Titel: Beschreibung eines Dampf-Filatoriums zum Abwinden der Seidencocons, errichtet zu Comercolly in Bengalen, von R. Richardson, Esqu., wohnhaft daselbst. Nach Zeichnungen von Capitän J. Somerville, Executions-Officier der öffentlichen Arbeiten.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXII., S. 251
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LXII. Beschreibung eines Dampf-Filatoriums zum Abwinden der Seidencocons, errichtet zu Comercolly in Bengalen, von R. Richardson, Esqu., wohnhaft daselbst. Nach Zeichnungen von Capitaͤn J. Somerville, Executions-Officier der oͤffentlichen Arbeiten. Aus dem Mechanics's Magazine. N. 354. 22. Mai. Mit Abbildungen auf Tab. V.Wir theilen unseren Lesern diesen Aufsaz mit, nicht als ob wir mit dem Hrn. Verfasser glaubten, „dem europaͤischen Publicum dadurch eine neue Erfindung“ bekannt zu machen; denn außer England weiß man nur zu wohl, daß in Oberitalien und in einigen Gegenden des suͤdlichen Frankreichs Dampf-Filatorien schon seit mehreren Jahren im Gange sind; sondern um unsere Leser auf die Zukunft aufmerksam zu machen, die die Seidenmanufakturen erwartet, wenn die ostindische Compagnie mit Huͤlfe der Italiaͤner und Franzosen, die sie in ihre Dienste nahm, die Filatorien in Ostindien verbessert haben wird: denn bisher war es allein das mangelhafte Verfahren bei dem Abwinden, was die ostindische Seide in ihrem Werthe herabdruͤkte. Von uns im suͤdlichen Deutschland wird die Seidenzucht in Italien und Frankreich wohl nichts zu besorgen haben; wohl aber von den Englaͤndern in Ostindien, von den Russen in den neueroberten Provinzen Persiens, die bald ihren eigenen Bedarf mit der herrlichen persischen Seide deken und Europa mit derselben uͤberschwemmen werden, und von den Nordamerikanern, die sich jezt allen Fleißes auf die Seidencultur verlegen. Auch in Preußen macht die Seidencultur große Fortschritte. Wir sind zu faul und zu unwissend und zu halbwissend, als daß wir je den Franzosen und Italiaͤnern mit unserer Seidenzucht gefaͤhrlich werden koͤnnten. Der lezte, ausgezeichnet harte, Winter hat uns neuerdings belehrt, wie gut der Maulbeerbaum selbst einem Froste von – 25° R. zu widerstehen vermag. Und welchen Vortheil haben wir von dieser Lehre geschoͤpft? Daß wir Baͤume die seit mehr denn 50 Jahren allen Einfluͤssen unseres Klima's trozten, und die selbst nach dem Winter vom J. 1829/30 herrlich wieder ausschlugen, auf eine schaͤndliche Weise niederhauten. Dieß geschah in einer Entfernung von nur 9 Meilen von der Hauptstadt, in einer Stadt, die mehr als jede andere zum Seidenbaue gelegen ist, und in welcher auch vor 50 Jahren schon die damalige Regierung einen sogenannten Seidengarten anlegen ließ. Waͤhrend man in einigen Blaͤttern unsere neuen Maulbeerbaumanlagen preist, muß man in anderen die Dummheit zuͤchtigen, mit welcher man alte Saamenbaͤume, die bereits an das Klima gewohnt sind, und deren Saame weit besser gedeihen wuͤrde, als jener den man frisch aus Italien kommen laͤßt, niederhaut. Bei dem Volke ist unbesiegbare Faulheit, absichtlich unterhaltene und jaͤhrlich vermehrte Unwissenheit und Dummheit, ein unuͤbersteigliches Hinderniß, und bei den Gebildeteren sind es Vorurtheile. Selbst die Besseren in Bayern sind der Meinung, daß Seidenzucht in Bayern nie von wahrem Nuzen seyn wird. Erst neulich hat ein sehr geistreicher Schriftsteller Bayern's, dessen Werk*) man fuͤr alle Finanz- und Ministerial-Raͤthe mit goldenen Buchstaben auf Pergament sollte druken lassen, S. 45. behauptet, „daß Maulbeerbaͤume und Seidenwuͤrmerzucht eine unnuͤze Spielerei ist;“ „noch weiß man,“ sagt er, „zu Lyon und Spitalfields nichts von bayer'scher Seide.“ Wenn unser Landvolk nur auf jener Stufe von Cultur stuͤnde, auf welcher der Bauer in Japan und in der großen chinesischen Tatarei noch heute zu Tage steht, weil man ihn dort nicht durch Miethlinge eines fremden Reiches um seinen gesunden Menschenverstand bringen ließ; wenn wir nur zehn Jahre lange mit Anzucht und Anpflanzung von Maulbeerbaͤumen standhaft fortfuͤhren; wenn wir dann einigen Seidenwinderinnen aus Piemont, und einigen Seidenmuͤllern aus dem suͤdlichen Frankreich und Oberitalien nur die Haͤlfte jener Jahrgehalte geben wuͤrden, die man an einige halbgelehrte Maͤnner, an einige vormalige Volksthuͤmler und an einige Bruͤderchen des hohen T. Vereines wegwerfen sieht; so wuͤrde Bayern sehr bald eine Seide erzeugen, die nicht nur zu Lyon und Spitalfields bekannt, sondern die daselbst gesucht seyn wuͤrde, weil sie in eben dem Verhaͤltnisse besser seyn wuͤrde als die suͤdliche, als die noͤrdliche chinesische und japanesische Seide besser ist als die suͤdliche. Es ist nicht, die Schuld der Natur, sondern der Menschen, wenn der Bauer in Bayern in Zwillich, Statt in Seide geht. A. d. Ue.*) Einige Worte uͤber Handel und Industrie in Deutschland, mit besonderer Ruͤksicht auf Bayern. 3. Muͤnchen 1830. Richardson, uͤber das Abwinden der Seidencocons. Das Insect, welches uns die Seide liefert, spinnt diesen kostbaren Stoff in einem Faden, welcher, wie die meisten Leser wissen werden, in kleine Baͤllchen (Cocons, Cocoons) gewunden ist. Das Erste, was mit diesem Stoffe geschehen muß, wenn er zu unserem Bedarfe verarbeitet werden soll, ist, daß man diese Baͤllchen abwindet. Dieser Faden ist so fein, daß man aus einem einzigen Baͤllchen (Cocon), welches die Raupe spann, mehr als 30,000 engl. Fuß10,000 Yards. Ein Yard ist 3 engl. Fuß. Die indischen Cocons scheinen also viel groͤßer zu seyn, als die europaͤischen. A. d. Ue. desselben ohne alles Abreißen abgewunden hat. Die mittlere Durchschnittslaͤnge des Fadens, welchen die Cocons liefern, betraͤgt indessen nur 750 Yards (2250 engl. Fuß), und zuweilen nicht mehr, als 250 Yards (750 engl. Fuß). Der Faden, den die Raupe spann, kann, er mag nun feiner oder groͤber seyn, so wie er ist, nicht verarbeitet werden.Er wird aber einst noch so verarbeitet werden, wenn die Weberkunst jenen Grad von Vollendung erreicht haben wird, welcher bei den heutigen Fortschritten der Mechanik moͤglich ist; wenn man Weberstuͤhle haben wird, die kaum so viele Quentchen wiegen, als die gegenwaͤrtigen Pfunde, Weberstuͤhle, die man vor sich auf den Tisch hinstellt und dreht, wie man jezt den Voͤgeln auf den Orgelbauern vorpfeift. Der einzelne Seidenfaden ist nicht so bruͤchig als man glaubt, und erhaͤlt, durch duͤnne Kautschukaufloͤsung in Aether gezogen, eine Staͤrke, uͤber die man erstaunen wird, wenn man sie versucht. Man wird Damenkleider weben, die in einer Tabaksdose Plaz haben, und dieß gewiß noch ehe 40 Jahre herum sind. Die Neuschateler Uhrenmacher werden diese Weberstuͤhle verfertigen, und die Lyoner und Maylaͤnder werden darauf weben. A. d. Ue. Man bringt die Faden mehrerer solcher Cocons an einander, und haspelt sie zugleich von denselben ab, so daß waͤhrend dieses Abhaspelns oder Abwindens aus diesen mehreren Faden ein einziger starker und glatter Faden gesponnen wird. Ehe der Faden auf diese Weise von den Cocons abgewunden werden kann, muͤssen leztere auf kurze Zeit in heißes Wasser getaucht werden, damit man sie mittelst eines Ruͤtchens (das gewoͤhnlich aus Reißstroh zusammengebunden wird) von den lokeren Faden befreien kann, in welche sie in ihrem rohen Zustande eingehuͤllt sind, und um den Gummi, von welchem sie durchdrungen sind, hinlaͤnglich zu erweichen, um sie leicht von dem Cocon ablaufen zu machen. Ja die Cocons muͤssen sogar waͤhrend des ganzen Abhaspelns in heißem Wasser bleiben, indem die Faden nothwendig waͤhrend dieser Arbeit weich erhalten und gegen das Ankleben geschuͤzt werden muͤssen.Der Hr. Verfasser scheint nicht zu wissen, daß man in Spanien auch in kaltem Wasser die Seide von den Cocons abwindet. Der Bulletin d. l. Société d'Encouragement und aus diesem unser Polytechn. Journal hat hieruͤber umstaͤndliche Nachricht gegeben. A. d. U. Eine mit Loͤchern versehene Stange wird quer uͤber den oberen Theil des Bekens gelegt, in welchem das heiße Wasser enthalten ist; die Faden werden durch das eine, oder durch das andere dieser Loͤcher durchgezogen, und mittelst einer Schiene oder Leiste auf den Haspel und die mit demselben verbundene Spinnmaschine gebracht.Dieses Verfahren scheint nicht das gewoͤhnliche europaͤische; wenn es lezteres seyn sollte, so waͤre der Hr. Verfasser nicht gehoͤrig unterrichtet. A. d. Ue. Neben dem Beken mit dem heißen Wasser muß man auch noch ein anderes Beken mit kaltem Wasser bei der Hand haben, in welchem die Person, die das Abwinden besorgt, sich gelegentlich ihre Finger abkuͤhlen kann, und wodurch auch die Temperatur der Stange mittelst Aufsprizens von kaltem Wasser vermindert werden kann, wenn die Stange zu heiß wird. Um einen guten Faden zu erhalten, muͤssen beide Extreme der Temperatur vermieden werden; wenn zu heiß gearbeitet wird, erhaͤlt der Faden keinen Koͤrper und keinen Glanz, und wenn zu kalt gearbeitet wird, verbinden die Enden der Faden sich nicht gehoͤrig, und der Faden wird zu rauh und ungleich. Um desto sicherer eine immer gleichfoͤrmige Temperatur des Wassers zu unterhalten, heizt man die Beken gewoͤhnlich mit Holzkohlen, wobei man auch den Rauch verhuͤtet, der fuͤr die Farbe der Seide nachtheilig werden koͤnnte. Wir haben diese allgemeine Darstellung des gegenwaͤrtig gewoͤhnlichen Verfahrens bei dem Abhaspeln der Seide von ihren Cocons vorausgeschikt, damit unsere Leser desto besser den Werth der neueren Verfahrungsmethode einsehen und wuͤrdigen koͤnnen, die wir hier dem europaͤischen Publicum bekannt zu machen das Vergnuͤgen haben. Sie ist das Werk des Hrn. Rob. Richardson, britischen Residenten zu Commercolly in Bengalen, welcher sie uns guͤtig mittheilte, und des Capit. Somerville vom 16ten Regimente: ein neuer Beweis der vielen Vortheile, welche Englands Fleiß und Geschiklichkeit der indischen Industrie gewaͤhrte.Da. wie wir oben bemerkten, Italien und Frankreich schon seit mehreren Jahren Filatorien besizt, in welchen mit Dampf gearbeitet wird (Vergl. Biblioteca italiana, Bulletin d. l. Soc. d'Encouragem., unser Polyt. Journ.), so fragt es sich, ob Hr. Richardson nicht vielmehr das europaͤische Verfahren nach Indien verpflanzte, Statt daß sein Verfahren erst aus Indien nach Europa kommen soll. A. d. Ue. Die uns eingesendeten Zeichnungen sind vollkommene Bauplane aller Theile eines Filatoriums (filature, wie Factoreien dieser Art in Indien heißen), dergleichen eines unter Hrn. Richardson's Leitung in Commercolly errichtet wurde, und wo Dampf Statt alles anderen Heizmaterials zur Erwaͤrmung des Wassers in den Beken zum Abwinden der Cocons gebraucht wird. Wir theilen hier nur so viel von diesen Plaͤnen mit, als zur Erklaͤrung der Einrichtung des Filatoriums zu Commercolly nothwendig ist. Sollte Jemand ein Dampf-Filatorium aͤhnlicher Art anzulegen und weitere Belehrung wuͤnschen, so werden wit ihm mit Vergnuͤgen Copien dieser Plaͤne mittheilen. Erklaͤrung der Figuren.Wir verwahren uns auf das Feierlichste gegen jeden Vorwurf, den man unserer Copie der Zeichnungen machen koͤnnte. Es ist nicht unsere Schuld, wenn auch nicht ein einziger Buchstabe in der Beschreibung auf die Zeichnung paßt. Solche Liederlichkeiten werden jezt Sitte bei den englischen Journalisten. Es emancipirt sich, wie es scheint, nach und nach Alles in England von der einst daselbst nationalen Puͤnktlichkeit. A. d. Ue. A, Grundriß, Fig. 9., zeigt die kalten und warmen Wasserbeken, sammt dem Apparate, welcher den Dampf in seiner Vollendung liefert. B, der Dampfapparat, mit der Hauptdampfroͤhre und ihren Nebenroͤhren, abgedekt. C, das Mauerwerk, vollendet und hergerichtet zur Herbeifuͤhrung des kalten Wassers und zur Aufnahme des Dampfapparates. N. B. Es sind hier uͤberall nur zwei oder drei Paar Beken angezeigt. Im Filatorium selbst aber heizt jeder Dampfkessel 100 Beken. D, Siz des Kessels, Richtung der Zuͤge etc. Die Ofenthuͤre ist eine eiserne Platte, mit feuerfestem Thone bekleidet. E, der Schornstein, der 40 Fuß hoch uͤber den Boden des Kessels aufgefuͤhrt ist. F, eine Roͤhre mit einem Auslaßhahne aus dem Kessel, zur Reinigung desselben so oft es nothwendig ist. Die punktirten Linien zeigen die Richtung, in welcher die Hauptroͤhre des Apparates fuͤr das kalte Wasser mit ihren Nebenroͤhren unter dem Ziegelpflaster des Bodens und des Apparatmauerwerkes gelegt ist. G, eine Cisterne, welche mittelst einer Nebenroͤhre des Apparates fuͤr das kalte Wasser stets mit kaltem Wasser gefuͤllt wird, und aus welcher mittelst eines selbsttaͤtigen Apparates das Wasser in eine groͤßere Cisterne, H, hinaufgepumpt wird, welche den Kessel mit Wasser versieht. I, Fig. 8. ist ein Durchschnitt des Apparatmauerwerkes fuͤr den Dampfapparat allein. K, ein Durchschnitt fuͤr den Apparat fuͤr das kalte Wasser allein. NN, Abzugscanaͤle fuͤr das schmuzige Wasser. Fig. 10. ist ein Durchschnitt des Kessels durch die Linie AB des Planes Fig. 11. Fig. 12. ist ein Durchschnitt und Fig. 13. ein Grundriß eines Dampfbekens. Fig. 14. ist eine Kugelklappe zur Regulirung des Zuflusses des Wassers aus der Cisterne G, und Fig. 15. ein Durchschnitt derselben. Fig. 16. ist ein Grundriß des Behaͤlters des kalten Wassers, und Fig. 17. ein Durchschnitt desselben nach der Linie AB.. Was die weitere Erklaͤrung dieser verschiedenen Figuren betrifft und den Zwek derselben, so bitten wir unsere Leser auf folgendes Schreiben des Hrn. Zornlin zu London verweisen zu duͤrfen, welchem Hrn. Richardson's Plaͤne gleichfalls mitgetheilt wurden, und der, so viel wir wissen, durch seine praktischen Kenntnisse in der Seidenmanufaktur ganz geeignet ist uͤber den Werth derselben zu urtheilen. Nach unserer unmaßgeblichen Meinung sind die Vorrichtungen in diesem Dampf-Filatorium sehr sinnreich ausgedacht und gut berechnet. Hrn. Zornlin spricht von „einer kleinen Abaͤnderung,“ durch welche Brennmaterial erspart werden koͤnnte, „und von einer kleinen Zugabe, wodurch dieser Apparat auch zu einer anderen Abart tauglich wuͤrde, welche mit dem Abwinden der Seide innigst verbunden ist.“ Und diese kleine Zugabe ist wohl nichts anderes, als die noͤthige Vorrichtung, die Puppen in den Cocons mittelst der Dampfhize (nicht aber, wie es Jemand sehr ungeschikt machte, mittelst des Dampfes selbst) zu toͤdten. Hr. Zornlin thut wahrhaftig zu vornehm geheim; doch dieser Mysticismus in Allem ist heute zu Tage an der Tagesordnung, und daher werden so viele mystificirt. A. d. Ue. Es wuͤrde uns sehr angenehm seyn, wenn Hr. Zornlin uns fuͤr unsere Blaͤtter „seine kleine Abaͤnderung“ und seine „kleine Zugabe“ etwas umstaͤndlicher entwikeln wollte, damit seine Verbesserungen eben so weit in der Welt herum kommen koͤnnten, als dieser Apparat selbst. Unseren zahlreichen Lesern in den Vereinigten StaatenDer Redacteur des Mech. Mag. bemerkt in einer Anmerkung, daß zu Boston bei den HHrn. Gray und Bowen regelmaͤßig eine amerikanische Ausgabe des Mechanics' Magazine erscheint, und daß diese Zeitschrift in Amerika eben den Beifall findet, dessen sie sich in England erfreut. N. Amerika's, wo die Seidenzucht in den lezteren Jahren ein Lieblingsgegenstand geworden ist, und wo das Klima dieselbe so sehr beguͤnstigt, wuͤrde die Erlaͤuterung, um welche wir Hrn. Zornlin ersuchten, sehr angenehm seyn. Der Redacteur des Mechanics' Magazine hat obigem Aufsaze folgendes Schreiben des Hrn. J. J. Zornlin jun. beigefuͤgt. Erlauben Sie mir Ihnen folgende Bemerkungen als meine Erlaͤuterungen zu den Zeichnungen, welche Hr. Richardson sandte, naͤmlich zu den Grund- und Aufrissen und Durchschnitten eines Dampf-Filatoriums, welches derselbe zu Commercolly zum Abwinden der Seide von den Cocons errichtete, zu uͤbersenden. In den Zeichnungen, D, E, F, G, H, sind der Kessel, die Zuͤge, der Schornstein, die Cisterne und die Roͤhren zum Speisen des Kessels, die Ofenthuͤre und die Aschengrube dargestellt. Hieruͤber ist nichts Besonderes zu sagen, da hier nur Modificationen einiger der bekam ten Vorrichtungen zur Erzeugung des Dampfes vorkommen. In Verbindung mit dem Kessel, und gestuͤzt von einer 15 Zoll uͤber dem Boden erhobenen Mauer sind Dampfroͤhren horizontal und parallel mit der Laͤnge des Gebaͤudes eingelegt. Von den Hauptroͤhren laufen zu jeder Seite kleinere Nebenroͤhren weg, und fuͤhren in cylindrische Gehaͤuse, welche offene Pfannen einschließen. Der Dampf, welcher in den Hohlraum zwischen den Pfannen und ihren Gehaͤusen gelangt, wird, entweder verdichtet oder als Dampf, durch Roͤhren am Boden der Gehaͤuse in die Abzugscanaͤle fuͤr das schmuzige Wasser geleitet. An den Hauptroͤhren, an den Nebenroͤhren und an den Ausfuͤhrungsroͤhren sind Haͤhne angebracht, durch deren zwekmaͤßige Stellung das Wasser in den Pfannen auf jede zu dieser Arbeit noͤthige Temperatur gebracht und in derselben erhalten werden kann. Ungefaͤhr in gleicher Hoͤhe mit dem Fußboden, und parallel mit den Hauptroͤhren der Dampfleitung, sind die Roͤhren der Wasserleitung in das Mauerwerk eingelegt. Nebenroͤhren, die davon auslaufen, leiten von diesen, schief aufwaͤrts steigend, in kleine Cisternen, die sich in dem an die Pfannen anstoßenden Mauerwerke in gleicher Hoͤhe mit denselben befinden: Eine Cisterne kommt fuͤr jedes Paar Pfannen. Eine Nebenroͤhre leitet auch aus der Hauptroͤhre in die Cisterne, G, um den Kessel mit Wasser zu versehen. Die Hauptroͤhren muͤssen folglich immer so viel Wasser erhalten, daß dieses in den Cisternen immer auf der gehoͤrigen Hoͤhe stehen kann. In den Zeichnungen kommt jedoch hieruͤber nichts vor, außer in Figg. 14 und 15., wo ein Behaͤlter und eine regulirende Kugelklappe skizzirt ist. Die Pfannen sind kugelfoͤrmig, ungefaͤhr 15 Zoll im Durchmesser oben, und 13 Zoll am Boden, welcher flach ist. Ihre Tiefe betraͤgt, nach dem Maßstabe, 4 1/2 Zoll. Oben sind sie mit einem flachen hervorstehenden Rande versehen, der mit einem anderen oben auf den Gehaͤusen correspondirt, und wodurch beide zusammengefuͤgt sind. Die Gehaͤuse sind in das Mauerwerk eingelassen, so daß ihr Rand ungefaͤhr 2 Fuß hoͤher steht, als der Fußboden des Gebaͤudes. Wenn der Apparat in Thaͤtigkeit gesezt wird, wird der Dampf im Dampfkessel in gehoͤriger Staͤrke erzeugt, und in die Hauptroͤhren der Dampfleitung gelassen, Wasser aus den kleinen Cisternen in die Pfannen geschoͤpft, und der Dampf in die Gehaͤuse eingelassen. Sobald das Wasser den gehoͤrigen Grad von Hize in der Pfanne erreicht hat, werden 25–30 Cocons in dieselbe geworfen, und die Seide auf die gewoͤhnliche Weise abgewunden. Da die Pfannen immer wieder mit frischen Cocons versehen werden, so geht das Abwinden regelmaͤßig fort. Gleichfoͤrmige Temperatur und Verhuͤtung allen Rauches ist bei dem Abwinden unerlaͤßlich. Dampf scheint demnach und ist, wenn er gehoͤrig angewendet wird, eine große Verbesserung an der in Italien gewoͤhnlichen Abhaspelungsmethode.Wie gesagt, haben aber die Italiaͤner schon seit mehreren Jahren den Dampf bei ihren Filatorien angewendet. Diese Verbesserung gehoͤrt also den Italiaͤnern als Eigenthum an, nicht den Englaͤndern, die hier mit einer „Ilias post Homerum“ kommen. A. d. Ue. Ich zweifle auch nicht, daß dieses Verfahren besser seyn wird, als das in Indien gebraͤuchliche. Indem ich Hrn. Richardson's Anwendung des Dampfbades zu einem neuen Zweke allen Beifall gebe und wuͤnsche, muß ich mir doch erlauben zu sagen, daß, nach meiner Meinung, durch eine kleine Abaͤnderung in der Einrichtung einiges Brennmaterial erspart werden wuͤrde, und daß eine kleine Zugabe diesen Apparat auch noch zu einer anderen Arbeit brauchbar machen wuͤrde, die mit dem Abwinden der Seide von den Cocons in der innigsten Verbindung steht. 23 Threadneedle-Street, Mai 1. 1830. Ich bin etc. J. J. Zornlin, jun. P. S. Wenn die Ostindische Compagnie mehrere solche Filatorien wuͤnschte, so wird der hierzu noͤthige Apparat, wie auch Hr. Richardson bemerkt, in England weit wohlfeiler verfertigt werden koͤnnen, als in Indien. Er wird in England nicht sehr hoch zu stehen kommen, und die Zeichnungen reichen vollkommen hin, um nach denselben gehoͤrig arbeiten zu koͤnnen. J. J. Z.

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