| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XCVI., S. 477 | 
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                        XCVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der zu London vom 24. April bis 8. Mai ertheilten
                              Patente. Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions. Junius. 1830. S. 385.
                           
                              Dem Jak. Perry,
                                 Buchhaͤndler in Red-Lion-Square, Holborn; auf
                                 Verbesserungen an Federn. Dd. 24. April 1830.
                              
                           
                              Dem Joh. Mc. Innes zu
                                 Aucheureoch und Woodburn, North-Britain, Esqu., auf Zubereitung gewisser
                                 Koͤrper, die er British Tapioca nennt, und
                                 Kuchen und Mehl aus denselben. Dd.
                                 24. April.
                              
                           
                              Dem Sam. Brown,
                                 Commander in the roy. Navy, Billiter-Square, city of London; auf gewisse Verbesserungen in
                                 Verfertigung der Bolzen und Ketten. Dd. 24. April.
                              
                           
                              Dem Jos. Cochaux,
                                 Kaufmanne in Fenchurch-Street, city of London; auf einen Apparat zur Verhuͤtung und
                                 Verminderung des Springens der Dampfkessel. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 24.
                                    April.
                              
                           
                              Dem Paul
                                    Descroizilles, Chemiker, Fenchurch-Street; auf gewisse
                                 Verbesserungen beim Heizen des Wassers und der Luft, um Brennmaterial zu
                                 ersparen, Dd. 24.
                                    April.
                              
                           
                              Dem Thom. Cook,
                                 Lieut. roy. Navy, Blackheath Road, Kentshire; auf gewisse Verbesserungen im Baue
                                 verschiedener Bothe. Dd. 24. April.
                              
                           
                              Dem Joh. Wilks,
                                 Mechaniker und Muͤhlenbauer, Compagnon der Firma Bryan Donkin and Comp., blue Anchor, Bermondsey, Surrey; auf
                                 Verbesserungen an den Maschinen-Papiermuͤhlen, Dd. 28.
                                    April.
                              
                           
                              Dem Thom. Petherick,
                                 Bergwerksagenten zu Penfullick, parish of Tywardreath, Cornwall; auf eine
                                 Maschine, Kupfer, Blei und andere Erze von den ihnen anklebenden Erden und
                                 anderen fremden Theilen zu reinigen, und das Schlammen (Jigging) zu ersparen. Dd. 28. April.
                              
                           
                              Dem Joh. Walker,
                                 Esq., Weymouth-Street, Middlesex; auf einen verbesserten Hahn zum
                                 Abziehen der Fluͤssigkeiten. Dd. 4. Mai 1830.
                              
                           
                              Dem Heinr. Jos. Salom.
                                    Devenoge, Gentleman, Little Stanhope-Street,
                                 May-Fair, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum
                                 Ziegelschlagen, mitgetheilt von einem Fremden, Dd.
                                 8. Mai 1830.
                              
                           
                        
                           Verfallene Patente.
                           
                              Des Joh. Collier,
                                 Mechanikers, Windsor Terrace, Middlesex; auf eine Maschine zum Tuchscheren, Dd. 4. Mai
                                    1816.
                              
                           
                              Des Joh. Rangeley,
                                 Gentleman's, Oakwell-Hall bei Leeds, Yorkshire; auf gewisse weitere Verbesserungen an seiner
                                 hydropneumatischen Maschine zum Heben der Lasten, Treiben der Maschinen, Ziehen
                                 der Wagen auf Eisenbahnen etc. Dd. 4. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Rich. Banks,
                                 Mechanikers zu Hadley, parish of Wellington, Salop, auf gewisse Verbesserungen
                                 an Raͤderfuhrwerken, Dd. 4. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Wilh. Threadgold,
                                 Baumeisters, Farm-Street, Berkeley-Square, Middlesex; auf eine Maschine
                                 um alles, was den Durchgang des Rauches in Schornsteinen hindert, zu
                                 verhuͤten, Dd. 4. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Rob. Copland,
                                 Kaufmannes zu Liverpool,
                                 Lancashire; auf Mittel, Brennmaterial zu ersparen, Dd. 4. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Benj. Rotch,
                                 Gentleman's, ehevor zu Castle-Hall, Milford-Haven, nun zu
                                 Bath, eines Quaͤkers, auf ein biegsames
                                 elastisches Hufeisen, so daß das Pferd, wenn es beschlagen ist, seinen Fuß
                                 natuͤrlich bewegen kann. Dd. 11. Mai 1816.
                              
                           
                              Des J. Sam. Pauly, zu
                                 Knightsbridge, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen im Baue und Gebrauche der
                                 Feuergewehre, Dd. 14. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Thom. Ruxton,
                                 Esqu. zu Dublin; auf ein Schloß
                                 zum Schließen der Thuͤren, Thore, Kasten, Tische, Koffer, Felleisen, das
                                 sehr nuͤzlich seyn wird. Dd.
                                 14. Mai 1816. (Specification im Repertory 29. B. S. 129.)
                              
                           
                              Des Mich. Franz.
                                    Hawkins, Gentleman's Woolwich, Kent; auf ein Verfahren, mittelst
                                 dessen Stollen, gewoͤlbte Gaͤnge unter der Themse und anderen
                                 Fluͤssen angelegt werden koͤnnen, so daß man durch diese
                                 Gaͤnge sicher gehen, Vieh treiben etc. kann. Dd. 14. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Dan. Wilson,
                                 Chemikers zu Dublin,
                                 Usher-Street; auf gewisse neue und verbesserte Apparate zur Destillation
                                 thierischer, vegetabilischer und mineralischer Koͤrper und zu anderen
                                 Zweken. Dd. 14.
                                    Mai 1816.
                              
                           
                              Des Wilh. Simons,
                                 Schreibmeisters zu Wiggan, Lancaster; auf gewisse Verbesserungen an
                                 Tasten-Instrumenten, Orgeln, Forte-Pianos, Harpsichords etc. Dd. 14. Mai
                                    1816.
                              
                           
                              Des Fz. Richardson,
                                 Esqu., Queenstreet, Westminster, Middlesex; auf Verbesserungen an den
                                 Schloͤssern und Laͤufen der Feuergewehre und an den Bayonetten.
                                 Dd. 25. Mai
                                    1816.
                              
                           
                              Des Phil. Taylor,
                                 Kaufmannes zu Bromley, Middlesex; auf eine Methode, Hize auf
                                 Fluͤssigkeiten beim Destilliren, Brauen, Zukerraffiniren wirken zu
                                 lassen. Dd. 25.
                                    Mai 1816. (Specification im Repertory 30.
                                 B. S. 193.)
                              
                           
                              Des Christoph Dihl,
                                 Esqu., New-Bond-Street, Middlesex; auf Verbesserung an Kitt und
                                 Moͤrtel und in der Anwendung desselben: seine Composition nennt er
                                 „Dihl's Mastic.“
                                 Dd. 25. Mai
                                    1816.
                              
                           
                              Des Gg. Dodgson,
                                 Pumpen-Fabrikanten, St. Paul, Shadwell, Middlesex; auf eine Methode, die
                                 Feuersprizen und Drukpumpen zu vereinfachen. Dd.
                                 27. Mai 1816.
                              
                           
                              Des Is. Hadley
                                    Reddell, Mechanikers, Leicester-Square; auf gewisse
                                 Verbesserungen in Beleuchtung der Theater, Comptoires, Gebaͤude etc. Dd. 27. Mai
                                    1816. (Specification im Repertory 30. B.
                                 S. 268)
                              
                           
                              Des Rob. Kemp d.
                                 juͤng., Schmides und Messing-Gießers zu Cork; auf Verbesserungen
                                 in Verfertigung der Schloͤsser und Schluͤssel. Dd. 27. Mai
                                    1816 (Specification im Repertory 29. B.
                                 S. 327.)
                              
                           
                              Des Joh. Heathcoate,
                                 Spizen-Fabrikanten zu Loughborough, Leicestershire; auf gewisse
                                 Verbesserungen an einer Maschine zur Verfertigung gestrikter oder
                                 geknuͤpfter Arbeiten, vulg. Strumpfstuhl (Stocking frame.) Dd.
                                 30. Mai 1816.
                              
                           
                        
                           Bericht des Ausschusses des Parliaments zur Untersuchung des
                              gegenwaͤrtigen Zustandes der Patent-Geseze, des Verfahrens bei
                              Ertheilung der Patente, und Zur Bericht-Erstattung hieruͤber an das
                              Haus.
                           Nachdem dieser Ausschuß drei Monate lang gesessen ist; nachdem Zeugen von allen Orten
                              und Enden vorgerufen wurden, welche die Erbaͤrmlichkeit des
                              gegenwaͤrtigen Zustandes des Patent-Wesens in England auf das
                              Handgreiflichste erwiesen haben; nachdem die Albernheit und
                              Niedertraͤchtigkeit bei der Ertheilung der Patente durch Zeugen ohne Ende,
                              sowohl dagegen als dafuͤr (bezahlt naͤmlich von den
                              Patent-Fabrikanten, d.h., dem Schreibergesindel, das fuͤr 100 Guineen
                              jedes Menschenrecht verkauft) auf das Augenfaͤlligste erwiesen wurde; nachdem
                              die laute Stimme aller Mechaniker und Techniker Englands sich gegen dieses Unwesen,
                              dieses Crimen laesae humanitatis, in allen Journalen
                              Englands mit einer Starke erhob, die es in keinem Staate des festen Landes erlaubt
                              seyn wuͤrde wiederhallen zu lassen, (wir haben in unseren Blaͤttern hieruͤber
                              sorgfaͤltig geschwiegen, und nur diejenigen aufmerksam gemacht, deren Pflicht
                              es ist, ihr Vaterland vor aͤhnlichem Unheils zu schuͤzen); nachdem der
                              Ausschuß und die Zeugen sich in den laͤcherlichsten Fragen und Antworten
                              erschoͤpft, und vor ganz Europa eine wahre Posse aufgefuͤhrt haben,
                              die man fuͤglich als „die Buffa ex
                                    officio“ auf irgend einem Kasperl-Theater
                              auffuͤhren koͤnnte; nachdem in England in den drei Monaten,
                              waͤhrend welcher diese Untersuchung dauerte, mehr Papier mit den
                              Albernheiten, die sie veranlaßte, bedrukt, und folglich verwuͤstet wurde, als
                              man zu allen Patronen der Expedition, gegen Algier brauchte; nachdem alles dieses
                              vorausgegangen ist: was war das endliche Resultat? Folgender
                           
                              „Bericht des Parliaments-Ausschusses zur Untersuchung des
                                 gegenwaͤrtigen Zustandes der Patent-Geseze, des Verfahrens bei
                                 Ertheilung der Patente und zur Bericht-Erstattung hieruͤber an das
                                 Haus.“
                              
                           
                              „Der Ausschuß zur etc. ist uͤber folgenden Bericht
                                 uͤbereingekommen.“
                              
                           
                              „Der Gegenstand, den Ihr der Erwaͤgung Eures Ausschusses zugewiesen
                                 habt, ist seiner Natur nach so verwikelt, und so wichtig, daß er die
                                 Nothwendigkeit eines Zeugenverhoͤres von langer Dauer veranlaßte. Bei der
                                 gegenwaͤrtigen bereits zu weit vorgeruͤkten Periode der Sizung ist
                                 der Ausschuß nur im Stande das Detail der vorgenommenen Zeugenverhoͤre
                                 zugleich mit den verschiedenen Actenstuͤken einzusenden,Wie wenig man diesen eidlichen Zeugenaussagen
                                       trauen darf, hat Hr. Henwood in dem Philosophical
                                          Magazine and Annals of Philosophy, Mai, S. 323., erwiesen. Hr.
                                       Farey (der
                                       Verfasser des Werkes uͤber die Dampfmaschine) erklaͤrte
                                       eidlich vor dem Ausschusse: „Hr. Woolf sey der Erfinder der
                                          Dampfmaschinen mit hohem Druke, wo der Dampf expansiv
                                          wirkt.“ was ganz unrichtig ist; Watt war es, wie Farey es in seinem
                                       Werke fruͤher selbst eingestand. – Hr. Farey sagte aus:
                                       „daß der Unterschied zwischen den Kohlenpreisen
                                          fuͤr eine Dampfmaschine von einer gewissen Kraft im J. 1813
                                          und jezt alle tiefe Grubenarbeit in Cornwallis unmoͤglich
                                          machen wuͤrde.“ Hr. Henwood beweiset das Gegentheil
                                       durch Grubenrechnung. Der ehrliche Watt leistete immer mehr, als er
                                       versprach. Er versprach mit seinen Maschinen mit Einem Bushel (84 Pfd.
                                       Kohlen) 23 Millionen Pfd. Wasser Einen Fuß hoch zu heben, und seine
                                       Maschinen hoben 25 Millionen. Hr. Farey sagte aus: „alle
                                          Maschinen in Cornwallis waͤren nach Woolf's Plan, und es ist in ganz Cornwallis Thatsache, daß
                                          seit dem J. 1826 auch nicht eine einzige
                                             Maschine nach Woolf's Plan in Cornwallis mehr in
                                             Thaͤtigkeit ist. Ueberdieß ist Hr. Hornblower, nicht
                                          Hr. Woolf, der
                                          eigentliche Vollender der Woolf'schen Maschine. – So sieht es
                                          mit den eidlichen Zeugenaussagen in England aus.
                                       „Buben spielen mit Nuͤssen, und
                                             alte Buben mit Eiden,“ hieß es im alten
                                       Griechenlande vor 2000 Jahren schon, und es ist noch heute zu Tage
                                       so. und er empfiehlt dem Hause ernstlich, daß die Untersuchung bei der
                                 naͤchsten Sizung bei Zeiten wieder angefangen werden
                                 moͤge.“
                              
                           Und was geschah auf diese „ernstliche Empfehlung“ des
                              Ausschusses in der naͤchsten Sizung? – Nichts! Vergl. London Journal of Arts
                              Mai. 1830. S. 66. (Und was haben wir vor anderthalb
                              Jahren im Polytechnischen Journale vorausgesagt, was aus
                              dieser Peel'schen Untersuchung werden wird?
                              „Nichts“ haben wir gesagt
                              wird herauskommen; und so ward's. Wir kennen das ministerielle Voͤlklein, das
                              an jedem fremden Sekel spart und zwakt, um den seinigen desto leichter zu
                              fuͤllen.)
                           
                        
                           Notizen uͤber einige beruͤhmte
                              Mechaniker.
                           Hr. Gill liefert in N. 30. s. R. Hrn. Dr. Thom.
                              P. Jones schoͤne Rede „on the Union of Mechanical Skill with the highest
                                    attainments in Science“ aus dem Franklin Journal. Diese Rede sollte in das Deutsche uͤbersezt, und
                              an jedem deutschen polytechnischen Institute
                              jaͤhrlich ein Mal zur Aufmunterung fuͤr Handwerker und zur Warnung
                              fuͤr Gelehrte gegen gelehrten Eigenduͤnkel vorgelesen werden. Wir
                              liefern hier nur einige Notizen.
                           Die Welt hatte, von Thales bis auf Newton, Astronomen von dem hoͤchsten Range: so gelehrt aber
                              diese großen Maͤnner auch waren, konnten sie doch vor dem J. 4 725 kein
                              eigentlich brauchbares Instrument zu genauen Beobachtungen verfertigen. Graham, ein wissenschaftlich gebildeter Uhrmacher zu
                              London, war der Erste, der fuͤr die k. Sternwarte zu London einen
                              Mauerquadranten verfertigte, der noch heute zu Tage bewundert wird.
                           Dieser große Instrumentenmacher erhielt bald einen Rivalen an einem gelernten Weber,
                              an Bird. Bird fand, daß die Minuten an seiner Uhr
                              schlecht eingetheilt waren. Er dachte uͤber eine bessere Theilungsmethode des
                              Kreises nach, gab die Weberei auf, und ging nach London, wo er stokfremd war, keinen
                              Freund und keinen Goͤnner hatte, und in wenigen Jahren einer der ersten
                              Instrumentenmacher wurde. Graham und Bird versahen nicht bloß die englischen Astronomen,
                              sondern auch die franzoͤsischen mit ihren Meisterwerken, die so genau waren,
                              daß man Fehler von 1/5 Secunden im Gange der Uhr darnach verbessern konnte: unter 12
                              Beobachtungen mit ihren Instrumenten wichen 9 nicht mehr als um 1/10 Secunde vom
                              Mittel ab. Solche Instrumente waren die Vorbilde fuͤr die spaͤteren
                              Ramsden und Troughton,
                              fuͤr die Parkinson und Frodsam, deren Chronometer mit Capt. Parry nach
                              dem Nordpole reisten, dort eine Kaͤlte von 87° Fahrenh. unter dem
                              Eispunkte aushielten, und, als sie nach 18 Monaten heim kamen, kaum um 2 Sekunden
                              abwichen.
                           Dolland, der die achromatischen Fernroͤhre so sehr
                              vervollkommnete,Hr. Prof. Jones nennt
                                    ihn den Erfinder derselben, wir wissen aber, daß es Chester More Hall war. Vergl. Polyt.
                                       Journ. B. XXXIV. S.
                                       251.A. d. Ue. war der Sohn eines Webers zu London, und arbeitete in seiner Jugend am
                              Stuhle; seine Ruhestunden wendete er auf Verfertigung von Sonnenuhren und auf
                              Studium von Mathematik. Durch außerordentlichen Fleiß, Abbruch vom Schlafe erwarb er
                              sich jene Kenntnisse, die ihn spaͤter als Optiker so beruͤhmt
                              machten.
                           Sir Wilh. Herschel, gleich groß
                              als Optiker und als Astronom, war urspruͤnglich ein Musikant. Er schliff mit
                              eigener Hand mehr als 400 Spiegel.
                           Der beruͤhmte Canalbauer Brindley, der seinen Canal
                              uͤber einen Fluß baute und Berge mit demselben durchfuhr, war ein
                              Muͤhlknecht. Wir haben bereits fruͤher einmal von diesem unsterblichen
                              Manne Nachricht gegeben, der kaum lesen und schreiben konnte. Ein angesehener
                              gelehrter Baumeister, den der Herzog von Bridgewater uͤber Brindley's Plane befragte, warf sie mit Verachtung weg:
                              „Luftschloͤsser! Luftschloͤsser!“ rief er
                              aus, „er hat von Luftschloͤssern sprechen gehoͤrt, und meint
                                 jezt, er koͤnne sie bauen.“ Zehn Monate darauf stand das
                              Luftschloß da in seiner Pracht, und steht noch jezt, und wird noch Jahrhunderte
                              stehen, zum Beweise, daß der gesunde Menschenverstand eines Muͤhlknechtes,
                              der kaum lesen und schreiben kann, Groͤßeres auszufuͤhren vermag, als
                              mancher hochgelehrte Herr. Hatte der Herzog von Bridgewater sich von dem Ansehen des
                              gelehrten und beruͤhmten Baumeisters, den er consultirte, irre fuͤhren
                              lassen, so besaͤßen seine Nachkommen nicht die Millionen, die ihnen dieser
                              Canal Zeit her trug, und England entbehrte eines der schoͤnsten
                              Denkmaͤler des Genies seiner Einwohner. Wenn man, so wie hier bei Brindley's Werk, so bei anderen Werken anderer
                              Laͤnder, die mit Erfolg ausgefuͤhrt wurden, die Cabalen, Intriguen und
                              den Despotismus kannte, den die liberale Gelehrtenzunft gegen jeden armen Teufel
                              sich erlaubt, der an Geist reicher ist, als siez wenn die Geschichte
                              erzaͤhlen koͤnnte, wie viel von Sesostris bis auf unsere Zeit
                              nuͤzliche Ideen, Entwuͤrfe, selbst schon begonnene Werke von der
                              Eitelkeit und dem Eigennuze der Gelehrten bloß deßwegen theils in der Geburt
                              erstikt, theils in der Entwikelung erdruͤkt wurden, weil sie nicht der
                              gelehrten Kaste uͤberhaupt, oder dieser oder jener Innung derselben
                              insbesondere angehoͤrte, sondern aus der unreinen Kaste, „aus dem
                                 schweinischen Haufen“ hervorging, so wuͤrde man vielleicht von
                              dem Einflusse der gelehrten Chemiker, Physiker und Mathematiker auf das Wohl der
                              Menschheit dasselbe behaupten koͤnnen, was der große Arzt Gaubius von seinen Collegen, den Aerzten, aussprach:
                              „es ist schwer zu sagen, ob sie der Menschheit mehr genuͤzt
                                 oder geschadet haben.“
                              
                           
                        
                           
                           Notizen uͤber einige Fabriken Schottlands.
                           Hr. Gill theilt in N. 50. seines technologic. et
                                 microscop. Repository aus des hochw. Hrn. Drs. J.
                                 Lettice
                              tour through Scotland 1792, in Ermangelung eines
                              Besseren, einen ganzen halben Bogen mit, der das trivialste Zeug enthaͤlt,
                              was man nur immer uͤber Fabriken und ihre Arbeiten sagen kann, und was
                              hoͤchstens einem Dr. der h. Schrift oder Kindern
                              merkwuͤrdig seyn kann. Einiges kommt indessen doch darin vor, was man auf dem
                              festen Lande nicht weiß, und was einige historische Merkwuͤrdigkeit
                              darbietet.
                           Die Maschinen-Baumwollenspinnerei zu Rothesay (Rothesay Cotton-Mills) auf der Insel Bute,
                              errichtet im J. 1784, ist die aͤlteste Spinnmuͤhle in Schottland. Im
                              J. 1791 hatte sie ein Wasserrad von 24 Fuß im Durchmesser, und von sechs Fuß Breite
                              am Umfange. Die Welle, die von diesem Rade getrieben wurde, war 100 Fuß lang und so
                              dik, wie der Mast eines Linienschiffes. In dieser Fabrik arbeiteten 1000 Individuen,
                              und lieferten eben so viel Garn, als ehevor 20,000 Handspinner.
                           Die Bleiche zu Glasgow hat
                              Buͤtten, unten von Metall, oben von Holz, in welche 1500 Yards (4500 Fuß)
                              Baumwollen oder Leinen auf ein Mal gebaͤucht werden.
                           Die Beschreibung der Calicodrukerei zu Melton bei Glasgow
                              enthaͤlt nichts Merkwuͤrdiges, als daß mitten durch die Drukerei ein
                              geheizter Zug lauft, wie in Glas- und Treibhaͤusern, um die Farbe
                              schnell zu troknen. Gruͤn wurde im J. 1791 daselbst noch mit dem Pinsel auch
                              Blau und Gelb gemahlen. Die Modelstecher haben alle ein Buch neben sich liegen und
                              lesen waͤhrend der Arbeit. in Leven fing damals
                              Maschinendruk an; die Maschinen wurden vom Wasser getrieben.
                           Die Glashuͤtte zu Dumbarton zahlte im J. 1791 jaͤhrlich 4000 Pfd. Sterl. (48,000 fl.)
                              Glassteuer.
                           Das Eisenwerk zu Carron
                              brauchte im J. 1791 woͤchentlich 200 Tonnen (4000 Ztr.) Steinkohlen.
                           
                        
                           Hrn. Prof's. Encke's (zu Berlin) Belohnung von der Astronomical Society zu London.
                           Der Praͤsident der Astronomical Society, Jak. South, sagte zu Hrn. Baily (dem Secretaͤre der Gesellschaft),
                              als neulich in der Sizung zur Feier ihres I. Decenniums die Preise, die goldenen
                              Medaillen oͤffentlich vertheilt wurden: „Senden Sie Hrn. Prof.
                                 Encke dieses zweite
                                 Denkmal „(Hr. Prof. Encke erhielt naͤmlich schon fruͤher einmal
                                    die goldene Medaille der London astronomical
                                       Society)“ unserer Verehrung fuͤr ihn, und
                                 schreiben Sie ihm, daß wir ihm fuͤr seine Ephemeriden mehr schuldig
                                 geworden sind, als wir ihm nimmermehr zu bezahlen im Stande seyn werden. Er lebt
                                 unter einer Regierung, die Wissenschaft (nicht
                                 gelehrte Possen) auf eine ausgezeichnete Weise
                                 unterstuͤzt. Seine Arbeiten sind Sterlinggold. Eine Sternwarte, die seine
                                 Ephemeriden besizt, bedarf beinahe keines anderen Buches; ohne diese
                                 muͤßte sie aber alle anderen anschaffen.“ (Phil. Magazin and Annals of Philos. Mai. 1830. S.
                              376.Man muß, wenn man England richtig beurtheilen will, nie vergessen, daß das
                                    Gute, das Herrliche, das Große, das in diesem Lande ist, lediglich Privatsache ist; das Schlechte, das
                                    Niedertraͤchtige hingegen den Clerks,
                                    d.i., den Schreibern und Dienstlern dieses Landes angehoͤrt. Alles
                                    Gute und Wohlthaͤtige, alle
                                    Spitaͤler und Wohlthaͤtigkeitsanstalten sind lediglich
                                    Privatanstalten, durch Stiftungen und Subscriptionen der Private entstanden,
                                    von welchen die Schreiber noch hohe Per. Cents abziehen; alle wahre
                                    Foͤrderung der Wissenschaften durch die Royal
                                       Society, Society for the Encouragement of Arts, die humane Society, die Botanical-Society, Horticultural-Society,
                                       Zoological-Society, Astronomical-Society,
                                       Wernerian-Society, die Royal
                                       Institution, Mechanics' Institution, Architectural-Society;
                                    die Londoner Universitaͤt ist Privatsache;
                                    die ostindische Comp., das Groͤßte, was Europa besizt, 140 Millionen
                                    Unterthanen, ist Privatsache; die Eisenbahnen
                                    sind Privatsache; das Wasser sogar dankt der Londoner der Sorgfalt von
                                    Privaten (Peel versagte es der Stadt); das Licht
                                    bei der Nacht (Gasbeleuchtung) dankt der Englaͤnder den
                                    Privatanstalten (fuͤr das Tageslicht, dieses Geschenk der Sonne, die
                                    uͤber alle Wesen auf dem Erdballe scheint, nehmen die Schreiber in
                                    England Fenstersteuer): mit einem Worte, alles Gute ist in England
                                    Privatanstalt; alles Schlechte, Werk der Buͤreaukraten, der Clerks
                                    und ihrer Chiefs. Der klar reich bezahlte Astronom ließ durch seinen
                                    schlechten Nautical Almanac Hunderte von
                                    Seefahrern zu Grunde gehen; die Astronomical-Society rettet sie, indem sie Encke's Verdienste lohnend anerkennt.
                              
                           
                        
                           
                           Hrn. Edwards' Anticatelephor oder augenbliklicher Telegraph.
                           Hr. W. Sims theilt im Mech. Mag. N. 354. 22. Mai S. 182. Hrn. Edwards' „Prospectus of a new and curious Work, entitled a
                                    Development of the Principle and Structure of the Anticatelephor; an Engine
                                    for the instantaneuus Conveyance of Intelligence to any
                                    distance“ mit. Hr. Edwards zeigt in diesem Werke die Moͤglichkeit und
                              Leichtigkeit, mittelst seines Auticatelephor's von London
                              aus nach Paris, Wien, Petersburg, nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, Calcutta
                              so zu correspondiren, daß dasjenige, welches man seinem Freunde zu wissen machen
                              will, in Einer Minute dahin gelangt, die Antwort also laͤngstens in ein paar
                              Minuten wieder zuruͤk seyn kann. Hr. Edwards hat sein Geheimniß dem
                              Vicepraͤsidenten der Royal Society, dem Professor
                              der Physik zu London und dem Praͤsidenten der Mechanics' Institution mitgetheilt. Bei der Regierung fand er keine
                              Unterstuͤzung. Er wollte nur 200 Subscribenten. In kleinen Entfernungen soll
                              dieser Anticatelephor aͤußerst unterhaltend seyn.
                           
                        
                           Ueber das zusammengesezte achromatische Mikroskop des Hrn.
                              W. Tulley,
                           wurde in der lezten Sizung der London
                                 Royal Society ein Aufsaz des Hrn. Lister von Dr.
                                 Roget, dem Sekretaͤre der R. S., mitgetheilt, welcher einen Bericht
                              uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand des Mikroskopes, und Ideen zur
                              Verbesserung desselben nach einer neuen Methode beifuͤgte.
                           Hr. Lister spricht mit vielem
                              Beifalle von Hrn. Tulley's
                              zusammengesezten achromatischen Mikroskopen, welche aus einer Verbindung von
                              Objectivglaͤsern mit kurzer Brennweite und weiter Oeffnung bestehen, deren
                              Kruͤmmungen so berechnet sind, daß sie die von jedem Glase erzeugten
                              Refractationen beinahe ausgleichen. Da die Groͤße der Oeffnung, wie er
                              bemerkt nur in dem Verhaͤltnisse der Groͤße des Lichtpinsels, den sie
                              durchlaͤßt, Werth hat, so verdient dieser leztere Umstand vorzuͤglich
                              alle Aufmerksamkeit, und da er sehr oft falsch bestimmt wird, so ist hier eine
                              Methode angegeben, nach welcher er mit hinlaͤnglicher Genauigkeit zu jedem
                              praktischen Zweke berechnet werden kann. Die Vergroͤßerungskraft an Tulley's Mikroskope kann entweder durch Ausziehen der
                              Roͤhren, welche die Ocularglaͤser enthalten, oder durch ein Ocularglas
                              von verschiedener Staͤrke von 33 bis auf 800 Durchmesser verstaͤrkt
                              werden, ohne daß die Deutlichkeit merklich dabei litte, und ohne daß man dadurch
                              Gefahr lauft, den Gegenstand aus dem Auge zu verlieren. Da Alles, was auf
                              Beleuchtung Bezug hat, gaͤnzlich von der Buͤhne frei ist, so kann man,
                              bei immer gleich bleibender Beleuchtung, die zu untersuchenden Gegenstaͤnde
                              so leicht und schnell als moͤglich bewegen. Hr. Lister macht vorzuͤglich auf einige
                              Quellen der Taͤuschung bei mikroskopischen Beobachtungen aufmerksam. Wenn ein
                              Strahlenpinsel, der aus einem unendlich kleinen beleuchteten Theile eines
                              Gegenstandes ausfaͤhrt, von dem moͤglich vollkommensten Objectivglase
                              in einen Brennpunct versammelt wird, so ist das Bild nicht ein wirklicher Punct,
                              sondern ein kleiner Kreis, und wird immer als solcher erscheinen, wenn das
                              Ocularglas des Mikroskopes stark genug ist. Diese Kreise haben eine bedeutende
                              Analogie mit den Scheiben, in deren Form die Sterne erscheinen, wenn man sie durch
                              Teleskope betrachtet. So wie diese, werden sie viel groͤßer, wenn man die
                              Oeffnung des Objectivglases verkleinert, oder die Beleuchtung verstaͤrkt. Das
                              Uebereinanderfallen (die wechselseitige Dekung) sich beruͤhrender
                              Diffusionskreise hat viele Taͤuschungen bei mikroskopischen Beobachtungen
                              veranlaͤßt (z.B. das flekige Ansehen gewisser Oberflaͤchen), die man
                              fuͤr Kuͤgelchen hielt, und diese optische Taͤuschung ist die
                              Basis einiger sinnreichen, leider aber im Grunde lediglich phantastischer,
                              Speculationen uͤber den inneren Bau der organischen Materie. So kommen auch,
                              unter gewissen Richtungen der Lichtstrahlen, aus demselben Grunde Linien auf der
                              Oberflaͤche eines Gegenstandes zum Vorscheine, auf welcher in der
                              Wirklichkeit keine vorhanden sind.
                           Hr. Lister beschreibt sein
                              Verfahren, die Vergroͤßerungen zu messen, und vergleicht den Werth der
                              verschiedenen Mikroskope von Cuthbert und Dollond, von Chevallier, Selligue, Amici,
                              Utzschneider und Fraunhofer.
                           Am Schlusse ist eine Idee hingeworfen, von deren weiterer Entwikelung der Hr.
                              Verfasser vermuthet, daß man vielleicht in Baͤlde die Mikroskope noch mehr
                              wird vervollkommnen koͤnnen. Er bemerkt, daß der Umstand, welcher die
                              Groͤße des Pinsels beschraͤnkt, der mittelst eines einzigen
                              achromatischen Objectivglases eingelassen werden koͤnnte, darin besteht, daß
                              die Correction fuͤr sphaͤrische Aberration bei der concaven Linse
                              fuͤr jene Strahlen, die vom Mittelpuncte weiter entfernt sind,
                              verhaͤltnißmaͤßig groͤßer ist, als fuͤr jene Strahlen,
                              die durch den Mittelpunkt laufen. Daher ist der Grad von Verwirrung in dem dadurch
                              entstehenden Bilde bei aͤhnlichen Glasern umgekehrt, wie das Quadrat der
                              Brennweiten oder Focallaͤngen. Dieser nimmt bei einer kleineren
                              Vergroͤßerung der Oeffnung sehr schnell zu, kann aber dadurch um ein
                              Bedeutendes vermindert werden, daß man die Brechungen gleichfoͤrmig unter
                              eine groͤßere Anzahl Linsen von geringerer Kruͤmmung vertheilt. Daher
                              der Vortheil, den man durch gewisse Kombinationen erhaͤlt. Die Versuche des
                              Verfassers haben erwiesen, daß, im Allgemeinen, ein achromatisches Objectivglas,
                              dessen innere Flaͤchen in Beruͤhrung stehen, auf einer Seite desselben
                              zwei aplanatische Brennpunkte in seiner Achse besizt, so daß die Correction
                              fuͤr die Strahlen, die von denselben ausfahren, nur eine kleine Operation
                              nothwendig macht? fuͤr diejenigen Strahlen aber, die von irgend einem Theile
                              zwischen denselben ausfahren, die Correction der sphaͤrischen Aberration zu
                              groß, und fuͤr jene außerhalb dieser Graͤnzen zu klein wird. Die
                              Methode, die Lage dieser aplanatischen Brennpunkte zu bestimmen, ist hier angegeben.
                              Nach dem hier erlaͤuterten Grundsaze erhaͤlt man nun Mittel, beide
                              Arten von Aberration in einem großen Focalpinsel zu beseitigen, und so die
                              groͤßte bisherige Schwierigkeit bei Vervollkommnung der Mikroskope zu
                              beseitigen. Vgl. Philosophical Magazine and Annales of
                                 Philosophy. Mai. S. 353.
                           
                        
                           Wollaston's Camera lucida und Com. Varley's Zeichnungs-Teleskop.
                           Hr. Gill macht im
                              Mai-Hefte seines technological and microscopic.
                                 Repository S. 304 und 306. auf die Nothwendigkeit und das Vergnuͤgen
                              der Benuͤzung dieser beiden Instrumente auf Reisen aufmerksam. Er hat 40
                              Aezblaͤtter von Lizars, nach Skizzen des
                              beruͤhmten Reisenden, Capitaͤn Hall,
                              gesehen, welche lezterer in den J. 1827 und 28 in N. Amerika mit Huͤlfe der
                              Camera lucida entwarf, die nichts zu
                              wuͤnschen uͤbrig lassen.
                           Capitaͤn Hall selbst kann den Reisenden die Camera lucida nicht dringend genug empfehlen: man
                              erhaͤlt, sagt er, mit Huͤlfe derselben Alles, was man an einer
                              topographischen Zeichnung wuͤnschen kann, die hoͤchste Treue. Die
                              Steifheit, die der ersten Skizze anklebt, verschwindet unter der Hand des
                              Kuͤnstlers, der sie spaͤter ausfuͤhrt, und laͤßt diese
                              nie ein Haar breit von der Wahrheit sich entfernen. Man braucht wahrhaftig nicht
                              mehr Geschiklichkeit, um mit der Camera lucida zu
                              zeichnen, als zum Pausen nothwendig ist, und man gewoͤhnt sich sehr bald an
                              die Art zu sehen, die bei dieser Zeichnungsmethode nothwendig ist. Hr. Dolland zu London, St. Paul's
                              Church-yard, verfertigt Stative, die nicht unbequemer sind, als ein
                              Spazierstok: das messingene Raͤhmchen, auf welches man sein Zeichenbuch
                              auflegt, laͤßt sich zusammenlegen, und in den Spazier-Stativstok
                              steken. Ein Zeichenstuhl, in Form eines kleinen Statives, auch nicht viel diker als
                              ein spanisches Rohr und kuͤrzer, so daß man ihn an einer Schnur uͤber
                              die Schulter haͤngen kann, wie eine Vogelflinte, ist auch bei ihm zu haben.
                              Mit diesem Stoke und diesem Sessel ausgeruͤstet, die Camera lucida in einer Tasche, das Zeichenbuch in der anderen, hat der
                              Reisende Alles, dessen er bedarf, um sich und seinen Freunden die treueste Darstellung der Gegenden und
                              Gegenstaͤnde zu schenken, deren Andenken er erhalten wissen will.
                           Ein anderes Instrument, das zu demselben Zweke, aber auf eine ganz andere Weise
                              dient, naͤmlich durch Zuruͤkwerfung der Lichtstrahlen, waͤhrend
                              die Camera lucida bloß durch Refraction wirkt, ist Varley's graphisches Teleskop
                              (the graphic Telescope), das weniger bekannt zu seyn
                              scheint, als es verdient. Wie leicht und trefflich und genau man mittelst desselben
                              arbeiten kann, erhellt aus dem Umstande, daß Hr. Horner sein beruͤhmtes Panorama von
                              London, das jezt im Colosseum im Regent's Park so allgemein bewundert wird, und
                              das London und seine Umgebungen von der Kuppel der Paul'skirche aus gesehen
                              darstellt, mittelst dieser graphischen Teleskope von der Kuppel der Paul'skirche aus
                              zeichnete. Der Wind machte diese Entdekung: er bließ eines Tages so heftig gegen das
                              Huͤttchen, das Hr. Horner auf der Kuppel der Paul'skirche aufschlug, daß ein solches
                              Teleskop in die Straße herabfiel, und so sehr beschaͤdigt wurde, daß der
                              Finder es zu Hrn. Dolland
                              trug, um es bei diesem ausbessern zu lassen.
                           Hr. Gill ist, nach Versuchen,
                              die er vor einigen Jahren anstellte, der Meinung, daß man mit Varley's Teleskop, noch leichter arbeitet, als mit der Camera lucida. Ueberdieß kann Varley's „graphic
                                    Telescope“ auch als gewoͤhnliches Teleskop gebraucht
                              werden.
                           Hr. Varley hat, wie Wollaston auf seine Camera
                                 lucida, so auch auf sein „graphic
                                    Telescope“ ein Patent genommen. Beide Patente sind jezt
                              bereits verfallen, und jeder Optiker darf nun beide Instrumente in England
                              verfertigen. Hr. Varley hat
                              indessen, seit sein Patent verfiel, seine Fabrik vergroͤßert, um bei der
                              haͤufigen Nachfrage nach diesem Artikel das Publikum schneller befriedigen zu
                              koͤnnen.Unsere Muͤnchner Optiker und die Fuͤrther Israëliten,
                                    die Brillen auf alle bayerische Nasen schleifen, koͤnnten uns wohl
                                    auch mit solchen „Camere
                                          lucide“ und „graphic
                                          Telescopes“ versehen, ohne daß wir noͤthig
                                    haͤtten, dieselben fuͤr theures Geld aus England kommen zu
                                    lassen.A. den Ue.
                              
                           
                        
                           Ueber die Entstehung einer regelmaͤßigen doppelten
                              Brechung der Lichtstrahlen in den Molekeln der Koͤrper durch den bloßen Druk,
                              und uͤber den Ursprung der Structur zur doppelten Refraction
                           wurde in der London royal Society
                              ein Aufsaz des Hrn. Dav.
                                 Brewster vorgelesen, aus welchem sich ein kurzer Auszug im Philosophical Magazine and Philosophical Magazine and Annals
                                 of Philosphy, Mai, 1830. S. 356. befindet. Eben daselbst ist auch S.
                              351
                           Hrn. v.
                                 Utzschneider's Aufsaz uͤber Guinand's Glas aus Schuhmacher's astronom.
                              Nachrichten N. 163
                           in's Englische uͤbersezt.
                           
                        
                           Ueber Fortpflanzung der Bewegung durch elastische Mittel
                              (Mediums)
                           findet sich ein wichtiger Aufsaz von Hrn. J. Challis, Esqu., Fellow of
                              Trinity-College, Cambridge, in dem Philosophical
                                 Magazine and Annals of Philosophy, Mai, 1830. S. 325., welchen wir
                              Technikern, die gute Physiker und feine Mathematiker sind, zum Studium empfehlen. Er
                              ist sehr wichtig. Was uns auffiel, oder vielmehr was unsere alte Bemerkung
                              bestaͤtigte, daß die Englaͤnder, zumal die Collegienherren zu Oxford
                              und Cambridge, sehr oft zu vergessen scheinen, daß es außer ihrer Insel auch
                              Menschen gibt, die denken, ist der Umstand, daß hier der neueren Arbeiten der
                              Franzosen uͤber diesen Gegenstand keine Erwaͤhnung geschieht: wir
                              finden hier nur Lagrange's, Poisson's, Monge's, Laplace's, Biot's erwaͤhnt, nicht aber
                              der Neueren.
                           
                        
                           Miller's verbesserte
                              Schießgewehre.
                           Ein Hr. Jak. Miller zu Brighton in Munroe-County, New-York, ließ
                              sich am 11. Jun. ein Patent auf eine Verbesserung an Schießgewehren aller Art, von der Jagdflinte
                              bis zur Kanone, ertheilen, welche mit den Vorrichtungen von Rogers und Wheeler Aehnlichkeit hat. Es ist
                              hinter dem Laufe eine Kammer angebracht, die sich drehen laͤßt, und sieben
                              Ladungen haͤlt, wovon jede mit ihrem Percussions-Zuͤndkraute
                              versehen ist. (Vergl. Franklin Journal und Register of Arts. N. 32. S. 245.). (Wie aber, wenn die
                              Kammer selbst eine starke Percussion erleidet, und alle sieben Todsuͤnden auf
                              einmal tos gehen? Unsere Gewehre haben noch immer nicht ihre lezte Vollendung
                              erhalten: sie sind oft so treulos als ein Bandit, den man theuer kauft, damit er
                              einen anderen tobtet, und der dafuͤr den umbringt, der ihn theuer bezahlt
                              hat.)
                           
                        
                           Kettenbruͤken mit schwimmenden Pfeilern.
                           Im Register of Arts, Mai, S. 306 fuͤhrt ein Hr. A.
                              B. C. folgende Stelle aus Hrn. Mactaggart's Travels in Canada, V. 1.
                              p. 315 an. „Eine Kettenbruͤke
                                 uͤber den Lorenzo-Fluß von Cape Diamond auf Point-Levi zu spannen, eine Streke von etwas mehr als einer
                                 englischen Meile,Eine englische Meile ist 5280 Engl. Fuß, oder 1609 Meter. A. d. Ueb. wo der Fluß reißend und das Wasser tief ist, scheint keine kleine
                                 Aufgabe; die Loͤsung ist aber bei gehoͤriger Vorsicht und Geduld
                                 und mit dem noͤthigen Gelde moͤglich. Diese Kettenbruͤke
                                 wuͤrde fuͤnf schwimmende Pfeiler
                                 fordern, die so gebaut und vor Anker gelegt werden muͤßten, daß der
                                 haͤrteste Eisstoß sie auch nicht ruͤhren koͤnnte. Wenn also
                                 wirklich eine Bruͤke bei Quebec uͤber den Strom noͤthig
                                 ist, so werden diejenigen, die fuͤr dieselbe stimmen, nicht mehr sagen
                                 koͤnnen, daß sie unausfuͤhrbar ist. Sie
                                 kann errichtet werden, und zwar so, daß die Schifffahrt nicht im Mindesten dabei
                                 leidet. Die Kosten wuͤrden, in Hinsicht der Zufalle, die sich bei dem
                                 Baue derselben ergeben koͤnnten, nicht unter 40,000 Pfd. Sterl., (480,000
                                 fl.) angeschlagen werden duͤrfen.“
                              
                           Diese riesenhafte Idee einer Kettenbruͤke mit schwimmenden Pfeilern, die wirklich ganz neu und acht amerikanisch ist,
                              gefaͤllt dem Hrn. A. B. C. a.a.O. so gut, daß er seinen Landsleuten in
                              England vorschlaͤgt, eine aͤhnliche Kettenbruͤke uͤber
                              die Savern zu bauen.Wir haben es in Bayern nicht mit einem Lorenzo-Strom, sondern nur mit
                                    Fluͤssen zu thun, die gegen den Lorenzo-Strom kaum spannbreit
                                    zu nennen sind; die uns alle Jahre (wie der Inn, die Donau, die Isar, der
                                    Lech, die Iller) die hoͤlzernen elenden Bruͤken zu Duzenden
                                    bei jedem Eisgange und Hochwasser wegreißen, und unseren einzigen Reichthum,
                                    Bauholz, mit welchem wir einen eintraͤglichen Handel in das Ausland
                                    treiben, zerstoͤren: und wie viel Hangende Bruͤken haben wir
                                    in Bayern? Eine einzige, und diese verspricht, wenn Zeichnung und
                                    Beschreibung (Inland, N. 100, 10. April wahr und richtig ist) nicht die laͤngste
                                    Dauer. Diese 216 Fuß lange, 30 Fuß breite Bruͤke kostete 58,000 fl.
                                    Nehmen wir den Ueberschlag zu obiger 5280 Fuß langen Bruͤke als
                                    richtig an; so muͤßten 5280: 216 sich verhalten wie 480,000: 19,636
                                    4/11; d.h., wir bauten um 36,363 fl. theurer, als man in dem theuren Canada
                                    baut, abgesehen davon, daß eine Bruͤke von 5280 Fuß Lange so zu sagen
                                    fuͤr jeden Fuß Lange, um welchen sie langer ist, als eine
                                    Bruͤke von 216 Fuß, theurer kommen muß. Wir wollen indessen die Summe
                                    von 58,000 fl. fuͤr diese einzige Haͤngebruͤke in
                                    Bayern, weil sie das Recht der Erstgeburt hat, durchaus nicht fuͤr zu
                                    groß erklaͤren. Was soll man sich aber denken, da man nicht alles
                                    sagen soll, was man sich denken darf, wenn man weiß, daß eine nur 200 Fuß
                                    lange Bruͤke, die jezt zu Ulm uͤber die Donau erbaut wird,
                                    140,000 fl. kosten wird, da sie, als gute Haͤngebruͤke, kaum
                                    das Drittel, kaum 50,000 fl. gekostet haben wuͤrde? Soll man nicht
                                    den guten Buͤrgern zu Ulm, die fuͤr sich eine
                                    Haͤngebruͤke erbauen wollten, mehr Verstand und Billigkeit
                                    zutrauen,*) als den Planmachern zu dieser halbhoͤlzernen halb steinerne
                                    Bruͤke, die schwerlich so alt werden wird, als es der schiefe
                                    steinerne Pfeiler an der alten Ulmer-Bruͤke geworden ist? Wir
                                    leben in dem Zeitalter der Halbheit, und unsere Buͤreaukraten werden
                                    stets alle Kraͤfte aufbieten, die Fortschritte des menschlichen
                                    Geistes in der Mechanik, die ihrem Gelddurste und ihrem Hange zur Faulheit
                                    nachtheilig zu werden drohen, zu erstiken und zu verbannen.*) Der alte Geist, der Ulm zur Vaterstadt so
                                    vieler großen Maͤnner Deutschlands erhob, die nicht bloß ihrem
                                    Geburtsorte, sondern, als Deutsche, ganz Deutschland unsterbliche Ehre
                                    brachten, ist noch nicht aus den alten schwarzen Mauern dieser einst so
                                    beruͤhmten Stadt verschwunden; es sind noch heute zu Tage unter den
                                    ehrenwerthen Buͤrgern Ulms, unter jener Classe von Menschen, die die
                                    Buͤreaukraten den schweinischen Haufen nennen, Maͤnner, an
                                    deren gesundem Verstande, Scharfsinne und Geradheit man die
                                    Mitbuͤrger Thomas Abbts, M. Dav.
                                       Algoͤwer's, v. Furtenbach's, Heilbronner's, Juni's u.a. in
                                    allen Zweigen des menschlichen Wissens beruͤhmt gewordener
                                    Maͤnner erkennt, Ulm hat auf die Bildung des Geistes im
                                    suͤdlichen Deutschland in der lezten Haͤlfte des vorigen
                                    Jahrhundertes eben so vielen Einfluß gehabt, als andere alte
                                    Reichsstaͤdte in seiner Nachbarschaft auf die Verbildung
                                    desselben.
                              
                           
                        
                           
                           Dampfbothe in N. Amerika.
                           Die einzige Stadt New-York besizt, fuͤr sich allein, nicht weniger als
                              sechzig Dampfbothe, deren Tonnengehalt ungefaͤhr 10,000 Tonnen
                              betraͤgt. N. 4718.
                           
                        
                           Verbesserung in Verfertigung der Wagenraͤder mittelst
                              des Hohlbohrers.
                           Diese Verbesserung betrifft vorzuͤglich die Zapfen an den Speichen, mit
                              welchen diese in die Felgen eingesezt werden. Bei uns werden diese Zapfen
                              langweilig, und dabei noch ungleich zugeschnizelt und gemeißelt. Hr. Abel Connant Pepperell hat den
                              Hohlbohrer, den man jezt in Amerika so haͤufig braucht, und den man in Europa
                              noch nicht recht zu kennen scheint, so verbessert, daß er mittelst desselben diese
                              Zapfen alle kegelfoͤrmig, gleich lang und gleich conisch, und in der
                              genauesten Halbmesserrichtung schneiden kann. Er ließ sich auf diese Verbesserung am
                              11. Junius ein Patent ertheilen. Es waͤre der Muͤhe werth einen
                              solchen Hohlbohrer, der Zapfen ausschneidet, aus Middlesex-County, in
                              Massachusetts, kommen zu lassen. (Vergl. Franklin Journal.
                                 Register of Arts. N. 32. S. 238.)
                           
                        
                           Mussey's verbesserte
                              Buͤchsen an Wagenraͤdern.
                           Hr. Thom. Mussey zu
                              New-London, Connecticut, ließ sich am 44. Jun. 1829 ein Patent auf
                              verbesserte Buͤchsen an Raͤdern von Postkutschen, Wagen und allen
                              Arten von Fuhrwerken ertheilen. Er nennt diese Buͤchsen „cylindrisch-kegelfoͤrmige, selbst sich
                                    einkeilende und selbst sich befestigende Buͤchsen“
                              (cylindro-conical, self-wedging or
                                 self-fastening Boxes). Diese Buͤchsen sollen sehr gut und
                              sehr einfach seyn, und zu jenen Dingen gehoͤren, uͤber welche man
                              sich, wenn sie uns als neu dargeboten werden, wundert,
                              daß sie nicht schon seit Jahrhunderten allgemein eingefuͤhrt sind, und daß
                              wir Jahrhunderte lang so dumm und einfaͤltig seyn konnten, die Sache so
                              ungeschikt zu machen, als wir sie bisher betrieben haben. Daß unsere bisherigen
                              Buͤchsen schlecht sind, nur zu haͤufig verloren gehen und dadurch
                              manches Umwerfen veranlassen, ist eine leider bekannte Sache, allein, so einfach
                              auch diese „walzenfoͤrmig-kegelfoͤrmigen“
                              Buͤchsen seyn moͤgen, so werden sie doch durch die Erklaͤrung,
                              die im Franklin Journal und im Register of Arts. N. 32. S. 243. von denselben gegeben ist, nicht
                              verstaͤndlich, und die Wagenmacher zu Bruͤssel, Offenbach, die Brandmaier zu Wien muͤssen sich solche
                              Buͤchsen von Hrn. Mussey aus New-London kommen lassen.
                           
                        
                           Maschine zum Nageln der Schuhe und Stiefel.
                           Ein Hr. Nathan Leonard
                              (wahrscheinlich deutscher Abkunft) zu Merrimac, Hillsborough-County, in
                              New-Hampshire, N. Amerika, ließ sich am 44. Jun. 1829 ein Patent auf folgende
                              Maschine und folgendes Verfahren ertheilen, alle Naͤgel auf einmal in die
                              Sohlen und Absaͤze der Schuhe und Stiefel zu treiben, welche genagelt werden
                              sollen. Die Maschine ist eine starke Presse, welche durch einen Hebel nieder
                              getrieben wird. Zuerst wird eine Metallplatte, welche so viele Loͤcher
                              enthaͤlt, als Naͤgel in die Sohle und in den Absaz getrieben werden
                              sollen, und in welcher
                              diese Loͤcher alle gehoͤrig gestellt sind, die also genau die
                              Groͤße und Form der Sohle und des Absazes hat, uͤber leztere
                              befestigt. Hierauf kommt eine zweite aͤhnliche Platte mit eben so vielen und
                              eben so gestellten Ahlen, wie die Loͤcher in der ersten. Diese Ahlen laufen
                              durch die Loͤcher der ersten Platte, wenn die zweite, in welcher sie
                              befestigt sind, fest auf die erste gepreßt wird, und stechen so die Loͤcher
                              fuͤr die einzuschlagenden Naͤgel. Nachdem dieß geschehen ist, wird die
                              Ahlenplatte weggenommen, in jedes gestochene Loch ein Nagel gestekt, und eine dritte
                              Platte mit eben so vielen flachkoͤpfigen Stiften, die auf die Koͤpfe
                              der eingestekten Nagel genau passen, aufgelegt, und mit der Presse darauf
                              gedruͤkt, so daß alle Naͤgel auf einmal in Sohle und Absaz
                              eingetrieben werden. Hierdurch wird unendlich Zeit gewonnen und die Arbeit netter
                              und besser. Es waͤre der Muͤhe werth eine solche Maschine fuͤr
                              die Militaͤr-Oekonomiecommissionen kommen zu lassen: allein wir
                              lernten Militaͤr-Oekonomiecommissaͤre kennen, die nicht wollen,
                              daß der arme Soldat einen guten, dauerhaften Schuh am Fuße hat, indem sie an jedem
                              Paar Schuhe, das der Mann zerreißt, ein paar Kreuzer, und folglich desto mehr
                              gewinnen, je mehr und je schneller der Mann seinen Schuh zerreißt. (Vergl. Franklin Journal und Register of
                                 Arts N. 32. S. 242.)
                           
                        
                           Ueber das Lakiren von Messingarbeiten
                           gibt das Mechan. Mag. N. 350. 24.
                              April S. 126. folgende Notiz.
                           Wenn die Arbeit aus Messing, welche lakirt werden soll, alt und grubig geworden, und
                              von der Art ist, daß sie abgedreht werden kann, so muß sie wieder auf die Drehebank
                              zuruͤk. Wenn sie bloß schwarz und schmuzig geworden ist, kommt sie in eine
                              Soda- oder Potaschelauge, mit einem Stuͤke ungeloͤschtem Kalk,
                              wird in derselben gesotten, herausgenommen, und, nachdem sie in Wasser abgewaschen
                              wurde, in eine Beize getaucht, bis sie ganz rein wird. Diese Beize besteht aus 1
                              Pfd. der besten Salpetersaͤure, 1/2 Pfd. Schwefelsaͤure und so viel
                              Wasser, daß, wenn man ein Stuͤk Messing in diese Mischung haͤlt,
                              dasselbe ohne aufzubrausen und Blasen zu bilden, weiß wird. Schmuziges Messing
                              wuͤrde von dieser Beize nur halb gereinigt werden, wenn es nicht vorher in
                              die Lauge kaͤme. Das gereinigte Stuͤk Messing wird nun in zwei Wassern
                              gewaschen, in Saͤgespaͤnen gewalzt und in diesen abgetroknet, die
                              Saͤgespane werden abgekehrt, und die Oberflaͤche mit dem
                              staͤhlernen Polireisen und Bierhefen (alegrounds or
                                 smallbeer) polirt. Das polirte Stuͤk legt man, bis es lakirt werden
                              kann, in Wasser, trachtet aber es so schnell als moͤglich zu poliren, damit
                              es nicht wieder an der Luft schnell matt wird. Bei dem Lakiren wird der Artikel,
                              welcher lakirt werden soll, bis auf 212° F. (+ 71° R.) erhizt. An dem
                              Lakbecher ist ein duͤnner Messingdrath angebracht, uͤber welchem man
                              den Pinsel abstreicht, damit nicht zu viel Lak in demselben haͤngen bleibt;
                              denn sonst bilden sich, da die Hize den Lak verduͤnnt, Klumpen an der
                              Oberflaͤche des zu lakirenden Artikels. Zum Lake selbst nimmt man 20 Unzen
                              (40 Loth) Alkohol oder hoͤchst rectificirten Weingeist, 1 1/2 Quentchen
                              Curcumewurzel, und 2 Gran Saffran, (hay-saffron),Wahrscheinlich ist dieß unser gewoͤhnlicher Saffran. Hay-saffron findet sich in keinem
                                    bisherigen engl. Woͤrterbuche.A. d. Ue. mengt Alles gut durch einander, und laͤßt es 24 Stunden lang an einem
                              warmen Orte stehen. Die klare Tinctur, die man auf diese Weise erhaͤlt, wird
                              abgegossen, und derselben 3/4 Unze Gummigutt, 1/2 Unze Wachholderharz, 1/2 Unze
                              Mastix-Gummi, und 3/4. Unze Schelllak, nebst 4 Unzen fein gepulverten Glases
                              zugesezt (damit die Gummiarten sich gehoͤrig zertheilen). Jeden Tag wird die
                              Flasche geschuͤttelt, bis Alles gehoͤrig aufgeloͤst ist, wo man
                              dann drei Drachmen (Quentchen) Drachenblut zusezt. Der Lak wird dann tief gelb seyn,
                              wie man ihn zu physikalischen Instrumenten braucht.
                           Man nimmt auch 32 Unzen (64 Loth) Terpenthinoͤhl, und uͤbergießt mit
                              demselben, in einzelnen Portionen, 4 Unzen Gummigutt, 4 Unzen Drachenblut, 1 Unze
                              Orleans, und laͤßt sie an einem warmen Orte so lang stehen, bis Alles
                              aufgeloͤst ist.
                           Je nachdem man nun von der einen oder von der anderen dieser drei Aufloͤsungen
                              zu obigem Lake im Lakirbecher etwas zusezt, erhaͤlt man jede beliebige
                              Schattirung von Gelb vom hellsten Strohgelb bis zum tiefsten Goldgelb.
                           
                        
                           
                           Zinnlakirung.
                           Ein Hr. B. S. gibt im Mech. Mechan. Mag. N. 354.
                              folgendes Recept zu einem guten Zinnlak. Man nimmt 8 Unzen Bernstein, 2 Unzen
                              Gummilak, schmilzt beide in besonderen Gefaͤßen, mischt sie gehoͤrig,
                              und sezt der Mischung ein halbes Pfund troknendes Leinoͤhl zu. Dann gibt man
                              in eine Flasche, die ungefaͤhr einen Pint haͤlt, einen halben Pint
                              Terpentingeist,Ein Pint ist 12 Unzen.A. d. Ue. digerirt in demselben etwas Saffran, seiht dann den Terpenthingeist, wann
                              alle Farbe ausgezogen ist, durch, und sezt Tragakanthgummi und Orleans, gepulvert
                              und in geringen Quantitaͤten auf ein Mal, zu, mischt diese Farbe mit der
                              ersten Mischung, und schuͤttelt die neue Mischung gut durch, bis Alles sich
                              vollkommen gemengt hat. Wenn dieser Firniß auf Silberblaͤttchen oder auf
                              Zinnfolio aufgetragen wird, so wird man, in der Ferne, Muͤhe haben die
                              gefirnißten Blattchen von Gold zu unterscheiden. Ebenso sieht uͤbersilbertes
                              Leder, Holz, Papier, wenn es damit uͤberstrichen wird, wie vergoldet aus.
                              Auch Zinnwaaren lassen sich damit so zu sagen vergolden: fuͤr Messing braucht
                              man aber eine duͤnnere Composition.
                           
                        
                           Verbesserter Kochofen aus Gußeisen.
                           Die HHrn. Allen und James Barnett zu Louisville, Jefferson-County,
                                 Kentucky, ließen sich am 11. Jun. 1829 ein Patent auf einen verbesserten
                              Kochofen aus Gußeisen ertheilen, welcher im Franklin
                                 Journal und Register of Arts. N. 32. S. 236.
                              sehr gelobt, aber so undeutlich beschrieben ist, daß man hieruͤber gar nicht
                              urtheilen kann. Es waͤre der Muͤhe werth, daß der treffliche
                              Kochofen-Fabrikant, Hr. Steudel zu Eßlingen, sich ein Exemplar aus Louisville kommen ließe,
                              um zu sehen, ob man von ihm gelernt hat, oder ob auch er noch etwas an Kochofen
                              lernen kann: denn lernen kann jeder Meister auch am Rande seines Grabes noch.Auch William Naylor's Ofen zu New-York, wo
                                    man uͤberhaupt seit Kurzem mehrere ganz vortreffliche
                                    Sparoͤfen erfand, wuͤrde vielleicht der Aufmerksamkeit unseres
                                    wakeren Hrn. Steudel
                                    werth seyn.
                              
                           
                        
                           Brotknete-Maschinen.
                           Das Mechan. Magaz. liefert in N. 352., 8. Mai eine Abbildung und Beschreibung einer Brotknete-Maschine (Mechanical-Breadmaker), welche die HHrn. Gebruͤder Cavalier und Comp. zu Paris gebaut haben. Sie ist im
                              „National-Repository“ aufgestellt, obschon sie keine
                              englische Erfindung und Arbeit ist.
                           Die Abbildung, welche das Mech. Mag. a.a.O. liefert, ist
                              nicht ganz deutlich, eben so wenig als, die Beschreibung, die eine Uebersezung einer
                              Brochuͤre ist, welche die HHrn Cavalier im Publikum austheilen, um ihren „Petriffeur“ abzusezen und das
                              „pain à la
                                    mécanique“ in die Mode zu bringen.
                           Wenn der Hr. Redacteur des Mech. Mag. unser heutiges
                              Kneten „eine wahre Schande fuͤr die
                                    Civilisation“ (a real disgrace to
                                 civilization) nennt, wegen der Unreinlichkeit, weil mit den Haͤnden
                              gearbeitet wird, so ist auch unsere ganze deutsche und franzoͤsische und
                              englische Kochkunst eine Schande fuͤr die Civilisation: denn
                              Koͤchinnen und Koͤche muͤssen mit den Haͤnden zugreifen,
                              wenn die Tafel gut besezt werden soll. Die Knetemaschine wird, ungeachtet ihrer
                              hochgepriesenen Reinlichkeit, Fliegen, Spinnen etc., die waͤhrend des Knetens
                              in den Teig fallen, nie herausnehmen; die „Schande
                                    fuͤr die Civilisation,“ die Hand des Baͤkers
                              wird aber, wenn sie irgend etwas Fremdartiges waͤhrend des Knetens im Teige
                              fuͤhlt, dasselbe sogleich mit dem Teige, der es umhuͤllt, aus der
                              Masse herausnehmen und wegwerfen: wenigstens geschieht dieß in allen Bakerstuben so,
                              wo reinlich gearbeitet wirb. Man kann Puritaner in theologischer Hinsicht seyn: den
                              Puritanismus von der Kirche in die Kuͤche uͤbertragen wollen, heißt
                              sich den Appetit vor der Zeit verderben, und sich jener Hofdame gleich stellen, die
                              kein Brot mehr essen wollte, weil sie den Weizenaker mit Kuhmist duͤngen
                              sah.
                           Das Register of Arts hat in N. 30. S. 466. einen Auszug aus Moses
                              
                              Poole's Patent auf seine Knetemaschine
                              dd. 49. Junius mitgetheilt, welche unter allen, die wir
                              bisher kennen lernten, die einfaͤltigste ist. Wir erstaunten, wie ein
                              Englaͤnder, dessen Landsleute in der Regel Meister im Maschinenbaue sind, auf
                              eine solche Einfaͤltigkeit verfallen konnte, fanden aber spaͤter die
                              Bemerkung, daß diese Patentidee „von einem im Auslande wohnenden
                                 Fremden“ mitgetheilt wurde, und nur das englische Buͤrgerrecht
                              erhalten hat. Der Patent-Traͤger beschreibt drei Methoden den Teig zu
                              kneten: eine schlechter wie die andere. Nach der ersten kommt der Teig in einen Trog
                              mit einem bogenfoͤrmig ausgehoͤhlten Boden. In diesem Troge dreht sich
                              ein Cylinder, der durch die ganze Laͤnge desselben hinlaͤuft. An der
                              inneren Seite des Dekels, der den Trog schließt, ist ein Streicher, der gleichfalls
                              nach der ganzen Laͤnge des Troges hinzieht, und den an dem Cylinder
                              haͤngen bleibenden Teig abschabt. Es ist klar, daß hier der Teig gewalgt,
                              aber nicht geknetet wird: nun wird aber nie ein Baker aus einem gewalgten Nudelteige
                              Brot baken koͤnnen. Nach der zweiten Methode kommen mehrere schwere Kugeln in
                              den Trog zum Teige: der Trog ist vierekig, und wird gedreht, so daß die Kugeln im
                              Teige und Troge immer hin und herfallen und diesen kneten (!!) sollen. Die Kugeln
                              werden sogenannte Bazen aus dem Teige fletschen, nicht aber denselben kneten. Nach
                              der dritten Methode kommt ein Ruͤhren mit mehreren Ringen in den Trog, und
                              der Teig wird geruͤhrt. Ruͤhren ist aber nicht kneten. Wie kann ein
                              Mensch fuͤr die Erlaubniß, solche Ideen als sein Eigenthum betrachten zu
                              duͤrfen, 2000 fl. bezahlen!
                           
                        
                           Beitraͤge zur Geschichte der Bierbrauerei in
                              England.
                           Die aͤltesten Bierhaͤuser (alehouses), deren man in England urkundlich
                              erwaͤhnt findet, sind vom J. 721; sie kommen in den Gesezen Ina's, des Koͤnigs von Wesser, vor. Wirthshaͤuser (Publichouses) kommen im J. 1621 zuerst vor: die ersten Errichter derselben
                              waren, wie es dem Namen nach scheint, Franzosen: Sir Giles Montpessan und Sir Francis Michel. Im J.
                              1553 wurde die Zahl der Tafernen zu London auf 40 beschraͤnkt. Die Malztaxe
                              (die einfaͤltigste Art von Besteuerung, die der hohle Schaͤdel eines
                              Finanzrathes nur immer ausheken konnte, indem die Eintreibung mit so vielen
                              Schwierigkeiten und Nachtheilen verbunden ist) datirt sich vom J. 1697, wurde im J.
                              1760 erhoͤht, und im J. 1766 neu organisirt. Die Tranksteuer auf
                              Weizen- und Gersten-Bier (ale and beer)
                              ist vom J. 1660. (News. Galignani Messenger. N.
                              4733.)
                           
                        
                           Verbesserte Flachs- und Hanfbreche.
                           Hr. Reuben Medley, zu
                              Bloomfield, Nelson County, Kentucky, ließ sich am 11. Jun. ein Patent auf eine
                              Flachs- und Hanfbreche ertheilen, welche von einem Pferde oder auch vom
                              Wasser getrieben wird. Das Franklin Journal und Register of Arts. N. 32. S. 242. gibt eine so
                              undeutliche Beschreibung hiervon, daß sich, nach derselben, die Maschine gar nicht
                              beurtheilen laͤßt. Brechmuͤhlen hatten wir in Europa laͤngst,
                              sogar in Ungarn. (Siehe Townson's Reisen.) Wir haben es den Redactoren der technischen Journale schon ein
                              Mal gesagt, und wiederholen es noch ein Mal, und werden es ihnen noch oͤfter
                              in die Ohren schreien, wenn sie nicht hoͤren wollen, daß sie mit solchen
                              oberflaͤchlichen Beschreibungen von Maschinen und Verfahrungsweisen dem
                              Publikum nicht nur keinen Dienst erweisen, sondern offenbar schaden, indem sie
                              demselben seine Zeit stehlen und ihm das Papier vertheuern, das sie mit solchem
                              Troͤdel muthwillig verwuͤsten. Wenn Hr. Jones sich begnuͤgt haͤtte, den
                              Titel des Patentes anzufuͤhren, so haͤtte er in zwei Zeilen eben so
                              viel gesagt, als er jezt mit 13 Zeilen auf die Welt brachte, wo er mit vielen Worten
                              nichts sagte. Es sind auf diese Weise ein paar Bogen voll geschmiert, aus welchen
                              man, nachdem man sich mit Muͤhe durch dieselben durchgearbeitet hat,
                              eigentlich nichts gelernt hat, als daß dieser oder jener ein Patent auf dieß oder
                              auf das genommen hat. Leider ist dieß selbst bei Patenterklaͤrungen in Extenso oft der Fall. Der Leser, der gruͤndliche
                              Kenntniß von der Sache haben will, wird sich an den Patent-Traͤger
                              selbst wenden muͤssen, und dieß wuͤrde er auch gethan haben, wenn bloß
                              die Aufschrift des Patentes allein angefuͤhrt worden waͤre.
                              Mittheilung von ein Paar Patenten uͤber allgemein nuͤzliche und wichtige
                              Gegenstaͤnde, mit deutlichen Abbildungen und vollstaͤndiger
                              Beschreibung, noͤthigen Falles auch mit den gehoͤrigen
                              Erlaͤuterungen, wo die Patent-Erklaͤrung des
                              Patent-Traͤgers in mystisches Dunkel gehuͤllt ist (was nur zu
                              oft der Fall ist), wuͤrde dem technischen Publikum mehr nuͤzen, als
                              das Vorreiten von 50 und 60 Patent-Erfindungen auf ein Mal, die man dann vor
                              dem Leser voruͤbergaloppiren laͤßt. Das Museum zu Washington, in
                              welchem die Modelle der Patent-Maschinen aufgestellt sind, wuͤrde Hrn.
                              Jones reichlichen Stoff
                              darbieten, etwas Gediegeneres zu liefern, als er durch bloßes Geschwaͤz
                              uͤber hundert verschiedene Gegenstaͤnde uns nie schenken wird.
                           
                        
                           Verbesserung an den Baumwollenmuͤhlen.
                           Die Baumwollenmuͤhlen, mittelst welcher die Wolle aus dem
                              Saamengehaͤuse gezogen wird, und die aus eisernen Cylindern bestehen, erhizen
                              sich zuweilen so sehr, daß die Baumwolle dadurch entzuͤndet wird. Ein Hr.
                              Stephen T. Conn, in
                              New-York, hat diese Cylinder dadurch verbessert, daß er sie hohl macht, und
                              Luft oder, auch Wasser durchziehen laͤßt, wodurch sie abgekuͤhlt
                              werden. Er nahm am 44. Jun. 1829 ein Patent darauf, (Register
                                 of Arts. N. 32. S. 236. Aus dem Franklin
                                 Journal.)
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              a) Deutsche. Einige Worte uͤber Handel und Industrie in
                                 Deutschland mit besonderer Ruͤksicht auf Bayern. Geschrieben fuͤr
                                 alle Staͤnde von einem Deutschen. 8. Muͤnchen. 1830. 134 Seiten
                                 und Anhang 39 S.
                              Seit langer Zeit ist uns keine Schrift unter die Haͤnde gekommen, welche
                                 den in dem Titel angezeigten und in neueren Zeiten so oft. besprochenen und noch
                                 immer mißverstandenen Gegenstand mit so vieler Wahrheit, Klarheit und
                                 Freimuͤthigkeit behandelt haͤtte, als die vorliegende, welche
                                 nicht aus der Feder eines Stok- oder Stubengelehrten, eines Schreibers in
                                 diesem oder jenem Dienste, sondern eines schlichten und wohlunterrichteten
                                 Buͤrgers geflossen ist, der, Fabrikant und Handelsmann zugleich, vertraut
                                 durch seine Reisen und seine Geschaͤfte mit dem Gange der Industrie und
                                 des Handels in England und Frankreich, und reich an historischen Kenntnissen,
                                 wie man sie selten bei deutschen Fabrikanten und Handelsleuten findet, mehr als
                                 jeder andere geeignet war, seine Ansichten, d.J. die Resultate seiner
                                 Erfahrungen, seinen Mitbuͤrgern mitzutheilen. Allein, wenn auch alle
                                 Fabrikanten und Handelsleute die Ansichten des achtbaren Hrn. Verfassers
                                 theilen; wenn alle Maͤnner, die, ohne gerade zu der ehrenwerthen Classe
                                 dieser Maͤnner zu gehoͤren, unter welchen der Hr. Verfasser sich
                                 so sehr, auszeichnet, bloß aus Liebe zu ihrem Vaterlande und zur Wahrheit sich
                                 denselben Gegenstand zum Vorwurfe ihres Studiums und ihrer Untersuchungen
                                 machten, in ihren rein theoretischen Ansichten auf dieselben Resultate
                                 gelangten, auf welche der Hr. Verf. durch seine Erfahrungen gefuͤhrt
                                 wurde; wenn endlich alle Leser dieser kleinen Schrift, (und wir
                                 wuͤnschten, daß jeder Buͤrger Bayerns, der es mit seinem
                                 Vaterlande ehrlich meint, dieselbe lesen, daß sie in jeder Stadt und in jedem
                                 Markte auf den Leseanstalten aufgelegt wuͤrde), die bisher uͤber
                                 diesen hochwichtigen Gegenstand niemals noch reiflich nachgedacht haben, der
                                 Meinung des Hrn. Verf. huldigen muͤßten; wuͤrde diese Schrift
                                 darum der guten Sache nuͤzen? Wir fuͤrchten, nein! Denn wir haben
                                 aus den traurigsten Erfahrungen die Allmacht der Buͤreaukratie und die
                                 Blindheit und Taubheit der Buͤreaukraten kennen gelernt: Blinden und
                                 Tauben kann nicht jeder Arzt, sondern nur der Himmel helfen und Hohenlohe! Wer
                                 heute zu Tage von den Gefahren spricht, die dem lieben Vaterlande drohen, der
                                 theilt das Schiksal Caassandrens bei der Zerstoͤrung von Troja:
                              
                                 
                                    Tunc etiam fatis aperit Cassandra futuris
                                    
                                 
                                    Ora, Dei jussu non unquam credita Teucris.Virgil, Aen. 11. v. 246.
                                       
                                    
                                 
                              Die Gegner der Foͤrderung der Industrie und des wahren Wohles des
                                 Vaterlandes „finden sich,“ wie der Hr. Verfasser sehr richtig bemerkt,
                                 hauptsaͤchlich im absoluten Handelsstande und in seinen Organen, und in
                                 den Finanz- und Staatsmaͤnnern, die von dem innern Wesen der
                                 Industrie des Handels nur einen oberflaͤchlichen oder gar keinen Begriff
                                 haben, und daher dem seichten Raͤsonnement der Agenten des Handelsstandes
                                 zu viel Gehoͤr geben.“„Unter diesen Organen zeichnet sich in Bayern die
                                       Nuͤrnberger Handelszeitung durch die seichten und
                                       laͤcherlichen Urtheile vorzuͤglich aus, die sie so oft
                                       uͤber Handel und Industrie ausspricht.“ a. a. O. S.
                                       17. – „Gehen Sie, mein Hr. Finanzrath, und widmen sie ein
                                 Decennium Ihres Lebens dem Handel und der Industrie; beide verdienen es so gut,
                                 wie Latein und Griechisch; arbeiten Sie sich durch die verschiedenen Zweige
                                 derselben; betreiben Sie sie selbst; lernen Sie sie im Aus- und Inlande
                                 durch Anschauung kennen und vergleichen, und kommen Sie dann mir ihre Antwort zu
                                 sagen.“ Wir wollen Statt des Hrn. Finanzrathes antworten. Er wird, wenn
                                 er dem Rathe des Hrn. Verfassers folgt, nach 10 Jahren zuruͤkkommen und
                                 sagen: „Mein lieber Freund, Sie haben vor 10 Jahren schon Industrie und
                                 Handel besser gekannt, als ich beide jezt mit meinem Schaden kennen gelernt
                                 habe. Allein Sie kennen das Buͤreauwesen, wie ich sehe, eben so schlecht,
                                 als ich vorher Industrie und Handel kannte. Unser Hauptgrundsaz ist:
                                 „wenn die Dummheit einmal geschehen ist, muß man bei derselben festiglich
                                 beharren.“ Wie sie von diesem Grundsaze nur um die Breite eines Haares
                                 abweichen, ist Alles verloren; aller Credit beim Ministerium, bei Hofe, beim
                                 Volke selbst ist dahin. Ich will Ihnen aufrichtig, aber nur confidentiell,
                                 gestehen, wie es sich mit der Sache verhielt. Ich habe, wie die Juristen
                                 gewoͤhnlich, auf der Universitaͤt nicht viel gelernt, und ward so
                                 in das Finanzfach geworfen. Um nun hier, so gut wie moͤglich
                                 fortzukommen, blaͤtterte ich einige. Male in Say und Smith; denn ich darf zu meiner
                                 Entschuldigung sagen, daß, wenn ich auch auf der Universitaͤt
                                 haͤtte etwas lernen wollen, ich nichts haͤtte lernen
                                 koͤnnen, da unsere Professoren uͤber Staatswirthschaft und Handel
                                 gar zu erbaͤrmlich waren. Der Hr. Minister sah Say und Smith auf meinem Tische, und
                                 glaubte nun an mir einen Mann gefunden zu haben; ich erhielt das Referat
                                 uͤber Fabriken und Handel. Ich wurde von Fabrikanten und Handelsleuten
                                 wie belagert. Sie koͤnnen sich vorstellen, daß, von zwei Feinden zugleich
                                 belagert zu werden, keine leichte Aufgabe ist. Ich ergab mich auf Discretion
                                 demjenigen, der die vortheilhaftesten Capitulationspunkte vorgeschlagen hatte.
                                 Das Ministerium schenkte meiner Klugheit seinen Beifall, und so ging's dann, wie
                                 es ging. Mehr brauch ich Ihnen nicht zu sagen, und ich glaube ich habe Ihnen
                                 genug gesagt. Alles dieß bleibt aber unter uns.“
                              
                           
                              b) Englische.
                              A Manual of Cottage Gardening, Husbandry and
                                    Architecture; including Plans, Elevations and Sections of three Designs for
                                    Model-Cottages. Description of a mode, by which every Cottager may
                                    grow his own Fuel: a new mode of heating Cottages; a scheme for Labourers
                                    and other to build their own Cottages on the cooperative System; calendarial
                                    Tables of the Culture and Produce of Cottage Gardens throughout the Year;
                                    directions for brewing, baking etc. and the Process for making Sugar from
                                    Mangel-Wurzel. By J. C.Loudon, assisted
                                    byMr. Ellis, Mr. Gorrie, Mr. Taylorand 7 other experienced Gardeners, Farmers and Cottagers.
                                    8. London 1830. printed for the author and sold without profit. By
                                    Charlwood, Seedsman, Great Russell Street. 72. S.
                              
                              Wenn wir von irgend einem Werke eine baldige und gute Uebersezung mit den
                                 fuͤr Deutschland nothwendigen Anmerkungen wuͤnschen, so ist es von
                                 diesem, das keinen anderen Zwek hat, als menschliches Elend auf die
                                 kraͤftigste und wohlthaͤtigste Weise zu vermindern,
                                 naͤmlich Armuth, Noth, Elend, wodurch nicht nur einzelne Individuen,
                                 sondern ganze Gemeinden, Doͤrfer, Markte, Staͤdte und am Ende die
                                 Staaten selbst so empfindlich leiden.
                              Daß unsere gegenwaͤrtigen Armenanstalten theils verkehrt?, theils
                                 einseitige Vorkehrungen gegen ein Uebel sind, welches die Schattenseite zu dem
                                 hoͤchsten Gluͤke eines Staates, reichliche Bevoͤlkerung,
                                 bildet, ist nur zu wahr; daß das sicherste und einfachste Mittel zur Beseitigung
                                 der Nachtheile der Armuth, das neue System der Hollaͤnder, nicht in jedem
                                 Staate anwendbar ist, ist eben so wahr; denn nicht jeder Staat hat so reiche
                                 (geld- und geistreiche) Menschenfreunde wie Holland, und Heiden, die zur
                                 Ansiedelung so geeignet waren, wie jene an den oͤstlichen Graͤnzen
                                 dieses Reiches. Jede Armenanstalt in Staͤdten und Maͤrkten und
                                 jede Gemeinde in Doͤrfern hat aber Gruͤnde, welche, besser als
                                 bisher bestellt, und durch die Armen selbst bestellt, diese besser und mit
                                 geringerem Aufwande von Seite der Wohlthaͤtigkeitsanstalt naͤhren
                                 werden, als bisher.
                              Sieben erfahrene Landwirthe Englands, und außer diesen Maͤnner wie Loudon, Ellis, Gorrie, Taylor haben hier ihre
                                 Ansichten niedergelegt. Nicht bloß die Armen, sondern selbst die wohlhabenden
                                 Landleute werden in diesen Blaͤttern, die man in jedem Dorfe finden
                                 sollte, lehrreichen Unterricht finden.
                              Dieses kleine Werk ist keine Buchhaͤndler-Speculation. Es wird, wie
                                 es auf dem Titel heißt, bloß um den Preis der Drukerkosten verkauft, und ist
                                 lediglich eine wohlthaͤtige Unternehmung einiger Menschenfreunde in
                                 England.
                              Die neue Zeitschrift, Spirit of Literature, die dem
                                 Mech. Mag. beigelegt wird, welche gleichfalls
                                 bloß eine philanthropische Unternehmung ist, und 24 Octavseiten auf einem großen
                                 dreifach zusammengesezten Bogen um denselben Preis liefert, um welchen bisher
                                 der wohlfeilste Bogen in England gedrukt wurde, naͤmlich um 3 Pence (9
                                 kr., in unserem Geldwerthe 1 1/2 kr.), enthaͤlt einen gedraͤngten
                                 Auszug aus obigem Werke und empfiehlt dasselbe allen Bewohnern Englands.
                              
                           
                              c) Franzoͤsische.
                              
                                 Description du pont suspendu construit sur la
                                       Dordogne à Argental (Corrèze), suivie de l'exposé
                                       des divers procédés employes pour la confution des
                                       câbles en fil de fer, pour le levage des câbles et du
                                       tablier, et terminé par une note sur quelques prix de main
                                       d'oeuvre par L. J.Vicat. 4. Paris.
                                       1830 chez Carillan-Goeury, 4 1/2 Livr.
                                 Histoire des machines à vapeur, par M.Hachette. 8. Paris.
                                       1830 chez Corby. 5 Livr.
                                 Guide du chaufféur et du propriétaire
                                       des machines á vapeur, ou essai sur l'etablissement, la conduite
                                       et l'entretien des machines a vapeur et particulièrement de
                                       celles dites de Woolf à moyenne pression etc. etc. ParGrouvelle et Jaunez. 8, Paris 1830 chez Malber. 9 Frank.
                                 Traité de chimie appliquée aux arts et
                                       métiers, et principalement à la fabrication des acides
                                       sulfurique etc. par G. L.Guilloud. 12.
                                       Paris. 1830 chez Raynal. 5 Frank.
                                 Leçons de chimie appliquées à la
                                       teinture, par M. F.Chevreul, 8. Paris.
                                       1830 chez Pichon et Didier.
                                 Nouveau systême d'écluses
                                       évitant toute perte de forces vives; parBurdin. 8. Paris.
                                       1830 chez Carillan-Goeury.
                                 
                              
                           
                              d) Italiaͤnische.
                              
                                 Repertorio d'agricoltura pratica e d'economia
                                       domestica, coll' aggiunta d'un Bolletino tecnologico, del Medico
                                       RoccoRagazzoni, Prof. di
                                       Fisica chimica in Torino. 8. Torino. 1828–29. della tipograf.
                                       Alliana.
                                 
                                    Esercitazioni dell Accademia agraria di Pesaro. Anno.
                                       I. Pesaro. 1829. p. t. d' A. Nobili. Guida per istruire gli agricoltori
                                       del Litorale sugli ingrassi e sui foraggi; compilata per ordine
                                       superiore della 1. R. Socutà agraria di Gorizia. Udine. 1829. p.
                                       fratt. Mattiuzzi.
                                    
                                 Istruzione per un Castaldo. Del Canonico Lor.Crico. Treviso.
                                       1829. p. Andreola.
                                 Descrizione del lago di Garda e de' suoi Contorni
                                       etc. di Mons. Giov. Seraf.Volta, Canonico
                                       etc. 8. Mantova. 1829 t. Virgiliana di L. Caramenti.
                                 
                                    Dalla miglior coltivazione del fromento per ottenerne
                                       abbondante raccolta. 8. Modena. 1829. p. Vincenzi. 112 S.