Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XLII., S. 147 |
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XLII.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der vom 24. Mai bis 19. Junius zu London
ertheilten Patente. Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Julius 1830. S. 64.
Dem Matthaus Bush,
Calicodruker zu Dalnonarch, Print-Field, bei Vonhill naͤchst
Dumbarton, North-Britain; auf gewisse Verbesserungen in den Maschinen und
Apparaten zum Druken der Calico's und anderer Zeuge. Dd. 24. Mai 1830.
Dem Joh. Holmes Bass,
Gentleman in Hatton Garden, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen an den
Maschinen zum Schneiden der Korkstoͤpsel und Spunde, Dd. 3. Jun.
1830.
Dem Joh. Levers,
Spizenmaschinen-Fabrikanten, zu New-Radford Works, naͤchst
Nottingham in Nottinghamshire; auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen, in
welchen man die sogenannten Spulennezspizen (bobbin-net) verfertigt. Dd. 8. Jun. 1830.
Dem Georg Vaughan
Palmer, Kuͤnstler zu Worcester, Parish of St. Peter; auf
eine Maschine zum Schneiden und Aushoͤhlen der Erde. Dd. 8. Jun.
1830.
Dem Wilh. Tutin
Haycraft, M. Dr., Circus, Greenwich;
auf gewisse Verbesserungen an Dampfmaschinen. Dd.
11. Jun. 1830.
Dem Thom. Brunton,
Kaufmann in Commercial-Road, Limehouse, Middlesex, und dem
Thom. Joh. Fuller,
Baumeister, ebendaselbst; auf eine verbesserte mechanische Kraft, welche sich
auf Maschinen verschiedener Art anwenden laͤßt. Dd. 19. Jun. 1830.
Verfallene Patente vom 1. Jun. 1816 bis 27. Jun. 1816.
Jak. Ransome's, Eisenhaͤndlers zu Ipswich,
Suffolk; auf gewisse Verbesserungen an Pfluͤgen. Dd. 1. Jun. 1816.
(Specification im Repertory XXXIX. Bd. S. 257.)
Wilh. Shand's, Verfertiger kuͤnstlicher
Glieder, Villiers-Street, Strand, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen
im Baue kuͤnstlicher Beine und Fuͤße aus Leder und Holz, mittelst
Hebels und einer Spiralfeder. Dd. 1. Jun. 1816. (Specification im Repertory XXXVIII. Bd. S. 75.)
Joh. Foulerton's, Esq., Upper Bedford Place, Russell Square, Middlesex; auf verschiedene Verbesserungen an Bojen aller Art (Beacon-buoys, canbuoys, nun-bun buoys,
mooring-buoys and lifer-buoys), welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken brauchbar sind. Dd.
11. Jun. 1816.
Edw. Light's, Professor's d. Musik, Foley Place,
Parish St. Mary le Bone, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen an dem
Instrumente, das unter dem Namen Harfen-Laute bekannt ist, und das er „the british Lute Harp“ nennt. Dd. 18. Jun. 1816. (Specification im Repertory XXXVIII. Bd. S. 339.)
Joh. Burnett's, Eisen-Gießers zu Bristol; auf
seine sich zusammenrollende eiserne Achse zur Verminderung der Reibung und
thierischer Anstrengung, wodurch zugleich das Abgehen der Raͤder an Wagen
aller Art verhindert wird, und alle Fuhrwerke mit geringerem Kraftaufwande
gezogen werden koͤnnen. Dd. 20. Jun. 4846. (Specification im Repertory XXX. Bd. S. 201.)
Joh. Hawkins Barlow's, Goldarbeiters und Juwelier's am
Leicester-Place, Leicester-Square, Middlesex; auf gewisse
Verbesserungen an Theeurnen, Theetoͤpfen, Theebrettern etc. Dd. 27. Jun.
1816. (Specification im Repertory XXIX.
Bd. S. 268.)
Probeeroͤffnung der Liverpool- und
Manchester-Eisenbahn fuͤr die Directoren.
Der Manchester- und Liverpool-Mercury, und
aus diesem das Mechanics Magazine, N. 358, S. 271. 19. Jun. 1830, berichtet, daß die Directoren
der Liverpool- und Manchester-Eisenbahn ihre erste Fahrt auf dieser
Bahn mittelst Dampfwagen auf der nun fertigen Eisenbahn von Liverpool nach
Manchester machten. Um 5 Minuten nach 11 Uhr kamen sie zu Manchester in zwei
Kutschen, vierzig an der Zahl mit allen Werkmeistern, gluͤklich an. Der
Dampfwagen, der sie zog, heißt der Pfeil (Arrow), und ward von Hrn. Stephenson neu erbaut. Er wiegt, mit seinen Munitionswagen, 7 Tonnen (140
Str.), und zag 7 andere mit Steinen beladene Wagen, die 27 Tonnen (540 Str.) wogen.
Hinter diesen Wagen kamen die zwei Kutschen, in welchen die Directoren mit ihrem
Personale fuhren, und diese wogen 5 Tonnen (100 Str.); die ganze Last betrug also 39
Tonnen, und mit dieser Last fuhr der Pfeil die ganze Streke der Eisenbahn, (etwas
mehr denn 30 engl. (oder 7 1/2 deutsche) Meilen) in Zwei
Stunden und Einer Minute: abgezogen die 19 Minuten Aufenthaltes zum
Nachfuͤllen des Wassers und der Kohlen.
Die Heimfahrt war noch schneller. Die 22 engl. Meilen uͤber das Chat Moss wurden in Einer Stunde gefahren, und die ganze
Ruͤkfahrt waͤhrte nur Eine Stunde und 30
Minuten. Im Ganzen kamen also 20 englische (5 deutsche) Meilen auf Eine Stunde, und im Chat-Moss 27 engl. Meilen!
Die Wagen, in welchen die Passagiere gefahren werden, sind von verschiedener
Groͤße und Form: einige derselben haben zwei Kasten, andere drei; einige
dieser Kasten sind fuͤr vier Personen, andere fuͤr sechs; andere haben
sechs Personen in der Mitte, und zwei Abtheilungen vor- und
ruͤkwaͤrts, jede mit 3 Personen. Die Size fuͤr drei Personen
sind doppelt so breit, als ein gewoͤhnlicher Siz in einer viersizigen
Kutsche, und jede Person hat ihren eigenen Polster. Zwischen den Sizen sind
Armlehnen, und jeder Passagier hat auch seine bequeme Kopflehne (vorausgesezt, daß
er einen Kopf mitbringt). Die Ruͤklehne ist weich ausgefuͤttert, und
mit feinem Tuche uͤberzogen, so daß jeder Reisende hier sein
Mittagschlaͤfchen so bequem nehmen kann, als in seinem Faulenzerstuhle bei
Hause, oder auf seinem Sopha. Von Außen sehen die Kutschen eben so elegant aus. Man
hat hier keine Passagiere auf dem Dekel der Kutsche (Gutside
Passengers); diese und das Gepaͤk
befinden sich auf einem eigenen niedrigen Wagen mit 4 bis 6 Reihen von Sizen. Die
Gefahr des Abfallens ist also hier vermieden.
Glatte und gezaͤhnte Eisenbahnen.
Ein Hr. T. H. schlaͤgt im Mech. Mag. N. 358. 19.
Jun. S. 265. vor, da, wo es an Eisenbahnen bergan und bergab geht, außen an den
Schienen einen gezaͤhnten Rand anzubringen, und diese Zahne in Zaͤhne
der Raͤder des Dampfwagens eingreifen zu lassen, wodurch, nach seiner
Ansicht, unendlich viel gewonnen wuͤrde.
Zunahme der Dampfbothe in Groß-Britannien.
Im Jahre
waren
in
Großbritannien
Dampfbothe,
von
Tonnen,
bemannt
mit
Mann.
1814
–
–
–
11
–
542
–
–
65.
15
–
–
–
25
–
1,558
–
–
150.
16
–
–
–
34
–
2,064
–
–
201.
17
–
–
–
42
–
2,382
–
–
233.
18
–
–
–
53
–
3,807
–
–
305.
19In diesem
Jahre fuhr das erste Dampfboth in Frankreich; das alte Dampfboth am
Leith, Carron, welches die
franzoͤsische Regierung i. J. 1819 kaufte. Die vereinigten
Staaten haben 320 Dampfbothe
–
–
–
60
–
4,155
–
–
369.
20
–
–
–
78
–
5,086
–
–
478.
21
–
–
–
101
–
8,003
–
–
712.
22
–
–
–
129
–
11,007
–
–
924.
23
–
–
–
151
–
13,104
–
–
1,112.
24
–
–
–
168
–
14,703
–
–
1,276.
25
–
–
–
213
–
18,730
–
–
1,630.
26
–
–
–
285
–
26,904
–
–
2,278.
27
–
–
–
318
–
30,239
–
–
2,566.
28
–
–
–
338
–
30,012
–
–
2,708.
29
–
–
–
342
–
30,108
–
–
2,735.
So gehts in England zu. Auf dem festen Lande von Europa hatte der Mann, der der Erste
die Idee faßte, seinem Vaterlande ein Dampfboth zu schenken, Hr. Baron v. Cotta, in dem Lande, zu dessen Vortheile er diese Idee
aus: fuͤhrte, mit dem schnoͤdesten Undanke und allen
Niedertraͤchtigkeiten der Schreiber-Zunft zu kaͤmpfen; nur
Preußen lohnte ihn. Die Donau ist noch ohne Dampfboth, und wird wahrscheinlich noch
lange ohne dieses bleiben. Denn auf der Donau schwimmen steinerne Marien von selbst
Strom aufwaͤrts! Da ist jedes Dampfboth uͤberfluͤssig. Siehe
Schuttes Donaureise 1. Th. S. 344. und Pater Hemmauer, histor. Entwurf. S. 477.
Wie schnell Dampfbothe jezt in Nordamerika fahren.
Vor 10 Jahren hielt man es fuͤr etwas Unerhoͤrtes, daß ein Dampfboth
von New-Orleans nach Louisville in 20 Tagen fuhr; man gab dem Capitaͤne zu Ehren ein
oͤffentliches Gastmahl. Gegenwaͤrtig macht man diese Reise mit
Dampfbothen in neun Tagen. (Nile's
Register 28. Nov. 1829. Bulletin d. Scienc. techn.
Mars. S. 276.)
Dampfmaschine ohne Kessel.
Hr. L. Gompertz fragt (im Register
of Arts, Junius 1830. S. 28), ob es nicht moͤglich waͤre, den
Kessel gaͤnzlich wegzulassen, und das untere Ende des Cylinders in das Feuer
zu sezen, den Dampf durch kleine Wasserstrahlen zu erzeugen, die man in
gehoͤrigen Zwischenraͤumen heiß in den erhizten Theil des Cylinders
fallen laͤßt, und in der Nahe des Bodens des Cylinders eine Klappe
anzubringen, durch welche man den Dampf koͤnnte entweichen lassen, wann der
Staͤmpel wieder herabsteigt. Oder, wenn der. Cylinder horizontal
laͤge, koͤnnte derselbe an jedem Ende gehizt und der Staͤmpel
durch den Dampf an beiden Enden des Cylinders getrieben werden. Bildung eines
Vacuums durch Abkuͤhlung und Verdichtung ist hier unmoͤglich. Die
Vortheile hierbei waͤren: 1. Vermeidung des großen Unheiles des Springens, da
der Cylinder nicht so groß ist und nicht so viel heißes Wasser enthaͤlt. 2.
Verminderung der Kosten, da der Cylinder nicht so viel kostet, als der Kessel. 3.
Ersparung an Brennmaterial, da bloß der Cylinder geheizt werden darf. 4. Die
Maschine wuͤrde kleiner, leichter und fruͤher in den Gang gebracht
werden koͤnnen.
Wieder ein Dampfkessel geborsten an einem Dampfbothe in
Nord-Amerika.
Am 22. April barst der Kessel des Dampfbothes Caledonia
auf dem Mississippi an der Muͤndung des Ohio. Es waren mehr als 500 Menschen
am Bord, wovon 15 schwer beschaͤdigt und getoͤdtet wurden, nebst 7
Schiffern; 7 wurden uͤber Bord geschleudert. Die Ursache dieses
Ungluͤkes scheint diese gewesen zu seyn, daß der Kessel ploͤzlich
stark auf Eine Seite geneigt wurde, indem Alles, was auf dem Bothe war, nach Einer
Seite des Bothes hinlief, um nach einem Ereignisse auf dem Lande hinzusehen, so daß
also das Wasser im Kessel nur an einer Seite desselben lag, und die andere Wand
desselben troken dem Feuer ausgesezt wurde. – Diese traurige Erfahrung mag
fuͤr kuͤnftige Faͤlle als Warnung dienen. Je mehr wir die
Ursachen der Berstungen der Dampfkessel kennen lernen, desto weniger haben wir sie
zu fuͤrchten. Wir koͤnnen bei dieser Gelegenheit eine Frage nicht
unterdruͤken, die wir der besseren Einsicht der Capitaͤne der
Dampfbothe und den Dampfmaschinen-Fabrikanten unterlegen; naͤmlich
diese: Da auch bei starken Winden die Dampfbothe oͤfters nach einer Seite hin
gelegt werden, und aus dem obigen Grunde dann Berstung des Kessels entstehen
koͤnnte; waͤre es nicht moͤglich, den Kessel im Bothe so zu
haͤngen, wie der Compaß haͤngt, der auch im Sturme nicht schwankt und
immer horizontal bleibt, oder wie man Stuͤhle in Cajuͤten
haͤngen kann, damit sie nicht schwanken und die Passagiere nicht seekrank
werden, und wie im Polytechn. Journ. B. XXV. S. 233. gezeigt wurde? (Vgl. Times und Galignani N.
4752.)
Englisches Postwesen
Fortan wird kein Eigenthuͤmer einer Kutsche in England, die Pakete,
Guͤter, Geld etc. verfahren darf, fuͤr irgend ein aufgegebenes Paket
etc. uͤber 20 Pfund Sterl. Werth haften duͤrfen, außer der Werth
desselben wird wirklich bei der Aufgabe erwiesen, und als solcher von dem Eigenthuͤmer der
Kutsche bestaͤtigt, (Globe. Galignani. N. 4754.) – (Diese Einrichtung ist in Oesterreich
u. Preußen, wo das Postwesen nicht Privatsache ist, sondern dem Staate
angehoͤrt, seit undenklichen Zeiten: Gelder, die man daselbst aufgibt,
muͤssen dem Postbeamten vorgezaͤhlt werden; der Eigenthuͤmer
druͤkt dann auf den Sak sein Siegel, und die Kais. Post das ihrige darauf,
und der Eigenthuͤmer erhaͤlt einen Empfangschein fuͤr den wahren Werth. Es gibt aber noch Laͤnder auf dem
festen Lande, wo derjenige, der Geld auf die Post gibt, keinen anderen Empfangschein
von der Post, die sich nicht die Muͤhe gibt, das Geld zu zaͤhlen, oder die Papiere
anzusehen, erhaͤlt, als mit der Clausel: „angeblich;“ eine Clausel, die eine hoͤhnende
Beleidigung fuͤr den Aufgeber, und eine „reservatio mentalis“ fuͤr das Postamt ist, welches,
wenn das Paket verloren geht, sich vor jedem Gerichte aus der Schlinge ziehen kann.
Daß man Postaͤmtern nicht immer trauen darf, erhellt aus folgender
„neuesten schreklichen
Geschichte“ an dem Edinburgher
Postamte, wo, in Folge eines eigenen, so eben gedrukten, Berichtes einer
Untersuchungs-Commission (Siehe Scotsman und Galignani Messenger, N. 4753) „Ein und vierzig Schreiber
(Clerks) und Brieftraͤger durch zwoͤlf Jahre lang den Staat und die Parteien taͤglich um nicht weniger als ungefaͤhr 20
Pfund Sterling (240 fl.) betrogen. Die erste Entdekung dieses Betruges machte man
schon im Jahre 1822. Der eingezogene Betruͤger gab alle moͤgliche
Aufklaͤrung uͤber die Kunststuͤke der uͤbrigen
Schreiber, zu deren Complotte er gehoͤrte. Man vernahm einen derselben nach
dem andern. Sie wußten nicht, welche Aufklaͤrungen und Beweise gegen sie ihr
Herr Amtsbruder gegeben hatte, und laͤugneten nicht bloß Alles, sondern
schwuren sogar nach der alten Schreiber-Regel: quot
Clerici, tot perjuri, daß sie unschuldig waͤren. Endlich gestanden
35 unter 41 ihr Verbrechen, und ihren Meineid. Eine so
niedertraͤchtige Betruͤgerei von Maͤnnern, deren Einkommen sie
keinen Mangel irgend einer Art fuͤhlen ließ, hat in der Geschichte
Schottlands noch nie ihre Parallele gefunden. Und was geschah diesen Delinquenten?
Kein Einziger derselben wurde vor Gericht gezogen: Sie wurden bloß entlassen.
„Wer verkennt hier die Allmacht der Bureaukratie! Ein Mann, der
ziemlich hoch auf der Stufe dieses papiernen Thrones steht, und den wir nennen
koͤnnten, sagte uns bei einer aͤhnlichen Gelegenheit:
„wir leben wie die Kraͤhen, und haken uns nie einander die
Augen aus!“
Reiner Ertrag der Post in den Vereinigten Staaten.
Im vorigen Jahre ertrug die Post in den Vereinigten Staaten rein 1,115,227 Dollars,
22 Cents. (Globe. Messenger. N. 4728.)
Schnelligkeit der englischen Landkutscher.
Birmingham ist 110 engl. (27 1/2 deutsche) Meilen von
London entfernt. Die Landkutschen „Tally-ho“ und „Independent Tally“ fahren diese Streke in sieben Stunden, fuͤnfzig Minuten!! Dieß kommt
der Dampfkraft nahe; aber das Leben der Pferde und der Menschen ist hier fuͤr
nichts geachtet. (Star. Galignani 4730)
Artesische Brunnen zu Marseille und St. Denis.
Man grub zu Marseille einen artesischen Brunnen, und
erreichte Wasser in einer Tiefe von 285 franz. Fuß (47 Kl. 3 Fuß). Das Wasser
springt aus dem in dieser Tiefe gegrabenen Loche auf dem Plaze St. Ferréol 3 Meter (10 Fuß hoch) uͤber
die Erde von selbst in die Hoͤhe, und gibt in 24 Stunden 7,200 Liter Wasser.
Man grabt einen zweiten solchen Brunnen 5 Meter (ungefaͤhr 3 Klafter) von dem
vorigen.
Zu St. Denis bohrte Hr. Mullot
d'Epinay und die Compagnie Flachat, beide mit
Erfolg. In einer Tiefe von 200 Fuß trafen sie auf Wasser, das aus den gegrabenen
Loͤchern von selbst 12 bis 20 Fuß hoch uͤber die Erde in die
Hoͤhe springt, und die ganze Stadt, die ehevor keine Quelle hatte, und das
Wasser aus der Seine holen mußte, reichlich mit Wasser versieht. (Le Temps 11. Maͤrz 1830. L'Universel, 6. Nov. 1829. Bulletin d. Scienc.
techn.. Maͤrz. S. 287).
Nachtrag zu Hrn. Mc. Duff's
Ausschneidemaschine.
Wir haben von dieser Maschine nach dem Mechanics' Mag..
und Register of Arts Beschreibung und Abbildung in
diesem Hefte S. 100. geliefert. Das Mech. Mag. N. 356.
5. Jun. 1830. bringt eine Verbesserung an derselben an, und tadelt die
unnuͤze Ueberladung derselben. „Das Rad q“ sagt ein Herr B. C. in demselben S. 240., „die
Rolle t, der hohle hoͤlzerne Cylinder, h“ mit der Spiralfeder in demselben, alle
diese Vorrichtungen koͤnnen wegbleiben, wenn man eine Verbindungsstange von
der Kurbel auf der Spindel p zum Sagerahmen d fuͤhrt. Kuͤnstler koͤnnen nicht
genug lernen alles, was sie verfertigen, so einfach als moͤglich zu
machen.
Ueber Reibung in Maschinen
hat der Praͤsident der London
Royal Society, Davies Gilbert, neulich eine Abhandlung in der Sizung vorgelesen, in welcher er erwies, daß
gleichfoͤrmige Geschwindigkeit, obschon auf Kosten einiger Reibung, am
sichersten erhalten wird, wann die Zahne der Raͤder in ihrem Umfange
Involuten eines Kreises sind; daß aber Reibung beinahe gaͤnzlich vermieden
wird, wenn sie logarithmische Spiralen sind, wo aber dann die
Winkelgeschwindigkeiten verschieden seyn werden. Der Praͤsident zieht jedoch
die Involuten vor. Die beste Art, die Geschwindigkeit durch eine Reihe von
Raͤdern zu vermehren, ist, dieselben so vorzurichten, daß die
Vervielfaͤltigung der Geschwindigkeit in geometrischer Progression
fortschreitet. (Mech. Mag. N. 355. S. 224.)
Ueber die Spizen-Manufacturen zu Nottingham.
Nottinghamshire ist das englische Erzgebirge und Brabant;
hier werden die englischen Spizen und Bobbinnets verfertigt. Um sich eine Idee zu
machen, wie viel hier solcher leichter Arbeit verfertigt wird, beliebe man zu
bedenken, daß waͤhrend drei Wochen im vorigen April ein einziger Landkutscher
der Stadt Nottingham neun Tonnen (180 Centner Sporco) Spizen und Spizenneze verfuͤhrte. (Leicester Chronicle. Galignani Mess. N. 4736.)
Nachgepraͤgte Silbermuͤnze in England.
Das Parliament beging im J. 1816, ungeachtet der weisen Protestation des Lord Lauderdale, die Sottise, das Regale oder den Schlagsaz
bei der Silbermuͤnze zu erhoͤhen. Gegenwaͤrtig steht das
Muͤnzsilber in Barren zu 59 Shill. das Pfund, waͤhrend das
ausgepraͤgte 66 gilt. Wer also englische Silbermuͤnzen praͤgt,
gewinnt 12 p. C. Dieses Vortheiles scheint sich nun das Ausland zu bedienen, und
auch manche Geheimmuͤnze in England selbst, denn es circulirt außerordentlich
viele Silbermuͤnze in England, von gleichem Schrote und Korne mit jener der
koͤnigl. Muͤnze, die aber dessen ungeachtet nicht aͤcht ist.
Das Gepraͤge ist so gut nachgeahmt, daß man es kaum zu unterscheiden vermag.
(Times. Galignani.. N. 4748.)
Amalgam zur trockenen Versilberung des Kupfers, von Herrn Stratingh.
Das Journal des connaiss. usuell. Febr. 1830. S. 83., die
Bibl. de Meytink und aus diesen der Bulletin d. Scienc. technol.. Maͤrz, S. 225. gibt
folgende Art, Kupfer mittelst eines trokenen Amalgames zu versilbern. Man gibt in
einen steinernen oder glaͤsernen Moͤrser Einen Theil sein geraspeltes
Zinn oder Staniol und zwei Theile Queksilber. Es wird sich bald ein
halbfluͤssiges, butterartiges Amalgam bilden, welchem man einen Theil Silber
zusezt, das aus seiner salpetersauren Aufloͤsung mittelst Kupfer
gefaͤllt und sorgfaͤltig gewaschen wurde. Man reibt dieses neuerdings
mit dem Amalgame, welches dieses Pulver begierig verschlingt, und verkoͤrpert
hierauf 6 bis 8 Theile gepulverte calcinirte Knochen mit lezterem. Wenn man nun dise
fest gewordene Mischung mittelst eines feuchten Lappens auf eine glatte Kupferflache
reibt, so klebt es schnell an derselben, und gibt eine eben so schoͤne als
feste Plattirung. Wenn das plattirte Stuͤk hierauf mit einem trokenen Tuche
gerieben wird, so erhaͤlt es einen Silberglanz, der dem schoͤnsten
sogenannten chinesischen Kupfer, das man an Geschirren und Kutschen bewundert, in
Nichts nachgibt. Die oben vorgeschriebenen Dosen muͤssen streng beibehalten
werden. Diese Plattirung widersteht einer maͤßigen Rothgluͤhhize.
Dieses Pulver kann auch auf sogenanntes chinesisches Kupfer und auf
Kupferbeschlaͤge angewendet werden: ersteres erhaͤlt dadurch einen
herrlichen Glanz, wie brunirtes Silber. Das Knochenpulver gibt, außerdem, daß es das
Amalgam gehoͤrig
zertheilt, durch seine Reibung dem Metalle eine so hohe Politur, daß dieses dadurch
außerordentlich zur Aufnahme des Amalgams geneigt wird. Diese Plattirung widersteht
der Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft etwas weniger, als jene, zu welcher
Silberpulver allein genommen wird. Ein kleiner Zusaz von Seife schadet nicht. Wenn
man viel oder sehr große Gegenstaͤnde zu plattiren hat, ist es gut dieselben
mit einer duͤnnen Schlicht gesaͤttigten salpetersauren Silbers zu
uͤberziehen, wodurch eine vorlaͤufige Amalgamation geschieht, und die
Wirkung des Pulvers sehr erleichtert wird. (Es waͤre sehr zu
wuͤnschen, der Gesundheit und des Lebens der Arbeiter willen, daß bei allen
Plattirungen das Queksilber wegbliebe.)
Merimée's Streichriemen fuͤr
Barbiermesser.
Wir haben von diesen nuͤzlichen Streichriemen schon i. J. 1822. VII. Bd. S. 330. unseres polytechn. Journals Nachricht gegeben. Diese Abhandlung
gibt nun Hr. Gill auch im Auszuge in seinem technol. microse. Repos. N. 30. mit der Bemerkung, daß
man zu London aͤhnliche Compositionen fuͤr die Streichriemen verkauft,
in welchen er „mit Huͤlfe des Mikroskops rothes Eisenoxyd und fein
geriebenes Glas entdekte, welches die Eigenschaft hat, das Barbiermesser
uͤber den Riemen hingleiten zu lassen.“ Er machte hiernach
eine aͤhnliche „Composition, die genau dieselben Eigenschaften
besaß.“ – Mit dem Mikroskope bestimmen, ob irgend eine
Mischung rothes Eisenoxyd und fein geriebenes Glas ist, ist eine gewagte Sache, vor
welcher wir auch den feinsten Seher warnen wollen.
Eine gute Anstreicherfarbe zum Anstreichen des Holzes und des
Eisens.
Die Bibliothéque physico-économique,
Jan. 1830, und aus dieser der Maͤrz 1830. S. 217. empfiehlt folgende
Anstreicherfarbe zum Anstreichen des Holzes, welche Hr. Dr.
Pany zu Bath versuchte, und nach 18 Jahren noch so haltbar und gut fand,
als an dem Tage, wo dieselbe aufgetragen wurde. Wir uͤbergehen die
Einleitung, in welcher uͤber die Ursachen der Zerstoͤrung des Holzes,
des Rostes des Eisens und uͤber die bisherigen Maͤngel der
gewoͤhnlichen Farben, mit welchen man Eisen und Holz uͤberstreicht.
Und die sich in ein paar Jahren wie Mehl von demselben abreiben lassen, gerechte
Klage gefuͤhrt wird, da sie nichts Neues enthaͤlt.
Die von Hrn. Dr.
Pany empfohlene Farbe oder Tuͤnche (Anstrich)
besteht aus Folgendem: Man schmilzt in einem eisernen Topfe oder Kessel 12 Unzen (24
Loth) Pech, und sezt demselben, wenn es geflossen ist, 8 Unzen Stangenschwefel zu.
Nachdem auch dieser mit dem Harze geschmolzen ist, gießt man 10 Liter (Ein Liter ist
= 0,7 Wiener Maß) Wallsischthran zu, und unterhaͤlt unter dieser Mischung
eine maͤßige Waͤrme. Man traͤgt nun nach und nach 194 Gramm (1
Gramm ist 1, 2 Gran) klein gespaͤneltes Wachs in dieselbe ein, ruͤhrt
fleißig um, und sezt, sobald Alles gehoͤrig geflossen ist, so viel fein
gepuͤlverten, rothen oder gelben und mit etwas Oehl gemengten, Ocher oder
andere Farbe zu, als noͤthig ist, und der Anstrich ist fertig. Derselbe wird
nun so warm und duͤnn, als moͤglich, aufgetragen. Nachdem die erste
Lage troken geworden ist, traͤgt man die zweite auf. Dieser Anstrich
schuͤzt das Holz Jahrhunderte lang. Die Masse, welche uͤbrig bleibt,
wird hart bei dem Erkalten, und kann wieder geschmolzen werden, wenn man derselben
bedarf.
Diese Masse scheint auf dem Holze, auch wenn sie kalt geworden ist, fettig, wird aber
nach wenigen Tagen so fest, daß man sie nicht abreiben kann. Wenn das Holz sehr der
Naͤsse ausgesezt ist, wird eine dritte Schichte, die man auf die zwei
ersteren auftragt, nicht uͤberfluͤssig. Es versteht sich von selbst,
daß diese Farbe im Freien und mit aller Vorsicht gekocht werden muß.
Ueber Benuzung des Steinkohlen-Theeres
erschien eine kleine Schrift in Holland, die unter dem Titel:
lets over de Steenkolenter den Nutte mijner
Landgenooten, 8. Dordrecht 1827, in der konst en
Letterbode
Oct. 1828. N. 41. und im Buletin
d. Scienc. technol. N. 3. S. 212. angezeigt und empfohlen ist. In lezterem
heißt es Lord Dundonald sey der Erfinder des
Steinkohlen-Theeres. Wir koͤnnen aber versichern, daß eine sehr ungluͤkliche Dame zu
Wien, die Baronesse Aichelburg, die vor beilaͤufig
40 Jahren starb, zuerst, so viel wir wissen, auf Anwendung des
Steinkohlen-Theeres zur Schuͤzung der Schiffe und Daͤmme gegen
die Wuͤrmer aufmerksam gemacht, und eine unbedeutende Entschaͤdigung,
wir erinnern uns nicht mehr deutlich, ob von einem Englaͤnder oder
Hollaͤnder, dafuͤr erhielt.
Soda und Salpeter in Aegypten.
Der vortreffliche Oesterreich. Kaiserl. Consul, Gius. Acerbi, (der Gruͤnder und ehemalige Redacteur der Biblioteca italiana) reist jezt in seinem Alter auf
Kamehlen durch Aegypten, wie in seiner Jugend mit Rennthieren in Lappland und am
Nord-Cap. Die Biblioteca ital.. Magg. (ausgegeben
am 26. Jun.) enthaͤlt ein sehr interessantes Schreiben des Hrn. Consuls, in
welchem er (dem Nichts entgeht was wichtig ist) auch von den Natron-Seen in
Aegypten spricht. Er traf zufaͤllig an denselben den ausgezeichneten Chemiker
D'Arcet, den Sohn des beruͤhmten Chemikers D'Arcet zu Paris. Ein Italiaͤner, Baffi, ha auf drei Jahre die Sodaerzeugung gepachtet, und
wird nun Europa mit reiner kohlensaurer aͤgyptischen Soda im Ueberflusse
versehen: was wir bisher hiervon aus Aegypten erhielten, war bekanntlich
aͤußerst unrein. Dieser thaͤtige Mann raffinirt auch in Aegypten
Salpeter mit dem besten Erfolge an der Sonne, ohne alles Feuer, was freilich nur in
Aegypten moͤglich ist.
„Baffi ist kein Gelehrter,“ sagt Hr.
Acerbi, „und vielleicht auch kein Chemiker
(er war ein mittelmaͤßiger Apotheker zu Pergola), hat aber dem Bascha von
Aegypten mit seiner neuen Salpetererzeugung bereits Millionen erworben. Die
Idee, die Sonne in Aegypten zur Verdampfung zu benuͤzen, ist so einfach,
und doch ist sie noch keinem Menschen in Aegypten in den Kopf gekommen, nicht
einmal den Gelehrten, die bei der franzoͤsischen Expedition in Aegypten
waren.“
Neue Methode Weinessig zu bereiten; vorzuͤglich
fuͤr die Weinbauer am Main und Rhein und an der oͤsterreichischen
Donau.
Wo der Wein gut, und wirklich Wein ist, wie in Frankreich und Ungarn, brennt man aus
den Weintrabern Brantwein, den sogenannten Franzbrantwein; wo er aber schlecht oder
gering ist, und mehr Gurkenwasser als Wein ist, wie in einigen Gegenden am Rheine,
vorzuͤglich am Mayn und an der oͤsterreichischen Donau, kann dieß nie
mir wahrem Vortheile geschehen. Graf Valperga di Civrone
hat in dem Calendario Georgico della r. Società
agraria di Torino p. l'ao 1830. Torino p. Chirio e
Mina, seine lieben Landsleute im noͤrdlichen Piemont, wo der Wein
auch sehr gering ist, die Traͤbern auf folgende Weise auf Essig
benuͤzen gelehrt. „Nachdem der weiße
Wein auf den Traͤbern ausgegohren hat, zieht man ihn ab. Die in
einer Kufe gesammelten Trabern werden nach einigen Tagen sich erhizen und
Daͤmpfe ausstoßen (rauchen). Man gieße auf dieselben etwas Wein, jedoch
nicht so viel, daß sie sich abkuͤhlen. Von Zeit zu Zeit gießt man wieder
etwas Wein nach. Fuͤnf Nachguͤsse reichen gewoͤhnlich hin.
Wenn die Trabern nun anfangen sauer zu riechen und hinlaͤnglich sauer
schmeken, preßt man sie aus, und bewahrt den erhaltenen Essig in reinen
Gefaͤßen auf.“ Dieser Essig gibt sehr gute aromatische Essige.
(Vergl. Biblioteca italian. N. 171. S. 399.)
Zwei Brantweinfaͤsser zu London. Menge Brantweins, die
in England jaͤhrlich getrunken wird.
Eine Compagnie Brantweinbrenner zu London, Holborn-Hill, laͤßt zwei Faͤsser bauen, wovon jedes
11,000 Gallons halten soll. (Das Weingallon haͤlt 3,264 Wiener Maß; das Faß
also 84 Wiener Eimer.) Sun. Galignani N. 4757. wurden in
England und Schottland 220',690,270 Gallons getrunken, (d.h. 720'329,141 Wiener
Maß!) Herald. Messeng.
4759.
Ueber Surrogate fuͤr Korkstoͤpsel und ein Mittel
zu einem solchen zu gelangen.
Der Gebrauch der Korkstoͤpsel nimmt von Jahr zu Jahr aus dem
natuͤrlichen Grunde zu, weil die Zahl der Menschen zunimmt, und die
Korkwaͤlder nehmen von Jahr zu Jahr, aus dem natuͤrlichen Grunde, in
demselben Verhaͤltnisse ab, als man die Korkwaͤlder weniger schont,
weil man mehr Kork braucht, und dieser von Jahr zu Jahr theuerer wird.
Das reichste Volk in Europa (die Englaͤnder) schaͤmt sich nicht seine
alten Korke zu sparen, wie Gold, aus den alten gebrochenen großen kleine zu
schneiden, die Bruchstuͤke der groͤßeren zu großen zusammen zu leimen,
und fuͤr die verschiedenen Kunstgriffe dieser Stoͤpselei Patente mit
2000 bis 3000 fl. zu bezahlen. Man vergl. unser Polytechn.
Journ. in den vielen Heften, in welchen hiervon die Rede ist. Alle diese
geleimten Korkstoͤpsel taugen indessen nicht einmal zum Stoͤpseln
einer guten Flasche deutschen Bieres, viel weniger einer Flasche Champagner, oder
uͤberhaupt einer Flasche edlen Weines.
Ueberdieß muß es fuͤr jeden deutschen Mann eine schmerzliche Empfindung seyn,
dem Auslande fuͤr jede Flasche Bier, fuͤr jede Flasche Wein, an
welcher er sich labt, einen nicht unbedeutenden Tribut bezahlen zu muͤssen;
denn die Summe, die jaͤhrlich fuͤr Kork in's Ausland geht, ist
groͤßer, als mancher glauben wird.
Hierzu kommt noch, daß die so theuer gewordenen Korkstoͤpsel zugleich so
schlecht geworden sind, daß man nicht selten von dreien einen wegwerfen muß, und daß
selbst noch bei dieser Auswahl, manche Flasche edlen Weines und guten Bieres bloß
des schlechten Stoͤpsels wegen zu Grunde geht. Der Schaden, der hierdurch in
den Kellern entsteht, ist nicht bloß den Weinhaͤndlern und Weinwirthen und
Bierwirthen, sondern auch jedem guten Hauswirthe bekannt.
Schon vor bald 50 Jahren machte uns der wuͤrdige alte Boͤhmer in seiner technischen Geschichte der deutschen
Pflanzenarten auf die Nothwendigkeit aufmerksam, an ein Surogat fuͤr Kork zu
denken. Er fuͤhrte im zweiten Theile seines classischen Werkes die zu seiner
Zeit bekannt gewesenen Surrogate treulich auf, und diese waren: der schwarze
Pappelbaum, (Populus
nigra), die Wurzel des Suͤßholzes (Glycyrrhiza glabra und echinata), das Acajaholz (Spondias Monbin Jacq. oder lutea
L.), die Wurzel der Nyssa aquatica, das Holz des glatten Flaschenbaumes (Annona glabra L.), die Rinde
und der Splint des Seekreuzbeerenstrauches (Hippophaï rhamaoides) und der in Schweden als
Kork gebrauchte Loͤcherschwamm (Boletus suberosus
L.) Alle diese alten Surrogate ersezten indessen den Kork eben so wenig,
als die zeither bekannt gewordenen neuen.
Unter den Mitteln, zu einem solchen Surrogate zu gelangen, ist nun kein anderes, als
eine Preisaufgabe mit einem ansehnlichen, lokenden und fuͤr Muͤhe,
auch allenfalls fuͤr Auslagen reichlich entschaͤdigenden Preise
auszuschreiben; mit einem Preise von wenigstens 10,000 fl., welcher demjenigen
zuerkannt wuͤrde, der ein Surrogat fuͤr Korkstoͤpsel angibt,
welches etwas wohlfeiler, als Korkstoͤpsel, und eben so gut, oder eben so
theuer, aber noch besser ist. Mit einem geringeren Preise darf man nicht erwarten,
die menschliche Faulheit aus ihrem Schlafe aufzuruͤtteln und den Eigennuz zu
reizen, irgend ein Suͤmmchen auf die zur Erlangung eines solchen Capitals
nothwendigen Versuche, Correspondenz etc. zu wenden. Diese Aufgabe ist keine
Kleinigkeit; sie sezt mehr Kenntnisse voraus als manche Preisaufgabe irgend einer
Akademie. Der Preiswerber muß, wenn er nicht die blinde Henne im Sprichworte ist,
ausgebreitete Kenntnisse in Botanik, Chemie, Mechanik, und Geduld und Gewandtheit im
Experimentiren besizen: denn schwerlich werden die noͤthigen Versuche vor
Verlauf von zwei oder drei Jahren auf eine sichere und genuͤgende Weise
beendigt werden koͤnnen. Fuͤr solche Spottpreise, wie Akademien und
Gesellschaften sie gewoͤhnlich ausschreiben, wird und kann kein Mann, der
allenfalls im Stande waͤre, diese Aufgabe zu loͤsen, sich derselben
unterziehen. Wenn dieß waͤre, wuͤrden wir laͤngst schon
Patentstoͤpsel haben; denn es ist gewiß, daß wohlfeile und gute
Patentstoͤpsel in wenigen Jahren dem Patenttraͤger Hunderttausende
tragen wuͤrden, wie man an dem Reichthume der gewoͤhnlichen
Korkstoͤpsel-Fabrikanten sieht.
Wo aber diese 10,000 fl. hernehmen? Dorther, woher Alles Gute gekommen ist, was die
Menschheit hat, aus der großen Casse der Subscription, die nie Bankerott macht, insofern sie
niemals ehe einen Kreuzer hergibt, als sie den vollen Werth empfangen hat. Sollte
man in ganz Deutschland nicht 2000 Wein- und Bierwirthe finden, wovon jeder
demjenigen 5 st. bezahlt, der ihm entweder bessere Stoͤpsel gibt, als die
bisherigen, ohne daß sie ihm mehr kosten, oder vielleicht gar wohlfeilere und eben
so gute? Diese 5 fl. duͤrften einstweilen bloß
subscribirt und nicht ehe bezahlt werden, bis
nicht solche Stoͤpsel, welche eine von den Subscribenten selbst ernannte
Commission brauchbar und gut befunden hat, ihm in das Haus geschikt werden.
Wenn sich nicht so viel Interesse fuͤr diese so hoch wichtige Sache in
demjenigen Publikum findet, welches derselben so sehr bedarf; wenn es nicht große
Weinhaͤndler und Bierwirthe der Muͤhe werth finden, Subscribenten
unter ihren kleinern Collegen zu sammeln, und fuͤr die Zahl ihrer
Subscribenten und die ausgeschriebene Summe fuͤr den Fall einer
gluͤklichen Loͤsung zu garantiren; dann ist dieses Publikum von
derselben bodenlosen Faulheit und von demselben Eigennuze heimgesucht, wie
diejenigen, die der Verlegenheit desselben abhelfen konnten oder koͤnnten,
und es bisher nicht thaten und nicht fruͤher thun werden, ehe sie nicht
Geldfaͤsser, statt Weinfaͤsser, in ihr Haus rollen sehen.
Wenn man fuͤr Geld, wie die Geschichte lehrt, Generale und Cardinale, Minister
und Secretaͤre kaufen kann, so wird man doch fuͤr Geld auch noch
Stoͤpsel finden koͤnnen. Oder sollten die Stoͤpsel vielleicht
Aehnlichkeit mit ehrlichen Leuten haben, (da man den ehrlichen Mann, der nicht
zugreift, so oft einen Stoͤpsel nennt) und fuͤr kein Geld zu haben
seyn?
Wie viel ein geschikter Zukerbaͤker zu London gewinnen
kann.
Ein Zukerbaͤker zu London in Berkeley-Square verdiente sich in mehreren
Jahren so viel mit seinen Lekereien, und vorzuͤglich mit Gefrornem, daß er
jezt von seinem Capitale eine Jahresrente von 25,000 Pfund Sterling (250,000 fl.
Conv. Muͤnze) bezieht. (British Traveller.
Galignani. N. 4728.) (Bekanntlich war vor ungefaͤhr 10–12
Jahren ein Pastetenbaͤker zu London, der zugleich ein guter Dichter war,
Mitglied des Parliaments. Dieß sind Leute aus dem „schweinischen
Haufen,“ des Lord Castlereagh!)
Peruͤkenmacher-Kunst.
In England muͤssen Richter, Advocaten, Gerichtsschreiber, und was immer zur
englischen Rechtsverdreherei gehoͤrt, noch heutigen Tages in den alten
Allongeperuͤken erscheinen, um ihren Possen vor dem Poͤbel Ansehen zu
verschaffen. Ein Richter in Perth ließ sich neulich eine
Amtsperuͤke aus weißem Roßhaare verfertigen, aus dem doppelten Grunde, um
erstens der Pudertaxe zu entgehen, zweitens seinen Amtsrok zu schonen. (Perth-Courier. Galign. N. 4732.)
Eisenhaͤndler in England und Algier.
Die Gesellschaft der Eisenhaͤndler in England besizt seit vielen Jahren durch
Schenkungen ein Capital von 104,000 Pfd. Sterling und 3000 Pfd. Sterling Jahresrente
zur Befreiung der Englaͤnder, die als Sclaven an der Kuͤste der
Barbarei gefangen sind. Es gibt aber keine Englaͤnder, die daselbst Sclaven
waren. (Globe. Messenger. N. 4759.)
Neues Verfahren gelbe Seide weiß zu machen, ohne sie zu
entschaͤlen.
Hr. Ozanam hat in der Bibliothéque physico-econom.
Jaͤner, 1830. p. 5.
(Bulletin d. Scienc. technol. Mars, S. 226)
folgendes Verfahren mitgetheilt, um gelbe Seide ohne Entschaͤlung weiß zu
machen.
„Seidenfabriken, vorzuͤglich Bandfabriken“ (und auch
Duͤnntuchfabriken) „brauchen oft rohe weiße Seide, d.h. nicht
gesottene Seide, um dieselbe entweder so, wie sie ist, zu verarbeiten, oder kalt
zu faͤrben. Weiße rohe Seide gilt 3 bis 4 Franken mehr im Pfunde, als
gelbe, und, wenn sie sehr gesucht wird/um 6 bis 8 Franken mehr. Man hat
verschiedene Mittel versucht, die gelbe Seide zu entfaͤrben, ohne ihr die
Schale zu nehmen, und ihr Gewicht zu sehr zu verringern; allein die meisten dieser
Mittel sind zu kostbar. Das einfachste und wohlfeilste ist dieses. Man lasse
Chlor in einer gewissen Menge kalten Wassers sich entwikeln, so viel man
naͤmlich zu der Menge Seide, die man entfaͤrben will, nothwendig
hat: d. h, 4 Liter auf Ein Pfund oder 46 Unzen Seide. Zwei Liter dieses
fluͤssigen Chlors werden mit 10 Liter lauem Wasser gemengt. Man zieht die
Seide schnell durch diese Mischung durch, bis endlich das Chlor seinen Geruch
verloren hat; nimmt sie heraus, und gibt sie in ein zweites Bad, das aus 12
Liter Wasser und 2 Liter fluͤssigen Chlors besteht; zieht sie schnell
durch, wie das erste Mal; waͤscht sie hierauf in fließendem Wasser,
windet sie aus, gibt sie auf eine Stunde in eine Kufe aus weißem Holze, die mit
fluͤssiger schwefeliger Saͤure gefuͤllt ist, waͤscht
sie sodann in fließendem Wasser und windet sie aus.“
Seidenzucht in Amerika.
Die Seidenzucht nimmt in Amerika einen sehr hohen Aufschwung; die Seide faͤllt
so schoͤn aus, wie im suͤdlichen Frankreich (im sogenannten Comtat), und, was noch mehr ist, die Cocons werden
beinahe noch ein Mal so groß, vorzuͤglich in Virginien und Georgien. Das Journal de Commerce (Bullet. d.
Scienc. technol. Maͤrz, S. 304) Meint zwar die franzoͤsischen
Seidenmanufacturen haͤtten noch so bald nichts von den Amerikanern zu
besorgen; indessen haben wir nur zu oft schon die Franzosen auf ihren Lorbern ruhen,
und sich verschlafen gesehen.
Notiz fuͤr Foͤrderer der Seidenzucht in
Deutschland.
Die Biblioteca italiana liefert in ihrem neuesten Hefte
eine Anzeige eines Werkes, welches fuͤr Kuͤnste und Gewerbe
uͤberhaupt, vorzuͤglich aber fuͤr Seidenzucht und fuͤr
Verarbeitung der Seide aͤußerst wichtig ist: es ist die
Raccolta di disegni rappresentanti le principali macchine
inogni ramo d'industria, della provincia di Bologna, corredata delle necessarie
descrizioni, e notate le particolari circostanze che accompagnarono le
construzioni, del Dott. Angel Zamboni. 4. Bologna, 1829. tip. dell'Olmo.
Fasc. I–VI.
Es ist eine treffliche Idee des Hrn. Dr. Zamboni, die
Maschinen, die seinem Vaterlande eigen sind, durch gute Beschreibungen und
Abbildungen bekannt zu machen. Ein Auszug aus diesem Werke, fuͤr Deutschlands
Beduͤrfnisse berechnet, wuͤrde nuͤzlicher seyn, als eine
Uebersezung von manchem italiaͤnischen Romane, uͤber deren
Schlechtheit in Italien jezt alle Italiaͤner klagen.
Matrazen aus Moos
scheinen in Frankreich jezt noch etwas ganz Neues zu seyn;
ihre Bereitungsart wird im Journ. d. connaiss. usuell.
Janv. 1830. p. 40. Bulletin d. Scienc. technol. Mars, p. 248. beschrieben. Sie weicht von der
bei uns seit vielen Jahren gebraͤuchlichen in Nichts ab. Nur begehen unsere
Moossammler den Fehler, daß sie das Moos zu fruͤhe sammeln; es sollte erst im
August gesammelt werden.
Baumwolle aus New-South-Wales.
Ende April's wurden die drei ersten Sake Baumwolle, die bisher aus
New-South-Wales nach England kamen, zu Liverpool verkauft. Die
Baumwolle ist sehr gut, und wurde das Pfund zu 10 3/4 Pence (Groschen) verkauft.
New-South-Wales wird uns von dem Tribute befreien, den wir an
Deutschland und Spanien fuͤr Wolle, und an Amerika und Ostindien fuͤr
Baumwolle bezahlen. Times, Galignan. (4730.)
Araber werden Uhrmacher zu Genf.
Der alte Herr am Nil hat zwei junge Araber (jeder ist 15 Jahre alt) nach Genf
geschikt, um daselbst die Uhrmacherkunst zu lernen. Warum errichtet nicht ein Genfer
oder Neufchateler Haus eine Factorei seiner Fabrik zu Cairo? Dieß waͤre ja
weit vortheilhafter, (Galignani N. 4745.)
Bildung der Mechaniker und Gewerbsleute in Nordamerika.
Es bildete und verbreitet sich in Nordamerika mit ungemeinem Erfolge eine
Gesellschaft unter dem Namen: „The Mechanics' et
working men's party“ welche in der Stadt New-York
allein drei Zeitschriften zu ihrem Gebrauche unterhaͤlt. Diese Gesellschaft,
die viele Repraͤsentanten beim Congresse fuͤr sich hat, arbeitet
vorzuͤglich auf eine National-Erziehung, auf „unentgeldlichen“ (nicht den
schaͤndlichen in England und Deutschland auf Universitaͤten
gebraͤuchlichen Honorarien –) Unterricht, und auf Versorgung und Erziehung der Kinder
der Armen. Die Zeiten Lykurg's kehren in Nordamerika
wieder, wo die Nation fuͤr den Unterricht sorgte, nicht die Congregation der
Jesuiten. (Times. Galignani. N. 4727.).
Maschinen-Ausfuhr aus England.
Nach einem Berichte vor dem Parliament wurden
Im J.
1824
ausgefuͤhrt
fuͤr
129,652 Pfd.
Sterl.
Maschinen.
–
1825
–
–
212,416 –
–
–
–
1826
–
–
233,955 –
–
–
–
1827
–
–
214,129 –
–
–
–
1828
–
–
265,368 –
–
–
–
1829
–
–
256,539 –
–
–
Im J. 1824 betrugen, unter obigen Summen, die Dampfmaschinen und ihre Theile allein
28,123 Pfund Sterling.
Im J. 1829 betrugen unter obigen Summen, die Dampfmaschinen und ihre Theile allein
133,573 Pfund Sterling. Mechan. Mag. N. 353. 15. Mai
1830.
Ueber das gegenwaͤrtige Handelssystem in
England.
Eine Deputation von Fabrikanten mit den Magistraten aus Worcestershire, Staffordshire
und Gloucestershire wartete dem Herzoge von Wellington,
dem Hrn. Peel und anderen auf, und bat diese Herren, sie
moͤchten doch das unsinnige Huskissonsche System aufgeben. Globe. Messenger. N. 4760. (Die Englaͤnder
besoldeten einen Schreiber in Nordamerika, die Ausfuͤhrung des neuen Tarifs
daselbst zu untergraben. Der Schreiber bewegte Himmel und Erde in Nordamerika, und
seine zukersuͤßen Chrieen uͤber die Vortheile freier Einfuhr
englischer Producte in Nordamerika wurden in allen englischen Journalen bis an den
Himmel erhoben. Der Congreß entschied, daß vorlaͤufig am Tarif nichts
geaͤndert werden soll. Die freiesten Staaten des Erdballes denken und handeln
eben so, wie der weise Minister des absoluten Staates in Europa, Herr von Cancrin. Der Hahn, der die Leipziger Messe zwei Mal des
Jahrs, als Apostel des freien Handels, auskratzt, gestand neulich selbst, daß der
Aufschwung oͤsterreichischer Industrie, die jezt mit jener des ganzen festen
Landes Concurrenz haͤlt, vorzuͤglich dem Verbote der Einfuhr fremder
Fabrikate zuzuschreiben ist. Frankreich haͤlt seine Graͤnzen versperrt
gegen die Industrie des Auslandes. Preußen laͤßt nur das einfuͤhren,
was es braucht, und selbst nicht zu erzeugen vermag. Der heiligste Vater sogar sieht
ein, daß das Volk endlich ein Bettelhaufen werden muß, wenn es sein Geld immer den
auslaͤndischen Fabrikanten und den Kraͤmern in den Rachen werfen muß.
Waͤhrend alles dieß im Osten und Westen, im Suͤden und Norden
geschieht, gibt es noch Finanzschreiber, die, weil sie selbst nicht sehen und nicht
hoͤren, glauben, ihr Volk muͤsse fuͤr ihre Thorheiten blind,
und fuͤr das Geschwaͤz, das sie in einigen ihrer besoldeten Journale
quartaliter halten lassen, taub seyn. So weit ist es aber mit diesem Volke noch
nicht gekommen.
Ueber englischen Handel und englische Schifffahrt in den
lezteren Jahren.
Der Globe (Galignani N.
4727.) enthaͤlt folgende Angaben uͤber den Tonnenbetrag der in den Jahren
eingelaufenen Schiffe, wovon engl.; ausgelaufenen Schiffe, wovon engl.
1827
2,838,762 Tonnen
2,086,898 Ton.
2,655,503
1,887,682.
1828
2,728,977 –
2,209,357 –
2,614,515
2,006,397.
1829
2,894,838 –
2,184,535 –
2,793,429
2,063,179.
Ein- und Ausfuhr war also groͤßer, als sie bisher nie gewesen ist. Der
officielle Werth der Ausfuhr an englischen Producten und Manufakturen war im Jahre
1828 ungefaͤhr 52, im Jahre 1829 aber 55 1/2 Million. Der declarirte
im Jahre
1828:
36,152,708
Pfund
Sterling.
–
1829:
35,212,873
–
–
Der Werth der eingefuͤhrten franzoͤsischen Seidenwaaren betrug 405,000
Pfd. Sterl. (nach Abzug der Wiederausfuhr der eingefuͤhrten). Die
ausgefuͤhrten englischen Seidenwaaren betrugen 267,000 Pfd. Sterl. (Fides penes auctorem.)
Haͤuteausfuhr aus Monte-Video im J. 1829.
Aus Monte-Video wurden
im Jahre 1829 ausgefuͤhrt 312,613 Ochsenhaͤute, die Haut zu 5 Dollars,
(also 1,563,065 Dollars). Pferdehaͤute, zu 12 Reals 128,105 (also 192,157
Dollars 4 Reals). Gesammte Ausfuhr im Werthe 2,077,275 Dollars. 7 Reals. Die Einfuhr
betrug 3,651,067 Dollars 3 1/7 Reals. (Globe. Galignan.
Mess. 4760.)
Wie kostbar in England die Zeitungen sind.
Der Examiner berechnet (Galignan.
Mess. N. 4732.), daß fuͤr das Geld, was eine bessere Zeitung jezt in
England jaͤhrlich kostet, man sich einen Dienstbothen halten und ein paar
Roͤke anschaffen kann, oder daß man fuͤr dasselbe Geld in irgend einem
Club alle Zeitungen lesen kann. Die Taxen, die in England auf den Zeitungen liegen,
betragen gegenwaͤrtig nicht weniger als 260 pCt., und der Absaz derselben
nimmt monatlich ab.
Zeitungsstaͤmpel in England.
Zu London werden taͤglich uͤber 400,000 Zeitungsblaͤtter
gestaͤmpelt. Hierzu brauchte man 40 Maschinen, wovon jede drei Mann zur
Bedienung haben mußte, sechs Arbeiter hatten mit dem Nezen des Papieres zu thun.
Manches Blatt blieb, dieser Vorkehrungen ungeachtet, 48 Stunden lang auf dem
Staͤmpelamte liegen. Ein Hr. Boyte hat nun eine
Methode gelehrt, den Staͤmpel troken weit eleganter aufzudruken, und 26,000
Blaͤtter in einer Stunde zu staͤmpeln.Unsere deutschen Zeitungsverleger, oder vielmehr die wißbegierigen
Zeitungsleser duͤrfen sich Gluͤk wuͤnschen, daß ihre
Zeitungen nicht gestaͤmpelt werden, sonst wuͤrden leztere
ihren Durst nach Neuigkeiten sehr spaͤt stillen koͤnnen. So
erhalten durch oͤrtliche Postexpeditionsverhaͤltnisse
hingehalten die Leser des noͤrdlichen Deutschlands die Allgemeine Zeitung um 24 Stunden spaͤter
als sie hier fuͤr diese Route ausgedrukt seyn kann; indem man es auf
dem hiesigen Oberpostamte bis jezt noch nicht dahin bringen konnte, diese
Zeitung in dem Zeitraume von 2 Stunden mit der Nuͤrnberger Post zu
spediren. Doch scheinen fruͤher einzelne Exemplare an die
Zeitungs-Redactionen jener Route abzugehen, wodurch diese die
kostspieligen Correspondenznachrichten der Allg. Zeitung gleichzeitlich mit
dem Eintreffen der leztern in ihren Blaͤttern ihren Lesern mittheilen
koͤnnen, und so das Lesen der Allg. Zeitung dadurch zum Theile
entbehrlich, wenigstens der Debit derselben wesentlich geschmaͤhlert
wird.
Moniteur de l'Ind. Bullet d. Scienc..
Maͤrz S. 304. (Die Maschine scheint sich also
zeither vervollkommnet zu haben. Vgl. Polyt. Journ. XXX. B. S. 416.)
Ertrag der Kerzensteuer in England.
Die Kerzensteuer trug in England und in Schottland im J. 1829. die Summe von 489,059
Pfund, 1 Shill., 9 Pence. (Herald. Messeng. 4759.)
Wie viel man in England gewinnen kann, wenn man ein
tuͤchtiger Pferdekenner ist.
Der Herzog von Grafton
, (Duke of Grafton) einer
der besten Pferdekenner und Pferdezuͤchter in England, gewann, vom J. 1811
bis jezt, 99,211 Pfd. Sterl., 3 Shill. 4 Pence durch Wetten beim Wettrennen
(1,190,534 fl.) Observer. Galignani. 4712.)
Zur Ehre der Einwohner Manchesters.
Anfangs Mai's betrat Hr. Dewton, einer der ersten
Schauspieler Englands, die Buͤhne zu. Manchester. Er fand alle Size beinahe
leer. In der Casse waren nicht 12 fl. eingegangen. Er entließ demnach das Haus.
Manchester ist nach London vielleicht die reichste; vor jeder anderen Stadt in
England aber die fleißigste: hier wird gearbeitet, nicht Comoͤdie gespielt.
„Je verdorbener ein Volk ist, desto mehr laͤuft es in
Schauspielhaͤuser,“ sagte der Weise von Genf; „nur
ein schlechtes, ein verdorbenes Volk braucht Schauspielhaͤuser und
Comoͤdianten.“ Vgl. Atlas.
Galignani N. 4736.
Literatur.
a) Deutsche.
Automatum hydraulicum, s. Machina statica aquam parca
vena haustam ad quamvis quantitatem collectam magno mittendi defluvio. Motu
spontaneo et periodice perenni. Inventa et descripta a F. X. de Haeberl, M. D. Cons. reg. in re medica supremo,
Nosocom. general. monac. Med. et Directore, ord. merit. civ. coron. bav.
Equite, Academiarum plur. Sodali. Cum tab. aenea. 4. Monachii. MDCCCXXX.
Typis instituti litter. et art. de Cotta. 62 Seiten.
Wir beeilen uns ein Werk in unseren Blaͤttern bekannt zu machen, von
welchem die Hydraulik und das Maschinenwesen uͤberhaupt großen Nuzen
ziehen kann, wenn die in demselben beschriebene Maschine allgemeiner bekannt und
angewendet werden wird. Es handelt sich hier nicht um eine eitle Theorie, um das
Spiel eines Modelles, sondern um eine hydraulische Maschine, die bereits im
Großen gearbeitet, und mit einer geringen Menge Wassers, gehoͤrig
gesammelt und geleitet, Vieles geleistet hat.
Der Verfasser des unsterblichen Werkes: „Abhandlung
uͤber oͤffentliche Armen- und KrankenpflegeDer
vollstaͤndige Titel dieses Werkes, das jedem Baumeister, der
einst zur Erbauung eines Spitales berufen wird, eben so unentbehrlich
ist, als jeder Spitalverwaltung, ist folgender: „Abhandlung uͤber oͤffentliche
Armen- und Krankenpflege mit einer umstaͤndlichen
Geschichte der in dem ehemaligen Krankenhause zum Heil. Max bei den
barmherzigen Bruͤdern gemachten Erweiterungs- und
Verbesserungs-Versuchen, und der hiervon im neuen allgemeinen
Krankenhause zu Muͤnchen gemachten Anwendungen. 4.
Muͤnchen. 1813.“,“ dem das allgemeine Krankenhaus zu Muͤnchen so viele
seiner herrlichen Einrichtungen zu verdanken hat, durch welche dasselbe sich vor
allen aͤhnlichen gleichzeitigen Wohlthaͤtigkeitsanstalten in
Europa auf dem festen Lande sowohl, als auf seiner großen Insel so vortheilhaft
auszeichnete, hatte dieselbe urspruͤnglich bloß zur Reinigung der
Abtritte in den Krankensaͤlen bestimmt, und sie erfuͤllte ihren
Zwek auf die genuͤgendste Weise vom Jahre 1801 an bis zu der Zeit, wo der
Hr. Verfasser sich auf sein Landgut zuruͤkzog, um dort den Herbst seines
schoͤnen ruhmvollen Lebens, das er bis an das Greisenalter dem Dienste
der leibenden Menschheit geweiht hatte, in den stillen Freuden der
Landwirthschaft und der literarischen Muse zu genießen.
Hier erinnerte er sich wieder an seinen alten hydraulischen
Automaten, der ihm nun auch zu anderen Zweken brauchbar schien, und
dessen ausfuͤhrliche Beschreibung er in dem angefuͤhrten großen
Werke. absichtlich wegließ, damit es nicht gar zu voluminoͤs
wuͤrde. Er fand, daß dieser Apparat, den Ortsverhaͤltnissen
zwekmaͤßig angepaßt, noch zu vielen anderen Zweken mit großem Vortheile
angewendet werden koͤnnte, und entschloß sich daher, denselben, um ihn
gemeinnuͤziger und fuͤr alle gebildete Voͤlker der Erde
zugaͤngig zu machen, in lateinischer Sprache,
zu beschreiben, in jener Sprache, welche dem wahren Gelehrten aller
Voͤlker immer gelaͤufig war und gelaͤufig bleiben muß, wenn
das wissenschaftliche Band, das sie alle zum gemeinschaftlichen Dienste der
Menschheit verbindet, nicht fuͤr immer zerrissen werden soll.
Wenn wir auch dieser Ansicht des ehrwuͤrdigen Greises von Haͤberl unbedingt huldigen, und mit demselben
in der traurigen Ueberzeugung leben, daß, wenn die Cultur der lateinischen
Sprache in den Schulen fortan so schlecht, wie es in den lezteren 20 bis 30
Jahren der Fall war, betruͤben wird, den Fortschritten des menschlichen
Geistes unuͤbersteigliche Graͤnzen gestellt werden
duͤrften, indem es kaum moͤglich seyn wird, daß, wenn jeder
Gelehrte, wie es gegenwaͤrtig Sitte ist, seine Beobachtungen und
Entdekungen nur in seiner Muttersprache niederschreibt, sich diese allgemein
unter den Voͤlkern verbreiten, wenn anders nicht jedes Volk seine eigenen
Dragomanen fuͤr die portugiesische, spanische, englische,
daͤnische, schwedische, hollaͤndische, polnische, russische,
boͤhmische, ungrische, walachische, armenische und neugriechische
haͤlt (denn in allen diesen Sprachen werden jezt wissenschaftliche Werke
von hohem Werthe, zumal im Gebiete der eigentlichen Wissenschaften geschrieben);
so wissen wir doch, leider, aus den schmerzlichsten Erfahrungen, daß heute zu
Tage viele, wir sagen viele, der angesehensten Gelehrten unter den verschiedenen
Voͤlkern Europens nicht im Stande sind eine in lateinischer Sprache
geschriebene Abhandlung zu verstehen, und daß das sicherste Mittel, ein Werk
ungelesen zu machen (wenn es nicht allenfalls ein rein naturhistorisches Werk
ist) dieses ist, daß man es in lateinischer Sprache schreibt. Moͤchte es
dem hochverdienten Hrn. Verfasser gefaͤllig seyn, seinen lieben
Landsleuten, die ihn so allgemein verehren, und ihre Verehrung fuͤr ihn
ihren spaͤtesten Nachkommen als Erbtheil hinterlassen werden, seine
schoͤne und wichtige Erfindung in ihrer Muttersprache mitzutheilen, damit
sich die Vortheile, welche sie dadurch bei ihren mannigfaltigen
Beschaͤftigungen erhalten koͤnnen, schnell unter ihnen im lieben
Vaterlande verbreiten.
b)
Italiaͤnische.
Le fabbriche civili, ecclesiastiche e militari, di
Michele Sanmicheli, disegnate e incise da Ronzani
Francesco e Luciollo Girolamo. Verona.
1823–30. tipograf. degli eredi di Marco
Moroni. (Dieses große Werk ist nun vollendet. Moͤchte es in den Haͤnden oder vielmehr in dem
Kopfe aller deutschen Baumeister seyn, so wuͤrden wir nicht so viele
Popanzen von Gebaͤuden hier und da in Deutschland, wie z.B. zu
Muͤnchen, in den neuesten Zeiten auffuͤhren sehen.)