Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XXII., S. 70 |
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XXII.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgaben der Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem
fuͤr 1831, 32.
1) Welche verschiedene Weisen den Zuker zu raffiniren kennt man bisher? In wiefern
kann man sich das, was bei denselben geschieht, durch die Chemie erklaͤren?
Laͤßt sich nach den heutigen oder nach erweiterten chemischen Kenntnissen
erklaͤren, welche von diesen Raffinirungsmethoden die beste, die
vortheilhafteste ist? Man wuͤnscht auch eine Beschreibung und Pruͤfung
der verschiedenen Verfahrungsweisen, die man bisher angewendet hat, um das Sieden
des Syrupes auf eine wohlfeile Weise zu beschleunigen, ohne daß der Syrup an den
Wanden des Kessels haͤngen bleibt.
2) Woraus bestehen die Pyrophore? Worin liegt die wahre Ursache der
ploͤzlichen Selbstentzuͤndung, welche Statt hat, wenn diese Stoffe der
Luft ausgesezt sind? Kann die Loͤsung dieser Frage erklaͤren, warum
einige andere Koͤrper sich von selbst, ohne von anderen brennenden
Koͤrpern beruͤhrt worden zu seyn, entzuͤnden? Lassen sich
hieraus Regeln zur Verhuͤtung der Selbstentzuͤndung ableiten?
Die Aufloͤsung dieser Fragen muß vor dem 1. Januar 1831 eingesendet
werden.
Bis zum 1. Januar 1832 muß die Beantwortung der Frage eingesendet werden:
Worin besteht der Unterschied zwischen dem indischen, unter dem Namen Wootz bekannten, Stahle und den uͤbrigen
Stahlarten? In wiefern ist es gelungen, diesen Stahl nachzuahmen? Welche Versuche
wurden bisher mit Erfolg angestellt, um den Stahl zu vervollkommnen? Da man sich in
dieser Hinsicht des Chrom's bediente, und dieses Metall zeither wohlfeiler geworden
ist, worin bestehen die Vorzuͤge des mit Chrom verfertigten Stahles? Welchen
einzelnen Gebrauch kann man von den verschiedenen Stahlsorten mit besonderem Nuzen
machen?
Die Abhandlungen koͤnnen in hollaͤndischer, franzoͤsischer,
englischer, lateinischer oder deutscher Sprache abgefaßt seyn, und muͤssen
unter den bei Preisfragen gewoͤhnlichen Formen an Hrn. van Marum, bestaͤndigen Secretaͤr der Gesellschaft
eingesendet werden.
Der Preis ist eine goldene Medaille von 150 Gulden. Fuͤr das Accessit wird
eben so viel in Silber bezahlt.
Preisaufgabe uͤber Sumpfluft.
Das k. k. Istituto di scienze lettere ed arti schrieb am
22. Julius l. J. einen Preis von 1500 lire italiane
fuͤr die beste Beantwortung folgender Fragen aus:
„In Erwaͤgung der allgemeinen Meinung, daß die starke
Bewaͤsserung der Reißfelder und Wiesen in der unteren Lombardei der
Gesundheit nachtheilig seyn soll; soll nach erwiesenen physischen und chemischen
Grundsaͤzen eroͤrtert werden:
1) ob diese Nachtheile von der Luft, vom Trinkwasser, oder von beiden zugleich
herruͤhren?
2) ob das Trinkwasser durch Einsikerung des Bewaͤsserungswassers verdorben
wird, das uͤber der Oberflaͤche des Bodens angehaͤuft wird?
3) durch welche schaͤdliche Stoffe dieses Bewaͤsserungswasser von dem
gesunden Wasser abweicht, und welche Ursachen dasselbe vorzuͤglich
verderben?
4) welche chemische Grundstoffe die Luft verderben, und wie hoch dieselben in der
Atmosphaͤre aufsteigen?
Die Abhandlungen koͤnnen in italiaͤnischer, lateinischer, deutscher
oder franzoͤsischer Sprache abgefaßt seyn, und muͤssen vor Verlauf des
Jahres 1831, an den Segretario dell' J. R. Istituto di
Scienze, Lettere ed Arti in Milano unter den
bei Preisschriften gewoͤhnlichen Formalitaͤten eingesendet werden.
Bemerkungen uͤber den Plan der
„Actiengesellschaft zur Befoͤrderung der Leinwandfabrikation in
Bayern.“
Wir finden bei mehreren Zeitschriften Bayerns ein Blatt, (einen ganzen Bogen!)
beigelegt, in welchem ein Plan zur Errichtung einer Actiengesellschaft zur
Befoͤrderung der Leinwandproduction in Bayern abgedrukt ist.
So sehr die Industrie von den Zeiten an, als die ersten Jesuiten nach Bayern gerufen
wurden,Man sehe des sel. katholischen Pfarrers in Bayern
A. v. Bucher: Die Jesuiten in Bayern, vor und
nach ihrer Aufhebung. 8. Muͤnchen 1819. bei Fleischmann. bis auf den heutigen Tag mißhandelt wurde, so ist uns doch noch bis zur
Stunde kein Aktenstuͤk zugekommen, welches den gaͤnzlichen Mangel an
Kenntnissen der ersten Elemente, auf welchen Industrie und Handel uͤberhaupt,
und Leinwandfabrikation und Handel ins Besondere beruht, so sehr beurkundet
haͤtte, wie dieser Plan.
Mit 2000 Actien, jede zu 100 fl., oder vielmehr vorerst mit 1000 Actien, also 100,000
fl., will man in Bayern Leinwandfabrikation und Handel beleben! Hat Jemand jemals
groͤßeren Unsinn ausgesprochen? – Was wird das Ausland von Bayern
denken, wenn dieses unselige Blatt jemals uͤber Bayerns Graͤnze kommen
sollte! Wenn das Ausland die Schmach lesen sollte, die den bayerischen Fabrikanten
und Webern in diesem Bogen durchaus oͤffentlich vor ganz Europa angethan
wird, da es in demselben heißt:
„die bayerische Leinwand besteht groͤßten Theils aus grober Waare,
weil
1) der Fabrikant nur sehr kleine Capitalien
besizt;
2) weil es den Producenten an Intelligenz mangelt!!
–
3) weil die Weber so arm sind, daß sie nicht einmal gute
Weberblaͤtter sich anzuschaffen vermoͤgen!“
–
Der bayerische Weber wird also als bettelarm, als Vieh,
(Mangel an Intelligenz!!!) der bayerische Leinwandfabrikant aber als armer Schluker
vor den Augen Deutschlands hingestellt. Und diesen Maͤngeln soll mit einem
Capitaͤlchen von 100,000 fl. abgeholfen werden, wovon schon 20,000 fl.
fuͤr eine kraͤnkelnde Musteranstalt abgehen.
Wissen die Herren, die einen so unsinnigen Vorschlag machten, nicht, daß Bayern viele
Leinwandfabrikanten hat, von denen mehrere einzelne mehr als 100,000 fl. in ihren
Fabriken und Handel haben, und eben so gut als der bettelarme intelligenzlose dumme
Weber durch Bayerns Handelsverrein mit Laͤndern, in welchen die
Leinwandfabrikation seit Jahrhunderten in dem bluͤhendsten Zustande war und
ist, mit Westphalen und Schlesien so gut wie zu Grunde gerichtet sind, und welche,
was Intelligenz betrifft, vielleicht schon laͤngst wissen, was die wohlweise
Direction in futuribus erst mit dem Gelde der
Actionaͤre lernen muͤßte? – Koͤnnen sie so unwissend,
seyn nicht zu wissen, daß wenn heute ein Millionaͤr in Bayern so thoͤricht seyn wuͤrde, in
seinem Vaterlande ein großes Leinwands-Handlungs- und
Fabrikations-Unternehmen zu errichten, er bei der Concurrenz mit so vielen
anderen Millionaͤren, die mehr denn eine Million auf ihren Etablissementen in
Schlesien und Westphalen liegen haben, und mit einem Zinsfuße von 3 bis 4 p. C. wohl
zufrieden sind, und jezt gleiche Rechte in Bayern mit dem bayerischen Buͤrger
besizen, nothwendig zu Grunde gehen muͤßte? – Sind diese Herren so
unwissend, jezt noch von Erhebung der alten Leinwand-Industrie
traͤumen zu wollen, nachdem selbst jene Schlesiens taͤglich sich
mindert, weil die groͤßten ehevorigen Kaͤufer, England seit einem
Seculum, und Frankreich seit 30 Jahren darin emporstiegen und nun selbst erzeugen,
was sie sonst den Deutschen abkauften? – Wissen sie nicht daß Nordamerika,
besonders Pennsylvanien, jezt die vortrefflichste Leinwand in Massen erzeugt?
– Haben die großen Polytechniker, die wir unterzeichnet finden, die Nummern 5
und 10 ihres Blattes, Jahrg. 1830 selbst nicht gelesen und dort gefunden, daß es 1)
in Bayern schon Fabrikanten gibt, welche auch feine
Leinwand produciren, und alles schon laͤngst leisteten, was die
Großmoͤgenden jezt mit 100,000 patriotischen Gulden leisten wollen und 2) daß
Frankreich auch seine Damaste nun selbst zu machen anfaͤngt? Wissen sie
nicht, daß deßwegen 1825 der franzoͤsische Zoll auf fremde Damaste von 165
frs. auf 570 frs. (mit Einschluß der Decime) erhoben ward, so daß selbst Sachsen und
Schlesien nun wieder um eine bedeutende Absazquelle gebracht sind? – Wenn sie ihre
Blaͤtter gelesen haͤtten, wuͤrden sie sich nicht vor aller Welt
so schimpflich prostituirt und selbst widersprochen haben. Oder wollen sie etwa
wieder bayerische Leinen nach Italien verkaufen, wo Oesterreich, nachdem es durch
sein segenreiches, vom großen Joseph begonnenes Prohibitivsystem seine
boͤhmischen, maͤhrischen, gallizischen Leinen auf den hoͤchsten
Punkt der Vollkommenheit und der Billigkeit gebracht hat, nun jeder fremden
Concurrenz, selbst bei zollfreier Einfuhr Hohn bieten kann? – Wollen sie mit
Boͤhmen concurriren, wo der Weber Taglohn 6 und 8 kr. betraͤgt?
– Dieß alles koͤnnen sie nicht wollen, wenn sie es wissen, sondern sie
wollen nur einer Fabrik in Muͤnchen, die schon laͤngst gegen alle
unguͤnstigen Verhaͤltnisse kaͤmpfte und nun durch den
preußischen Handelsverein vielleicht vollends den Todesstoß erhielt, aufhelfen,
durch einen Plan, der am wenigsten absurd genannt werden kann, da wir
unmoͤglich den Unterzeichnern mehr und Schlimmeres als Unwissenheit in der
Sache zutrauen wollen, der eine Stadt zum Wohnsiz erwaͤhlt, die zu Industrie
im Allgemeinen so wenig tauglich ist, als der Papst zu einem Lehrer der
Freigeisterei, und in deren Umkreis auf 25 Stunden es weder Flachsbau noch Spinner
und Weber in der noͤthigen Quantitaͤt und Qualitaͤt gibt,
– durch einen Plan, der den Gewinn vertheilt, ohne erst die
Moͤglichkeit desselben nur plausibel erwiesen zu haben, der von den Preisen
der verschiedenen deutschen Leinen, im Vergleich zu den bayerischen, jenen des
Flachses, des Spinner- und Weberlohnes, der Frachten etc. kein Wort
erwaͤhnt? –
Wir muͤssen nun aber aufhoͤren, obschon wir noch gar viele
Laͤcherlichkeiten des Planes aufzahlen und beweisen koͤnnten, was uns
aber zu weit fuͤhren wuͤrde, da um ein Wort des Unsinns zu widerlegen,
man immer wenigstens zwanzig andere brauchte; diese Zeilen aber glaubten wir der
Ehre unsers so tief verhoͤhnten Vaterlandes schuldig zu seyn, damit das
Ausland nicht glaube, es lebe Niemand in Bayern, der so unwissend und so
gefuͤhllos fuͤr die Wuͤrde und das Wohl seines Vaterlandes seyn
koͤnnte, bei einem so muthwillig und oͤffentlich an demselben
begangenen Frevel, wie dieser Plan zu einer Leinwandgesellschaft gaͤnzlich
still zu schweigen. Es fehlt uns in Bayern nicht so sehr an Intelligenz, als die
Herren so unuͤberlegt aussprachen. Wir wissen nur zu gut, was uns fehlt und
wo es Andern fehlt, und werden es nie zugeben, daß man Uns, nachdem man Uns vorerst
zu Boden getreten hat, noch als Lumpen, Bettler und Leute ohne Intelligenz vor ganz
Deutschland herabwuͤrdigt, diesen Schimpf koͤnnen und duͤrfen
wir nicht ertragen, da, wenn wir keine Bayern mehr seyn sollen, wir doch noch
Deutsche bleiben wollen, wozu wir das Recht gewiß haben. Bayern, die ihr allgemeines
und specielles Vaterland lieben und 100 fl. leicht entbehren koͤnnten, werden
sie lieber dem naͤchsten Spital schenken, als sie fuͤr baaren Unsinn
und zur Schande ihres Vaterlandes wegwerfen.Gruͤndliche Gegenbemerkungen wird die
Redaction dieses Journales gerne aufnehmen.
Ein Bayer.
Ausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Explosionen an
Dampfmaschinen.
Es bildete sich jezt am Franklin-Institute zu
Philadelphia ein Ausschuß zur Untersuchung der Ursachen des Springens der
Dampfkessel, welcher aus sehr achtenswerthen Maͤnnern besteht. Dieser
Ausschuß ladet alle diejenigen, welche uͤber einen solchen Unfall genaue
Kenntniß besizen, ein, demselben hieruͤber ausfuͤhrliche Nachricht zu,
ertheilen. (Mech. Mag. N. 369. 4. Sept. S. 14.)
Proben auf der Liverpool-Eisenbahn.
Ende Augusts wurden neue Probefahrten auf dieser merkwuͤrdigen Bahn
angestellt. Der Phoenix (Dampfwagen) zog 4 Wagen mit 100
Personen. Der Rocket drei Wagen mit 75 Personen. Der Arrow drei Wagen mit 60 Personen. Man fuhr im
Durchschnitte mit einer Schnelligkeit von 24 engl. (6 deutschen) Meilen in Einer Stunde; zuweilen mit einer Geschwindigkeit von 30
engl. (7 1/2 deutschen) Meilen in Einer Stunde. Es trug sich nicht der mindeste Unfall zu. Unter den
Passagieren war Lord und Lady Elgin, Lord und Lady Belgrave etc. (Liverpool Times.
Galignani. 4826.)
Reibungsraͤder oder Walzen, keine neuere
Erfindung.
Dr.Jones bemerkt im Franklin
Journal (Mech. Mag. N. 365., 7. August 1830. S.
392.), daß Reibungsraͤder keine neue Erfindung sind, und schon inder Mitte
des 17ten Jahrhundertes von Casatus, Sturmius und Wolfius gebraucht wurden, und daß Sully dieselben im J. 1716 an Uhren, Mondran im
J. 1726 an Krahnen anwendete. Im IV. Bd. der „Machines approuvées par l'Academie roy.“ findet sich
eine Abbildung dieses Krahnes.
Ueber die zwekmaͤßigste Form der Zaͤhne an
Raͤderwerken
hat sich schon seit laͤngerer Zeit wieder Streit unter
den englischen Mechanikern erhoben, die sich, einige Zeit uͤber, mit der
Epicykloide, als der besten Form, begnuͤgten. Es ist sehr zu bedauern, daß
die besten Schriftsteller in der Mechanik diesen wichtigen Gegenstand zu sehr
vernachlaͤssigten, und daß man so zu sagen nur polemische Fragmente
hieruͤber im Mech. Mag. besizt, aus welchen
nichts Ganzes hervorgeht. Ein Hr. S. Y. schlug im Mech.
Mag. (in laufendem Bande S. 283.) die Involute
vor, und ihm stimmt jezt ein Hr. R. C. ebendaselbst, N. 367. S. 431. aus dem Grunde bei, weil 1) ein Rad mit
epicykloidalen Zaͤhnen nur Triebstoͤke von einer und derselben Form
und Groͤße gleichfoͤrmig treiben kann; 2) die Gleichfoͤrmigkeit
bei epicykloidalen Zaͤhnen aufhoͤrt, wenn der Abstand der Mittelpunkte
nur im Mindesten veraͤndert wird: Beides hat bei Zaͤhnen in der Form
einer Involute nicht Statt; 3) endlich, weil Involuten leichter zu zeichnen sind,
als Epicykloiden. Es waͤre doch der Muͤhe werth, daß irgend ein
deutscher gruͤndlicher Mathematiker diesen wichtigen Gegenstand so zu sagen
ab ovo reassumirte, und durch Versuche und Theorie
seinen lieben Landsleuten die beste Form der Zaͤhne an einem
Raͤderwerke mittheilte. Vorgearbeitet hierzu ist in neueren Zeiten von den
Englaͤndern (vergl. Polyt. Journal) vieles
geworden, und jeder Band des Mech. Mag. enthaͤlt
einige, leider nur immer fragmentarische und polemische Beitraͤge zu einer
gruͤndlicheren Entwikelung dieses hochwichtigen Gegenstandes, als wir bisher
noch nicht besizen.
Ueber Schlaͤuche an Feuersprizen
theilt Hr. Baddeley eine kleine
Notiz im Mech. Mag. N. 365. 7. Aug. S. 394. mit, welche
die aͤlteren und gewoͤhnlichen Verfertigungsweisen derselben sammt
ihren Maͤngeln angibt: sie sind naͤmlich selten luftdicht. Er
empfiehlt mit Recht Hancock's Saugschlaͤuche aus
Kautschuk. Fuͤr kleinere Feuersprizen empfiehlt er Schlaͤuche aus
starkem Canevaß mit folgendem Ueberzuge, den Hr. Anderson
an d. k. Werfte zu Portsmouth im XXVI. Bd. der Trans. of the
Society of Arts. S. 135. beschrieben hat. Man reibt 95 Pfd. engl. Ocher mit
gekochtem Leinoͤhle ab, sezt 16 Pfd. schwarzen Anstrich (black paint) zu, und mengt diese Mischung mit Einem Pfd.
Seife in 6 Pinten Wasser am Feuer aufgeloͤst noch waͤhrend diese
Aufloͤsung heiß ist. Diese Mischung wird dann auf den trokenen Canevaß so
steif als moͤglich mittelst eines Pinsels so aufgetragen, daß die
Oberflaͤche vollkommen glatt wird. Am folgenden oder noch besser am dritten
Tage traͤgt man eine zweite Lage dieser Composition, aber ohne Seife, auf,
und nachdem diese vollkommen troken geworden ist, uͤberzieht man am folgenden
oder dritten Tage den Canevaß mit dem schwarzen Anstriche auf die
gewoͤhnliche Weise. Ein solcher Canevaß ist biegsam, wasserdicht und
dauerhaft, und der Anstrich schaͤlt sich nicht ab, wenn anders der Schlauch
nicht stark genug gebogen wird.
Einfache Sicherung gegen Feuersbruͤnste.
Ein alter Englaͤnder bemerkt im Mech. Mag. N. 368.
28. August 1830. sehr richtig, daß, wenn man in dem ersten Augenblike, wo man Feuer
in einer Wohnung entdekte, ein paar Kufen Wasser bei der Hand gehabt haͤtte,
Taufende hoͤchst verderblicher Feuersbruͤnste vermieden und im ersten
Augenblike geloͤscht worden waͤren. Er erwaͤhnt der
Faͤlle, die er erlebte, in welchen Haͤuser und Straßen auf diese Weise gerettet wurden,
und empfiehlt daher jedem Hausvater, dafuͤr zu sorgen, daß stets einige Kufen
mit Wasser in der Kuͤche vorraͤthig sind, zumal des Nachts. Dieser
Rath darf wohl auch in Deutschland fuͤr deutsche Hausvaͤter und
Hausmuͤtter wiederholt werden.
Wurfspieße und Wurfstaͤbe.
Das Mech. Mag. theilt in N.
367. S. 430. folgende Notiz eines englischen Officieres uͤber die Ballistik
der Neuhollaͤnder mit.
„Die sogenannten Wilden in Neu-Suͤdwallis besizen die Kunst,
einen flachen gekruͤmmten Stok aus sehr schwerem Holze, der beinahe die
Form eines Halbmondes hat, so kraͤftig und so geschikt zu werfen, daß sie
sicher jeden Mann, der ihnen auf 60 oder 80 Yards (30 bis 40 Klafter) weit
gegenuͤbersteht, treffen, und ihm den Schenkel damit entzwei schlagen.
Das Sonderbare bei diesem Wurfgeschuͤze ist aber noch dieses, daß sie
dasselbe 100 Yards (50 Klafter) und daruͤber in die Luft so in die
Hoͤhe werfen koͤnnen, daß es wieder, ohne allen Schaden, der es
warf,Etwas Aehnliches koͤnnen auch die Neuhollaͤnder in Europa,
die Goralen in Galicien, die, Dank der Erziehungskunst der polnischen
Jesuiten, noch heute zu Tage dort stehen, wo die Neuhollaͤnder
jezt sind. Diese Goralen wissen ihre Aexte mit solcher Geschiklichkeit
in die Luft zu werfen und zu fangen, daß sie sogar, waͤhrend sie
bei ihren Taͤnzen sich mit ihren Liebchen im Kreise drehen, sich
dieses Spiel erlauben, und unter den uͤber ihren Koͤpfen
in der Luft fliegenden Aexten unbekuͤmmert fort tanzen; jeder
haͤlt mit einer Hand sein Maͤdchen fest und faͤngt
mit der anderen seine Art wieder. Die oͤsterreichische Regierung
hat diese gefahrvollen Taͤnze weislich abgeschafft.A. d. Ue. oder auch 20 bis 30 Yards (10 bis 15 Klafter) von ihm weg zu Boden
faͤllt. Eines aͤhnlichen Stokes bedienen sich auch die Kolarihs, suͤdlich von Tritschinopoly; sie
werfen denselben jedoch nur gerade vor sich hin, und verstehen die Kunst nicht
ihn so zu werfen, daß er wieder zu ihnen zuruͤkfliegt. Als
Capitaͤn Cook in Botany-Bay den Bomarany sah (obigen Halbmond), hielt er ihn
fuͤr ein hoͤlzernes Schwert, und hielt aus diesem Grunde die
Einwohner von New-South-Wales fuͤr Abkoͤmmlinge der
Malayen, deren Schwert dem Bomarany aͤhnlich ist. Die
Neuhollaͤnder bedienen sich auch einer Methode ihre Speere zu werfen, die
besser ist, als jede andere, von welcher ich noch gehoͤrt oder gelesen
habe. Ihre Speere sind gewoͤhnlich 5 bis 8 Fuß lang; sie werfen dieselben
mittelst eines kleinen Stokes, den sie Womora nennen,
und der ungefaͤhr 3 Fuß lang und an der Spize hakenfoͤrmig
gekruͤmmt ist. Auf diesem Womora ruht das hintere Ende des Speeres, und
wirkt als Schlaͤuder oder Hebel. Mittelst desselben werfen sie den Speer
120 Yards (60 Klafter) weit, waͤhrend sie mit der Hand allein ihn nur 25
Klafter weit zu werfen vermoͤgen.
Neue amerikanische Spinnvorrichtung.
Diese neue Vorrichtung, die in N. Amerika vieles Aussehen erregt, weil sie
aͤußerst feines Garn ohne Gefahr zu reißen spinnt, besteht aus einer
feststehenden Spindel, an deren oberem Ende ein fein polirter Ring haͤngt,
der die Stelle der Fliege vertritt. Die Spule wird aͤußerst schnell gedreht,
und spinnt oder dreht so den Faden, wie er aus den Zugwalzen kommt. Die leichte
Reibung des Fadens, waͤhrend er um den feststehenden polirten Reif
laͤuft, zugleich mit dem Widerstande der Luft haͤlt ihn so auf, daß er
sich gehoͤrig auf die Spule aufwindet. (New York
Paper. Galignani. N. 4813.) (Diese Nachricht ist hoͤchst
undeutlich.)
Erfindung der Stereotypen.
Das Edinburgh New Philosophical Journal gibt im April – Julius-Bande S. 193. folgende Notiz uͤber die Erfindung der
Stereotypen: „Die Ehre dieser wichtigen Erfindung wird
gegenwaͤrtig, und wie es scheint mit Recht, von den Hollaͤndern in
Anspruch genommen. Baron Van Westreemen Van Tiellandt
hat, aufgemuntert von der Regierung, sehr thaͤtig Untersuchungen
uͤber diesen Gegenstand angestekt, und von den Buchhaͤndlern Luchtmans zu Leyden eine Stereotypform einer Bibel in 4to erhalten,
von welcher bis zum J. 1711 Abdruͤke gemacht wurden. Zu Haarlem versahen
ihn die Buchhaͤndler Enschede mit einer
anderen Stereotypform einer hollaͤndischen Bibel aus den ersten Jahren
des 18ten Jahrhundertes. Dieß waren demnach zwei kraͤftige Beweise, daß
man in Holland mit Stereotypen drukte, ehe man in Frankreich an Stereotypen
dachte. Es ist bekannt, daß es in einer Anmerkung zu N. 1316. des Kataloges von Alexander Barbier (einer aus den Papieren von Prosper Marchand entlehnten Anmerkung, heißt: „Joh. Muͤller, Pfarrer an einer deutschen Kirche zu Leyden,
hat ungefaͤhr im J. 1701 eine neue Methode zu druken erfunden, die
dem gegenwaͤrtigen Stereotypdruke aͤhnlich ist.“
Die Methode Joh. Muͤller's bestand darin, daß
er die Lettern auf die gewoͤhnliche Weise sezen ließ, den Saz sehr genau
corrigirte, die Columnen in einem eisernen Gestelle sehr fest zusammenband, dann
den Saz umkehrte, und die Lettern mit Metall zusammenloͤthete, oder, noch
besser, mit einem Kitte. Der erste Versuch nach dieser Methode ward mit einem
kleinen Gebetbuche angestellt, das den Titel fuͤhrt: Gebeede Bookjen van J.
Haverman, 1701e von J. Muͤller dem
Sohne des Erfinders. Diese Methode zu druken verpflanzte sich spaͤter
nach Halle. In einem Briefe vom 28. Juni des Jahres 1709 erklaͤrt J.
Muͤller, daß er auf diese Weise ein syrisches neues
Testament mit einem Woͤrterbuche drukte. Ferrusac.“ Hierzu schreibt nun Hr. Jameson folgende Anmerkung:
„Im Junius 1801 schrieben die HHrn. Luchtmans
folgenden Brief an Hrn. Renouard zu Paris, welcher
von Hrn. Camus in seiner Geschichte des
Stereotypdrukes bekannt gemacht wurde: „Wir haben Ihnen einen Abdruk
unserer Stereotypbibel gesendet, welchen wir uns die Freiheit nehmen Ihnen
als ein in der Geschichte der Kunst wahrhaft merkwuͤrdiges Werk
darzubieten. Alle Platten desselben sind gegenwaͤrtig in unserem
Besize, und obschon viele tausend Abdruke von denselben gemacht wurden,
befinden sie sich doch noch in einem sehr guten Stande. Sie wurden dadurch
gebildet, daß man die unteren Absaͤze der gewoͤhnlichen
Lettern mit irgend einer schmelzbaren Substanz ungefaͤhr in der Dike
von drei Buͤchern Schreibpapier zusammenloͤthete. Ein
Kuͤnstler, Namens van der Mey, verfertigte
diese Platten auf Kosten unseres Großvaters, des Buchhaͤndlers Samuel
Luchtmans, im Anfange des vorigen
Jahrhundertes. Derselbe Kuͤnstler verfertigte zu derselben Zeit und
auf dieselbe Weise fuͤr unseren Großvater auch eine
hollaͤndische Bibel in Folio: die Platten zu derselben besizen
gegenwaͤrtig die Buchhaͤndler Eleve; spaͤter verfertigte er ein griechisches neues Testament in Perlschrift und 24°, wovon
wir die Platten noch gegenwaͤrtig besizen. Das lezte Werk, welches
dieser Kuͤnstler auf diese Weise ausfuͤhrte, war das Novum Testamentum syriacum et Lexicon Syriacum
von Schauff, 2 Baͤnde in 4to: ein
allgemein bekanntes Werk. Die Platten von diesem lezten Werke wurden
zerstoͤrt. Dieß sind, so viel ich weiß, alle Beispiele von Versuchen dieser Art, die man in Holland
gemacht hat.“ – Die hier beschriebene Weise der
Verfertigung von Stereotypen, „die unteren Absaͤze der Lettern
durch irgend eine geschmolzene Masse zusammenzuloͤthen,“
ist von der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen sehr verschieden. Man
gießt einen Gypsmodel von einer Columne ab, die mit gewoͤhnlichen Lettern
abgesezt wurde, und gießt aus dieser eine duͤnne Platte aus Letternmasse
ab, die folglich das Fac-simile der Columne
ist, und zieht diese Platte hierauf auf einen hoͤlzernen Blok von einer
fuͤr die Presse gehoͤrig bemessenen Dike auf. Es laͤßt sich
nicht mit Bestimmtheit sagen, von wem diese Methode zuerst versucht wurde.Daß „diese Methode“ nicht die beste ist, nach
welcher man Stereotypen verfertigt, wird ein Mann, der unter die besten
Typographen Deutschlands schon in dem 9ten Decennium des vorigen
Jahrhundertes gehoͤrte, Hr. Strauß zu
Wien, beurkunden koͤnnen, der damals, als die Stereotypen noch
neu waren, in der Alberti'schen, spaͤter Degen'schen Buchdrukerei
zu Wien an der Wien Versuche in dieser Methode mit einem damals noch
jungen Manne anstellte, an welchen er sich vielleicht kaum mehr erinnern
wird. Die Versuche mistlangen nach dieser Methode, und man hat heute zu
Tage bessere. Der Uebersezer erlaubt sich hier eine Frage an die
Schriftgießer und Eisengießer: Hat man bei den Matrizen der
gewoͤhnlichen Lettern aus Letternmasse bereits die Fortschritte
benuͤzt, welche die Kunst in Stahl zu stechen in dem
lezten Jahrzehende in England und auch in Deutschland gemacht hat? Hat
man bei den herrlichen Fortschritten der Kunst des Eisengusses zu Berlin
und Wien versucht Stereotypentafeln aus Eisen zu gießen? Ließen sich die
Fortschritte dieser beiden Kuͤnste nicht zur Vervollkommnung
einer der nuͤzlichsten Kuͤnste benuͤzen, der
Buchdrukerei?A. d. Ue. Unsere Nachbarn uͤber dem Canale nehmen diese Erfindung in Anspruch, und
fuͤhren als Beweis einige alte Platten eines Kalenders zu einem
Gebetbuche an, die sehr roh und unvollkommen aus Kupfer ohne Jahrzahl verfertigt wurden, fuͤr welche man jedoch
das Jahr 1735 angibt. Wir koͤnnen jedoch einem solchen Beweise das
Verdienst der Erfindung nicht zuerkennen, wenn wir auf unserer Insel bestimmte
Namen und Jahrzahlen aus derselben Zeitperiode besizen, welche uns beweisen, daß
diese Kunst damals in Schottland und in England betrieben wurde, und zwar von
Hrn. Ged zu Edinburgh im Jahre 1725 und von Hrn. Fenner und James zu
London, welche beide Tafeln fuͤr Bibeln und Gebetbuͤcher im J.
1729 und 30 in der Universitaͤt zu Cambridge gegossen haben.
Stereotyp-Landkarten.
Im Franklin-Journal und aus diesem im Register of Arts, August
1830. S. 94. findet sich eine kurze hoͤchst unvollstaͤndige Notiz
uͤber Stereotyp-Landkarten, die aber
hinreichen mag, geschikte Typographen und Chalkographen zur leichteren und
schnelleren Verfertigung schoͤner und wohlfeiler Landkarten zu vereinigen.
Die Namen der Oerter werden auf einem Brette an den gehoͤrigen Stellen mit
Lettern gesezt, und die Zwischenraͤume mit Quadraten und Spatien
ausgefuͤllt, wie bei dem gewoͤhnlichen Saze einer Tabelle. Von diesem
Saze wird hierauf nach gewoͤhnlicher Weise eine Stereotyp-Matrize
abgeklatscht, in welche die Fluͤsse, Berge etc. von dem Chalkographen gravirt
werden. Diese Matrize gibt auf die gewoͤhnliche Weise die
Stereotyp-Platte.
Material zu Reißpapier.
Ein Hr. Goodman empfiehlt im Mech.
Mag. N. 367. das feine Zellgewebe, das man in den Huͤlsen der
Windsorbohne findet, als Material zu dem sogenannten Reißpapier zu versuchen.
Fettfleken aus Papier zu bringen.
Hr. Pet. Balducci, Assistent des Professors der Chemie am
Spitale di S. Maria Nuova zu Florenz empfiehlt in der
Antologia di Firenze, Juni, 1830 (Biblioteca italiana, Juli 1830 (ausgegeb. am 9. Sept.)
S. 137.)) folgende Methode, Fettfleken aus Papier zu bringen, nachdem er sich
uͤberzeugte, daß die gewoͤhnlichen Methoden, die man hierzu empfohlen
hat, nichts taugen. Man erwaͤrmt zuerst das Papier mit dem Fettfleke am
Feuer, um das Oehl oder Fett fluͤssiger und geneigter zu machen, das Papier
zu verlassen, legt es hierauf auf eine Glastafel, und fahrt mit einem in sehr heißes
rectificirtes Steinoͤhl getauchten Pinsel aus Eichhornhaar uͤber
dasselbe. Hierauf kehrt man das Papier um, und verfaͤhrt auf der anderen
Seite desselben ebenso, und schafft durch Neigung des Glases und geschikte
Fuͤhrung des Pinsels das Fett, welches von dem Steinoͤhle
aufgeloͤst wurde, aus dem Papiere weg. Man wiederholt, diese Operation, indem
man das Steinoͤhl auf Kohlen in einem Schalchen heiß haͤlt, so oft,
bis alles Fett ausgezogen ist. Man troknet hierauf das Papier in maͤßiger
Waͤrme, um das Steinoͤhl, welches von demselben eingesogen wurde, zu
verfluͤchtigen. Bei dieser Behandlung leidet weder das Papier, noch
dasjenige, was darauf gedrukt oder geschrieben ist.
Papin, Erfinder der neuen Wasserhizungsmethode nach
Braithwaite's und
Ericsson's Weise.
Bei Gelegenheit einer Erwaͤhnung des Rechtsstreites zwischen Galloway und Braithwaithe-Ericsson, der jezt alle englischen technologischen
Zeitschriften fuͤllt, bemerkt Hr. J. W. Boswell (ein sehr
achtbarer alter Englaͤnder, der die Erfindungen des Auslandes besser kennt,
als viele junge gelehrte Englaͤnder), daß Papin schon vor beinahe 150 Jahren
durch Versuche erwies, daß die Hize des Feuers, wenn sie durch eine Roͤhre
geblasen wird, die durch Wasser laͤuft, das Wasser schneller heizt, als
irgend eine andere Heizungsvorrichtung. Er ließ eine gebogene 24 Fuß lange
Roͤhre durch ein 8 Fuß langes, 5 Fuß breites und hohes Wassergefaͤß
laufen, und machte dieses Wasser mit 5 Pfd. Holzkohlen „dampfend“ heiß; er verbrannte auch den
Rauch vollkommen, indem er die Luft abwaͤrts durch das Feuer blies, das oben
in einer gebogenen Roͤhre angezuͤndet ist: er zog das hessische oder
Centrifugal-Geblaͤse vor. Papin's
Abhandlungen uͤber seine Versuche finden sich in den Phil. Trans. vom J. 1685, in den Act. Erudit.
1690; sie wurden von diesen gelehrten Akademien seit 150 Jahren eben so wenig in's
Leben gebracht, als der Arbeiter, der sie brauchen konnte, seit 150 Jahren wußte,
daß in den Phil. Trans. und Act.
Erud. etwas fuͤr ihn Brauchbares zu finden ist. Dieß zeigt, im
Vorbeigehen, wie sehr gelehrte Gesellschaften, in der Form, in welcher sie 150 Jahre
lang bestanden, den Kuͤnsten und Gewerben nuͤzlich wurden.
Ueber den schiebbaren Rechenstab
(the sliding rule),
vorzuͤglich uͤber die Literatur desselben und des Proportionalzirkels,
finden sich sehr interessante Notizen in Mech. Mag. N.
369. 4. Sept. 1830. S. 5.
Ueber das Laͤuten der Gloken mittelst einfachen
Mechanismus
findet sich wieder eine interessante Notiz im Mech. Mag. N. 367., 21. August, S. 431.
Der beruͤhmte Uhrmacher Jak. Harrison zu London,
der den großen Preis von 20,000 fl. fuͤr das beste Chronometer gewann,
empfiehlt auf das Dringendste die Abstellung des verderblichen und gefahrvollen
gewoͤhnlichen Laͤutens, und die Einfuͤhrung eines
zwekmaͤßigen Mechanismus, der denselben Dienst weit besser und weit sicherer
leistet. Er beweiset durch Erfahrung, durch Lautwerke, die sein Sohn eingerichtet
hat, daß Gloken einen weit schoͤneren und lauteren, helleren Klang von sich
geben, wenn sie von außen mittelst eines Hammers geschlagen werden, als der
Schwengel in dem Hohlraume derselben bei dem gewoͤhnlichen Lauten nimmermehr
hervorzubringen vermag; daß man den Klang, der durch Haͤmmer von außen an den
Gloken hervorgebracht wird, weit weiter hoͤrt, als wenn sie nach
gewoͤhnlicher Art gelautet werden; daß endlich Gloken, welche von außen
mittelst eines Hammers geschlagen werden, weit weniger dadurch leiden, und die
staͤrksten Schlage ohne alle Gefahr vertragen, waͤhrend die besten
Gloken oft schon bei schwachem Laͤuten gesprungen sind, indem der Schwengel,
wenn er innenwendig an die Gloke schlaͤgt, immer und immer die Tendenz hat,
die Gloke zu zerschlagen. (Wir haben bereits so viele Beispiele von
Ungluͤksfaͤllen, welche durch das Herabfallen der Gloken
waͤhrend des Laͤutens in Frankreich, im Lande der Wechselbaͤlge
(der Belgen, nicht der Hollaͤnder), in England in der neueren Zeit sich
ereigneten, in unseren Blaͤttern angefuͤhrt; wir haben die Urtheile
der erfahrensten Baumeister uͤber die Nachtheile, welche durch das
gewoͤhnliche Laͤuten der Gloken an den Kirchthuͤrmen und an den
Mauern der Kirchen selbst entstehen, und die jedem, der auch nicht Baumeister ist,
und nur etwas uͤber die Sache nachdenken will, von selbst einleuchten
muͤssen, in unseren Blattern angefuͤhrt, und auf die Verbesserungen
aufmerksam gemacht, welche man in dieser Hinsicht in N. Amerika, und in Europa
(bisher, nach unserem Wissen, allein), in Daͤnemark und in Wuͤrtemberg
getroffen hat. Wir wollen hoffen, daß das Beispiel dieser Laͤnder, das jezt
auch in England nachgeahmt wird, endlich auch auf Staaten wirken wird, in welchen
die Staatswirthschaft so schlecht betrieben wird, daß die Reparatur an
Kirchthuͤrmen und Kirchen bei einer Bevoͤlkerung von 4 Millionen
jaͤhrlich uͤber 300,000 fl. kostet. Ein einfaches Hammerwerk an den
Gloken angebracht, wuͤrde diese Ausgaben vielleicht um 2/3 vermindern. Es ist
gewiß sonderbar, daß, waͤhrend man die Kraft der Hammer auf Gloken seit
Jahrhunderten an den diuretischen Glokenspielen kennt, dieselbe noch immer nicht zum
Laͤuten verwendet
hat. Daß die heutige Metallurgie es so weit gebracht hat, daß man weit wohlfeilere,
Heller und lauter und schoͤner klingende Compositionen, als die bisherigen
Gloken, verfertigen kann; daß selbst Stahl mit großem Vortheile Statt der Gloken
benuͤzt werden kann, und daß man keine Gloken mehr noͤthig hat um
Glokenklang in den Kirchen hervorzubringen, weiß bereits die ganze Welt; nur
diejenigen scheinen es nicht zu wissen, die es ex offo
wissen sollten, und denen es daran gelegen seyn muß, es zu wissen. „Mit
fremdem Gelde braucht man nicht zu sparen!“ hoͤrten wir einen
beliebten Baumeister ausrufen.
Explosion in der Steinkohlengrube zu Jarrow.
Vierzig Arbeiter wurden durch eine Explosion (schlagende
Wetter) in der Steinkohlengrube zu Jarrow Ende Julius getoͤdtet. Globe. Galignani 4805. (Folge der Knauserei, mit welcher
man einen Bergbau treibt, der Millionen jaͤhrlich traͤgt. Die Heiden, die ihre Verbrecher unter Aufsicht ihrer Soldaten
zum Bergbaue verdammten, sorgten fuͤr das Leben der Verbrecher in ihren
Bergwerken durch kostspielige Baue; die Christen oder Christler in England goͤnnen ihren
Mitbuͤrgern nicht einmal Luft in der Grube, in welche sie dieselben durch
Hunger hinabzujagen wissen.)
Oxamid, ein neuer thierischen Koͤrpern
aͤhnlicher Stoff.
Hr. J. Dumas hat in der Akademie der Wissenschaften zu
Paris am 30. Mai l. J. eine Abhandlung uͤber einen neuen thierischen
Koͤrpern aͤhnlichen Stoff vorgelesen, welchen er Oxamide, auch Oxalammide nennt. Man
erhaͤlt ihn durch Destillation von sauerkleesaurem Ammonium. Mit Kali
behandelt gibt er 36 p. C. Ammonium, und enthaͤlt doch kein Ammonium, und 82
p. C. Sauerkleesaͤure, und enthaͤlt doch keine Sauerkleesaͤure.
Diese fuͤr feinere Chemiker, vorzuͤglich bei Analysen thierischer
Koͤrper hoͤchst wichtige und lehrreiche Abhandlung findet sich in den
Annales de Chimie et de Physique, Juin S. 129. Wahrscheinlich wird sie bald in
irgend einem deutschen, fuͤr Physik oder Chemie, bestimmten Journale
uͤbersezt erscheinen.
Trottlauf des Tom-Thumb.
Der ruͤhmlich bekannte nordamerikanische Trot-Laͤufer oder Traber, der in
10 Stunden 100 englische (25 deutsche) Meilen lief, ist jezt in England das
Eigenthum des Hrn. Osbaldestone. Dieser wettete nun, daß
sein Tom-Thumb, eingespannt in einem
Waͤgelchen, 16 englische (4 deutsche) Meilen in Einer Stunde laufen wuͤrde. Die Wette ward angenommen, und von Tom-Thumb mit solchem Erfolge gewonnen, daß er 16
und 1/2 englische Meile in 57 Minuten lief. Am Ende des Laufes legte das edle Roß
zwei englische Meilen in 5 Minuten und einigen Secunden zuruͤk. Hr. Osbaldestone, der selbst kutschirte, fuͤhrte keine
Peitsche; er ermunterte das Thier nur zuweilen mit einigen Worten. Der Tag war
ungemein heiß, und die Fahrt ward zwischen 12 und 1 Uhr angestellt. Das Pferd war
nicht im Mindesten erhizt am Ende seines Laufes, fraß sein Futter mit dem besten
Appetite, und war so frisch, daß es sicher die Wette noch ein Mal gewonnen haben
wuͤrde. (Chronicle. Galignani. N. 4828.)
Taubenpost von englischen Wechslern betrieben.
Man hat sich in der City uͤberzeugt, daß die
Taubenpost in der lezteren Zeit auf einen hohen Grad von Vollkommenheit gebracht
wurde. Man weiß seit 10 Tagen die Curse auf der Pariser Boͤrse bereits am
folgenden Tage zu London. (Post. Galignani. N. 4829.)
(Wir haben seit 10 Jahren in unseren Blaͤttern uͤber die
Nothwendigkeit einer Taubenpost gepredigt: am Ende scheint es, hat man uns doch
wenigstens in Holland, England und Frankreich, aber noch nicht in Deutschland,
gehoͤrt. Der Wiener Curs koͤnnte in laͤngstens 2 Tagen zu
Augsburg bekannt seyn und umgekehrt.)
Neue franzoͤsische Methode Butter aufzubewahren.
Im Register of Arts, August,
1830, S. 95. finden wir folgende Weise angegeben die Butter aufzubewahren.
„Man nimmt Einen Theil weißen Zuker, eben so viel Salpeter, und zwei
Theile reines Salz, puͤlvert Alles fein, und mengt es. In jedes Pfund gut ausgewaschene Butter (so daß alle Buttermilch
beseitigt wird) werden zwei Loth von obiger Mischung eingewirkt, und die Butter
wird sodann alsogleich so fest als moͤglich in Toͤpfe gebracht,
oben sorgfaͤltig abgestrichen und mit feiner Leinwand, uͤber
welche ein Stuͤk Pergament oder Blase kommt, zugebunden. Nach einigen
Tagen wird man bemerken, daß die Butter sich gesezt hat, und den Topf nicht mehr
vollkommen fuͤllt. Die Toͤpfe muͤssen dann
sorgfaͤltig aufgefuͤllt werden, so daß kein Zwischenraum
uͤbrig bleibt. Nun gießt man etwas wenig bei sehr gelinder Waͤrme
zerlassene Butter oben auf, streut noch etwas von obiger Mischung
daruͤber, und schließt die Toͤpfe so genau als moͤglich,
ohne sie jemals wieder zu oͤffnen; bis man die Butter braucht. Auf diese
Weise laͤßt sich dieselbe mehrere Jahre lang aufbewahren: man fand sie
nach zwei Jahren noch so frisch, als in dem ersten Monate ihrer
Zubereitung.“
„Solche Butter ist jedoch erst 14 Tage, nachdem sie auf obige Weise
zubereitet wurde, genießbar, schmekt aber, nach dieser Zeit, so gut, daß Leute,
die an gesalzene Butter gewohnt sind, nimmermehr glauben werden, daß diese
Butter gesalzen wurde.“
„Waͤhrend des Gebrauches muß man dafuͤr sorgen, daß immer
nur die oberen Lagen abgenommen werden, und nicht an der Seite ausgestochen
wird. Wenn die Butter nicht alle auf ein Mal gebraucht wird, muß man sie, wie
Anfangs, uͤberdeken, oder mit Salzwasser uͤbergießen.“
„Butter laͤßt sich auch dadurch aufbewahren, daß man sie in reinen
Honig einhuͤllt, welches derselben einen sehr angenehmen Geschmak, und
sie fuͤr alte Leute und fuͤr Personen, die einen schwachen Magen
haben, sehr zutraͤglich macht.Dagegen wird jeder erfahrne Arzt hoͤchlich protestiren; denn
nichts kann fuͤr schwache Magen schaͤdlicher seyn, als
Butter, und dann noch Honig. Schlechte Apotheker nehmen zuweilen Honig
unter ihre Syrupe: wenn die Zunge des Kranken diesen Betrug nicht merkt,
so merkt ihn der Magen. Daß Honig ein herrliches Mittel ist, thierische
und vegetabilische Koͤrper Jahrtausende lang aufzubewahren, haben uns die Meder gelehrt.
Sie uͤbergossen ihre Leichen in den Saͤrgen mit Honig, und
vor einigen Jahren fand ein reisender Englaͤnder eine solche
Leiche um Babylon in ihrem Sarge im erhaͤrteten Honige so gut
erhalten, daß er meinte, die Verwandten muͤßten jezt noch, nach
Jahrtausenden, die Leiche erkennen, wenn sie lebten. Unsere
hochgelehrten Herren Leibmedici, Leibchirurgen und Hofapotheker
schreiben, wenn ein Mitglied hoͤherer und hoͤchster
Familien stirbt, Ellenlange Contos fuͤr Einbalsamirung der
Leichen derselben, die nur zu oft noch unter ihren Haͤnden
riechend werden, und in wenigen Jahren in Staub zerfallen. Mit einem
Eimer Honig, hoͤchstens mit zwei, in einem metallnen, steinernen
oder thoͤnernen, Sarge laͤßt sich jede Leiche Jahrtausende lang aufbewahren. Dazu bedarf es
keiner Leibmedici etc. Herodot hat uns dieß schon vor 2300 Jahren
gelehrt; unsere Stokgelehrten haben den Vater der Geschichte
Luͤge gestraft, vermutlich weil er Dinge erzaͤhlt, die
nicht in ihren Nebelkram taugen; ein Zufall hat hier bei den Leichen, so
wie Forschung in vielen anderen bezweifelten Faͤllen, die
Wahrhaftigkeit Herodots erwiesen. Man hat Butter in Honig (2 Loth Honig auf 1 Pfd. Butter) viele Jahre
lang aufbewahrt, ohne daß sie eine Spur von Neigung zum Ranzigwerden
zeigte.“
Verbrauch an Wachholderbrantwein in England.
Ungeachtet der Temperance-Society
(Maͤßigkeits-Gesellschaft) wurden im gegenwaͤrtigen Jahre in
England nicht weniger als 24 Millionen Gallons (Ein Gallon = 10 Pfd. destillirt
Wassers) Wachholderbrantwein (Gin) getrunken: d.h., um
dem Leser eine Idee von der Menge dieses Hoͤllengetraͤnkes zu geben,
ein Bach Brantwein von 3 Fuß Tiefe, 60 Fuß Breite, und 5
engl. (Eine und ein Viertel deutsche) Meile Laͤnge. (Age. Galignan. 4827.)
Wie englische Parliamentswahlen den Weinhandel
beguͤnstigen.
Bei der lezten Parliamentswahl in Lincolnshire wurden getrunken: Claret, 72
Bouteillen, Champagner, 28; Portwein, 18,858; Sherry, 506; Madeira, 168; in Allem
20,632 Bouteillen. Porter, 351 Gallons; Ale, 295 Gallons (ein Gallon ist 3 2/10
Wiener Maß); Porter in Bouteillen, 264; Cider, 8; Sodawasser, 99; Brantwein, 9 1/2
Gallons; Rum, 10 3/4; Cordials, 2; British Ein, 13 1/2. (Newark Times. Galignani. N. 4817.)
Korneinfuhr in England von dem festen Lande im Junius
1830.
Weizen
173,000
Quarters.
Gerste
27,500
–
Hafer
37,500
–
Von Weizen zahlten 24,000 Quarters, von Hafer 27,000 Quarters Zoll, und wurden in
England verzehrt. Unter koͤniglichem Schlosse liegen 1,039,000 Quarters
Getreide aller Art, und 281,600 Ztr. Mehl. Chronicle. Galign.
N. 4813. (Ein Quarter ist 4,5862
oͤsterreichische Mezen, von welchen 3,6212 auf den bayerschen Scheffel
gehen.)
Einkehrpreise in England.
Als Koͤnig Wilhelm IV. Ende Augusts nach Windsor
zog, und dort Besuche empfing, konnte man unter 7 Guineen (88 fl. 12 kr.) selbst in
Gasthoͤsen des zweiten Ranges kein Bett auch nur fuͤr Eine Nacht
bekommen. (Herald. Galignan. 4824.)
Auswanderung aus England.
Vom J. 1821 bis zum J. 1829 wanderten aus England, Schottland und Irland nicht
weniger als 127,734 Menschen nach den englischen Colonien aus. (Globe. Galignani. N. 4813.)
Karte von der Ostkuͤste von Groͤnland.
Eine sehr lehrreiche Karte von der Ostkuͤste von Groͤnland nach den
Beobachtungen Scoresby's im J. 1822 und Clavering's im J. 1823, vom 69 bis zum 76° N. B.
und 17 bis 27° westl. Laͤnge von Greenwich findet sich im Edinburgh New Philosoph. Journ.
April – Juli 1830, wo
zugleich S. 192. aus einem Briefe des Hrn. Rafn an Prof.
Silliman eine runnische Inschrift angefuͤhrt
wird, welche man im J. 1824 an der Westkuͤste von Groͤnland unter dem
73° N. B. fand, und welche also lautet: „Erling Sigvalson und Biorne Hordeson und Endride Addson haben Sonnabends
vor Gagnday diese Steinhaufen errichtet, und den Plaz gereinigt im J.
1135.“ Die Ehre der ersten Entdekung Nordamerika's wird immer den
naͤchsten Nachbarn, den Scandinaviern bleiben
muͤssen.