmittelbare Messung der Saͤule der
Fluͤssigkeit, die sie zu tragen vermag, mit gar keiner Schwierigkeit
verbunden; wenn es sich aber darum handelt, in einer glaͤsernen Roͤhre
eine Queksilbersaͤule von 20 bis 25 Meter Hoͤhe zu halten, wird wohl
Niemand das Gelingen eines solchen Versuches anders, als hoͤchst zweifelhaft
betrachten. Man wird bald sehen, durch welche Mittel es uns gelang alle
unguͤnstigen Zufaͤlligkeiten zu entfernen.
Man haͤtte allerdings die Queksilbersaͤule in einer metallnen
Roͤhre halten, und dadurch sich gegen alle Nachtheile, die von der
Gebrechlichkeit des Glases herruͤhren, sicher stellen koͤnnen; man
haͤtte aber dann die Beobachtungen auf Punkte beschranken muͤssen, die
vorher durch die Laͤnge der Roͤhren bestimmt wurden, indem die oberste
Flaͤche der Saͤule nur in der Flaͤche des Niveau des oberen
Endes einer jeden Roͤhre sichtbar gewesen seyn wuͤrde. Ueberdieß hatte
die Elasticitaͤt des Dampfes nur in dem Augenblike genau gemessen werden
koͤnnen, wo der Apparat den hoͤchsten Grad (das Maximum) der
Temperatur erreicht, den man nicht so in seiner Gewalt hat, daß man ihn auf einen
bestimmten Punkt zu bringen vermag. Es ist also klar, daß die Schwierigkeit, dieses
Maximum mit der durch die Laͤnge der Roͤhren beschraͤnkten
Graͤnze zusammentreffen zu lassen, dieses Verfahren beinahe
unausfuͤhrbar macht.
Wir muͤßten fuͤrchten in ein ekelhaftes Detail zu gerathen, wenn wir hier alle
Betrachtungen entwikeln wollten, die uns endlich zu dem von uns angewendeten
Apparate, als leztes Resultat, fuͤhrten. Jedes Stuͤk, aus welchem
derselbe besteht, war der Gegenstand einer tiefen Untersuchung, und erst nachdem
wir, so viel es moͤglich war, die vortheilhafteste Groͤße, Form und
respective Lage aller dieser Theile gehoͤrig abgewogen hatten, ließen wir sie
von den geuͤbtesten Kuͤnstlern verfertigen.
Indessen wollen wir doch eine genaue Beschreibung der wichtigsten Anordnungen
liefern, damit die Physiker beurtheilen koͤnnen, welche Fehler, vorausgesezt
daß die Beobachtungen selbst uͤbrigens mit Genauigkeit angestellt wurden, bei
unseren Resultaten noch allenfalls eingeschlichen seyn koͤnnten.
Der Apparat haͤtte sich auf zwei wesentliche Stuͤke
zuruͤkfuͤhren lassen koͤnnen: auf einen Dampfkessel und auf
eine glaͤserne Roͤhre, um die Queksilbersaͤule zu halten; es
waͤre aber dabei zu besorgen gewesen, daß eine zu schnelle Vermehrung der
Dampfkraft, und vorzuͤglich eine augenblikliche Verminderung, die auf die
Oeffnung der Sicherheitsklappe folgen mußte, nicht Stoͤße, wie am
hydraulischen Widder, erzeugte, wodurch die gebrechlichen Theile einer großen Gefahr
ausgesezt worden waͤren, und Verschuͤtten und Verlust einer
bedeutenden Masse Queksilbers haͤtte entstehen koͤnnen: Klugheit
erheischte es, daß man sich gegen einen solchen Zufall sicher stellte. Um diese
Gefahr zu beseitigen, haben wir ein Manometer beigefuͤgt, das als
Zwischenmaßstab oder als Vergleichungspunkt dienen konnte. Diese Zuthat, welche
durch Ortsverhaͤltnisse durchaus nothwendig wurde, erlaubte uns noch
uͤberdies, zugleich eines der nuͤzlichsten physischen Geseze zu
pruͤfen und zu bestaͤtigen, das man nur durch Induction auf sehr hohen
Duck ausgedehnt hat. Wir sprechen hier von dem Verhaͤltnisse zwischen den
Volumen eines Gases und den correspondirenden Druken, welches Verhaͤltniß
unter dem Nahmen des Gesezes Mariotte's (loi de Mariotte) bekannt ist.
Man mußte also mit der Eintheilung des Manometers beginnen, d.h., man mußte die
Quecksilbersaͤulen messen, die im Stande waren den verschiedenen Graden der
Elasticitaͤt einer und derselben Luftmasse Gleichgewicht zu halten, wenn
diese auf nach und nach abnehmende Volumen, die an den zunaͤchst auf einander
folgenden Punkten wenig von einander abwichen, zuruͤkgefuͤhrt oder
verkleinert wurden.
Versuche, welche unmittelbare Messung einer Queksilbersaͤule von 75 bis 80 Fuß
Hoͤhe forderten, konnten nicht uͤberall ausgefuͤhrt werden; es
ward unerlaͤßlich ein hohes Gebaͤude zu finden, dessen innerer Bau die
Errichtung des noͤthigen Geruͤstes gestattete, um eine solche
Saͤule aufstellen und beobachten zu koͤnnen. Wir dachten Anfangs
daran, die Roͤhre gegen die aͤußere Oberflaͤche einer der
Mauern der Sternwarte zu
stuͤzen; nachdem wir aber auf der einen Seite die ungeheueren Kosten
uͤberschlugen, welche ein solches Geruͤst veranlaͤßt haben
wuͤrde, und auf der anderen die Gefahr, unsere Instrumente allen
Einfluͤssen der Witterung auszusezen, gaben wir diesen Vorschlag auf, um so
mehr, als wir ein anderes Gebaͤude fanden, das uns sehr vortheilhafte
Bedingungen darzubieten schien.
In dem Gebaͤude des k. Collegiums Heinrichs IV. (Collège royal de Henri IV.) findet sich ein vierekiger Thurm
eingeschlossen, der das einzige Ueberbleibsel der alten Kirche der h. Genoveva (St. Geneviève) ist. Es waren in diesem Thurme
noch drei Gewoͤlbe vorhanden, die in der Mitte eine Oeffnung hatten, und auf
diese Weise festere Stuͤzpunkte zur Errichtung eines Geruͤstes zu
nehmen gestatteten. Da das Collegium diesen Thurm noch zu keinem besonderen
Gebrauche bestimmt hatte, ersuchten wir den Provisor (Proviseur) und die Direction der buͤrgerlichen Gebaͤude (direction des batiments civils), und erhielten, nach
Erfuͤllung der verlangten Formalitaͤten, die Erlaubniß unsere Apparate
in denselben aufstellen zu duͤrfen.
In der Mitte dieses Thurmes befand sich ein senkrecht aufgestellter Baum, der an
seiner vorderen Flaͤche ziemlich gut zugerichtet war, und aus drei
Stuͤken Tannenholz von 15 Centimeter im Gevierte bestand, die durch
Zigzag-Gefuͤge (à trait de Jupiter)
vereinigt, und mittelst eiserner Baͤnder an den Gewoͤlben und in dem
Geruͤste, in welchem ehemals die Gloken hingen, gehoͤrig befestigt
war. Durch diese vervielfaͤltigten Anheftungspunkte vermied man die
Biegungen, welche die Glassaͤule, die daran befestigt werden mußte, hatten
brechen koͤnnen. Diese Glassaͤule bestand aus 13 Roͤhren von
Krystallglas von 2 Metern Laͤnge, 5 Millimeter im Durchmesser, und eben so
viel in der Wanddike. Sie wurde auf der Glashuͤtte zu Choisi eigens zu diesem
Gebrauche verfertigt. Die HHrn. Thibeandeau und Bontemps, Directoren dieser Fabrik,
die fuͤr die Kuͤnste so nuͤzlich geworden ist, indem sie der
Hauptstadt so nahe liegt, ließen sich mit einer. Gefaͤlligkeit, die wir nicht
genug preisen koͤnnen, zu allen Versuchen herbei, die wir vorlaͤufig
anstellen mußten, um Glas zu erhalten, damit die Roͤhren auf der einen Seite
stark genug wurden, um den gehoͤrigen Widerstand leisten zu koͤnnen,
und auf der anderen, ungeachtet ihrer starken Dike, im Stande waͤren die
Wechsel in der Temperatur der Atmosphaͤre zu ertragen ohne zu zerspringen.
Was am schwierigsten bei der Errichtung dieser langen Saͤule aus Glas gewesen
ist, war, ein Mittel zu finden, um die unteren Roͤhren gegen das ungeheuere
Gewicht der oberen Roͤhren und ihrer Verbindungszwingen zu schuͤzen:
ein Gewicht, das mehr als hinreichend gewesen seyn wuͤrde sie zu
zerdruͤken. Wir hatten Anfangs die Idee, jede Verbindungszwinge auf
Gabeln ruhen zu lassen, die in den mittleren Tannenbaum eingelassen wurden, und das
Springen der Roͤhren, das durch die ungleiche Ausdehnbarkeit der Masse
derselben im Vergleiche zu jener ihrer Stuͤzen haͤtte entstehen
koͤnnen, mittelst Compensationsstangen zu ersezen; wir hatten selbst schon
die Coëfficienten der Ausdehnung der Stoffe, deren Wirkungen einander
entgegengesezt seyn sollten, bestimmt, als uns ein anderes einfacheres Mittel
einfiel, das vollkommen gelang.
Die glaͤsernen Roͤhren sind durch Zwingen vereinigt, die man auf Tab.
VIII Fig. 1.
im Durchschnitte sieht. Die obere Zwinge stuͤzt sich, mittelst einer
zugerichteten Oberflaͤche, auf ein Leder, welches den Boden der unteren
bedekt. Ein Laufniet, das man mittelst eines Ziehers anziehen kann, gestattet die
Beruͤhrungsflaͤchen so mit einander zu vereinigen, daß sie einem sehr
starken inneren Druke zu widerstehen vermoͤgen. Der erhobene Rand, hh', dient zum Aufhaltendes Kittes, den man
noͤthigen Falles auf das Gefuͤge gießt, um sich gegen das Entweichen
des Queksilbers zu schuͤzen, und zugleich auch um das Zuͤngelchen, k, in einer horizontalen Lage zu erhalten, welches auf
der oberen Oberflaͤche desselben angebracht ist, als Stichpunkt bei Bemessung
der Hoͤhe dient, und einen Theil des unabhaͤngigen Stuͤkes, oo', bildet. Die untere Roͤhre, t, wird von einem eisernen Halsbande cc', Fig. 2 und 3., gehalten, welches
mittelst einer Schraubenklaue auf der vorderen Flaͤche des Tannenbaumes
befestigt ist. Mittelst der Schraube, t', haͤlt
man die Zwinge in einer beinahe unwandelbaren Lage, indem man ihr nur so viel
Spielraum laͤßt, als gerade noͤthig ist, um bei dem Wechsel der
Temperatur nachgeben zu koͤnnen. Die Seitenstoͤße sind, auf diese
Weise, vollkommen vermieden; allein, um auch die unteren Roͤhren von der
Schwere der ganzen uͤbrigen Saͤule zu befreien, hat man uͤber
jeder Zwinge zwei Rollen, pp', angebracht, Fig. 4.,
uͤber welche Schnuͤre liefen, die mit einem Ende an der unmittelbar
darunter liegenden Zwinge befestigt waren, und an dem anderen ein kleines Eimerchen
aus Eisenblech trugen, in welches man so viele Bleischrote schuͤttete, bis
das gesammte Gewicht der lezteren mit dem Gewichte der Zwinge und der Roͤhre,
die sie trug, im Gleichgewichte stand. Durch diese Vorrichtung, die man auf Taf.
VIII. Fig. 8.
im Perspective dargestellt sieht, wurden nun die unteren Roͤhren nicht mehr
zusammengedruͤkt, als die oberen; die ganze Saͤule konnte mittelst
einer aͤußerst geringen Kraft in Einem Stuͤke senkrecht bewegt werden,
und dadurch ließen sich die Arbeiten sehr erleichtern, die man bei Verbindung
derselben mit den uͤbrigen Theilen des Apparates allenfalls vorzunehmen
gezwungen war. Man sieht auf Taf. VIII. Fig. 4., daß die erste
Zwinge auf einer der Seitenoͤffnungen eines Gefaͤßes S aus
Gußeisen angebracht ist, welches drei Roͤhreneinsaͤze von zwei
Centimeter Dike fuͤhrt, und 100 Pfd. Queksilber enthalten kann. Auf der der
vorigen gegenuͤberstehenden Oeffnung ist das Manometer aufgestellt, von
welchem wir eine genaue Beschreibung geben muͤssen, damit man den Grad der
Genauigkeit wuͤrdigen kann, dessen die Angaben desselben faͤhig
sind.
Die Roͤhre des Manometers, a a', von demselben
Durchmesser und von derselben Dike, wie wir sie an der Saͤule angegeben
haben, hatte nur 1,70 Meter Laͤnge. Ehe man sie an ihrer Stelle einsezte,
wurde sie mit der groͤßten Sorgfalt in Grade getheilt, ohne jedoch an der
aͤußeren Oberflaͤche derselben einen Strich mit dem Demant
anzubringen, indem sie einem aͤußerst starken Druke ausgesezt werden mußte:
zwei kleine Stuͤke gewalzten Zinnes mit Firniß aufgeklebt dienten als
Stich- oder Markpunkte. Nachdem man dieselbe mittelst der Lampe unten
geschlossen hatte, verengte man sie in der Naͤhe des anderen Endes so, daß
nur ein sehr enger Canal uͤbrig blieb, und die Waͤnde duͤnn
genug waren, um mittelst eines Loͤthrohres leicht geschmolzen werden zu
koͤnnen. Nachdem diese Roͤhre auf einem senkrechten Brette neben einem
mit einem Vernier und Seheapparate versehenen Maßstabe in derselben Lage aufgezogen
war, in welcher sie waͤhrend des Versuches bleiben mußte, verfertigte man
eine Tabelle der verschiedenen Laͤngen, welche mit einem und demselben
Volumen Queksilber in der ganzen Laͤnge der Roͤhre correspondiren. Wir
uͤbergehen hier eine Menge anderen Details, welches diejenigen, die mit
aͤhnlichen Arbeiten vertraut sind, sich ohnedieß vorstellen koͤnnen.
Wir wollen hier bloß bemerken, daß dieses Verfahren angenommen wurde, um den
ziemlich großen Fehler zu vermeiden, der, bei hohem Druke, aus der
Convexitaͤt der Quecksilbersaͤule haͤtte entstehen
koͤnnen, wenn die Messung des Volumens nicht unter denselben
Umstaͤnden, wie die Eintheilung in Grade, gemacht worden ist. Diese
Roͤhre, die in der Folge unten abgeschnitten wurde und an ihrem oberen Ende
noch den verengten Canal trug, von welchem wir gesprochen haben, wurde in die
eiserne Zwinge bb', Fig. 5., Taf. VIII.
eingekittet. Um die Gewalt zu vermindern, welche diese Rohre waͤhrend des
Versuches zu erleiden haͤtte, bietet der Boden dieser Zwinge nur eine
Oeffnung dar, die dem Durchschnitte der Saͤule der Fluͤssigkeit, die
gehoben werden muß, gleich ist. Ohne diese Vorrichtung, welche den Druk beseitigt,
der gegen die ringfoͤrmige Oberflaͤche Statt hat, koͤnnte der
Kitt nicht Widerstand leisten, und die Roͤhre wuͤrde herausgerissen.
Eben dieselbe Vorsicht wurde auch bei allen uͤbrigen Roͤhren der
großen Saͤule gebraucht. Ehe man die Roͤhre an ihrem Plaze aufstellte,
wurde sie innenwendig getroknet; zur groͤßeren Sicherheit aber goß man in das
Gefaͤß aus
Gußeisen eine hinlaͤngliche Menge Queksilbers, um die untere Oeffnung der
Roͤhre 2 bis 3 Centimeter tief in dasselbe eintauchen zu lassen, und ließ
eine lange Zeit uͤber mittelst einer Luftpumpe einen Strom trokener Luft
durch dieselbe ziehen, der bei dem, noch vorhandenen, engen Canale oben eindrang,
und durch das fluͤssige Metall durchzog. Als man vermuthete, daß keine Spuren
von Feuchtigkeit mehr vorhanden waren, schloß man mittelst der Spize des
Loͤthrohres das Haarroͤhrchen an einem schon bei der Eintheilung
bezeichneten Punkte, und das Manometer war nun geschlossen und voll trokener Luft.
Diese Arbeit, auf eine geschikte Weise ausgefuͤhrt, kann keinen bedeutenden
Fehler veranlassen. Man hat sich jedoch noch uͤberdieß bei der Revision der
Graduirung, nachdem die Versuche vollendet waren, hiervon besonders
uͤberzeugt.
In einer durch die Achse dieser Manometerroͤhre laufenden Flaͤche
erhoben sich zu beiden Seiten zwei senkrechte Lineale oder Maßstabe aus Messing, von
welchen das eine, in Millimeter eingetheilt, einen Vernier mit einem Seher
fuͤhrte, wie man dergleichen an Fortin's Barometer findet. Diese Lineale
waren oben an einer kupfernen Querleiste und unten auf der Platte der Zwinge
befestigt.
Der Wechsel der Temperatur, die sich nur erst nach langer Zeit einer Glasmasse von
der Dike einiger Millimeter mittheilt, wuͤrde eine bestaͤndige
Ungewißheit uͤber die wahre Temperatur des in dem Manometer eingeschlossenen
Gases erzeugt haben, wenn das Manometer der freien Luft ausgesezt geblieben
waͤre. Das einzige Mittel, demselben in allen seinen Theilen einen gleichen
und leicht bestimmbaren Grad von Waͤrme zu ertheilen, war, daß mal: dasselbe
mitten in eine bestaͤndig in Bewegung erhaltene Wassermasse stellte, damit
die verschiedenen Schichten desselben bei verschiedenen Hoͤhen nicht
ungleiche Temperatur erhaltenOhne an der Genauigkeit der hier angestellten Versuche im Mindesten zweifeln
zu wollen, bemerken wir nur, daß durch die Bewegung des Wassers die
Ausduͤnstung vermehrt, und durch diese Vermehrung derselben die
Temperatur der obersten Schichten vermindert werden muß.A. d. Ue..
Dieß war der Zwek des glaͤsernen Mantels, mm', der die Roͤhre und die Maßstaͤbe umgibt. Ein
Wasserstrahl floß ununterbrochen aus einem oberen Behaͤlter, e, und, nachdem er schnell nach der ganzen lange des
Manometers hinlief, floß er aus einem unten angebrachten Hahne, r, ab.
Da die Fluͤssigkeit in dem Behaͤlter uͤberdieß die Temperatur
der sie umgebenden Luft hatte, so mußte das in der Roͤhre des Manometers
enthaltene Gas in allen seinen Theilen eine gleichfoͤrmige Temperatur
besizen, welche man mittelst eines Thermometers, x,
bestimmte, das in der
Mitte der dasselbe umgebenden Fluͤssigkeit aufgehaͤngt war. Man sieht
in u, q, y den unerlaͤßlichen Mechanismus, um den
Seher gehoͤrig zu stellen und bei jeder Beobachtung das Niveau zu nehmen. Er
besteht aus einem Seidenfaden, dessen beide Enden an dem beweglichen Stuͤke
befestigt sind, und die, waͤhrend sie oben uͤber drei und unten
uͤber Eine Rolle laufen, sich auf der aͤußeren Dreheschraube, u, aufwinden, welche man nur nach der einen oder nach
der anderen Richtung drehen darf, um den Vernier mit seinem Seheapparate auf-
oder niedersteigen zu lassen.
Man sieht aus dieser Beschreibung, daß man auf diese Art hier eben so genau
beobachten kann, als man die Queksilberhoͤhen am Barometer des Hrn. Fortin mittelst derselben
hoͤchst genau nimmt. Wenn wir daher sagen, daß dieser geschikte
Kuͤnstler diesen Theil unseres Apparates verfertigte, so verbuͤrgen
wir dadurch die Vollkommenheit, mit welcher derselbe ausgefuͤhrt wurde.
Die dritte Tubulirung, n, des Gefaͤßes aus
Gußeisen kann, nach Belieben, eine Pumpe fuͤr tropfbare oder fuͤr
gasfoͤrmige Fluͤssigkeit aufnehmen. Wir bedienten uns
zuvoͤrderst der lezteren, um alle Fluͤssigkeit aus dem Gefaͤße
aus Gußeisen zu entfernen; nachdem wir aber fanden, daß die Hoͤhe des in dem
Behaͤlter enthaltenen Queksilbers hinreicht um zu verhindern, daß kein Wasser
in das Manometer uͤbergeht, haben wir die Wasserpumpe, als viel schneller und
leichter arbeitend. Statt der Luftpumpe gebraucht.
Wir wollen jezt die Weise beschreiben, wie wir bei den Beobachtungen verfuhren,
welche alle von Hrn. Arago und von mir angestellt wurden.
Wir fingen damit an, daß wir das anfaͤngliche Volumen (volume initial) der Luft des Manometers und seine Elasticitaͤt bei
einer bekannten Temperatur bestimmten. Das Volumen wurde durch die Beobachtung des
Punktes am Lineale oder Maßstabe gegeben, der mit dem Gipfel der
Queksilbersaͤule correspondirte, und durch die Übertragung dieser Maße
auf die Tafel der Grade, von welcher wir oben sprachen. Die Elasticitaͤt
bestand aus der Barometerhoͤhe in dem Augenblike der Beobachtung und aus dem
Unterschiede in der Hoͤhe der beiden Queksilbersaͤulen, jener
naͤmlich in der großen senkrechten Roͤhre und in dem Manometer selbst.
Dieser Unterschied wurde mittelst des in den Annal. d. Chim.
et de Phys. T. VII. p. 132. beschriebenen
Mikrometers genommen. Da man die Vorsicht hatte, den beiden Roͤhren gleichen
Durchmesser zu geben, so ward alle Correction der Capillaritaͤt an denselben
uͤberfluͤssig. Je nachdem man die eine oder die andere Pumpe spielen
ließ, verminderte man das Volumen der Luft des Manometers nach Belieben, und das
Queksilber erhob sich in
der senkrechten Roͤhre, dd', so lang, bis
Gleichgewicht Statt hatte. Es war also leicht, so nahe an einander liegende Punkte
oder Graͤnzen zu nehmen, als man nur immer haben wollte. Bei jeder
Beobachtung bestimmte man, wie gesagt, das Volumen der Luft. Um die Hoͤhe der
Queksilbersaͤule kennen zu lernen, hatte man vorher den unwandelbaren
Unterschied der Hoͤhe der beiden auf einander folgenden Stich- oder
Markpunkte mittelst eines in Grade eingetheilten Lineales oder Maßstabes, gg, gemessen, dessen Nullpunkt mit der oberen
Flaͤche des Markpunktes unmittelbar unter demselben correspondirte, und das
andere Ende fuͤhrte ein Ergaͤnzungs-Zuͤngelchen (languette complémentaire), das man so lang
fortschob, bis es an die obere Oberflaͤche des folgenden Stich- oder
Markpunktes stieß, Fig. 1. Taf. VIII. Vorher hatte man schon eine Aufnahme aller
Entfernungen verfertigt, die zwischen den zunaͤchst auf einander folgenden
Zwingen Statt haben, so daß bei jeder Beobachtung nichts anderes uͤbrig
blieb, als die Nummer der Roͤhre kennen zu lernen,
wo die Queksilbersaͤule sich endete, und den Unterschied, zwischen dem Niveau
des hoͤchsten Punktes dieser Saͤule und dem unmittelbar darunter
vorkommenden Mark- oder Stichpunkte zu messen, was mit demselben Lineale oder
Maßstabe geschah, welches sich auf alle Staͤnde anwenden ließ, und zu diesem
Ende mit einem Vernier und einem Seher versehen war.
Wenn diese Messungen mit aller Genauigkeit geschehen sollten, so war es nothwendig,
daß man das Auge auf die Hoͤhe des hoͤchsten Punktes der Saͤule
uͤberall, wo er sich immer befinden mochte, bringen konnte. Die erste
Aufstellung selbst erforderte ein aͤußerst zartes und genaues Verfahren bei
der Vereinigung aller Rohren; es waren zu diesem Ende von 2 Meter zu 2 Metern
laͤngs der ganzen Hoͤhe des Tannenbaumes Buͤhnen auf einem
Geruͤste angebracht, welche durch Leitern unter einander verbunden waren. Es
waren ferner an der ganzen Laͤnge der Saͤule 6 Thermometer angebracht,
um mittelst derselben die Dichtigkeit des Queksilbers bestimmen zu koͤnnen,
und, um die Angaben derselben einander noch mehr zu naͤhern, tauchten ihre
Kugeln in Stuͤke Roͤhren von gleicher Weite und Dike mit der großen
Saͤule, die mit Queksilber gefuͤllt waren.
Mit derselben Luftmasse haben wir drei Reihen von Versuchen angestellt. Wir wollen
nur die Resultate derselben, alle auf dieselbe Temperatur
zuruͤkgefuͤhrt und nach derselben berechnet, hier
anfuͤhren.
Tabelle der elastischen Kraͤfte und ihres
correspondirenden Volumens einer und derselben Masse Luft, wenn die Temperatur
waͤhrend jeder Beobachtung als bestaͤndig angenommen
wird.
Textabbildung Bd. 36, S. 348
Elasticität, in Atmosphären von
0,76 Meter Queksilber ausgedrükt; Elasticitaͤt in
Queksilber-Centimetern ausgedruͤkt; Beobachtetes Volumen;
Berechnetes Volumen; Temperatur am 100gradigen Thermometer; I. Reihe; II. Reihe;
III. Reihe
Unabhaͤngig von dem Hauptzweke, den man sich bei den vorausgegangenen
Versuchen vorgestekt hatte, kann man noch, wie wir bereits oben bemerkten, sich
derselben bedienen, um zu sehen, ob Mariotte's Gesez sich auf Druke von 27
Atmosphaͤren erstrekt.
Bis auf diese lezten Jahre suchte man die Bestaͤtigung dieses Gesezes nur
fuͤr Kraͤfte, die den Druk der gewoͤhnlichen Atmosphaͤre
wenig uͤberstiegen. Die Versuche Boyle'sDefensio Contra Linum., t. V.A. d. O. und Musschenbroek'sMusschenbroekEssai de physique. T. II. p. 655. Leyde. 1751.A. d. O. scheinen anzuzeigen, daß, selbst unter 4 Atmosphaͤren, die
Zusammendruͤkbarkeit der atmosphaͤrischen Luft bei immer großer und
groͤßer werdenden Kraͤften immer abnimmt, so daß um eine Masse Luft,
die Anfangs dem gewoͤhnlichen Druke der Atmosphaͤre ausgesezt war, auf
ein z.B. vier Mal kleineres Volumen zu bringen, man eine mehr als vier Mal
groͤßere Kraft als diesen Druk haͤtte anwenden muͤssenMariotte, traité des eaux p. 142. ed. 12. 1700 fuͤhrt keine
Zahl an, und beschraͤnkt sich bloß darauf, den Apparat zu
beschreiben, mittelst dessen man das Gesez, welches er als allgemein
guͤltig aufstellt, bestaͤtigen kann. A. d. O.. Die Versuche, die um viele Jahre spaͤter von Sulzer
SulzerMém. de l'Acad. d. Berlin. 1753. A. d.
O. und von Robison
Encyclopédie britannique, art.Pneumatics. t.
16. p. 700.A. d. O. angestellt wurden, lieferten ein entgegengeseztes Resultat. Luft, die auf
1/8 ihres urspruͤnglichen Volumens zusammengedruͤckt wurde,
wuͤrde nur, wenn die urspruͤngliche Elasticitaͤt – 1
war, eine Elasticitaͤt von 6,8 besessen haben. Seit wir aber unsere Versuche
anstellten, hat Hr. Oersted
diejenigen bekannt gemacht, welche er mit dem Cap. Suensson unternommen hatEdinbourgh Journ. of Sciences. t. 4. p. 224. Bulletin univers
t. 5. p. 334.A. d. O.. Die Elasticitaͤten der Luft wurden bis auf 8 Atmosphaͤren
durch die Laͤnge der Queksilbersaͤule gemessen, welche sie im
Gleichgewichte zu halten vermochten , und man fand die Volumen ziemlich genau in
umgekehrtem Verhaͤltnisse mit dem correspondirenden Druke stehen. Diese
Physiker haben ihre Beobachtungen selbst bis auf 60 Atmosphaͤren ausgedehnt;
sie bestimmten den Druk durch die Gewichte, welche nothwendig waren den Widerstand
einer Klappe zu uͤberwinden; wir glauben jedoch nicht, daß man diesem
lezteren Verfahren vollkommenes Vertrauen schenken koͤnne.
In obiger Tabelle sieht man die Resultate 39. mit derselben Luftmasse angestellter
Versuche, die man nach und nach einem Druke von Einer Atmosphaͤre bis zu 27
Atmosphaͤren aussezte. Die dritte Spalte derselben zeigt die beobachteten
Volumen; die vierte das anfaͤngliche (initial) Volumen multiplicirt
mit dem umgekehrten Verhaͤltnisse der correspondirenden
Elasticitaͤten, nachdem alle Correctionen angebracht wurden, um ihre beiden
Ausdruͤke auf dieselbe Temperatur zuruͤkzufuͤhren.
Wenn man die Zahlen der 3ten und 4ten Spalte vergleicht, so kann man sich
uͤberzeugen, daß in keinem Falle der Unterschied zwischen Rechnung und
Beobachtung auch nur 1/100, betraͤgt; daß er meistens nur 1/200 ausmacht, und
in einigen Faͤllen beinahe 0 ist. Man bemerkt nicht, daß diese Unterschiede
mit dem Druke zunehmen, wie dieß der Fall seyn muͤßte, wenn sie von einer
wirklichen Abweichung von jenem Geseze abhingen, dessen Bestaͤtigung wir
suchen. Ueberdieß kann man erwarten, daß, nach dem gewoͤhnlichen Verfahren,
wonach man die Rohren eicht, derselbe Fehler nicht bei allen Beobachtungen
eingeschlichen seyn kann; wir haben uns auch uͤberzeugt, daß die
Ausdruͤke, die am genauesten mit der Rechnung stimmen, gerade diejenigen
sind, welche sich am wenigsten von den Eintheilungspunkten entfernen, die durch
unmittelbare Messungen bestimmt wurden, und bei welchen die Voraussezung einer genau
cylindrischen Form in einer gewissen Laͤnge der Roͤhre nur einen sehr
geringen Einfluß haben kann.
Man haͤtte leicht am Manometer einen Apparat anbringen koͤnnen,
mittelst dessen man die Vermehrung des Hohlraumes (der Capacitaͤt) messen
kann, welche in der Luftroͤhre durch den Druk entsteht, den diese von innen
erleidet. Da wir uns aber uͤberzeugten, daß die ganze Roͤhre keine auf
den Abtheilungen der Maßstabe, die zur Bemessung des Volumens dienten, bemerkbare
Verlaͤngerung erleidet, selbst dann, wann der Druk sein Maximum erreicht; so
schlossen wir hieraus, daß die diesen Umstand betreffende Correction durchaus
unbedeutend seyn muͤßte.
Man kann also das Gesez, nach welchem die Luft von Einer Atmosphaͤre bis zu 27
Atmosphaͤren zusammendruͤkbar ist, als gepruͤft betrachten; und
man koͤnnte, ohne Zweifel, die Anwendung desselben noch viel weiter ohne
bedeutenden Fehler uͤber diese Graͤnze ausdehnen. Obschon es
hoͤchst wahrscheinlich ist, daß die uͤbrigen bleibenden Gasarten
demselben Geseze unterliegen, so hatten wir doch die Absicht denselben Apparat zu
benuͤzen, um auch noch zwei oder drei andere Gasarten der Beobachtung zu
unterziehen; wir mußten aber vor Allem die von der Regierung erwarteten
Untersuchungen vollenden, und, als diese vollendet waren, konnten wir von der
Administration der buͤrgerlichen Gebaͤude den Genuß des Locales, wo
unser Compressionsapparat aufgestellt war, nicht langer mehr erhaltenDie Bauschreiber foͤrdern also zu Paris wissenschaftliche
Untersuchungen eben so kraͤftig, als anderswo.A. d. Ue.. Diese Thatsache ist um so trauriger, als wir, ohne alle weitere Auslage und in kurzer Zeit,
uͤber den fuͤr die Mechanik so wichtigen Punkt der Anwendung der
Gasarten hatten Aufklaͤrungen erhalten koͤnnen, die jezt nur mit
bedeutenden neuen Kosten und durch neue muͤhevolle Arbeiten, welche viele
Monate verschlingen, zu erlangen sind, und nun die Sache dort von vorne angefangen
werden muß, wo wir sie gelassen haben.
Bestimmung der elastischen Dampfkraft des Wassers.
Die oben beschriebenen Versuche konnten nun dazu dienen, uns durch das Volumen der
Luft des Manometers den correspondirenden Druk anzugeben, der nicht uͤber 29
Atmosphaͤren hinaus reicht.
Man brauchte also bloß einen Kessel mit dem Behaͤlter des Manometers in
Verbindung zu bringen, um die Elasticitaͤt des Dampfes mit derselben
Genauigkeit zu bemessen, als ob man unmittelbar die Queksilbersaͤule selbst
beobachtet hatte, die damit im Gleichgewichte sieht. Man hatte bei diesem Verfahren
selbst den Vortheil, alle bereits bezeichneten Nachtheile der großen Schwankungen
der Metallsaͤule zu beseitigen. Der Apparat war so vorgerichtet, daß man
einen Dampfkessel an der Stelle der Drukpumpe anbringen konnte, ohne auch nur ein
Stuͤk desselben andern zu duͤrfen.
Nachdem wir aber bemerkten, daß selbst die mindeste Explosion den Einsturz der drei
Gewoͤlber veranlassen koͤnnte, deren verfallner Zustand selbst schon
ein freies Einfallen besorgen ließ, so entschlossen wir uns, besorgt uͤber
die Folgen eines aͤhnlichen Unfalles, der selbst den nahestehenden
Gebaͤuden haͤtte gefaͤhrlich werden koͤnnen, die
Versuche mit dem Wasserdampfe in einem der Hoͤfe der Sternwarte anzustellen.
Das Manometer mußte also dahin uͤbertragen werden, ohne daß es aus dem
Behaͤlter aus Gußeisen, mit welchem es zusammengefuͤgt wurde,
herausgenommen wurde, damit die neuen Angaben dieses Instrumentes mit den
fruͤheren vollkommen uͤbereinstimmten. Diese Uebertragung hatte ihre
Schwierigkeiten, indem das Gewicht des ganzen Apparates ungeheuer und die
Luftroͤhre sehr groß war. Indessen gelang sie bei der vielfaͤltigen
Vorsicht, die wir brauchten, und wir behielten dieselbe Masse Luft in der
Roͤhre, die urspruͤnglich in ihr vorhanden war. Dieser wichtige Punkt
wurde auf das Sorgfaͤltigste bestaͤtigt.
Man kann sich im Allgemeinen eine Idee von dem Apparate machen, wenn man einen Blik
auf Taf. VIII. Fig.
9. wirft, wo er im Perspective, und auf Taf. VIII. Fig. 6., wo er im
senkrechten Durchschnitte dargestellt ist, und wo man, der groͤßeren
Deutlichkeit wegen, die Nebentheile unterdruͤkt hat.
Der Kessel a, Taf. VIII. Fig. 6., der
ungefaͤhr 80 Liter haͤlt, wurde in der Fabrik zu Charenton unter der
Aufsicht des Hrn. Wilson
verfertigt, dessen
Kenntnisse und Erfahrung der Akademie bekannt sind. Er besteht aus drei
Stuͤken Blech von der besten Qualitaͤt, welches eigens hierzu
verfertigt wurde. Der Kessel hat an seinem cylindrischen Theile 13 Millimeter Dike,
und ist am Boden und an seiner Muͤndung noch diker. Die Muͤndung,
welche 17 Centimeter im Durchmesser hat, ist mit einer Platte aus geschlagenem Eisen
von 4,5 Centimeter und 26 Centimeter im Durchmesser geschlossen. Diese Platte hatte
unten einen kreisfoͤrmigen Vorsprung, welcher an seiner unteren
Flaͤche sehr genau vorgerichtet und von einer Furche von gleicher Form
aufgenommen wurde, die in der Dike des Randes des Kessels angebracht und auf ihrem
Boden mit einer Bleiplatte ausgelegt war. Innerhalb dieser Furche hatte man, mit
aller Gewalt, von innen nach außen, sechs staͤhlerne Bolzen eingekeilt,
welche mit großen Koͤpfen von 35 Millimeter im Durchmesser versehen waren,
und durch den Dekel liefen: der obere Theil der Bolzen, der sich in eine
maͤnnliche Schraube endete, nahm ein Niet mit Wandflaͤchen auf. Ein
bleierner Ring, der zwischen das Niet und den Dekel gelegt wurde, ließ dieses
Metall, waͤhrend das Niet angezogen wurde, in alle Zwischenraͤume
eintreten, so daß, selbst unter dem staͤrksten Druke, der Kessel hermetisch
geschlossen war.
Eine solche Schließung forderte nun vor Allem sowohl ein fehlerfreies Metall, als
eine hoͤchst sorgfaͤltige Bearbeitung. Der Dekel mußte wirklich,
fuͤr sich allein, bei einigen Versuchen eine Kraft von beinahe 20,000
Kilogramm (mehr als 40,000 Ztr.) von innen nach außen auszuhalten vermoͤgen.
Obschon Alles unter den guͤnstigsten Voraussezungen berechnet wurde,
erforderte es doch noch die Klugheit, vorlaͤufig eine Probe mit dem Kessel
anzustellen. Diese Probe wollten wir Anfangs mittelst einer Wasserpumpe vornehmen,
dergleichen man sich bei hydraulischen Pressen bedient. Um auf unseren Kessel den
Artikel der Verordnung in Betreff der vorlaͤufigen Versuche anzuwenden,
hatten wir denselben einem Druke von 150 Atmosphaͤren unterziehen
muͤssen; allein, noch ehe der Druk diese Staͤrke erreichte, ließen
einige Spruͤnge in dem Metalle und mehrere zusammengenietete Gefuͤge
eben so viel Wasser heraus, als die Pumpe waͤhrend derselben Zeit
einzusprizen vermochte, so daß der Druk nicht mehr verstaͤrkt werden konnte.
Waͤhrend wir diese Versuche anstellten, hatten wir Gelegenheit zu bemerken,
in welche Fehler man gerathen kann, wenn man, wie gewoͤhnlich, den Druk
mittelst einer kegelfoͤrmigen Klappe bestimmt, die mit einem Gewichte
beschwert wird, welches gehoben werden soll. Abgesehen von der Schwierigkeit,
hiernach den Umfang der Oberflaͤche zu erkennen, welche dem Druke von innen
ausgesezt ist, kann das hoͤchst wandelbare Anhaͤngen der Klappe an den
Waͤnden der
Hoͤhlung, die zur Aufnahme derselben bestimmt ist; nach der verschiedenen
Lage der Klappe ungeheuere Verschiedenheiten veranlassen, obschon der Druk in der
That immer derselbe bleibt. Es waͤre besser flache Platten anzuwenden, welche
allerdings mehr Sorgfalt forderten, um immer in gutem Zustande erhalten zu bleiben,
oder, noch besser, ein kegelfoͤrmiges Manometer, wo die Drukkraft 50 bis 60
Atmosphaͤren nicht uͤbersteigt. Da es jedoch viele Zeit gekostet haben
wuͤrde, um diesen Mechanismus an unserer Pumpe anzubringen, und
uͤberdieß noch die hohe Temperatur, welcher unser Kessel ausgesezt werden
mußte, uns in Ungewißheit uͤber die Schwaͤchung gelassen haben
wuͤrde, welche dadurch in dem Zusammenhange der Theile des Metalles entstehen
koͤnnte; so haben wir lieber eine noch sicherere Probe gewaͤhlt, und
den Kessel unter jene Umstaͤnde versezt, welche bei dem Versuche selbst Statt
haben; unter eine Expansivkraft, die groͤßer ist als diejenige, welche der
Gegenstand unserer Beobachtungen werden sollte. Es war vorzuͤglich
fuͤr diesen Versuch, daß wir die Klappe bb', Fig.
6. Taf. VIII., ausgedacht haben. Der Bau dieser Klappe gewaͤhrt
einen Vortheil, den man bei den gewoͤhnlichen Klappen entbehren muß, und der
darin besteht, daß sie dem Dampfe freien Ausgang gestattet, sobald seine
Elasticitaͤt die Graͤnze uͤbersteigt, fuͤr welche die
beiden Gewichte vorhinein berechnet wurden.
Die beweglichen Gewichte' auf den beiden Armen des Hebels bestehen aus mehreren
Stuͤken, welche man zusammenfuͤgen und aus einander nehmen kann; man
kann also ihre Groͤße nach dem verschiedenen Druke, den man erreichen will,
abaͤndern, und die geringste Hebung der Klappe laͤßt das eine Gewicht
gegen den Mittelpunkt der Bewegung, das andere gegen das Ende des
gegenuͤberstehenden Armes laufen, so daß die Oeffnung, durch welche der Dampf
entweichen kann, bestaͤndig offen gelassen wird.
Die Abkuͤhlung, welche durch den Verlust des Dampfes zwischen den
Gefuͤgen und durch einen sehr heftigen Wind zugleich mit einigen
unguͤnstigen Umstaͤnden bei dem provisorischen Ofen, den wir in der
Fabrik zu Charenton errichteten, veranlaͤßt wurde, gestattete uns nicht die
Hebung der Klappe, deren Last fuͤr eine Elasticitaͤt von 60
Atmosphaͤren berechnet war, zu beobachten; wir hatten aber die Vorsicht, ein
Thermometer anzubringen, dessen Maßstab von der Ferne mittelst eines Fernrohres
beobachtet werden konnte, und die Temperatur von 240°, welche innenwendig in
dem Kessel hervorgerufen wurde, ließ uns, nach einigen in England erhaltenen
Resultaten, annehmen, daß wir diesem Graͤnzpunkte nahe gekommen sind, so daß
es nicht nothwendig war die Probe weiter zu verfolgen. Man wird in der Folge sehen,
daß, unter diesen Umstaͤnden, die Kraft des Dampfes nur ungefaͤhr die
Haͤlfte derjenigen war, welcher wir unser Instrument ausgesezt zu haben
glauben.
Der auf diese Weise gepruͤfte Kessel wurde in einem ziemlich massiven Ofen
eingesezt, damit das ganze System nicht einem zu schnellen Wechsel der Temperatur
ausgesezt waͤre. Eine eiserne Roͤhre, ddd', aus mehreren Flintenlaufen bestehend, erhob sich Anfangs senkrecht
uͤber den Dekel, und ihr Seitenarm, dd' der
etwas geneigt war, schloß sich mit seinem anderen Ende an die mittlere Tubulirung
des Behaͤlters aus Gußeisen, f. Durch diese
Roͤhre theilte der Druk sich dem Manometer mit. Man fing, vor dem Versuche,
an, die Roͤhre mit Wasser zu fuͤllen, und, um den Druk genau zu
schaͤzen, den diese Wassersaͤule hervorbrachte, und der zu jenem des
Dampfes hinzugerechnet werden mußte, ließ man bestaͤndig einen Strahl kalten
Wassers auf die Leinwandlappen fallen, die bei v in der
Nahe des oberen Buges angebracht waren. Da das Innere des Apparates luftleer war, so
wird es begreiflich, daß sich eine ununterbrochene Destillation herstellte, die die
kleinen Quantitaͤten der Fluͤssigkeit ersezen mußte, welche durch die
Zunahme der Elasticitaͤt des Dampfes in den Behaͤlter aus Gußeisen
flossen, und daß waͤhrend der ganzen Dauer des Versuches sich uͤber
dem Queksilber eine Wassersaͤule befand, die sich bestaͤndig bis zur
Verbindung der geneigten Roͤhre mit der senkrechten Roͤhre d erhob.
Das wandelbare Niveau, tt, des Queksilbers in dem
Behaͤlter aus Gußeisen war fuͤr jeden Augenblik durch die Beobachtung
der Saͤule, kp, gegeben, welche mittelst
der bleiernen Roͤhre, OX, mit demselben
Behaͤlter oben in Verbindung steht. Die Hoͤhe des Queksilbers
uͤber einem feststehenden Markpunkte wurde mittelst des schon beschriebenen
Maßstabes, Im, genommen. Die Kraft des elastischen
Dampfes erhielt man, indem man der Elasticitaͤt, welche mit einem gewissen
Volumen im Manometer correspondirt, die Hoͤhe der Queksilbersaͤule
zusezt, in welcher leztere uͤber dem Niveau, tt, getragen wird, und hiervon den Druk abzieht, welcher von der
Wassersaͤule zwischen demselben Niveau und dem feststehenden Punkte, d', entsteht. Diese leztere Groͤße, die nur um
einige Centimeter spielte, wurde nach einem feststehenden Punkte am Maßstabe, lm, bestimmt, und die wandelbare Lage des obersten
Punktes, k, gab dann dasjenige, was in jedem einzelnen
Falle diesem Ende zugezaͤhlt, oder von demselben abgezogen werden mußte.
Die genaue Bemessung der Temperatur bot einige Schwierigkeiten dar. Das Thermometer,
es mochte was immer fuͤr eine Vorrichtung haben, durfte dem Druke des Dampfes
nicht unmittelbar ausgesezt werden; denn, wenn es auch denselben; ohne zu brechen,
auszuhalten vermocht
halte, so hatte man die Wirkungen des Drukes in Rechnung bringen muͤssen,
welche aͤußerst schwer zu berechnen gewesen seyn wuͤrden. Um diesem
Uebel abzuhelfen, hat man in dem Kessel zwei Flintenlaͤufe eingefuͤgt,
die an einem Ende geschlossen und so verduͤnnt sind, daß sie nur noch so viel
Widerstand zu leisten vermoͤgen als noͤthig ist, damit sie nicht
waͤhrend des Versuches zerdruͤkt werden koͤnnen. Der eine
reichte beinahe bis auf den Boden des Kessels, der andere nicht uͤber ein
Viertel der Tiefe desselben.
Diese Laͤufe wurden mit Queksilber gefuͤllt, und in dieses kamen die
Thermometer: der kuͤrzere Lauf zeigte also die Temperatur des Dampfes, und
der laͤngere die des Wassers an, das noch in tropfbarem Zustande geblieben
ist. Dieses Mittel, das einzige, das bei Versuchen dieser Art anwendbar ist,
wuͤrde sehr mangelhaft seyn, wenn man nicht alle Umstaͤnde
verbaͤnde, um den Wechsel der Temperatur so langsam zu machen als
moͤglich. Dieß war eine der Ursachen, welche uns veranlaßte, dem Kessel und
dem Ofen eine weit bedeutendere Große zu geben, als sonst hinreichend gewesen seyn
wuͤrde; wir uͤberzeugten uns aber zu wiederholten Malen, daß, in der
Nahe des Maximums, die kleinsten Veraͤnderungen in der Elasticitaͤt
des Dampfes in zunehmendem oder abnehmendem Verhaͤltnisse von
correspondirenden Veraͤnderungen in den Angaben der Thermometer begleitet
waren.
Wenn man sich begnuͤgt haͤtte, die Kugeln dieser Thermometer bloß in
die angefuͤhrten Huͤllen zu fielen, so wuͤrden die Correctionen
der Temperaturen, die immer in der außen hervorragenden Roͤhre niedriger
sind, zu unsicher ausgefallen seyn. Es ist zwar wahr, daß man sich diese
Muͤhe haͤtte ersparen koͤnnen, wenn man Thermometer mit
Gewichten angewendet haͤtte; da aber die Beobachtungen sehr oft wiederholt
werden mußten, so zogen wir die Beibehaltung der gewoͤhnlichen Form an dem
Instruments bei, und gaben lieber der ganzen Roͤhre eine
gleichfoͤrmige Temperatur, die sich leicht bestimmen ließ.
Man sieht in Fig.
7. Taf. VIII., daß diese Roͤhre sich uͤber dem Dekel des
Kessels in einem rechten Winkel bog, und von einer glaͤsernen Roͤhre
umhuͤllt war, in welcher man Wasser fließen ließ, das von dem großen
Behaͤlter herkam. Die Temperatur dieser Fluͤssigkeit, die nur sehr
langsam wechselte, theilte sich der Roͤhre mit, und wurde von einem anderen
kleineren Thermometer angezeigt, das horizontal zur Seite lag. Bei jeder Beobachtung
zeichnete man, nach der Hauptangabe eines jeden Thermometers, die Temperatur des
Queksilbers in der Roͤhre an, und erhielt so durch eine hoͤchst
einfache Rechnung dieselbe Genauigkeit, als ob das ganze Thermometer im Kessel
gestekt waͤre. Es ist beinahe uͤberfluͤssig zu bemerken, daß
diese Instrumente calibrirt, und daß ihre Maßstaͤbe so genau eingetheilt waren, als es heute
zu Tage nur immer moͤglich ist.
Nach der oben gegebenen Beschreibung des Apparates wird es nun leicht seyn sich einen
Begriff von der Art zu machen, nach welcher mit demselben gearbeitet wurde. Nachdem
der Kessel mit der gehoͤrigen Menge Wassers so gefuͤllt wurde, daß die
Kugel des kleinen Thermometers ganz uͤber der Oberflaͤche desselben
war, hielt man dasselbe 15 bis 20 Minuten lang auf dem Siedepunkte; die
Sicherheitsklappe war offen, so wie das Ende d' der
senkrechten Roͤhre, um die atmosphaͤrische Luft und die
aufgeloͤsten, Gase gaͤnzlich zu verjagen. Man schloß dann alle
Oeffnungen, und stellte die Einlaßhaͤhne sowohl fuͤr das Manometer,
als fuͤr die Roͤhre des Thermometers und fuͤr die Verdichtung
des Dampfes im Theile v der eisernen Roͤhre. Man
schuͤrte vorlaͤufig eine groͤßere oder geringere Menge
Brennmaterials in den Ofen nach dem groͤßeren oder geringeren Grade von Hize,
den man erreichen wollte, und wartete bis das fortwaͤhrende Steigen der
Temperatur etwas nachließ. Einer von uns beobachtete das Manometer, der andere die
Thermometer, und wenn bei frischem Nachschuͤren die Temperatur nur sehr
langsam stieg, fingen wir an die gleichzeitigen Angaben des Manometers, der vier
Thermometer des Kessels, und die Hoͤhe des Queksilbers in der
Seitenroͤhre, op, aufzuzeichnen. Wir nahmen
auf diese Weise mehrere sehr nahe an einander reichende Zahlen, bis wir endlich das
Maximum erreichten, und nur die auf diesem Punkte gemachte Beobachtung wurde
berechnet. Die fruͤheren und spaͤteren Beobachtungen dienten nur zur
Sicherstellung gegen Fehler bei dem Aufzeichnen. Nachdem das Manometer und die
Thermometer bedeutend gefallen waren, schuͤrte man neuerdings nach, und fuhr
wieder auf dieselbe Weise fort. Man konnte allerdings auf diese Weise nicht die mir
einer gegebenen Temperatur correspondirende elastische Kraft erhalten; da man
indessen eine Menge von Beobachtungen anstellte, so gelangte man endlich auf
ziemlich nahe Graͤnzen in der ganzen Ausdehnung der Stufenleiter. Wir hatten
Anfangs die Idee, die Beobachtungen bis auf 30 Atmosphaͤren zu treiben; der
Kessel fing aber an so viel Wasser zu verlieren, daß es nicht moͤglich war,
uͤber 24 Atmosphaͤren zu steigen. Man wird nun bald sehen, daß es
erlaubt seyn duͤrfte unmittelbare Beobachtungen selbst fuͤr weit
hoͤhere Druke als derjenige, bei welchem wir stehen bleiben mußten, durch
Rechnung zu ergaͤnzen.
Obige Erklaͤrungen zeigen so ziemlich die Methode, nach welcher die
Beobachtungen berechnet werden mußten. Da alle Aufeinanderfolge willkuͤrlich
war, so haben diese Berechnungen viele Zeit erfordert; es waͤre
uͤberfluͤssig, die Zwischenrechnungen hier alle aufzufuͤhren:
wir begnuͤgen uns
mit Angabe der Endresultate. Die Vergleichung sehr nahe stehender Punkte hat als
Bestaͤtigung gedient.
Angabe der Nummer der
Beobachtung.
Kleines
Thermometer.
Großes
Thermometer.
Elastische Kraft in
Queksilber-Metern.
Elastische Kraft in Atmosphaͤren von
0,76.
Bedingungen der
Beobachtung.
Elastische Kraft in Queksilber-Metern
bei 0.
1.
29.
Oct.
3te
122,97
123,7
1,62916
2,14
max.
1,62916
2.
25.
–
1ste
132,58
132,82
2,1823
2,87
a
2,1767
3.
28.
–
1ste
132,64
133,3
2,18726
2,88
b max.
2,1816
4.
28.
–
2te
137,71
138,3
2,54456
3,348
a
2,3386
5.
29.
–
3te
149,54
149,9
3,484
4,584
max.
3,4759
6.
28.
–
3te
151,87
151,7
3,69336
4,86
a
3,6868
7.
25.
–
2te
153,64
153,7
3,8905
5,12
a
3,881
8.
2.
Nov.
1ste
163,00
163,4
4,9489
6,51
max.
4,9383
9.
30.
Oct.
4te
168,40
168,5
5,61754
7,391
max.
5,6054
10.
28.
–
4te
169,57
169,4
5,78624
7,613
a lDie Buchstaben a und al bezeichnen aufsteigende und langsam aufsteigende Temperatur; b bedeutet beinahe. A. d. O.
5,7737
11.
23.
–
3te
171,88
172,34
6,167
8,114
a
6,151
12.
28.
–
5te
180,71
180,7
7,51874
9,893
b max.
7,5001
13.
25.
–
4te
183,70
183,7
8,0562
10,6
a
8,0352
14.
28.
–
6te
186,80
187,1
8,72218
11,48
a l
8,6995
15.
22.
–
2te
188,30
188,5
8,8631
11,66
max.
8,840
16.
25.
–
5te
193,70
193,7
10,0234
13,19
a
9,9989
17.
28.
–
7te
198,55
198,5
11,047
14,53
a l
11,019
18.
25.
–
6te
202,00
201,75
11,8929
15,65
a
11,862
19.
24.
–
1ste
203,40
204,17
12,321
16,21
a l
12,2903
20.
25.
–
7te
206,17
206,10
13,0211
17,15
a
12,9873
21.
2.
Nov.
6te
206,40
206,8
13,0955
17,23
max.
13,061
22.
24.
Oct.
2te
207,09
207,4
13,167
17,3
b max.
13,1276
23.
28.
–
8te
208,45
208,9
13,7204
18,05
a
13,6843
24.
25.
–
8te
209,10
209,13
13,8049
18,16
a
13,796
25.
25.
–
9te
210,47
210,5
14,1001
18,55
b max.
14,0634
26.
28.
–
9te
215,07
213,3
13,5407
20,44
a
15,4995
27.
28.
–
10te
217,25
217,5
16,1948
21,31
16,1528
28.
28.
–
11te
218,3
218,4
16,4226
21,6
b max.
16,3816
29.
30.
–
8te
220,4
220,8
17,2248
22,66
a
17,1826
30.
30.
–
11te
223,88
224,15
18,2343
23,994
max.
18,7894.
Obige Tabelle begreift dreißig unter den guͤnstigsten Umstaͤnden
angestellte Beobachtungen.
Die beiden Thermometer stimmen, im Allgemeinen, so vollkommen, als man es bei
Versuchen dieser Art nur immer erwarten kann. Die groͤßte Abweichung
betraͤgt 0,7, und diese hat nur in der untersten Reihe Statt, was ohne
Zweifel von besonderen Umstaͤnden an dem Apparate herruͤhrt. Wenn man
in der That annimmt, daß das Maximum der Temperatur streng dasselbe bei dem Dampfe
und bei dem Wasser ist, so hatten die beiden Thermometer nicht genau denselben Grad
anzeigen sollen. Die Kugel des kleineren Thermometers, auf welcher eine viel
kuͤrzere Roͤhre steht, die in ein Mittel taucht, dessen schwache Dichtigkeit die
Mittheilung der Waͤrme verspaͤtet, muͤßte den Einfluß der
Abkuͤhlung, die in der Nahe des Dekels des Kessels Statt hat, weit
staͤrker fuͤhlen. Diese Ursache verminderte sich in dem
Verhaͤltnisse, als die Temperatur stieg, indem die Menge
Waͤrmestoffes, welche der Dampf in derselben Zeit der Huͤlle des
Thermometers abtreten konnte, beinahe in gleichem Verhaͤltnisse mit der
Dichtigkeit stieg. Auch vermindert sich der Unterschied in den Angaben in dem Maße,
als die Spannungen starker werden. Dieß gilt von den Beobachtungen, bei welchen ein
Maximum Statt hat. Bei den Beobachtungen, die waͤhrend eines Aufsteigens der
Temperatur angestellt wurden, bemerkt man, daß die beiden Instrumente weit genauer
stimmen, was davon abhaͤngt, daß das große Thermometer, welches mit einer
weit laͤngeren Queksilbersaͤule versehen ist, mehr Zeit, als das
andere forderte um sich in Gleichgewicht zu sezen, und daß es in demselben
Augenblike weiter, als das kleine, von der Temperatur des umgebenden Mittels
entfernt seyn mußte.
Nach diesen Betrachtungen halten wir die Zahlen, welche von dem in das Wasser
eingetauchten Thermometer angedeutet werden, fuͤr alle bei dem Maximum der
Temperatur angestellten Beobachtungen fuͤr genauer.
Damit man nicht besorgen darf, daß der Dampf wirklich eine niedrigere Temperatur als
das Wasser hatte, haben wir außer dem, wie wir bereits bemerkten, dafuͤr
gesorgt, zu erweisen, daß das Manometer in dem Augenblike eine Verminderung der
Spannung anzeigt, wo das große Thermometer anfaͤngt zu fallen: ein Umstand,
welcher erweist, daß fuͤr die durch das Thermometer angezeigte Temperatur der
Raum mit Dampf gesaͤttigt war.
Wir haben aus diesen Beobachtungen die sogenannte Kruͤmme (sa courbe) gebildet; sie zeigt eine vollkommene
Regelmaͤßigkeit. Wenn wir was immer fuͤr zwei Graͤnzpunkte,
selbst sehr nahe gelegene, waͤhlten, so fiel nie eine Zwischenbeobachtung auf
die andere Seite der Sehne, die die zwei Endpunkte vereinigte.
Man hat bereits sehr zahlreiche, mit Versuchen unterstuͤzte Untersuchungen
uͤber diesen Gegenstand aufgestellt; sie erstreken sich aber meistens nur auf
einen Druk von 4 bis 5 Atmosphaͤren; nur einige stiegen bis auf acht.
Wenn man das Verfahren, welches man bei denselben befolgte, wo es anders
sorgfaͤltig beschrieben wurde, mit Aufmerksamkeit pruͤft, so kann man
hieraus die wahrscheinlichen Ursachen der Unterschiede entnehmen, welche die
Resultate desselben, verglichen mit den unsrigen, darbieten.
Nur die Resultate, welche Southern und Taylor fanden, sind es allein, die mit den gegenwaͤrtigen auf eine
um so auffallendere Weise zusammentreffen, als sie nach einer durchaus verschiedenen
Methode in der Beobachtung erlangt wurden. Zu der Zeit, als wir die Tabelle
fuͤr den provisorischen Bericht berechneten, dessen wir oben
erwaͤhnten, hielten wir sie bereits fuͤr die wahrscheinlichsten, und
man wird auch zwischen jener Tabelle und dieser nur beinahe unbedeutende
Unterschiede in jenem Theile der Reihe finden, der beiden gemein ist.
Ueber acht Atmosphaͤren kannten wir nur eine einzige Zahl, die Herr Perkins Herrn Clement mitgetheilt hat. Nach diesem
beruͤhmten Mechaniker waͤre die Kraft des Dampfes bei 215° am
hundertgradigen Thermometer 35 Atmosphaͤren, waͤhrend wir dieselbe nur
gleich 20 Atmosphaͤren fanden. Da wir keine weitere Auskunft uͤber die
Art besizen, wie diese Beobachtung angestellt wurde, so koͤnnen wir uns nicht
erklaͤren, wie Hr. Perkins sich bei der Elasticitaͤt um 15 Atmosphaͤren,
oder um 30° bei der Temperatur taͤuschen konnte; denn weder die
Vielfaͤltigkeit noch die regelmaͤßige Progression unserer Resultate
erlaubt uns die Annahme, daß der Fehler auf unserer Seile liege.
Nur seit Kurzem fanden wir in einem in Frankreich wenig bekannten deutschen
WerkeJahrbuͤcher des k. k. polytechnischen Institutes in Wien. 1819. I. Th.
S. 144. Polyt. Journ. von Dingler. XII. Bd. S.
17. Bulletin d. Sciences technol. T. 1. p. 122.A. d. O., in den Jahrbuͤchern des k. k. polytechnischen Institutes zu Wien,
eine Reihe von Beobachtungen, die mit vieler Sorgfalt von Hrn. Arzberger, Professor an diesem Institute,
angestellt wurden.
Auch hier wurde die Elasticitaͤt des Dampfes durch Bestimmung der Kraft
bemessen, welche nothwendig ist, um das Heben einer Hebelklappe zu hindern. Obschon
dieses Verfahren in Hinsicht auf Genauigkeit immer unter demjenigen steht, welches
wir angewendet haben, kann man doch annehmen, daß die Vorsicht, eine
kugelfoͤrmige Stahlklappe zu nehmen, die auf dem Umfange einer
kreisfoͤrmigen Oeffnung in einem Stuͤke desselben Metalles ruht, bei
der Vollkommenheit, mit welcher alle uͤbrigen Theile der Maschine
ausgearbeitet waren, die Fehler bei der Bestimmung der Elasticitaͤt um Vieles
vermindern mußten; allein, allem Anscheine nach wurde die Temperatur immer zu hoch
geschaͤzt. Die Huͤlle des Thermometers, welche uns mittelbar in das
Wasser tauchte, mußte, indem sie dem ganzen inneren Druke ausgesezt war, eine
Verminderung des Hohlraumes erleiden, und folglich die Temperatur als hoͤher
annehmen lassen, als sie wirklich war. Dieser Fehler, dessen Groͤße wir nicht
in ihrem ganzen Umfange
mit Genauigkeit anzugeben im Stande sind, und der bei jeder verschiedenen Dike einer
jeden verschiedenen Huͤlle verschieden seyn muß, wuͤrde ohne Zweifel
noch groͤßer gewesen seyn, wenn nicht zugleich ein anderer so zu sagen in
entgegengesezter Richtung entstanden waͤre. Die Roͤhre desselben
Instrumentes, die horizontal außen auf dem Kessel angebracht war, konnte nicht an
der Erhizung des Behaͤlters Theil nehmen, und doch gibt Hr. Arzberger keine Verbesserung
fuͤr diesen Umstand an. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß die
groͤßte Elasticitaͤt, welche Hr. Arzberger beobachtete, wirklich eine von
ungefaͤhr 20 Atmosphaͤren war. Er schreibt aber dieser Spannung eine
Temperatur von 222° zu, welche, nach uns, mit 23 Atmosphaͤren
correspondirt. Alle uͤbrigen Ausdruͤke leiden aus denselben Ursachen,
an demselben Fehler, jedoch weniger in dem Maße, als die Spannungen abnehmen.
Das physische Gesez, welches die elastische Kraft des Dampfes als Function der
Temperatur genau ausdruͤken sollte, wird in unseren Beobachtungen nicht mehr
klar, als in jenen, die man schon fruͤher an dem unteren Theile der
thermometrischen Reihe erhalten hat. Man wird, ohne Zweifel, nur durch theoretische
Betrachtungen dazu gelangen koͤnnen, und wenn man die Dichtigkeiten kennt,
die mit ihren verschiedenen Graden von Elasticitaͤt correspondiren. Indessen
kann man eine Interpolationsformel suchen, um mittelst derselben die elastische
Kraft fuͤr jeden Punkt der thermometrischen Reihe zu finden. Wir wollen
einige derselben, die man bisher vorgeschlagen hat, einer neuen Pruͤfung
unterziehen.
Die meisten dieser Formeln wurden nur fuͤr einen Druk von wenigen
Atmosphaͤren angewendet, und obschon sie fuͤr diese enge
Glaͤnze eine in praktischer Hinsicht hinlaͤngliche Annaͤherung
gewahren, koͤnnen sie doch, wie man leicht einsehen wird, uͤber jene
Glaͤnzen hinaus nicht mehr angewendet werden.
Die erste Formel ist jene des Hrn. de
Prony, die zur Darstellung der Beobachtungen Betancourt's gegeben wurde. Die Laͤnge der Rechnung, die hier
nothwendig ist, um die sechs bestaͤndigen Groͤßen zu finden, die in
dieser Formel vorkommen, und dann erst sie anzuwenden, nachdem man sie gefunden hat,
veranlaßte die gaͤnzliche Beseitigung dieser InterpolationsmethodeDiese Formel ist z = μ,ρ,x + μ,,ρ,,x + μ,,,ρ,,,x, oder z ist die elastische Kraft des Dampfes, und x die Temperatur. Archit. hidrauliq.
t. 2. p. 192.A. d. O..
Hr. Laplace,Mécanique céleste. T. 4. p. 223.A. d. O. auf das von Dalton bekannt gemachte Gesez sich
stuͤzend: daß die Elasticitaͤt des Dampfes beinahe in geometrischem
Verhaͤltnisse
steigt, wenn die Temperatur in arithmetischem Verhaͤltnisse wachst, stellt
die elastische Kraft durch eine Exponential-Formel aus, deren Exponent in
parabolischer Reihe sich entwikelt. Die beiden ersten Glieder schienen ihm
hinreichend; Hr. Biot
Traité de phys. T. 1. p. 277 et 250.A. d. O. hat aber die Notwendigkeit erwiesen, auch noch ein drittes zu Huͤlfe
zu nehmen. Man kann sich uͤberzeugen, daß diese Formel eine derjenigen ist,
die sich am meisten von der Beobachtung entfernt, wenn man uͤber jene
Graͤnzen hinaustritt, zwischen welchen die Daten genommen wurden, nach
welchen man den Werth der unbestimmten Coëfficienten berechnet. Wenn man in
dieser Formel alle Beobachtungen, die man bisher besizt, zusammenfassen wollte,
muͤßte man fuͤnf bis sechs Glieder der Reihe nehmen, wodurch diese
Rechnung nie zu Ende gebracht werden wuͤrde. Wir sind der Meinung, daß man
diese Methode gaͤnzlich aufgeben muß. Die Formel des Hrn. Ivory, die durchaus von derselben
Art ist, obschon die Coëfficienten nach einem anderen Verfahren berechnet
wurden, bietet dieselben Schwierigkeiten dar. Bei der hoͤchsten Temperatur in
unseren Versuchen wuͤrde sie eine elastische Kraft geben, die mehr als
doppelt so groß ist, als diejenige, die man wirklich beobachtet. (Philos. Mag. New. Series. 1. p. 1.)
Hr. Dr. Ure hat eine leicht anwendbare Methode
vorgeschlagen, die so ziemlich mit der Erfahrung stimmt, wenn man nicht uͤber
5 bis 6 Atmosphaͤren hinaus geht. Er hat bemerkt, daß, wenn man, vom
210° Fahrenheit an, wo die elastische Kraft 28,9 Fuß (engl.) ist, um
10° auf demselben Maßstabe steigt, man die neue elastische Kraft
erhaͤlt, indem man die vorige mit 1,23 multiplicirt; wenn man noch um
10° steigt, indem man mit 1,22 multiplicirt, und so fort, indem man immer den
Factor um eine Einheit der lezten Ziffer fuͤr jede Zunahme von 10°
vermindert. Allein, abgesehen davon, daß diese Regel die Loͤsung der Frage
nicht gestattet, wenn sie umgekehrt gestellt wird, so erhellt deutlich, daß, bei
einer Temperatur von 440° Fahrenh., als ungefaͤhr der obersten
Graͤnze unserer Beobachtungen, eine Vermehrung von 10° leine Zunahme
der Expansivkraft geben wuͤrde, und daß, fuͤr noch etwas
hoͤhere Temperaturen, die elastische Kraft abnehmen wuͤrde, was
ungereimt ist.
Hr. Roche, Prof. der Mathematik
an der Artillerieschule der Marine zu Toulon, hat der Akademie im Anfange des
vorigen Jahres eine Abhandlung uͤber das Gesez der elastischen Kraft der
Daͤmpfe (Mémoire sur la loi des forces
élastiques des vapeurs) mitgetheilt. Der Verfasser will nicht bloß
eine fuͤr den Gebrauch in den Werkstaͤtten anwendbare Interpolation
aufstellen; er betrachtet die Formel, auf welche er gelangte, als ein physisches Gesez,
welches durch Rechnung aus den allgemeinsten Grundsaͤzen der Theorie des
Dampfes abgeleitet ist.
Es waͤre zu weitlaͤuftig, wenn wir uns in eine detaillirte
Pruͤfung der Schluͤsse, auf welche Hr. Roche sein System gruͤndet, einlassen
wollten; wir glauben nicht, daß sie den Beifall der Physiker erhalten
koͤnnen. Wir gestehen jedoch nichts desto weniger, daß die FormelDiese Formel ist F = 760 × 10 mx/(11 + 0,03x,) wo
F die Kraft des Dampfes in
Queksilbermillimetern, und x die Temperatur am
hundertgradigen Thermometer ausdruͤkt, und die Grade uͤber
100° als positiv, und jene unter 100° als negativ genommen
werden. Der mittlere Werth von m, aus unseren
Beobachtungen abgeleitet, waͤre m =
0/1644.A. d. O., zu welcher er gelangte, eine derjenigen ist, die am besten mit unseren
Beobachtungen uͤbereinstimmt. Diese Uebereinstimmung waͤre jedoch sehr
unvollkommen, wenn man den Coëfficienten aus Beobachtungen unter 100°
ableiten wollte; wenn man aber nach den vorausgegangenen Daten rechnet, und das
Mittel aus den Werthen von sieben zwischen der Graͤnze von 1
Atmosphaͤre und von 24 Atmosphaͤren nimmt, so ergibt sich aus dieser
Formel nur ein Fehler von Einem Grade bei 24 Atmosphaͤren, und nur von Einem
Zehntel bei zwei Atmosphaͤren.
Beinahe zu gleicher Zeit hat Hr. August zu BerlinAnnalen d. Physik und Chemie. 1828. N. 5. p. 128. et Bulletin univ.
t. 10. p. 302.A. d. O. eine Formel bekannt gemacht, welche mit der vorigen das gemein hat, daß die
elastische Kraft in derselben exponential ausgedruͤkt wird, und der Exponent
als Bruch im Zahler und im Nenner die Temperatur enthaͤlt. Hr. August bedient sich aber bei
Begruͤndung derselben anderer Ruͤksichten, und die Temperaturen sind
uͤberdieß nicht am Queksilberthermometer genommen; man nimmt an, daß sie auf
das Luftthermometer zuruͤkgefuͤhrt sind. Wir haben nach dieser Formel
die Temperatur berechnet, die mit einer Spannung von 24 Atmosphaͤren
correspondiren muͤßte, und sie = 214°,37 gefunden. Die Beobachtung
gibt 224°,2 am Queksilberthermometer, welche, auf das Luftthermometer
zuruͤkgefuͤhrt, sich nur auf 220°,33 belaufen wuͤrden.
Die Abweichung betraͤgt demnach 6° ungefaͤhr; oder, wenn man
die Elasticitaͤt fuͤr 220°,2 (Luftthermometer) suchte,
wuͤrde sich ein Ueberschuß von mehr als zwei Queksilbermeter zeigen.
Man findet noch in N. 19. des Edinburgh Journal of Sciences, p. 68., eine andere FormelDie Formel istTextabbildung Bd. 36, S. 362wo e die
Elasticitaͤt in Queksilber-Kubikmetern, a die Elasticitaͤt des Dampfes bei
0°, b = 0,76, n = 100, w = 266 2/3, und t die Temp. am 100grad. Therm. vom Eispunkte an.
Auf Zahlen zuruͤkgefuͤhrt, wird sie Log. e = 23,945371 t/(800
+ 3 t) – 2,2960383.A. d. O. des Hrn. Tregaskis,
der nach alten Beobachtungen bestaͤtigt gefunden zu haben glaubt, daß die
elastischen Kraͤfte in einer geometrischen Progression, deren
Verhaͤltniß 2 ist, wachsen, wenn die Temperaturen auch in geometrischer
Progression, deren Verhaͤltniß 1,2 ist, zunehmen. Diese Formel leistet den Beobachtungen bei
hohen Temperaturen kein Genuͤge. Man sieht, daß dieß auf die Annahme
zuruͤk laͤuft, daß die Elasticitaͤten wie eine gewisse Potenz
der Temperaturen wachsen. Um zu sehen, ob das Gesez dieses Phaͤnomens sich
wirklich so verhaͤlt, haben wir den Exponenten dieser Potenz nach dem
hoͤchsten Gliede der vorhergehenden Tabelle bestimmt, welches, allem
Anscheine nach, am Mindesten dem Einfluͤsse irgend eines Fehlers unterliegt.
Die auf diese Weise abgefaßte Formel wurde hierauf mit anderen Gliedern verglichen.
Die Abweichungen von 2°, die sich dann ergaben, zeigen deutlich, daß die
Verschiedenheiten der Kraft des Dampfes nicht durch Beihuͤlfe zweier
geometrischen Progressionen ausgedruͤkt werden koͤnnen.
Beinahe alle anderen bisher vorgeschlagenen Formeln beruhen auf derselben Idee, und
weichen nur durch die bestaͤndigen Groͤßen ab, die in derselben
vorkommen. Hr. Young scheint
der erste gewesen zu seyn, der sich dieser Art von Interpolation bediente, welche
darin besteht, daß die elastischen Kraͤfte des Dampfes durch eine gewisse
Potenz der Temperatur, vermehrt mit irgend einer bestaͤndigen Zahl,
ausgedruͤkt werden. Hr. Young fand, daß der Exponent 7 fuͤr Versuche, die bis zur
Erscheinung seines Werkes bekannt wurden, hinreicht.Natural Philos. t. 2. p. 400.A. d. O. Hr. Creighton
Philosophical Magazine. t. 53. p. 266.A. d. O. nahm den Exponent 6, der ihm besser mit den Resultaten des Drs.
Ure zu stimmen schien. Hr. Southern
Robinson Mechan. Philos. t. 2. p. 172.A. d. O. nahm die Zahl 5,13, die er wahrscheinlich durch bloßes Tappen fand. Hr.
Tretgold
Traité des machines á vapeur, trad. de
Mellet, 4. 1828. p. 101.A. d. O. stellte Creighton's Exponenten wieder her,
aͤnderte aber dabei den Coëfficienten. Endlich bleibt Hr. Coriolis, in dem interessanten von
ihm herausgegebenen WerkeDu calcul de l'effet des machines 4. 1829. p. 59. Die Formel istTextabbildung Bd. 36, S. 363wo e die
Elasticitaͤt der Atmosphaͤren von 0,76 Metern, und t die Temperatur in Graden am 100gradigen
Thermometer vom 0 Punkte aus andeutet.A. d. O., bei dem Exponenten 5,355, der aus den Beobachtungen Dalton's unter 100° abgeleitet ist, und aus der Tabelle, welche wir
in dem provisorischen Berichte an die Regierung geliefert haben.Annales de Chimie et de Physique t. 27. p. 101. A. d. O. Polytechn. Journ. Bd. XI. S.
466. und Bd. XV. S. 262.
A. d. R. Diese Formel
weicht sehr wenig von derjenigen ab, welche wir damals zur Berechnung der
erwaͤhnten Tabelle angewendet haben; sie reicht fuͤr die
aͤußersten Beobachtungen vollkommen zu, und weicht nur um 2 oder 3 Zehntel
Grade von den Zwischengraden ab. Wir ziehen jedoch, der leichteren Anwendung und der
groͤßeren Genauigkeit wegen, die Formel e = (1 +
0,7153t)5 vor, wo e die
Elasticitaͤt in Atmosphaͤren von 0,76 Meter, und t die Temperatur vom Hunderten Grade aus, positiv
aufwaͤrts, und negativ abwaͤrts, ausdruͤkt, wobei der
Zwischenraum von 100° als Einheit genommen wird. Der einzige
Coëfficient, den man in dieser Formel findet, wurde aus dem hoͤchsten
Gliede unserer Beobachtungen abgeleitet.
Wir haben unten in einer Tabelle die Werthe, welche die vier Formeln, die sich am
wenigsten von der Erfahrung, von Versuchen, entfernen, und deren Berechnung die
wenigsten Schwierigkeiten dar, bietet, fuͤr die vorzuͤglichsten
Glieder der Reihe zusammengestellt.
Textabbildung Bd. 36, S. 364
Nr. der Beobachtung; Elasticität in
Queksilber-Metern bei 0°; Elasticit. in Atmosphären von 0,76
Metern; Beobachtete Temperatur; Berechnete Temperatur nach den Formeln von
Tredgold. 1; Berechnete Temperatur nach den Formeln von Roche mittlerer Coeffic.
2; Berechnete Temperatur nach den Formeln von Coriolis. 3; Nach der
angenommenen. 4
1)
Textabbildung Bd. 36, S. 364
wo t = Temperatur am
hundertgradigen Thermometer vom 0° aus, und f die
Elasticitaͤt in Queksilber-Centimetern. A. d. O.
2)
Textabbildung Bd. 36, S. 364
wo t gleich der Temperatur in
Graden am hundertgradigen Thermometer uͤber 100°, und f die Elasticitaͤt in
Queksilber-Millimetern. A. d. O.
3)
Textabbildung Bd. 36, S. 364
wo t gleich der Temperatur in
Graden am hundertgradigen Thermometer vom 0° aus, und f die Elasticitaͤt in Atmosphaͤren 0m,76 Meter. A. d. O.
4)
Textabbildung Bd. 36, S. 364
wo t gleich der Temperatur in
Graden am hundertgradigen Thermometer von 100° aus, den Zwischenraum von
100° als Einheit genommen, und f die
Elasticitaͤt in Atmosphaͤren von 0m,76
Meter. A. d. O.
Wenn man die fuͤnf lezten Spalten dieser Tabelle vergleicht, so sieht man daß,
bis auf 3 oder 4 Atmosphaͤren, die drei ersten Spalten die Beobachtungen so
ziemlich deutlich ausdruͤken, daß aber von da aus die vierte Formel,
diejenige welche wir angenommen haben, den Resultaten des Versuches immer
naͤher kommt. Der groͤßte Unterschied betraͤgt 0°,4;
beinahe alle uͤbrigen betragen nur 0°,1. Die bedeutendste Abweichung,
die man zwischen den beiden ersten Gliedern findet, wuͤrde, in diesem Theile
der Reihe, von geringen Folgen bei der Anwendung in den Werkstaͤtten seyn,
und man koͤnnte sich der Formel, selbst innerhalb dieser Graͤnzen,
bedienen. Obschon aus der Natur des Verfahrens, dessen wir uns bei unseren Versuchen
bedienten, die Fehler bei niedrigem Druke verhaͤltnißmaͤßig
groͤßer seyn muͤssen, so ist es doch nicht wahrscheinlich, daß die
Formel aus diesem Grunde fehlerhaft ist; denn es laͤßt sich begreifen daß,
fuͤr einen niedrigeren Druk, als den einer Atmosphaͤre, die Divergenz
in dem Maße mehr zunimmt, als man tiefer herabsteigt. Es scheint demnach, daß die
Anwendung dieser Formel auf Spannungen beschrankt bleiben muß, die jene Einer
Atmosphaͤre weit uͤbersteigt. Man koͤnnte sich der Formel Tredgold's bis auf 100°, selbst auf 140°
bedienen.
Nachdem wir also eine hoͤchst einfache Formel gefunden haben, die zugleich
sehr genau mit der Erfahrung, mit dem Versuche, uͤbereinstimmt, kann man sich
derselben zur Abfassung einer Tabelle bedienen, die den Hauptzwek der
gegenwaͤrtigen Untersuchungen ausmacht, und, da der einzige
Coëfficient, der sich in derselben befindet, mittelst des lezten Gliedes der
Reihe bestimmt wurde, so laͤßt sich, bei seinem Zusammenstimmen mit den
vorausgehenden Gliedern, nicht zweifeln, daß sie sich nicht auch viel weiter ohne
bedeutenden Fehler erstreken sollte. Wir sind uͤberzeugt, daß bei 50
Atmosphaͤren der Fehler nicht einen Grad betragen wuͤrde.
Die folgende Tabelle begreift die Temperaturen, welche fuͤr Druke berechnet
wurden, die von Einer Atmosphaͤre bis zu 8 immer um eine halbe
Atmosphaͤre wachsen, und von 8 bis zu 24 Atmosphaͤren immer um eine
ganze Atmosphaͤre. Hier ist unsere Beobachtung am Ende, Von 25
Atmosphaͤren bis zu 50 wachst der Druk, unter der Voraussezung, daß die
Formel bis dahin zureicht, um 5 Atmosphaͤren.
Tabelle uͤber die elastische Kraft des Wasserdampfes
und seiner correspondirenden Temperatur von Einer Atmosphaͤre bis zu 24
Atmosphaͤren nach Beobachtungen, und von 24 Atmosphaͤren bis zu 50
nach Berechnung.
Elasticitaͤt des Dampfes,
den Druk der Atmosphaͤre als Einheit
genommen.
Queksilbersaͤule bei 0°, welche die
Elasticitaͤt
bemißt.
Correspondirende Temperaturenam
hundertgradigen Queksilber-Thermometer.
Druk auf Ein
Quadrat-Centimeter.
1
0,7600
100°
1,033
1 1/2
1,1400
112,2
1,349
2
1,5200
121,4
2,066
3
2,280
135,1
3,099
3 1/2
2,66
140,6
3,615
4
3,04
145,4Die Temperaturen, welche mit dem Druke von Einer Atmosphaͤre
bis 4 Atmosphaͤren einschließlich correspondiren, wurden nach
Tredgold's Formel berechnet, welche
in diesem Theile der Letter am besten mit unseren Beobachtungen
stimmt. A. d. O.
4,132
4 1/2
3,42
149,06
4,648
5
3,80
153,08
5,165
5 1/2
4,18
156,8
5,681
6
4,56
160,2
6,198
7
5,32
166,5
7,231
7 1/2
5,70
169,37
7,747
8
6,08
172,1
8,264
9
6,84
177,1
9,297
10
7,60
181,6
10,33
11
8,36
186,03
11,363
12
9,12
190,0
12,396
13
9,88
193,7
13,429
14
10,64
197,19
14,462
15
11,40
200,48
15,495
16
12,16
203,60
16,528
17
12,92
206,57
17,561
18
13,68
209,4
18,594
19
14,44
212,1
19,627
20
15,20
214,7
20,660
21
15,96
217,2
21,693
22
16,72
219,6
22,726
23
17,48
221,9
23,759
24
18,24
224,2
24,792
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
25
19,00
226,3
25,825
30
22,80
236,2
30,990
35
26,60
244,85
36,155
40
30,40
252,55
41,320
45
34,20
259,52
46,485
50
38,00
265,89
51,650
Die Akademie kann, um uns in Kuͤrze zu wiederholen, ersehen, daß das Resultat
der Versuche, welche Hr. Arago
und ich anstellten, 1) Bestaͤtigung des Gesezes Mariotte's bis auf 27
Atmosphaͤren, 2) eine Tabelle der Temperaturen ist, welche mit Spannungen
oder Druken des Dampfes
unter 24 Atmosphaͤren correspondiren. Diese Tabelle ist es, welche die
Administration zur Ausfuͤhrung der oben angefuͤhrten Ordonnanz
verlangte.
Diese stets muͤhsamen und oft gefaͤhrlichen Untersuchungen
wuͤrden mehrere Jahre ununterbrochener Arbeit gefordert haben. Die
Unterbrechungen, welche andere Pflichten und Umstaͤnde, die nicht von unserem
Willen abhingen, unvermeidlich machten, haben die Dauer derselben noch mehr
verlaͤngert. Man koͤnnte, wenn man nicht ungerecht seyn wollte, diese
Verspaͤtung nicht unserer Nachlaͤssigkeit zuschreiben. Maͤnner,
die an große physikalische Versuche gewohnt sind, koͤnnen allein das
Ungeheuere der Aufgabe beurtheilen, die uns aufgelegt wurde, und die kein
Seitenstuͤk in unseren Archiven findet; die sogar von unserer Seite eine
Aufopferung nothwendig machte, welche die Akademie vielleicht nicht das Recht hat
von irgend einem ihrer Mitglieder zu fordernd Indessen werden wir die Zeit nicht
bereuen, die wir darauf verwendet haben, wenn die Akademie findet, daß wir das
Geschaͤft, welches sie uns anvertraute, auf eine wuͤrdige Weise
vollendet haben, und wenn, den Wuͤnschen der Regierung entsprechend, die
Resultate, welche wir hier vorlegen, von den Physikern als eine nuͤzliche
Bereicherung der Wissenschaft angesehen werden wollen.
Die Commission hat, nach genommener Einsicht dieser Arbeit, die Ehre der Akademie
vorzuschlagen, gegenwaͤrtigen Bericht uͤber die nach seiner Einladung
vorgenommenen Untersuchungen dem Minister des Inneren zuzustellen.
So geschehen am Institut d. 30. Nov. 1829.
Baron de Prony, Arago, Girard, Dulong,
Bericht-Erstatter.