| Titel: | Verbesserung an den Apparaten zur Kohlgas- und Kohks-Erzeugung, worauf Joh. Brunton, Mechaniker zu West-Bromwich, Staffordshire, sich am 2. October 1828 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XC., S. 457 | 
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                        XC.
                        Verbesserung an den Apparaten zur Kohlgas-
                           und Kohks-Erzeugung, worauf Joh. Brunton, Mechaniker zu West-Bromwich,
                           Staffordshire, sich am 2. October 1828 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
                              1830. S. 257.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Brunton, Verbesserung an den Apparaten zur Kohlgas- u.
                           Kohks-Erzeugung.
                        
                     
                        
                           Meine Verbesserungen sind in folgender Beschreibung und Zeichnung dargestellt.
                           
                           Sie bestehen 1) in Retorten aus Gußeisen, welche innenwendig nicht mit feuerfestem
                              Thone ausgekleidet sind. Sie sind kegelfoͤrmig, damit man die Kohks an dem
                              weiteren Ende leichter herausnehmen kann, wenn sie senkrecht und mit dem weiteren
                              Ende nach unten aufgestellt sind. Man erspart sich auf diese Weise bei dem Ausleeren
                              der Retorten viele Muͤhe und Arbeit, und auch den Verlust an Kohks, der durch
                              das Zerbrechen und Zerstaͤuben derselben bei dem gewoͤhnlichen
                              Ausleeren der Retorten entsteht. 2) in Anbringung einer Roͤhre an diesen
                              Retorten, welche mit Loͤchern oder Oeffnungen versehen und
                              kegelfoͤrmig, oder von irgend einer anderen bequemeren Form ist, und durch
                              welche Roͤhre das Gas in den Stand gesezt wird, frei durch die Kohlenmasse zu
                              entweichen, sobald es von der Art geworden ist, daß man es mit Vortheil auf diese
                              Weise entweichen lassen kann. 3) in einem verbesserten Ofen sammt Thuͤre. 4)
                              in einer Vorrichtung zur Verhuͤtung des Brechens oder Verschiebens der
                              Vorspraͤngt oder Gefuͤge durch Ausdehnung oder Zusammenziehung des
                              hydraulischen Behaͤlters oder der in denselben leitenden Roͤhren. 5)
                              in einer Verbesserung an der Zusammenstellung der verschiedenen Theile des
                              Gasapparates. Alles dieß erhellt aus den beigefuͤgten Zeichnungen und
                              Erklaͤrungen derselben. Irgend eine schikliche Anzahl von Retorten kann auf
                              diese Weise mit einander verbunden und in Lager eingebettet werden; ich habe mich
                              aber in meinen Zeichnungen auf 12 Retorten beschrankt, da diese Zahl allgemein
                              nuͤzlich und vorteilhaft befunden werden wird.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
                           Fig. 7. ist
                              ein Grundriß des Lagers oder Bettes der 12 Retorten. Fig. 8. zeigt, wie die
                              Mundstuͤke der Retorten mit einanderverbunden sind. Fig. 9. ist ein
                              Querdurchschnitt. Fig. 10. ein Durchschnittsgrundriß des oberen Endes von Fig. 9. Fig. 11. ein Aufriß, wo
                              man die Durchfahrt unter dem Bette der Retorten zum Ausleeren derselben sieht etc.
                              Fig. 12.
                              zeigt den Bodendekel oder Schließer der Retorten. Fig. 13. das Fach oder
                              die Stuͤze der Kohlen in der Retorte. Fig. 14. ein Maß, das man
                              bei dem Fuͤllen der Retorten brauchen kann.
                           Fig. 7.
                              Grundriß eines doppelten Retortenbettes: 6 Retorten, a,
                              liegen in jedem derselben. A ist eine Mauer von
                              feuerfesten Ziegeln zwischen diesen beiden Betten, welche von einem
                              Schlaͤfer, k, getragen wird, wie man in Fig. 9. sieht.
                              BB, zwei Oefen, welche die beiden
                              Retortenbetten durch die Zuͤge, CCCC,
                              heizen, die außen laͤngs den Retorten hinlaufen, sich vereinigen und zwischen denselben in
                              den Hauptzug zuruͤkkehren, der in den Schornstein leitet, wie man in Fig. 10.
                              deutlicher sieht.
                           Fig. 8. zeigt
                              die Art, nach welcher die Mundstuͤke mit einander verbunden werden,
                              naͤmlich die Bolzen und Schrauben, die durch die Vorspruͤnge, dddd, laufen, ee
                              sind zwei Vorsprungsstuͤke (die man auch in Fig. 7. sieht), welche
                              uͤber die Vorspruͤnge der Retorten Hinausragen, und auf den Pfeilern
                              EE, Fig. 7. ruhen. Der
                              aͤußere Theil dieser Vorspruͤnge, q,
                              bildet Stuͤzen fuͤr den Boden der Zuͤge. Fig. 9. ist ein
                              Querdurchschnitt nach der Linie 1–2 in Fig. 7. im Aufrisse, mit
                              aufrechten und den H Roͤhren, mit dem
                              hydraulischen Behaͤlter etc. A ist die Mauer,
                              welche die beiden Betten der Retorten trennt. DD sind
                              die beiden aͤußeren Waͤnde oder Bogen, welche die Saͤulen EE (in Fig. 11.) verbinden.
                              Unter diesen Bogen befinden sich zwei Mauern, FF,
                              welche von den Schlaͤfern, GG, getragen
                              werden, und vier Schließer, TTTT, Fig. 11., zum bequemen
                              Herausziehen bei der Reinigung der Zuͤge, aaaa sind vier kegelfoͤrmige Retorten, deren untere Enden mit ihren
                              Dekeln oder Boͤden in verschiedenen Lagen gezeichnet sind, j ist der untere Dekel, Boden oder Schließer der
                              Retorte, den man in Fig. 12. deutlicher sieht. Die Art, wie derselbe an der Muͤndung
                              der Retorte befestigt ist, ist in der Zeichnung dargestellt: ich nehme aber keine
                              besondere Befestigungsart desselben als mein Patent-Recht in Anspruch, f ist ein Fach oder eine Stuͤze fuͤr die
                              Kohlen innerhalb der Retorte, an der Stange g befestigt,
                              die durch den Dekel oder Schließer, j, laͤuft,
                              und in gehoͤriger Hoͤhe mittelst der Schraubenkappe, h, festgehalten wird. Die Stuͤze sieht man
                              deutlicher in Fig.
                                 13. n ist ein oberer Dekel, welcher, wenn er
                              oben auf der Retorte aufgesezt und auf gewoͤhnliche Weise verkittet ist,
                              durch den Druk eines mit einem Gewichte o beschwerten
                              Hebels auf die Mitte desselben festgehalten wird, und der folglich zugleich im Falle
                              einer Verstopfung in den Roͤhren als Sicherheitsklappe dienen und
                              Ungluͤk verhuͤten koͤnnte. Das Ende des Hebels, welches
                              demjenigen, woran das Gewicht befestigt ist, gegenuͤbersteht, ist an der
                              Stuͤze, p, angebracht. b ist eine mit Loͤchern oder Oeffnungen versehene Roͤhre,
                              die in der Retorte angebracht ist, und das Entweichen des Gases, wenn dasselbe aus
                              kleinen Kohlen bereitet wird, erleichtern soll. Sie wird unten durch die
                              Stuͤze, f, und oben durch die Querstange, m, in ihrer Lage erhalten, HHHH, Fig.
                                 9 und 11., sind die Ofenthuͤren. Der Eingang zu jedem Ofen besteht aus
                              einem Gestelle und aus zwei Thuͤren, die in der Mitte zusammenstoßen, und
                              daselbst einen Winkel bilden, wie man in der Zeichnung sieht: die eine Thuͤre
                              oͤffnet sich aufwaͤrts, die andere abwaͤrts. Die untere
                              Thuͤre wird
                              geoͤffnet, wenn der Feuerherd gereinigt werden sott; die obere, wenn das
                              Brennmaterial eingeschuͤrt wird, von welchem ein Theil gegen die
                              Thuͤre anliegt, und dieselbe gegen die Einwirkung des Feuers schuͤzt,
                              zugleich auch dem Entweichen eines Theiles der Hize vorbeugt. W ist die Aschengrube, in welcher sich ein Trog mit Wasser, X, befindet. IIII sind
                              Dekziegel, die auf den oberen Vorspruͤngen, CC
                              etc., und aus den Waͤnden A und D ruhen. Damit der hydraulische Behaͤlter sich
                              nicht ausdehnt, oder die in denselben fuͤhrenden Roͤhren an ihren
                              Verbindungen oder Vorspruͤngen brechen und sich daselbst verschieben, bringe
                              ich, Statt daß ich den hydraulischen Behaͤlter auf die gewoͤhnliche
                              Weise mittelst einer unbiegsamen Stuͤze unterstuͤze, zwischen
                              demselben und dem oberen Theile der Stuͤze eine Kruͤke oder einen
                              Traͤger an, wovon der untere Theil auf ein Ende eines Compensationshebels
                              druͤkt, waͤhrend an dem anderen Theile dieses Hebels ein Gewicht
                              angebracht ist. Diese Hebel und Gewichte stehen in einem, solchen
                              Verhaͤltnisse zu der Schwere des hydraulischen Behaͤlters, daß sie der
                              Kruͤke, auf deren oberem Theile der hydraulische Behaͤlter ruht,
                              gestatten sich auf und nieder zu bewegen, wodurch die Nachtheile, die sonst
                              entstehen koͤnnten, beseitigt werden. Um noch ein anderes Mittel gegen die
                              Nachtheile, welche durch eine Ausdehnung der Roͤhre entstehen
                              koͤnnten, anzuwenden, befestige ich an dem hydraulischen Behaͤlter
                              eine hinlaͤngliche Anzahl von Eintauchungsroͤhren, von welchen jede
                              ungefaͤhr 3 Zoll tief in die in diesem Behaͤlter befindliche
                              Fluͤssigkeit eintaucht, und durch diese Eintauchungsroͤhren lasse ich
                              die H Rohren beinahe in dieselbe Tiefe loker
                              durchlaufen, so daß sie der Fluͤssigkeit gestatten, ein hydraulisches
                              Gefuͤge zwischen beiden zu bilden, wodurch also eine steife und unbiegsame
                              Verbindung des hydraulischen Behaͤlters, und der in denselben leitenden
                              Roͤhren uͤberfluͤssig, und denselben gestattet wird, sich bei
                              einem Wechsel der Temperatur ohne alle Veranlassung irgend eines Unheiles
                              auszudehnen und zusammenzuziehen. In den Zeichnungen, Fig. 9 und 11., ist r eine Oeffnung an dem oberen Ende der Retorte, durch
                              welche das Gas in die senkrechten Rohren, s, tritt, t ist eine der Roͤhren, die man (in England)
                              gewoͤhnlich H Roͤhre nennt, und die aus
                              den senkrechten Roͤhren in den hydraulischen Behaͤlter fuͤhren,
                              u ist ein Arm und eine Kappe in der Mitte der
                              Roͤhre, t, zur bequemeren Reinigung derselben,
                              w, ist der hydraulische Behaͤlter oder die
                              Hauptroͤhre. x, eine an derselben angebrachte
                              Eintauchungsroͤhre, durch welche das Ende der Roͤhre t (der H Roͤhre) frei
                              laͤuft, so daß durch die Fluͤssigkeit selbst ein hydraulisches
                              Gefuͤge gebildet wird.
                           Ich habe nun die einzelnen Theile beschrieben: jeder Kenner mag die Vortheile der
                              Anordnung derselben aus Fig. 9 und 11. beurtheilen; sie
                              werden ihm einleuchten. Die Durchfahrt unter den Retortenbetten zum Entleeren derselben, was auf
                              diese Weise mit weit geringerer Muͤhe und weniger Verwuͤstung an Kohks
                              geschehen kann; die Ofenloͤcher bei H, die
                              Aschengrube bei W mit ihrem Troge sind in Fig. 11.
                              deutlich dargestellt. Die Retorten mit ihren Dekeln, die Befestigungsweise der
                              oberen Dekel derselben, so daß sie als Sicherheitsklappen dienen, sind in Fig. 9.
                              deutlich gezeigt. Die hydraulische Verbindung wodurch der hydraulische
                              Behaͤlter mit den Zufuͤhrungsroͤhren in denselben verbunden
                              wird, die Kruͤke mir dem Compensationshebel, ist in Fig. 9 und 11. vollkommen
                              erlaͤutert. Fig. 14. stellt ein Gefaͤß dar, dessen ich mich zur
                              Fuͤllung der Retorte bediene. Es ist so groß, daß es die Fuͤllung
                              fuͤr eine Retorte faßt. Es wird uͤber dieselbe gestellt, hat einen
                              Boden, den man ziehen kann, und laͤßt so, wenn dieser gezogen wird, seinen
                              Inhalt in die Retorte fallen.
                           ––––––––––
                           Hr. Brunton schrieb am 3. April
                              1830 folgende Bemerkung an den Herausgeber des Repertory.
                           „Ich habe die Ehre Ihnen folgenden Bericht uͤber die Vortheile zu
                                 erstatten, welche sich durch Einfuͤhrung meiner Patent-Retorten an
                                 den Leuchtgaswerken der „Birmingham-
                                    und Staffordshire Gas-Company“
                                 ergaben. Ich fuͤhle mich gluͤklich, daß die Eigenthuͤmer
                                 dieser Gaswerke damit zufrieden sind.“ –
                           Die Vortheile sind folgende: 1) der Raum, den meine Retorten einnehmen,
                              betraͤgt weniger als die Haͤlfte desjenigen, den die
                              gewoͤhnlichen Gasretorten einzunehmen pflegen. Die Haͤlfte der
                              Auslagen fuͤr ein Retortenhaus faͤllt also bei einer neuen Errichtung
                              einer Leuchtgasfabrik weg. 2) Die Auslage fuͤr das Gemaͤuer, Ziegel
                              und Maurer, reducirt sich also auf die Haͤlfte. 3) Man erhaͤlt Ein
                              Viertel mehr Kohks, indem die Kohlen alle großer bleiben und sich nicht
                              zerbroͤkeln. 2) Man erspart an Brennmaterial 20 p.C., und die Retorten werden
                              mehr gleichfoͤrmig erhizt. 5) Jede Retorte kann einzeln herausgenommen und
                              einzeln eingesezt werden, ohne daß man die uͤbrigen dabei zu ruͤhren
                              braucht. 6) Die Kohlen koͤnnen, ohne besondere Muͤhe, gemessen werden.
                              7) Die Retorten sind in zwei Minuten gefuͤllt und ausgeleert, ohne daß Gas
                              verloren geht, oder die Arbeiter im Mindesten zu leiden haͤtten,
                              waͤhrend man bei den elliptischen Retorten sieben Minuten hierzu braucht, und
                              waͤhrend dieser Zeit bestaͤndig Gas verloren geht und viele andere
                              Unbequemlichkeiten Statt haben. 8) Die ganze Auslage fuͤr die Raumwerkzeuge
                              ist erspart. 9) Die Retorten dieser Art kommen wohlfeiler, und es laͤßt sich
                              aus mehreren Gruͤnden erwarten, daß sie langer, als die gewoͤhnlichen,
                              dauern werden. Diese Vortheile, so wichtig sie sind, sind aber noch nicht alle, indem jede
                              Retorte dieser neuen Art zwei Mal so viel Kohlen faßt, als die gewoͤhnlichen,
                              und folglich zwei Mal so viel Gas bei dem vierten Theile der gewoͤhnlichen
                              Arbeiter erzeugt. Auch meine Ofenthuͤren gewahren Vortheile. Ich erlaube mir
                              nur noch beizufuͤgen, daß diese Vortheile keine Hypothesen, sondern Resultate
                              der Erfahrung sind, welche die Visitationscommission der Direktoren oben genannter
                              „Company“ bestaͤtigen werden. Diese Retorten
                              arbeiten mit dem entschiedensten Erfolge seit Januar 1829, und die
                              „Company“ wird auf allen ihren vielen und großen Werken
                              dieselben einfuͤhren, sobald ihre alten Retorten durchgebrannt seyn
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
