Titel: | Ueber die gegenwärtig an den Eisenwerken in England gebräuchlichen Hämmer. Von Hrn. Ferry, dem Sohne. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXXVI., S. 438 |
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LXXXVI.
Ueber die gegenwaͤrtig an den Eisenwerken
in England gebraͤuchlichen Haͤmmer. Von Hrn. Ferry, dem Sohne.
Aus den Annales de l'Industrie. T. V. N. 2. p.
145.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Ferry, uͤber die an den Eisenwerken in England
gebraͤuchlichen Haͤmmer.
Unter den Maschinen, deren man sich heute zu Tage in den englischen Eisenwerken
bedient, sind die Haͤmmer, so wie sie jezt vorgerichtet sind, nicht die
unbedeutendsten. Die Englaͤnder bedienen sich derselben zum Ausschlagen der
Kugeln, wie sie aus ihren Puddlingoͤfen kommen und zum Schmieden des Eisens,
das durch die Strekwerke soll. Ich will hier einige Notizen uͤber den Bau und
uͤber die Anwendung dieser Hammer liefern.
Bei Maschinen, welche schlagen sollen, kommt es vor Allem darauf an, daß man alle
Steife an den Stuͤken, aus welchen sie zusammengesezt sind, vermeidet; denn
sonst entstehen haͤufig Bruͤche. Die Englaͤnder scheinen in
dieser Hinsicht die zwekmaͤßigsten Vorkehrungen getroffen zu haben. Sie
fuͤhren unter dem Fußboden des Hammerwerkes, entweder auf einem Felsen oder
auf einem Roste, der auf eingerammten Pfaͤhlen ruht, ein hoͤchst
massives Gemaͤuer auf. Auf dieses legen sie, als auf die Grundlage,
fuͤnf Lagen von sechszoͤlligen Eichenpfosten kreuzweise uͤber
einander. Die oberste oder fuͤnfte Lage dieser Pfosten ist ebensoͤhlig
mit dem Boden der Werkstaͤtte, und auf ihr ist der Hammer aufgezogen. Eine
GußeisenplatteIm Originale ist hier ein Drukfehler, der die Art des Gußeisens
unverstaͤndlich macht: es heißt „fonte à ergotn.“
A. d. Ue. ist, mittelst sechs Bolzen, welche durch alle Pfostenlagen laufen, auf die
oberste Lage aufgebolzt. Auf die Platte werden, mittelst hoͤlzerner Keile,
die beiden Stuͤzen des Stieles des Hammers aufgekeilt. Dieser Stiel hat die
Form eines T, und seine Drehezapfen ruhen auf
Poͤlstern aus Gußeisen, welche sich in Furchen der Stuͤzen desselben
befinden. Andere hoͤlzerne Keile tragen diese Kissen, und koͤnnen mehr
oder minder tief eingetrieben werden, je nachdem man die Umdrehungsachse des Hammers
mehr oder minder heben oder senken muß. Der Kopf des Hammers, so wie der nach
demselben Modelle gebildete Amboß, ist, der eine in dem Stiele des Hammers, der
andere in dem Kragen mittelst hoͤlzerner Keile befestigt. Die Form derselben
ist so vorgerichtet, daß der Schmid, der au der Seite des Hammers arbeitet, ohne seine
Stelle zu verlassen, das Eisen gerben und Flaͤchen kann. Ein starker Ring aus
Gußeisen, auf welchem vier oder fuͤnf Daͤumlinge mittelst
hoͤlzerner Keile befestigt sind, sezt den Hammer endlich dadurch in Bewegung,
daß er ihn bei seinem Kopfe pakt, hebt, und fallen laͤßt. Solche Hammer nennt
man daher Hebehaͤmmer (marteaux à soulèvement oder frontaux). Der Ring ist am Ende einer Achse aus Gußeisen eingekeilt, an
deren anderem Ende sich ein Flugrad und eine Kurbel befindet, die die Bewegung des
Triebwerkes dem Ringe mittheilt. Eine Kraft von 12 bis 15 Pferden hoͤchstens
reicht hin, diesen Hammer in Umtrieb zu sezen, so daß er in Einer Minute, im Maximum
seiner Geschwindigkeit, 120 Mal faͤllt, und im Minimum nur 24 Mal.
Wenn die Triebkraft eine Dampfmaschine ist, muß diese so vorgerichtet seyn, daß der
Werkmeister, der sie zu leiten hat, nach Belieben und nach dem Rufe des Schmides die
Geschwindigkeit des Hammers vermehren oder vermindern kann: so wie dieß auf eine
aͤhnliche Weise mittelst des Schuzbrettes bei einem Wasserrade geschieht, das
man hebt oder senkt, je nachdem man mehr oder weniger Wasser auf das Rad will fallen
lassen. Wenn es sich bloß um das Ausschlagen der Kugeln aus den Puddlingoͤfen
(cingler les balles) handelt, kann diese Vorrichtung
wegbleiben, indem hier ein fuͤr alle Mal die Zahl der Schlage waͤhrend
einer gegebenen Zeit bestimmt ist, und folglich die Bewegung des Ringes
gleichfoͤrmig wird. Man wird jedoch begreifen, daß dieß nicht dort der Fall
seyn kann, wo man dem Eisen verschiedene Formen geben will. In diesem Falle ist man
oͤfters gezwungen, die Umdrehungsachse des Hammers zu heben oder zu senken,
um von der ganzen Hebung des Hammers, das zu schmiedende Eisen mag was immer
fuͤr eine Groͤße haben, Vortheil ziehen zu koͤnnen. Man bedient
sich in dieser Absicht, wie ich bereits bemerkte, hoͤlzerner Keile, die man
unter die Poͤlster eintreibt, wozu an beiden Seiten der Stuͤzen eigene
Loͤcher vorhanden sind. Diese Vorkehrung hat aber ihre Unbequemlichkeiten. Es
ist naͤmlich nicht immer bequem, bald von der einen, bald von der anderen
Seite auf die Keile so zu klopfen, daß der Polster genau parallel mit sich selbst in
die Hoͤhe steigt; und wenn endlich die Umdrehungsachse des Hammers
herabgelassen werden soll, so ist es sehr beschwerlich, die Keile an den
Poͤlstern auszuschlagen, auf welche die ganze Schwere des Hammers
druͤkt. Es scheint mir, daß diese beiden Arbeiten sich weit leichter
verrichten ließen, wenn man die Keile so zuschneiden wollte, wie man sie in Fig. 10. Taf.
IX. steht; dann duͤrfte man nur auf den Kopf des Keiles schlagen, wenn man
die Umdrehungsachse des Hammers heben wollte, und an dem gegenuͤberstehenden
Ende klopfen, wenn sie
gesenkt werden soll. In jedem Falle waͤre man sicher, daß die Kissen sich nur
parallel mit sich selbst bewegen koͤnnten.
Was die Gleichfoͤrmigkeit der Bewegung der Haͤmmer oder den Wechsel in
derselben betrifft, so muß man bemerken, daß, wenn eine einzige Dampfmaschine den
Hammer und die Strekwerke zugleich treibt, es nicht immer moͤglich ist weder
eine gleichfoͤrmige Bewegung noch den nothwendigen Grad von Geschwindigkeit
zu erhalten. Wenn beide Werke zugleich gingen, so muͤßten nothwendig beide
zugleich langsamer gestellt werden, und wenn eines derselben still staͤnde,
waͤhrend das andere fortfaͤhrt zu arbeiten, so entstaͤnde bei
lezterem nothwendig eine Beschleunigung, deren der Arbeiter nicht Herr werden
koͤnnte. Noch ein anderer Nachtheil, der daraus hervorgehen wuͤrde,
daß man eine Dampfmaschine zu dieser doppelten Arbeit bestimmte, waͤre der,
daß man dem Hammer die Bewegung mittelst eines Raͤderwerkes mittheilen
muͤßte, welches in diesem Falle sehr stark und folglich sehr schwer seyn
muͤßte, wodurch man also bloß mehr Aufwand und mehr Reibung als Resultat
erhalten wuͤrde.
Auf den englischen Eisenwerken wird das Eisen in einem Reverberirofen gesezt. Es
waͤre sehr zu wuͤnschen, daß diese treffliche Methode allgemein Statt
unserer gewoͤhnlichen Feuer mit dem Geblaͤse eingefuͤhrt
wuͤrde, die man in Frankreich beinahe uͤberall sieht. Man
gewaͤnne dadurch nicht bloß an Ersparung des Brennmateriales, sondern man
ersparte sich auch den Verlust an Metall in Folge der Oxydation desselben, und man
koͤnnte das Eisen in der ganzen nothwendigen Laͤnge desselben hizen,
was bei dem gewoͤhnlichen Verfahren unmoͤglich ist, wo das Eisen so
oft in das Feuer zuruͤk muß. Ueberdieß kann ein einziger Reverberirofen, an
welchem man mehrere Arbeitsloͤcher angebracht hat, dazu dienen, eine Menge
Eisenstangen auf ein Mal zu hizen, und folglich alle Haͤmmer und Arbeiter
eines Eisenwerkes zugleich beschaͤftigen. Dieser Ofen muß in
gehoͤriger Entfernung von den Haͤmmern angebracht seyn, und es muß ein
Krahn in der Naͤhe desselben vorgerichtet werden, der sich um seine Achse
dreht, damit man die schwereren Stuͤke leichter handhaben kann. Der
Zwischenraum zwischen den Haͤmmern und dem Ofen muß mit Gußeisen auf dem
Fußboden ausgelegt werden, damit der Boden nicht verbrannt und verdorben wird. Es
ist auch gut, wenn in der Schmiede eine Schere angebracht ist, die ihre Bewegung von
der Triebkraft erhaͤlt, und eine an ihrem Ende mit einem Hahne versehene
Roͤhre, damit der Arbeiter noͤthigen Falles Wasser auf seinen Amboß
laufen lassen kann.
Es ist gut, wenn man, fuͤr den Fall, daß an dem Hammer etwas braͤche,
wo dann das Werk lang still stehen muͤßte und die Kugeln in dem Ofen und die Eisenstangen
litten, einen Hammer im Vorrathe hat, der dem anderen gegenuͤber angebracht
werden kann. Man gibt dann dem Ringe eine doppelte Dike, damit man eine doppelte
Reihe von Daͤumlingen an demselben anbringen kann. Wenn die Triebkraft ein
Wasserrad waͤre, so muͤßte es so vorgerichtet seyn, daß man den Ring
bald auf die eine, bald auf die andere Seite drehen kann.
Erklaͤrung der Figuren.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
Fig. 15.
Grundriß des Hammers.
Fig. 16.
Aufriß desselben nach AB.
Fig. 17.
Aufriß desselben nach AC.
Fig. 18.
zeigt den Kopf des Hammers, der ganz dem Amboße gleich ist.
A, Massives Mauerwerk, auf welchem die Pfostenlagen, bbbbb, ruhen.
C, Gußeisenplatte, welche auf diesen Pfosten mittelst 6
Bolzen befestigt ist.
DD, Stuͤzen der Hammer, auf der Platte c mittelst hoͤlzerner Keile aufgekeilt.
EE, Poͤlster aus Gußeisen, welche von den
Keilen, oo, getragen werden.
F, Stiel des Hammers, in welchem sich ein Auge befindet,
das die Form zweier mit ihren kleineren Vasen einander gegenuͤberstehender
abgestuzter Kegel besizt, um die Keile, welche den Kopf des Hammers befestigen, zu
hindern, daß sie nicht in Folge der Schlage aus ihrer Stelle weichen.
G, Kragen, in welchen der Amboß eingesezt wird. Auf den
Kragstein, p, welcher aus einem Stuͤke mit dem
Kragen ist, stellt man senkrecht eine eiserne Stange mit einem hoͤlzernen
Griffe in der Mitte ihrer Laͤnge so auf, daß der Hammer dadurch in eine Lage
kommt, in welcher er von den Daͤumlingen nicht beruͤhrt werden kann.
Das loch r dient zur Aufnahme eines Hebels aus Eisen,
mit welchem der Amboß noͤthigen Falles gehoben werden kann.
K, ist ein Ring mit 5 Daͤumlingen, IIIII, welcher auf einer Achse, m, aufgekeilt ist, die an einem Ende von der
Stuͤze, n, getragen wird. Da der Drehezapfen
dieser Achse einen starken Durchmesser hat, so macht man den stuͤzenden
Polster aus drei Stuͤken, um das Metall zu sparen, da er aus Messing ist,
waͤhrend alles andere aus Gußeisen ist.
QQ, Gußeisenplatten zur Schuͤzung der
Pfostenlagen.