Titel: | Neues Verfahren, Eisen- oder Schwarz-Platten zum Verzinnen zu verfertigen oder zuzurichten, worauf Thom. Morgan, in der Pfarre Tipton, Staffordshire, sich am 9. October 1829 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXXVII., S. 442 |
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LXXXVII.
Neues Verfahren, Eisen- oder
Schwarz-Platten zum Verzinnen zu verfertigen oder zuzurichten, worauf Thom. Morgan, in der Pfarre
Tipton, Staffordshire, sich am 9. October 1829
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai,
1830. S. 263.Wir haben von diesem Patente bereits fruͤher (polyt. Journ. Bd. XXXV. S. 394. Nachricht gegeben. Das
Repertory theilte im vorigen Aprilhefte einen Auszug
aus diesem Patente mit, mit welchem es aber selbst nicht zufrieden zu seyn
scheint, indem es im darauf folgenden Maihefte dieses
Patent in Extenso gibt. Wir theilen daher dasselbe hier gleichfalls in Extenso mit, in der Erwartung, daß unsere
Blechschmide davon Nuzen ziehen koͤnnen.A. d. Ue.
Morgan's Verfahren, Eisen- oder Schwarz-Platten zum
Verzinnen zu verfertigen oder zuzurichten.
Meine Verbesserung besteht darin, daß ich das sogenannte Schalen bei der Zurichtung
des Eisens oder der Schwarzplatten zum Verzinnen gaͤnzlich beseitige, und
dafuͤr mich eines Reinigungsprocesses bediene, der waͤhrend des
Zurichtens der Platten zu diesem Zweke zwei Mal durchgefuͤhrt werden muß.
Die Eisenstange, aus welcher die Eisen- oder Schwarz-Platten verfertigt
werden, wird auf die gewoͤhnliche Weise geflaͤtscht (gewalzt, rolled); man muß aber dafuͤr sorgen, daß die
Stange mit einer reinen Oberflaͤche ausgearbeitet wird, zu welchem Ende die
Stangenwalzen immer in guter Ordnung erhalten, und die Garfurchen (finishing grooves) vollkommen eben und glatt unterhalten
werden muͤssen. Die Stange muß, nachdem sie gestrekt wurde, (rolled), so schnell als moͤglich, und mit so
geringem Verluste an Hize als moͤglich in kaltes Wasser gestoßen werden,
damit sie von den Schuppen gereinigt wird. Hierauf wird die Stange in Laͤngen
geschnitten, und nach der gewoͤhnlichen Weise in Platten geflaͤtscht,
wobei man jedoch Acht geben muß, daß die Stange in dem Dikeisenofen (thick-iron-furnace) nicht
uͤberhizt, und ein rein blauer Rahmen (blue
frame) in dem Garofen (finishing furnace)
hergehalten wird, damit die Platten rein von allen Schuppen, und so markig oder
weich (mellow or soft) als moͤglich ausfallen.
Bei dem Beschneiden der Kanten solcher Platten, die in einer Kiste, wie unten
erklaͤrt werden wird, mit einander angelassen werden sollen, muß man
dafuͤr sorgen, daß sie genau rechtwinkelig vierekig und gleich groß werden,
damit sie alle genau in dieselbe Kiste passen, und keine mit ihrem Rande vorsteht;
denn auf diese Weise koͤnnen sie besser angelassen werden, als auf keine
andere Art moͤglich ist. Wenn die schwarzen Platten auf diese Weise
vorgerichtet wurden, muͤssen sie in Schwefelsaͤure (Vitrioloͤhl
und Wasser) gereinigt oder gebeizt werden, was auf dieselbe Weise, wie es
gegenwaͤrtig in der Scheuerstube (scouring room)
bei der lezten Arbeit vor dem Verzinnen gewoͤhnlich ist, geschieht. Kochsalzsame oder Salzgeist, und
vielleicht auch andere Sauren, moͤgen bei dieser Arbeit gebraucht werden: ich
denke aber Schwefelsaͤure ist am besten. Der Zwek dieser Reinigung oder
Beizung der Platten ist, alle oxydirten und uͤbrigen rauhen und harten
Theilchen von der Oberflaͤche derselben wegzuschaffen: es ist jedoch nicht
noͤthig, daß die Platten so vollkommen rein sind, wie in der lezten Arbeit
vor dem Verzinnen. Scheuern ist hier uͤberfluͤssig, indem es
hinreicht, alle jene Theilchen von der Oberflaͤche der Platten wegzuschaffen,
welche dieselben bei dem Kaltwalzen (cold rolling)
zeichnen oder beschaͤdigen wuͤrden. Die Beize muß gehizt werden, und
Kleien oder Saͤgespaͤne koͤnnen bei dieser Arbeit gebraucht
werden, so wie bei der gewoͤhnlichen Reinigungs- und
Beizungs-Methode in der Scheuerstube vor dem Verzinnen. Die Platten
muͤssen in gehoͤriger Entfernung von einander gehalten werden, nicht
zu gedraͤngt bearbeitet, gelegentlich geruͤttelt und waͤhrend
der Arbeit in Bewegung gehalten werden, damit die Beize frei zwischen denselben
durch kann. Man wird finden, daß die Platten in diesem Processe schwerer zu reinigen
sind, als in jenem, welcher dem Verzinnen unmittelbar vorangeht, und daß sie
laͤnger in der Beize gehalten werden muͤssen; die Laͤnge der
Zeit laͤßt sich jedoch nicht bestimmen, indem sie uͤberhaupt so lang
in der Beize bleiben muͤssen, bis sie so ziemlich rein sind. Ungefaͤhr
eine halbe Kiste schwarzer Platten kann auf ein Mal in einem Loche oder in einer
Cisterne von gewoͤhnlicher Groͤße, d.h. ungefaͤhr drei und
zwanzig Zoll lang und vierzehn Zoll breit, gereinigt werden, und wenn die Platten
kalt gewalzt wurden, kann man eine groͤßere Anzahl derselben auf ein Mal in
einem Loche von obiger Groͤße reinigen. Um der Beize die gehoͤrige
Staͤrke zu geben, werden meistens drei Viertel Pfund bis auf Ein Pfund
Schwefelsaͤure auf Ein Gallon Wasser „(= 10 Pfd. destillirtes
Wasser)“ hinreichen; und nachdem Ein Loch (a
hole) Platten gereinigt wurde, nimmt man ungefaͤhr von zwei Quart
„(= 1/2 Gallon; 1/4 Gallon = 1 Quart)“ bis zu Einem Gallon
dieser Beize aus dem Loche heraus, und gießt eben so viele frische Beize von
gleicher Staͤrke fuͤr jedes folgende Loch von Platten nach. Die Starke
der Beize, so wie die Menge derselben, die nach jedem durchgearbeiteten Loche von
Platten herausgenommen und wieder frisch zugegossen werden muß, kann nicht mit
Genauigkeit angegeben werden, indem sie nach der Qualitaͤt der Platten, nach
der Hize der Beize und nach der Staͤrke der Schwefelsaͤure verschieden
ist.Die Hize der Beize und die Staͤrke der Schwefelsaͤure
laͤßt sich jedoch immer auf demselben Grade erhalten.A. d. Ue. Statt die Beize wegzuschuͤtten, die, wie oben bemerkt wurde, nach Aufarbeitung eines
Loches herausgenommen wurde, wird es gut seyn, wenn man sie in ein anderes Loch,
oder in eine andere Cisterne schuͤttet, und alle Platten, welche schwer zu
reinigen sind, zwei Mal beizt, und diese dann Anfangs in das lezt erwaͤhnte
Loch stekt (welches man offen halten mag, damit gelegentlich, wenn es. nochwendig
ist, etwas frische Beize nachgeschuͤttet werden kann) und sie so lang darin
laͤßt, bis sie in das Loch kommen, in welchem sie auf oben erwaͤhnte
Weise gereinigt werden. Da die aͤußeren Platten oͤfters schwer zu
reinigen sind, so wuͤrde es besser seyn, sie abgeschieden von den
uͤbrigen zu beizen, und noͤthigen Falles erst kalt walzen zu lassen.
Nachdem die Platten auf diese Weise gereinigt wurden, muͤssen sie gewaschen
werden, (scheuern ist uͤberfluͤssig) und dann, von einander entfernt,
auf ihre Kanten gestellt werden, damit sie troknen. Das Troknen sollte so schnell,
als es fuͤglich geschehen kann, verrichtet werden. Zu diesem Ende sollten die
Platten entweder in einer Trokenstube getroknet, oder, ehe man sie zum Troknen auf
ihre Kaute stellt, in heißes Wasser getaucht werden. Wenn sie, wie unten
erwaͤhnt werden wird, in einer Kiste oder Buͤchse getroknet werden
sollen, wird es besser seyn heißes Wasser anzuwenden, und demselben etwas
ungeloͤschten Kalk zuzusezen, damit jede denselben anhaͤngende
Saͤure desto sicherer weggeschafft wird. Nachdem obige Arbeit (durch welche
die Notwendigkeit des Abschaͤlens beseitigt wird) vollendet ist,
muͤssen die Platten nach gewoͤhnlicher Art kalt gewalzt, und dann auf
irgend eine der jezt gebraͤuchlichen Weisen angelassen werden, d.h., entweder
dadurch, daß man die Platten in verduͤnnte Kochsalzsaͤure taucht und
in einem offenen Ofen erhizt, oder daß man sie in eine eiserne Kiste oder in ein
eisernes Gehaͤuse einschließt, in welcher sie ohne verduͤnnte
Kochsalzsaͤure angelassen werden. In lezterem Falle sollten sie dicht an
einander gedraͤngt werden, so daß so wenig Luft, als moͤglich,
zwischen dieselben kommt, und die Kiste muß abgekuͤhlt seyn, ehe man sie
oͤffnet.
Man hat Kisten verschiedener Art zum Anlassen der Platten gebraucht; die bequemsten,
die ich gefunden habe, waren ungefaͤhr anderthalb Zoll im Lichten langer und
breiter, als die Platten, die in denselben angelassen werden sollen, und vier bis
fuͤnf Zoll im Lichten tief, mit zwei senkrechten Stiften zu jeder Seite der
Kiste, die ungefaͤhr drei bis vier Zoll von jedem Ende entfernt, und an den
Seiten befestigt oder durch den Boden der Kiste eingenietet waren. Die Stifte
koͤnnen rund oder vierekig seyn, und moͤgen ungefaͤhr einen
halben Zoll im Durchmesser halten. Sie sollen so weit uͤber den oberen Theil
der Buͤchse emporragen, daß sie ungefaͤhr anderthalb Zoll uͤber
den Dekel reichen, wenn dieser auf der Kiste niedergedruͤckt wird. Der Dekel muß mit
correspondirenden Loͤchern versehen seyn, durch welche die Stifte
durchlaufen. Durch jeden Stift muß eine Oeffnung nach der Laͤnge der Kiste
von ungefaͤhr ein Achtelzoll Breite und Einen Zoll in der Laͤnge
laufen, welche einen halben Zoll von dem oberen Ende des Stiftes anfaͤngt. In
diese Oeffnung kommt ein Keil, welcher, wenn er eingetrieben wird, den Dekel mit
Gewalt nieder, und die Platten dicht an einander geschlossen haͤlt. Zu diesem
Ende muͤssen so viele Platten in die Kiste, als dieselbe fuͤglich
halten kann, wenn der Dekel uͤber derselben geschlossen wird. Der Dekel, die
Seiten und der Boden der Kiste koͤnnen ungefaͤhr einen halben Zoll
dik, und die Seiten ungefaͤhr einen halben Zoll weit von der oberen Kante
herab so verduͤnnt seyn, daß, wenn der Dekel daruͤber kommt, er mit
den Seiten der Kiste eine ebene Flaͤche bildet.
Nachdem die Platten angelassen wurden, werden sie gebeizt oder gereinigt, und auf
dieselbe Weise gescheuert, wie es vor dem Verzinnen gewoͤhnlich geschieht. Es
wird gut seyn, aus jedem Loche ungefaͤhr Ein Gallon von der Beize nach der
Reinigung herauszunehmen, und frische Beize dafuͤr zuzuschuͤtten. Die
herausgenommene Beize kann zur Reinigung oder Beizung der schwarzen Platten
fuͤr das erste Mal dienen, wie oben bemerkt wurde, naͤmlich Statt des
Schaͤlens. Wenn die Platten in einer Kiste angelassen wurden, so geschieht es
zuweilen, daß sie in der Scheuerstube vor dem Verzinnen nicht so leicht rein werden,
als jene die in freier Luft angelassen wurden. In diesem Falle ist es gut, sie aus
der Beize zu nehmen, wenn sie ungefaͤhr halb rein sind, sie auf die
gewoͤhnliche Weise zu scheuern, und dann wieder in die Beize
zuruͤkzubringen, und so den Reinigungsproceß zu vollenden. Es wird dann
spaͤter nicht noͤthig seyn, sie vor dem Verzinnen neuerdings zu
scheuern: waschen reicht in diesem Falle hin.
Ich nehme nicht die gewoͤhnlichen Verfahrungsarten, die ich bloß deßwegen hier
anfuͤhrte, weil sie von mehreren Fabrikanten vernachlaͤssigt werden,
fuͤr mein Verfahren aber wichtig sind, sondern das Reinigen der schwarzen
Platten Statt des Abschaͤlens vor dem Kaltwalzen und Anlassen derselben als
mein Patent-Recht in Anspruch, wodurch Eisen erspart und auf eine wohlfeilere
Art eine bessere Arbeit erhalten wird.