| Titel: | Methode, Messing zu verdichten. Von Hrn. Cornelius Varley. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXXVIII., S. 446 | 
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                        LXXXVIII.
                        Methode, Messing zu verdichten. Von Hrn.
                           Cornelius
                              Varley.
                        Aus den Transactions of the Society of Arts, im
                           Repertory of
                                 Patent-Inventions. N. 58. S. 243.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IX.
                        Varley's Methode, Messing zu verdichten.
                        
                     
                        
                           Vor ungefaͤhr 35 Jahren wurde meinem sel. Onkel ein kostbares Chronometer
                              anvertraut, das scheinbar ohne allen Fehler war, das aber die Bemuͤhungen der
                              ersten Meister vereitelte, um dasselbe im gehoͤrigen Gange zu erhalten. Mein
                              Onkel entdekte bald die Ursache dieses Fehlers: die Balanz war magnetisch. Er machte
                              also eine neue aus gut geschlagenem Golde, und das Chronometer ging von der Stunde
                              an hoͤchst genau. Er machte in der Folge die Balanz bei allen seinen
                              wichtigeren Uhren aus Gold oder Messing, und verfertigte sich hierzu sein Messing
                              selbst, um der Reinheit desselben vollkommen sicher zu seyn. Dieses Messing, so wie
                              das Gold, welches er bei seinen Uhren brauchte, haͤmmerte er ferner noch in
                              der sogleich zu beschreibenden Vorrichtung. Auch die Raͤder der Hemmung
                              machte er aus solchem reinen und gut gehaͤmmerten Messinge, und wurde
                              haͤufig von anderen Mechanikern um solches Messing ersucht. Sie fanden alle,
                              daß sein Messing sich schoͤner und feiner schneiden laͤßt; denn sein
                              Messing hatte in der Drehebank eine ausgezeichnete Milde und Gefaͤlligkeit,
                              (um den gewoͤhnlichen zwar gezierten, aber richtig bezeichnenden Ausdruk der
                              Mechaniker zu gebrauchen,) welche offenbar das Resultat der Gleichartigkeit
                              desselben war.
                           Wenn ein Stuͤk haͤmmerbares Metall nach und nach an zwei
                              gegenuͤberstehenden Seiten mit einem Hammer geschlagen wird, dessen
                              Flaͤche groͤßer ist, als das Metall, so breitet lezteres sich bald
                              aus, und springt an der Kante. Wenn aber, im Gegentheile, die Flaͤche des
                              Metalles groͤßer ist, als die des Hammers, und die Schlage so nahe als
                              moͤglich gegen den Mittelpunkt gefuͤhrt werden; so kann der Theil,
                              welcher gebammelt wird, sich nicht ausdehnen, indem er so zu sagen von einem
                              Metallreife umgeben ist, und er wird bald gehaͤrtet werden; die benachbarten
                              Theile aber, die nicht hinlaͤnglich gegen die Ausdehnung unter dem Hammer
                              geschuͤzt sind, koͤnnen in dem Verhaͤltnisse weniger durch das
                              Haͤmmern gehaͤrtet werden, als sie naͤher gegen den Rand des
                              Metalles hin gelegen sind. Ueberdieß muß jeder Schlag mit dem Hammer,
                              waͤhrend er den unmittelbar unter demselben gelegenen Theil haͤrtet,
                              wegen der oben erwaͤhnten Ungleichheit des Widerstandes eine entgegengesezte
                              Wirkung an den zunaͤchst gelegenen Theilen hervorbringen, die gewaltsam
                              gezerrt und gespannt
                              werden. Wenn ferner das Metall die Form eines Blokes hat, und von allen Seiten
                              gehaͤmmert wird, mag eine ziemlich gleichfoͤrmige Masse erhalten
                              werden; aber auch diese Gleichfoͤrmigkeit ist nur eine Ausgleichung
                              entgegengesezter Zustaͤnde durch die ganze Masse, indem es unmoͤglich
                              ist, den Blok durch Haͤmmern an einem Theile zu verdichten, ohne die
                              benachbarten Theile gewaltig zu zerren. Dieses Haͤmmern hat also seine
                              Graͤnze; denn obschon eine gewisse Menge desselben das Metall haͤrtet,
                              so macht es wieder jeder Schlag, der uͤber dieselbe hinausreicht, schwach,
                              oder wie die Mechaniker lagen, ungesund, bis am Ende der ganze Blok nichts taugt,
                              und nur durch neues Umschmelzen oder Schweißen wieder brauchbar wird.
                           Die Fig. 19.
                              dargestellte Vorrichtung beseitigt alle diese Nachtheile, uu, ist der Durchschnitt eines Blokes aus hartem
                              Stahle, der an seiner unteren Flaͤche, mit welcher er auf dem Amboße, vv, aufliegt, vollkommen flach ist. Ein Loch, das
                              ungefaͤhr so weit ist, als der vierte Theil des Durchmessers dieses Blokes,
                              ist hoͤchst genau senkrecht durch lezteren nach der Richtung seiner Achse
                              durchgebohrt, w ist ein kurzer Cylinder aus
                              gehaͤrtetem Stahle, der in den unteren Theil des Loches eingestekt wird, in
                              welches er hoͤchst genau paßt, und mit dem Bloke zugleich aus dem Amboße
                              ruht, x ist das Stuͤk Metall, Messing oder was es
                              immer seyn mag, welches gehaͤrtet (und gleich dicht, homogen) werden soll. Es
                              muß vorlaͤufig vollkommen rein und glatt abgedreht werden, so daß es sehr
                              genau in das Loch paßt, und an seiner oberen und unteren Flaͤche vollkommen
                              flach und eben seyn. y ist ein staͤhlerner
                              Cylinder, gut gehaͤrtet, dessen oberste Flaͤche etwas convex ist, (und
                              der wieder in das senkrechte Loch in dem Bloke paßt).
                           Wenn nun Alles gehoͤrig vorgerichtet (der Blok auf den Amboß, der Cylinder,
                              w, in den unteren Theil des senkrechten Loches, auf
                              diesen das zu haͤrtende Metall x, und auf dieses
                              der Cylinder y gebracht ist) schlaͤgt man mit
                              einem mittelmaͤßigen schweren Hammer erst sanft, und nach und nach immer
                              staͤrker, zulezt aber so stark als moͤglich. Dann wechselt man den
                              Hammer, und nimmt den schwersten, den der Blok und der Cylinder ertragen kann. Das
                              Moment der Schlaͤge auf y theilt sich dem
                              Cylinder x mit, und da w und
                              y genau in das Loch passen, so faͤllt die
                              ganze Wirkung nothwendig auf x.
                           Man wird, im Anfange der Arbeit, sowohl im Gefuͤhle, das der Hammer der Hand
                              mittheilt, als im Klange einen bedeutenden Unterschied wahrnehmen, wenn man auf den
                              Cylinder y, und wenn man auf den Amboß schlaͤgt;
                              wie man aber weiter forthaͤmmert, vermindert sich dieser Unterschied; und wenn lezterer
                              gaͤnzlich verschwindet, das heißt, wann der Hammer oben von dem Cylinder so
                              weit zuruͤk springt, als unten von dem Amboße, dann hat das Metall den
                              moͤglich hoͤchsten Grad der Haͤrtung durch Haͤmmerung
                              erhalten. Ein großer Hammer, mittelmaͤßig schnell gefuͤhrt, scheint
                              kraͤftiger und tiefer in den Blok hinein zu wirken, als ein leichter, wenn
                              dieser auch um so viel schneller gefuͤhrt wird, als er leichter, ist. Das
                              Metall springt naͤmlich bei einem schnellen Schlage in die Hoͤhe,
                              indem seine Theilchen nicht Zeit genug haben, auf eine bleibende Weise
                              zuruͤkzuweichen; ein schwerer Schlag hingegen, der langsamer faͤllt,
                              als die Schwingungen des Metalles, wird diesen Theilchen Herr, und sendet seine
                              Wirkung tiefer in die Masse des Metalles. Je kuͤrzer der Cylinder, y, desto kraͤftiger theilt er die Wirkung des
                              Hammers mit. Das Loch uͤber dem Metalle sollte daher nie langer seyn, als
                              noͤthig ist, um dem Cylinder, y, als sichere
                              Fuͤhrung zu dienen, und der obere, ungestuͤzte Theil des Cylinders,
                              y, sollte so kurz seyn, als es die Bequemlichkeit
                              erlaubt. Der Blok, so wie die staͤhlernen Cylinder, w und y, muͤssen gut gehaͤrtet
                              und bis zur Strohfarbe angelassen werden, damit sie die lang anhaltende Wirkung des
                              Hammers zu ertragen vermoͤgen.
                           Den Metallcylinder oder die Scheibe, x, kriegt man leicht
                              heraus, wenn man den oberen Cylinder herausnimmt, und den Blok uͤber ein
                              groͤßeres Loch stellt, als er selbst hat. Man fuͤhrt dann einen
                              laͤngeren Cylinder in das Loch ein, als y, und
                              ein paar Hammerschlage treiben w und x hinaus.Diese Bemerkungen sind Goldes werth; sie sind aus der alten englischen
                                    Schule, und enthalten in wenigen Worten die ganze Theorie des
                                    Haͤmmerns, die so wenige Arbeiter auch nur ahnden. Wenn man vor den
                                    Werkstaͤtten der Metallarbeiter voruͤber geht, so
                                    gaͤllen die Ohren vor Haͤmmern und Klopfen, und wenn, man den
                                    Meistern Haͤmmerl. und Comp. zusieht, so sieht man deutlich, daß sie
                                    haͤmmern und klopfen ohne zu wissen warum. Sie fuͤhren
                                    meistens alle Shakespeare's bekannte Komoͤdie auf: „viel
                                       Laͤrmen um nichts.“ So wie schlechte Aerzte viele
                                    Recepte, schlechte Advokaten viel Papier verschreiben, und schlechte Poeten
                                    viel Worte um Nichts machen, so geht es auch in den Werkstaͤtten:
                                    schlechte Arbeiter haͤmmern viel, und bringen doch nichts Brauchbares
                                    auf die Welt. Ein paar kraͤftige, wehl bemessene Schlaͤge mit
                                    einem gewichtigen Hammer ersparen das Klempern von Hunderten nuzloser
                                    Streiche, die Zeit und Metall zugleich verwuͤsten.A. d. Ue.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
