Titel: | Düngerwagen, um den Dünger gehörig über ein Feld oder über eine Wiese auszustreuen. Von Hrn. Jak. Bowman, zu Beaufort in South-Carolina. |
Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXII., S. 273 |
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LXXII.
Duͤngerwagen, um den Duͤnger
gehoͤrig uͤber ein Feld oder uͤber eine Wiese auszustreuen. Von
Hrn. Jak. Bowman, zu
Beaufort in South-Carolina.
Aus dem Register of Arts. N. 32. S.
250.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Bowman's Duͤngerwagen.
Jeder Landwirth kennt die langweilige und zeitfressende Arbeit des
Duͤngerausbreitens: eine Arbeit, die nicht selten das Duͤngen zu
unterlassen noͤthigt, wenn man auch Duͤnger, aber keine Leute dazu
hat. Ueberdieß wird der Duͤnger, wenn er mit der Hand ausgebreitet wird,
gewoͤhnlich sehr unregelmaͤßig vertheilt, und die Folgen davon zeigen
sich nur zu oft deutlich genug im Verlaufe des Wachsthumes der Saaten. Diese
Nachtheile hat nun Hr. Bowman alle durch seinen
Duͤngerwagen vollkommen beseitigt: eine Erfindung, deren hohen Werth er zur
Genuͤge erwies, ehe er sich ein Patent darauf geben ließ; denn er hatte
urspruͤnglich nicht die entfernteste Idee ein Patent darauf zu nehmen: nur
der treffliche Erfolg der Anwendung derselben veranlaßte ihn spaͤter dazu.
Die Leichtigkeit, Schnelligkeit und Vollkommenheit, mit welcher diese Maschine
arbeitet, hat nicht bloß
die Bewunderung einer Menge denkender Landwirthe in seiner Nachbarschaft erregt, die
Hrn. Bowman mit derselben arbeiten sahen, sondern selbst
seine eigene Erwartung weit uͤbertroffen.
Die rohe Zeichnung in Fig. 4 und 5. wird hinreichen eine
deutliche Idee von diesem Wagen und von der Vorrichtung zu geben, mit welcher
derselbe den Duͤnger ausstreut. Fig. 1. zeigt den Kasten
oder die Truhe des Wagens von oben, im Vogelperspektive gesehen. Er ist von der
gewoͤhnlichen Groͤße eines Mistwagens. Seine Seiten stehen schief, so
daß sie mit dem Boden einen stumpfen Winkel bilden. Auf dem Boden in der
Naͤhe der hinteren Achse ist eine Oeffnung angebracht, A, die ungefaͤhr zwei Fuß lang und anderthalb Fuß breit ist.
Durch diese Oeffnung faͤllt nun der Duͤnger durch, wenn er durch die
Maschine, Fig.
5., ausgestreut wird, welche Figur das hintere Gestell des Wagens zeigt,
woran sie angebracht ist.
B ist eine Spindel oder Achse, die sich dreht, und
gewoͤhnlich vierekig ist. Sie laͤuft quer durch den Boden des Wagens
in einer kleinen Entfernung von der hinteren Achse. Diese Spindel hat zehn eiserne
oder hoͤlzerne Stifte oder Zapfen von solcher Laͤnge, daß sie die
Oeffnung A im Boden des Wagens eben ausreichen, nicht
aber die Raͤnder derselben beruͤhren. Man sieht sie bei C in Fig. 5. und auch in Fig. 4.
An einem Ende dieser Spindel oder Achse ist ein Zahnrad, D, welches von einem aͤhnlichen, aber groͤßeren, Rade, E*, getrieben wird, das auf
der Nabe eines der beiden Hinterraͤder angebracht ist. Man wird nun leicht
begreifen, daß, so wie der Wagen gefahren wird, die Achse, B, sich drehen und der Duͤnger durchfallen muß. Zu jeder Seite am
Gestelle des Wagens, in welchem die Achse laͤuft, sind ein Paar
Loͤcher zur Aufnahme von Keilen angebracht, mittelst welchen man die Achse
unbeweglich machen kann, bis man mit dem Wagen auf das Feld kommt, wo der
Duͤnger ausgestreut werden soll, und wo dann die Keile ausgeschlagen
werden.
Ein Arbeiter auf dem Wagen reicht hin, um den Duͤnger gegen das Fallloch in
demselben hinzuschaufeln, und die Pferde oder Ochsen zu lenken.Dieser Duͤngerwagen scheint uns eine der wohltaͤtigsten
Erfindungen unter den Akerbaugeraͤthen, die die neuere Zeit
aufzuweisen hat. Sie wird vorzuͤglich dort, wo man kurzen, gut
abgefaulten, trokenen Duͤnger hat; wo man mit Mergel duͤngt,
Gyps streut, Knochenmehl streut etc., von unendlichem Nuzen seyn: bei
langem, nassen Duͤnger wird sich jedoch, wie wir besorgen, diese
Oeffnung bald verlegen durch das Stroh, welches demselben nur zu oft noch in
langen Halmen beigemengt ist. Bei diesem kurzen Duͤnger ließe sich,
wie es scheint, weit bequemer als obige Keile, unter dem Loche A eine Fallthuͤre anbringen, und das
Raͤdchen, D, koͤnnte durch irgend
eine der vielen bekannten einfachen mechanischen Vorrichtungen in
und außer Umtrieb mit dem Rade E gebracht
werden. Diese Vorrichtung ließe sich auch zur Beschuͤttung der
Straßen mit feinem Schutte, wo man solchen hat, der Wege in großen
Gartenanlagen mit Sand, und zu manchem anderen Zweke verwenden. A. d.
Ue.Als wir vor neun Jahren mit einem guten Freunde nach Leipzig und Berlin
fuhren, bemerkte uns derselbe, daß unsere Wagenraͤder,
waͤhrend sie so gleichsam muͤßig sich um ihre Achsen drehen,
eine Menge kleiner mechanischer Arbeiten verrichten koͤnnten; so
koͤnnte man, meinte er, mittelst einer aͤhnlichen Vorrichtung,
wie jene die das Hodometer in Kutschen treibt, bei der exemplarischen
Langsamkeit, mit welcher die saͤchsischen Postillons fahren, in
seiner Postkutsche fuͤglich Kaffee machen lassen, damit man auf den
Stationen nicht so lang auf denselben warten duͤrfe; in Preußen
koͤnnte man den Tabak feiner schneiden lassen etc. Hr. Bowman hat, wie man sieht, die sarkastische Idee
unseres Freundes sehr schoͤn ausgefuͤhrt, und zu einem
hoͤchst wohlthaͤtigen Zweke verwendet. Moͤchten wir
bald diesen Duͤngerwagen auf unseren Feldern, und als
Beschuͤttungswagen auf unseren Straßen sehen. A. d. R.