Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XXII., S. 62 |
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XXII.
Miszellen.
Miszellen.
Preis-Aufgabe der k. k. allgemeinen Hofkammer in
Wien.
(Die Darstellung vollkommen reinen Kupfers bei den Huͤttenwerken
betreffend.)
Vermoͤge der mit den Kupfergattungen innlaͤndischer Erzeugung
vorgenommenen chemischen Pruͤfungen, enthalten dieselben, je nachdem sie aus
Fahl- oder Gelferzen ausgebracht sind, oder dem Entsilberungsprozeß
unterworfen waren, Beimischungen von Antimonium, Eisen, Blei, Arsenik, Schwefel
etc.
Diese Beimischungen betragen oft im Ganzen nicht mehr als 1/2 vom Hundert, dennoch
ist solches Kupfer zur Darstellung feinen Messings zum Drathziehen, fuͤr
Silberplattirarbeiten etc. nicht vollkommen geeignet.
Bei den Fortschritten, welche in dem Zweige der metallurgischen Chemie gemacht worden
sind, duͤrfte ein Verfahren bekannt, oder durch Versuche zur Kenntniß eines
solchen zu gelangen seyn, wodurch das Garmachen des Schwarzkupfers bei den
Huͤtten, ohne bedeutende Vermehrung der Gestehungskosten so vollkommen
bewirket werden kann, daß die Beimischungen des Schwarzkupfers oder des unvollkommen
gar gemachten Kupfers gaͤnzlich weggebracht werden.
Die k. k. allgemeine Hofkammer versucht es, zu einer solchen, auf Theorie und Praxis
beruhenden, mit allfaͤlligen Zeichnungen der Apparate versehenen Anleitung zum Kupfergarmachen durch den Weg der
Concurrenz zu gelangen, an welcher Theil zu nehmen, hiermit Chemiker und
Huͤttenmaͤnner des Inn und Auslandes eingeladen werden.
Fuͤr die gelungenste Loͤsung dieser Aufgabe werden als Preis ohne
irgend einen Abzug Einhundert Stuͤk K. K. Dukaten in Gold, als Accessit
zwoͤlf Dukaten in Gold festgesezt.
Zur Einsendung der aufgegebenen Anleitung an die k. k. allgemeine Hofkammer in Wien
wird der Termin bis Ende Maͤrz 1831 eingeraͤumt.
Der Anleitung ist ein versiegelter Zettel mit dem Namen und Wohnort des Verfassers
beizulegen, auf dessen Couvert sich ein Motto befindet, das auch der Anleitung
beigefuͤgt ist.
Die Einreichungsprotokoll-Direktion ertheilt Empfangsbestaͤtigungen,
auf welchen sich das Motto befinden wird.
Die Beurtheilung des Aufsazes und Zuerkennung des Preises und Accessits geschieht
durch ein Comité von Chemikern und Sachverstaͤndigen.
Dem Verfasser der gekroͤnten sowohl als jener mit dem Accessit betheilten
Abhandlung bleibt es frei gestellt, dieselbe durch den Druk bekannt zu machen.
Die uͤbrigen Abhandlungen werden ohne Eroͤffnung der versiegelten
Zettel gegen den Empfangsschein der Einreichungsprotokoll-Direktion
ruͤkgestellt.
Diejenigen Verfasser, welche nach dem in ihrer Anleitung angegebenen Verfahren, gegen
Verguͤtung der Reisekosten und Bezug angemessener Diaͤten, die
Versuche persoͤnlich leiten wollen, haben sich hieruͤber am Schlusse
ihrer Anleitung zu erklaͤren.
––––––––
L' Ateneo di Bergamo bestimmt einen Preis von 50
Zechinen fuͤr die beste Abhandlung, in welcher ein zuverlaͤssigeres
und wohlfeileres Verfahren als das bisherige angegeben wird, um einen Maulbeerbaum
an derselben Stelle wachsen und gedeihen zu machen, wo fruͤher ein
ausgestorbener Maulbeerbaum gestanden ist, und die Anstekung, die sich von kranken
Maulbeerbaͤumen auf gesunde fortpflanzt, zu verhuͤten. Die
Abhandlungen koͤnnen in franzoͤsischer oder italiaͤnischer
Sprache geschrieben seyn, und muͤssen bis lezten December 1831 an den Hrn.
Praͤsidenten Alborchetti unter den bei Preisfragen
gewoͤhnlichen Foͤrmlichkeiten eingesendet werden. (Biblioteca italiana N. 172. Aprile 1830 (ausgegeben am 3. Junius.)
Industrieausstellung in Basel und Muͤhlhausen.
Beinahe zu derselben Zeit hatten in unserer Gegend zwei Ausstellungen einheimischer
Industrie Statt; eine oberrheinische in Muͤhlhausen und eine baslerische.
Wenn die erstere in Muͤhlhausen der fruͤhern
vor zwei Jahren auf den Besuch des Koͤnigs veranstalteten auch etwas
nachzustehen schien, so bot sie doch, wie zu erwarten war, immer Beweise genug von
dem ausgezeichneten und unermuͤdet fortschreitenden Gewerbfleiße jenes
Departements dar. Unter den vielen Proben der Drukerei, Weberei und Spinnerei
bewunderte man vornehmlich die Garnmuster der HHrn. N. Schlumberger in Gebipyler,
die Baumwollengespinnste bis auf N. 200 fuͤr
Kette und N. 300 fuͤr Einschlag aufwiesen.
Sehenswerth war ferner in Webstuhl mit mechanischem Tempel oder Spannapparate von
Hrn. Heilmann, dem Erfinder der Stikmaschine – von der leider nichts, auch
Producte nicht zu sehen waren. Die, hinsichtlich der Einrichtungen der vorhandenen
trefflichen Maschine, nach Kennerurtheil erste Maschinenfabrik Frankreichs, die von
Hrn. A. Koͤchlin hatte, so wie die Eisengießerei von Hrn. Stebelin mehrere
schoͤne Arbeiten aufgestellt. Schloͤsser, Quincaillerieartikel, und
Uhrenbauschen lieferten die Hrn. Japy. Vorzuͤglich bemerkenswerth waren uns
die Muster von Ruͤbenzuker aus der neulich erst errichteten Fabrik des Hrn.
Koͤchlin zu Homburg, und die Papierproben (bon papier
saus fin) und einige Tapeten der Zuber'schen Fabrik: so wie endlich die
vielen und mannichfaltigen Fabrikartikel aus dem großen Strafarbeitshause zu
Ensisheim. Zu den Merkwuͤrdigkeiten gehoͤrte ein kleiner Dampfwagen,
mit dem in den ersten Tagen unter den Arkaden des schoͤnen, noch immer aber
wenig bewohnten, neuen Quartieres Versuche angestellt wurden.
Noch interessanter wohl, wenn auch kaum reicher an gediegenen Producten, darf aber
die Baslerische Ausstellung genannt werden; bis jezt
hatten nur Genf, Bern und St. Gallen aͤhnliche Ausstellungen in der Schweiz
veranstaltet. In dem strengzuͤnftigen Basel eine solche zu versuchen schien
um so gewagter, da der Fabrikant Theil zu nehmen wenig Interesse haben konnte, und
dem Handwerksstande manches Vorurtheil gegen eine, von den Gegnern des Zunftzwangs
hauptsaͤchlich ausgegangene Unternehmung zuzutrauen war. Um so mehr
uͤberraschte daher der Erfolg; nicht ohne Erstaunen sah man die beiden großen
Saͤle des neuen Casinos mit den verschiedensten Gegenstaͤnden
einheimischer Industrie angefuͤllt, und recht geschmakvoll ausgeziert. Alles
lieferte die Stadt und der kleine Kanton; denn nur wenige in Frankreich angesiedelte
Basler nahmen Theil. Unter den Eingaben der lezteren glaͤnzten freilich die
schoͤnen Casimirgespinnste des Hrn. Hinderlang in Paris, und die
vortrefflichen Eisengußartikel (von erstem Guß) des Hrn. Paravicini in
Luͤtzel.
In Beziehung auf die eigentlichen Fabrikate so erfreute vorerst unter denselben so
manche Producte ganz neu eingefuͤhrter Industriezweige zu erbliken; wie z.B.
mancherlei Seidenzeuge, feines Floretgespinnst; Baumwollen- und
mechanischgesponnenes Flachs-Garn, Strohhuͤte,
Stahlrietblaͤtter, viele chemische Producte, und namentlich noch von der
Wolle an hier verfertigte feine Wollentuͤcher – dann aber mußte
Jedermann die ganz ausgezeichneten Muster bewundern, die mehrere unserer
Seidenbandfabriken eingesandt hatten; und die von den ruͤhmlichsten
Fortschritten dieser wichtigen Fabrikation in den lezten Jahren zeugen. Wie diese
Industrie, die jaͤhrlich uͤber 3000 Cent. Seide verbraucht, troz allen
aͤußeren Hemmungen, fortdauernd bluͤht, und keine Concurrenz
fuͤrchtet, war allerdings bekannt, daß sie aber in dem Grade wie hier
bewiesen wurde, auch in der Verfertigung der kuͤnstlichsten Baͤnder
mit den franzoͤsischen Fabriken zu wetteifern vermag, war Vielen eine
uͤberraschende Erscheinung. Was uͤbrigens das Interesse dieser
Sammlung noch erhoͤhte, waren zwei neue und vorzuͤglich gearbeitete
Bandstuͤhle und ein Arbeiter sezte denselben von Zeit zu Zeit in Gang; auf
dem einen, einem Jacquartstuhl waren mehrere Baͤnder mit der in einem
zierlichen Kranze eingewebten Inschrift: „zur Industrieausstellung
1830“ eingezogen; der andere, ein ganz aus Eisen gefertigter
achtlaͤufiger Stuhl mag leicht auch die vollendetsten Maschinen erreichen wo
nicht uͤbertreffen, die in Lyon oder St. Etienne zu finden sind.
Was die sogenannten Handwerksarbeiten betrifft, so zeigten auch diese, und namentlich
die Tischlerwaaren, die Lederwaaren, und die in einem eigenen Raum zur Schau
gestellten Wagen, daß manche Handwerker treffliches leisten koͤnnen;
zweifelhafter blieb, ob sie mit anderen hinsichtlich der Preise zu concurriren
vermoͤgen. Immerhin wird Jeder anerkennen, daß eine solche Ausstellung
mehrfachen Nuzen haben kann, und wohlthaͤtig zur Belebung des Kunstfleißes
wirken muß. Schon das allgemeine Interesse, das sie unter allen Classen der
Einwohner erregte, muß
einen heilsamen Einfluß aͤußern. Es ist daher noch insbesondere zu loben, daß
der Eintrittspreis so niedrig (auf 8 kr. nur) gesezt wurde, daß diese wahrhaft
gemeinnuͤzige Unternehmung auch dem Unbemittelten zugaͤnglich wurde.
Ohne Zweifel wird dieser gluͤkliche Erfolg dieses ersten Versuches in wenig
Jahren zu einem zweiten, so wie andere Schweizerstaͤdte zu aͤhnlichen
ermuntern.
Fortschritte in Verfertigung der Dampfmaschinen in
England.
Im J. 1788 wurde uͤber 17 in den Bergwerken von Cornwall arbeitende
Dampfmaschinen von Watt's Systeme Bericht erstattet. Sie
arbeiteten im Durchschnitte 19,569,000 Pfund Einen Fuß hoch mit Einem Bushel Kohle
in die Hoͤhe. Dieß war, wie 2,78 zu 1 im Verhaͤltnisse zu den
ehemaligen Luftmaschinen. Einige Jahre spaͤter entstand ein Streit
uͤber die Leistungen der Maschinen des Hrn. Watt.
Es ergab sich vor den Schiedsrichtern im Mai 1798, daß man an 25 solchen Maschinen
den mittleren Durchschnitt der Arbeit nach obigen Bedingungen auf 17,671,000 Pfd.
rechnen kann. Seit dieser Zeit haben sich die Maschinen so vervollkommnet, daß man
die Arbeit im Durchschnitte auf 75,628,000 Pfd. schaͤzen kann. Also eine
Verbesserung, wie 3,865 zu 1 gegen das Jahr 1798, und wie 1075 zu 1 gegen die alten
Luftmaschinen. Nach dem erlauchten erleuchteten Wellington sind aber die Maschinen fortan nicht mehr in England zu dulden.
(Mech. Mag. N. 355. 29. Mai S. 224.)
Eine Prise Spaniol aus der Tabatière des Drs. A. Smith. Allen
Mechanikern und gelehrten Mitgliedern der Akademien, vorzuͤglich den Freunden
der Dampfmaschinen, dargeboten von einem alten bayerischen Hufschmide.
Vor einigen Wochen kam ein vornehmer Herr zu mir, und
meinte, weil ich Pferde beschlagen kann, koͤnnte ich auch eine Dampfmaschine
fuͤr leichtes Geld fuͤr ihn zusammennageln. Man wird dieses
unglaublich finden, es ist aber darum nicht minder wahr. Es ist aber auch nicht
minder wahr, daß, waͤhrend die vornehmen Herren in
der Regel gar nichts von Mechanik (bei uns) verstehen, die gelehrten und
halbgelehrten Herren viel zu viel zu verstehen sich einbilden; daß sie jeden armen
Teufel mit Verachtung von sich stoßen, der einen anderen Gedanken hat, als sie, und
ihn, wie ich zuweilen hier und da in einer gelehrten Zeitung lese, (unser Hr. Doctor
schikt mir naͤmlich oͤfters aus seiner Guͤte ein oder das
andere Blatt, weil ich die Ochsen und Pferde und uͤberhaupt das Vieh im
Markte so curire, wie er die Menschen) oͤffentlich fuͤr einen Narren,
Dummkopf, Gauner u. dergl. erklaͤren; daß sie keinem erlauben, auch nur
anders zu denken, als sie denken und noch weniger anders zu handeln, als sie
handeln, wenn's auch zehn Mal besser waͤre. Ich habe indessen in meinem bald
sechzigjaͤhrigen Leben gesehen, daß mancher hochgelehrte Herr den Wald vor
lauter Baͤumen nicht sah, und daß manches Kind gescheidter ist, als mancher
noch so gescheidte Mann, er mag sich uͤbrigens auf seine Gescheidtheit so
viel einbilden, als er will, oder auch wirklich so gescheidt seyn, daß er sich
nichts auf seine Gescheidtheit einbildet. Diese lezte Art von Leuten scheint aber
etwas selten; denn ich Halle in meinem ganzen Leben wenig Pferde fuͤr solche
Leute zu beschlagen.
Daß oft ein kleiner Bube weit gescheidter, als die gescheidtesten Maͤnner ist,
davon habe ich neulich ein Beispiel in einem Buche gefunden, das, so viel ich weiß,
allgemein angefuͤhrt und gepriesen, und wie es mir scheint, wenig gelesen und
noch weniger verstanden wird; denn sonst muͤßte doch in den vielen Werken
uͤber die Dampfmaschine, die ich so ziemlich alle durchgebloͤttert
habe, etwas von dieser Geschichte vorkommen. Ich habe auch in Ihrem Journale noch
nichts davon gefunden, so viel sie Schlechtes und Gutes beinahe in jedem Hefte
uͤber diese Maschine Ihren Lesern auftischen.
Hr. Adam Smith sagt in seinem Werke uͤber den
National-Reichthum (das ich mir bloß deßwegen anschaffte, weil ich glaubte
daraus lernen zu koͤnnen, wie man reich werden kann): „als die
Dampfmaschinen zuerst in unseren Fabriken eingefuͤhrt wurden, hatte man
bei jeder derselben einen Buben noͤthig, der bestaͤndig, so wie
der Staͤmpel auf und nieder stieg, die Verbindung zwischen dem Kessel und
dem Cylinder herstellen oder unterbrechen (absperren) mußte. Einer dieser Buben, der lieber mit
seinen Kameraden spielte, als den ganzen Tag lang vor dem Cylinder stand,
bemerkte eines Tages, daß, wenn er einen Bindfaden an den Griff der Klappe
anbringt, die diese Verbindung herstellt und absperrt, und diesen Faden an einem
anderen gewissen Theile der Maschine befestigt, die Klappe sich so gut
oͤffnet und schließt, als wenn er dabei stehen bleibt, und dieß mit
seiner eigenen Hand thut; daß er also waͤhrend dieser Zeit ganz bequem
mit seinen Kameraden kann. So war also eine der wichtigsten Verbesserungen an
dieser Maschine, die seit der Erfindung derselben gemacht wurde, das Werk eines
Buben, der lieber spielte als arbeitete.“
Die ganze Welt wird gestehen, daß die Maͤnner, welche die Dampfmaschine
erfanden, und bis zu jener Vollendung brachten, daß man sich derselben in Fabriken,
Bergwerken etc. bedienen konnte, Maͤnner von hohem Geiste, wenigstens
Maͤnner von mehr Geist gewesen, als Millionen, die vor und gleichzeitig mit
ihnen lebten. Und diese großen Maͤnner sahen an dem unsterblichen, die
Menschheit begluͤkenden Meisterwerke, das ihr Genie erschuf, den Fehler
nicht, den ein muthwilliger Bube einsah und verbesserte, welcher nichts von allem
jenen tiefen Calcuͤl wußte, der zur ersten Errichtung der Dampfmaschine
gehoͤrte.
Moͤchten doch unsere gelehrten Herren, und vorzuͤglich diejenigen, die
sich auf ihr Wissen etwas einbilden, nie vergessen, daß sie von dem naͤchsten
besten Kinde noch Besseres und Nuͤzlicheres lernen koͤnnen, als sie
bei all' ihrer Weisheit noch nicht wissen. Pruͤfet Alles und das Gute
behaltet, sagte der Apostel; es ist gleichviel von wem es kommt. Man muß sich nicht
einbilden, daß man allein Alles weiß und kann, und daß Alles schlecht ist, was man
nicht selbst gemacht hat, oder bisher noch gar nicht so gemacht wurde, wie ein
anderer meint, daß es gemacht werden koͤnnte. Diese Wahrheit gilt nirgendwo
mehr, als in der Mechanik.
Englisches Mittel gegen Explosionen der Dampfkessel. Kleiner
Dampfwagen.
Es scheint daß man in England an den Dampfkesseln die Scheiben aus leicht
schmelzbarem Metalle, die in Frankreich durch Geseze fuͤr jeden Dampfkessel
befohlen sind, noch bis zur Stunde nicht kennt. Wenigstens schlaͤgt ein Hr.
Saxula im neuesten Mechan.
Mag. N. 255. S. 221. als Mittel gegen das Springen der Dampfkessel vor,
oben auf denselben neben den Sicherheitsklappen eine Roͤhre anzubringen, und
diese an ihrer oberen Muͤndung mit einer duͤnnen Bleiplatte zu deken
und zu schließen, die nur so stark ist, daß sie dem Dampfe bei dem gehoͤrigen
Druke widerstehen kann, aber alsogleich reißt, sobald der Druk zu stark und
fuͤr den Kessel gefaͤhrlich wird. Er wuͤnscht, daß diese
Vorrichtung vom Parliamente fuͤr alle Dampfmaschinen befohlen werden soll.
Wenn Hr. Saxula auch von den franzoͤsischen
Gesezen nichts weiß, so haͤtte doch der Redacteur des Mech. Mag. ihn und das Publikum darauf aufmerksam machen sollen. Herr Saxula erzaͤhlt bei dieser Gelegenheit, daß er
sich dieser Vorrichtung bei seinem kleinen Dampfwagen schon seit 2 Jahren bedient,
mit welchem er waͤhrend dieser Zeit auf gewoͤhnlichen Wegen selbst
bergan, (wo es um 1/2 Fuß in 3 Fuß bergan geht!) sicher
und bequem fahrt. Die Sicherheitsroͤhre hat nur 1 Zoll Durchmesser, und das
Blei, daß sie oben schließt, ist nicht diker, als braunes Pakpapier.
Hrn. Vignole's Tabelle der
Kraͤfte eines Dampfwagens auf Eisenbahnen.
Hr. Vignoles beschaͤftigt sich jezt mit Herausgabe
eines Werkes uͤber Eisenbahnen, welches aͤußerst lehrreich seyn wird.
Das Mechanics' Magazine theilt in seiner N. 352. S. 157 einen Auszug einer darin vorkommenden
Tabelle mit, die sehr interessant ist. Hr. Vignoles nimmt
die Reibung auf einer Eisenbahn zu 10 Pfd. auf die Tonne an (auf 20 Ztr.) und die
Schwere des Dampfwagens mit seiner Maschine zu 7 1/2 Tonnen.
Tabelle der Last, welche ein Dampfwagen (seine eigene Schwere mit
eingerechnet) auf einer ebenen Eisenbahn, und auf einer Eisenbahn, die bei 90
Schuhen um 1 Schuh steigt, zu ziehen vermag, und der Geschwindigkeit, mit welcher er
faͤhrt.
Textabbildung Bd. 37, S. 66
Engl. Meilen in Einer Stunde. Engl.
Fuß in Einer Minute. Last in Tonnen (Maschine und Wagen eingerechnet) auf ebener
Eisenbahn mit der Kraft Eines Pferdes.
Gesammt-Cylinderkraft einer Maschine von der Kraft von 20 Pferden.
Tonnen. auf ebener Bahn. bei einem Ansteigen von 1 in 90.
Concurrenz der Dampfbothe zwischen Glasgow und
Greenock.
Ehevor mußte man nicht eine unbedeutende Summe bezahlen, um von Greenock nach Glasgow
zu fahren, und umgekehrt. Die vielen jezt auf diesem Wege errichteten Dampfbothe
druͤkten diese Summe bereits bis auf 1 Shill. 6 Pence (54 kr.) herab. Und nun
fahren die Dampfbothe um 18 und um 12 kr.! (6 Pence und 4 Pence!) (Scotsman. Galignani. N. 4734.)
Dampfbothe in Nordamerika
werden zu leicht behandelt; im vorigen Maͤrz sprang der
Wilh. Tell von Pittsburgh nach Orleans, und sank; 5
Personen gingen dabei zu Grunde, und am 24. April sprang der Kessel am Dampfbothe
Chief Justice Marshall, wobei 10 Personen von 175
schwer beschaͤdigt wurden. (Herald, Galignani, N.
4743, 4744.)
Kosten und Ertrag der Paketbothe im Canale.
Die Kosten des Unterhaltes der Paketbothe zwischen Dover
und Calais waren fuͤr die englische Post eine
Auslage von
8416
Pfd.,
14
Sh.
7
P.
im J.
1828
7457
–
–
1829
zwischen Margate und Ostende.
2040
–
7
–
2
–
–
1828
3987
–
18
–
4
–
–
1829
Dafuͤr trug das Fahrlohn zwischen Dover und Calais:
12,491
–
18
–
–
1828
12,499
–
15
–
1
–
–
1829
und zwischen Margate und Ostende:
2029
–
4
–
6
–
–
1828
2179
–
7
–
6
D.
–
1829
(Observer. Galign. Mess.
4735.)
Maifahrt der Tally-Ho Landkutsche von London nach
Birmingham.
Die Landkutsche, Independent Tally-Ho, fuhr am 1.
Mai von London nach Birmingham, 109 engl. Meilen in 7 Stunden 35 Minuten und
zwar
von London nach Colney
17 3/4
engl. Meilen
in 1
Stunde
2 Min.
von Colney nach Reburn
7 1/2
–
– 0
–
28 –
Hier ward
6 Min. lang gefruͤhstuͤkt.
von Redburn nach
Hockliff
12 1/4
–
– 1
–
4 –
– Hockliff
nach Shenley
11
–
– 0
–
47 –
– Shenley
nach Daventry
24
–
– 1
–
49 –
– Daventry
nach Coventry
19 1/4
–
– 1
–
10 –
– Coventry
nach Birmingh.
17 3/4
–
– 1
–
15 –
–––––––––––––
–––––––––––––––
109 engl. Meilen
7 Stund. 35
Min.
Die original Tally-Ho fuhr dieselbe Streke in 7
Stunden 50 Minuten. Birmingham. Journal. Galignani. N.
4736. (Die englische Statute-Mile ist = 2580
engl. Fuß = 1609 Meter. Also 27 1/4 deutsche Meil. in 7 Stund., 35 Min.)
Die Canterbury und Whitstable Eisenbahn.
wurde Ende April's eroͤffnet. Sie ist zwischen 6 und 7
(engl.) Meilen lang und stand 5 Jahre lang im Baue. Die ersten vier Meilen hat sie einen Fall von 1 in 90, folglich laufen die Wagen von
selbst mit einer Geschwindigkeit von 25 engl. (beinahe 6 deutschen) Meilen in Einer
Stunde. Der uͤbrige Theil dieser Bahn ist vollkommen eben, und die Wagen
werden hier von einem Dampfwagen gezogen. An einer Streke hat man 822 Yards (1 Yard
= 3 Fuß) durch Huͤgel (die Brethren Hills) unter der Erde durchgegraben.
Durch diese Bahn kommt nun jeder Chaldron Kohlen um Sixpence (18 kr.) wohlfeiler,
und Reisende fahren diese Streke von 6 1/2 engl. Meilen in 20 Minuten fuͤr
6–9 Pence (18–27 kr.). (Aus dem Morning Herald.
Mech. Mag. N. 352. S. 160.Ein Dampfwagen, der auf ebener Bahn eine Last von 71,43 Tonnen mit einer
Geschwindigkeit von 10 1/2, engl. Meilen in Einer Stunde treibt, wirdauf dieser Bahn aufwaͤrts mit derselben
Geschwindigkeit noch 20,4 Tonnen treiben. A. d. Ue.
Rasches Fortschreiten der Kultur in Nordamerika.
Als das Project eines Canales zwischen dem Erie und Hudsonsec das erste Mal von dem Richter Forman
dem großen Jefferson (damaligen Praͤsidenten der
V. Staaten) vorgelegt wurde, sagte dieser. „In der That ein
schoͤner Vorschlag; er kann vielleicht in hundert
Jahren mit großem Nuzen ausgefuͤhrt werden. Sie sprechen mir ja
von einem 250 (engl.) Meilen langen Canale durch eine Wuͤste! Es
graͤnzt nahe an Narrheit, jezt schon an so etwas zu denken.“
Dieß war im J. 1809, und Jefferson erlebte noch die
Eroͤffnung dieses Canales. Die Wuͤste von welcher er sprach, ist in
kurzer Zeit der herrlichste Schauplaz menschlichen Fleißes in der Welt geworden. Der
sel. Jefferson soll spaͤter gegen Jemanden
geaͤußert haben: „Ich habe einmal gesagt, daß das Project zu diesem
Canale um ein Jahrhundert zu fruͤhe kam; nun
sehe ich aber ein, daß ich um ein Jahrhundert zu
spaͤt in meiner Rechnung gekommen bin, nach welcher ich die
Fortschritte des menschlichen Geistes in unserem Lande berechnete. Es scheint,
ich habe mich damals vergriffen, und die europaͤische Elle, Statt der
nordamerikanischen, als Maßstab genommen.“ Als der Act des
Congresses, welcher die Errichtung dieses Canales sanctionirte, durchging,
schaͤzte man die Last der Guͤter, die in den ersten Jahren auf diesem
Canale gefahren werden wuͤrde, auf 200,000 Tonnen. Allein, schon im ersten
Jahre der Oeffnung dieses Canales betrug sie 600,000 Tonnen. Vergl. Mechanics' Mag. N. 352. 8.
Mai. 1830. S. 160.
Ueber den London- und
Birmingham-Canal,
ward am 20. Mai an sechs Stunden lang debattirt, ehe Th. Eyre Lee vom Sprecher seinen Verweis erhielt und
entlassen wurde. Alderman Waithman sagte, daß einer der
Hauptraͤdelfuͤhrer bei diesem Betruge (einer singirten Actienliste,
die das Parliament accreditirte) Moses Levi war, der vor
mehreren Jahren transportirt wurde, und kuͤrzlich mit Hinterlassung einer
Million starb. „Er wolle,“ sprach er, „diesen Handel
nicht den schaͤndlichsten dieser Art nennen; denn er kenne hundert eben
so schlechte, und er haͤtte leicht einige Schok
Parliaments-Mitglieder“ (some scores of
Members of Parliament) darein verwikeln koͤnnen, die dann ihren
Siz im Hause nicht wuͤrden haben behalten koͤnnen.“
– Der edle Alderman Waithman wurde uͤber
eine solche Herzensergießung uͤber das heutige Parliament nicht zu Recht
gewiesen. „Welch ein Gemaͤhlde von dem achtbaren Hause!“
ruft das Chronicle aus. „Von dem rein christlichen Hause, in welchem nie ein Jude oder
Mahometaner Siz und Stimme haben soll! Welche schoͤne Wirkung muß dieß im
Lande hervorbringen, wenn es allgemein bekannt wird, daß eine so große Anzahl
Mitglieder dieses achtbaren Hauses wuͤrdige Gesellen Moses Levi's, eines
uͤberwiesenen und verurtheilten Betruͤgers sind! Duͤrfen
wir uns wundern, wenn Diebstahl und Betrug jaͤhrlich
zunehmen?“ (Galignani. N. 4744.)
Ungluͤkliche Speculation mit der
Waterloo-Bruͤte zu London.
Die Englaͤnder wollten die Franzosen nachahmen, und die Bourmontiade zu
Waterloo durch eine Waterloo-Bruͤke
verherrlichen. Es bildete sich eine eigene Compagnie zur Erbauung einer Waterloo-Bruͤke. Leider zeigt es sich aber,
daß diese Bruͤke von Jahr zu Jahr weniger traͤgt. Bei der
dießjaͤhrigen Rechnung ergab sich in dem lezten halben Jahre ein Deficit von
515 Pfd. gegen das vorige, das bereits um 500 Pfd. (6000 fl.) zuruͤk war. Die
ganze Einnahme betrug nur 6356 Pfd. Sterl., so daß diese Bruͤke jezt nicht
weniger als 877,437 Pfd. (8,949,857 fl.) Schulden hat. (Chronicle. Galignani. N. 4754.)
Ueber Cooper's Feuersprize mit
umdrehender Bewegung,
uͤber welche wir neulich Nachricht gegeben haben,
erklaͤrt sich Herrn W. Baddeley dahin, daß er die Thatsachen, die daselbst angegeben sind,
laͤugnet. Er sagt,
im Mech. Mag. 355, 29. Mai 1830, S. 208, „ich
laͤugne, daß jemals ein halbzoͤlliger Wasserstrahl von 8 Mann 103
Fuß hoch geworfen wurde, und daß ein zoͤlliger Strahl von 20 Mann eben so
hoch geworfen wurde, laͤugne ich auch.“ – Er sagt, daß
„die gewoͤhnlichen englischen Feuersprizen, von 12 bis 14
Maͤnner getrieben, Wasserstrahlen von 1/2 bis 5/8 Zoll Dike
hoͤchstens 60 bis 70 Klafter hoch treiben; selbst Braithwaite's Sprize von der Kraft von 6 Pferden wirft einen
zoͤlligen Strahl nur 80 bis 90 Fuß hoch.“ Hr. Baddeley bemerkt, daß Hrn. Braithwaite's Sprize nach dem Systeme de la
Hire's eingerichtet ist, und daß er sich wundert, wie man de la Hire's Sprizen so lang vergessen konnte, da sie die
besten sind. Es scheint ihm, daß wir in neueren Zeiten im Baue der Feuersprizen mehr
zuruͤk als vorwaͤrts geschritten sind. Zum Beweise fuͤhrt er
eine Stelle aus „Stephen, Swizer's universal System of Water and Waterworks, Lond.
1734“ an, wo es bei Gelegenheit von Newsham's Feuersprize heißt: „Man hat versucht Newsham's Feuersprizen zu uͤbertreffen; man
hat sie aber nicht einmal erreicht. Seine Sprize von der fuͤnften
Groͤße „(die 160 Gallons (1600 Pfd.) Wasser in Einer Minute
warf)“ hat uͤber die koͤnigliche Boͤrse,
uͤber 55 Yards, d.i., 156 Fuß Hoͤhe hinuͤber gesprizt, und
dieß in Gegenwart von vielen tausend Menschen.“
Ueber deutsche Feuerloͤschanstalten
gibt das Mech. Mag. a. a. O. S.
224 eine kurze Notiz, die eben so ehrenvoll fuͤr uns als wahr ist, aus dem
Chronicle, nur ist hier eine grobe Unrichtigkeit in
der Darstellung des Principes dieser herrlichen
Anstalten. Das Chronicle nennt sie „Fire-Associations,“ und das Mechanics' Magazine schreibt diesen groben Irrthum nach.
Keiner dieser beiden Redactoren scheint zu wissen, daß unsere guten deutschen Loͤsch-Anstalten Sache der Regierung, Sache der Polizei, sind, und daß sie in den einzelnen
Staaten Deutschlands desto besser sind, je besser die Polizei organisirt ist; d.h.
schlechter, wo sie den Magistraturen, und besser, wo sie eigenen Behoͤrden
uͤbertragen ist. In Deutschland sind die Kaiser, die Koͤnige (Joseph,
Franz in Oesterreich, Maximilian Joseph in Bayern), die Erbprinzen selbst
gegenwaͤrtig, wenn ein Haus eines Buͤrgers in ihrer Stadt brennt; in
dem constitutionellen freien England bemuͤht sich nicht einmal der Lordmayor
der Stadt zu einer Feuersbrunst, wenn ganze Straßen in Flammen stehen. In England
laͤßt man von oben herab brennen, was da brennen will, weil man von unten
herauf will, daß man sich von oben herab in nichts menge. Der Englaͤnder
wuͤrde ehe, scheint es, ganz London abbrennen lassen, als eine gute Polizei
haben wollen. „Eine solche Feuer-Gesellschaft! (fire
assosiation)“ sagt das Chronicle
sehr naiv „haͤtten wir zu London hoͤchst noͤthig!
Wenn es geschrieben haͤtte „Feuerpolizei“ (fire-police) waͤre Feuer im Dache gewesen in allen
Haͤusern Londons.
Gesellschaft zur Rettung im Schiffbruche.
Die Institution for Saving Persons from Shipwreck hat
waͤhrend 5 Jahren (seit ihrer Stiftung im J. 1824) nicht weniger als 1,446
Menschenleben gerettet. (Spectator. Galignani Messeng.
N. 4748.)
Hoͤlzerne Haͤuser in
New-South-Wales.
Hr. Shenton, aus Winchester, baut seine Haͤuser am
Swan-River nach einer neuen Methode, auf welche er sich ein Patent geben
ließ. Er befestigt die Hoͤlzer ohne Naͤgel uͤber einander, und
baut so um die Haͤlste wohlfeiler, als aͤhnliche hoͤlzerne
Haͤuser in England erbaut werden. (Globe. Galign.
N. 4732.) (Es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß die
Kistenhaͤuser, die Hr. v. Hoͤßlin zu
Augsburg zuerst auffuͤhrte, in New-South-Wales ehe
benuͤzt werden, als in Europa. Sie waren auch nur fuͤr Kolonien und
aͤrmere Landwirthe urspruͤnglich bestimmt.)
Einige Arbeiten des Hrn. Thom. Gill.
Hr. Gill erzaͤhlt in seinem technol. Repository, Mai, S. 309, daß sein Vater der Erfinder jener
Vorrichtung an den Lichtpuzen ist, welche, wie man zu sagen pflegt, die Dochte
fressen und die Gluth an denselben durch den Druk einer eigenen Platte
ausloͤschen, so daß weder der Docht fortklimmen, noch Rauch und Gestank sich aus der
Lichtpuze entwikeln kann. Vor ihm hat ein Stahlarbeiter, Pinchbeck, solche Lichtpuzen verfertigt, zu welchen man beide
Haͤnde brauchte, wenn man das Licht mit denselben puzen und obige Zweke
erreichen wollte: Hr. Gill brachte die
gegenwaͤrtige bekannte Vorrichtung an, bei welcher Eine Hand zureichte.
Sein Vater verbessert auch die Bajonett-Pistolen
(Springbayonet pistols or blunderbusses), so daß
mal, jezt sicher ist, daß das Bajonett auf denselben feststeht, wie man die Feder
druͤkt und es los laͤßt.
Da die bisherigen Klingenproben an Saͤbeln alle nicht zureichten, indem auch
solche Klingen, die die gewoͤhnlichen Proben aushielten, im Gefechte, wo
Schneide gegen Schneide gehauen wird, zuweilen abgehauen werden, so richtete Hrn.
Gill's Bater einen Apparat vor, in welchem eine
schwere Saͤbelklinge mit aller Gewalt gegen die Schneide der zu probirenden
Klinge, welche senkrecht gehalten wurde, gefuͤhrt wurde, und es zeigte sich
hier, daß manche Klinge, die allen fruͤheren Proben widerstand, bei dieser
unterlag und durchgehauen wurde.
Er verbesserte auch die sogenannten gewundenen
Flintenlaͤufe (twisted gun barrels). Statt
vierekige Baͤnder (ribands), wie man sie
technisch nennt, zu denselben zu nehmen, dachte er eine der Kanten derselben ab, so
daß sie dann auf dem Cylinder aufgewunden so genau an einander paßten, daß nicht
einmal Schlagloch mehr zwischen dieselben eindringen konnte. Er verfertigte die
Baͤnder zwischen gefurchten Walzen in verschiedener Dike, so daß die dikeren
Stellen die Kammern bildeten, hizte sie in einem Reverberirofen, windete sie auf und
ließ sie durch einen Cylinder laufen, worauf sie geschweißt wurden. Er wikelte dann
noch ein Mal eine zweite Lage Baͤnder in entgegengesezter Richtung auf die
erste.
Nuͤzliche Spielereien der Nordamerikaner.
Um den Wind nicht umsonst uͤber's Hausdach blasen zu lassen, kam ein
Nordamerikaner, Hr. Mc. Coller, Hudson, Portage County,
Ohio, auf die Idee, aus der Deke des Zimmers durch das Dach ein Schlot ziehen zu
lassen, der sich uͤber dem Dache in einen Cylinder endet, welcher mit Laden
versehen ist, die, je nachdem der Wind von dieser oder jener Seite blaͤst,
geoͤffnet oder geschlossen werden koͤnnen. In diesem Cylinder dreht
sich ein Rad mit horizontalen Fluͤgeln, ungefaͤhr wie das Rad eines
Bratenwenders in unseren Schornsteinen, wenn der Wind von irgend einer Seite in den
Cylinder blaͤst. An der Achse des Rades ist unten in der Stube ein Sieb, oder
irgend eine Vorrichtung angebracht, welche dadurch in Umtrieb gesezt wird, und
irgend eine leichte Arbeit verrichten kann, wozu sonst eine Menschenhand, folglich
Zeitverlust, nothwendig waͤre. Das Ding muß in Amerika Beifall finden, weil
Hr. Mc. Coller sich am 2. Mai 1829 ein Patent darauf
geben ließ. (Vergl. Franklin Journal und Register of Arts. N. 31. S. 211.)
Mundharmonika.
Die Mundharmonika (the German
Aeolian-Harp) ist in England (wie wir aus dem Register of Arts ersehen [N. 30. S. 167.]),
bereits der Gegenstand zweier Patente geworden. Der beruͤhmte musikalische
Instrumentenmacher, Hr. Charles Wheastone, London,
Strand, S. 436 verfertigte daraus eine Art Dudelsak's (das
Lieblings-Instrument der Schotten), und der Optiker, Hr. Day, in Verbindung mit dem Mechaniker Hrn. August Muͤnch, eine Art Orgel. Wir Deutsche, bei welchen
dieses kleine Instrument seit Jahren zu Hause ist, haben seit Jahren nichts
dafuͤr gethan. Wir haben vor mehreren Jahren unsere musikalischen
Instrumentenmacher aufmerksam gemacht, ihre Kunst dem lieblichen kleinen Dinge zu
schenken; es geschah, so viel wir wissen, bis zur Stunde nichts. In England zahlten,
wie wir jezt sehen, zwei Instrumentenmacher, jeder 2000 fl., um die Mundharmonika
(jeder nach seinem Gutbefinden) bearbeiten zu duͤrfen. Das ist der
Unterschied zwischen deutschem Handwerkergeiste und zwischen englischem: dieser
zahlt, daß er arbeiten darf; jener zahlt, daß er auf der Baͤrenhaut sich
reken und streken darf, so lang er noch einen uͤbrigen Groschen in der Tasche
hat.
Verbesserung am Zugstuhle.
Nach dem Glasgow Chronicle im Mech. Mag. N. 355. 29. Mai S. 223. hat Hr. Wilh. Waddeley, Weber zu Springburn bei Glasgow, eine sehr nuͤzliche
Verbesserung am Zugweberstuhle angebracht, durch welche die ganze Buͤchse und
der Wagen (box and carriage), der kostbarste Theil an
demselben, durch drei Walzen ersezt werden kann. An zwei dieser Walzen haͤngt
das Geschirr, und die dritte haͤlt die Schweifschnuͤre,
waͤhrend einfach (simplo)Sollte es nicht vielleicht, Statt pul of the
simple, heißen: pui of the sample,
„waͤhrend das Muster gezogen
wird?“ A. d. Ue. gezogen wird, in horizontaler Lage. Auf diese Weise wird die große Kreuzung
am Halse des Geschirres vermieden, und es fallen folglich zwei Drittel der
Bleigewichte weg, so wie ein bedeutender Theil der Schweiffaden. Diese Verbesserung
muß jezt, wo die Zebras so sehr Mode sind, fuͤr den Fabrikanten
hoͤchst wichtig seyn.
Gefilzte Tuͤcher.
Die Tuchmacherei durch Filzen Statt durch Weben, von welcher wir zu seiner Zeit
Nachricht gegeben haben, nimmt, wie wir sehen, in Nordamerika jezt immer mehr und
mehr zu. Wir finden im Register of Arts, N. 31. S. 222.
drei Patente auf diese neue Art von Tuchmacherei von
den HHrn. Van Hosen in Connecticut, Peck und Taylor zu New-York und Raymond zu New-York. Die Weise, wie diese
Tuͤcher verfertigt werden, ist nicht genau angegeben; es heißt nur im
Allgemeinen, daß diese Tuͤcher auf dieselbe Weise verfertigt werden, wie man
jezt den Filz zu Huͤten mittelst Maschinen verfertigt. Dieser Maschinen
finden unsere Leser mehrere im Polytechn. Journ. B. XXVII. S. 99. B. XXXIII. S. 405.
Wie viel in England Haͤnde an einem feinen
Stuͤke Tuches beschaͤftigt sind.
Man rechnet in England in den Tuchfabriken 28 verschiedene Arbeiter fuͤr ein
Stuͤk feinen Tuches, wovon jeder nur einen gewissen Theil der
noͤthigen Arbeit an demselben verrichtet. (Herald.
Galignani. N. 4713.)
Groͤße eines Blattes Papier auf der Papiermuͤhle
zu Whitehall.
Auf der Papiermuͤhle zu Whitehall in Derbyshire wurde neulich ein Blatt Papier
verfertigt, das 4 Fuß breit ist, und 13,800 engl. Fuß in der Laͤnge
haͤlt; folglich 1 1/2 engl. Morgen Landes bedekt. (Atlas. (Galignani. N. 4709.)
Schreibmaterialienkosten der englischen Schreibereien.
Der Ausschuß des Parliamentes bewilligte am 21. Mai
laufenden Jahres fuͤr Schreibmaterialien in den
oͤffentlichen Buͤreaux 96,850 Pfd. (1,152,200 fl.); fuͤr Druk
der Parliamentspapiere 76,000 Pfd. (812,000 fl.); fuͤr Druk
oͤffentlicher Berichte 8000 Pfd. (96,000 fl.) – also uͤber 2
Millionen fuͤr elendes Gewaͤsche. Wie theuer die Buͤreaukraten
ihren Unsinn an Mann zu bringen wissen! (Galignani. N.
4747.)
Neuer lithographischer Stein.
Mehrere Blaͤtter haben schon der Entdekung eines lithographischen Steines bei
Damvant, drei Stunden von Pruntrut, Erwaͤhnung gethan. Je seltener sich bis
jezt aͤhnliche Entdekungen bestaͤtigt haben, und je weniger noch alle
Bemuͤhungen, die Steine durch andere Substanzen zu ersezen, gelungen sind,
desto schaͤzbarer ist die obige; denn die Brauchbarkeit jener Steine ist
nicht zu bezweifeln, da sie namentlich in der trefflichen lithogr. Anstalt des Herrn
Engelmann in Muͤhlhausen schon haͤufig angewendet werden. Der
Damvant-Stein sieht dem Solenhofer sehr aͤhnlich, er ist von derselben
weißgelblichen Farbe; spaltet wie dieser in Platten von ein, zwei und mehrere Zoll
Dike; und das Korn ist eher noch feiner. Was bisher vermißt wird, ist, daß bloß
Platten von 1 bis 1 1/2 Quadratfuß Groͤße erhaͤltlich waren, und daß
viele nicht ganz rein und gehoͤrig zugeruͤstet waren. Sehr wahrscheinlich liegt der
Grund aber nur darin, daß der dermalige Unternehmer, ein gewoͤhnlicher
Steinhauer, dem Steinbruche keine gehoͤrige Ausdehnung zu geben vermag, und
daß er die Steine weder in großen Lagen und mit den geeignetsten Werkzeugen
lossprengen, noch aber sie sorgfaͤltig bearbeiten und sortiren kann; denn
auch in Solenhofen werden bekanntlich die allermeisten Platten zu einem andern
Gebrauche verkauft. Es waͤre daher vor Allem zu wuͤnschen, daß jener
Unternehmer Unterstuͤzung faͤnde. Die Lage des Bruches zeigt sich
uͤbrigens um so vortheilhafter, da die Graͤnze so nahe vorbeigeht, daß
bei einiger Erweiterung schon die einen Steine auf franzoͤsischem, die andern
auf schweizerischem Boden gebrochen wuͤrden, und also keine Ungelegenheiten
von Seite der Zollstaͤtte zu befuͤrchten waͤren.
Maschine zum Auskernen des Mays (Kukuruz oder
Tuͤrken.)
Da man in Amerika, dem eigentlichen Vaterlande dieser Getreideart, seit undenklichen
Zeiten Mays baut, so dachte man schon fruͤhe daselbst auf Maschinen zum
leichteren Ausbringen der Kerne. Ein Hr. John S. Gardner,
zu Canandaigua, Ontario-County, New-York, hat eine dieser
aͤlteren Maschinen verbessert, und sich auf diese Verbesserung am 11. Jun.
1829 ein Patent ertheilen lassen. Da die von dieser verbesserten Maschine im Franklin Journal und Register of
Arts. N. 38. S. 244. gegebene Beschreibung sehr unvollkommen ist, so
waͤre es sehr zu wuͤnschen, daß irgend ein patriotischer ungarischer
Edelmann fuͤr seine lieben Landsleute eine solche Maschine von Hrn. Gardner kommen ließe; er duͤrfte nur einem
Handlungshause in Trieft, wo haͤufig nordamerikanische Schiffe einlaufen,
Commission geben. Auch die ItaliaͤnerSo eben ersehen wir aus einem italiaͤnischen Werke uͤber den
Maysbau: „Degla miglior coltivazione del
Frumentone per ottenerne abbondante raccolta. 8. Modena. 1829. P.
9. Vincenzi. p. C. 112 S.“ (Bibliot. italian. N. 171. S. 393.), daß Italien
vorzuͤglich seit Einfuͤhrung der Cultur des Mays die vielen
Hungersnoͤthen nicht mehr kennt, von welchen es ehevor so
haͤufig heimgesucht wurde. Indessen ist der Preis desselben seit
einem Jahrhunderte um mehr als das Dreißigfache
gestiegen. Im J. 1721 galt der Sacco 7 1/2 Lire; im J. 1801 aber schon 212
Lire (Sacco und Lire Modenesisch.) Ein neuer
Beweis, wie wahr es ist, daß man den Nachkommen Grund und Boden, nicht Geld,
am allerwenigsten Papiergeld, hinterlassen muͤsse, wenn man ihren
Wohlstand sichern will. und Tyroler, die den Mays als sogenannten Tuͤrken kaufen, koͤnnten sich eine solche Maschine kommen
lassen, die nicht viel uͤber ein Duzend Dollars kosten kann.
Altenderfer's Pflug.
Die HHrn. Phil. und Benj. Altenderfer (wahrscheinlich
urspruͤnglich Altendoͤrfer) zu Richmond,
Berks County, Pennsylvania, ließen sich am 11. Jun. 1829 ein Patent auf eine
Verbesserung am Pfluge ertheilen, mittelst welcher man die Abhaͤnge an
Huͤgeln und Bergen ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts so
bepfluͤgen kann, daß die Erde immer auf dieselbe Seite der Furche
gestuͤrzt wird. Dieser Pflug scheint fuͤr Berggegenden sehr wichtig;
man muß ihn von den HHrn. Altenderfer kommen lassen: denn
die Beschreibung desselben im Franklin Journal, und aus
diesem im Register of Arts. N. 32. S. 243. ist so gut
wie keine. Eben dieß ist auch der Fall mit dem
Stangenschar- oder Schaufelpfluge des Hrn. Boatwright, (Barshare and
Shovel-Plough)
worauf Hr. Boatwright zu Columbia,
in Suͤd-Carolina, sich am 11. Jun. ein Patent ertheilen ließ. Dieser
Pflug soll in leichtem Boden, wo nicht tief gepfluͤgt werden darf, sehr gut
seyn. Er hat kein Streichbrett, und ist aͤußerst leicht und einfach.
Knochenduͤnger in England.
Ein Schiff mit Menschenknochen befrachtet, ist so eben in Lossiemouth gelandet. Der
Schiffmeister sagte, daß die Knochen auf den Ebenen und Suͤmpfen um Leipzig
gesammelt wurden, und ein Theil jener Tausenden von Tapferen sind, die in den
Schlachten zwischen den Franzosen und Alliirten im J. 1813 fielen. (Scotsman. Galignani 4742.) (Die Leipziger werden wissen,
ob dieser Schiffmeister nicht gelogen hat, und ob die Englaͤnder nicht
vielleicht ihr Recht zu weit treiben, wenn sie glauben, es muͤßten ihnen auch
die Knochen derjenigen angehoͤren, die ihnen lebendig verkauft wurden.)
Fortschritte der Kultur in Van-Diemens Land.
Eine Anstalt fuͤr Bildung der Mechaniker (eine Mechanics'-Institution) bestand schon laͤngere Zeit
daselbst. Nun hat der Gouverneur, unter seinem Vorsize, daselbst auch eine
literarisch wissenschaftliche Anstalt, (Lyterary and
Scientific Institution) und einen botanischen Garten errichtet. In Europa
laͤßt man botanische Gaͤrten eingehen, und Kreuzerkomoͤdien
dafuͤr auffuͤhren. (Globe. Galignani. N.
4754.)
Ueber den gegenwaͤrtigen klaͤglichen Zustand der
akerbauenden Classe in England
empfehlen wir den Menschenfreunden eine Broschuͤre
eines Parliamentsmitgliedes, des Hrn. P. Macqueen,
Deputirten fuͤr Bedfordshire, die verdiente in das Deutsche uͤbersezt
zu werden. (Vergl. Standard und Galignani. N. 4734.)
Ueber den Zustand der arbeitenden Classe in England
machte Hr. Slaney in der
Parliamentssizung im Unterhause am 13. Mai einige Bemerkungen, die, wenn man nicht
wuͤßte, daß beinahe alles, was die heutigen Minister und Ministeriellen im
Parliamente sagen, Luͤge ist, entweder aus Boßheit oder aus
Unwissenheit,Als an demselben Tage der Herzog von Wellington im
Oberhause auf eine Motion des edlen Lords Stanhope uͤber den Verfall der Schifffahrt in England
einige Listen vorlas, nach welchem jezt mehr englische Schiffe
beschaͤftigt seyn sollen, als ehevor, verlangte der edle Lord, daß
gewisse Berichte (certain returns) uͤber
die Schifffahrt dem Hause vorgelegt werden sollen. Dieß ist doch eben so
viel als wenn er gesagt haͤtte, daß man jenen des Herzoges nicht
glauben darf. einige Daten zur Kenntniß des Zustandes des Akerbaues und der Industrie in
England liefern koͤnnten. Hr. Stanley sagt, daß im
J. 1801 die industrielle Classe sich zur Akerbau treibenden verhielt, wie 6 zu 5; im
J. 1821 aber wie 8 zu 5; und daß, wenn die Bevoͤlkerung in gleichem
Verhaͤltnisse fortschritt, dieses Verhaͤltniß jezt wie Zwei zu Eins seyn muͤsse. In Schottland war das
Verhaͤltniß im J. 1801 wie 5 zu 6; im J. 1821 wie 9 zu 6; und jezt ist es wie
2 zu 1. Die Zunahme der Bevoͤlkerung im Allgemeinen war waͤhrend der
lezten 20 Jahre 30 p. C.; unter den Fabrikarbeitern 40 p. C.; zu Manchester,
Coventry, Birmingham und Liverpool 50 p. C.; zu Leeds 54 p. C.; zu Glasgow gar 100
p. C.Man sieht, wie viel hier gratis angenommen, und
wie allgemeine, d.h. physische, oder Fortpflanzungsbevoͤlkerung mit
der in Staͤdte zustroͤmenden verwechselt ist.
Watt allein hat es moͤglich gemacht, daß England
mit ganz Europa den Kampf der Industrie bestehen kann. Im J. 1814 hatte es nur 11
Dampfbothe mit 542 Tonnen; im J. 1828 aber zaͤhlte es deren 338 mit 30,000
Tonnen; die Zahl der Dampfbote hat sich also in 14 Jahren verdreißigfacht und der
Tonnengehalt ist 60 Mal groͤßer geworden. Es ist kein Sinken, kein Verfall in
der englischen Industrie; es ist nur ein Schwanken. England hatte bisher das Monopol
der Industrie uͤber den Erdball, und gegenwaͤrtig stehen seinen
Kuͤsten zwei große Staaten gegenuͤber (die er nicht nennen will, um
keine Eifersucht zu erregen!!!), die die englischen Geseze und Manufacturen
nachahmen.
Die Folgen dieses Schwankens zeigen sich deutlicher in jenen Zweigen der Industrie,
die mit der Hand, als in jenen, die mit Maschinen betrieben werden. Leztere
vervollkommnen sich bestaͤndig auf Kosten der ersteren. Im J. 1820 waren in
England 240,000 Stuͤhle, auf welchen mit der Hand gearbeitet wurde, und
gegenwaͤrtig sind deren noch so viele; die 14,000 Kunst- oder
Maschinenstuͤhle aber, die bereits im J. 1820 vorhanden waren, haben sich
zeither auf 55,000 vermehrt, und, da Ein Kunststuhl so viel arbeitet, als drei
Handstuͤhle, so sind leztere so viel als 165,000 Handstuͤhle. Dann
kommt der Wechsel der Mode, von der Schafwolle zur Baumwolle und zum Leinen, und von
diesen zur Seide. Er bemerkt, daß, ungeachtet der Einfuhr der fremden Handschuhe,
die Handschuhfabrikation zu Worcester seit dem J. 1826 um 144,000 Duzend Handschuhe,
seit dem J. 1820 aber um 490,000 Duzende sich vermehrte, daß in den Jahren
1827–28 fuͤr 17,500,000 Pfd. Sterl. Baumwollenwaaren; fuͤr
5,250,000 Wollen- und fuͤr 2,500,000 Metallwaaren ausgefuͤhrt
wurden. Gegen solche Schwankungen sollte das Parliament durch Ausdehnung der
Wohlthaͤtigkeitsgesellschaft sorgen; die Leute sollten selbst sich
wechselseitig unterstuͤzen. In einem Umkreise von 50 engl. Meilen Durchmesser
um Manchester als Mittelpunkt leben 500,000 Baumwollenarbeiter. Von diesen verdient
Ein Fuͤnftel woͤchentlich sich 20 Shill.; Ein Fuͤnftel 12 Sh.;
Ein Fuͤnftel (Weiber und Kinder) 7 Shill., und ein Fuͤnftel, kleine
Kinder 2 Shill. 6 Pence. Diese vier Fuͤnftel unterhalten das fuͤnfte
aus Kranken und Invaliden bestehende. Um Leeds sind ungefaͤhr 20,000
Wollenarbeiter. Die Weber verdienen sich woͤchentlich 14 Shill.; die Spinner
und Zurichter 21 Shill.; Weiber 6–8 Shill. die Woche. Die Metallarbeiter um
Birmingham verdienen sich woͤchentlich 12, 18 bis 24 Shill.; die Weiber 6, 8
bis 10. Einige derselben sind vorsichtig und ersparen sich etwas, andere nicht. Es
sollte also fuͤr die Roth etwas zuruͤkgelegt werden. Hr. Stanley traͤgt darauf an, daß ein Ausschuß ernannt
werde, welcher die Mittel, wie den Nachtheilen, die durch solche Schwankungen
entstehen, abzuhelfen ist, untersuchen soll.
Hr. Cripps bemerkte sehr richtig, daß er nicht einen
Tropfen kalten Wassers fuͤr diesen Vorschlag geben koͤnne, der zu
nichts fuͤhren wird. Hr. Robinson bezweifelte die
Richtigkeit der von Hrn. Stanley angefuͤhrten
Thatsachen, vorzuͤglich in Hinsicht auf die Handschuhe zu Worcester. Alderman
Waithman erklaͤrte, daß die Bildung eines
solchen Ausschusses bloß eine Komoͤdie ist, die man mit dem armen Volke
spielt. Alle verstaͤndigen Maͤnner widersezten sich dieser Posse, und
sie ging dessen ungeachtet durch. Der Ausschuß ward ernannt. Die Resultate, die
dieser Ausschuß liefern wird, werden ein Pendant zu jenen seyn, welche der Ausschuß
lieferte, der das Patentwesen zu untersuchen hatte.
Preise einiger Gemuͤse- und Obst-Arten am
Gemuͤse- und Obst-Markte zu London (Covent-Garden) in Mitte Mai's 1830.
Gruͤne Erbsen, das Quart (4/5 Wiener
Maß)
21 Shill. (12 fl. 36 kr.)
Franzoͤsische Bohnen, das
Hundert
12 Shill. ( 7 fl. 12 kr.)
Gurken das Paar
1–4 Shill. (36 kr. 2 fl. 24 kr.)
Erdbeeren, die Unze (2 Loth)
6 Pence – 1 Shill. (18–36 kr.)
Kirschen das Pfund
25 Shill. (15 fl.)
Neue Erdaͤpfel, das Pfund
1 Sh. 2 1/2 Sh. (36 kr. 1 fl. 30 kr.)
Meerrettig, das Buͤndel
3 1/2 – 6 Shill. (2 fl. 6kr. – 3 fl. 36
kr.)
Sellerie
1–1 1/2 Shill. (36–54 kr.)
Rhabarber
6 Pence 1 Shill. (18–36 kr)
Brocoli
1–2 Shill. (36 kr. – 1 fl. 12 kr.)
Sommerkohl, 12 Koͤpfchen
1–1 1/2 Shill. (36–54 kr.)
Rother Kohl, do
1–2 1/2 Shill. (36–1 fl. 30 kr.)
Neue weiße Ruͤben, das
Buͤndel
1–1 1/2 Shill. (36–54 kr.)
– gelbe do
1–2 Shill. (36–1 fl. 12 kr.)
Vorjaͤhrige Erdaͤpfel, d.
Zentner
3–5 Shill. (1 fl. 48–3 fl.)
Kohlwurzel
1–2 Shill. (36–1 fl. 12 kr.)
Pastinak, das Duzend
4–6 Pence. (12–18 kr.)
Spinat (ein halbes Sieb)
3–6 Pence. (9–18 kr.)
Zwiebel (alte, ein halbes Sieb)
3 1/2 – 5 1/2 Shill. (2 fl. 6kr. – 3fl.
18 kr.)
Aepfel (das Bushel, 1/2 Wiener Mezen)
4 1/2 – 28 Shill. (2 fl. 42 kr. 16 fl. 48.
kr.)
Weintrauben aus dem Glashause das
Pfd.
10–20 Shill. (6 – 12 fl.)
Ananasse, das Pfd.
20 Shill. (12 fl.)
Pomeranzen das Hundert,
4–15 Shill. (2 fl. 24–9 fl.)
do von Sevilla do
5–8 Shill. (3–4 fl. 48 kr.)
Citronen do
4–10 Shill. (2 fl. 24–6 fl.)
Spanische Castanien, das Pek (1/8 Wiener
Mezen)
6–10 Shill. (3 fl. 36 kr. – 6 fl.)
Franzoͤsische do
4–6 Shill. (2 fl. 24–3 fl. 36 kr.)
Spanische Nuͤsse do
3 Shill. (1 fl. 48 kr.)
Franzoͤsische do
3 Shill. (1 fl. 48 kr.)
Fremde Trauben das Pfd.
6 Pen. 1 Shill. (18–36 kr.)
Stachelbeeren das Quart 4 – 6 Pence
(12–18 kr.)
Johannisbeeren do 6 Pence
(18 kr.)
(Sun. Galignani. N. 4741.)
Schnellfuͤßigkeit eines Irlaͤnders.
Ein Irlaͤnder wettete, daß er sieben engl. Meilen in Einer Stunde gehen (nicht
laufen) koͤnne. Er ging sie in 58 Minuten. (Brit.
Traveller. Galig. N. 4736.)
Was ein Knabe von 6 Jahren als Reiter vermag.
Man wettete 20 Pfd. Sterl. (240 fl.), daß ein Knabe von 6 Jahren nicht im Stande ist
auf einem sogenannten Galloway (einer kleinen Pferderasse
im noͤrdlichen England, die kaum 14 Faͤuste hoch ist) 100 engl. Meilen
von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu reiten. Ein Knabe von 6 Jahren bestieg zu
River Head, Pocklington, seinen Galloway, und ritt nach Heworth Moor bei York, and
ritt so lang auf dieser Streke hin und her, bis die 100 Meilen voll waren, und
gewann die Wette. (Brit. Traveller Galignani. N.
4717.)
Wie gut Pferde des Nachts sehen, und wie sicher man sich
denselben uͤberlassen kann, selbst wenn sie davon laufen.
Die Derry-Landkutsche (bei uns muͤßte sie
Eilwagen heißen) kam ohne Kutscher und Conducteur zu Ballymena des Nachts am Postbureau an. Spaͤt am folgenden Morgen
erst kamen Kutscher und Conducteur zu Fuß nach, und erzaͤhlten, daß,
waͤhrend sie einem der vier Pferde, das strauchelte und fiel, aufhalten, die
drei uͤbrigen in Eile mit der Kutsche davon liefen. Die Passagiers schliefen,
ohne von der Gefahr zu traͤumen, ruhig in der Kutsche. Der Weg von Dunley nach Ballymena, 6 engl.
Meilen, auf welchem die Pferde mitten in der Nacht allein liefen, ist selbst am Tage
bei guten Kutschern sehr gefaͤhrlich. (Dublin Journal.
Galignani. N. 4709.)
Baumwollenernte in Aegypten im vorigen Jahre.
Man schaͤzt die Baumwollenernte des vorigen Jahres in Aegypten auf 150,000
Ballen. 3000 Ballen davon wurden auf Rechnung des Baschas bereits nach Frankreich,
England und Trieft geschikt, und 60,000 sind bestellt: 2/3 von lezteren gehen nach
Marseilles. (Galig. 4712. Suppl.)
Wolle steigt in Frankreich
um 25 p. C. im Preise, und wird noch mehr steigen wegen einer
Seuche unter den Schafen. (Galignan. N. 4753.)
Staatseinkuͤnfte und Handel in den Vereinigten Staaten
Nordamerika's.
Die Vereinigten Staaten Nordamerika's bezogen in den
lezten 10 Jahren vor dem ersten Jaͤnner 1830 aus 343 Mauthstationen, 42
Landaͤmtern (land-Offices), 8,004 Poststationen, 131
Rentaͤmtern, 37 Marschaͤlen (Marshals) und
33 Gerichtsschreibern (Clerks of Courts) die Summe von
230,068,855 Dollars 17 Cents ohne Heller Einbuße.
– Der neue Tariff hat, was auch Englaͤnder und englische Miethlinge
daruͤber schwazen moͤgen, keine nachtheilige Einwirkung
geaͤußert; das Schwaͤrzen ward nicht dadurch vermehrt (man
schaͤzt den Gesammtbetrag der jaͤhrlich eingeschwaͤrzten
Guͤter nur auf 600,000 fl.). Die Schifffahrt, vorzuͤglich nach
Westindien, nahm zu im lezten Jahre um 2790 Tonnen. (Chronicle. Galignani. N. 4742.)
Die Eisenpreise steigen wieder in England.
In Staffordshire stieg das Roheisen um 5 Shill. bis 7 Shill. die Tonne; Hammereisen
um 10 Shill.; Naͤgel etc. um 7 1/2 bis 10 p. C. (Globe. Galign. N. 4756.)
Ertrag der Londoner Brauhaͤuser.
Ein Compagnon eines Brauhauses zu London zog, vor einigen Jahren, als seinen Antheil
an einem Brauhause im Jahresgewinne: 53,000 Pfd. Sterl. (d.i. 636,000 fl.) (Sunday- Times Galignan. 4742.)
Wie es mit Betriebsamkeit in Bayern im J. 1830 nach Christi
Geburt beschaffen ist. Zur Kunde fuͤr diejenigen, die in diesem Lande
Fabriken errichten oder Guͤter kaufen und Landwirthschaft treiben
wollen. Aus dem Wochenblatte des landwirthschaftlichen
Vereins in Bayern. N. 37. den 15. Junius 1830.
(Im Auszuge.) (Mit Anmerkungen.)
Der strenge Winter vom J. 1829 auf 1830 hat dem Landwirthe nicht geschadet;
„blikt man aber in den Kalender auf die Feyertage, so erfuͤllen
diese das Gemuͤth des armen Landwirthes wieder mit ganz anderen
truͤben Vorstellungen, weil das, was die Vorsehung auf der einen Seite
dem Menschen gewaͤhren will, der Mißbrauch der ReligionBei aller Hochachtung, die wir fuͤr den verehrungswuͤrdigen
Hrn. Verfasser dieses Aufsazes fuͤhlen, koͤnnen wir doch
nicht umhin, ihm gleich Anfangs zu widersprechen, indem er hier von
einer Sache spricht, die uns eine bare Unmoͤglichkeit zu seyn
scheint, naͤmlich vom „Mißbrauche
der Religion.“ Religion kann nicht mißbraucht
werden, so wenig als Recht, als Arzenei, als Wahrheit; Religion
hoͤrt in dem Augenblike auf Religion zu seyn, in welchem man es
wagt sie mißbrauchen zu wollen, so wie Recht zu Unrecht, Arzenei zu
Gift, Wahrheit zu Irrthum wird, sobald man sie mißbrauchen will. Das
Heilige, das Gute, das Wahre laͤßt sich nicht mißbrauchen; es
wird zum Absurden, zum Laͤcherlichen, zum Verderblichen, zum
Phantome, sobald es in ungeweihte, unreine, unlautere Haͤnde
geraͤth. Insani sapiens nomen feret,
aequus iniqui, Ultra quam fatis est virtutem si petit ipsam. A.
d. E.auf der anderen zerstoͤrt.“
„Folgendes ist die Uebersicht dieser Unheil bringenden Feiertage, welche
in einer fruchtbaren Gegend Bayerns in einer Ausdehnung von 4 □ Meilen in
einem Jahre gefeiert werden. Es werden diese Feiertage zwar auf einem viel Mal
groͤßeren Bezirke gefeiert,Im ganzen katholischen Bayern. A. d. E.man will sich jedoch absichtlich nur auf diesen
beschraͤnken.“
„Sonntage
52
„Andere noch von der katholischen Kirche gebotene Feiertage, welche fast durchgehends auf Werktage
fallen
16
–––
68
Also unter 365 Tagen 68 gebotene Feiertage; d.h., die
Arbeitstage verhalten sich zu den Tagen, an welchen nicht gearbeitet wird, wie 5 =
1; d.h. jeder fuͤnfte Tag ist ein gebotener Feiertag.
„Sogenannte abgeschaffte, ebenfalls auf Arbeitstage fallende Feiertage,
welche nun wieder gefeiert werden, gibt es
folgende: 1) Sebastiani
„(wegen der Pest);“ 2) Mariaͤ
Vermaͤhlung; 3) Blasius
„(wegen Halsweh);“ 4) Simeon
„(Aposteltag);“ 5) Fastnachtdienstag; 6) Aschermittwoch; 7)
Gruͤndonnerstag; 8) Osterdienstag; 9) Philipp und Jakob
„(Aposteltag und jezt auch noch wieder das beliebte Maibaumfest, welches jaͤhrlich ein paar
Duzend Kruͤppel in die Spitaͤler bringt);“ 10)
Heil. Kreuz-Erfindung; 11) Florian
„(der Feuerpatron, der in Bayern mehr gilt, als alle
Feuerassecuranz);“
Der verehrte Hr.
Verfasser haͤtte hier noch den Messire
Jean de Prague am 16ten Mai anfuͤhren sollen, der im
westlichen Bayern als Johannes von Nepomuk
auf jeder Bruͤke und auf jedem Bruͤkchen steht.
Fuͤr das, was die Zerrbilder dieses Messire Jean seit seiner Heiligsprechung dem Volke kosteten,
koͤnnte nach einem geringen Anschlage, eine prachtvolle
Haͤngebruͤke uͤber die Donau gezogen seyn. Der Hr.
Verfasser hat auch nicht bemerkt,daß die Heiligen Sebastian, Florian und Nepomuk
sogenannte Octaven haben, d.h., daß sie 8
Tage lang nach ihrem Feste Nachmittags angebetet werden, und daß man
seine Dienstboten und Arbeiter in diese sogenannte Octave gehen lassen muß, wenn man Gluͤk und Segen im
Hause haben will. A. d. E.12) Pfingstdienstag; 13) Herz-Jesu-Fest
„(dieses Herz-Jesu-Fest hat in vielen Staͤdten
und Maͤrkten die sogenannte Herz-Jesu-Bruderschaft, deren Congregationen und
Leichen wenigstens 8 Tage, in großen Staͤdten, wo die Bruderschaft
stark ist, und viele Leichen sind, wohl auch 14 Tage reine Zeit wegnimmt);“ 14) Mariaͤ Heimsuchung; 15) Anna; 16)
Laurentius
„(wegen der Viehseuchen);“ 17) Bartolomaͤus; 18) Matthaͤus
„(beide Apostel);“ 19) Michael;
20) Simon und Juda „(Apostel);“ 21)
Aller Seelentag
„(fuͤr die Abgestorbenen. An diesem Tage gehen mehr als 50,000
Thlr. Wachs nach Rußland, was auf den Kirchhoͤfen und in den Kirchen
verbrannt wird);“ 22) Martini
„(Patron der Gaͤnse; der Gewerbsmann muß seinen Gesellen eine Gans
braten lassen, damit sie ihm von diesem Tage an bei Kerzenlicht
arbeiten);“ 23) Katharina; 24) Andreas; 25) Thomas
„(beide Apostel);“ 26) Christabend;
27) Joh. Evangelist; 28) Unschuldige Kindertag; 29) Thomas, Bisch; 30)
Sylvester; 31) der Tag des
Kirchenpatrones. „(Der Hr. Verfasser haͤtte hier noch die
Kirchweihtage und Nachkirchtage, wie man sie heißt, fuͤglich zurechnen
koͤnnen.)“ Er zaͤhlt, sehr maͤßig also, nur 31
sogenannte abgebrachte Feiertage.
„Ferner sogenannte halbe Feiertage, an welchen
nur des Nachmittags gearbeitet wird, 10, im Ganzen 5 volle Tage.“
„Kreuztage in der Kreuzwoche und Schauer“ (i. e. Hagel-) Freitage, 4 Tage.“
„(Der Hr. Verfasser haͤtte auch die sogenannten schmerzhaften Freitage in der Fasten anfuͤhren
koͤnnen, wo mehrere Stunden des Tages verloren gehen.)“
„Zwei sogenannte Schlengeltage und Marktzeiten.“
„Obschon die sogenannten Feierabende mehr abkommen, so kann man sie doch
noch immer des Jahres auf 4 Tage in Anschlag bringen.“
Die Summe dieser abgeschafften Feiertage betraͤgt demnach 46 Tage, und 365
Tage des Jahres verhalten sich zu 46 abgeschafften Feiertagen, wie 8 zu 1; d.h.
jeder achte Tag ist ein abgeschaffter Feiertag. Der verehrte Hr. Verfasser
haͤtte bemerken koͤnnen, daß die Dienstboten und Handwerker in Bayern
ehe zu vermoͤgen sind, an einem Sonntage zu arbeiten, als an einem gebotenen Kirchenfeiertage, und daß gerade die abgeschafften Feiertage oder die abgebrachten Feiertage diejenigen sind, auf welche sie am meisten
versessen sind. 68 gebotene + 46 abgeschaffte Feiertage = 114 Tage; und 365: 114:: 3
zu 1; d.h., jeder dritte Tag in dem heutigen Bayern ist
ein Tag, an welchem nicht gearbeitet werden darf.
„Hieraus folgt“ sagt der Hr. Verfasser „der ganz
richtige Schluß, daß, wenn ein Landwirth nur drei arbeitsfaͤhige Personen
hat, er eine derselben bloß fuͤr Nichtsthun, d.h. wegen der Feiertage,
loͤhnen, bekoͤstigen, und, wie es oft der Fall ist, auch noch zum
Theile kleiden muß.“
Er berechnet, gewiß aͤußerst billig, die Kosten eines Dienstboten bei dem
gegenwaͤrtigen Preise der Lebensmittel in Bayern fuͤr das Jahr
„an
Getreide auf
30 fl.
–
Butter und Schmalz
16 –
–
Gemuͤse
3 –
–
uͤbriges Zugehoͤr sammt
Fleisch und Festtagen
5 –
–
Milch
3 –
––––
also fuͤr Kost
57 –
–
Lohn fuͤr einen Knecht
38 fl.
–
–
– eine
Dirne
18 –
––––
Mittel
28 – fuͤr Lohn
28 –
–
Kleidung im Durchschnitte
5 –
––––
also reiner
Verlust durch die Feiertage bei drei
Dienstboten
90 fl.“
Der Bezirk, von welchem der Hr. Verfasser spricht, hat auf 4 □ Meilen 1000
Familien. Er rechnete auf jede Familie 6 Koͤpfe, wovon aber 3 durch Kindheit,
Alter oder Krankheit, zur Arbeit unfaͤhig sind, so daß also nur 3000
arbeitsfaͤhige Individuen uͤbrig bleiben, wovon 750 auf die □
Meile kommen. Da aber von 3 Arbeitern, wie man oben sah, einer bloß der Feiertage
wegen bezahlt wird, so fallen von obigen 3000 Arbeitern 1000 weg, und da jeder
derselben 90 fl. kostet, so faͤllt auf eine Streke Landes von 4 □
Meilen ein jaͤhrlicher Verlust von 90,000 fl., oder auf jede Quadratmeile ein
jaͤhrlicher Verlust von 12,500 fl.
Und wie kann Landwirthschaft betrieben werden, wo bei 750 Menschen auf die □
Meile eigentlich nur 500 wirkliche Arbeiter zu rechnen sind, also ungefaͤhr
18 Tagwerk bebauten Landes auf Einen Arbeiter fallen?
Wenn man die Sonntage und die von der katholischen Kirche in Bayern
Die katholische Kirche gebietet nicht in jedem Lande gleich. Oesterreich ist
sehr katholisch: es hat aber zwei Kirchenfeiertage, die in Bayern roth im
Kalender stehen, weniger als Bayern; weder der Josephstag noch der Johannistag (24.
Juni) sind in Oesterreich Feiertage. A. d. E. gebotenen Feiertage geheiligt bleiben laͤßt, und bloß die
abgeschafften Feiertage in Rechnung bringt, so sind unter 3000 Menschen 375, die
dieser abgeschafften Feiertage wegen gehalten werden muͤssen, und der Verlust
steht noch immer zu 33,750 fl. fuͤr die Landwirthe, einen Dienstboten zu 90
fl. jaͤhrlich gerechnet.
Der Hr. Verfasser schaͤzt den Werth der Arbeit eines Individuums sehr
maͤßig auf taͤglich 24 kr., und findet somit, daß an Arbeitsertrag
durch obige 46 Feiertage bei 3000 Menschen taͤglich 1200 fl., oder, dieser 46
Feiertage wegen, jaͤhrlich 55,200 fl. verloren gehen. – Wir wollen
aber diese Rechnung auf ganz Bayern ausdehnen, und nur 300,000 arbeitende Menschen
annehmen, die taͤglich 24 kr. gewinnen koͤnnen, wenn sie arbeiten, so
gibt dieß einen Verlust fuͤr das Land, um 46 abgeschaffter Feiertage willen,
von jaͤhrlich 2,186,000 fl. Noch groͤßer wird dieser Verlust, der
durch die 46 Feiertage entsteht, wenn man den Verlust der Unterhaltungskosten der
Dienstboten mit dem Verluste an Ertrag der Arbeit zusammenrechnet: nach dieser von
dem Hrn. Verfasser vorgenommenen ganz einfachen Addition betraͤgt er
naͤmlich bei den 1000 Familien seiner Gegend nicht weniger als 88,950 fl. Bei
50,000 Familien betraͤgt er 4,672,500 fl.; oder beinahe den fuͤnften
Theil der Staatseinnahme.
Sehr wahr, und in einer Sprache, die man nur in den guten alten Zeiten Bayerns, vor
15–20 Jahren, noch an der Isar zu hoͤren gewohnt war, sagt der
patriotische Hr. Verfasser:
„Wie groß ist aber erst der Nachtheil, wenn Mißwachs oder ein
Ungluͤksjahr den Landwirth treffen? Wirklich geraͤth er auf den
Punkt, Haus und Hof zu verlassen; es gibt nur wenige Bauern mehr, die das
Verderbliche dieses Mißbrauches nicht fuͤhlen. Allein, gegen die
Gewohnheit zu handeln, ist fuͤr einen Einzelnen nicht rathsam, weil er
sich der Gefahr aussezen wuͤrde, keinen Dienstboten mehr zu
bekommen;Der Protestant als Fabrikant, der Wiedertaͤufer als Landwirth, muß
seine katholischen Dienstboten diese Feiertage halten lassen. A. d.
E. und so verdirbt der Landwirth oder Bauer unvermeidlich, wenn dieses
Uebel nicht vom Grunde ausgerottet wird. Eben so wuͤrden Fabriken und
Gewerbe in solchen Gegenden unter solchen Mißbraͤuchen niemals aufkommen
koͤnnen, weil das so benoͤthigte Capital des Bauers die
Lebens-Mittel, und diese wieder die Fabrikate so vertheuerten, daß sie
mit anderen Fabriken nicht mehr zu concurriren wuͤßten.“
„Merkwuͤrdig ist es uͤbrigens in geschichtlicher Beziehung,
daß selbst in den ersten drei Jahrhunderten, welche doch sehr viele Heilige
geliefert haben,Nicht so viel mit Erlaubniß des Hrn. Verfassers, als die lezten 20 Jahre.
A. d. E. und selbst unter Karl dem Großen außer den Sonntagen, Ostern, Pfingsten
und noch sehr wenigen anderen Festtagen keine Feiertage vorkamen; vielmehr
glauben viele aus den Ausspruͤchen des heil. Augustinus, daß selbst an
den Sonntagen die Enthaltungen von knechtischen Arbeiten nicht geboten war.Die Sonntagsfeier ist jezt das Stekenpferd, auf welchem der Bischof zu
London erst im vorigen Monate den h. Augustinus und alle
Kirchenvaͤter so tuͤchtig niedergeritten hat, daß es zu
besorgen steht, sie werden sich so leicht nicht wieder von diesem
Unfalle erholen. A. d. E. Lang erhielten sich diese Gebote, und erst dann, als man anfing den
Feiertagen die wahre Bestimmung zu entziehen, und sie vielmehr ganz zwekwidrig
und sittenverderbend zu gebrauchen, wie es gegenwaͤrtig der Fall ist, daß
in diesen Tagen alle Arten von Ausschweifungen veruͤbt werden, haben sie
sich vermehrt.“
„Selbst in dem religioͤsen Spanien wurden unter den Paͤpsten
Benedict XIII. und XIV. siebenzehn solche Feiertage abgeschafft, die zu keiner
Zeit mehr in das Leben traten; und in allen aufgeklaͤrten Staaten ist man
bemuͤht gewesen, ihre Zahl durch Abschaffung oder durch Verlegung auf den
naͤchsten Sonntag zu vermindern, wodurch die wahre Religion eben so wenig
leidet, welche ihren Altar in jedem guten Herzen findet, als sie durch die
Vermehrung der Mirakelbilder u. d. gl. gehoben wird.“
„Ein Vereins-Mitglied.“
„Man wuͤnscht weitere
Bemerkungen“
sagt der Verein. Wir erlauben uns welche beizufuͤgen,
nicht um diesem Jammer abzuhelfen, sondern um zu zeigen, woher er kommt.
Es gibt eine gewisse Classe von Menschen, von welchen der alte M. Dr. Pier Angelo Manzolli, Leibarzt eines der
groͤßten Fuͤrsten Italiens, schon vor Jahrhunderten sang:
„Mercede colentes, non pietate Deum. Tolle
autem lucrum, superos et sacra negabunt.“ Diese guten Leute
leben „wie die Lilien auf dem Felde. Sie arbeiten nicht etc.,“
und wollen doch reich werden, und sind reicher geworden, als Niemand außer ihnen es
geworden ist. Sie kamen auf die schoͤnste Weise von der Welt zu ihren
Schaͤzen, denn sie ließen sich dieselben schenken. Wie kann man nun glauben,
daß diejenigen, die auf diese Weise zu ihren Guͤtern kamen, jemals
aufhoͤren werden, die Haͤnde auszustreken, um sich schenken zu lassen?
An jedem der obigen 114 Tage bekommen diese Leute Geld geschenkt. Waͤren sie
klug, wenn sie die Zahl der Schenktage verminderten, oder sind sie nicht vielmehr
kluͤger, wenn sie die Zahl derselben noch mehr vermehren, und mit einer den
Bettlern eigenen Hartnaͤkigkeit auf den bereits bestehenden Schenktagen
beharren? Ueberdieß ist nach der in Bayern jezt beinahe allgemein angenommenen Lehre
eines der groͤßten Moralisten, der mehr Land, als Bayern allein, beherrscht,
„die Suͤnde der Weg zu Gott.“ Je mehr Feiertage,
desto mehr wird getrunken, gespielt, gelumpt, und je tiefer der Mensch dadurch
gefallen ist, desto mehr bezahlt er um wieder empor gehoben zu werden. Eben diese
Classe hat die Erziehung des Volkes in ihren Haͤnden; und sie hat es dahin
gebracht, daß jezt auf dem Lande weniger Leute lesen und schreiben koͤnnen,
als in den finstersten Zeiten Karl Theodors, und daß diejenigen, die lesen
koͤnnen, nichts lesen duͤrfen und wollen, als von Herz Jesu etc. etc.
„Hine illae lacrimae“ von
der einen Seite.
Von einer anderen ist eine zweite Classe von Leuten, die man Finanzgehuͤlfen
nennt. Diese sehen das Wohl des Staates und ihres Amtes einzig und allein in den
Bierpfennigen, und diese Herren rechnen so: je mehr Feiertage, desto mehr wird
getrunken; je mehr getrunken wird, desto mehr Vierpfennige: man muß also
uͤber die vielen gesezlichen und uͤber die ungesezlichen Feiertage ein
Auge zudruͤken. Der Staat gewinnt dabei. So hoͤrte Einsender
Finanzministerialraͤthe sprechen, die er nennen koͤnnte. Die
Geschichte Bayerns wird diese Namen eben so zu verewigen wissen, wie die Geschichte
N. Amerika's die Namen derjenigen Englaͤnder aufbewahrte, die dem armen
Wilden den lezten Biber fuͤr eine Flasche Brantwein zu entloken wissen, in
welchen sein Weib ihren Saͤugling huͤllt, und die Namen der
allerchristlichsten und allerkatholischsten Negerhaͤndler, die, gleichfalls
mit Brantwein und Tabak, den Neger zum Verkaufe seiner ganzen Familie und endlich
seiner eigenen Person verfuͤhren. Dieß nennen die Herren indirect zu Werke gehen; dieß sind die indirecten Auflagen, die Niemanden druͤken, aber
das Gesammtwohl des Staates erstiken.
Noch eine Classe endlich, der es an Erhaltung dieses furchtbaren viertaͤgigen
Faulheitsfiebers gelegen ist, ist die der Guͤter- oder vielmehr der
Bauern- und Brauhausbesizer; denn es ist kein bedeutendes Gut ohne Brauhaus
in Bayern. Es ist sehr
natuͤrlich, daß derjenige, der ein Brauhaus besizt, den Absaz des Biers, das
er braut, d.h. in den meisten Faͤllen den einzigen bedeutenden Ertrag seines
Gutes gern vermehrt sieht. Er wird also, je nachdem er mehr oder weniger perfidus atque malignus Caupo ist, die Mittel zum Absaze
seines Bieres zu foͤrdern suchen, oder sich wenigstens nicht
straͤuben, wenn er die Gelegenheit hierzu vermehrt sieht. Und eine der besten
Gelegenheiten hierzu sind die abgebrachten Feiertage, die Kirchweihen, die
Wahlfahrten etc. In jedem Orte, (und zuweilen ist sogar caupona, pro oppido) ist neben der Kirche das Wirthshaus, und von drei
Individuen, die zur Kirche gehen, gehen gewiß zwei auch in das Wirthshaus. Sezen wir
nun daß von jenen 3000 Menschen, welche oben in Rechnung gebracht wurden, nur 750
nach der Kirche in die Wirthshaͤuser gehen, so gibt dieß einen Ertrag
fuͤr das Brauhaus von 125 fl. fuͤr jeden Kirchgang, wenn jeder nur um
6 kr. Bier trinkt, und fuͤr 46 abgebrachte Feiertage, also jaͤhrlich,
5750 fl.; eine Einnahme, die man nicht leicht gern verschmerzen wird.
Da nun die drei oben erwaͤhnten Classen von dem hoͤchsten Einflusse auf
das Volk sind, und jede derselben in dem Maße gewinnt, als viel getrunken und wenig
gearbeitet wird; da noch eine andere Classe, deren Einfluß gleichfalls nicht
unbedeutend ist, sehr dabei gewinnt, wenn viel gerauft wird, und desto mehr gerauft
wird, je mehr getrunken wird; so laͤßt sich leicht begreifen, wie die
wohlthaͤtigen und weisen Absichten der Regierung, welche die Abstellung der
Feiertage und die Aufrechthaltung ihrer Geseze wuͤnscht, von allen Seiten im
Stillen untergraben und vereitelt werden. Quid leges sine
moribus vanae proficiunt? So lang nicht die Regierung selbst Mores lehren kann und darf; so lang sie dieses wichtige
Amt denjenigen uͤberlassen muß, die zu der furchtbaren Ueberzeugung gelangt
sind, „die Suͤnde ist der Weg zu Gott;“ so lang diese
Classe nicht Staatsbeamter ist, und als solcher, lediglich unter der Controlle
hoͤherer Behoͤrden steht; so lang diese Classe zweien Herren dienen
darf, wovon sie nach dem Evangelium den einen hassen, und den anderen lieben muß; so
lang laͤßt sich um so weniger Heil erwarten, als pekuniaͤres Interesse
anderer maͤchtiger Classen dabei leidet, und leztere uͤber ihre wahren
Vortheile noch nicht gehoͤrig aufgeklaͤrt sind. Wie lang indessen
dieser Unfug noch fortbestehen kann, ohne daß die Landwirthe auf die Gant kommen und
die wenigen Fabrikanten, die Bayern noch hat, Bankerott machen muͤssen,
moͤgen diejenigen berechnen, die es veranlaßten. Das alt bayersche
Volksliedchen, aus den Zeiten wo Bayern noch eine stehende Armee von Moͤnchen
maͤstete, und wo in den Klosterkellern gesungen wurde:
Sauf, Bruͤderl, sauf!
Der Thaler geht schon drauf!
Morgen kommt der Kapuziner,
Bringt a Butten voll Siebenzehner etc.
wird endlich verstummen muͤssen; der lezte Thaler wird
darauf gegangen seyn, und der Kapuziner mit seinen Siebenzehnern wird ausbleiben,
wenn wir auch wieder Kapuziner in Bayern das Land nach allen Richtungen
durchstreichen sehen.
Des Mechanikers Vaughan trauriges
Ende.
Hr. Vaughan bezahlte am 23. Jaͤnner laufenden
Jahres ein Patent auf eine Maschine, Wasser in die Hoͤhe zu treiben. Am 1.
Mai war die Maschine fertig; allein sie entsprach seiner Erwartung nicht, und Hr.
Vaughan ging, nach dem ersten Versuche mit derselben
auf sein Zimmer und entleibte sich. Haͤtten wir bessere Patentgeseze, so
waͤre der Menschheit das Leben eines geistreichen Mannes erhalten worden.
(Mech. Mag. a. a. O.)