Titel: | Verbesserungen und Zusäze an Schlössern und Schlüsseln, worauf Andr. Gottlieb, Schlosser in Jubilee Place, Mile End Road, Middlesex, sich am 1. Juni 1829 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXIII., S. 275 |
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LXXIII.
Verbesserungen und Zusaͤze an
Schloͤssern und Schluͤsseln, worauf Andr. Gottlieb, Schlosser in Jubilee Place, Mile End
Road, Middlesex, sich am 1. Juni 1829 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Junius 1830. G. 331.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.Wir haben von diesen Verbesserungen bereits Nachricht gegeben. Da sie aber hier
besser abgebildet sind, und das Patent in extenso
geliefert ist, so tragen wir sie noch ein Mal nach, obschon wir in Deutschland
vor Dieben mehr sicher sind, als man es in England nicht ist. Es sind zwar im
Repertory die Zahlen der Figuren und die Buchstaben alle falsch gestellt; indessen wird ein Schlosser von
Profession sich leicht herausfinden. Wir haben die Unrichtigkeiten so gelassen,
wie wir sie im Originale fanden, damit man uns nicht der Veranlassung neuer
Verwirrung beschuldigen kann. A. d. Ue.
Gottlieb, Verbesserungen an Schloͤssern und
Schluͤsseln.
Meine Verbesserung besteht in Anwendung und Befestigung eines Stuͤkes
Papieres, oder eines anderen eben so leicht zerreißbaren passenden Materiales, das
uͤber das Schluͤsselloch, wie ein Zettel, so herabhaͤngt, daß
man weder einen Schluͤssel noch ein anderes Instrument durch das
Schluͤsselloch zum Aufsperren einfuͤhren kann, ohne daß der
Aufsperrungsversuch dadurch entdekt wuͤrde. Sie ist in folgender Beschreibung
und durch folgende Abbildungen deutlich dargestellt.
Fig. 39.
zeigt meine Verbesserung von der Vorderseite, und stellt ein flaches,
laͤnglich vierekiges Gehaͤuse mit zwei
Schluͤsselloͤchern dar, welche mit dem Schluͤsselloche des
Schlosses correspondiren, an welchem es angebracht ist: das eine derselben ist in
der vorderen Platte oder in dem Dekel eingeschnitten, das andere in der hinteren.
eee sind drei Schrauben an der hinteren Seite
des Schlosses, mittelst welcher es uͤber dem Schluͤsselloche des
Schlosses festgeschraubt wird. Diese Schrauben schrauben sich in einigen
Faͤllen unmittelbar in das Schloß ein, z. V. in ein Vorhaͤngeschloß; zuweilen
nur in das Holz außer dem Schlosse, wie z.B. bei einem Thuͤrschlosse, wo mein
Gehaͤuse durch das Holz in das Schloß eingeschraubt wird. Genau uͤber
dem Schluͤsselloche, H, ist ein Tummler, auf
welchen die Feder, G, wirkt, die sich um den Zapfen J dreht. Er ist mit einem Knopfe, F, versehen, auf welchen ein Aufsaz am Schenkel des Schluͤssels
wirkt, wie weiter unten erklaͤrt werden soll. Der Tummler H greift in einen Federsperrkegel, ii, ein, welcher den Dekel des Gehaͤuses so
lang niederhaͤlt, bis, durch das Umdrehen des Schluͤssels, der Aufsaz
an dem Schenket desselben gegen den Knopf, F, wirkt, den
Tummler aus dem Sperrkegel treibt, und die Feder, r, den
Dekel in die Hoͤhe wirft, der sich um ein Gewinde bei S dreht, und woran die Feder, r, und der
Federsperrkegel, ii, angebracht sind. Die Theile
FGHJ koͤnnen als das innere Werk des
Gehaͤuses betrachtet werden, und sind mit einer duͤnnen Platte bedekt,
in welcher gleichfalls ein Schluͤsselloch eingeschnitten ist. Diese
duͤnne Platte wird mittelst der Schrauben, ggg, auf drei Metallstuͤke niedergeschraubt, die von der
Ruͤkseite des Gehaͤuses zur Stuͤze derselben emporsteigen. Auf
diese duͤnne Platte lege ich ein Stuͤk Papier, das so breit ist, als
dieselbe, und so lang, als die punktirten Linien, L,
sich erstreken. Diese Linien stellen eine kleine Leiste dar, welche das Papier
hindert sich herabzuschieben, und das freie Spiel des Federsperrkegels zu
erschweren. Wenn nun dieses Stuͤk Papier uͤber die duͤnne
Platte gelegt, der Dekel auf dasselbe niedergelassen, und das Gehaͤuse
uͤber das Schluͤsselloch irgend eines Schlosses aufgeschraubt wird; so
ist es offenbar, daß kein Schluͤssel und kein Instrument zum Aufsperren des
Schlosses durch das Schluͤsselloch eingefuͤhrt werden kann, ohne daß
das Papier durchloͤchert wird. Der Versuch ist also mit einem Male entdekt.
Dieses Papier kann noch uͤberdieß mit sogenannten Zarten „(wie bei
Reisepaͤssen)“ aus einem Controllbuche ausgeschnitten werden,
und kann auf irgend eine Art nach dem Dienste des Schlosses uͤberschrieben
werden, so daß man dadurch noch mehr Sicherheit erhaͤlt. Fig. 40. ist ein
Durchschnitt des Gehaͤuses von A nach B. In Fig. 39. sind die
Stuͤke, welche die duͤnne Platte stuͤzen, weggelassen, um alle
Verwirrung in der Zeichnung zu vermeiden. In dieser Figur ist der Dekel, als auf das
Papier niedergelassen, dargestellt, welches ich den Zettel nenne, und welches in der
Figur durch die rothe Linie, D, ausgedruͤkt ist.
i ist der Sperrkegel des Dekels, durch welchen
lezterer mittelst des Tummlers F, welcher in denselben
eingreift, und auf welchen die Feder auf dem Ruͤken einwirkt, niedergehalten
wird. Die Biegung dieser Feder macht, daß der Tummler sich zuruͤk bewegt,
wenn der Sperrkegel, i, dagegen angedruͤkt wird,
und wieder zur Haltung des Sperriegels zuruͤk tritt, denn er daruͤber
hinaus gedruͤkt wurde. PP sind zwei jener
vier kleinen Stifte
oder Spizen, die in den Dekel des Gehaͤuses eingenietet sind, und in kleine
Stiefel laufen, die zu ihrer Aufnahme in der duͤnnen Platte, auf welcher das
Papier liegt, ausgeschnitten sind. Der Zwek derselben ist, das Papier auf diesen
Punkten zu durchstechen, daselbst fest zu halten, und jede Moͤglichkeit zu
hindern, daß es auf die Seite geschoben oder weggenommen werden koͤnnte, um
das Schloß unentdekt zu oͤffnen. Fig. 41. ist ein
Querdurchschnitt des Gehaͤuses von C nach D in Fig. 39. B ist der niedergelassene Dekel. i ist der Sperrkegel desselben, unter dem Tummler F gesichert. G die Stahlfeder auf dem
Ruͤken des Tummlers, L ist der Haͤlter des
Sperrkegels. PP sind die vier Stifte, welche die
Wegnahme des Papieres, D, verhindern sollen. N ist die duͤnne Platte, welche das Werk bedekt.
T ist eines der Metallstuͤke, auf welchen die
Platte, N, befestigt ist. Q
ist ein Fallschieber aus Messing uͤber dem Schluͤsselloche des Dekels
B.
Fig. 42.
zeigt einen meiner verbesserten Schluͤssel mit dem metallnen Aufsaze, V, auf seinem Schenkel, so daß er zwischen der
Ruͤkseite des Gehaͤuses O und der
duͤnnen Platte N wirken kann, wenn der
Schluͤssel im Schlosse stekt. Dieser Aufsaz V ist
von hinlaͤnglicher Laͤnge, um, wenn der Schluͤssel gedreht
wird, den Tummler F zu beruͤhren, und ihn von dem
Haͤlter des Sperrkegels, L, wegzutreiben, dadurch
den Dekel N frei zu machen, welcher in Folge der Feder
M,
Fig. 38.,
dann alsogleich auffliegt. Fig. 43. zeigt das
Gehaͤuse mit dem Dekel offen, und ein Papier in demselben. Es lassen sich
uͤbrigens viele Abaͤnderungen in der Vorrichtung treffen, das Papier
uͤber das Schluͤsselloch zu spannen; ich nehme indessen alle
Vorrichtungen, durch welche dieses, und zwar so geschehen kann, daß man mit dem zu
dem Schlosse gehoͤrigen Schluͤssel das Schloß oͤffnen kann,
ohne das Papier herauszunehmen, als mein Patent-Recht in Anspruch etc.