Titel: | Idee zu einer Verbesserung der Dampfmaschine an Dampfwagen. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XXVII., S. 93 |
Download: | XML |
XXVII.
Idee zu einer Verbesserung der Dampfmaschine an
Dampfwagen.
Verbesserung der Dampfmaschine an Dampfwagen.
Ein Hr. P. H. G. gibt
imMech.
Mag. N. 367. S. 421. folgende Idee zu einer Verbesserung der
Dampfmaschinen an Dampfwagen, wodurch allerdings, wie es scheint, in manchen
Faͤllen Triebkraft gewonnen werden kann.
„Man bringe zwei oder mehr Cylinder mit luftdichten Dekeln an einem Ende
an, und versehe sie mit ihren Staͤmpeln, welche sich luftdicht in
denselben bewegen. Man befestige sie horizontal so, daß ihre offenen Enden nach
dem Hintertheile des Wagens sehen, der getrieben werden soll. Wenn man nun sezt,
daß der Staͤmpel an dem geschlossenen Ende des Cylinders dicht ansteht,
so wird die Atmosphaͤre jedem Versuche, den Staͤmpel gegen das
offene Ende zuruͤkzutreiben, mit einer Kraft von ungefaͤhr 14 Pfd.
auf den Quadratzoll widerstehen. Wenn nun Dampf von einer groͤßeren
Kraft, als diese 14 Pfd. auf den Quadratzoll, auf den Staͤmpel von der
geschlossenen Seite des Cylinders her wirkt; so muß, da diese Kraft zugleich auf
den luftdichten Dekel des Cylinders, auf das geschlossene Ende desselben, wirkt,
der Wagen in entgegengesezter Richtung getrieben werden, nach demselben
Grundsaze, nach welchem die Kanone bei dem Abfeuern derselben
zuruͤklaͤuft. Wenn dann eine Klappe sich oͤffnet, so kann
der Dampf entweichen oder verdichtet werden, und der Staͤmpel wieder in
Beruͤhrung mit dem luftdichten Dekel des Cylinders gebracht werden,
waͤhrend ein anderer Staͤmpel sich auf dieselbe Weise bewegt.
Die hierzu noͤthige Einrichtung versteht jeder Mechaniker. Der Zwek ist bloß,
die Aufmerksamkeit auf die Moͤglichkeit zu lenken, den Widerstand der
Atmosphaͤren gegen einen leeren Raum als Stuͤzpunkt zu
benuͤzen, gegen welchen die Kraft des Dampfes zum Treiben der Koͤrper
sich vortheilhaft anlehnen kann.Diese Idee, den Druk der Atmosphaͤre gegen den leeren Raum als
Triebkraft fester Koͤrper zu
benuͤzen, ward bereits zu manchen Spielereien benuͤzt. Es geht
dem ganzen Menschengeschlechte wie jedem einzelnen Menschen, es muß erst mit
einer Sache gespielt werden, ehe man sie ganz kennen lernt. Leider vergißt
man als Mann nur zu oft, womit man als Kind gespielt hat, und das Spielzeug,
womit mancher als Kind gespielt hat, koͤnnte manchem, wenn er es als
Mann wieder ernsthaft betrachtete, mehr nuͤzen, als alles, was er auf
der Universitaͤt gelernt hat. Wenn wir uns nicht gewoͤhnlich
einbildeten, mehr zu wissen, als wir nicht wissen, wuͤrden wir nicht
verschmaͤhen etwas zu lernen, oder wenigstens das Erlernte zu
wiederholen. Diese Idee kann in dem Kopfe und in der Hand eines Mannes, der
es nicht unter seiner Wuͤrde haͤlt, „zu werden wie
die Kleinen,“ vielleicht noch einst zu irgend etwas Großem
fuͤhren.A. d. Ue.