Titel: | Neuer Apparat zur Bereitung der Mineralwasser, von Giuseppe Sormani. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XXXVII., S. 120 |
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XXXVII.
Neuer Apparat zur Bereitung der Mineralwasser,
von Giuseppe
Sormani.
Aus dem Giornale di Farmacia-Chimica e Scienze
accessorie da Ant. Cattaneo, 1829. S. 321.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Sormani, uͤber Bereitung der Mineralwasser.
Da der Gebrauch der Mineralwasser in der Heilkunde so große Vortheile
gewaͤhrt, so muß es dem Arzte auch sehr erwuͤnscht seyn, daß man sie
genau von derjenigen Zusammensezung darstellen kann, welche er zu diesem oder jenem
Zwek dienlich erachtet. Der in Thenard's Chemie beschriebene Apparat, so wie alle bisher nach
demselben Princip construirten, kann jedoch nur irrige Resultate geben, weil er den
Arzt uͤber den wirklichen Kohlensaͤuregehalt des Wassers, welchen er
genau kennen muß, immer in Zweifel laͤßt. Es ist mir gelungen einen Apparat
herzustellen, womit man in dem kurzen Zeitraum von vier Stunden nicht nur die
Mineralwasser so bereiten kann, daß sie den von den Chemikern analysirten vollkommen
gleich sind, sondern auch das Wasser mit Kohlensaͤure in jedem anderen
Verhaͤltnisse, welches der Arzt zu einem gewissen Zweke geeignet halten
duͤrfte, impraͤgniren kann. Die Vortheile meines Apparates
koͤnnen die beruͤhmten Professoren Crivelli
und Calderini so wie der ausgezeichnete Apotheker Hr.
Riva-Palazzi
bezeugen. Ich werde den Leser nicht mit den verschiedenen Apparaten
beschaͤftigen, welche man anwenden kann, um das kohlensaure Gas zu bereiten,
zu waschen und aufzusammeln, da sie hinreichend bekannt sind, sondern bloß den
Apparat beschreiben, welcher eigends dazu dient, um das kohlensaure Gas mit dem
Wasser zu verbinden.
Die Beruͤhrung des kohlensauren Gases mit dem Wasser disponirt es, sich damit
zu verbinden; hieraus folgt, daß es sich um so leichter mit dem Wasser vereinigen
wird, je mehr es verdichtet ist, weil die Atome des verdichteten Gases mit den
Wasseratomen sowohl in groͤßerer Anzahl, als auch wegen ihrer
Elasticitaͤt, staͤrker in Beruͤhrung kommen. Aus diesen
Gruͤnden ließ ich einen Recipient von sphaͤrischer Gestalt
verfertigen, welcher wenigstens einem Druk von acht Atmosphaͤren widerstehen
konnte. Da jedoch die Quantitaͤt des absorbirten Gases nicht nur mit dem
Druk, sondern auch mit der gedruͤkten Oberflaͤche in geradem
Verhaͤltnisse steht, so theilte ich den Recipient in vier horizontal liegende
Segmente ab, welche sich in proportionirten Abstaͤnden befanden; diese nahmen
eine ihrem Hohlraum entsprechende Menge Gas auf und bewirkten so, daß die
gedruͤkte Oberflaͤche fuͤnf Mal groͤßer wurde. Ein
Manometer, welcher senkrecht auf dem Recipient stand, und in die obere
Wasserschichte tauchte, zeigte den Druk in dem Apparate an. Eine Roͤhre,
welche oberhalb mit der lezten Gasschichte communicirte und gekruͤmmt und
verlaͤngert sich mit der unten zum Ablassen des Wassers angebrachten
Roͤhre vereinigte, diente dazu, um zwischen dem verdichteten Gase in dem
Apparate und der Luft in der daran angebrachten Bouteille das Gleichgewicht
herzustellen.
Bisher mußte man die Bouteille, um sie zu verstoͤpseln, immer von dem
Condensationsapparate wegnehmen und sodann an dem Apparate von Decristoforis anbringen, wobei es unmoͤglich war alles von dem
Wasser absorbirte Gas zuruͤkzuhalten. Es ist mir gelungen diesem Uebelstande
abzuhelfen, indem ich einen Mechanismus erfand, wodurch man die Bouteille
verstoͤpseln kann, ohne sie mit der aͤußeren Luft in Beruͤhrung
zu bringen.
AFig. 20. ist
ein Saug- und Drukkolben, womit man das Gas aus dem Gasometer ziehen und in
dem Recipient verdichten kann. B ist der
sphaͤrische Recipient.
Um zur Operation zu schreiten, zieht man den Kolben heraus und oͤffnet die
Roͤhren h, d, f so wie den Hahn M. Vermittelst eines an der Roͤhre G angebrachten Trichters gießt man so viel Wasser in den
Recipient, daß es zwei Drittel seines Hohlraumes einnimmt. Hierbei ist genau darauf
zu sehen, daß das durch die Roͤhre f eingelassene
Wasser den Raum N. 1. vollstaͤndig
ausfuͤllt; die in demselben enthaltene Luft wird durch das Roͤhrchen
e' und zum Theil durch die Roͤhre G selbst entweichen. Es ist klar, daß wenn man
fortfaͤhrt Wasser
einzugießen, es durch das Roͤhrchen i gehen und
den Raum N. 2. ausfuͤllen wird, waͤhrend
die Luft theils durch das Roͤhrchen e'', theils
durch die verlaͤngerte Roͤhre d entweicht,
und so fort bis die gehoͤrige Menge Wasser eingegossen ist.
Man bringt nun den Kolben A an, verschließt die
Roͤhren d und f
Durch den Pfropf der Roͤhre f stekt man
ein Centesimalthermometer, welches die Temperatur im Inneren des Apparates
anzeigt; diese muß man nicht nur in den warmen, sondern auch in den kalten
Schichten genau messen, weil daß Wasser bei niedriger Temperatur von dem
fluͤssigen in den festen Zustand uͤbergeht, an Volum zunimmt
und nicht nur keine Kohlensaͤure mehr aufnehmen, sondern auch die
bereits aborbirte nicht mehr zuruͤkhalten kann.A. d. Ue.
, laͤßt den Hahn M
auf und laͤßt einen Schwimmer p durch die
Roͤhre h gehen, welche sich bis an das Segment
q erstrekt. Sodann sammelt man eine
Quantitaͤt Gas, welche dem fuͤnffachen Hohlraum des Apparates
entspricht und schreitet hierauf zur Verdichtung desselben im Recipienten. Es
streicht durch die Roͤhre G hinein und tritt in
den Raum N. 1., wo es wegen seines Eigengewichtes
bleiben und so viel Wasser austreiben muß, als der Laͤnge des
Roͤhrchens e entspricht. Hierauf entweicht das
uͤberschuͤssige Gas ebenfalls wegen seines Eigengewichtes durch das
Roͤhrchen e und wird sodann von dem Segment s zuruͤkgehalten, wo eine Quantitaͤt
desselben, entsprechend der Laͤnge des Roͤhrchens e'', zuruͤkbleibt. Dieselbe Erscheinung wird auch
bei den beiden oberen Segmenten Statt finden, waͤhrend die
atmosphaͤrische Luft entweder durch den Hahn m
oder durch die Roͤhre h entweicht. Es ist zu
bemerken, daß sobald der Schwimmer p die Gegenwart von
Wasser anzeigt, man ihn herausheben, daselbst den Manometer anbringen und den Hahn
m schließen muß. Man laͤßt sodann noch so
lange Gas in den Apparat streichen, bis der Manometer einen Druk von acht
Atmosphaͤren anzeigt, welcher sich in den verschiedenen Raͤumen N. 1., 2. u.s.w. gleichmaͤßig herstellt.
In dem Maße als der Manometer anzeigt, daß Gas von dem Wasser absorbirt wurde,
laͤßt man wieder Gas einstroͤmen bis die fuͤnf Gasvolume
angewandt sind. Wenn sodann der Manometer einen Druk von fuͤnf
Atmosphaͤren anzeigt, ist die Operation beendigt und man zieht hierauf das
Wasser auf folgende Weise ab.
Man bringt die Bouteille fest am Punkte x des Apparates
an, und sezt einen Schwimmer in die Roͤhre y,
welche nach der Methode von Decristoforis verfertigt,
aber doch viel laͤnger ist, so daß man beilaͤufig an ihrem Ende den
Schwimmer so hineindruͤken und befestigen kann, daß man keinen Gasverlust zu
befuͤrchten hat: man oͤffnet sodann den Hahn m, welcher mit der Roͤhre y vermittelst
eines Roͤhrchens communicirt, wodurch sich das Gleichgewicht zwischen der
condensirten Kohlensaͤure im Apparate und der Luft in der Bouteille herstellt; wenn man
sodann auch den Hahn n oͤffnet, welcher ebenfalls
durch ein Roͤhrchen mit der Roͤhre y
communicirt, so ergieße sich das Wasser durch sein Eigengewicht in die Bouteille und
zwingt das in derselben condensirte Gas wieder in die Maschine zu treten; das Wasser
befindet sich folglich immer unter einem starken Druk, ein Umstand, welcher zur
Erhaltung des Gases in demselben noͤthig ist. Wenn die Bouteille so weit
gefuͤllt ist, daß man sie verpfropfen muß, schließt man die Haͤhne m und n und druͤkt
den Schwimmer in den Hals der Bouteille herab.
Der Erfinder dieses Apparates macht sich anheischig, ihn von erfahrenen Mechanikern
zu sehr maͤßigem Preise verfertigen zu lassen und garantirt seine genaue
Ausfuͤhrung, ohne welche man den beabsichtigten Zwek damit nicht erreichen
koͤnnte.