Titel: | Verbesserung im Ausschmelzen des Eisens aus seinen Erzen und in der weiteren Behandlung desselben bis zur Verfertigung des Stangen- oder Stab-Eisens, nebst einem neuen Verfahren Eisen von geringerer Güte zu verbessern, worauf Jos. Lambert, Esq., Liverpool-Street, City of London, sich am 4. Febr. 1830 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXXV., S. 435 |
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LXXXV.
Verbesserung im Ausschmelzen des Eisens aus
seinen Erzen und in der weiteren Behandlung desselben bis zur Verfertigung des
Stangen- oder Stab-Eisens, nebst einem neuen Verfahren Eisen von
geringerer Guͤte zu verbessern, worauf Jos. Lambert, Esq., Liverpool-Street,
City of London, sich am 4. Febr. 1830 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai.
1830. S. 283.
Lambert, uͤber das Ausschmelzen des Eisens etc.
Meine Verbesserung im Ausschmelzen des Eisens aus seinen Erzen und in der weiteren
Behandlung desselben bis zur Verfertigung des Stangen- oder
Stab-Eisens besteht in Anwendung des Salzes, der Potasche und des Kalkes,
gemengt oder vereint, auf die Eisenerze oder auf das Eisen in dem Hoch- oder
Wind-Ofen (Blast-furnace), dem
Fein- oder Gar-Ofen (refinery furnace),
dem Puddling-Ofen, dem Ball- oder Frisch-Ofen (balling or reheating furnace), und bei jeder anderen
Arbeit, in welcher das Eisen bei seiner Behandlung einer bedeutenden Hize ausgesezt
wird; ferner in Anwendung des Salzes, Salpeters und Kalkes, gemengt oder vereint,
auf das Eisen in dem Puddling-Ofen, es mag nun auf dieses Eisen Salz,
Potasche und Kalk in einer der fruͤheren Bearbeitungen desselben angewendet
worden seyn, oder nicht.
Das Verhaͤltniß, in welchem ich die Mischung oder Verbindung des Salzes, der
Potasche und des Kalkes empfehle, ist: zwei Theile Salz, Ein Theil Potasche, und
zwei Theile Kalk: sollten die Verhaͤltnisse einiger Maßen von denjenigen
abweichen, welche am besten zu diesem Zweke geeignet sind, so werden die
unnuͤzen Theile waͤhrend des Verlaufes der Bearbeitung verjagt werden.
(!!) Die waͤhrend der Bearbeitung im Hoch- oder Wind-Ofen
verwendete Mischung oder Verbindung soll dann angewendet werden, wenn die
Materialien, aus welchen das Eisen bereitet wird, schmelzen, und zwar im
Verhaͤltnisse von fuͤnf und zwanzig Pfund auf die Tonne Eisen (20
Ztr.). Sie kann in verhaͤltnißmaͤßigen Mengen oben bei der
Schuͤtte des Hochofens entweder in Zwischenraͤumen, oder bei jedem
Aufschuͤtten der Materialien, welche das Eisen erzeugen, eingetragen werden.
Wenn sie nicht bei dem Schmelzen gebraucht wird, so kann sie in
Zwischenraͤumen auf das Metall waͤhrend der Bearbeitung desselben bei
jeder Beschikung des Feinofens, oder im Puddlingofen, oder bei jeder anderen
Behandlung, welcher das Eisen waͤhrend seiner Bearbeitung unterzogen werden
muß, und bei welcher eine starke Hize nothwendig ist, angewendet werden. Ein gehoͤriges
Verhaͤltniß zur Anwendung derselben im Feinofen koͤnnte zwanzig Pfund
auf die Tonne Eisens seyn, und fuͤr den Puddlingofen achtzehn Pfund auf die
Tonne Eisens. Bei dem Ball- oder Frisch-Ofen aber, und bei den
uͤbrigen Arbeiten, haͤngt die Menge derselben von der Beschaffenheit,
Form und Substanz des Eisens ab: man muß dafuͤr sorgen, daß das Eisen
gehoͤrig damit uͤberstreut und mit derselben in Beruͤhrung
gebracht wird. Die anzuwendende Menge wird zwischen achtzehn und dreißig Pfund auf
die Tonne Eisen wechseln.
Das Verhaͤltniß, in welchem ich das Salz, den Salpeter und den Kalk menge oder
verbinde, ist zwei Theile Salz, anderthalb Theile Salpeter und zwei Theile Kalk.
Sollten die Verhaͤltnisse einiger Maßen von denjenigen abweichen, welche am
besten zu diesem Zweke geeignet sind, so werden die unnuͤzen Theile
waͤhrend des Verlaufes der Bearbeitung verjagt werden. (!!!)
Die Mischung oder Verbindung des Salzes, Salpeters und Kalkes sollte auf das Eisen in
dem Puddlingofen angewendet werden, waͤhrend das Metall- oder
Roh-Eisen in einem Zustande von Fluß ist, und kann in Zwischenraͤumen
im Verhaͤltnisse von zwanzig Pfund auf die Tonne Eisens angewendet
werden.
Die Mengen der einen oder der anderen obiger Mischungen werden einiger Maßen
verschieden seyn nach der Beschaffenheit der Materialien oder des Eisens: im
Durchschnitte aber sind die oben erwaͤhnten Verhaͤltnisse die
geeigneten.
Die Verbesserung des Eisens von geringerer Guͤte besteht in Anwendung der
einen oder der anderen obiger Mischungen in aͤhnlichen Verhaͤltnissen,
wo solches Eisen einer bedeutenden Hize ausgesezt wird. Sie koͤnnen zu diesem
Ende auf das Eisen, und auf das in Verbindung mit denselben geschmolzene Eisen, oder
auf das Eisen in dem Puddlingofen in solchen Mengen angewendet werden, welche zur
Verbesserung der Qualitaͤt desselben, je nachdem sich seine Eigenschaften
mehr oder deutlich zeigen, und es, wie man sagt, roth oder kaltbruͤchig ist
(red-short or cold-short), am besten
geeignet sind; d.h., die Anwendung der Mischung aus Salz, Potasche und Kalk taugt am
besten fuͤr sogenanntes rothbruͤchiges Eisen, und die Mischung aus
Salz, Salpeter und Kalk taugt am besten fuͤr das sogenannte
kaltbruͤchige. Die Menge der in beiden Fallen anzuwendenden Mischungen spielt
zwischen achtzehn und dreißig Pfund auf die Tonne, je nachdem das Eisen in der einen
oder in der anderen Hinsicht mehr oder minder schlecht ist. Die Mischungen
koͤnnen auch auf das Eisen in irgend einem Frisch- oder anderem Ofen
angewendet werden, wo das Metall eine Zeit uͤber im Verhaͤltnisse zu
seiner Qualitaͤt, Form und Substanz einer Rothgluͤhehize unterzogen wird,
mit der Sorgfalt, daß die Mischungen in Beruͤhrung mit dem Metalle gebracht
werden. Zu diesem Ende muß die Mischung, wenn das Eisen die Form von Roͤhren
hat, wie z. V. Flintenlaͤufe, in die Roͤhre gebracht werden.
––––––––––
Bemerkungen des Patent-Traͤgers. Die
Wirkung dieser Anwendung in dem Hochofen ist Erzeugung eines vollkommeneren Flusses
der erdigen Theile, und ihre Ausscheidung aus dem Eisen in einem weit
hoͤheren Grade, als bei der gewoͤhnlichen Beschikung nicht
moͤglich ist. Das Roheisen ist, wenn es auf diese Weise bearbeitet wird,
bedeutend reiner, als man es bei dem gewoͤhnlichen Schmelzverfahren
erhaͤlt. Eine aͤhnliche Wirkung hat auch in dem Feinofen Statt; das
Eisen fließt reiner; die Schlaken enthalten weniger Metall und dafuͤr mehr
erdige Theile, so daß die Ersparung in der Zubuße einen bedeutenden Betrag erreicht.
Im Puddlingofen hat die Anwendung der Mischung aus Salz, Salpeter und Kalk die
kraͤftigste Wirkung, indem sie die Zersezung der kohlenstoffigen und sauren
Verbindungen bewirkt, die der Wirkung des Feinmachens widerstehen. Beinahe alles
Stangeneisen aus Roheisen, welches mit Kohks bearbeitet wurde, enthaͤlt mehr
oder weniger erdige Grundlagen. Gewisse Verhaͤltnisse derselben haben
wesentlichen Einfluß auf die Qualitaͤt desselben, indem sie dazu beitragen,
es roth- oder kaltbruͤchig zu machen. Die Erden kommen dadurch in
einen schmelzbaren Zustand, und werden vollkommenIm Originale ist ein garstiger Drukfehler: „nitrified“ Statt „vitrified.“
A. d. Ue. durch das Alkali und durch den Kalk verglast; sie werden dadurch von dem
Eisen abgeschieden, und lassen es rein und fehlerfrei zuruͤk. Es bleibt hier
nur noch zu bemerken uͤbrig, daß die Praxis mit der Theorie dieses Processes
uͤbereinstimmt; obige Thatsache wurde durch eine zahllose Menge von Versuchen
an Eisen von der schlechtesten Qualitaͤt erwiesen; das Eisen entsprach der
gehegten Erwartung sowohl in mechanischer als in chemischer Hinsicht. Dieses Patent
wird an den Eisenwerken der HHrn. Thompson und Comp. angewendet.Wir wollen annehmen, daß dieses Verfahren, wenn es den HHrn. Thompson und Comp. deutlicher gemacht wurde, als es in der
Patent-Erklaͤrung nicht ist, von Nuzen seyn kann; indessen
wuͤrde derjenige, der sich desselben bloß deßwegen bedienen wollte,
weil es bei den HHrn. Thompson und Comp. mit Erfolg
angewendet wurde, sich sehr tauschen, wenn er nicht dieselben Erze hat,
welche auf den Werken dieser Herren verarbeitet werden. So wenig es ein
Universalmittel gegen Krankheiten gibt, so wenig gibt es ein allgemeines
Verfahren bei dem Ausschmelzen dieser oder jener Erze. Es ist offenbar, daß
solche Patent-Verfahren nur dann von wahrem Nuzen seyn
koͤnnten, wann zugleich die Analyse der Erze, bei welchen sie mit
Vortheil angewendet wurden, in denselben angegeben waͤre. Der Eine
empfiehlt Zuker, der andere Salz; jeder mag bei seiner Art von Erzen
dieses Mittel gut gefunden haben, ein Dritter, der andere Erze hat, als die
beiden vorigen, wird weder Salz noch Zuker brauchen koͤnnen. Man muß
Chemiker seyn, wenn man Eisen schmelzen will, und weder
Patent-Jaͤger noch Patent-Kraͤmer.A. d. Ue.