Titel: | Analyse einiger Producte englischer Bleihütten. Zubereitung verschiedener salziger schmelzbarer Verbindungen. Von Hrn. P. Berthier. |
Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. LVI., S. 182 |
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LVI.
Analyse einiger Producte englischer
Bleihuͤtten. Zubereitung verschiedener salziger schmelzbarer Verbindungen. Von
Hrn. P.
Berthier.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. Juni 1830.
S. 285.
Berthier, uͤber englische Bleihuͤtten.
Die HHrn. Coste und Perdonnet haben an der École des Mines eine sehr schoͤne
metallurgische Sammlung in Hinsicht auf Behandlung der Bleierze hinterlegt, welche
sie auf ihrer Reise durch England zu Stande brachten. Ich beeilte mich diese Sammlung zu untersuchen, und
die englischen Producte mit jenen unserer Bleihuͤtten auf dem festen Lande zu
vergleichen. Ich will hier nur die Zusammensezung derjenigen bekannt machen, die mir
etwas Besonderes dargeboten haben. Da unter denselben sich einige aͤußerst
schmelzbare befinden, in welchen Bestandtheile vorkommen, welche man noch nie mit
einander verbunden fand, so veranlaßte mich dieser Umstand, indem ich mir
naͤmlich ihre Schmelzbarkeit erklaͤren wollte, eine Menge
synthetischer Versuche uͤber die Verbindungen der Fluoruͤre,
Chloruͤre und Suͤlfuͤre mit verschiedenen Salzen anzustellen.
Ich will diese Versuche summarisch beschreiben: abgesehen von dem wissenschaftlichen
Interesse, welches sie mir darzubieten scheinen, koͤnnen sie vielleicht auch
zur Vervollkommnung der Metallurgie und Docimasie dienen.Und auch zu anderen Zweken, Siehe den Beschluß.A. d. Ue.
Alston-Moor. Die Erze von Alston-Moor sind
ein Bleiglanz, der mit etwas Blende und kohlensaurem Bleie gemengt ist. Nach dem
Roͤsten schmilzt man denselben im schottischen Ofen, und behandelt die
daselbst erhaltenen Schlaken noch ein Mal in dem sogenannten Aermelofen. Die
Schlaken aus diesem lezteren Ofen sind dicht, schwarz metallisch glaͤnzend,
wie Schmiedeschlaken, gleichartig, feinkoͤrnig, krystallinisch und
glaͤnzend, sehr stark magnetisch. Kochsalzsaͤure greift sie sehr
leicht an. Sie besteht aus
Kieselerde
0,285;
Eisenprotoxyd
0,250;
Kalk
0,240;
Zinkoxyd
0,106;
Thonerde
0,070;
Bleioxyd
0,030;
Bittererde, Spuren;
–––––
0,981.
Sie schmelzen sehr gut in einem gefuͤtterten Tiegel mit
Zusaze von 0,16 Quarz, und bilden ein durchscheinendes, etwas rauchfarbenes Glas mit
großen Gußeisenkoͤrnern bedekt.
Man laͤßt zu Alston-Moor allen Rauch aller
Oefen in einen langen Schornstein, auf dessen Waͤnden sich der Staub und
Alles, was immer verdichtbar ist, absezt. Diese Masse wird von Zeit zu Zeit
gesammelt. Am Eingange des Schornsteines in der Naͤhe der Oefen ist sie stark
zusammengehaͤuft, und bildet Massen, die von runden Hoͤhlungen ganz
durchloͤchert sind, sehr schwer sind, und einen ebenen, matten, lichtgrauen
und gelblich oder roͤthlich schattirten Bruch zeigen. Sie besteht aus
schwefelsaurem Blei
0,656;
Bleioxyd
0,102;
Zinkoxyd
0,138,
Eisenoxyd
0,034;
Kiesel- und Thonerde
0,056;
Schwefelblei
0,014;
–––––
1,000.
Sie muͤssen einst so weich gewesen seyn, daß sie
beinahe fluͤssig waren.
Eine aͤhnliche Composition bildet sich auch am Eingange der Schornsteine der
Reverberiroͤfen zu Conflans in Savoyen, wo man
beinahe reinen Bleiglanz schmilzt. Ein vor zwei Jahren daselbst gesammeltes
Stuͤk, das dicht, gelblich, undurchsichtig, von ebenem etwas
glaͤnzenden Bruche war, gab bei der Analyse
schwefelsaures Blei
0,390;
Bleioxyd
0,426;
Kiesel-, Thon-, Kalkerde und
Eisenoxyd
0,174,
–––––
0,990.
Das schwefelsaure Blei ruͤhrt von dem verfluͤchtigten Schwefelblei her,
das sich in der Luft verbrennt. Dieses schwefelsaure Blei wuͤrde in den
Schornsteinen nicht schmelzen, wenn es rein waͤre, indem es bei der
Weißgluͤhehize kaum weich wird: es wird ohne Zweifel unter diesen
Umstaͤnden durch das beigemengte Bleioxyd zum Flusse gebracht. Ich fand
wirklich durch Versuche, daß es nur einer sehr geringen Menge dieses Oxydes bedarf,
um dem schwefelsauren Bleie eine sehr große Schmelzbarkeit zu verschaffen. Ich habe
folgende Mischungen versucht.
Schwefelsaures Blei
37,91 Gr.
– 2 At.;
37,91 Gr.
– 4 At.;
37,91 Gr.
– 8 At.
Bleiglaͤtte
13,95 –
– 1 –
6,98 –
– 1 –
3,49 –
– 1 –
––––––––
––––––––
–––––––
51,86.
44,89.
41,40.
Alle drei wurden bei anfangender Weißgluͤhehize so duͤnn
fluͤssig, wie Wasser, und gaben weiße, durchscheinende Email von mehr oder
minder krystallinischem Bruche. Das Email der ersten Mischung hatte einen
entschieden faserigen Bruch, und man sah selbst in den Hoͤhlungen kleine
durchscheinende Krystalle. Wenn man die Bleiglaͤtte im Verhaͤltnisse
von 1 At. 27,89 auf 1 At. schwefelsaures Blei, 37,91, nimmt, so bildet sich ein
aͤußerst schmelzbares, farbenloses, basisch schwefelsaures Blei, das eine
große Neigung zur Krystallisation besizt; so zwar, daß, wenn man es unter
gehoͤriger Vorsicht erkalten laͤßt, man große, prismatische,
farbenlose, durchscheinende Krystalle erhaͤlt. Wenn man nur etwas mehr
Bleiglaͤtte nimmt, so faͤrbt die Masse sich canarien- oder
strohgelb.
Redruth in Cornwall. Das Erz
von Redruth ist ein an Silber reichhaltiger Bleiglanz, der an der Huͤtte 70
bis 72 p. C. Blei gibt. Man roͤstet das Erz 12 Stunden lang im
Reverberirofen: jedes
Mal 12 Zentner auf einmal, und bringt es hierauf in einen zweiten Reverberirofen, wo
die Roͤstung vollendet, und mittelst einiger Fluͤsse das Blei
ausgeschmolzen wird. Die Schlaken werden weggeworfen. Ein Exemplar solcher Schlaken,
wahrscheinlich aus einer Schmelzung, bei welcher man keinen flußspathsauren Kalk
zugesezt hat, bestand aus
Kieselerde
0,350;
Eisenprotoxyd
0,225;
Kalkerde
0,190;
Bleioxyd
0,120;
Zinkoxyd
0,060;
Thonerde
0,035;
Schwefel- und
Kohle-Spuren.
–––––
0,980.
Diese Schlake war dicht, etwas metallisch schwarz; ihr Bruch war koͤrnig,
etwas schuppig, blaͤttrig; sie war magnetisch, und aͤhnelte dem
Basalte. Mit vier Theilen schwarzem Fluß probirt, die zur Erhaltung einer guten
Schmelzung nothwendig waren, gab sie 0,08 metallisches Blei.
Man sammelt am Eingange der Schornsteine der Reverberirschmelzoͤfen eine
dichte, getraͤufte, glasartige, undurchsichtige Masse, von
gelb-brauner Farbe, wie Harz. Sie besteht aus
Kieselerde
0,206;
Bleioxyd
0,712;
Thonerde
0,074;
Kalkerde
0,002;
Eisenoxyd-Spuren.
–––––
0,992.
Diese Masse entsteht offenbar durch die Einwirkung der Bleidaͤmpfe auf die
Ziegelsteine, welche den Schornstein auskleiden, und wo stark geschuͤrt wird,
schmelzen, und laͤngs der Wand herablaufen.
Grassington bei Skipton in Yorkshire. Die Erze, welche
man zu Grassington ausschmilzt, sind ein Gemenge aus
Bleiglanz und kohlensaurem Blei, deren gewoͤhnliche Gangart kohlensaurer Kalk
und schwefelsaure Schwererde ist. Man schmilzt 18 Ztr. auf ein Mal in einem
Reverberirofen, bald mit bald ohne Zusaz von Flußspath. Man roͤstet und
schmilzt abwechselnd: nach dem Roͤsten treibt man das Erz mit kleinen
Steinkohlen oder Kohks. Man schiebt die Schlaken auf die Buͤhne des Ofens
(l'autel) zuruͤk, und troknet das Bleibad mit
Kalk. Wenn man Kalkspath zusezt, treten die Schlaken vollkommen in Fluß; wo nicht,
oder wenn man nur wenig davon nimmt, kluͤmpern sie sich an einander,
schmelzen aber nicht. Sie sind dann bloß blond, etwas poroͤs, und so
muͤrbe, daß sie die Finger faͤrben. Sie enthalten viele kleine
Bleikoͤrner. Man behandelt sie noch ein Mal im Aermelofen. Ein Exemplar
dieser lezteren fand ich bestehen aus
Calcium-Fluoruͤr
0,015;
Schwererde
0,335;
Kalkerde
0,045;
Blei zum Theile oxydirt
0,340;
Eisenoxyd
0,030;
Schwefelsaͤure
0,235;
–––––
1,000;
oder
Calcium-Fluoruͤr
0,015;
schwefelsaure Schwererde
0,510;
schwefelsauren Kalk
0,106;
Blei zum Theile oxydirt
0,340;
Eisenoxyd
0,030;
–––––
1,001.
Mit zwei Theilen schwarzem Flusse geschmolzen werden sie außerordentlich
fluͤssig, und geben 0,24 bis 0,25 metallisches Blei.
Lea bei Matlock in Derbyshire. Man unterscheidet zu Lea zweierlei Erze; naͤmlich, reinen Bleiglanz, und Bleiglanz, der
mit kohlensaurem Blei gemengt ist, und mit schwefelsaurer Schwererde. Man fand in
einem Muster des lezteren:
Bleiglanz
0,55;
kohlensaures Blei
0,23;
schwefelsaure Schwererde
0,19;
Thonerde
0,03;
––––
1,00.
Es ist wahrscheinlich, daß man die kohlensaure Schwererde nicht durch Waschen zu
entfernen sucht, aus Furcht das kohlensaure Blei zu verlieren.
Man mengt diese beiden Erze mit einander, ungefaͤhr zu gleichen Theilen, und
behandelt 16 Ztr. auf ein Mal im Reverberirofen. Man roͤstet Anfangs zwei
oder drei Stunden lang; bei dieser Arbeit erhaͤlt man viel Blei, was durch
Einwirkung des kohlensauren Bleies auf den Bleiglanz geschieht. Hierauf sezt man dem
geroͤsteten Erze 9 Theile eines Flusses zu, der aus Flußspath und Kalkspath
in folgendem Verhaͤltnisse besteht:
Blaͤttriger Flußspath
0,75;
Blaͤttriger Kalkspath
0,25;
––––
1,00.
Man schuͤrt kraͤftig ein Mal an, und laͤßt das metallische Blei
und die schmelzbaren Schlaken ausfließen. Auf der Sohle bleiben noch andere weiche
Schlaken, die aber nicht ganz in Fluß gerathen. Man troknet sie mit Kalk, zieht sie
dann aus dem Ofen, und schmilzt sie im Aermelofen mit armen Erzen aus etc. Was die
schmelzbaren Schlaken betrifft, so wirft man dieselben weg, indem man sie selbst fuͤr den
Aermelofen zu arm haͤlt. Zwei Muster solcher schmelzbarer Schlaken, das eine
von Hrn. Dufresnoy, das andere
von den HHrn. Coste und
Perdonnet
zuruͤkgebracht, bestanden aus
Calcium-Fluoruͤr
0,160
–
0,136;
Schwererde
0,164
–
0,197;
Kalkerde
0,178
–
0,225;
Bleioxyd
0,159
–
0,066;
EisenoxydZinkoxyd
0,045
–
0,020;0,020;
Schwefelsaͤure
0,278
–
0,320;
Kohlensäure und Verlust
0,016
–
0,016;
–––––––––––––––––––
1,000.
1,000.
oder aus
Calcium-Fluoruͤr
0,160
–
0,136;
schwefelsaurer Schwererde
0,250
–
0,300;
schwefelsaurer Kalkerde
0,225
–
0,330;
schwefelsaurem Blei
0,220
–
0,090;
EisenoxydZinkoxyd
0,045
–
0,020;0,020
Kalkerde
0,080
–
0,088;
Kohlensaͤure und Verlust
0,020
–
0,016;
––––––––––––––––––
1,000.
–
1,000.
Diese Schlaken sind dicht, sehr hell grau, etwas gelblich, im Inneren der Blasen
glaͤnzend, von koͤrnigem und mattem Bruche; sie sind zuweilen mit sehr
kleinen matten Stuͤken gemengt. Wenn man sie mit Salpetersaͤure
behandelt, so loͤst sich schwefel- und flußspathsaurer Kalk, Eisen,
Zink und etwas Blei auf, und der Ruͤkstand besteht aus schwefelsaurer
Schwererde, schwefelsaurem Bleie und flußspathsaurem Kalke.
Um sie zu analysiren, hizte man sie in einem silbernen Tiegel mit zwei Theilen
kohlensaurer Soda, und einem halben Theile Salpeter. Die Mischung schmolz sehr
leicht, und ward vollkommen fluͤssig. Man ruͤhrte Wasser ein und
filtrirte, schlug die Flußspathsaͤure, die in der Fluͤssigkeit
enthalten war, durch ein Kalksalz, die Schwefelsaͤure durch ein Barytsalz
nieder. Flußspathsaͤure kam immer nur sehr wenig vor: beinahe aller
flußspathsaurer Kalk widersteht der zersezenden Wirkung des kohlensauren Alkali, und
findet sich in dem unaufloͤsbaren Theile wieder. Man behandelte diesen mit
Essigsaͤure, unter der Vorsicht die uͤberschuͤssige
Saͤure mittelst gehoͤrig geleiteter Abdampfung zu verjagen, und es
blieb reiner flußspathsaurer Kalk, oder etwas von einer geringen Menge Eisens
gefaͤrbter flußspathsaurer Kalk zuruͤk. Die Aufloͤsung in
Essigsaͤure, welche Schwererde, Blei, Eisen, Zink und Kalk enthaͤlt,
wurde auf zwei verschiedene Weisen behandelt: 1) man schlug alle Schwererde und alles
Blei durch Schwefelsaͤure nieder, bestimmte die Menge beider zugleich, und
schied in der Folge das schwefelsaure Blei mittelst fluͤssiger kaustischer
Pottasche davon ab; dann schlug man das Eisen mit uͤberschuͤssigem
Ammonium nieder, den Zink durch Schwefelwasserstoffsaͤure, und den Kalk durch
irgend eine sauerkleesaure Verbindung. 2) man schlug das Blei, das Eisen, den Zink
durch Schwefelwasserstoffsaͤure nieder; die Schwererde durch
Schwefelsaͤure und die Kalkerde durch eine sauerkleesaure Verbindung, unter
der Vorsicht, die Fluͤssigkeit mit Ammonium zu saͤttigen. Man
behandelte den metallischen Niederschlag neuerdings mit schwacher
Salpetersaͤure, und schlug das Blei durch Schwefelsaͤure nieder.
Wenn man das Bleioxyd als frei in den Schlaken vorhanden annaͤhme, so
wuͤrden die ersten Schlaken 0,315 schwefelsauren und 0,038 freien Kalk
enthalten, und die zweiten 0,37 schwefelsauren, und 0,072 freien Kalk.
Die nicht geschmolzenen Schlaken, welche auf der Sohle des Reverberirofens
uͤbrig bleiben, sind nicht gleichartig. Die vorherrschende Masse ist hellgrau
und matt, wie die schmelzbare Schlake; sie ist aber sichtbar poroͤs, und mit
weißen, erdigen, matten Theilen gemengt, die Kalk zu seyn scheinen, und mit vielen
glaͤnzenden blaͤttrigen Theilen, die alle Kennzeichen des Bleiglanzes
besizen. Sie sind merklich magnetisch. Wenn man sie mit Essigsaͤure
behandelt, so hat ein sehr leichtes Aufbrausen Statt, welches von der Entwikelung
einiger Kohlensaͤure herruͤhrt, und es loͤst sich Kalk und
etwas Gyps auch kalt auf: wenn man sie aber kocht, so loͤst sich Kalk, Zink
und Eisen auf, das sich in der Fluͤssigkeit als Protoxyd befindet, wenigstens
dem groͤßeren Theile nach. Der Ruͤkstand ist schwarz. Wenn man
denselben bei gelinder Waͤrme mit Salpetersaͤure behandelt, so
loͤst sich viel Blei, Eisen, Zink, Kalk auf, und es bleibt ein Gemenge aus
schwefelsaurer Schwererde, schwefelsaurem Bleie und flußspachsaurem Kalke mit etwas
Schwefel zuruͤk. Man analysirte diese Schlaken, indem man sie im silbernen
Tiegel mit 2 Theilen kohlensaurer Soda und Einem Theile Salpeter schmolz etc.
Zwei Muster, von welchen das Eine viel Bleiglanz enthielt, das andere rein war, gaben
folgende Resultate:
Calcium-Fluoruͤr
0,072
–
0,085;
Schwererde
0,144
–
0,160;
Kalkerde
0,147
–
0,170;
Bleioxyd
0,088
–
0,220;
metallisches Bl
0,152
–
0,017;
Eisenoxyd
0,154
–
0,055;
Zinkoxyd
0,072
–
0,080;
Kadmiumoxyd
Spur
–
Spur;
Schwefelsaͤure
0,117
–
0,199;
Schwefel
0,024
–
0,003;
Kohlensaͤure und Verlust
0,030
–
0,011;
––––––––––––––
1,000.
1,000.
oder
Calcium-Fluoruͤr
0,072
–
0,085;
schwefelsaure Schwererde
0,220
–
0,244;
schwefelsaure Kalkerde
0,016
–
0,056;
schwefelsaures Blei
0,120
–
0,300;
Eisenoxyd
0,154
–
0,056;
Zinkoxyd
0,072
–
0,080;
Kadmiumoxyd
Spur
–
Spur;
Kalk
0,140
–
0,147;
Bleiglanz
0,176
–
0,020;
Kohlensäure und Verlust
0,030
–
0,012;
–––––––––––––
1,000.
1,009.
Diese Schlaken schmelzen sehr gut mit 2 Theilen schwarzem Flusse, und liefern 0,20
bis 0,21 zaͤhes Blei. Wenn man annaͤhme, daß die Schwefelsaͤure
mit dem Kalke in diesen Schlaken verbunden ist; so wuͤrden die ersteren 0,106
schwefelsauren Kalk und 0,103 Kalk, und die lezteren 0,186 schwefelsauren Kalk und
0,093 freien Kalk enthalten. Die nicht geschmolzenen Schlaken unterscheiden sich von
den geschmolzenen vorzuͤglich dadurch, daß sie weniger
Calcium-Fluoruͤr enthalten, als diese, und mehr freien Kalk. Es
scheint hieraus offenbar, daß es das Calcium-Fluoruͤr ist, welches die
Stelle eines Flusses vertritt, waͤhrend, im Gegentheile, der kaustische Kalk
sich der Schmelzung widersezt. Die wesentliche Wirkung des zugesezten
Calcium-Fluoruͤres ist Abscheidung des groͤßten Theiles der
schwefelsauren Schwererde; die Wirkung des Kalkes, wenn er in gewisser Menge
zugesezt ist, ist Zersezung des schwefelsauren Bleies, welches, ohne diesen Zusaz,
mit der schmelzbaren Schlake in Verbindung treten wuͤrde, und dadurch großen
Theils der reducirenden Wirkung des Bleiglanzes oder der Kohle entzogen
wuͤrde. Da es nun zur Erhaltung dieses Zwekes noͤthig zu seyn scheint,
Kalk in Ueberschuß anzuwenden, so folgt, daß die Schlaken, welche sich in dem
Reverberirofen bilden, sich in zwei Theile theilen: in einen schmelzbaren, der sich
durch die Schmelzung abscheidet, und eine gewisse Menge schwefelsauren Bleies mit
sich nimmt; und in einen teigigen, aber nicht fluͤssigen, den man als ein
Gemenge von Bleioxyd, Kalk, sogenannter Matte, Eisen- und Zinnoxyd, mit
schmelzbaren Schlaken getraͤnkt, betrachten kann.
Flußspath und Salze. Um die
Schmelzungsfaͤhigkeit (capacité
fondante) des Calcium-Fluoruͤres zu
bestimmen, stellte ich, nachdem ich mich einmal uͤberzeugte, daß die
schwefelsaure Schwererde, der schwefelsaure Kalk und das schwefelsaure Blei unter
sich keine schmelzbaren Verbindungen bilden, und die beiden ersteren sich nicht mit
basischem schwefelsauren Bleie schmelzen, folgende Versuche an.
Ich erhizte nach und nach bis auf 50 pyrometrische Grade ungefaͤhr
Flußspath
9 Gr., 87
– 1 At.;
19 Gr., 74
– 2 At.
Schwefelsaure Schwererde
29 –, 16
– 2 At.;
29 Gr., 16
– 1 At.
––––––––
––––––––
39 Gr., 03
58 Gr., 90
Das erste Gemenge schmolz, ohne jedoch vollkommen fluͤssig zu werden. Die
erkaltete Masse war in einigen Theilen aufgeblaͤht, und der Bruch
koͤrnig krystallinisch; die Waͤnde der Hoͤhlungen waren
polyedrisch, und man bemerkte hier und da einige kleine prismatische Krystalle.
Das zweite Gemenge ward vollkommen fluͤssig, und lieferte eine dichte Masse,
die im Bruche etwas krystallinisch, und ein wenig durchsichtig war: sie gab aber
keine Spur von Krystallen.
Ich hizte wie vorher,
Flußspath.
19 Gr., 74
– 2 At.;
9 Gr., 87
– 1 At.;
4 Gr. 93
– 1 At.;
2 Gr. 47
– 1 At.
Calcinirten schwefelsauren Kalk.
17 –, 14
– 1 At.;
17 Gr., 14
– 1 At.;
17 Gr. 14
– 2 At.;
17 Gr. 14
– 4 At.
–––––––
––––––––
––––––––
––––––––
36 –, 88.
27 –, 01.
22 Gr. 07.
19 –, 61.
Die drei ersten Mischungen sind vollkommen geflossen; die zweite jedoch viel
leichter, als die beiden anderen. Die Masse, die man von der ersteren Mischung
erhält, war dicht, von unebenem Bruche, und bot nur schwache Spuren von
Krystallisation dar. Jene von dem zweiten Gemenge war weiß, etwas perlmutterartig,
durchsichtig, krystallinisch, und bestand aus großen Blaͤttern, die sich in
verschiedenen Richtungen kreuzten: in den Hoͤhlungen kamen einige Krystalle
vor, deren Winkel man haͤtte messen koͤnnen. Die Masse aus dem dritten
Gemenge war dicht, ohne Blasen, weiß, durchsichtig, von koͤrnigem Bruche,
blaͤtterig, die Blaͤtter sehr deutlich.
Das vierte Gemenge ging nicht in vollkommenen Fluß uͤber, erweichte sich aber
sehr stark. Die Masse war sehr blasig, weiß, undurchsichtig, von sehr fein
koͤrnigem Bruche: die innere Oberflaͤche der Blasen war
polyedrisch.
Derselben Hize, die man bei den vorigen Proben anwendete, wurden drei andere Gemenge
aus Flußspath und aus schwefelsaurem Bleie ausgesezt, naͤmlich:
Flußspath
9 Gr. 87
– 1 At.;
4 Gr. 98
– 1 At.;
4 Gr. 98;
1 At.
Schwefelsaures Blei
37 –, 91
– 1 –;
37 –, 91
– 2 –;
75 –, 82;
4 At.
––––––––
––––––––
––––––––
47 –, 78
42 –, 89
80 –, 80.
Das erste Gemenge, bestehend aus
Flußspath
0,210,
Schwefelsaurem Blei
0,790,
schmolz mit der groͤßten Leichtigkeit, und ward
fluͤssig, wie Wasser. Die Masse war dicht, im Bruche steinig, ungleich, etwas
glaͤnzend, undurchsichtig, und zeigte keine Spur von Krystallisation.
Das zweite Gemenge, bestehend aus
Flußspath
0,116
Schwefelsaurem Blei
0,884,
schmolz eben so leicht, wie das vorige. Die Masse war dicht,
steinig, weiß, etwas in's Gelbliche ziehend.
Das dritte Gemenge schmolz, ohne jedoch vollkommen fluͤssig zu werden. Die
Masse war voll kleiner Blasen, wodurch sie das Ansehen eines Bimssteines erhielt,
uͤbrigens koͤrnig, so daß man die Koͤrner mit dem Nagel
auskrazen konnte, etwas gelblich, und ohne alle Spur von Krystallisation.
Wenn man einem Gemenge aus Flußspath und schwefelsaurem Bleie Kalk oder kohlensauren
Kalk zusezt, so wird das schwefelsaure Blei, wenigstens zum Theile, zersezt, und es
bildet sich eine schmelzbare Verbindung aus Flußspath und aus schwefelsaurem Kalk
mit Glaͤtte gemengt. Wirklich wurde
1 At. Flußspath
9 Gr.
87
– 0,181,
1 At. schwefelsaures Blei
37 –
91
– 0,690,
1 At. Kalk
7 –
12
– 0,129,
–––––––––––––––
54 –
90
1,000.
schnell stark fluͤssig, und die Masse ward bleich grau,
blaͤttrig, und dem groͤßten Theile nach krystallinisch; der Kern war
aber am Grunde gelblich, was daselbst angehaͤufte Glaͤtte
verrieth.
Man hat nun gesehen, daß schwefelsaure Schwererde, schwefelsaure Kalkerde und
schwefelsaures Blei, jedes fuͤr sich einzeln, sehr gut mit Flußspath
schmilzt. Wenn alle diese drei schwefelsauren Verbindungen mit dem Flußspathe
vereint sind, so bilden sie Mischungen, die noch weit leichter schmelzen. Ein
Gemenge aus
Flußspath
0,20,
Schwefelsaurer Schwererde
0,25,
Gegluͤhter schwefelsaurer
Kalkerde
0,30,
Schwefelsaurem Bleie
0,25
––––
1,00,
wurde bei anfangender Weißgluͤhehize vollkommen
fluͤssig. Die erkaltete Masse war dicht, von ungleichem Bruche, beinahe
gleichfoͤrmig, matt, weiß und undurchsichtig; sie sah den schmelzbaren
Schlaken voll Lea vollkommen aͤhnlich, welchen sie sich auch in ihren
Bestandtheilen sehr naͤherte. Diese Masse gab, mit zwei Theilen schwarzen
Flusses geschmolzen, nur 0,035 Blei; wenn man aber zugleich 0,10 metallisches Eisen
zusezte, so konnte man 0,14 bis 0,15 Blei erhalten, und die Schlake, die leicht
schmilzt, ist dicht, von koͤrnigem Bruche, und von Schwefeleisen schwarzbraun
gefaͤrbt.
1 At. Flußspath
9 Gr. 87,
1 At. wasserfreies schwefelsaures
Kupfer
19 – 94,
––––––––
29 – 81,
in einem Platinnatiegel gehizt, wurden bei
Rothgluͤhehize vollkommen fluͤssig. Die dadurch entstandene Masse war
dicht, von einem sehr krystallinischen, glaͤnzenden Bruche, blaß ziegelroth;
doch war ihr diese Farbe nicht besonders eigen, sondern sie erhielt dieselbe durch
einen kleinen Antheil Kupferoxyd, der aus der Zersezung von etwas schwefelsaurem
Kupfer entstand. Wenn die Masse rein waͤre, wuͤrde sie perlmutterweiß
seyn. Das Wasser zersezt sie sehr leicht, und loͤst alles schwefelsaure
Kupfer auf. Wenn man sie in Weißgluͤhehize behandelt, so wallt sie, und
blaͤht sich auf; es steigen dichte schwefelsaure Daͤmpfe auf; die
Masse wird immer mehr und mehr teigig, und sie verliert endlich ihre Schmelzbarkeit
gaͤnzlich. Der Ruͤkstand ist dann nur mehr ein Gemenge aus Flußspath
und Kupferoxyd. Wenn man demselben Kieselerde zusezte, so wuͤrde sich
Flußspathsaͤure entwikeln, und es bliebe eine Masse aus flußsaurer
Kieselsaͤure und schwefelsaurem Kalke mit Kupferoxyd gemengt
zuruͤk.
Der Flußspath schmilzt auch leicht mit wasserfreiem Eisenpersulfat; die Masse
zerstoͤrt sich aber beinahe eben so schnell, als sie schmilzt, unter
Entwikelung von wasserfreier Schwefelsaͤure.
Es scheint also, daß das Calcium-Fluoruͤr die Eigenschaft besizt,
Verbindungen mit allen schwefelsauren Salzen zu bilden, welche sehr leicht
schmelzbar sind; daß aber diese Verbindungen nur bei Graden von Hize bestehen
koͤnnen, die niedriger sind als jener, welchen die schwefelsaure Verbindung,
die in ihnen enthalten ist, ertragen kann, ohne ihre Schwefelsaͤure zu
verlieren.
Da der Flußspath mit den unschmelzbaren Salzen viele schmelzbare Verbindungen bildet,
so war es leicht vorauszusehen, daß er mit Salzen, die fuͤr sich selbst
schmelzbar sind, sehr leicht schmelzen wuͤrde. Dieß wurde auch in folgenden
Versuchen bestaͤtigt. Versuche mit dem Loͤthrohre lehren noch
uͤberdieß daß er mit Borax und mit phosphorsaurer Soda Glas bildet.
Flußspath
19 Gr., 74
– 1 At.;
19 Gr., 74
– 2 At.
Wasserfreie schwefelsaure Soda
35 –, 48
– 1 –,
17 –, 84
– 1 At.
––––––––
––––––––
55 –, 22,
37 –, 58,
schmolzen vollkommen bei Weißgluͤhehize. Das erstere
Gemenge ward außerordentlich fluͤssig; die Masse zog sich bei dem Erkalten
sehr stark zusammen, war compact, von koͤrnigem Bruche, krystallinisch und
stark durchsichtig.
Das zweite Gemenge ward nicht so fluͤssig, wie das erste. Die erkaltete Masse
war der vorigen aͤhnlich, sie war aber mehr zaͤhe und mehr hart.
3 At. Flußspath
29 Gr.
61
1 At. geschmolzener Borax
25 –
25
–––––––––
54 –
86
schmolzen bei Weißgluͤhehize ohne Aufwallen und
Aufblaͤhen und wurden sehr fluͤssig, obschon sie etwas teigig waren.
Die erkaltete Masse war dicht, von schuppigem Bruche, glaͤnzend, und bot
viele kleine stark durchsichtige Blaͤttchen dar. Sie war einem schillernden
Sandsteine aͤhnlich.
Chloruͤre und Salze. Die schmelzende Kraft des
Flußspathes, und die wohlbekannte Wirkung des Calcium-Chloruͤres auf
schwefelsaure Schwererde und Strontian brachten mich auf die Idee, die Weise zu
untersuchen, wie verschiedene Chloruͤre sich mit schwefelsauren Salzen
verhalten.
1 At. Sodium-Chloruͤr
14 Gr.,
67,
1 At. schwefelsaure Schwererde
29 –,
16,
–––––––––
43 –,
83,
oder
1 At. Barium-Chloruͤr
25 Gr.,
99,
1 At. schwefelsaure Soda
17 –,
84,
–––––––––
43 –,
83,
wird schnell aͤußerst fluͤssig, und erzeugt eine
dichte gleichfoͤrmige, etwas durchsichtige Masse von ungleichem und
krystallinischem Bruche, die selbst in den Hoͤhlungen einige Spuren von
regelmaͤßigen Krystallen darbietet.
1 At. Sodium-Chloruͤr
14 Gr.,
67,
1 At. schwefelsaures Blei
37 –,
91,
–––––––––
52 –,
58,
oder
1 At. Bleichloruͤr
34 Gr.,
74,
1 At. schwefelsaure Soda
18 –,
17,
–––––––––
52 –,
91,
schmelzen vollkommen bei Dunkelrothhize. Die Mischung wallt
bestaͤndig auf, und verbreitet einen weißen, sehr dichten Rauch von
Bleichloruͤr in
der Luft. Die erkaltete Masse ist dicht, grau, schwach durchsichtig, und hat einen
schuppigen Bruch.
Zwei Mischungen aus Barium-Chloruͤr und aus schwefelsaurer Schwererde,
in den unten folgenden Verhaͤltnissen, wurden bei anfangender
Weißgluͤhehize fluͤssig wie Wasser.
Barium-Chloruͤr
25 Gr., 99
– 1 At.;
25 Gr., 99
– 1 At.;
Schwefelsaure Schwererde
29 –, 16
– 1 –;
58 –, 32
– 2 At.;
–––––––––
–––––––––
55 –, 15.
84 –, 31.
Die Masse, die aus der ersteren Mischung entsteht, war dicht, weiß, stark
durchsichtig, schuppig, blaͤttrig, krystallinisch.
Die Masse aus der zweiten Mischung glich vollkommen dem weißen salinischen
Marmor.
1 At. Calcium-Chloruͤr
13 Gr.,
97,
1 At. wasserfreier schwefelsaurer
Kalk
34 –,
28,
–––––––––
48 –,
25,
schmolz bei Weißgluͤhehize zu einem gut
fluͤssigen Teige. Die erkaltete Masse war dicht, durchsichtig und schwarz, an
einigen Stellen durchscheinend, und von sehr krystallinischem Bruche: in den
Hoͤhlungen waren kleine prismatische Krystalle. An der Luft zerfloß sie sehr
schnell.
Ich versuchte zwei Mischungen von Barium-Chloruͤr und von
schwefelsaurem Blei, naͤmlich:
Barium-Chloruͤr
25 Gr., 99
– 1 At.;
12 Gr., 99
– 1 At.;
Schwefelsaures Blei
37 –, 91
– 1 At.;
37 –, 99
– 2 At.;
––––––––
––––––––
63 –, 90
50 –, 90;
oder
Bleichloruͤr
34 Gr. 97
– 1 At.;
17 Gr., 37
– 1 At.;
Schwefels. Schwererde
29 –, 16
– 1 At.;
14 –, 58
– 1 At.;
Schwefelsaures Blei
18 –, 95
– 1 At.;
––––––––
––––––––
63 –, 90
50 –, 90
Beide Mischungen wurden sehr weich, schmolzen aber nicht
vollkommen, und gaben ein weißes Email, das sehr blasig, durchsichtig und von
koͤrnigem Bruche war. waͤhrend der ganzen Dauer der Operation hafte
eine sehr bedeutende Verfluͤchtigung von Bleichloruͤr Statt.
Die drei folgenden Versuche werden beweisen, daß nur eine sehr geringe Menge
Bleichloruͤr nothwendig ist, um schwefelsaures Blei zu schmelzen. Man erhizte
nach und nach
Schwefelsaures Blei
37 Gr., 91
– 1 At.;
37 Gr., 91
– 2 At.;
37 Gr., 91
– 4 At;
Bleichloruͤr
34 –, 74
– 1 –;
17 –, 37
– 1 –;
8
–, 69
– 1 –;
––––––––
––––––––
––––––––
72 –, 65.
55 –, 28
46 –, 60
Diese drei Mischungen schmolzen mit der groͤßten
Leichtigkeit, und wurden vollkommen fluͤssig. waͤhrend des Schmelzens
verfluͤchtigte sich viel Bleichloruͤr, wodurch die Flamme am Herde
eine weiße livide Farbe erhielt. Die aus der ersten Mischung erhaltene Masse bildete
ein weißes Email, das etwas blasig und von krystallinischem Gefuͤge war, und
nadelfoͤrmige durchscheinende Krystalle in seinen Hoͤhlungen enthielt.
Die aus den beiden uͤbrigen Mischungen enthaltene Masse hatte ein etwas
krystallinisches Gefuͤge, und einen beinahe ebenen Bruch.
Man hat gesehen, daß der sogenannte Schaum (les crasses),
der nach dem lezten Flusse in dem Reverberirofen zuruͤkbleibt und
unschmelzbar ist, noch reich an Blei ist, und in dem sogenannten Aermelofen mit
armen Erzen etc. behandelt wird. Durch diese Behandlung erhaͤlt man fließende
Schlaken, die dicht, schwarzbraun, im Bruͤche koͤrnig und matt sind.
Diese Schlafen schmelzen sehr gut mit zwei Theilen schwarzem Flusse, ohne jedoch die
mindeste Spur von Blei zu geben; sie werden, aber unvollkommen, von
Essigsaͤure angegangen, und es entwikelt sich geschwefeltes Wasserstoffgas.
Die Saͤure loͤst viel Schwererde und Kalk auf, und etwas weniges Eisen
und Zink. Concentrirte Kochsalzsaͤure greift sie vollkommen an, und
laͤßt einen gallertartigen Ruͤkstand zuruͤk, der aus Kieselerde
und flußspathsaurem Kalk besteht: Koͤrper, welche man mittelst
fluͤssiger kaustischer Pottasche von einander scheiden kann. Um eine
vollstaͤndige Analyse dieser Schlaken zu liefern, hat man sich, auf der einen
Seite, der Einwirkung der Kochsalzsaͤure, auf der anderen, als Controle, der
Einwirkung der kohlensauren Soda und des Salpeters auf trokenem Wege, wie bei den
Schlaken des Reverberirofens bedient. Das Resultat war:
Calcium-Fluoruͤr
0,134;
Kieselerde
0,130;
Schwererde
0,300;
Kalkerde
0,185;
Eisenprotoxyd
0,145;
Zinkoxyd
0,025;
Blei
0,010;
Thonerde
0,020;
Braunsteinoxyd
Spuren
Schwefel
0,070;
–––––
1,019.
Diese unmittelbaren Producte sind nicht diejenigen, welche in den Schlaken enthalten
sind; ein Theil einer jeden Erde und eines jeden Metalles muß sich in denselben
nicht im Zustande eines Oxydes, sondern einer Schwefelverbindung, eines
Sulfuͤres, befinden, so daß sie eigentlich aus Sulfuͤren,
Fluoruͤren und Silicaten oder kieselsauren Verbindungen bestehen
muͤssen. Da wir keine einzige Thatsache besizen, welche uns bei der
Vertheilung, die hier zwischen Sauerstoff und Schwefel an die verschiedenen Metalle
zu geschehen hat, leiten koͤnnte, so werde ich mich hier auf die Bemerkung
beschranken, daß 0,300 Schwererde das Aequivalent von 0,331
Barium-Sulfuͤr sind, welche 0,063 Schwefel enthalten; und daß die
0,145 Eisenprotoxyd das Aequivalent von 0,183 Protosulfuͤr sind, welche 0,068
Schwefel enthalten; woraus folgt, daß das Barium oder das Eisen beinahe hinreichend
sind, um allen Schwefel zu saͤttigen, der in den Schlafen enthalten ist.
Man erhält eine mit den Schlaken aus dem Aermelofen zu Lea sehr analoge
Zusammensezung, wenn man folgende Koͤrper zusammenschmilzt:
15
Flußspath;
15
Quarzsand;
34
Barium-Sulfuͤr;
15
Kalk;
15
Hammerschlag;
6
Zinkoxyd.
––––
100.
Diese Mischung schmilzt bei einer Hize von 50 bis 60 pyrometrischen Graden zu einem
weichen Teige, und bildet eine homogene Masse, die dicht, etwas blasig ist. Die
Blasen sind glaͤnzend, und enthalten einige kleine Krystalle, welche
dunkelschwarz, aber nicht metallisch sind. Der Bruch ist eben und etwas
glaͤnzend. Die alkalischen Sulfuͤre koͤnnen sich demnach sehr
gut auf trokenem Wege mit den Fluosilicaten verbinden.
Aus dem, was ich bisher in dieser, und fruͤher in einer anderen Abhandlung in
den Annales de Chimie aufstellte, ergibt sich demnach,
daß die Fluoruͤre, die Chloruͤre und selbst die Sulfuͤre mit
mehreren Salzen sehr leicht schmelzbare Verbindungen bilden. Diese Verbindungen
sind, im Allgemeinen, sehr schwach, indem das Wasser sie vollkommen zersezt, wenn
einer der Grundbestandtheile (principes
élémentaires) aufloͤsbar ist. Man findet in der Natur
selbst analoge Zusammensezungen: den Topas, die Picrinite, gewisse Glimmer, den
Apatit, das chlorphosphorsaure und chlorarseniksaure Blei: einige sind aber nicht
schmelzbar.
Schwefelverbindungen und Salze. Ich will noch ein
Beispiel von Verbindungen des Schwefels mit einem Salze angeben.
1 At. Barium-Sulfuͤr
21 Gr.,
16,
1 At. wasserfreie schwefelsaure Soda
17 –,
84,
––––––––
39 –,
00,
Aequivalent von
1 At. Sodium-Sulfuͤr
9 Gr.,
84,
1 At. schwefelsaure Schwererde
29 –,
16,
––––––––
39 –,
00,
schmilzt bei Weißgluͤhehize in einen gut
fluͤssigen Teig. Die erkaltete Masse ist dicht, olivengruͤn,
undurchsichtig, von koͤrnigem matten Bruche. Wasser zersezt sie, und
loͤst Sodium-Sulfuͤr auf.
Das Barium-Sulfuͤr und die schwefelsaure Schwererde zersezen sich
gegenseitig nicht; sie bilden aber unter einander keine schmelzbaren
Verbindungen.
Fluoruͤre und Chloruͤre. Die
Fluoruͤre, Chloruͤre und Sulfuͤre koͤnnen auch sehr
schmelzbare Zusammensezungen veranlassen, indem sie sich je zwei zu zwei
verbinden.
1 Atom
Calcium-Fluoruͤr
9 Gr.,
87,
1 Atom Sodium-Chloruͤr
14 –,
65,
––––––––
24 –,
52,
Aequivalent von
1 Atom Sodium-Fluoruͤr
10 Gr.,
55,
1 Atom
Calcium-Chloruͤr
13 –,
97,
––––––––
24 –,
52,
in einem Platinnatiegel gehizt, werden bei anfangender
Weißgluͤhehize vollkommen fluͤssig. Wenn die Masse im Flusse ist,
stoͤßt sie einen dichten Dampf aus, der merklich sauer ist. Die erkaltete
Masse ist gleichartig, dicht, hat einen krystallinischen Bruch, ist blaͤttrig
und durchscheinend.
Folgende Mischungen von Calcium-Fluoruͤr und
Barium-Chloruͤr wurden in Platinnatiegeln gehizt.
Calcium-Fluoruͤr
9 Gr. 87
– 1 At.;
19 Gr., 74
– 1 At.;
Barium-Chloruͤr
25 – 99
– 1 At.;
25 –, 99
– 1 At.;
––––––––
––––––––
35 –, 86,
45 –, 73,
oder
Barium-Fluoruͤr
21 Gr., 89
– 1 At.;
21 Gr., 89,
– 1 At.;
Calcium-Chloruͤr
13 –, 97
– 1 At.;
13 Gr., 97,
– 1 At.;
Sodium-Fluoruͤr
9
–, 87,
– 1 At.;
––––––––
––––––––
35 –, 86,
45 –, 73.
Beide Mischungen floͤssen mit gleicher Leichtigkeit,
und stießen ein weißes blendendes Licht aus; aus der fluͤssigen Masse stiegen
merklich saure Daͤmpfe empor. Die erkalteten Massen waren dicht,
email-weiß, undurchsichtig, von ungleichem oder schuppigem Bruche, beinahe
gleichfoͤrmig, ohne alle Spur von Krystallisation. Mit Wasser behandelt gaben
sie Barium-Chloruͤr und Kalk-Fluoruͤr; wenn man sie aber
auf dem Reibsteine abrieb, und eine gewisse Zeit uͤber mit Alkohol digerirte,
so loͤst sich
eine sehr bedeutende Menge Calcium-Fluoruͤr auf, woraus folgt, daß der
Ruͤkstand Barium-Fluoruͤr enthaͤlt.
Fluoruͤre und Sulfuͤre.
1 At. Calcium-Fluoruͤr
9 Gr.,
87,
1 At. Barium-Sulfuͤr
21 –,
16,
–––––––––
31 –,
03,
Aequivalent von
1 At. Barium-Fluoruͤr
21 Gr.,
89,
1 At. Calcium-Sulfuͤr
9 –,
14,
–––––––––
31 –,
03,
schmilzt bei der Weißgluͤhehize zu einem sehr weichen
Teige, der aber nicht vollkommen fluͤssig ist, und greift die irdenen
Schmelztiegel nicht an. Die kalte Masse ist dicht, kaffeebraun, undurchsichtig, und
hat einen koͤrnigen oder blaͤttrigen Bruch.
Eine Mischung aus
1 At. Calcium-Fluoruͤr
9 Gr.,
87,
1 At. schwefelsaurer Schwererde
29 –,
16,
–––––––––
39 –,
03,
in einem gefuͤtterten Tiegel bis auf eine Temperatur
von 150 pyrometrischen Graden erhizt, gibt einen mit dem vorigen identischen
Koͤrper, einen gut geschmolzenen Kern, der blaß fleischroth, undurchsichtig,
im Bruche wenig glaͤnzend und voll kleiner krystallinischer Blaͤttchen
ist.
1 At. Calcium-Fluoruͤr
9 Gr.,
87,
1 At. schwefelsaurer Kalk
17 –,
14,
–––––––––
27 –,
01,
in einem gefuͤtterten Tiegel bei 150°
geschmolzen, gibt einen gut geschmolzenen Kern, der weiß, etwas durchsichtig,
blasig, im Bruche koͤrnig, sehr krystallinisch ist, oder vielmehr aus
krystallinischen mikroskopischen Koͤrnern besteht, die sehr glaͤnzend
sind. Dieser Kern muß zusammengesezt seyn aus
1 At. Calcium-Fluoruͤr
9 Gr.,
87,
1 At. Calcium-Sulfuͤr
9 –,
14,
–––––––––
19 –,
01.
Calcium-Fluoruͤr scheint nicht Verbindungen mit eigentlichen
Metall-Sulfuͤren eingehen zu koͤnnen. Wenn man die beiden
metallischen Substanzen bis auf eine hoͤhere Temperatur erhizt, so schmelzen
sie beide, und scheiden sich vollkommen von einander.
Chloruͤre und Sulfuͤre. Die beiden
folgenden Mischungen,
Barium-Chloruͤr
23 Gr., 99
– 1 At.,
12 Gr., 99
– 1 At.,
Barium-Sulfuͤr
21 –, 16
– 1 At.,
21 –, 16
– 2 At.,
–––––––––
–––––––––
45 –, 15,
34 –, 05,
wurden in irdenen Tiegeln bei einer starken
Weißgluͤhehize gehizt. Erstere schmolz zu einem weichen Teige, der
fluͤssig genug war, um gegossen werden zu koͤnnen. Die Masse war nach
dem Erkalten dicht, roth wie Kermes, undurchsichtig, im Bruche etwas schuppig und
glaͤnzend. Die zweite Mischung schmolz auch, aber bloß zu einem klebrigen
Teige. Die erkaltete Masse war an einigen Stellen dicht, an anderen blasig, hatte
die Faͤrbendes rohen Weinsteines, war undurchsichtig, und von ebenem matten
Bruche.
Mehrere der hier angegebenen schmelzbaren Compositionen koͤnnten mit Vortheil
zum Gusse von Statuen, Vasen, Basreliefs und anderen Verzierungen gegossen werden.
Sie wuͤrden den Bildhauerarbeiten aus Stein auf das Tauschende
aͤhnlich sehen, und dabei weit wohlfeiler zu stehen kommen. Vor den
Gypsabguͤssen hatten sie den großen Vorzug voraus, daß man sie der Luft
aussezen koͤnnte, wie Marmor, ohne Gefahr zu laufen, daß sie dadurch litten.
Versuche und Erfahrung wuͤrden sehr bald die zwekmaͤßigsten
Compositionen kennen lehren. Diejenigen, die man, wie es mir scheint, versuchen
koͤnnte, waren folgende:
80 Theile gebrannter Gyps und 20 Theile Flußspath;
70 Theile schwefelsaure Schwererde und 30 Theile Flußspath;
90 Theile schwefelsaures Blei und 10 Theile Flußspath;
25 Theile gebrannter Gyps, 20 Theile schwefelsaure Schwererde,
40 Theile schwefelsaures Blei und 15 Theile Flußspath.
Die schmelzbaren Schlaken aus dem Reverberirofen zu Lea wuͤrden,
umgeschmolzen, sehr gut zu diesem Zweke dienen.
Man koͤnnte auch noch eine Mischung aus
88 Theilen schwefelsaurem Blei, 12 Theilen Bleichloruͤr,
oder, aus 92 Theilen schwefelsaurem Blei und 8 Theilen Glaͤtte mit Vortheil
anwenden.
Diejenigen Mischungen, zu welchen man viel schwefelsaures Blei nimmt, wuͤrden
den Vortheil gewaͤhren, daß sie hoͤchst schmelzbar, und, da sie sehr
dicht sind, zugleich auch aͤußerst dauerhaft waͤren; vielleicht
waͤren sie aber etwas zu muͤrbe. Eine groͤßere Menge Flußspath
wuͤrde hingegen der Mischung mehr Haͤrte geben; allein, sie
wuͤrde auch mehr kosten, als eine Composition, in welcher schwefelsaures Blei
den Hauptbestandtheil bildet, indem dieses heute zu Tage sehr wohlfeil ist. Es
waͤre sehr leicht diese verschiedenen Compositionen mittelst einiger
zugesezten Metallkoͤrper, z.B. chromsaures Blei etc. zu faͤrben.Hr. Berthier hat in
dieser lehrreichen Abhandlung den Bleihuͤttenwerken, den Besizern von
Bergwerken, in welchen Schwerspath und Flußspath in groͤßerer
Menge bricht, den Fabrikanten chemischer Waaren, bei welchen schwefelsaures
Blei als Abfall haͤufig vorkommt, und den Erzgießern
uͤberhaupt einen neuen Zweig fuͤr ihre Industrie
eroͤffnet. Es kann, wenn geistreiche und thaͤtige Mineralogen,
Chemiker und bildende Kuͤnstler Versuche anstellen, an deren
Gelingen, nach dem was hier gesagt wurde, nicht zu zweifeln ist, eine neue
Art von Stein- und Erzguß in das Gebiet der nuͤzlichen und
bildenden Kuͤnste eingefuͤhrt werden. Man sollte, nach einigen
freilich hoͤchst unbestimmten Angaben, beinahe vermuthen, daß ein
aͤhnlicher heißer Steinguß schon im
Mittelalter bekannt war, und manche Erzguͤsse der klassischen Zeit
bieten ein Material dar, das den Schlaken aͤhnlicher kommt, als
Erzen. Die Sache scheint alle Aufmerksamkeit zu verdienen.A. d. Ue.