Titel: | Verbesserter Apparat zum Wezen und Schärfen der Bartmesser und Federmesser und anderer schneidender Werkzeuge; worauf Franz Westby, Messerschmid zu Leicester, sich am 26. Januar 1830 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. LXXXIX., S. 449 |
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LXXXIX.
Verbesserter Apparat zum Wezen und
Schaͤrfen der Bartmesser und Federmesser und anderer schneidender Werkzeuge;
worauf Franz Westby,
Messerschmid zu Leicester, sich am 26. Januar 1830 ein Patent ertheilen ließ.Der englische Messerschmid zahlte fuͤr sein Patent auf diesen Apparat 300
Pfd. Sterling (3600 fl.); so viel kostet naͤmlich ein Patent in allen
drei Koͤnigreichen: 105 fuͤr England; 75 fuͤr Schottland,
und 20 fuͤr Irland. Eine solche Summe wird indessen kaum hinreichen, um
eine vollstaͤndige Sammlung aller Werke, aller einzelner Abhandlungen und
Notizen, die uͤber das Scharfen und Abziehen der Bartmesser in England
und Frankreich gedrukt wurden, sich beizuschaffen. Indessen schert kein Mensch
auf Erden den Bart schlechter, als ein franzoͤsischer oder englischer
Barbier: die groͤßten Meister in der Kunst den Bart zu scheren waren
bisher die schwaͤbischen und, nach diesen, die bayerschen Barbiere. Die
Ursache hiervon scheint diese zu seyn, daß „usus facit artificem“ d.h., daß nur Uebung den Meister
macht. In England schert jeder gut erzogene Mensch sich
taͤglich selbst den Bart; in Frankreich zum Theile auch; es bleibt also fuͤr den Barbier in England nur
der Arme, der demselben fuͤr das Bartscheren einen Haͤring (nach
der neuesten Barbiertaxe) bezahlt, und dafuͤr auch natuͤrlich
nicht, wie man bei uns sagt, rasirt, sondern abgeschuppt wird. Nun ist es aber
auch Erfahrungssache, daß diejenigen, die sich selbst den Bart scheren, da sie
nie die Gewandtheit im Striche erhalten koͤnnen, die ein Barbier erlangt,
ihre Bartmesser weit schneller zu Grunde richten, als der Barbier, und da sie
dieselben selten eben so gut und gehoͤrig auf dem Streichriemen oder auf
dem Oehlsteine abziehen koͤnnen, wie der Barbier, so kam eine zahllose
Menge von Streich- und Wezapparaten und Compositionen auf die Welt, mit
welchen man, wenn man sie alle vollstaͤndig in einem technologischen
Cabinette sammeln und aufstellen wollte, einen ganzen Saal fuͤllen
koͤnnte. Alle diese Apparate sind fuͤr den Barbier von Profession
oder fuͤr einen geschikten Wundarzt, der seine schneidenden Instrumente
gehoͤrig brauchbar zu halten weiß, uͤberfluͤssig: ein guter
Riemen, ein guter tuͤrkischer Oehlstein und eine geuͤbte Hand ist
alles was nothwendig ist, um ein Bartmesser, ein Federmesser, ein schneidendes
chirurgisches Instrument uͤberhaupt so scharf zu machen und zu erhalten,
daß man ein feines weiches Haar damit in der Luft entzwei schneiden kann. Die
Chirurgen aͤlterer Zeit zogen sich ihre Instrumente selbst ad, und wußten
dieselben in brauchbaren Zustand zu sezen und zu erhalten: heute zu Tage finden
wir wenige Professoren der Chirurgie, die im Stande sind auch nur einer Lancette
zum Aderlassen, einem Bistouri, viel weniger einem Staarmesser oder einer
Staarnadel die gehoͤrige Schneide zu geben; so etwas finden diese
gelehrten Herren heute zu Tage unter ihrer Wuͤrde; sie uͤberlassen
das Schaͤrfen ihrer Werkzeuge dem Instrumentenmacher, und schreiben
dafuͤr Abhandlungen uͤber das Blaue am Himmel. Da nun der
Instrumentenmacher kein Chirurg ist, und der Chirurg, der, seinem Namen nach
(χειρ-8ργος)
ein geschikter Arbeiter mit der Hand seyn soll,
keinem seiner Werkzeuge die gehoͤrige feine Schneide zu geben versteht,
so werden die armen Patienten oft mehr geschunden als geschnitten, und die
Folgen hiervon sind begreiflich. Die beruͤhmteren Wundaͤrzte
aͤlterer Zeit schrieben weniger, aber sie arbeiteten mehr; sie waren Tage
lang damit beschaͤftigt, ihren Instrumenten die zu einer Operation
nothwendigen Eigenschaften zu geben, und man sah sie nie, wie heute zu Tage,
waͤhrend einer Operation ein Messer unwillig wegwerfen, weil es nicht
schneidet, und langweilig dafuͤr ein besser schneidendes aus dem Etui
hervorsuchen. Da nun heute zu Tage die Chirurgie an vielen Orten eine solche
Stufe von Vollkommenheit erreicht hat, daß die Professoren derselben selbst
nicht mehr ihre Instrumente in brauchbaren Stand zu sezen und zu erhallen
wissen, und dieser Theil der chirurgischen Kunst in die Haͤnde der
Scherenschleifer uͤbergegangen ist, so darf es uns nicht wundern, wenn
wir diese Classe von Menschen jezt als die Herren und Meister der Doctoren und
Professoren mit Apparaten auftreten sehen, die in den guten alten Zeiten
uͤberfluͤssig gewesen sind.A. d. Ue.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
1830. S. 211.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Westby, verbesserter Apparat, zum Schaͤrfen der Bartmesser
etc.
Mein verbesserter Apparat soll zum Wezen oder Scharfen der Bart- und
Federmesser und anderer schneidender Werkzeuge Statt der flachen Flaͤche
dienen, auf welcher sie auf den sogenannten Oehlsteinen abgezogen werden. Durch meinen
Apparat wird die Klinge dieser Instrumente nach der unten zu beschreibenden Weise so
hingeleitet, daß die Schneide sich der Flaͤche des Steines unter einem
solchen Winket oder in einer solchen Neigung darbietet, wie es die Schaͤrfung
derselben erfordert, und dieser Apparat sichert jeden, der sich desselben bedient,
daß, wenn die Klinge auf der Oberflaͤche des Steines vorwaͤrts und
ruͤkwaͤrts geschoben wird, sie nie von diesem Winkel abweicht.
Fig. 19 und
20. zeigt
Eine Form, nach welcher mein verbesserter Apparat vorgerichtet seyn kann; Fig. 19. ist
ein Durchmesser, Fig. 20. ein Grundriß desselben. (Bei dem Patente selbst sind die Figuren
alle in natuͤrlicher Groͤße gezeichnet; hier sind sie im
verjuͤngten Maßstabe.) A in Fig. 19 und 20. ist ein
laͤngliches Stuͤk Holz, auf welchem der Oehlstein und die Theile,
welche das schneidende Instrument, das abgezogen werden soll, leiten, aufgezogen
sind. Das Holz ist in der Mitte des Stuͤkes A,
wie man im Durchschnitte in Fig. 19. sieht, auf zwei
Drittel der Tiefe desselben der Laͤnge nach weggeschnitten oder ausgetieft;
uͤberdieß ist noch eine kleine Hoͤhlung oder Kammer an jedem Ende
dieser Vertiefung des Stuͤkes, A, ausgeschnitten,
wie man in Fig.
19., und durch die punktirten Linien im Grundrisse, Fig. 20., deutlich sieht.
Die auf diese Weise ausgeschnittene Vertiefung in dem Holzstuͤke A nimmt den Oehlstein, B,
auf, Fig.
19., der auf der Sohle derselben mit Kitt fest aufgesezt ist. C ist eine bewegliche Metallplatte uͤber, dem
Oehlsteine, an welche der Ruͤken des Messers oder des schneidenden Werkzeuges
angebracht wird, um die Klinge zu leiten, und den Winkel zu bestimmen, unter welchem
die Schneide auf die Oberflaͤche des Oehlsteines gehalten werden muß, wenn
sie bei dem Wezen oder Abziehen auf demselben gerieben werden soll. Die
Leitungsplatte C hat gleiche Breite mit dem Oehlsteine
B, ist aber etwas laͤnger, und die beiden
Enden der Platte C, die uͤber die beiden Enden
des Oehlsteines hinausragen, werden von zwei senkrecht stehenden Schrauben, bb, getragen, welche durch Loͤcher in dem unteren
Theile des Holzstuͤkes A laufen. Die
Koͤpfe dieser Schrauben, ff, sind in Vertiefungen
eingelassen, welche an der unteren Flaͤche des unteren Stuͤkes
fuͤr dieselben angebracht sind. Diese Schrauben schrauben sich durch Loͤcher an
jedem der beiden Enden der Leitungsplatte, C, und dort
sind zwei Spiraldrathfedern, e, angebracht, welche um
die Schrauben, bb, laufen, und zwischen der
unterem Flaͤche der Leitungsplatte C und der
Sohle der Hoͤhlung oder des Ausschnittes A des
Holzstuͤkes (Fig. 19.) spielen. Die Elasticitaͤt der Federn, ee, strebt die Leitungsplatte C von der Oberflaͤche des Oehlsteines B wegzuheben, so weit naͤmlich, als die Schrauben
bb es gestatten. Wenn man aber den Kopf, ff, dieser Schrauben, bb, dreht, welcher unten in dem Holzstuͤke A eingelassen ist, so kann die Platte C gegen
den Oehlstein herabgezogen werden, und wird so gegen die Elasticitaͤt der
Federn, ee, wirken; und wenn man die
Schraubenkoͤpfe in entgegengesezter Richtung dreht, wird die Leitungsplatte,
C, weiter von der Oberflaͤche des Steines
entfernt werden. Die Entfernung der Leitungsplatte C von
dem Oehlsteine B kann also mittelst der Schrauben, bb, nach Belieben regulirt werden. Die
Leitungsplatte c hindert den Ruͤken der Klinge
des Wattmessers oder des schneidenden Instrumentes vor jedem zu hohen Aufsteigen
uͤber die Flaͤche des Oehlsteines, und macht es dadurch
unmoͤglich, daß die Schneide des Instrumentes sich auf lezterem drehen, oder,
wie man sagt, rollen kann, wenn sie auf demselben vorwaͤrts und
ruͤkwaͤrts getrieben wird, so wie sie auch hindert, daß die Schneide
keinen zu stumpfen, d.h. keinen stumpferen Winkel mit dem Steine bildet, als man ihr
geben will. Die Klinge kommt nun auf die in der Durchschnittsfigur 19. dargestellte
Weise in den Zwischenraum zwischen die Leitungsplatte C
und den Oehlstein B, und der Abstand zwischen, der
Platte C und dem Steine wird mittelst der Stellschrauben
bb nach der Dike des Ruͤkens des Bartmessers
oder des Instrumentes so regulirt, daß dieser Ruͤken den Raum zwischen der
Leitungsplatte und dem Steine beinahe ausfuͤllt.
Das Wezen oder Abziehen selbst geschieht, indem man den Griff zwischen den Fingern
und dem Daumen haͤlt, und dabei gewisser Maßen dreht, so daß der
Ruͤken der Klinge aufwaͤrts gegen die untere Seite der Leitungsplatte,
C, und zu gleicher Zeit die Schneide abwaͤrts
auf die Oberflaͤche des Oehlsteines gedruͤkt wird. Die Staͤrke
dieses Drukes haͤngt von der Staͤrke der Art von Drehung ab, die dem
Griffe auf obige Weise, als ob man naͤmlich Klinge und Griff um ihre
Laͤngenachse drehen wollte, gegeben wird. Wenn die Klinge auf obige Weise mit
einem gehoͤrigen Grade von Drehung und Druk auf den Oehlstein gehalten wird,
kann sie laͤngs demselben und der Leitungsplatte ruͤkwaͤrts und
vorwaͤrts gezogen oder geschoben werden, und wird so jene Art von
horizontaler kreisfoͤrmiger Bewegung erzeugen, welche man den Klingen
waͤhrend des Wezens oder Abziehens auf dem Oehlsteine gewoͤhnlich
gibt: d.h. jeder Theil der Klinge beschreibt einen horizontalen Kreis oder eine eifoͤrmige
krumme Linie. Diese Art von Bewegung beim Abziehen oder Wezen ist aber nicht die
einzige, deren man sich bei meinem Apparate bedienen kann; denn derselbe kann bei
jeder zum Scharfen oder Abziehen brauchbaren Art von Reibungsbewegung benuͤzt
werden. Auch in dem Falle, wo die Bartmesser oder die schneidenden Werkzeuge mit
einem hinlaͤnglich diken Ruͤken versehen sind, um, wenn man den
Ruͤken und die Schneide zugleich auf dem Oehlsteine liegen laͤßt, der
lezteren den gehoͤrigen Winkel nach dem Steine zu geben,Dieß ist es, worauf es bei jedem schneidenden Instrumente, wenn es eine gute
Schneide erhalten und behalten soll, vorzuͤglich ankommt. Dieses
Verhaͤltniß der Dike des Ruͤkens zur Breite der Klinge, von
welchem Alles abhaͤngt, wird aber von unseren Instrumentenmachern so
schmaͤhlich vernachlaͤssigt, daß man beinahe glauben sollte,
die guten Leute wissen nicht einmal, woraus es bei ihrer Arbeit ankommt. Man
betrachte nur das naͤchste beste Barbier- oder Federmesser
nach diesem Grundsaze, wenn man sich von der Richtigkeit dieser Bemerkung
uͤberzeugen will.A. d. Ue. dient obiger Apparat: in diesem Falle darf nur der Zwischenraum zwischen der
Leitungsplatte, C, und dem Steine so weit seyn, daß der
Ruͤken des Instrumentes in demselben hinlaͤnglich Raum findet, und
sich frei nach vor- und ruͤkwaͤrts bewegen kann. In diesem
Falle darf die Klinge nur genau auf die gewoͤhnliche Weise gehalten werden,
um den gehoͤrigen Druk mit ihrem Ruͤken und mit ihrer Schneide auf den
Stein hervorzubringen, ohne daß der Ruͤken durch die oben erwaͤhnte
drehende Bewegung aufwaͤrts gegen die Leitungsplatte, C, gedruͤkt werden darf. Die Leitungsplatte dient in diesem Falle
nur zur Sicherheit, daß der Ruͤken der Klinge nicht zufaͤllig oder aus
Unvorsicht von dem Steine aufgehoben, und außer Beruͤhrung mit demselben
gebracht wird. Vorzuͤglich bei Klingen mit duͤnnem Ruͤken, bei
welchen dieser von dem Steine entfernt gehalten werden muß,Wenn die Breite der Klinge das gehoͤrige Verhaͤltniß zur
schmalen Breite des duͤnnen Ruͤkens hat, ist dieß nicht
noͤthig.A. d. Ue. muß der Griff auf obige Weise in einer drehenden Bewegung gehalten werden,
wodurch der Ruͤken oben mit der unteren Seite der Leitungsplatte, C, in Beruͤhrung kommt. Man muß dafuͤr
sorgen, daß die Leitungsplatte, C, genau parallel mit
dem Oehlsteine gestellt wird, bevor man den Apparat zu brauchen anfaͤngt.
Ich habe meinen verbesserten Apparat in Fig. 19 und 20. mit einem
elastischen Streichriemen, DD, versehen, welcher
aus einem Riemenstreifen ohne Ende besteht, der um zwei kleine Streker, h und i, laͤuft, die
sich uͤber die Breite des Riemens innerhalb der beiden Schlingen, die er an
seinen beiden Enden bildet, erstreken. Dieser Streichriemen, DD, wird von zwei kleinen Zapfen, I und in, getragen, welche von den Enden der beiden
Metallplatten, L und M,
emporsteigen, die auf
jedes Ende des Holzstuͤkes, A, aufgeschraubt
sind. Ein Stift, g, welcher aus dem Streker, h, hervorragt, und an einem Ende durch den Streichriemen
laͤuft, stekt in einem Loche des Zapfens l. Zwei
Staͤngelchen oder starke Drathe sind an dem Streker, h, befestigt, und laufen parallel mit einander der ganzen Laͤnge
des Streichriemens nach innerhalb desselben hin. Die anderen Enden dieser Drathe
laufen durch Haͤlter in dem anderen Streker, i,
und in dem Streichriemen, und die Enden dieser Drathe sind in einer kleinen Stange,
n, befestigt, die sich gegen den Zapfen m anlegt, siehe Fig. 19. Eine Schraube,
o, laͤuft durch die kleine Querstange, n, und schraubt sich in den Streker, i, ein, welcher sich innerhalb der Schlinge des
Streichriemens befindet: die Schulter der Schraube, o,
druͤkt gegen die Außenseile des Querstaͤngelchens n. Wenn man nun die Schraube, o, dreht, kann der Riemen D mit einer solchen
Gewalt gespannt werden, daß seine Oberflaͤche fest genug wird, um die Klinge
eines Barbiermessers auf derselben streichen zu koͤnnen. Die Schulter oder
der runde Schenkel der Schraube 0 wird von einer Kerbe in dem Zapfen, m, aufgenommen, und liegt an einer Seite offen, damit
man die Schraube seitwaͤrts aus diesem Stiefel herausnehmen kann; dann kann
auch der Stift, g, an dem gegenuͤberstehenden
Ende des Streichriemens aus dem Zapfen l herausgenommen,
und der Streichriemen, DD, gaͤnzlich
entfernt werden. Man kann auf diese Weise die untere Seite desselben nach oben
lehren, oder den einzelnen Streichriemen auch abgenommen brauchen. Da solche
Streichriemen schon fruͤher verfertigt wurden, so gehoͤren sie nicht
zu meiner Erfindung, und sind hier bloß dargestellt und beschrieben, um zu zeigen,
wie sie zugleich bei dem Apparate von meiner Erfindung mit angewendet werden
koͤnnen.
Fig. 21 und
22. zeigt
eine andere Form, nach welcher mein verbesserter Apparat verfertigt werden kann.
Fig. 21.
stellt ihn im Durchschnitte dar, und Fig. 22. ist ein Grundriß
des Holzblokes A. Auch bei dieser Vorrichtung hat
derselbe Zwek Statt, wie bei der vorigen, naͤmlich die Klinge des
Instrumentes, welches geschaͤrft werden soll, zu leiten, und zu hindern, daß
der Ruͤken desselben nicht zu weit von der Oberflaͤche des Oehlsteines
weggehoben wird. Statt aber den Oehlstein B hier zu
befestigen, und die Leitungsplatte C mittelst der
Stellschrauben auf die vorher beschriebene Weise dem Oehlsteine zu naͤhern
oder von diesem zu entfernen, wird die Leitungsplatte, C, hier (Fig.
21 und 22.) mittelst Schrauben uͤber der Sohle des Ausschnittes des
Blokes A so befestigt, daß sie diesen Ausschnitt
uͤberdekt, und der Stein B liegt auf einer
Lagerplatte I aufgekittet und aufgeschraubt, welche von
zwei senkrechten Schrauben, bb, getragen wird. Die
Koͤpfe, ff, dieser Schrauben sind in zwei
Loͤchern auf der unteren Flaͤche des Holzstuͤkes
A eingelassen, und die Schrauben schrauben sich in die
Lagerplatte, I, ein. Der Oehlstein B, und seine Lagerplatte I
werden nach aufwaͤrts gegen die Leitungsplatte C
mittelst einer langen gekruͤmmten Feder, e,
gedruͤkt, welche in der Mitte ihrer Laͤnge auf der Sohle des
Ausschnittes des Holzstuͤkes, A, aufgeschraubt
ist, und zwischen dieser Sohle und der unteren Seite der Lagerplatte I so liegt, daß sie mit ihren beiden nach
aufwaͤrts gekehrten Enden dieselbe in Folge ihrer Elasticitaͤt gegen
die Kraft der Schrauben, bb, aufwaͤrts
druͤkt. Der Zwischenraum zwischen dem Oehlsteine B und der Leitungsplatte C kann durch Drehung
der Stellschrauben bb regulirt werden, und so wird
die Leitungsplatte C steigen oder fallen, bis sie in die
gehoͤrige Entfernung von dem Oehlsteine kommt und genau mit demselben
parallel liegt. Die Feder, e, muß stark genug seyn, um
zu verhindern, daß der Oehlstein bei dem zum gehoͤrigen Schaͤrfen oder
Abziehen des Instrumentes noch wendigem Druke durchaus nicht nachgibt. Auch dieser
Apparat ist mit einem Streichriemen versehen, D in Fig. 21.,
welcher mittelst Schrauben geschuͤzt und gespannt wird, die in Zapfen auf den
Enden der Leitungsplatte, C, laufen, welche zu diesem
Ende daselbst angebracht sind. Die Zeichnung zeigt, wie dieser Riemen gespannt und
nachgelassen oder gaͤnzlich entfernt werden kann, so daß eine weitere
Beschreibung dieser Vorrichtung um so mehr wegbleiben kann, als sie nicht zu meiner
Erfindung gehoͤrt.
Statt die Leitungsplatte mittelst zweier Stellschrauben zu stellen, wie Fig. 19.
zeigt, kann sie auch so, wie in Fig. 23. gestellt werden,
wo sie an jedem Ende mittelst eines Stiftes geleitet wird, auf welchem sie sich
loker auf und nieder schiebt. Zwei Federn, ee,
Fig. 23.
sind hier zwischen einer feststehenden Platte I, die
oben auf dem Holzstuͤke A uͤber dem in
derselben befindlichen Ausschnitte aufgeschraubt ist, und zwischen der feststehenden
Platte, I, angebracht. Die Lage der Leitungsplatte wird
durch eine Schraube, b, gestellt, welche in dieselbe
eingenietet ist, und oben in der feststehenden Platte, I, durch ein Loch lauft. Auf der Schraube, b,
wird ein Niet, i, angebracht, an derjenigen Stelle, an
welcher sie durch die Platte I durchsticht. Je nachdem
man nun das Niet, i, dreht, kann die Leitungsplatte, C, von dem Oehlsteine in die Hoͤhe gezogen oder
demselben naͤher gebracht werden.
Mein Apparat laͤßt sich auch noch so einrichten, daß man zwei Oehlsteine
anbringt, die mit ihren Flaͤchen einander gegenuͤberstehen, und wovon
der zweite auf der Leitungsplatte angebracht ist, so daß der Ruͤken der
Klinge auf diesem laͤuft. Statt auf der Leitungsplatte. In diesem Falle kann
auch die Schneide nach aufwaͤrts gekehrt werden, um sie an dem oberen
Wezsteine abzuziehen, wo dann der untere Stein dem Ruͤken als Leiter dient,
und so den Winkel sicher stellt, unter welchem die Schneide auf der Oberflaͤche des oberen Steines
angehalten wird, so wie im vorigen Falle der obere Stein als Leitung fuͤr den
Ruͤken diente. Wenn die beiden Steine auf diese Weise einander
gegenuͤber angebracht werden, so kann man Steine von verschiedener
Qualitaͤt waͤhlen; der eine kann groͤber seyn, und wird dann
eine groͤbere Schneide geben, und der andere feiner, so daß man eine feinere
Schneide erhaͤlt. Wenn ferner die Leitungsplatte C aus weichem Messinge ist, so wird man finden, daß sie der Schneide eine
sehr feine Vollendung gibt, wenn man diese, nachdem sie auf dem Oehlsteine abgezogen
wurde, nach aufwaͤrts kehrt, und mit derselben auf diesem Messinge eben so
Hinfahrt, wie vorher auf dem Oehlsteine, wobei die Schneide reichlich mit dem
schwarzen Oehle versehen werden muß, das sich auf dem Oehlsteine sammelt,
waͤhrend die Schneide auf dem Messinge gestrichen wird. Obschon ich an meinem
Apparate Stellschrauben beschrieben habe, um den Abstand zwischen der Leitungsplatte
und dem Steine zu bestimmen, so muß man doch bemerken, daß diese Vorrichtung nur
dort noͤthig ist, wo man meinen Apparat zum Scharfen oder Abziehen solcher
Klingen verwendet, welche mit einem diken Ruͤken versehen sind oder
verschiedene Breiten haben. Wenn mein Apparat aber zum Abziehen einer Klinge von
besonderer Groͤße gebraucht wird, so kann die Leitungsplatte unmittelbar in
gehoͤriger Entfernung von dem Oehlsteine befestigt werden, wodurch mein
Apparat einfacher im Baue wird, und doch seine Wirkung auch bei solchen Klingen
leistet.
Fig. 24, 25 und 26. zeigt noch
eine andere Art, nach welcher mein verbesserter Apparat zugerichtet seyn kann. Fig. 24.
stellt ihn im Perspective, Fig. 25. im
Durchschnitte, und Fig. 26. im Grundrisse dar. Zwei senkrechte Oehlsteine, BB, werden in einem aufrecht stehenden
Gehaͤuse, A, das auf einem groͤßeren
Gehaͤuse, D, ruht, welches ihm als Unterlage
dient, befestigt. Die Oehlsteine laufen durch das Gehaͤuse, A, hinab, und auch durch den oberen Theil des
Gehaͤuses, I), in welchem sich zwei laͤngliche Ausschnitte zur
Aufnahme dieser Steine befinden. Das schmale Stuͤk Metall oben auf dem
Gehaͤuse, D, zwischen diesen beiden Ausschnitten
trennt die Steine, BB, zwischen welchen eine
Doppelfeder, e, in Form des Buchstabens U angebracht ist. Die beiden Arme dieser Doppelfeder
druͤken gegen die gegenuͤberstehenden Seiten der Loͤcher, und
streben durch ihre Elasticitaͤt die beiden Steine aus einander zu halten. Die
Steine, BB, stehen auf einer Tragplatte, E, welche von einer Schraube b getragen wird, deren Kopf in einem Loche der unteren Flaͤche des
Gehaͤuses D eingesenkt ist. Diese Schraube
schraubt sich in die Platte, E, ein, und ihr oberes Ende
tritt in ein Loch in dem oberen Theile des Kastens D,
wodurch die Schraube geleitet und senkrecht erhalten wird. An der Schraube, b, ist ein Blattchen, ein Waͤscher, gerade
uͤber dem Bodenstuͤke des Gehaͤuses, angebracht, so daß die
Schraube, b, nicht innerhalb des Gehaͤuses
fuͤr sich selbst steigen oder fallen kann; wenn man sie aber dreht, wird sie
die Platte, E, und die Oehlsteine, BB, welche auf der Platte ruhen, so heben oder senken,
daß ein neuer Theil der Laͤnge der Steine in Thaͤtigkeit kommt, wenn
die fruͤheren bereits abgenuͤzt worden sind. Mittelst der
Stellschrauben, g, koͤnnen die Oehlsteine,
ungeachtet der Elasticitaͤt der Doppelfeder, e,
einander naͤher gebracht werden: die Schrauben laufen naͤmlich durch
das Metall des Gehaͤuses, A, und druͤken
gegen die Ruͤken der Steine. Ein gefurchter Trog, R, ist auf einem Pfeiler, F, aufgezogen, der
oben auf dem Gehaͤuse, D, steht: ein runder
Zapfen, der an der unteren Seite des Troges R angebracht
ist, paßt naͤmlich in ein walzenfoͤrmiges Loch in diesem Pfeiler, so
daß der Trog R auf diese Weise nach jedem Theile des
Raumes zwischen den beiden Steinen B gerichtet werden
kann, wenn man ihn horizontal auf diesem Zapfen dreht, und in dem Pfeiler, F, mittelst der Schraube, h,
festgehalten werden kann. Das Ende des Troges R
zunaͤchst an den Steinen kann durch die Stellschrauben, ii, gestellt werden, welche durch die Ohren der
kleinen Traͤger, m, laufen, die außen an dem
Gehaͤuse, A, befestigt sind. Der Trog R kann also auf diese Weise in jede gehoͤrige
Lage in Hinsicht auf den Raum zwischen den Steinen, B,
gebracht, und mittelst der Spizen der Schrauben gegen jede bedeutende Abweichung von
dieser Lage gesichert werden: es ist jedoch immer gut, wenn der Trog R noch einigen freien Spielraum um seinen Zapfen hat.
Das Barbiermesser, oder jede andere Klinge, die geschaͤrft werden soll, kommt
in eine kleine Zwinge, n, zwischen den zwei Schrauben,
bb; ein Zapfen, welcher aus dem unteren Theile
der Zwinge emporragt, ist auf einer walzenfoͤrmigen Stange, m, befestigt, die in dem Boden des Troges F liegt, und so angebracht ist, daß sie ihrer Lange nach
ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts bewegt werden kann. Die Zwinge, n, ist so eingerichtet, daß, wenn sie ganz senkrecht
steht, ihre unteren Kanten keine der Kanten des Troges, F, beruͤhren, und daß, wenn eine Klinge in der Zwinge befestigt
wird, sie rein zwischen den Steinen, B, durchlauft, ohne
einen derselben zu beruͤhren. Wenn aber die Stange, m, auf eine oder auf die andere Seite gedreht wird, so schlaͤgt
sich die Zwinge uͤber, so daß eine ihrer unteren Kanten auf der
correspondirenden Kante des Troges, F, ruht, und dann
schlaͤgt sich auch die in der Zwinge, n,
befestigte Klinge auf eine Seite uͤber, so daß ihre Schneide mit einem der
Steine, B, in Beruͤhrung kommt. Man muß hier
dafuͤr sorgen, den Trog, R, so zu stellen, daß
wenn die Zwinge, n, gegen eine oder die andere Seite
gekehrt wird, die Schneide der Kante immer genau in Beruͤhrung mit dem correspondirenden
Steine, B, bleibt, und zwar unter dem gehoͤrigen
Winkel, und nur mit der Flaͤche, die geschaͤrft werden soll, und mit
keiner anderen. Und damit diese Stellung mit aller Genauigkeit geschieht, sind die
verschiedenen oben erwaͤhnten Schrauben angebracht: naͤmlich
diejenigen, die auf die Steine wirken, die den Trog F
reguliren, und die die Klinge in der Zwinge n halten.
Wenn diese Vorrichtung gehoͤrig gestellt ist, wird die Klinge dadurch
geschaͤrft, daß sie ihrer Lange nach vorwaͤrts und
ruͤkwaͤrts so gezogen wird, daß ihre Schneide mit einem Steine in
Beruͤhrung bleibt, waͤhrend der Winkel und die Richtung der Klinge bei
dieser Bewegung dadurch regulirt wird, daß eine der unteren Kanten der Zwinge, n, auf der correspondirenden Kante des Troges, R, ruht. Die Zwinge wird auf eine und auf die andere
Seite abwechselnd gekehrt, damit die Klinge abwechselnd mit jedem Steine in
Beruͤhrung kommt.
Die Zwinge n dient zur Aufnahme der Bartmesser und
anderer großer Messer. Bei Federmessern und anderen kleineren Messern wird eine
kleinere Zwinge, r, versehen, die eigene Schrauben
fuͤhrt, um die Klinge in derselben zu befestigen.
Mein Patent-Recht besteht nun in Anwendung und Befestigung einer
Leitungsplatte uͤber dem Oehlsteine, oder demselben gegenuͤber,
wodurch nur so viel Zwischenraum zwischen den beiden gegenuͤberstehenden
Flaͤchen der Leitungsplatte und des Steines bleibt, daß der Ruͤken der
Klinge nicht hoͤher als unter dem gehoͤrigen Winkel gehoben werden
kann; ferner in Benuͤzung der beiden gegenuͤberstehenden Steine, an
deren jedem abwechselnd die Schneide hinstreicht. Was die Regulirung der
Groͤße des Zwischenraumes zwischen dem Steine und der Leitungsplatte
betrifft, so wie das Halten und Leiten der Klinge waͤhrend ihrer Bewegung, so
koͤnnen die Vorrichtungen hierzu verschieden abgeaͤndert werden.Ein geschikter Chirurg oder Instrumentenmacher wird dieses Apparates
fuͤglich entbehren koͤnnen, und aus freier Hand feiner
abziehen, als mittelst desselben, so wie eine Handschrift immer bei
demjenigen, der schoͤn schreiben kann, schoͤner
ausfaͤllt, wenn er mit freier Hand schreibt, als wenn ihm auch der
groͤßte Meister die Hand beim Schreiben fuͤhrt.A. d. Ue.